Bartoli, C.: "La Bartoli" - Wie gut ist sie wirklich?

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Aristipp
Stammgast

#1 erstellt: 06. Dez 2005, 10:09

Liebe Forumsgemeinde,
wenn ich richtig sehe, gibt es noch keinen thread zum Thema Cecilia Bartoli, was ich hiermit sofort geändert habe

.
Anlässlich der neuesten Bartoli-CD (Opera proibita, die gerade auf meinem Plattenteller läuft) möchte ich die Frage in die Runde werfen:
Wie steht ihr zu dieser Künstlerin?
Meine Meinung ist geteilt; einerseits ist sie ohne Zweifel eine überaus temperamentvolle und überzeugende Singschauspielerin (darin Dietrich Fischer-Dieskau gar nicht mal so unähnlich), die auf der Bühne mit ihrem Temperament oft die anderen Figuren an den Rand drängt. Negativ fällt mir neben dem schon ziemlich penetranten hype, den die Plattenfirmen um sie machen, vor allem ihr von Aufnahme zu Aufnahme immer stärker hervortretender Manierismus auf. Oft merkt man, dass dies geschieht, um von stimmlichen Begrenzungen abzulenken (auch dies hat sie mE mit FiDi gemein). Sie hat wohl doch eine recht kleine Stimme, die schnell überanstrengt klingt, ihr Piano war auch schon einmal lupenreiner und die "geläufige Gurgel" besitzt sie zwar, ist aber nur in der Lage, schnelle Läufe auf einem Vokal zu singen (ihre rasanten Stellen klingen deshalb oft ziemlich gleich).

Ich merke gerade, dass mir viel mehr Negatives als Positives auffällt. Komisch, dabei habe ich annähernd alles von ihr und höre immer mal wieder gerne in die CDs rein. Das liegt wohl daran, dass ein großes Charisma auch solche Probleme aufwiegt

.

Auf eure Einschätzungen wartet gespannt

Matthias

Albus
Hat sich gelöscht

#2 erstellt: 08. Dez 2005, 14:16

Tag,

die Spannung wächst ins Unerhörte? Bartoli, Cecilia?

Als Laie gesprochen. Frage: Wie gut ist sie wirklich? Antwort: Nicht wirklich gut!

Aber, aber, ... ich finde ja, als Laie gesprochen, es kann sowieso kaum jemand wirklich noch singen.

Neulich, Frau Bartoli in Berlin. Nicht auszuhalten. Die Stimme, das Stimmchen, kippte, endlich.

Demnächst folgt die Anna, die auf dem Sofa die Violetta macht.

MfG
Albus

[Beitrag von Albus am 08. Dez 2005, 14:19 bearbeitet]

Aristipp
Stammgast

#3 erstellt: 09. Dez 2005, 10:08

???

martin-f5
Ist häufiger hier

#4 erstellt: 10. Dez 2005, 16:46

habe auch spontan die Opera probitia gekauft und geniese sie seit Tagen immer wieder.
Vielleicht liegt es daran, dass diese Musik in meiner Sammlung neu ist oder das sie eine verführerische Frau zu sein scheint.

Ich kenn keine Vergleiche, ich höre aber sehr viel Energie aus ihrer Interpretation heraus und das gefällt mir sehr.

Ein kleine Frage noch, auf meiner CD ist im ersten Stück zwei drei mal ein hoher Ton zu hören, der mir irgend wie komisch vorkommt (z.B. bei 0:26 sec).
Ist das bei eurer CD auch so?

Gruß

martin

Aristipp
Stammgast

#5 erstellt: 10. Dez 2005, 17:28

Nö, bei mir iss da nix Komisches. Allerdings spielt die Orgel zT im obersten Diskantbereich, meinst du das? Ansonsten kann ich's mir nicht erklären, die CDs sind doch wohl alle identisch gepresst, nehme ich mal an,
Grüße,
Matthias

JohnD
Stammgast

#6 erstellt: 15. Dez 2005, 00:31

Albus schrieb:

Wie schon erwähnt: Fischer-Dieskau hat auch keine "schöne" Stimme. Aber er fühlt beim Singen den Gehalt, sogar die Ironie. Und das hört man. Außerdem versteht man jede Silbe.
Ist mir lieber als seelenlose Rumschleimer, die man gerade beim Lied oft hört.

Doch, singen können einige Leute gut, auch heute noch. Die sind dann aber meist in der Alte-Musik-Szene tätig.

Ralf Grobe, Bass.
Richard Wistreich, Bariton.
Guillemette Laurens, Sopran.
Magdalena Kozena, Mezzo. (Man höre sich mal ihre Joh.- Christoph-Bach-Interpretation an)

Emma Kirkby singt immer noch und klingt wunderbar.

Die Bartoli hat halt Power und Charisma, aber das ist vor allem auf der Bühne gut.

Gerhard Stolze, einer der intelligentesten Sänger des 20. Jahrhunderts, ein Spitzen-Loge und -Mime.
Auch keine herausragende, aber eigenwillige und eindringliche Stimme.
Sowas fehlt heutzutage. Nur Heinz Zednik war auf diesem Niveau mit dabei. Ist aber schon länger her.

Ich weiß genau, was Du meinst. Aber gute Wagner-Stimmen werden wohl aussterben.

Mich nervt auch immer dieses dämliche Vibrato. Das klang früher anders, nicht diese Quint-, Quart- oder Tritonus-Schaukeln.

Deswegen hör ich Vokal mittlerweile fast nur noch Alte Musik.

Avila
Inventar

#7 erstellt: 26. Dez 2005, 20:57

Aristipp schrieb:

Liebe Forumsgemeinde,
wenn ich richtig sehe, gibt es noch keinen thread zum Thema Cecilia Bartoli, was ich hiermit sofort geändert habe

.
Anlässlich der neuesten Bartoli-CD (Opera proibita, die gerade auf meinem Plattenteller läuft) möchte ich die Frage in die Runde werfen:
Wie steht ihr zu dieser Künstlerin?

Anlässlich des auf meinem weihnachtlichen Gabentisch vorgefundenen "Salieri Album" kann ich nur sagen: Schön dass es sie gibt.

Grüsse,

Avila

antiphysis
Stammgast

#8 erstellt: 02. Jan 2006, 21:52

Mein Beitrag ist eher technischer Natur:
Ich finde, sie hat eine schöne, schlanke und in der Artikulation hervorragende Stimme. Etwas unangenehm empfinde ich gelegentlich ihr Vibrato.

Aristipp
Stammgast

#9 erstellt: 03. Jan 2006, 08:21

Mal kurz OT:
Hat jemand eine Theorie, warum Wagnerstimmen aussterben? Ich finde nämlich nicht, dass es "kaum noch gute" Sänger gibt, sondern dass die guten eben eher kleine, dafür aber klangschöne und schlank geführte Stimmen haben. Liegts an der Ausbildung? Wird heute mehr auf Alte Musik (bzw eben va HIP) wert gelegt? Hat man früher mehr Stimmbodybuilding getrieben?

Bin echt ein wenig ratlos,

Herzlich,
Matthias

Joachim49
Inventar

#10 erstellt: 16. Okt 2014, 16:02

Hier ist's ja unglaublich still in Sachen Bartoli, ganz im Gegensatz zu ihrem Wirkungsbereich ausserhalb dieses Forums. Wie so manch anderer wohl, habe ich mir manchmal die Frage gestellt, ob es im östlichen Europa keine (alte) Musik gab. Es gibt sie und es ist wieder einmal die Bartoli, die statt hundertfach eingespielte klassische Schlager zu singen, uns bekannt macht mit Musik am Hof von St. Petersburg. Schon mal etwas von Hermann Rampach gehört? Oder Francesco Araia? Wer allerdings ein typisch russisches Komorit erwartet, wird enttäuscht sein. Die Komponisten dürften wohl importiert sein.

arnaoutchot
Moderator

#11 erstellt: 16. Okt 2014, 17:04

Joachim49 (Beitrag #10) schrieb:

Wer allerdings ein typisch russisches Komorit erwartet, wird enttäuscht sein. Die Komponisten dürften wohl importiert sein.

Zum einen das. Zum anderen schreckt mich das Cover im Pelzchen ab ...

(wenngleich ich die Bartoli generell nicht ablehne und ihre Bemühungen um die Wiederentdeckung vergessener Musik natürlich anerkenne).

HansFehr
Inventar

#12 erstellt: 17. Okt 2014, 07:37

arnaoutchot (Beitrag #11) schrieb:

Zum anderen schreckt mich das Cover im Pelzchen ab ...

Ja. Wie mich auch das Cover von Mission abschreckt.

Von wem wird sie wohl beraten?

arnaoutchot
Moderator

#13 erstellt: 19. Okt 2014, 19:17

... auch "Sacrificium" war schon eher merkwürdig ür ein Klassik-Cover ... nun, wie schon gesagt, inhaltlich interessant, keine Frage, und das "Produkt" will eben verkauft werden.