Monty Python des 19. Jahrhunderts

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SirVival
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 26. Mrz 2007, 08:59
Hi all,

zu den von mir hochgeschätzen Werken des klassischen Opern-Repertoires gehören die Komischen Opern. Meist werden diese Werke leider mehr gelobt denn aufgeführt. Um einige meiner Favoriten zu nennen: Lortzing, Der Wildschütz; Smetana, Die verkaufte Braut; Nicolai, Die Lustigen Weiber von Windsor; Donizetti, L’Elisir d’amore. Die Übergänge in das Genre Operette sind hier fließend: Strauß, Die Fledermaus; Millöcker, Der Bettelstudent.

Ich will es bei dieser Aufzählung mal bewenden lassen, sie war aber notwendig, um die Zielrichtung meines Threads zu verdeutlichen. Bei der Suche nach anderen Werken dieser Fasson bin ich auf die Komischen Opern (Operetten) von Arthur Sullivan und Walter Gilbert gestoßen. Ein Komponist und sein Textdichter, die zusammengehören wie beispielsweise Laurel und Hardy, und die sich aber später wegen einer Nichtigkeit (typisch menschlich) entzweiten und ihre Zusammenarbeit beendeten.

Aufgefallen war mir Sullivan zunächst durch die Ouvertüre zu seiner Operette „Patience“, die ich irgendwann mal im Radio gehört hatte und die mir durch ihre schönen Melodien und ihren musikalischen Schwung imponierte. Neugierig geworden, kaufte ich mir eine CD-Kassette mit eben dieser Operette. Aber trotz Inhaltsangabe, war ich kaum in der Lage dem gesungenen Englisch zu folgen, zumal mir kein gedruckter Text vorlag. Die Synopsis wies allerdings auf eine recht komische Handlung.

Vor einigen Wochen entdeckte ich dann in „meinem“ CD-Laden zwei DVDs mit Operetten von Sullivan. Die besagte „Patience“ und „Der Mikado“. Aufzeichnungen von Life-Aufführungen der City Opera in Sidney. Da man bei den DVDs den gesungenen Text einblenden kann, stellte das Mitverfolgen der Handlungen kein Problem mehr dar. Ich habe mich selten so gut amüsiert, wie bei diesen beiden Stücken. Insbesondere „The Mikado“ nimmt in seinem absurden britischen Humor, den der Deutsche gern als albern und kindisch ansieht (Thomas Mann als Deutsche Instanz hat sich in seinen Tagebüchern in dieser Richtung geäußert), gewissermaßen Monty Python vorweg.

Die Handlung spielt in einem Fantasie-Japan. Szenen drastischer, aber auch subtiler Komik und Besinnliches lösen einander in schneller Folge ab. Die Musik würde ich nicht unbedingt „groß“ nennen wollen, aber großartig. Die musikalische Erfindung ist immer auf hohem Niveau. Vielleicht könnte man die ausschließliche Benutzung gerader Taktarten als etwas monoton empfinden. Aber der Spaß an der Sache macht dieses Manko allemal wett.

Für diejenigen, die Freude an schwarzem Humor und absurder Komik haben, unbedingt eine Empfehlung. Gute Englischkenntnisse sind freilich ein Desiderat. Aber auch dann wird man leider nicht alles verstehen können. Hier fehlt eine Übersetzung ins Deutsche, an der ich gerade sitze. Eine 1 zu 1-Übertragung ins Deutsche ist allerdings kaum noch dem Duktus der Musik anzupassen, ohne dass es dann holzig und blöd klingt. Da birgt das Englische doch mehr Eleganz und Intelligenz.

Gruß


[Beitrag von SirVival am 26. Mrz 2007, 09:04 bearbeitet]
Kings.Singer
Inventar
#2 erstellt: 30. Mrz 2007, 19:13
Ans Herz legen möchte ich auch die Operette "HMS Pinafore", wenn es um Gilbert und Sullivan geht. Die Geschichte einer Kapitänstochter, die sich unsterblich in einen doch so normalen und niederen Matrosen verliebt habt, obwohl doch die Heirat mit dem "Lord of the Admirality" vom Vater vorgesehen ist.

Verpackt in viel Witz und mit ausgezeichneter musikalischer Seite.

Die HMS Pinafore hat auch mir den Zugang zu Gilberts und Sullivans Opern/Operetten geöffnet. Sie ist auch Bestandteil einiger mehr oder weniger berühmter Zitate (wohl eher im englischen Sprachraum) und wurde auch teilweise in dem SciFi-Film "Star Trek: Der Aufstand" übernommen.

Empfehlen möchte ich zwei Aufnahmen. Ich kann mich selbst nicht so recht entscheiden. Beide haben ihre Vorzüge, aber leider auch ihre Nachteile.


Welsh National Opera Orchestra, Sir Charles Mackerras


New Symphony Orchestra London, Isidore Godfrey


Für diejenigen unter uns, die Probleme haben die Sprache zu verstehen, sollte allerdings die zweite Aufnahme besser erscheinen. Oft habe ich das Gefühl die Stimmen seien präsenter. Auch ist das Tempo insgesamt etwas breiter, was der Sprachverständlichkeit zuträglich ist.

Godfreys Aufnahme stammt zwar aus den 50ern, die Klangqualität ist allerdings trotzdem gut. Mackerras' Aufnahme ist rund 40 Jahre jünger.


[Beitrag von Kings.Singer am 30. Mrz 2007, 19:14 bearbeitet]
70mm
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 25. Nov 2007, 13:45

Kings.Singer schrieb:
Die HMS Pinafore hat auch mir den Zugang zu Gilberts und Sullivans Opern/Operetten geöffnet. Sie ist auch Bestandteil einiger mehr oder weniger berühmter Zitate (wohl eher im englischen Sprachraum) und wurde auch teilweise in dem SciFi-Film "Star Trek: Der Aufstand" übernommen.

Auch "The Pirates of Penzance" von G&S wurde übrigens von einer SciFi-Saga zitiert: in der "Babylon-5" Episode "Racing Mars" singt Marcus Cole das Lied "I am the very model of a modern Major-General". Sogar die Abspannmusik wurde dagegen ausgetauscht.


[Beitrag von 70mm am 25. Nov 2007, 13:46 bearbeitet]
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