Cowon O2 vs. Cowon X5 - mein Vergleich

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Das_Klangbild
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 16. Aug 2009, 11:42
Hallo,

da im O2-Thread einige User nach der Klangqualität des O2 gefragt haben und ich neulich die Möglichkeit hatte, ihn gegen meinen X5 zu testen, möchte ich euch hier ein paar meiner Eindrücke schildern.
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass mein Test rein subjektiv ist und keinen Anspruch auf Allgemingültigkeit erhebt, zumal ich keinen wissenschaftlichen Test durchgeführt habe, sondern durch einfaches Anhören mehrerer Tracks den für mich besser klingenden Player herausfinden wollte.
Auf Beispielbilder zu den einzelnen Geräten möchte ich in diesem Thread verzichten, da es diese zu Hauf im Internet zu finden gibt und einige Tests genügend Beispielbilder bereitgestellt haben.

Trotzdem möchte ich vorweg erst einmal etwas zur "Build-quality" sagen: Wie auch schon in anderen Tests angeklungen ist, ist der O2 keineswegs schlecht verarbeitet, aber er ist eben nur aus Plastik hergestellt. Nichts knarzt, alles sitzt auf den ersten Blick am richtigen Fleck.
Nennt man jedoch seit knapp 3 Jahren einen X5 sein Eigen, dann kann ein O2, der in der 32 GB-Ausführung immerhin 300 € kostet, dem Besitzer nur ein müdes Lächeln ins Gesicht zaubern.
Der X5 wartet mit einem schweren Metallgehäuse auf, was einfach haptisch den weitaus besseren Eindruck hinterlässt.
Man hat hier das Gefühl ein wirkliches Top-Produkt in der Hand zu halten.
Nur damit man mich nicht falsch versteht: Der O2 ist haptisch gesehen nicht schlecht, aber wenn ich ehrlich bin ist mir die Gehäuse-Qualität für einen recht stolzen Preis zu schlecht.
Wie erwähnt knarzt zwar nichts und wackeln tut auch nichts, aber alleine der Einschalter ( der auch gleichzeitig als Hold-Taste dient ) lässt sich beim O2 nicht so geschmeidig bewegen, wie beim X5. Das sage ich nicht, weil ich meinen X5 lieber mag, nein, ich möchte doch behaupten, dass jedem der Unterschied sofort auffallen würde.
Im Gegensatz zum X5, muss man beim O2 den Einschalter nach unten schieben, damit der Player zum Leben erwacht.
Beim X5 begrüßt einen üblicherweise ein blauer Bildschirm, der in das Cowon-Logo übergeht.
Beim O2 begrüßt ein weißer Bildschirm den User, der unterhalb des Cowon-Schriftzuges den Boot-Vorgang anzeigt.
Soweit so gut.
Auf das Ausschalten möchte ich noch kurz eingehen, weil mir hier etwas am O2 aufgefallen ist. Wenn ich den Player ausschalte, erscheint wiederum ein weißer Bildschirm mit Cowon-Logo, wobei kurz vor dem Ausgehen des Players das Display anfängt zu flackern. Ob das nur bei mir so ist/war, kann ich nicht beurteilen, aber ich tippe auf ein allgemein gültiges Bug.
Kommen wir zur Navigation. Der X5 besitzt im gegensatz zum O2 noch einige Hardware-Tasten ( der O2 besitzt die Hardware-Taste zum Einschalten und für die Hold-Funktion und für die Lautstärkeregelung ), wie z.B. eine Play-Pause Taste, eine Record-Taste und zu guter letzt den Joystick, mit dem man durch die Menüs navigiert.
Hierfür wird beim Cowon O2 ein Touchscreen verwendet, der auch auf geringe Berührungn empfindlich reagiert.
Beim Multi-Tasking kommt es beim O2 zu gelegentlichen Wartezeiten. Das nervt ein wenig. Alles in allem ist die Menüführung beim O2 allerdings gut gelungen, relativ einfach zu verstehen ( wenn man die Bedeutungen der ganzen Symbole kennt ).

Bevor wir zum Klangtest kommen fragen wir uns nochmal, wofür beide Player eigentlich gedacht sind, wofür sie werben.
Der X5 ist zu "seiner Zeit" eingeschlagen wie eine "Bombe", wurde er doch von allen einschlägigen Testmagazinen zum Testsieger gekürt. Er ist ebenso wie der O2 ein PMP, wobei die Videoqualität damals hinter einem IPOD hinten an stand.
Er besaß Features wie ein eingebautes Radio und überzeugte alle durch seinen brillanten Klang und die vielen EQ-Einstellungen. Auch mich hat er damals sehr angesprochen, weswegen ich ihn mir damals gekauft hatte.
Der Cowon O2, ein moderner PMP, überzeugt zunächst mit seinem brillanten Display, was eine Auflösung von 480x272 PX hat. Ein A3 löst hier beispielsweise höher auf, ebenso wie ein Q5.
An anderer Stelle wies ich schon mal daraufhin, dass Auflösung nicht immer alles ist, zumal auch Faktoren wie Kontrast, Einstellungsparameter und Leuchtdichte eine Rolle spielen.
Schaut man sich den O2 genauer an, wird auch ohne die Produktbeschreibung deutlich, wofür der Player gedacht ist: Er unterhält den User unterwegs mit Videos.
Ein eigentlich lobenswerter Ansatz, der auch gar nicht neu ist.
An dieser Stelle muss ich allerdings kritisieren, dass eine Auslegung auf das Video-Playback viel zu inkonsequent umgesetzt wurde. So hat der jeweilige User nicht einmal die Möglichkeit die Helligkeit beim Video-Playback separat einzustellen, sondern kann nur eine allgemein gültige Helligkeitseinstellung vornehmen. Auch ist absolut keine Möglichkeit vorhanden, den Kontrast der einzelnen Videos selektiv anzupassen.
EQ-Einstellungen für das Video-Playback finden sich ebenso nicht.
Jetzt zum eigentlichen Dilemma: Der Sound bei Videos: Ich denke, ich gehe nicht allzu weit mit der Aussage, dass selbst ein Standard Mp3-Player im unteren – mittleren Preissegment in der reinen Audio-Wiedergabe wesentlich besser klingt, als der O2 beim Video-Playback.
Nichts desto trotz ist die Wiedergabe-Qualität durchaus vorzeigbar und es macht auch Spaß sich die ein oder andere Episode seiner Lieblingsserie auf dem Player anzuschauen.
Alles in allem finde ich es aber wirklich sehr enttäuschend, dass Cowon das Konzept des portablen Video-Players viel zu inkonsequent angegangen ist und fragwürdig umgesetzt hat.

Fassen wir an dieser Stelle einmal zusammen, was mich überhaupt dazu bewogen hat, mir den O2 anzuschaffen: Da war diese Gefühl einer kreativen Menüführung die im Geschäft Spaß machte und Abwechslung zu meinem in die Jahre gekommenen X5 versprach. Da war das brillante Display, was Videos lebendig und in annehmbarer Qualität wiedergab. Aber in was für einem Forum befinden wir uns hier und worauf legen wir das Hauptaugenmerk? Auf den Klang – genau!
Dazu schaute ich mir im Vorfeld ein Test auf Youtube an, in dem der Klang des Players mit 10/10 bewertet wurde. Ebenso las ich mir wiederum Tests im Internet durch, in denen dem Player eine sehr gute Audioqualität attestiert wurde, was nicht zuletzt aus dem 10-fach einstellbaren EQ resultieren sollte.
Hier kann der X5 mit einer geringeren Anzahl ein einstellbaren EQ-Bändern vermeintlicher Weise nicht mithalten.

Nun zum eigentlichen Test und zunächst zu der verwendeten Hardware: Cowon O2, Cowon X5, Ultimate Ears Super.fi 3 Studio Ohrhörer
Die Kopfhörer sind nicht das absolute Optimum, aber meiner Meinung nach ausreichend um prägnante Unterschiede im Klangbild der einzelnen Player herauszufinden.
Beim Klangtest selbst begab ich mich in einen weitestgehend abgeschirmten Raum, um störende Geräusche zu eliminieren.
Um die Klangqualität der einzelnen Player zu demonstrieren und bestmöglich in Worte zu fassen, habe ich mich dazu entschieden an dieser Stelle 3 verschiedene Lieder zu benennen und Auffälligkeiten im Klang der beiden Kontrahenten nieder zu schreiben. Sofern die einzelnen Lieder nicht eurem bevorzugten Genre gehören ist das kein Problem, zumal die 3 Tracks nur zur Demonstration der Klangwiedergabe dienen sollen, die sich auch bei anderen Liedern nur in Nuancen unterscheiden sollte.

Track 1: Kelis – My Milkshake:
Ok, hier werden jetzt einige denken: „Man, was hört der bitte für Lieder, geht ja gar nicht.“
Ich gebe zu, man muss darauf stehen, aber im ersten Moment habe ich in meiner Sammlung keinen besseren Track gefunden, um die Basswiedergabe, auch speziell am Anfang des Liedes, zu testen.
Anbei die Auffälligkeiten:

Cowon O2:

-weniger Volumen als X5
-kälterer Bass
-Anpassen des EQ führt zu Tonabrissen
-Feine Bassabstufungen sind nicht definierbar
-Bass reißt früher ab ( Tendenz zum „Matschigen“ )

Cowon X5:

-mehr „Bassvolumen“
-mehr „tonale Bandbreite“
-detailliertere Tiefen
-warmer Bass

Wie hier zu erkennen ist, hat zeigt der O2 so einige Schwächen, die der X5 gekonnt in der Lage ist auszumerzen. An dieser Stelle möchte ich auch noch kurz darauf hinweisen, dass der X5 während der ganzen Tests auf Lautstärke: 10 stand und der O2 auf Lautstärke: 30, und das bei einem vollkommen identischen Titel. Der X5 hat also auch hier mehr Potential, zumindestens, was die theoretische maximale Lautstärke betrifft.
Kommen wir zum nächsten Titel.

Track 2: Shaggy – Feel the Rush:
Ja, schon wieder so ein komischer Titel, oder? Was wollte ich denn damit überhaupt testen?!
Ich wollte testen, ob sich der Track lebendig anhört, ob man das Gefühl hat mit dabei zu sein, ob die „Party“ vor dem inneren Auge auf Hochtouren kommt und ob der Sound lebendig und erlebnisreich ist, sodass er mich emotional berühren kann.
Anbei die Auffälligkeiten:

Cowon O2:

-analytischer Klang
-heller und digitaler
-einzelne Instrumente besser differenzierbar

Cowon X5:

-wärmerer Klang
-live dabei
-wirkt nicht digital
-glasklare Höhen und Tiefen

Der Cowon O2 ist weiß Gott kein schlecht klingender Player, nur hat er es während des kompletten Testzyklus nicht geschafft, mir das Gefühl zu vermitteln, dass ich im Track mittendrin bin, dass ich Die Bühne vor mir sehe und eine gute Zeit erlebe. Das kommt daher, dass der O2 analytischer, kälter und digitaler als der X5 klingt. Das war ja auch schon beim Cowon D2 zu merken.
Manchen wird das unter Umständen gefallen, mir sagt das hingegen nicht so sehr zu.
Kommen wir zum letzten Titel, der zum Vergleich diente.

Track 3: Whitney Houston – My love is your love:
Oman, jetzt kommt auch noch so eine schnulzige Nummer, denkt ihr vielleicht?!
Meine Antwort: Ja:D
Warum ich diesen Track gewählt habe? Nun, Whitney singt in diesem Song sehr emotional, wobei die Liebe eine sehr große Thematik darstellt. Ich schloss die Augen und lauschte dem Klang. Ich wollte besonders darauf achten, ob ich die einzelnen Gitarrenzupfer bei beiden Playern heraushören kann und inwiefern alle Instrumente klar und deutlich wahrnehmbar sind.
Anbei die Auffälligkeiten:

Cowon O2:

-neigt dazu, bei gleichzeitigen tonalen Wechseln „abzureißen“
-detaillierter Klang

Cowon X5:

-jederzeit differenzierbare Instrumente
-Gitarrenzupfer etwas instensiver wahrnehmbar
-Besser wahrnehmbare Kommunikation der Instrumente

Ja, das war im Großen und Ganzen schon mein „kleiner Test“, mit dem ich hoffentlich dem ein oder anderen positive und negative Seiten der Player näher bringen konnte und vielleicht dem ein oder anderen eine Kaufentscheidung erleichtert habe.
Mein persönliches Fazit des Tests:

Nicht alles, was neu ist, ist besser als das Alte und nicht alles, was alt ist, ist überholt.

Bis bald,

Grüße


[Beitrag von Das_Klangbild am 16. Aug 2009, 11:51 bearbeitet]
Intraaural
Inventar
#2 erstellt: 16. Aug 2009, 12:23
Vielen Dank für Deinen Bericht, ich denke er wird einigen hier helfen, die Geräte einzuschätzen.


Das_Klangbild schrieb:

Der Cowon O2 ist weiß Gott kein schlecht klingender Player, nur hat er es während des kompletten Testzyklus nicht geschafft, mir das Gefühl zu vermitteln, dass ich im Track mittendrin bin, dass ich Die Bühne vor mir sehe und eine gute Zeit erlebe. Das kommt daher, dass der O2 analytischer, kälter und digitaler als der X5 klingt. Das war ja auch schon beim Cowon D2 zu merken.


Das "kälter und digitaler" kann ich mir bei einem Vergleich mit meinem D2 gut vorstellen. Ich hatte nach einer gewissen Zeit dafür nur noch die Bemerkung übrig: "Er klingt klinisch tot". Würde dies in etwa auch auf den O2 passen?

Das Wort "analytisch" lese ich immer und immer wieder in Bezug zu diversen Cowon-Playern, gerade auch dem D2, aber in meiner Wahrnehmung ist dieses "klinisch tote" nicht analytisch. Aber Wahrnehmungen sind ja sehr persönlich. Es gibt Gott sei Dank Alternativen.
shaft8
Inventar
#3 erstellt: 16. Aug 2009, 13:45
Danke für den Vergleich, kenne jedoch beide Player nicht.
Aber was dazu:


Track 3: Whitney Houston – My love is your love:
Oman, jetzt kommt auch noch so eine schnulzige Nummer, denkt ihr vielleicht?!
Meine Antwort: Ja


Dieses schnulzige Gedöns ist nur dann schnulzig, wenn es auf minderwertigen Komponenten gehört wird.
Bei richtigen Klangmonstern wird es zu einem Lauschen und Genuss......und ich bin mit Sicherheit kein Schnulzhörer!

Cahokia
Neuling
#4 erstellt: 16. Aug 2009, 19:19
Sehr schöner Test. Danke !

Besitze selber einen X5L und D2+. Der D2 ist ein schönes kleines "Gerätchen" das Spass macht. Aber.. nach einigem hören beider Player (mit gleichen Songs) steht für mich fest: Der X5L ist einfach der "Edlere". Und selbst jetzt nach Jahren intensiver Nutzung immer noch Neuwertig (dank ZCover). Wie du schon schreibst: Der Klang ist einfach besser beim X5.
Für mich ist der D2+ für unterwegs jeden Tag. Der X5L zum geniessen guter Musik im Hotel wenn ich unterwegs bin.
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