Qualität von Kopfhörern

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george
Stammgast
#1 erstellt: 04. Feb 2008, 18:21
Zufrieden benutze ich meinen 13 Jahre alten Sennheiser HE60/HEV70, auch mehr als 25 Jahre alte Senns arbeiten bis heute einwandfrei - nur der HD580 musste neben neuen Kabeln auch wegen eines Lackfehlers repariert werden - dank des wahnsinnigen Senn-Service kein wahres Ärgernis.

Aber dennoch reizten mich die Entwicklungen der letzten Jahre: nach langer Zeit habe ich wieder eine recht umfangreiche Kollektion von KHs in einem der üblichen Märkte besucht.
Aber was ich in diesem Markt sah, übertraf meine wenige Jahre alten Erinnerungen nochmals deutlich:
Ein minderwertig verarbeitetes Modell wird vom nächsten noch "überboten" - jämmerlich zusammenklopptes Billig-Plastik, Grate, Knarzen bei jeder Berührung. Und dies unabhängig von der Marke: AKG, Philips, Senn, Sony - selbst teure "Spitzenmodelle" mit zweifelhaften, effekthascherischen Edeleffekten sind bei genauer Betrachtung ebenfalls minderwertig gemacht.
Ein Kollege kaufte sich drei (LAN-Party) Senn-Headsets für jeweils über 100€ das Stück - innerhalb von 2 Tagen fielen sie ALLE auseinander!
Auffällig auch augenscheinliche Teilegleichheit bei ehemaligen Konkurrenten, welche nun wahrscheinlich aus der gleichen Blechhütte purzeln.
Wohlgemerkt alles "Made in China" - und somit auch kein Wunder: Miese Arbeitsbedingungen, keine Facharbeit - ich habe jetzt einige Monate einen solchen "internationalen Fertigungsverbund" eines Weltmarktführers "live" miterlebt: Know-How-Transfer Deutschland->Billigstandorte, Rückschritte in der Produktionstechnik, heftigste Qualitätsmängel aller Standardisierungs- und QM-Versuche zum Trotz - jeder, der dann immer noch nicht Billiglöhne mit Billigqualität in Einklang bringt, muss blind sein!
Statt das Geld dort zu investieren, wo es dauerhaft gut angelegt ist: in moderne Fertigungsanlagen, Automatisierung wenn sinnvoll und dabei Infrastruktur, Facharbeit und andere Vorteile des heimischen Hochlohnstandortes nutzt (damit meine ich auch dänische Designschmieden, britische Boxenbauer, japanische Highend-Anbieter etc.), wirft man lieber Milliarden im jährlichen Nomaden-Streifzug von Billiglohnland zu Billigstlohnland (z.B. Senn: D->IR->China->Pakistan?), verzweifelten Qualitätssicherungsmaßnahmen und dem Kampf gegen Plagiaten (deutsche Maschinenbauer meiden inzwischen die Patentanmeldung!) aus dem Fenster.

Ein interessantes Gespräch mit einem Beyerdynamic-Mitarbeiter macht mir ein wenig Mut:
Seitdem man sich von katastrophalen Verträgen mit Geiz-Märkten getrennt hat und den Vertrieb selbst in die Hand nimmt, laufen die Geschäfte glänzend, Mitarbeiter werden händeringend gesucht. Junge Leute auf einer Computer-Messe setzten das Headset auf und verdrehten angesichts der aus Geiz-Märkten und Billigkrams nie gehörten Qualität die Augen.
Es GIBT Kunden für Qualität, Menschen die dafür bereit sind zu zahlen! Aber wird es noch lange das Angebot dafür geben? Ganze Branchen sind qualitativ bereits tot (PCs) - Mantra-artig wird von einer unausweichlichen Globalisierungsrealität gepredigt, die sämtliche Vorstellungen von Qualität, Produktionstechnik, Unternehmertum, Mitarbeiterführung ad absurdum führt.
Löhne, welche einer breiten Masse Konsum ermöglichen? Das war gestern, aber den Konsum, könnten wir den bitte behalten? Umweltschutz, Arbeitschutz, Demokratie, Menschenrechte? ja, aber sowas braucht man doch in der globalen Welt nicht, die chinesische Regierung (ich will ganz bewusst nicht die Chinesen an sich, bzw. die Minderheit an dortigen verarntwortungsbewussten Unternehmern, Menschenrechtlern und verzweifelten 1 Mrd. Sklaven Vorwürfe machen!) macht es richtig! Bald ist ja Olympia Berlin 1936 - Verzeihung, Peking 2008, wo sich China von seiner besten Seite präsentieren kann!
Das führt zu weit, hatten wir schonmal - oder doch nicht, muss es gesagt und diskutiert werden?

Globalisierung ist großartig, jeder kann vom Know-How und spez. Eigenheiten auf der ganzen Welt profitieren - bei uns ist es z.B. die weltweit (mit-)führende Produktionstechnologie - aber was habe ich da an der KH-Wand im Geiz-Markt gesehen? Das hatte mit Hochtechnologie nicht viel zu tun...

Muss es wirklich so sein? Was ist z.B. wenn auch noch Beyer durch den "Herdentrieb" (ebenfalls live erlebt: wir MÜSSEN nach Polen/Rumänien/China, Konkurrent X macht es auch) einknickt? Was sind die Alternativen? Was wenn ich einen vernünftigen Ohrhörer haben möchte? Was wenn mir die Beyers nicht gefallen? Wo sind die ganzen wunderbaren AKG, Senn etc. Produktlinien - wie wäre es nach 15 Jahren endlich mit einem kabellosen Hifi-Kopfhörer?

Wo soll das alles hinführen? Stehe ich alleine da? Renne ich offene Türen ein? Kann man die Leute noch wachrütteln?

Sorry, das musste einfach raus, ich bin einfach nur maßlos wütend - die Nokia-Debatte im Hinterkopf, konnte ich diesen Anblick von Qualitätsverfall nicht mehr ertragen, geschweige denn verstehen.


[Beitrag von george am 04. Feb 2008, 18:22 bearbeitet]
Kami-H
Inventar
#2 erstellt: 04. Feb 2008, 19:05
So ganz schwarzmalen darst du aber auch nicht.
Neben Beyer gibts ja auch noch Ultrasone und AKG fertigt die Topmodelle wie z.b. den K701 auch noch in Östereich, sowie Sennheiser in Irland.
Die Frage ist halt jetzt welchen "Ramsch" du da in den Elektromärkten gesehen hast.
Für wenig Geld kann man durchaus einen guten KH erhalten, unter 100€ z.b. AKG K530 oder Alessandro MS1, man darf allerdings auch nicht das gleiche wie von einem 200-300€ KH erwarten.
Die "Geiz ist Geil", Mentalität hat halt in unserer Zeit überhand genommen, auch wollen viele nicht verstehen das ihr billiges Schnäppchen sich irgendwann rächen wird/könnte. Der Spruch "Wer billig kauft, kauft zweimal", kommt schließlich auch nicht aus der Luft.
Gerade aber im Liebhaber- bzw. "Freak"-Segment bekommt man durchaus noch gute Qualität, das muss einem dann aber auch etwas Wert sein und das ist es den meisten auch.
Gerade den Hifi-Bereich und besonders den KH-Bereich zähle ich zu diesem Segment.
KH waren schon immer eher ein Nischenprodukt auch wenn sie sich heute mehr und mehr der Beliebtheit erfreuen.
Zudem wird heute auch viel mehr über Marketing und Namen verkauft als über Qualität, wie z.b. bei den ganzen "Pro-Gamer" Headsets und KH, mit Qualität haben die wirklich überhaupt nichts zu tun, die werden auch nur über Namen und Marketing Tricks verkauft (5.1 KH).
Schuld sind aber die Konsumer, man kann schließlich nur verkaufen was auch gekauft wird, evtl. ändert sich die Einstellung der breiten Masse irgendwann wieder, aber zu große Hoffnung würde ich da nicht drauf geben das so etwas in naher Zukunft geschieht.
Artemus_GleitFrosch
Stammgast
#3 erstellt: 04. Feb 2008, 19:08
vielleicht wird sich das in zukunft zumindest im technischen bereich wieder nach europa verlagern, maschienen produzieren günstiger oder werden in zukunft günstiger produzieren als chinesische kinderhände und das mit spitzenqualität. aber das wichtigste: maschienen klauen kein wissen!

die kopfhörer im doofmarkt und co. (die meistens im preisbereich von unter 200€ liegen) mit nem Orpheus zu vergleichen ist vielleicht n bischen weit hergeholt aber es ist schon ein problem heutzutage mit den kosten-spar-wahn.

meine KH sind übrigens made in japan
Saso
Inventar
#4 erstellt: 04. Feb 2008, 20:10
Wie so oft lässt sich "Westen = gute Qualität, Osten = schlechte Qualität" mal nicht ebenso verallgemeinern: Denon bzw. Fostex produziert in China die Modelle D2000 und D5000, die durchaus mit ihrer Haptik punkten können. Die Grado Labs aus den USA dagegen haben Probleme eine gleichbleibende Qualität zu versichern. Die Verarbeitung kann "je nach Mondphase" hier schon mal stark variieren.

Wenn es um den "Geiz ist geil"-Markt geht, herrscht seitens der Hersteller eine kurzsichtige Denkweise vor, da die Gewinnspanne im unteren Ende der Modellreihen niedrig ist. Eine große Investition in Kapitalgüter um eine kostengünstige Produktion im Westen zu gewährleisten, macht sich in der Jahresendbilanz schlechter als die vergleichsweise geringe Lohnabrechnung der Asiaten. Diese lässt sich auch besser mit der Gewinnspanne vereinbaren, so dass die Aktionäre bzw. Eigner der Unternehmen glücklicher sind. Um über das "Made in China" wegzutäuschen, können sich die Hersteller immerhin noch mit "Research & Development" im Westen brüsten (AKG: "Designed in Austria"). Dementsprechend wird der Kunde auch weiterhin im Budget-Bereich zur China-Ware greifen, da er/sie ja zumindest auf den Klang schwören kann: Wieso werden hier nie Beyerdynamic Modelle des niedrig Preissegments empfohlen sondern z.B. der K530?
m00hk00h
Inventar
#5 erstellt: 04. Feb 2008, 20:37
@George:
Nach den ersten zwei Absätzen dachte ich: "Oh, da war aber jemand in einem Mark ohne beyerdynamic!"

Und dann kams. Du hst nicht zufällig mit Norbert gesprochen?
So eine ähnliche Dikussion hab ich nämlich mit ihm auch schon geführt.
(Falls jemand von bd mitliest, schönen Gruß an Norbert, seine Mikors fühlen sich (noch! :)) wohl bei mir!)

Möchte an der Stelle auch für audio-technica in die Bresche springen. Produziert wird in Japan, selbst die günstigsten Earbuds.
Und selbst die Einsteigerkopfhörer von denen stehen den Topprodukten in nichts nach, was die Qualität betrifft.
OK, audio-technica setzt auch viel Plaste ein. Aber es ist ein hochwertiger Kunststoff, mit soft-touch Oberfläche ohne Grate oder Nute. Optisch und haptisch ansprechend.
Und audio-technica versucht gerade, in Europa Fuß zu fassen und haben den Weg über die Blödmärkte von Anfang an ausgeschlossen. audio-technica wird's nur im Fachhandel geben, was den Onlineverkauf nicht ausschließt, aber eine Preisverschleppung á la Sennheiser wird's nicht geben.

m00h
malchuth
Stammgast
#6 erstellt: 04. Feb 2008, 22:08
Ich denke auch das Qualität keine Frage des Standortes ist. Kima Schlösser oder Bavaria Yachten werden in Deutschland produziert und rangieren beide am unteren Ende der jeweiligen Qualitätsskala.
Bei KH, um wieder zum Thema zu kommen, gibt es eigentlich auch kein echtes Qualitätsproblem. Jede gewünschte Qualität ist erhältlich sowohl klanglich, als auch material-/verarbeitungstechnisch, alles eine Frage des Preises. Wir stolpern nur dauernd über den Massenramsch, weil wir zuviel in Blödmärkten abhängen und diese nunmal entsprechende Zielgruppen bedienen wollen.
Schwierig für den Kunden ist einzig die Beurteilung der Qualität. Woran soll man sich orientieren wenn Fa. XY hochwertigste Topprodukte und Schrott für die Masse im Programm hat?
Da machen es einem Firmen wie AT oder Beyer möglicherweise etwas einfacher, weil sie sich aus den Märkten verabschiedet haben, oder erst gar nicht an diese herangegangen sind.

jm2ct
Dirk
cynric
Inventar
#7 erstellt: 04. Feb 2008, 22:33

m00hk00h schrieb:
Möchte an der Stelle auch für audio-technica in die Bresche springen. Produziert wird in Japan, selbst die günstigsten Earbuds.


ANC7 Karton schrieb:
Designed & engineered in Japan. Made in China.


Habe die Box nicht mehr da, bin mir aber sehr sicher, dass es so drauf stand...
SilverME
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 05. Feb 2008, 00:31
Ich hatte vor 2 Wochen genau das selbe Gefühl.
Kopfschütteln und dann habe ich das im Laden kaufen
für mich abgehackt.
Günstig sind Media Markt und Co übrigends nicht.
Die sind eher überteuert.
Audio-Technica habe ich überhaupt nicht gesehen.
Dafür einen 399 Euro teuren AKG 701 im MM.
Im Saturn hinter Glas einen HD 650 für 398 Euro.
Der Rest alles billigst Schrott und locker 40% teurer als
im Internet.
Jetzt kommt mir bloss nicht mit "Fachverkäufern" und Service.
Denn bieten dann oft genug eher die ach so schlimmen I-Net Shops.Wenn so ein Verkäufer dann auf eine Frage mit ähhhs und oh und "das steht glaube ich auf der Verpackung" oder gar mit keine Ahnung reagiert dann informiere ich mich lieber hier.
Bestellen nur noch über Internet da ich die 160 Euro die ich zum Beispiel beim HD 650 spare besser anlegen kann.
30 Euro könnte ich noch verstehen aber bei solchen Unteschieden
ist mir das Hemd näher als der Rock.

Silver
m00hk00h
Inventar
#9 erstellt: 05. Feb 2008, 01:11

cynric schrieb:

m00hk00h schrieb:
Möchte an der Stelle auch für audio-technica in die Bresche springen. Produziert wird in Japan, selbst die günstigsten Earbuds.


ANC7 Karton schrieb:
Designed & engineered in Japan. Made in China.


Habe die Box nicht mehr da, bin mir aber sehr sicher, dass es so drauf stand...


Wenn das stimmt, nehme ich das sofort zurück.
Auf meinen 45$ C705 steht made in Japan, daher habe ich das verallgemeinert.
War vielleicht ein Fehler.

@SilverME:
Die Einzelhandel vs. Internet-Diskussion hatten wir schon oft. Ist in etwas genauso müßig wie die Kabelklangdiskussion.

Meine Erfahrung: Handel. Handeln was das Zeug hält, habe schon oft nur 10€ mehr als im Netz bezahlt, habe dafür aber im Garantiefall keinen Versandstreß.

m00h
Artemus_GleitFrosch
Stammgast
#10 erstellt: 05. Feb 2008, 06:06

m00hk00h schrieb:

cynric schrieb:

m00hk00h schrieb:
Möchte an der Stelle auch für audio-technica in die Bresche springen. Produziert wird in Japan, selbst die günstigsten Earbuds.


ANC7 Karton schrieb:
Designed & engineered in Japan. Made in China.


Habe die Box nicht mehr da, bin mir aber sehr sicher, dass es so drauf stand...


Wenn das stimmt, nehme ich das sofort zurück.
Auf meinen 45$ C705 steht made in Japan, daher habe ich das verallgemeinert.

bei meinen A900 steht auch made in Japan drauf
djs
Stammgast
#11 erstellt: 05. Feb 2008, 17:30
Aber eines ist doch sicher, das die Hersteller großzügig die Preise nach oben kalkulieren, vorallem in geldreichen Ländern. Sonst würde bei einigen Kopfhörern der Lack nicht abplatzen oder die Bügel abbrechen. Qualität gab es in den siebziegern, als man verstärkt Alu und gutes Plastik verarbeitet hat. Wäre heute mit anderen Leichtmetallen oder Produktionverfahren auch im wirtschaftlichen Preisrahmen realisierbar.

Das sich Beyerdynamic auf ihr Grunddesign konzentrieren und diese Produkte dementsprechend produzieren, spart zukünftige Entwicklungskosten, hat einen kostengünstigen Erkennungswert, mindert Fehlherstellung durch weiter optimierte Herstellungsverfahren, erlangt qualitative Laufzeitwerte und reduziert mangelhafte Rückläufer, die mögliche Rufschäden verursachen könnten.

Hoffentlich hat die Design und Marketingabteilung aus dem DTX50 für überteuerte 50€ gelernt. Eigenentwicklung ist Qualität und beansprucht Zeit und Geld.

Noch etwas zu den Elektronikmärkten. Bei deren Preisen sollte der Service auch eine gute Hörstation beinhalten. Da würde ich auch zugreifen. Sonst kann der Preis nicht gerechtfertigt werden.

Bei MM war mal der HE90 hinter Glas. Auf eine Hörprobe und zukünftigen Kunden war man gern vom Verkäufer verneint. Aber selsbt KDW hat nicht mal einen ruhigen bis hin zu möglichen Hörbereich, einfach nur traurig.

Gruss
cosmopragma
Inventar
#12 erstellt: 06. Feb 2008, 13:48

george schrieb:
Zufrieden benutze ich meinen 13 Jahre alten Sennheiser HE60/HEV70
Das war jetzt nicht unbedingt das geglückteste Beispiel für die "früher war alles besser"-These.
Da hast du ziemlich Glück gehabt, denn das System ist berüchtigt für konstruktive/qualitative Mängel.
Der HEV70 ist schon klanglich kein besonders guter Amp, aber das hier relevante Problem ist seine absurde Defektanfälligkeit.
Der HE60 hingegen hat einen unzureichenden Staubschutz, was ich bei einem Elektrostaten nur als Fehlkonstruktion bezeichnen kann.Dem kann man zwar durch staubgeschütztes Aufbewahren und ein staubarmes Hörzimmer vorbeugen und natürlich lässt sich der KH nach Teildemontage reinigen, aber letzteres ist natürlich nicht jedermanns Sache.

Ich mag ihn, aber eben trotzdem, und ich betreibe meinen über Adapterkabel an Stax-Elektronik.
cosmopragma
Inventar
#13 erstellt: 06. Feb 2008, 14:09

george schrieb:


Aber dennoch reizten mich die Entwicklungen der letzten Jahre: nach langer Zeit habe ich wieder eine recht umfangreiche Kollektion von KHs in einem der üblichen Märkte besucht.
Aber was ich in diesem Markt sah, übertraf meine wenige Jahre alten Erinnerungen nochmals deutlich:
Ein minderwertig verarbeitetes Modell wird vom nächsten noch "überboten" - jämmerlich zusammenklopptes Billig-Plastik, Grate, Knarzen bei jeder Berührung.
Einer der "üblichen Märkte" ist bekanntermassen nicht unbedingt der beste Ort für die Suche nach Qualität, denn die verkaufen hauptsächlich überteuerten Mist für die Massen, und der ist früher IMO auch nicht wirklich besser gewesen.
Und dies unabhängig von der Marke: AKG, Philips, Senn, Sony - selbst teure "Spitzenmodelle" mit zweifelhaften, effekthascherischen Edeleffekten sind bei genauer Betrachtung ebenfalls minderwertig gemacht.
Das mit den minderwertig gebauten Spitzenmodellen der Hersteller kann ich aus eigener (Besitz-)Erfahrung nicht bestätigen.
Lassen wir Philips mal besser weg, denn die haben IMO zeit meines Lebens ein gespanntes Verhältnis zur Qualität gehabt.
Die Spitzenmodelle der meisten Hersteller sind brauchbar (AKG K701), gut (Senn HD 600/650, Beyerdynamic DT880) oder sogar sehr gut (Denon AH-D2000/5000, Sony MDR-SA5000, Audio Technica ATH-W5000, Stax SR-007) verarbeitet, kosten aber auch eben dementsprechend.
Ich finde es allerdings auch irritierend, dass unter derselben Marke sowohl hochwertiges als auch schlimmster fabrikneuer Schrott verkauft wird.Da soll wohl der Nimbus der hochwertigen Produkte auf den Müll abstrahlen, aber für mich funktioniert es eher umgekehrt.
sai-bot
Inventar
#14 erstellt: 06. Feb 2008, 15:18

cosmopragma schrieb:
Lassen wir Philips mal besser weg, denn die haben IMO zeit meines Lebens ein gespanntes Verhältnis zur Qualität gehabt.

Mein Vater (Leitspruch in Bezug auf Elektroartikel: "Bloß nicht Philips") würde dir zustimmen, hielte er sich in Internetforen auf Seinen Berichten zufolge hatten die schon Ende der 70er Qualitätsprobleme

cosmopragma schrieb:
Ich finde es allerdings auch irritierend, dass unter derselben Marke sowohl hochwertiges als auch schlimmster fabrikneuer Schrott verkauft wird.Da soll wohl der Nimbus der hochwertigen Produkte auf den Müll abstrahlen, aber für mich funktioniert es eher umgekehrt.

Ich glaube schon daran, dass Firmen wie Sennheiser und AKG kurzfristig von ihrem Namen profitieren. Bei der Wahl Billigstöpsel von Creative vs. Billigstöpsel von Sennheiser les ich immer wieder was von "ich hab mit dann Sennheißer gekauft weil die machen ja Qualität".

Davon abgesehen finde ich das Lamentieren auch etwas übertrieben. Die Topmodelle sind wirklich alles andere als schlecht verarbeitet. Selbst der eher klapprige K701 fällt auch nicht beim Angucken auseinander. Und die robusten Studio-Produktlinien gibt es ja auch noch - für die Hifi-Klassiker, die einem K240 hinterherheulen.

Was den Zusammenhang von Verarbeitungsqualität und Fertigungsland angeht, schließe ich mich einfach zu 100% dem Beitrag von Saso an. Na gut, einen Satz muss ich noch kommentieren:

Saso schrieb:
Wieso werden hier nie Beyerdynamic Modelle des niedrig Preissegments empfohlen sondern z.B. der K530?

Weil die Beyer-Modelle in der Preiskategorie eine Bumms-Abstimmung haben und im feinsinnigen KH-Unterforum deswegen verachtet werden

Zum Media-Markt-Geheule: dann geht halt nicht mehr hin. Ihr wisst doch genau, dass man da zu über 90% überteuerten Schrott bekommt. Die restlichen paar Prozent kann man sich dann raussuchen und mit dem Verkäufer über den Preis reden... allerdings muss man dabei im Hinterkopf behalten, dass die ewige Sucherei nach dem billigsten Internetanbieter für den HD650 eben auch dazu beiträgt, dass Senni das gute Stück am liebsten auch in China produzieren würde Ach, es ist ein Kreuz. Jeder will das Beste möglichst am billigsten und das trotzdem von einem Hersteller, der gefälligst teuer in Deutschland produziert... (sieht ja in anderen Industriebereichen ähnlich aus, aber davon fang ich jetzt gar nicht erst an)
george
Stammgast
#15 erstellt: 06. Feb 2008, 22:08
Die Geiz-Markt ist natürlich ein extrem-Beispiel, aber ich rede nicht von den 20€-Ohrstöpseln, sondern von KHs, die weit über 100€ kosten, bis hin zu 600€ - Made in China (letzterer war natürlich auf den ersten Blick edel, bei genauem Hinsehen jedoch weniger)!
Mein Macbook (Apple ist übrigens hinsichtlich Haptik/äußerlicher Verarbeitung sicherlich einer der strengsten Auftraggeber chinesischer Fertigung) hat knapp 2000€ gekostet, die Verarbeitung der Al-Bleche würde bei keinem westeuropäischem Automobil zugelassen...
Es ist nicht nur das Problem der jämmerlichsten Ramsch-Produkte, es zieht sich regelrecht durch sämtliche Klassen.

Die Produktkategorien lassen sich grob in zwei Arten einordnen:

1. Die Kleinserien in der Nische

Dazu zählen z.B. auch KHVs, höchste Fertigungstiefe, Automatisierung etc. ist dort kaum möglich, da sie sich nicht über entsprechende Stückzahlen abwälzen lässt. Dennoch ist man gerade aufgrund der Handarbeit (der direkten, verarbeitungsbestimmenden Arbeit am Endprodukt) auf hochqualifizierte, erfahrende, motivierte und entsprechend bezahlte Arbeiter angewiesen! In der Nische auch bezahlbar. Billig UND gut ist hier dauerhaft unmöglich.

2. Die Massenproduktion
Dazu lassen sich gängige KH-Modelle ebenso zählen wie praktisch alle Consumer-Elektronik-Artikel.
Hohe Anfangsinvestitionen (Entwicklung, Aufbau von Fertigungstiefe, Maschinenpark) machen sich langfristig bezahlt, da optimalerweise eine vertikal integrierte, hochautomatisierte Produktion etabliert wird. Qualitätskonstanz, Effizienz und Geschwindigkeit sind konkurrenzlos. Hier gibt es keinen so direkten Einfluss mehr auf die Qualität des Endproduktes durch den einzelnen, verbliebenen Arbeiter, welcher letzte Montagetätigkeiten ausführt. Dafür benötigt man hochqualifiziertes Personal, welches nicht nur die Konzeption und Betreuung im großen Maßstab (zumeist der Ingenieur) übernimmt, sondern auch die tägliche Wartung/Kontrolle der Maschinen (allein dafür gibt es in D dutzende Ausbildungsberufe).

Bei beiden Produktionsgattungen fehlt langfristig die Begründung für Billigarbeit. Letztere profitiert noch nicht einmal kurzfristig davon, da ohne hochqualifiziertes Personal sich kein so hoher Automatisierungsgrad aufrecht erhalten lässt bzw. die Arbeitskosten durch quantitative Aspekte nebensächlich ist.

In D gibt es keine Möglichkeit Produktionskategorie 1. in der "Billigabteilung" aufrecht zu erhalten, für alles andere eignet sich Qualifizierung, Infrastruktur und Know-How exzellent!

So findet sich "Made in Germany" nicht nur in hochpreisigen Artikeln, sondern z.B. auch in der Kugelschreiberindustrie, welche nach dem 2. Weltkrieg aus der Schwarzwälder-Uhrenindustrie hervorging. Know-How in Fertigungstechnik/Feinmechanik wurde genutzt um hochspezialisierte Produktionen aufzubauen, mit eigenen Maschinenbau-Abteilungen, welche "feinmeschanische" Werbegeschenke (!!!) "Made in Germany" in höchsten Stückzahlen erlauben.
Selbiges gilt z.B. auch für unsere Nachbarn mit der Firma Swatch, eine günstige Uhr in voller Fertigungstiefe in der Schweiz hergestellt mit einmaligem Know-How durch Glauben in die eigenen Fähigkeiten (was ironischerweise erst ein Einwanderer aus dem Libanon, Herr Hayek, den Schweizern klar machen musste: dass Ihre Uhrenindustrie noch was taugt) und man sich nicht ohnmächtig der Billiglawine unterwerfen muss! Dies täte anderen Industrien, in praktisch allen hochtechnisierten "Hochlohnländern" gut...

Sennheiser könnte sicherlich entsprechende Investitionen stemmen, das ganze Know-How für konkurrenzlose Fertigung bis hin zu extremster Automatisierungstechnik liegt vor ihrer Haustür (nun gut, das Schwabenländle liegt ein paar 100km von Wedemark entfernt...)!

Aber der Trend geht in Anlehnung an gewisse Management-Prinzipien zum kleinschrittigen Handeln und dem rigorosem Unterbinden von großen technologischen Sprüngen und Investitionen - man gibt Produktion an Billiglohn-Länder und fährt die Automatisierung dabei sogar zurück (!!!).

Ein gannz praktisches Beispiel vor der eigenen Nase:
Der amerikanische Schalter-Hersteller Cherry betreibt im Frankenland seine preisgekrönte Tastaturproduktion. In den letzten Jahren hat man trotz höchster Effizienz Produktion nach Tschechien und China ausgelagert. Die chinesischen Tastaturen haben keine abriebfeste Laser-Beschriftung mehr, sondern billigen Druck wie jede Microsoft/Logitech-Tastatur - eine im Billiglohnland schlicht nicht beherrschbare Fertigungstechnik - also weg damit!

Ebenso arbeitet man an vielen Fronten an immer besserer Automatisierungstechnik, man kann in D inzwischen sogar Lederpolster vernähen oder Motoren demontieren. Der mangelnde Willen für die notwendigen Investitionen lassen die Bemühungen um weiteren Fortschritt allerdings langsam absterben, man gibt auch hier lieber an Billiglohnländer ab, auch hier: technologischer Rückschritt!

Das kann doch nicht wahr sein!

Eine hohe Automatisierung wirft zwar weiterhin das Problem mit der Einbindung der ungelernten Arbeit in unserer Gesellschaft auf, aber unsere gesamte Facharbeitskultur, unsere Konsum-generierende Mittelschicht, unsere Hochtechnologie und damit auch der dadurch generierte technologische Fortschritt hängen davon ab!

Aus China wird kein Hochtechnologieland, weil man sich als Billiglohnland prostituiert, ebensowenig wird in Rumänien (der hiesigen Freude zum Trotz) in der Handy-Montage jemals etwas etabliert werden, was einem Hochlohn-Standort ähnlich sieht. In 10 Jahren zieht die Karawane weiter, Rumänien hat dann Millionen EU-Gelder herausgeworfen und steht vor einem Scherbenhaufen. Kurzfrisitg freut sich noch Nokia, um dann auch an dem einbrechendem Konsum zu verrecken!
Ähnlich ergeht es den Chinesen, rund 10% werden sich einen Mittelstands-Wohlstand aufbauen, bis die Export-Märkte ihre Billig-Produkte nicht mehr kaufen können, über 1 Milliarde Menschen werden merken, dass der versprochene Aufschwung sie nicht erreicht und dann, dann würde selbst ich als Atheist nur noch beten...

Aber ich denke es zieht jetzt wirklich zu weite Kreise (meine Schuld) und wir sollten ruhig noch qualitative Ausnahmen im KH-Segment sammeln und weiter äußern, dass wir Qualität haben wollen!

@malchuth
"Ich denke auch das Qualität keine Frage des Standortes ist. Kima Schlösser oder Bavaria Yachten werden in Deutschland produziert und rangieren beide am unteren Ende der jeweiligen Qualitätsskala."

Ein Hochlohnstandort wie Deutschland ist keine Garantie für Qualität - so wird ein Schuh draus. Allerdings erfordern die hohen Löhne langfristiges Denken, moderne Technologie zum Überleben auf dem Markt, was eigentlich ebenso in hohe Produktqualität mündet. Ich kenne beide Hersteller nicht, aber vielleicht agieren Sie in einem Nischensegment? Doch Vorsicht, in den allermeisten Fällen werden Qualitätsmängel von Hochlohnprodukten durch Outsourcing und Billigfertigung von Einzelkomponenten hervorgerufen!


@cosmopragma

Man hat augenscheinlich zu dieser Zeit schon die Kunststoff-Abteilung outgesourct, hier sind keine Unterschiede zu den heutigen Top-Modellen aus Irland zu erkennen (mit der Ausnahme des Lackes). Am HEV70 missfällt z.B. das Einschaltknacken, welches durch eine etwas elegantere Beschaltung vermdeidbar gewesen wäre. Ansonsten: top! Ich und ein Freund haben beide über 10 Jahre alte Geräte, welche hervorragend funktionieren (bei mir locker 50h/Monat nachts allerdings tatsächlich staubgeschützt). Nach einer Komplettrevision bei Senn vor 2 Jahren (der Vorbbesitzer war nicht so pfleglich damit umgegangen) arbeitet das Gerät perfekt. Verarbeitung (Platinenaufbau, Gehäuse) des HEV70 sind heutigen Stax ebenfalls überlegen.


[Beitrag von george am 06. Feb 2008, 22:12 bearbeitet]
Saso
Inventar
#16 erstellt: 06. Feb 2008, 23:23

george schrieb:
1. Die Kleinserien in der Nische
[...] Billig UND gut ist hier dauerhaft unmöglich.

Schönes Gegenspiel im KHV Bereich: Jan Meier betreibt R&D bei Erlangen, produziert werden seine Produkte allerdings bei Shanling (Shenzhen, China). Diese Firma hat 20 Jahre Erfahrung im Audio Bereich. Des Weiteren gibt es insbesondere im Bereich der Röhren-KHV aufstrebende chinesische Firmen, deren Produkte im Westen gute Kritiken erhalten. Durch die Ersparnisse hinsichtlich der variablen Kosten der Produktion kann grundsätzlich auch mehr Geld in R&D einer solche Nische gesteckt werden.

Die Produkte eines Niedriglohn/-technologie-Landes dürfen nicht mit niedriger Qualität gleichgesetzt werden, denn "Made in Germany" und "Made in the U.S.A." sind ebenso keine Garanten für Qualität mehr. Dementsprechend verliert dieser Faktor seine Marketing-Wirkung (außer man möchte die patriotische Ader wecken, wo sich die Deutschen aber ja bekanntlich schwer tun), so dass dies in Kombination mit der Fixierung auf eine größere Gewinnspanne im Short-Term zum Abwandern beiträgt.

Den folgenden Satz sage ich als Asiate: Solange im Westen eine kurzsichtige Denkweise vorherrscht und dementsprechend gegen den Aufbau von Produktionsstätten (deren Investition sich nicht innerhalb von wenigen Jahren amortisiert, also ein hohes ROI vorweisen) entschieden wird, desto besser für uns. Wie gut, dass ich persönlich in der Service-Industrie arbeite...

[E]
sai-bot schrieb:
Weil die Beyer-Modelle in der Preiskategorie eine Bumms-Abstimmung haben und im feinsinnigen KH-Unterforum deswegen verachtet werden :D

Dann soll Beyer endlich mal diese Produktlinienlücke füllen. Die Frage ist, ob das finanzierbar bzw. wirtschaftlich sinnvoll wäre im Hinblick auf die "Designed in Austria" Konkurrenz. Diese hat sicherlich niedrigere variable Kosten in der Produktion für dieses Produktsegment, als Beyer sie hätte, so dass hier die R&D Kosten länger liegenbleiben würden.


[Beitrag von Saso am 06. Feb 2008, 23:40 bearbeitet]
malchuth
Stammgast
#17 erstellt: 07. Feb 2008, 00:11
@george


Ein Hochlohnstandort wie Deutschland ist keine Garantie für Qualität - so wird ein Schuh draus. Allerdings erfordern die hohen Löhne langfristiges Denken, moderne Technologie zum Überleben auf dem Markt, was eigentlich ebenso in hohe Produktqualität mündet. Ich kenne beide Hersteller nicht, aber vielleicht agieren Sie in einem Nischensegment? Doch Vorsicht, in den allermeisten Fällen werden Qualitätsmängel von Hochlohnprodukten durch Outsourcing und Billigfertigung von Einzelkomponenten hervorgerufen!


Qualität muss auch gewollt sein, unabhängig davon wo produziert wird.

ot/
Kima macht Türschlösser, die Du im Baumarkt für 3,50€ kaufen kannst, also absolute Massenware und Bavaria ist der zweitgrösste Yachthersteller der Welt nach Beneteau. Bav. produziert ebenfalls reine Massenware zu Tiefstpreisen. Ironischerweise sind ihre Zukaufteile (Beschläge, Winschen, Riggs, etc...) von namhaften Herstellern und geben selten Anlass zur Kritik. Das was wirklich schlecht ist, ist die Eigenleistung GFK-Verarbeitung und Innenausbau; so schlecht das der germanische Lloyd die Zertifizierung abgelehnt hat.
/ot
kelt
Stammgast
#18 erstellt: 07. Feb 2008, 00:26

Saso schrieb:



sai-bot schrieb:
Weil die Beyer-Modelle in der Preiskategorie eine Bumms-Abstimmung haben und im feinsinnigen KH-Unterforum deswegen verachtet werden :D

Dann soll Beyer endlich mal diese Produktlinienlücke füllen. Die Frage ist, ob das finanzierbar bzw. wirtschaftlich sinnvoll wäre im Hinblick auf die "Designed in Austria" Konkurrenz. Diese hat sicherlich niedrigere variable Kosten in der Produktion für dieses Produktsegment, als Beyer sie hätte, so dass hier die R&D Kosten länger liegenbleiben würden.


..etwas präziser bitte, was meinst du damit?
Saso
Inventar
#19 erstellt: 07. Feb 2008, 10:22

kelt schrieb:
..etwas präziser bitte, was meinst du damit?

Ach, ich sollte so spät nicht mehr an so etwas schreiben. Letztendlich meine ich damit, ob es sich für Beyer lohnen würde für das pre-100€ Segment einen Kopfhörer zu entwickeln, der die Audiophilität (contra Bumms-Abstimmung) anspricht.

Um das zu bewerten, muss man Beyers fixe Kosten (Kapitalgüter: Fertigungsstraße), die variablen Kosten (Löhne, Versorgung etc.) und die Kosten für Research and Development (R&D) miteinander vergleichen. Hinzu kommen die Faktoren der Nutzung von bereits bestehenden Kapitalgütern (ich habe keine Ahnung von der KH Produktion) und der Gewinnspanne, die mit einem Preis <100€ erwirtschaftet werden kann. Der Umsatz muss neben der Deckung aller obengenannten Kosten (insbesondere des R&D) auch zu einem vernünftigem Return on Investment (ROI) führen, damit Beyer überhaupt die Produktion in Erwägung zieht. AKG hat durch die Auslagerung nach China nicht die "Last" (im kurzsichtigen Sinne) durch Kapitalgüter und durch die nierigeren Löhne wohl auch geringere variable Kosten letztendlich. Dementsprechend dürfte der operative Gewinn AKGs höher sein. Als Konsequenz werden R&D Kosten schneller amortisiert und ein besseres ROI erwirtschaftet.
kelt
Stammgast
#20 erstellt: 07. Feb 2008, 20:42

Saso schrieb:

Ach, ich sollte so spät nicht mehr an so etwas schreiben. Letztendlich meine ich damit, ob es sich für Beyer lohnen würde für das pre-100€ Segment einen Kopfhörer zu entwickeln, der die Audiophilität (contra Bumms-Abstimmung) anspricht.

Um das zu bewerten, muss man Beyers fixe Kosten (Kapitalgüter: Fertigungsstraße), die variablen Kosten (Löhne, Versorgung etc.) und die Kosten für Research and Development (R&D) miteinander vergleichen. Hinzu kommen die Faktoren der Nutzung von bereits bestehenden Kapitalgütern (ich habe keine Ahnung von der KH Produktion) und der Gewinnspanne, die mit einem Preis <100€ erwirtschaftet werden kann. Der Umsatz muss neben der Deckung aller obengenannten Kosten (insbesondere des R&D) auch zu einem vernünftigem Return on Investment (ROI) führen, damit Beyer überhaupt die Produktion in Erwägung zieht. AKG hat durch die Auslagerung nach China nicht die "Last" (im kurzsichtigen Sinne) durch Kapitalgüter und durch die nierigeren Löhne wohl auch geringere variable Kosten letztendlich. Dementsprechend dürfte der operative Gewinn AKGs höher sein. Als Konsequenz werden R&D Kosten schneller amortisiert und ein besseres ROI erwirtschaftet.


ok, jetzt hab ich dich verstanden... ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und sage, dass man im Consumerbereich unter 100 € ohne Auslagerung in "Billigländer" nicht konkurrenzfähig produzieren kann (auch nicht Beyerdynamic). Ich denke dass kein Hersteller "gerne" diesen Weg (über Billigländer) geht aber durch den Preiskampf der aus der Käufermentalität hervorgeht in Verbindung mit den Zwischenhändlern ist das eben die Konsequenz.

Eines muss ich aber noch los werden.. in diesem Thread wird Beyerdynamic bisher so dargestellt als habe man dort Abstand von Chinaprodukten genommen.. Sennheiser, AKG, usw. sind die "bösen Buben" und Beyerdynamic die "Saubermänner"...finde ich nicht ok.. Als Bsp. sei der dtx50 oder dtx60 genannt: Vollblutchinesen.


[Beitrag von kelt am 07. Feb 2008, 20:43 bearbeitet]
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