Rundreise FiiO FT5 und Reviews

Gerade die Versandmitteilung bekommen, der FT 5 kommt diese Woche noch zu mir, könnte dann ab nächster Woche losgehen, wenn den hier jemand testen mag, können wir also gerne eine Tour damit machen.

Vorgehen wie gehabt, bei Fragen bitte vorab melden.

Einleitung

Der Name Fiio soll laut Wikipedia „stolzes Fliegen“ bedeuten, eine Beschreibung, an die ich manchmal auch bei meinen Hörerfahrungen mit dem FT 5 erinnert wurde. Der FT 5 selbst ist die jüngste Erweiterung im Produktsegment der Bügelkopfhörer. Das Unternehmen aus Guangzhou bescherte dem Kopfhörermarkt bereits im Frühjahr 2023. mit dem FT 3 einen interessanten Neuzugang mit dynamischer Treibertechnologie. Der FT 5 ist mit 499 € UVP eine Erweiterung des Sortiments nach oben und zudem der erste Fiio mit magnetostatischer Planar Technik, der uns hier kurz nach der Markteinführung von Hifi Passion zur Verfügung gestellt wurde. Zu dem 90 mm Treiber liefert die Seite des Fiio Shops einen weitere schöne literarische Beschreibung, nach dem die ultradünne Membran, dünn wie die Flügel eine Zikade sei. Am 28 Dezember traf das Paket mit dem FT 5 bei mir ein. Umständehalber kam es zu einer Verzögerung von einer Woche, aber dazu gleich mehr im Kapitel Tragekomfort und Praxis.

Ausstattung und Verarbeitung

Die schwarze Verpackung, sowie das Ledercase in Cognac, das man bereits vom FT 3 kennt, wird auch dem FT 5 mitgegeben. Ergänzt wird dies durch eine schwarze samtene Stofftasche, vier Adaptern/Steckern für 3,5 mm, 4,4 mm, 6,35 mm und 4-Pin-XLR. Wechseln kann man zwischen zwei Ohrpolstern, einem Velourpolster und einem Kunstlederpolster. Das 1,5 m lange Anschlusskabel, dessen 392 Adern aus hochreinem versilberten monokristallinem Kupfer bestehen, wird durch ein Stoffgewebe ummantelt. Zum Anschluss der vorher genannten Steckern bzw. Adaptern wurde eine Art Kupplung an das Kabel angelötet. Verriegelt wird das Kabel an die Treibergehäuse per Bajonettverschluss. Da ich ein Cordial Kopfhörerverlängerungskabel nutze, machte mir die Länge von nur 1,5 m nichts aus.

Die Verarbeitungsqualität kann für diese Preisklasse als qualitativ hochstehend bezeichnet werden. Im Materialmix dominiert sogar das Metall über Velours und Kunstleder, was bewusste konstruktive Gründe bezüglich der Vibrationen des 90-mm-Planarmagnet-Treiber hat, wie die Konstrukteure anführen.

Im Design bringt der FT 5 gegenüber dem FT 3 seine eigene und planere Definition des Turbinenraddesigns. Auch recht schick und dynamisch.

Tragekomfort und Praxis

Da vom Vorgänger ein 4,4 mm Adapter auf der erwähnten Kupplung aufgeschraubt war, musste ich auf den 3,5 mm Adapter wechseln, um auf diesen wiederum den für meine Geräte benötigten 6,35 mm Adapter drauf zu setzen. Dieser saß dann zwar später nicht am Anschlag, aber sicher, was im ersten Moment dennoch seltsam aussah. Aber es funktioniert. Die erste Bekanntschaft mit der Kupplung war nicht glücklich(siehe auch meine Beiträge vom 29.12), sodass NT Global Distribution(Hifi Passion) dankenswerterweise ein Ersatzkabel schicken konnte. Mit einer Mischung aus mehr Geschick, nachgeahmter asiatischer Gelassenheit und Intuition fanden 3,5 mm Adapter und Kupplung leicht zusammen. Das Verriegeln der Kabel der beiden Stereokanäle an den beiden Gehäusen funktioniert, wie von Bajonettverschlüssen gewohnt leicht.

Für die beiden letzten Testabende wurde auch der Wechsel vom Velourspolster zu dem Kunstlederpolser vollzogen. Nach langjährigen Erfahrungen an verschiedenen Kopfhörern von Beyerdynamic, MB Quart und Sennheiser war das der leichteste und schnellste Polsterwechsel, den ich je hatte. Anders ist beim FT 5 auch die Einheit von Polstern und der sehr dünnen Schaumstoffscheibe, die bei den vorgenannten aber auch vergleichbar "dicker" ist. Die Markierung von Links und Rechts ist bei Polstern und Verkabelung bzw. Verriegelung an den Gehäusen optisch schon sehr deutlich gestaltet.

Die Velourspolster trugen sich gut und angenehm. Die Kunstlederpolster wirkten am Anfang etwas enger als die Velourspolster, die Ohren stießen leicht an, aber das merkte ich bald nicht mehr. Also alles nicht so extrem. Der Kopfhörer gehört mit 456 g(ohne Kabel) zu den schwereren Gehäusen, aber auch das merkte ich bald nicht mehr.
Das Kabel ließ beim Berühren sehr wenig mikrofonische Effekte von sich hören – eigentlich fast keine.
Das von sich selbst einstellende Kopfband bzw. der dazugehörende Mechanismus funktionierten passend.

Am Kopfhörerverstärker musste die Lautstärke leicht geringer eingestellt werden als am schon recht effektiven Beyerdynamic T 90.

Klangeindrücke

An den ersten Tagen war, wie schon geschrieben, das Velourpolster drauf. Zuerst zur Bühnendarstellung : Diese war für die Preisklasse durchschnittlich bis teilweise gut. Wirkte die Bühne mal größer, dann in der Breite, oft hätte man sich mehr Tiefe gewünscht. Ortung und Separation waren weitgehend recht gut und ordentlich präzise. Aber je weiter hinten auf der Bühne auch mit abnehmender Tendenz in der Abbildungsgenauigkeit. Zwischen den beiden Polstern ergaben sich keine bemerkenswerte Unterschiede.

Die Klangbalance befand sich zwischen fast noch neutral und gemäßigt warm bzw. dunkel. Gehört wurden CDs aus den Bereichen Pop/Rock, Elektronik, Jazz und Klassik von Wolfgang Muthspiel. Dieter Ilg, Ambrose Akinmusire, Alphonse Mouzon, Delta Spirit, Kari Bremnes, Massive Attack, Lamb, Simply Red, Donald Fagen und Wilhelm Friedemann Bach(Il Convito mit Maude Gratton).

In einzelnen Fällen konnten die Tiefen schon zu mächtig wirken im Klangbild, aber das war bei keinem Fünftel der gehörten Titel der Fall. Meistens blieb es bei der leicht dunklen Balance. Musikproduktionen aus dem „audiophilen“ Bereich waren hier mehr im Vorteil als populäre Produktionen mit vermutlicher Dynamikkompression. Traten Bässe nicht zu dominant auf, dann waren sie auch sehr gut konturiert und es bewies sich das an für sich hohe konstruktive Niveau.

Töne aus dem höheren Frequenzspektrum waren schon sämtlich vorhanden, aber nicht hervorstechend. Mitunter war es mit den Höhen und den oberen Mitten, wie mit dem in der Einleitung erwähnten „stolzen Fliegen“, man hört diese alle, wie als würde man über eine Landschaft fliegen und auch alles sehen, aber man schwebt sozusagen akustisch über allem. Stimmen waren meist ganz gut dargestellt, vielleicht gelegentlich waren männliche Stimmen leicht zu dunkel und unnatürlich.

Die Vorteile der magnetostatischen Technik nutzt auch der FT 5 beeindruckend mit ordentlichem Druck und dynamischen Temperament bei entsprechender Musik.

Der Vergleich mit dem seinerzeit gleich teuren Beyerdynamic T 90 fiel weitgehend wie erwartet aus. Tröpfelten Details in den Höhen beim FT 5 sanft vor sich hin, holte der T 90 sie mehr hervor. Bühne wirkte vor allem in der Tiefe beim T 90 besser. Ist der T 90 bei der körperhaften Darstellung von akustischen Instrumenten schon sehr gut, lieferte der FT 5 noch mehr Organität und Körper. Aber besondere Überraschungen blieben bei dem Vergleich aus. Sie lieferten leicht unterschiedlichen Definitionen von der Musikalität.

Bei den Unterschieden zwischen den beiden Polstern, sehe ich die Veloursversion ein bisschen in den Mitten und insgesamt in der Balance im Vorteil, bei allen anderen Punkten sehe ich einen Gleichstand oder ich könnte mich nicht für eines von beiden entscheiden.

Fazit

Ein beeindruckendes Paket und Angebot bei der Ausstattung, der verwendeten Materialien und Verarbeitung bringt der FT 5 allemal mit. Für Hifi Freunde des leicht warmen und entspannten Hörens eine sichere Empfehlung. Rhythmus und gute Impulsivität bei der Wiedergabe gibt es obendrauf.

Die leichten Schwächen, die aber eher bei schlechter oder zu bassig produzierten Titeln auftreten, die akzeptiert man, so wie ich, der von seiner technischen Ausstattung her kein EQ einsetzten kann(ich bin aber auch mehr der Meinung, dass man einen Kopfhörer so nehmen sollte wie er ist oder man kauft sich besser einen anderen) oder man reguliert sie eben weg, wenn man mag und kann.

Jedenfalls eine tolle Ergänzung und Erweiterung im Programm von Fiio. Und ein Dankeschön an Steven Mc Towelie(Markus) für die Organisation und die Hilfe bei meinem Missgeschick mit dem Anschlusskabel, der eine Fortsetzung bei mir möglich machte.