Kopfhörer "zurücksetzen"

Sehr interessanter Denkanstoß!

Ich hatte dieses Wow-Erlebnis bei meinem DT1990Pro. Aber irgendwann hat man sich nunmal an die Charakteristik des Hörers gewöhnt.

Ich nutze parallel zu dem 1990 einen HD660S und einen Momentum3(wenns wireless sein muss). Das bringt schon ordentlich Abwechslung rein.

Gerade das erste Aufsetzen des 660S nach mehreren Tagen 1990Pro-Nutzung ist erst einmal ein Schreck, da der 660S im Hochton wesentlich zurückhaltender agiert. Dann merkt man aber, dass jeder Hörer so seine eigenen Qualitäten hat und ich so zum Beispiel einige Stücke auf dem 660S lieber höre als auf dem 1990Pro.

Wenn ich dann nach einige Tagen wieder den Beyer aufsetze, ist es schon ein tolles Gefühl und ein definitiver Unterschied. Aber den Wow-Faktor wirst du erfahrungsgemäß nie wieder erreichen, einfach weil 1. unser Gehör ziemlich schnell lernt und 2. die Charakteristik von Lautsprechern relativ gut speichern kann.

Ich merke es immer wieder beim E-Gitarre spielen. Dort setze ich gezielt verschiedene Lautsprecher für verschiedene Sounds und Verstärker ein, um den Sound zu erreichen, den ich mir im Kopf ausmale. Die verschiedenen Lautsprecher scheinen in meinem Kopf „abgespeichert“ zu sein, da ich auf sie zugreifen kann, wie ein Maler auf seine Farbpalette und schon vorher weiß, was mich klanglich in etwa erwartet. Da bleibt auch der Wow-Faktor des ersten Anspielens definitiv aus.

Ich finde es positiv. So hat man einen absolut triftigen Grund, mehr als einen Kopfhörer zu besitzen. Auch wenn es schwer wird, dass meiner Frau so zu erklären:D

Kevin21 (Beitrag #2) schrieb:

Sehr interessanter Denkanstoß!

Yep!

Allerdings: Normalerweise sagt man ja, dass es gar nicht so gut ist, wenn ein Kopfhörer bzw. eine HiFi-Komponente beim ersten Mal einen besonders imposanten Eindruck hinterlässt - weil die Erfahrung zeigt, dass einem gerade die Eigenschaften, die anfangs derart begeistern, langfristig oft auf den Zeiger gehen (mit Menschen ist das ja zuweilen auch so ). Und dass sich auf Dauer diejenigen Kopfhörer als die Perlen rausstellen, die bei der Premiere noch gar nicht so sehr herausstachen.

FreundderMusik (Beitrag #1) schrieb:

Habt ihr Rituale mit denen ihr euch den gewohnten klang eines Kopfhörers abtrainiert, (z.B. mehrere Wochen einen anderen Kopfhörer nutzen).

Das ist bei mir kein bewusstes Ritual, sondern einfach der Spaß daran, Musik mit den verschiedenen Klangsignaturen meiner Kopfhörer immer mal unterschiedlich zu genießen und teilweise neu zu entdecken. Bin also mittlerweile nicht mehr auf ein bestimmtes Klangbild festgefahren, sondern je nach Aufnahmequalität, Genre oder "akustischer Tagesform" innerhalb einer gewissen Bandbreite flexibel.

Schöner Nebeneffekt dieser Polygamie: Die Kopfhörer nutzen sich nicht so schnell ab. Einer der Gründe, warum ich auch eine kleine Schuhsammlung habe ...

Hallo,

ich finde den Ansatz eher reichlich nerdie und schräg...

Es ist doch immer so, dass das Neue ... anfänglich eben neu ist. Anders, überraschend. Mit Eigenschaften, die verglichen mit dem Bekannten und dem Bewertungshorizont hervorstechen oder sogar "besser" sind. Mit der Gewöhnung nimmt das eben ab.
Warum soll ich mich denn "resetten" wollen, nur um den Kick des Neuen erneut zu erleben, wenn es doch eigentlich darum geht, Musik in hoher Wiedergabequalität zu genießen? Wird ein KH durch Gewöhnung an positive Eigenschaften schlechter?
Je mehr ich darüber nachdenke, desto absurder erscheint mir dieser Gedanke...

Nix gegen KH-Polygamie. Ich lebe selbst in solchen Beziehungen. Aber eher, weil ich mich schlecht trennen kann und KH unterschiedliche Stärken haben.

Viele Grüße
Frank

Hüb' (Beitrag #4) schrieb:

ich finde den Ansatz eher reichlich nerdie und schräg...

So schräg finde ich das nicht, besondere Erinnerungsmomente noch mal erleben zu wollen. Ein Bedürfnis, so alt wie die Menschheit - auch Goethe ließ seinen "Faust" über die Vergänglichkeit des Glücks sinnieren.

Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
dann will ich gern zu grunde gehen!

Und nicht zu vergessen: Selbst der berühmte Philosoph Boris Becker nannte sein erstes Buch "Augenblick, verweile doch!".

Die Macht der Gewöhnung ist zwar in manchen Lebenslagen ein Segen, aber in anderen leider auch eine kleine Spaßbremse ...

Verstehe ich nicht, denn ich höre gute Musik immer wieder gerne, wenn der Sound stimmt.

Erinnert mich aber daran, was ich zum Unterschied zwischen einem Musik- und einem Hifi-Liebhaber gehört habe:
Der Musik-Liebhaber nutzt die Hifi-Anlage um seine Musik zu hören.
Der Hifi-Liebhaber nutzt die Musik um seine Hifi-Anlage zu hören.

Ich kann also nur sagen, welche Musik ich gerne mal wieder hören würde, aber nicht welche Anlage oder welchen Kopfhörer.

Slati

Hmm.. Einen kleineren Wow-Effekt hatte ich beim Knowledge Zenith ZSA, aber eher aus Preisleistungstechnischen Gründen. Tolle Optik/Verarbeitung/Klang für gerade mal 15€.

Den würde ich ganz gerne nochmal "neu" erfahren. Geht aber nicht Ichi-go ichi-e "once in a lifetime"

Slatibartfass (Beitrag #6) schrieb:

Erinnert mich aber daran, was ich zum Unterschied zwischen einem Musik- und einem Hifi-Liebhaber gehört habe: Der Musik-Liebhaber nutzt die Hifi-Anlage um seine Musik zu hören. Der Hifi-Liebhaber nutzt die Musik um seine Hifi-Anlage zu hören.

Kommt mir bekannt vor (siehe Signatur)

btt:
ich möchte eigentlich keinen meiner Kopfhörer "wieder zum ersten Mal hören". Die meisten haben mich im ersten Moment irritiert. Zudem habe ich mich im Laufe der Jahre verändert und viel an Erfahrung gewonnen, daher ist "ein neues erstes Mal" niemals so wie es damals war.

Ich würde eher von "Meilensteine" sprechen:
- mein erster Hifi-Kopfhörer (DT 880)
- mein erster High-End Kopfhörer (Focal Clear)
Beide Momente waren ganz besondere Momente, obschon ich heute viel mehr mit den Kopfhörern anfangen kann und sie mehr genieße als am Anfang (Wissen, Erfahrung, Musikgeschmack, ...).

Der, von dem ich das gehört habe, ist auch Tonmeister wie Alan Parsons, der für die Abmischung von "The Dark Side of the Moon" bekannt wurde.

Slati

Fürs "zurücksetzen" einfach mal 2 Wochen den miesesten Hörer, den man findet, verwenden und dann wieder zurück zum Lieblingshörer - da geht die Sonne auf...

da geht die Sonne auf...

Täglich unterschiedlich, aber gleich hell.

Ghoster52 (Beitrag #11) schrieb:

Täglich unterschiedlich, aber gleich hell. :P

Der nächste, bitte...