Gehöhrgangresonanzen und EQ von IEM

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frix
Inventar
#1 erstellt: 31. Dez 2020, 18:44
Hallo zusammen, beim rumspielen mit dem EQ von meinem DAC in kombination mit meinen in ears und einem sinusgenerator ging mir folgende frage durch den kopf. Die ohrkanalresonanz liegt ja so bei 5-7khz je nach anatomie. Verändert sich diese resonanz durch das einsetzen von in ears und dem dichten abschließen des gehörgangs in amplitude und frequenz? Wenn man davon ausgeht, dass die resonanz gleich bleibt wie beim normalen hören, dann erwartet unser gehirn ja in dem bereich diese resonanz. Nehmen wir diese dann lauter wahr als andere frequenzen oder gleicht das unser gehirn aus? Wenn unser gehirn das nicht ausgleicht und wir die resonanzfrequenz tatsächlich lauter wahrnehmen, macht es dann überhaupt sinn diese per EQ so zu reduzieren, dass sie uns nicht mehr lauter erscheint?
Codobor
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 31. Dez 2020, 22:54
Das Gehirn ist ja nicht blöd (Ausnahmen gibt's reichlich).
Also ja, es gleicht das aus. Dennoch ist die Resonanz anstrengend, die Langzeittauglichkeit leidet.
Ich erinnere mich an meine Jugend, da hat das Kratzen auf Styroporplatten ein Geräusch gemacht, da bin ich die Wände hochgegangen. Eine der Oberwellen hat da wohl zentral meine Innenohrresonanz getroffen. Mit der Zeit hat mein Gehirn sich daran "gewöhnt". Aber Spaß macht mir Arbeiten mit Styropor heute noch nicht.
ZeeeM
Inventar
#3 erstellt: 31. Dez 2020, 23:34
Das mit dem Ohrkanal ist ja noch etwas komplizierter. Im Normalfall ist die eine Seite offen. Verschließt man den Kanal quasi, dann hat man statt einer einseitig offen Röhre, eine beidseitig geschlossene. Das kennt das Gehirn nicht.
Wie perfekt das System Ohr und Hirn abgestimmt ist, merkt man so ganz ohne Hörer, wenn man mal einen schönen Tubenkatarrh hatte. Die akustischen Effekte sind schon echt schräg. Das geht von Wummern der Belüftung im Supermarkt, das man sonst nicht hört, über Töne, die man als zwei hört, bis zur Überempfindlichkeiten, die ein Grabbeln im Besteckkasten unerträglich machen.
CharlesDreyfus
Stammgast
#4 erstellt: 02. Jan 2021, 22:33
Die Resonanzen des Gehörgangs sind bei IEM von der Größe des Volumens zwischen Trommelfell und Grenzfläche des Hörers abhängig.
Hier ein sehr ausführlicher Beitrag zu dem Thema, der auch modellhafte Formeln zur Berechnung dieser Phänomene anführt:
https://www.hearingr...g-and-flared-tubes-2

Ich wäre vorsichtig, solche Peaks mit schmalem Q und hoher Dämpfung zu behandeln, da sie immer mit der Einsatztiefe, Abdichtung und Winkelung des IEM variieren. Zur Einsatztiefe gibt es eine exemplarische Grafik auf Grundlage des 60318-4 (ehemals 711) Ohrsimulators von GRAS:

60318-4_impedance_canal_length

Da diese Resonanzen nur im geschlossenen Volumen vorkommen, ist es übrigens relativ unwahrscheinlich, dass sie das menschliche Hören als natürlich empfindet. Je nachdem, wie der IEM abgestimmt ist, muss diese Resonanz aber nicht im störenden Bereich liegen.

Ich würde mich beim Equalizing immer auf das eigene Hören verlassen. Messungen können höchstens Anhaltspunkte zum systematischen Verhalten liefern.

VG
Dreyfus


[Beitrag von CharlesDreyfus am 02. Jan 2021, 22:34 bearbeitet]
ZeeeM
Inventar
#5 erstellt: 02. Jan 2021, 22:43
Ein Quickcheck ist für mich meist erstmal ein Rauschen. Da merke ich, wenn was im Groben nicht stimmt.
CharlesDreyfus
Stammgast
#6 erstellt: 02. Jan 2021, 22:45
Kann ich bestätigen. Ist ein guter Schnelltest.

VG
Dreyfus
frix
Inventar
#7 erstellt: 04. Jan 2021, 12:38
Danke dreyfus für die ausführliche antwort. Welches rauschen eignet sich am besten?
ZeeeM
Inventar
#8 erstellt: 04. Jan 2021, 13:32
Ich würde Rosa Rauschen nehmen. Seinerzeit als hier mal der erste BD T1 kreiste, war damit der Höhenpeak leichter zu entdecken. Das hörte sich an als stünde da entfernt eine Pressluftflasche die sich zischend entleert.
Wenn man in der Nähe ein Wehr hat, kann man mit einem Recorder das Geräusch mal aufnehmen und dann abhören.
CharlesDreyfus
Stammgast
#9 erstellt: 04. Jan 2021, 13:56
Praktisch kann man das von der Klangfarbe des IEM abhängig machen. Ein eher hell abgestimmtes Modell wird sich vermutlich nicht besonders angenehm anhören, wenn man White Noise abhört. Hier kann Pink Noise helfen, um den Vorgang weniger ermüdend zu machen. Umgekehrt kann White Noise bei der Beurteilung eher dumpfer Modelle helfen. Da die Differenz zwischen Pink und White Noise einem linearen Modell folgt, ist der Wechsel zwischen diesen Signalen zur Lokalisierung von Peaks relativ unproblematisch.

VG
Dreyfus
sealpin
Inventar
#10 erstellt: 04. Jan 2021, 14:03
Interessantes Thema.
Ich nutze ab und zu die IE nuraloop (klickmich) und die machen eine Messung, die im KH gespeichert wird.
Der Unterschied zwischen keine Einmessung und Einmessung ist frappierend.

Weiß jemand genau, was/wie das nura macht?
ZeeeM
Inventar
#11 erstellt: 04. Jan 2021, 14:11
Theoretisch kann man die eingebauten Mikros verwenden, wenn das System kennt wie man daraus den FG im Ohr ableiten kann.
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