Vergleich geschlossener KH für mobilen Einsatz

Hallo zusammen,

ich habe mich in den letzten wochen intensiver mit Kopfhörern beschäftigt. Von Noise-Cancelling über In-Ear bin ich dann doch bei "klassischen" geschlossenen Kopfhörern gelandet.

Kurz zu mir: Kopfhörer Anfänger, aber seit vielen Jahren Audiophil mit hochwertiger- & -preisiger Stereoanlage und nun muß noch das mobile Hören optimiert werden. Playerseitig muß neben der Audioqualität auch eine lange Akkulaufzeit gegeben sein - und dann möchte ich auch nicht noch zusätzlich einen Kopfhörervertärker mitschleifen. Meine Wahl fiel auf den Cowon J3, der bei der Audioqualität ganz vorne mitspielen soll, wenn man von den Audiophilen Playern mit 6-8 Stunden Akkudauer absieht. Selber verglichen habe ich beim Player allerdings nicht. Aber ich habe meinen Cowon J3 zum Vergleichen der Kopfhörer mitgenommen. In-Ears sind gar nicht mein Fall - ich mag das rumgefummel im Ohr einfach nicht…und dann rutschen die Dinger raus, etc. Ja, ich weiß, da sind andere ganz anderer Meinung, aber für mich ist das nix…und dann empfinde ich den Klang auch ganz anders, mit einem "richtigen" Kopfhörer.

So hier mal meine total subjektiven Klang-Eindrücke:

Sennheiser fiel ziemlich schnell raus. Ich habe ca. 3-5 Kopfhörer zwischen 150 und 600 Euro angehört, weiß allerdings nicht mehr welche. Mit dem Sennheiser Klang komme ich offenbar gar nicht zurecht! Das ist mir zu mitten-&basslastig/dumpf/verwaschen und der Überblick auf der Bühne geht flöten. Mir spielen die Sennheiser alle nicht "frei" genug. Beim kurzen Vergleich mit dem AKG k601 dachte ich mir nur: geil! Hat zwar deutlich weniger bass/mitten, aber spielt wunderbar leicht, luftig, präzise, analytisch…und im Vergleich nicht ein bisschen weniger Spielfreude…ganz im Gegenteil, es machte mit dem AKG viel mehr Spaß!

Aber zurück zum wesentlichen: Für den mobilen Einsatz muß es ein geschlossener Kopfhörer sein - diese Kopfhörer habe ich direkt miteinander verglichen:

Session 1:
- Denon AH-D2000 geschlossen 25 Ohm (ca. 350€)
- Denon AH-D5000 geschlossen 25 Ohm (ca. 800€)
- Beyerdynamic DT770 Edition geschlossen 200 Ohm (ca. 200€)
- Beyerdynamic T70 geschlossen 250 Ohm (ca. 450€) / Die "p" Variante mit 32 Ohm ist noch nicht da, aber wird sich nicht so extrem von der 250 Ohm Variante unterscheiden
- Ultrasone HFI-580 geschlossen 32 Ohm (ca. 150€)

Session 2:
- Denon AH-D2000 geschlossen 25 Ohm (ca. 350€)
- AKG k272 geschlossen 55 Ohm (ca. 150€)
- Sony MDR-Z1000 geschlossen 24 Ohm (ca. 350€)

Ich habe mich gestern für den Denon AH-D2000 entschieden, nachdem er für mich als Sieger aus Session 1 hervorging. Ich finde den Klang des Denon genial…aber trotzdem ist er nur ein Kompromiss, ein Allrounder, der alles ziemlich gut kann. Andere Kopfhörer hatten bei bestimmten Musikrichtungen ihre Höhenflüge und konnten dann den Denon deutlich übertrumpfen - aber dafür versagten sie bei anderen Musikrichtungen z.T. komplett! Bei Session 1 disqualifizierte sich der Ultrasone ziemlich schnell - im Vergleich zu Beyer & Denon konnte er in Sachen Räumlichkeit, Natürlichkeit, etc. einfach nicht mithalten. Wenn ich ausschließlich Elektronische Musik der einfachen Machart hören würde, dann käme der Ultrasone vielleicht in Frage. Die beiden Beyerdynamic Hörer fand ich vom Charakter sehr ähnlich: Sehr natürlich, tolle Höhen, die aber nicht nerven und beispielsweise ein Piano ganz wundervoll klingen lassen. Eine merkbar breite, tiefe Bühne - beim T70 war die Zuordnung noch ein wenig besser als beim DT770 Edition. Dafür hat aber der DT770 etwas mehr von dem, was beiden ein wenig fehlt: Bass und Mitten. Bei klassischen orchestralen Stücken fällt das gar nicht auf…bei einem einzelnen Cello oder einer Gitarre fehlt mir dann doch etwas der Klangkörper.

Das können dagegen die Denon Kopfhörer sehr gut - gerade der AH-D5000 ist da absolut genial. Man hat förmlich das Gefühl, als würde man unmittelbar neben dem Klangkörper sitzen. Ein wundervoller körperhafter Klang bei ebenfalls sehr schöner Räumlichkeit…wenn auch nicht ganz so frei und groß wie bei den Beyerdynamichörern. Und wenn ich dann mit dem AH-D5000 auf ein Rockalbum wie z.B. von Beck gehe, dann hab ich da in den Mitten und Tieftonlagen einen sprichwörtlichen Klangmatsch. Ehrlich! Beim kleineren Modell AH-D2000 fällt das weniger auf…aber dafür ist der auch bei den oben erwähnten Vorzügen deutlich zurückhaltender…ein Kompromiss eben. Somit blieben bei der engeren Auswahl der DT770 Edition und der AH-D2000 - beides Kompromisslösungen auf sehr hohem Niveau. Meine Entscheidung für den Denon liegt an der Musik, die ich überwiegend höre und den persönlichen Klangbild-Vorzügen: Mir ist die Tiefenstaffelung, Bühnenbreite weniger wichtig als natürlich klingende Instrumente, volle Klangkörper und ein präsenter Bass. Denn wider erwarten kommt bei elektronischer Musik der Bass und die Mitten nicht zu aufdringlich rüber…aber trotzdem: geil Und auch Funk- & Soul aus den 60/70igern in mieser Aufnahmequalität gewinnt vom Denon Charakter deutlich!

Session 2 ging dann relativ schnell - der AKG hat prinzipiell ähnliche Tugenden wie die Beyerhörer mit einer schönen Räumlichkeit und darüber hinaus einem tollem analytischen Charakter, aber er kann dann doch nicht ganz in diesem Preissegment mithalten: Teilweise sind die Höhen etwas nervig/spitz - das ist mir beispielsweise beim k601 nicht passiert. Nur kommt der k601 mit seiner offenen Bauweise nicht in Frage. Vom Sony war ich dann ein wenig enttäuscht, da er tatsächlich ziemlich schwach in Sachen Räumlichkeit ist - vom Charakter ging das eher Richtung Ultrasone - auch wenn er wunderschöne Mitten hat. Stimmen, Instrumente klingen zwar wirklich wunderschön und natürlich…aber es rückt alles sehr eng zusammen und klingt weniger nach "HiFi".

Meine Kompromisslösung ist der "kleine" Denon - wobei Kompromiss so negativ klingt. Bei HiFi muß man immer einen Kompromiss machen, weil jede Musikrichtung, jede Aufnahme einen anderen Klangcharakter hat/braucht. Bei meiner Heimanlage bin ich bereit zwischen MM und MC Tonabnehmer zu wechseln - für die mobilen Einsatz möchte ich aber nur einen Player mit einem Kopfhörer. Und da finde ich den Denon AH-D2000 als Allrounder absolut genial, der auch richtige Gänsehautmomente zaubern kann.

Als Tipp, für alle die auf der Suche sind kann ich nur mitgeben: Nehmt Euren Player mit Eurer Musik mit zum Hersteller Vergleich mit nur 1-2 Kopfhörern pro Hersteller. Das wichtigste ist, dass einem der Grundcharkter zusagt - und da sind die Unterschiede zwischen den Modellen dann viel kleiner, als die Unterschiede zu anderen Herstellern. Das ist zumindest mein Eindruck - vielleicht habe ich aber auch nicht genügend Modelle ausprobiert?!?

Was meinen die erfahrenen Kopfhörer Sammler?

Beste Grüße
Frank