Höreindruck Geithain RL 906

Hallo zusammen

Heute habe ich mich aufgemacht, um endlich die MEG RL 906 probezuhören. In der Schweiz ist das gar nicht so einfach, da es nur einen Vertreter gibt und der den Vertrieb gerade auslaufen lässt. Ich hatte Glück, überhaupt noch ein Exemplar anzutreffen. Im Moment höre ich über meine Blue Sky eXo2 mit integriertem Subwoofer, und ich bin (oder richtiger: war. Aber dazu später) damit ganz zufrieden. Ich höre damit in meinem Wohnzimmer (ca. 25 Quadratmeter), aber immer im Nahfeld mit nur ca. einem Meter Hörabstand. Das tolle an den eXo2 ist der sauber integrierte Subwoofer. Dazu bringen die auch ordentlich Pegel. Das reicht gut um den Raum zu beschallen, und fürs Nahfeld sowieso.
So weit so gut. Seit geraumer Zeit spiele ich schon mit dem Gedanken, mich mal mit einem Upgrade zu beschäftigen. Wie gesagt, ich bin (war) ganz zufrieden mit meinen eXo2. Aber man kennt nur, was man kennt, und Musik ist für mich sowohl Beruf wie liebstes Hobby. Deshalb habe ich mich informiert, ob es noch besser geht. Die Geithain RL 906 werden fürs Nahfeld oft als Spitzenklasse erwähnt, und dem wollte ich auf den Grund gehen.

Lange Präambel, kurzer Sinn: ich heute also zum Schweizer Geithain-Vertreter und die RL 906 anwerfen lassen. Mein erster Eindruck: der Scherzkeks hat seine Anlage nicht im Griff, da spielen nämlich die viel grösseren APS-Modelle, die auch im Raum standen. Denkste. Der ganze Klang kam - so versicherte mir der Händler als auch meine Augen (nicht aber meine Ohren!) - aus den beiden kleinen 906ern. Eindrücklich. Das 1. Violinkonzert von Mozart mit Carmingnola und dem Orchestra Mozart klang absolut sauber. Der Solist war nicht einfach lauter, sondern tatsächlich VOR DEM Orchester platziert, der Konzertsaal wunderbar räumlich abgebildet. Mit geschlossenen Augen öffnete sich tatsächlich ein Raumpanorama, bei dem der Klang nicht mehr aus zwei Lautsprechern zu kommen schien, sondern aus dem ganzen Raum vor mir. Die Tiefenstaffelung war problemlos zu erkennen (Hörner HINTER den Streichern usw.), ebenso die horizontale Aufstellung.
Darauf kamen einige "Pop"-CDs zum Einsatz (Yello, Mark Knopfler, Portishead u.a.). Auch Stimmen werden ganz natürlich wiedergegeben, und der Bass ist da. Er hat sogar einigen Impact, man kann in ansatzweise spüren und nicht nur hören. In dem Bereich muss ich aber sagen, dass ein Subwoofer schon helfen würde, das zu verstärken. Die 906 gehen tiefer als ihre Grösse vermuten lässt und spielen auch im Bass sehr fein und sauber. Die Wände wackeln lassen sie aber nicht unbedingt. Auch beim Pegel merkte ich irgendwann die Grenzen der Boxen. Für das Nahfeld reicht die Lautstärke vollkommen. Einen grösseren Raum füllen sie aber wohl alleine nicht.
Die leichte Muse wird ebenfalls mit Bravour gemeister. Nach dieser Vergewisserung wollte ich noch einmal die beeindruckend feine Auflösung und räumliche Darstellung bei klassischer Musik anhören. Eine dort vorhandene CD mit 'Classic Highlights' sollte mir das noch einmal vor Ohren führen. Rein damit, Schumanns 1. Sinfonie, play. ...

Und da kam die grosse Enttäuschung. Was da aus den Boxen zu vernehmen war, klang störend schlecht. Das Orchester klang stumpf, flach, als stünden alle Musiker auf einem Punkt. Hinter einem Vorhang. In einem Betonsaal. Laut klangen sie wohl, aber ohne grosse Dynamik. Was war denn da los?? Ich brauchte einen Moment, bis ich es bemerkte: schuld waren nicht die RL 906. Schuld war die lausige CD. Der Tonmeister hat wohl gepennt, oder war ganz weggespart worden. Die schlechte Aufnahme wurde von den Boxen einfach so wiedergegeben, wie sie war. Auf meinen eXo2 haben mich schlechte Aufnahmen eigentlich nie gestört. Hier musste ich aber wirklich sagen: das will ich mir so nicht anhören.
Zur Sicherheit noch einmal Carmingnola rein: Herrlich! Und tatsächlich: die Boxen können ganz anders, wenn sie das richtig Futter kriegen. Auch das habe ich bisher so nicht gekannt, dass man schlechte Aufnahmen derart deutlich erkennt und kein Hörgenuss aufkommen mag. Das haut mich um.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich die RL 906 wirklich beeindruckt haben. So klar, offen und räumlich habe ich noch keine Boxen gehört (zugegeben, meine Erfahrung ist da aber auch eher klein). Zuhause habe ich natürlich als erstes Carmingnola eingelegt und über meine eXo2 gehört. Was soll ich sagen? Was ich vor dem Probehören als befriedigend empfunden und eigentlich nicht hinterfragt habe klang jetzt dumpf. Ich höre Verfärbungen im Klang. Und vor allem sind meinen Ohren die Boxen viel zu klein. Nach dem herrlich offenen Raum der 906 klingen die eXo nach Sardinenbüchsen. Nach mit Öl gefüllten Sardinenbüchsen. Versteht mich nicht falsch, das sind in ihrem Preissegment wohl gute Boxen. Sie kosten ja auch nur einen Fünftel der 906. Aber dass der Unterschied so deutlich ist, hätte ich dann doch nicht gedacht. Zufrieden sein kann ich mit ihnen jedenfalls nicht mehr so recht.
Nach diesem Erlebnis - als solches muss man die MEG wirklich bezeichnen - bin ich mir sicher, meine Lautsprecher irgendwann upgraden zu wollen. Möglichst bald natürlich, aber erst einmal das Geld auf die Seite legen. In der Zwischenzeit möchte ich mir noch die PSI Audio A17m anhören. Sie wird ebenfalls für das Nahfeld sehr gelobt. Leider ist ein Direktvergleich in der Schweiz nicht möglich. Aber sie wird es ohnehin sehr schwer haben, an diesen Benchmark heranzukommen. Ich lasse mich überraschen.