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Aufbau einer audiophilen Klassiksammlung

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Kreisler_jun.
Inventar
#812 erstellt: 07. Nov 2010, 14:59
Nix da, Wagner ist noch lange nicht durch und es gibt auch noch Walton, Weber, Webern, Wieniawski und vermutlich noch ein paar mehr.

Ich kenne nur einen "Ring" komplett seit längerer Zeit und recht gut: Soltis.
Es muss bei Wagner immer ein Kompromiss zwischen guten Sängern (selten nach 1955) und Aufnahmequalität (selten gut vor 1955) gefunden werden. Vermutlich sind Soltis, Böhms und der mir noch unbekannte, aber hochgelobte, nach Jahrzehnten in Stereo herausgebrachte Ring unter Keilberth hier die besten Kandidaten. Und natürlich kann man über viele Stimmen geteilter Meinung sein. Hörbar ist aber z.B. Hotter bei Solti nicht mehr in der Form wie einige Jahre vorher und Nilsson hat zwar durchschlagskraft aber gefallen muss die Stimme auch nicht. Dazu kommt, dass Soltis sehr offensichtlich "produziert" ist, inklusive von Effekten, die man albern finden mag. Und die Bayreuth-Akustik mit dem zugedeckelten Orchester hat man hier natürlich auch nicht. Das ist alles eher in Richtung überpräsent.
Den Böhm habe ich in der sehr preiswerten Sammelbox, aber noch nicht komplett gehört.
Bei DVD habe ich seit langem Boulez/Chereau auf der Liste; da ich aber momentan mir den Ring kaum anhöre, würden die sicher auch erstmal nur rumstehen.

Wer tolerant gegenüber historischer Klangqualität ist, sollte aber jedenfalls in Dokumente wie den 1. Walküre-Akt unter Bruno Walter aus den 1930ern oder die Ausschnitte, die Toscanini in den 1940ern aufgenommen hat, hineinhören. Man kann Wagner textverständlich singen, nicht brüllen oder ständig vom Orchester überstimmt zu werden, aber das hört man eben in solchen Dokumenten besser als auf fast allen späteren Aufnahmen.

viele Grüße

JK jr.
bechtikw82
Ist häufiger hier
#813 erstellt: 07. Nov 2010, 15:27
Schön, dass hier auch noch ein paar mehr Leute Wert auf Wagner legen. Ich hab mich fast schon nicht getraut zu sagen, dass da noch jede Menge fehlt. Denn auch wenn der "Ring" wohl den Wagnerkosmos schlechthin darstellt, fehlen wie schon erwähnt noch viele andere Schumckstücke

Ich werde später noch mit Tristan etc. weitermachen, wenn überhaupt der Bedarf danach besteht

Da stehen schon noch ein paar audiovisuelle Leckerchen in meiner Sammlung und es freut mich, dass ich diesmal wohl nicht der einzige Opernfan bin.

Wagner gehört zu meinen absoluten Lieblings-Komponisten.

Bis später dann mal
Maastricht
Inventar
#814 erstellt: 07. Nov 2010, 15:52
Du warst auch schon eher nicht der einige Operafan , also sind deine Beiträge immer willkommen.

Bei mir stehen u.a. noch 4 DVD-Ausführungen von Tristan und Isolde im Regal und noch das Eine und Andere von Wagner, aber ausser dem Ring habe ich mir davon nocht nichts angeschaut. (Es fehlt einem ja die Zeit, wegen aller Empfehlungen in diesem Forum, für die Sachen die man schon hat. )

Bin darum besonder interessiert in deine Wagner Empfehlungen.

Gruss, Jürgen
arnaoutchot
Moderator
#815 erstellt: 07. Nov 2010, 16:08
Kaum bin ich hier mal einen Tag nicht da, geht's hier hoch her.

Also, meine Meinung dazu:

1. Natürlich sollte jeder nur von seinen eigenen persönlichen Hörerfahrungen berichten. "Hörensagen" mag ich nicht, habe ich hier auch schon kritisiert.
2. Themennahe Diskussion über genannte Aufnahmen habe ich immer gefördert. Mir war das tendenziell immer zu wenig, den ganzen Thread über. Vor allem habe ich mich immer gefreut, wenn jemand, der sich hier Anregungen geholt hat, auch mal gesagt hat, wie sie ihm gefallen haben. Ich hab auch kein Problem damit, wenn jemand mitteilte, dass er enttäuscht wurde.
3. Der musikalisch-fachliche Hintergrund hier ist unterschiedlich. Von Musikprofessoren bis hin zu musikalischen Laien (wie zB mich) gibt es hier alles.
4. Der technische Hintergrund hier ist unterschiedlich. Hier gibt es Nutzer von 500-Euro-Kompakt-Stereoanlagen und Besitzer von High-End-Anlagen im Preisbereich von Luxus-Limousinen.
5. Die rhetorischen Fähigkeiten sind unterschiedlich. Mancher mag sich ausführlich über seine Eindrücke mitteilen, der andere wirft nur trocken ein paar Bilder aus amazon hin.

Fazit: Dies ist ein Treffpunkt von Musikliebhabern mit sehr unterschiedlichem Blickwinkel auf ein und dasselbe Werk bzw. Aufnahme. Damit wird man leben müssen. Mir persönlich hat der Thread hier gut gefallen, Spass gemacht und mir einige wertvolle Empfehlungen gebracht, auf die ich sonst nicht aufmerksam geworden wäre. Ich sehe insofern keinen Grund, vor dem Hintergrund der o.g. Punkte nicht weiterzumachen, von mir aus nach "Z" auch wieder von "A" mit einer zweiten Runde beginnend. Martin, bei Zemlinsky (ich denke, den meinst Du, Zemlinki kenne ich nicht ) sind wir noch lange nicht !!! Wir sind gerade mitten in Wagner.

Ich schlage pragmatisch also vor: Back to Business und Schluss mit der Streiterei. Was haben wir bei Wagner noch ? Benjamin ?
Hüb'
Moderator
#816 erstellt: 07. Nov 2010, 17:18

bechtikw82 schrieb:
Und warum ist das der falsche Ort für Diskussionen?

Weil DIESER Thread nie dazu gedacht war.
Für die allermeisten hier genannten Werke gibt es einzelne Themen, in denen ausführlich die Werke und das Für und Wider der erhältlichen Einspielungen besprochen werden können. Hier aber bitte nicht (zumindest nicht in ausufernder Form).

Grüße
Hüb'
-Moderation-
op111
Moderator
#817 erstellt: 07. Nov 2010, 18:43
Hallo zusammen,


Kreisler_jun. schrieb:
Wer tolerant gegenüber historischer Klangqualität ist, sollte aber jedenfalls in Dokumente wie den 1. Walküre-Akt unter Bruno Walter aus den 1930ern oder die Ausschnitte, die Toscanini in den 1940ern aufgenommen hat, hineinhören. Man kann Wagner textverständlich singen, nicht brüllen oder ständig vom Orchester überstimmt zu werden, aber das hört man eben in solchen Dokumenten besser als auf fast allen späteren Aufnahmen.


Das ist auch grundsätzlich meine Auffassung.

Es lässt sich leider nicht überhören, wer ordentlich gesungenen Wagner hören möchte, ist vor allem auf Aufnahmen angewiesen, die bis etwa 1955 entstanden sind.

Als audiophil fasse ich vor allem Aufnahmen auf, deren musikalische Komponente mir keine Schmerzen beim Hören bereitet. Was nützt die beste Aufnahmetechnik, wenn das künstlerische Ergebnis ungnügend ist.
Damit bleiben einige fehlbesetzte Aufnahmen schon einmal aussen vor.

Schon genannt wurden Soltis und Keilberths Ring
Martha Mödl, Wolfgang Windgassen, Hans Hotter, Gustav Neidlinger, Josef Greindl, Gre Brouwenstijn, Jutta Vulpius, Astrid Varnay, Maria Graf, Chor & Orchester der Bayreuther Festspiele, Joseph Keilberth
Testament , ADD/m, 1955
jpc.de
gelten lassen würde ich auch noch
gerade als Kompromiss Karajans Gesamtaufnahme, deren unausgewogene Gesangsleistungen auch (im Gegensatz Aufnahmen mit Adam, Jones etc.) noch zu ertragen sind.
Fischer-Dieskau, Donath, Moser, Stolze, Grobe, Janowitz, Dernesch, Ludwig, Ligendza, Talvela,
Berlin PO, Karajan
DGG , ADD, 1966-1970
jpc.de

Die Ausbeute neuerer Aufnahmen ist ausgesprochen gering, Christoph von Dohnanyi konnte seine Gesamtaufnahme leider nicht vollenden.
arnaoutchot
Moderator
#818 erstellt: 07. Nov 2010, 19:08
Also wenn ich es richtig verstanden habe, dann kristallisieren sich hier zwei Aufnahmen des Rings heraus, die man unter den Kriterien des Threads primär empfehlen könnte: Als klassische Stereoaufnahme mit gesanglich durchgehend akzeptierter Qualität der berühmte Solti-Ring. Gibt es jemanden, der zu den jeweiligen Remasters auf CD noch etwas sagen kann ? Welche klingt am besten ? Die Esoteric-SACD-Ausgabe ist ja nun vergriffen ....

Für denjenigen, der Mehrkanal und Bild bevorzugt, scheint mir der Mehta/Fura dels Baus-Ring eine gute Alternative zu sein. Ich liebäugle auch mit dessen Anschaffung. Ich will ehrlich sein: Ich glaube nicht, dass ich einen Ring auf CD durchstehen (d.h. ganz anhören) würde.
op111
Moderator
#819 erstellt: 07. Nov 2010, 19:23

arnaoutchot schrieb:
Mehta/Fura dels Baus-Ring eine gute Alternative zu sein.
... wobei hier u.a. die z.T. extrem langsamen Tempi trotz der szenischen Komponente auf mich ausgesprochen ermüdend wirken.
Wenn Boulez nicht ausgerechnet Gwyneth Jones als Brünnhilden-Ersatzsängerin hätte, könnte das meine 1. Wahl sein.
op111
Moderator
#820 erstellt: 07. Nov 2010, 19:35
Was Tristan und Isolde betrifft, fällt es mir relativ leicht, einen akzeptablen Kompromiss aus Interpretation und moderner Klangqualität zu finden.
Die recht leichten Stimmen sollten es auch jenen den Zugang erleichtern, die vor dem Wagner-Gebrüll zurückschrecken.

M. Price, Fassbaender, Kollo, Fischer-Dieskau,
Staatskapelle Dresden,
Carlos Kleiber
DGG , DDD, 1982
jpc.de

Das den klassischen rasanten Bayreuth-Mitschnitt Karl Böhms in keiner Weise ab-/entwerten.
Nilsson, Windgassen, Ludwig, Talvela, Schreier, Orchester der Festspiele Bayreuth, Böhm
DGG , ADD, 66
jpc.de
Martin2
Inventar
#821 erstellt: 07. Nov 2010, 19:50
Ja, aber gibt es auf DVD nicht auch einen Barenboimring? Freund von mir hat den ( vielleicht leiht er ihn mir mal) und fand den meiner Erinnerung nach nicht schlecht ( den Solti hat er auch noch).

Übrigens hörte ich heute nach der Götterdämmerung mal den Siegfried aus der Böhmbox. Im Prinzip schon sehr schön, aber diese wundervolle Stelle, wo Siegfried davon singt, wie er in die Welt zu stürmen gedenkt, kommt beim Windgassen auch nicht richtig klar heraus und ich war irgendwie enttäuscht.

Ob man allerdings unbedingt DVDs braucht weiß ich nicht. Meine erste Begegnung mit dem Ring war der Neuhold mit den Libretti auf den Knien. Dann Götterdämmerung in der Lübecker Oper. Und dann Götterdämmerung mit Böhm. Und da habe ich doch den Eindruck, daß mein Verständnis für Wagner wirklich wächst.

Ich möchte für DVDs eigentlich nicht wirklich viel ausgeben. Grund: Beim ersten mal sind Opern DVDs toll. Aber die eben gleiche Aufführung immer wieder ansehen zu sollen, finde ich viel weniger reizvoll.

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts - nur warum es unbedingt der Mehta sein muß, weiß ich eben auch nicht. Und warum Michael meint, daß der "eine gute Alternative" sein sollte, verstehe ich erst recht nicht. Michael schreibt weiter oben:


Trotz meiner nicht ganz kleinen Sammlung, hab ich keinen einzigen kompletten "Ring".


und anscheinend hat er im wesentlichen die Auszüge von Klemperer gehört. Wie kommt er dann dazu, den Mehta als "gute Alternative" zu bezeichnen?

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#822 erstellt: 07. Nov 2010, 20:02

op111 schrieb:
Was Tristan und Isolde betrifft, fällt es mir relativ leicht, einen akzeptablen Kompromiss aus Interpretation und moderner Klangqualität zu finden.


Offen gesagt höre ich Wagner ungern als "Kompromiß". Die Böhmaufnahme von 1966 hat eine gute Klangqualität. Da gibt es doch keinen Grund für Kompromisse. Mich würde eine moderne Aufnahme nur interessieren, wenn sie genauso gute Sänger oder eine genauso gute oder sogar bessere Interpretation beinhaltete.

Gruß Martin
arnaoutchot
Moderator
#823 erstellt: 07. Nov 2010, 20:07

Martin2 schrieb:
Wie kommt er dann dazu, den Mehta als "gute Alternative" zu bezeichnen?

Gruß Martin


Er kommt deswegen dazu, weil viele der Vorschreiber, die ihn kennen, sich recht lobend geäussert haben. Ich denke ich habe mich klar ausgedrückt, dass ich ihn nicht kenne, sondern vielleicht kennenlernen will.

Von "Tristan und Isolde" hab ich sogar eine Komplettaufnahme, und zwar Domingos späte Version mit Nina Stemme. Ich gebe zu, dass der primäre Beweggrund die beiliegende Audio-DVD in Mehrkanal-dts war. Im übrigen hab ich diese Oper auch schon mal live gesehen. Mangels Vergleich kann ich nicht sagen, ob das hier nur die Verwirklichung eines Lebenstraumes von Domingo war oder ob sie tatsächlich künstlerischen Mehrwert liefert. Klanglich ist die Mehrkanal-Version fein.

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op111
Moderator
#824 erstellt: 07. Nov 2010, 20:18

Martin2 schrieb:
Offen gesagt höre ich Wagner ungern als "Kompromiß".

M.E. ist jede Aufnahme ein Kompromiss. Nicht zuletzt aus (exklusiv-)vertraglichen und aufführungspraktischen Gründen.
Bei Böhm kann die Aufnahmetechnik (auch auf preiswertem Equipment hörbar) nicht mit Kleibers Aufnahme mithalten.
Windgassen ist ebenso ein Problem wie Kollo, beide sind aber erträglich und um Klassen besser als z.B. Uhl bei Solti oder Hofmann bei Bernstein.
Böhm bringt das Drama bühnenwirksam zügig über die Rampe (live) - Kleiber nutzt die Möglichkeiten des Studios und liefert eine langsamere, weniger theatralische dagegen extrem differenzierte Aufführung. In dieses Konzept passen die Sänger hervorragend.
Beide liefern einen überzeugenden Wagner ohne konzeptionelle Kompromisse.
Hier Kleiber-Art-Rock dort Böhm-Heavy-Metal.


[Beitrag von op111 am 07. Nov 2010, 20:18 bearbeitet]
op111
Moderator
#825 erstellt: 07. Nov 2010, 20:21

arnaoutchot schrieb:
Von "Tristan und Isolde" hab ich sogar eine Komplettaufnahme, und zwar Domingos späte Version
... zu der ich mich nicht äußeren werde, die Oper heisst ja nicht nur Isolde.
op111
Moderator
#826 erstellt: 07. Nov 2010, 20:36

flexwheeler schrieb:
Da gibts noch mehr als den Ring. Was ist mit Tristan und Isolde, Meistersinger von Nürnberg, Parsifal, Lohengrin etc.?


als da wären:

Die Hochzeit (unvollendete Oper, 1832)
Die Feen WWV 32 (1833–1834, UA: 29. Juni 1888 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo WWV 38 (1834–1836, UA: 29. März 1836 Stadttheater Magdeburg)
Rienzi, der Letzte der Tribunen WWV 49 (1837–1840, UA: 20. Oktober 1842 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden)

-- Die "offiziellen" Bayreuth geadelten Opern:

Der Fliegende Holländer WWV 63 (1840–1841, UA: 2. Januar 1843 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden. Überarbeitet 1852 (Zürich) und 1864 (München))

Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg WWV 70 (1842–1845, UA: 19. Oktober 1845 Königlich Sächsisches Hoftheater Dresden. Überarbeitet 1847, 1860 (Erstdruck der Partitur, sog. „Dresdener Fassung“), 1861 (Paris, in frz. Sprache), 1875 (Wien, sog. „Pariser Fassung“))
Lohengrin WWV 75 (1845–1848, UA: 28. August 1850, Großherzogliches Hoftheater Weimar.)

Der Ring des Nibelungen

Tristan und Isolde WWV 90 (1856–1859, UA: 10. Juni 1865 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
Die Meistersinger von Nürnberg WWV 96 (1845–1867, UA: 21. Juni 1868 Königliches Hof- und Nationaltheater München)
Parsifal WWV 111 (1865–1882)

und die "Nebenwerke"
Symphonie C-Dur
Das Liebesmahl der Apostel
Eine Faust-Ouvertüre
Wesendonck-Lieder
Siegfried-Idyll für kleines Orchester (1870)
Maastricht
Inventar
#827 erstellt: 07. Nov 2010, 21:57

Martin2 schrieb:
Ja, aber gibt es auf DVD nicht auch einen Barenboimring? Freund von mir hat den ( vielleicht leiht er ihn mir mal) und fand den meiner Erinnerung nach nicht schlecht ( den Solti hat er auch noch).


Martin,
sieh Beitrag 800.

(Zu diesem (DVD-)Ring - im Vergleich zum Boulezring - habe ich auch schon mal an einer anderen Stelle in diesem Forum mich ausgelassen.

Gruss, Jürgen
bechtikw82
Ist häufiger hier
#828 erstellt: 08. Nov 2010, 15:57
Guten Tag zusammen,

ich werde versuchen, noch einige "kleinere" Lücken im Werk des Bayreuther Meisters zu schließen

Anfangen werde ich mit dem Tristan, wo ich folgende audivisuelle Produktion besprechen möchte.

Die Aufführung ist von der Mailänder Scala 2007.

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Daniel Barenboim gibt den reichhaltigen Wagnerischen Strukturen viel Raum und Zeit, die sie auch brauchen.
Barenboim scheint quasi mit seinen Musikern zu atmen und es entstehen viele wundervolle magische Momente.

Die Sängerbesetzung ist ein absoluter Glücksfall und könnte luxuriöser nicht sein.

Allen voran natürlich Waltraud Meier als Isolde. Ich verehre diese Frau und schätze und mag es besonders, wie sie ihre Stimme einzusetzen vermag. Jede noch so kleine Nuance und Schattierung schafft sie umzusetzen und Frau Meier hat einen immensen Vorteil. Sie ist sowohl in der Lage hohe wie auch tiefe Lagen bis in den "Alt" zu singen, was natürlich für diese Rolle überaus nützlich ist, denn es geht schon ziemlich rauf und runter

Ian Storey bewältigt seinen Tristan sehr kraftvoll.

Die anderen Sänger verdienen natürlich auch meine volle Hochachtung, aber es würde zu weit führen, jetzt alles auseinander zu klamüsern.

Vielleicht eine Sache noch, die für mich eigentlich eine große Überraschung war. Michele DeYoung als Brangäne. Diese Rolle wird immer wieder unterschätzt und DeYoung füllt sie überaus gelungen aus. Die Rolle ist nebenbei bemerkt ziemlich tückisch von den technischen Schwierigkeiten her.

Übrigens, kein geringerer als Patrice Chéreau hat hier inszeniert und er tat dies in seiner sehr erfolgreichen Weise.

Der DTS 5.1 Ton sorgt für ein sehr flächiges Klangerlebnis mit einer sehr fließenden Basslinie.

Um auch einer frühen Oper zu ihrem Platz zu verhelfen, hier der Rienzi.

Folgende Aufführung hat mich vom ersten bis zum letzten Moment gefangen genommen.
Ein Bekannter von mir war sogar 2x live in Berlin und schwärmte ebenso in den höchsten Tönen.

Alles das lässt sich auf dieser Blu Ray noch einmal erleben.

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Eine sehr luxuriöse Bild- und Tonqualität verwöhnen einen hier und besonders der DTS-Master 5.1 ist super voluminös

Die Inszenierung ist vielleicht etwas gewagt, denn man hat sich hier am Aufstieg bzw. Verfall Adolf Hitlers orientiert.

Man gab hier dem noch jungen Philipp Stölzl die Möglichkeit, sein Regie-Debüt zu geben und das hat er mehr als gelungen genutzt

Abgerundet wird die Blu Ray durch eine knappstündige Doku über die Aufführung selbt bzw. über die einzelnen Protagonisten, von denen ich hier im besonderen Maße Camilla Nylund nennen möchte, die die Rolle der Irene in Vollendung gibt.

Übrigens wird hier eine gekürzte Fassung des Rienzi gespielt, aber vielleicht gibt das dem einen oder anderen die Muße, sich dem Werk zu widmen. Statt der üblichen 4 Stunden, gibt es hier 2 1/2, allerdings fehlt mir auch in dieser Fassung absolut nichts

Meine Reise soll mit dem Tannhäuser weitergehen.

Auch hier eine Aufführung in der Hand eines jungen Dirigenten, der sehr viel Tiefblick für das Werk beweist, wie er auch in der dazugehörigen Doku vermittelt - Phillipe Jordan.

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Auch hier wirkt wieder Waltraud Meier mit, diesmal als Venus und ich muss sagen, mir selbst würde es auch schwer fallen ihrer Verzückung zu widerstehen. Obwohl nicht die anteilmäßig größte Rolle, stielt sie hier fast allen die Show und das meine ich im positivsten Sinne

Ich würde gerne noch all die anderen Sänger loben, aber dann würde ich nie fertig werden. Einen besseren Tannhäuser wird man im audiovisuellen Bereich kaum finden

Die Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff verspricht durchweg positives.
Besonders gelungen finde ich den Sängerwettstreit mit den vielen kleinen Glühbirnen bzw. die Kostüme der agierenden.

Aber mehr wird nicht verraten

Auf der Blu Ray findet sich sogar ein DTS-Master 7.1, also Michael, da haben dann Deine riesen Wharefedales viel Freude

Und wenn wir schon beim Sängerwettstreit sind, dürfen die Meistersinger natürlich auf keinen Fall fehlen.

Kurz und knapp gesagt, die folgende Aufführung ist für mich das Maß der Dinge. Leider hat Euroarts bis jetzt noch keine Blu Ray davon produziert, das wäre nämlich echt spitze.

Es gibt natürlich auch eine Blu Ray der Meistersinger, allerdings bin ich nach dem Lohengrin aus Bayreuth mit Laborratten etc. erstmal kuriert von derlei Experimenten.

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Thielemanns Meistersinger, hier in der klassischen Inszenierung von Otto Schenk lässt absolut keine Wünsche offen und kommt Wagners Wunsch nach einem Gesamtkunstwerk sehr nahe bzw. wird ihm sogar gerecht. Mehr muss ich hier auch nicht sagen, alles Luxusklasse; Sänger, Orchester etc...

Thielemann lässt jede noch so kleine Faser hörbar werden und das ist nicht selbstverständlich, denn die Klangregie ist gerade hier überaus diffizil bzw. die Partitur gibt fast schon zu viel her.

Aber Thielemann gibt allem genug Zeit und Raum, um sich auszubreiten.

Unwiderstehlich und wunderbar!

Die üblichen Tonformate sind hier zu finden, soll heißen PCM 2.0, DD 5.1 und DTS 5.1

Und um den Opernteil abzuschließen, hier noch ein traumhafter Parsifal. Ich liebe diese Oper besonders wegen ihrer doch kühlen Tonsprache und wie Wagner das alles verarbeitet ist meisterlich!

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Einmal mehr Waltraud Meier in ihrer Paraderolle der Kundry, die sie meisterhaft ausfüllt.
Ich habe weiter oben die Vorzüge ihrer Stimme genannt, all das tut sie natürlich auch hier in Vollendung.

Salminen als Gurnemanz ist göttlich und Thomas Hampson gibt hier sein Rollendebüt als Amfortas und tut dies in einer atemberaubenden Weise.
Seine Mimik ist wundervoll. Christopher Ventris als Parsifal ist ein absoluter Glücksgriff.

Einmal mehr inszeniert hier Nikolaus Lehnhoff und schafft eine weitere Sternstunde der Bühnenkunst.

Ein lupenreiner DTS-Master 5.1 Ton gibt hier alle klanglichen Vorzüge der Partitur wieder und bildtechnisch ist das eine Augenweide, wie eigentlich bei allen OpusArte Produkten.

Abgerundet wird die Blu Ray durch eine knappstündige Doku mit Interviews mit den Sängern bzw. mit einem kleinen Exkurs zum Parsifal.

Nachdem ich nun mit den Opern durch bin, hier noch ein paar Highlights aus Wagners reiner Orchesterkunst.

Das Siegfried-Idyll z.B. ist von überirdischer Schönheit und vermittelt einige Einblicke in den Siegfried-Stoff der Oper...

Klanglich liebe ich die Aufnahme mit Herrn von Karajan und den Wiener Philharmonikern, denn an Klangschönheit ist das kaum zu überbieten; zum Weinen schön.

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Die CD wird abgerundet durch die Tannhäuser-Ouvertüre und das Vorspiel und Liebestod aus Tristan, wobei hier Jessye Norman den Vokalpart übernimmt. Wenn sie den Mund öffnet, kommt pures Platin heraus. Das ist ganz, ganz große Sangeskunst.

Mit Jessye Norman soll es auch weitergehen, denn die Wesendonck-Lieder habe ich bis jetzt in keiner besseren Version gehört.

Hier in einer Einspielung mit Sir Colin Davis und dem LSO. Besondere Erwähnung verdient die kraftvolle Basslinie, die gerade bei den Tristan Stücken sehr gut zur Geltung kommt, daher auch meine glühende Empfehlung.

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Jessye Norman ist absolut konkurrenzlos und gibt den Wesendonck-Liedern jederzeit die richtigen Stimmungen.

Was vielleicht die wenigsten wissen, Wagner hat auch für Klavier komponiert und ich durfte kürzlich Ohrenzeuge eines Stückes werden, das trotz seiner nur knapp 4 Minuten jede Menge Material der späteren Opern enthält.

Es handelt sich um das Albumblatt für Frau Betty Schott.

Martin Stadtfeld spielte das Stück zusammen mit Lisztschen Bearbeitungen einiger anderer Werke. Wer es selbst erleben möchte, es gibt eine neue CD mit Stadtfeld, auf der diese Stücke zusammen mit anderen Werken vereint sind. Überaus gelungen!!!

Übrigens waren diese Lieder eine Art Vorstudium zum Tristan und das hört man auch des öfteren anklingen.

Wagner hat auch Klaviersonaten komponiert, nur leider sind die verschollen. Sehr, sehr schade!

So, ich hoffe ich hab nichts vergessen

Einen schönen Tag allerseits

Benjamin
bechtikw82
Ist häufiger hier
#829 erstellt: 08. Nov 2010, 16:03
Noch ein kleienr Nachtrag:

Im Januar 2011 wird übrigens eine Blu Ray mit Lorin Maazel erscheinen, wo er "seinen" Ring Ohne Worte dirigiert.

Man darf gespannt sein, was er diesmal daraus macht.

Erscheinen wird die Blu Ray bei Euroarts.

Viele Grüße
Benjamin
arnaoutchot
Moderator
#830 erstellt: 08. Nov 2010, 16:36

bechtikw82 schrieb:
Auf der Blu Ray findet sich sogar ein DTS-Master 7.1, also Michael, da haben dann Deine riesen Wharfedales viel Freude :D


oh, das klingt gut. Die 7.1-Spur war auch mit ein Beweggrund, dann gestern Abend doch noch bei der Mehta/Fura dels Baus-Ring-Box aufs "Kaufen"-Knöpfchen zu drücken. Ich muss das jetzt selbst sehen und hören, egal ob die Tempi langsam sind, die Sänger nicht die erste Riege (bin ich ohnehin kein Spezialist dafür) oder der visuelle Aspekt hier eine grosse Rolle spielt.

Benjamin, danke für die Ergänzungen, wenn ich nur die Zeit hätte, allen Deinen Empfehlungen "hinterherzusehen". Ich fang jetzt mal mit dem "Ring" an.


[Beitrag von arnaoutchot am 08. Nov 2010, 17:05 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#831 erstellt: 08. Nov 2010, 17:45
Wenn schon ohne Worte:

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bechtikw82
Ist häufiger hier
#832 erstellt: 08. Nov 2010, 18:44
Herzlichen Glückwunsch zum Mehta-Ring, Michael,

da wirst Du vollends auf Deine Kosten kommen.

Ich hatte Dir ja schon oft von den Vorzügen berichtet.
Bin gespannt, was der Meister nun selbst dazu zu sagen hat

Ehrlich gesagt würde ich auch gerne noch viel mehr sehen und hören, allerdings müsste der Tag dann noch viele Stunden mehr haben

Übrigens eine sehr spannende CD mit Glenn Gould, die ich sogar noch nicht habe. Da muss ich doch gleich mal den nervösen Mausfinger zucken lassen

Sehr spannend, dass es Transkriptionen von Gould selbst sind.
Ich werde auf jeden Fall berichten.

Schönen Abend allerseits
Benjamin
Maastricht
Inventar
#833 erstellt: 08. Nov 2010, 19:57

bechtikw82 schrieb:


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Benjamin



Diese durch Benjamin genannte Aufnahme gibt es übrigens hier:

http://www.mdt.co.uk...tgry=∏=5193159

für ca. € 22,- inclusief porto.

Gruss, Jürgen
bechtikw82
Ist häufiger hier
#834 erstellt: 08. Nov 2010, 21:51
Guten Abend allerseits,

hier habe ich übrigens noch ein ganz zauberhaftes Schätzchen.

Ich bin einer der glücklichen, die dieses Konzert in ihrer Sammlung haben und möchte es deshalb hier vorstellen, da hier klanglich absolut keine Wünsche offenbleiben.

Es handelt sich hier um den 2.Akt des Tristan in einer konzertanten Aufführung vom Lucerne Festival 2004 unter der Leitung von Claudio Abbado.

Schade, dass Abbado keinen kompletten Tristan aufgenommen hat. Diese Oper scheint ihm sehr zu liegen.

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Die weiten melodischen Bögen kommen bei Abbado sehr schwungvoll, jedoch ohne zu hetzen und die harmonischen Feinheiten leuchtet er gekonnt aus und legt dabei besonderen Wert auf die chromatischen Strukturen, die im Tristan natürlich vorherrschend sind.
Einige kennen vielleicht den berühmten "Tristan-Akkord" zu Beginn, der dieser Oper einen großen Teil ihrer Popularität verdankt.

Violeta Urmana ist wirklich bezaubernd und René Pape gibt hier einen kräftigen König Marke.

Wie gesagt, wer die Möglichkeit hat, sollte sich dieses Schätzchen nicht entgehen lassen.
Leider gibts die nur in Japan, aber von den konzertanten Aufführungen gehört diese DVD zu meinen absoluten Highlights und sie besticht durch ihren kräftigen DTS 5.1 Ton.

Einen schönen Abend noch,
Benjamin
Maastricht
Inventar
#835 erstellt: 08. Nov 2010, 22:52

bechtikw82 schrieb:

Wie gesagt, wer die Möglichkeit hat, sollte sich dieses Schätzchen nicht entgehen lassen.
Leider gibts die nur in Japan, aber von den konzertanten Aufführungen gehört diese DVD zu meinen absoluten Highlights und sie besticht durch ihren kräftigen DTS 5.1 Ton.


Ich habe die Aufführung im Fernsehen gesehen (Mezzo oder Brava.nl), leider nur in Stereo, kann aber deinen Enthusiasmus begreifen. Ich wusste nicht das die Aufführung hier nicht zu bekommen ist. Werde sie nächstes Mal auffnehmen.
(Ausserdem warte ich auf eine Gesamtedition von Abbado.)

Gruss, Jürgen
bechtikw82
Ist häufiger hier
#836 erstellt: 09. Nov 2010, 00:34
Hallo Jürgen,

na mit Abbado wird wohl vorrangig ein Mahler-Zyklus auf Blu Ray erscheinen, aber hoffen wir mal stark, dass die irgendwann auch den Wagner noch in HD verewigen bzw., dass das Konzert überhaupt weltweit zugängig gemacht wird!

Das Konzert lief bis jetzt nur 1x in Deutschland und das war damals im ARTE.

Viele Bewunderer Abbados haben auch die Frage gestellt: Was haben die Japaner, was wir nicht haben, um dieses zu verdienen?

Abbado wird leider auch aufgrund seiner Gesundheit wohl keine Wagnerprojekte in Angriff nehmen. Mit viel Glück wird es nächstes Jahr in Luzern ein "Lied von der Erde" geben - hoffen wir mal das beste

Eine Gute Nacht
Benjamin
bechtikw82
Ist häufiger hier
#837 erstellt: 11. Nov 2010, 14:52
Guten Tag zusammen,

ich konnte noch in Erfahrung bringen, dass auf der im Januar 2011 erscheinenden Blu Ray mit Lorin Maazel
die Berliner Philharmoniker den "Ring ohne Worte" zum besten geben...

Wer mehr über Maazels Komposition wissen möchte, kann unter diesem Link seinen Wissensdurst stillen.

http://www.schott-musik.de/news/archive/show,1999.html

Das wird auf jeden Fall ein sehr spannendes Projekt!!!

Übrigens habe ich die o.g. Gould CD gestern bekommen.
Also die Soloklavierstücke sind atemberaubend, allerdings muss ich zu Goulds "Dirigier-Debüt" sagen, dass ich glückich bin, dass er kein Dirigent geworden ist Das ist teileise wie eine zähflüssige Masse, die so gar nicht in den richtigen Fluss kommen will. Die Langsamkeit stört mich überhaupt nicht, im Gegenteil ich liebe das - deshalb bin ich u.a. Celibidache-Fan! Da ist mir dann aber auch das volle Orchester lieber - hier kann alles besser atmen und die klanglichen Strukturen kommen wesentlich besser zur Geltung.

Auf jeden Fall eine CD, die meine Sammlung absolut bereichert hat Vielen Dank für die Empfehlung!
Das ganze Schreiben über die Wagner-Opern hat bei mir ohnehin wieder einen heftigen Schub ausgelöst
und seit Beginn der Woche habe ich schon wieder den Tristan und die Meistersinger verschlungen.

Das ist wirklich ein sehr gefährlicher Virus - allerdings bin ich bei musikalischen Drogen jederzeit froh, ein Süchtiger zu sein

Und an Michael, auch Du wirst ein Süchtiger werden, wenn Du erstmal Deinen Ring angefangen hast.
Zur Not nimmst Du halt mal ein paar Tage Urlaub, dann ist auch der Zeitfaktor kein Thema mehr

Einen schönen Tag allerseits,
Benjamin
Kreisler_jun.
Inventar
#838 erstellt: 11. Nov 2010, 15:34

bechtikw82 schrieb:

Übrigens habe ich die o.g. Gould CD gestern bekommen.
Also die Soloklavierstücke sind atemberaubend, allerdings muss ich zu Goulds "Dirigier-Debüt" sagen, dass ich glückich bin, dass er kein Dirigent geworden ist Das ist teileise wie eine zähflüssige Masse, die so gar nicht in den richtigen Fluss kommen will. Die Langsamkeit stört mich überhaupt nicht, im Gegenteil ich liebe das - deshalb bin ich u.a. Celibidache-Fan! Da ist mir dann aber auch das volle Orchester lieber - hier kann alles besser atmen und die klanglichen Strukturen kommen wesentlich besser zur Geltung.


Ich mag das Siegfried-Idyll eh nicht besonders, daher weiß ich nicht, ob ich das mit Gould mehr als einmal angehört habe. Es war eine seiner letzten Aufnahmen. Das faszinierende sind die Klavierversionen, schade, dass er da nicht noch mehr gemacht hat.

viele Grüße

JK jr.
arnaoutchot
Moderator
#839 erstellt: 11. Nov 2010, 15:59

bechtikw82 schrieb:
Und an Michael, auch Du wirst ein Süchtiger werden, wenn Du erstmal Deinen Ring angefangen hast. Zur Not nimmst Du halt mal ein paar Tage Urlaub, dann ist auch der Zeitfaktor kein Thema mehr


Na, warten wir mal ab, wie süchtig ich werde.

Gibt es zu Wagner noch etwas zu ergänzen ?
arnaoutchot
Moderator
#840 erstellt: 13. Nov 2010, 01:58

Gibt es zu Wagner noch etwas zu ergänzen ?


Ich glaube nicht. Bevor wir zu Carl Maria von Weber kommen, noch drei Namen voher:

Comte Unico Wilhelm van Wassenaer war ein niederländischer Diplomat im Spätbarock, der auch komponierte. In der Tat waren seine "Sei Concerti Armonici"von so hoher Qualität, dass man sie bis in die 1970er Pergolesi zurechnete. Eine Aufnahme davon auf Erato 1988 von Ton Koopman ist klanglich tadellos.

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Kurt Weill ist sicherlich mit der Musik zur Dreigroschenoper bekannt, aber seine Symphonien waren Neuland für mich. Sind es bislang auch geblieben, da nicht gerade auf Anhieb zugänglich. Klanglich ist sicherlich die Aufnahme von Anthony Beaumont auf SACD für Chandos die erste Wahl.

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Schliesslich will ich noch den Webern dem Weber vorziehen. Anton Webern ist aus meiner Sicht zwar der radikalste Vertreter der Wiener Schule und ein musikalischer Expressionist und Atonaler, zu dem ich aber leichter Zugang finde als zum Werk eines Arnold Schönberg. Ich kann und will nur eine Aufnahme empfehlen: Die erste Aufnahme des Gesamtwerks mit Opuszahlen von Pierre Boulez für Sony Columbia um 1970 herum. Diese Aufnahmen gibt es aktuell lächerlich billig zusammen mit annähernd dem Gesamtwerk von Edgar Varèse, Werken von Luciano Berio und der Symphonie für 3 Orchester von Elliott Carter. Klanglich sind die Aufnahmen vollkommen in Ordnung und lassen die feinen Strukturen dieser hochkondensierten Musik gut erkennen. Doe "Complete Webern"-Box der DGG von 2000 ist noch umfangreicher, weil sie auch Werke ohne Opuszahlen enthält, möglicherweise ist sie von der Interpretation auch altersreifer und die Perzeption Weberns weiter fortgeschritten, aber als Einstieg ist die Sony-Aufnahme auf jeden Fall geeignet.

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[Beitrag von arnaoutchot am 13. Nov 2010, 01:59 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#841 erstellt: 14. Nov 2010, 19:27
Ja, die Van Wassenaer-Concerti sind sehr hübsch; die in Stravinskys Pulcinella verarbeiteten "Pergolesi"-Melodien stammen teils daraus.

Weill kommt zwar nicht vor Weber/Webern.. und vorher kämen noch Walton und Waldteufel. Zwei Barock-Geheimtips will ich vorher noch loswerden:

Johann Jacob Walther 1650-1717

jpc.de

Wer an der farbigen und ausdrucksstarken Musik Bibers Gefallen findet, sollte sich diese CD anhören. Wie bei Biber die Tierstimmen werden hier in einem Stück andere Instrumente auf der Violine imitiert.
(Es gibt auch noch einen Organisten Johann Gottfried Walther (1684-1748), entfernt mit Bach, aber ich weiß nicht, ob auch mit Johann Jacob verwandt)


Ein weiterer Violinvirtuose war Johann Paul Westhoff (1656-1705). Er hat schon vor Bach Sonaten f. Violine Solo geschrieben; ich kenne bisher allerdings nur die CD mit Sonaten für Violine und b.c.

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viele Grüße

JK jr.
Kreisler_jun.
Inventar
#842 erstellt: 14. Nov 2010, 23:50
Weills Sinfonien habe ich auch noch nicht gehört. Recht interessant ist das Violinkonzert (nur Bläser als Begleitung); das habe ich vorhin gehört, aber gut kennen tu ich es auch nicht. Bei den Vokalwerke gibt es m.E. bis heute fast keine Aufnahmen, die ihnen gerecht werden. Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Einige sind für singende Schauspieler gedacht (wie die Dreigroschenoper). Davon gibt es heute in Deutschland so gut wie keine. Die meisten Aufnahmen bieten daher eine Mischung zwischen schlecht singenden Schauspielern und stilistisch unpassend singenden Opernsängern. Einige Partien in Mahagonny verlangen wohl gut ausgebildete Sänger, dennoch wirken Opernsänger meist unpassend. Die amerikanischen Musicals kenne ich bisher nur auszugsweise; einige Songs haben mir gefallen, aber "Firebrand of Florence", was ich mir auf CD gekauft habe, fand ich ziemlich langweilig. Vielleicht sollte man das auf der Bühne sehen. Musical ist aber eh nicht recht mein Fall.

Das nächste Problem bei den deutschsprachigen Stücken ist, dass Lotte Lenya in den 1950ern und 1960ern hier für etliche Rollen so einen völlig übertriebenden Diseusenton populär gemacht hat. Wir haben ja glücklicherweise, wenn auch gekürzt, die Aufnahme einer uraufführungsnahen Besetzung von 1930. Dort werden die Songs trocken und distanziert präsentiert, für mich wesentlich überzeugender als der übertriebene Stil 30 Jahre später.

Die Sammlung der London Sinfonietta ist klanglich erstklassig, die Dreigroschenmusik und das Violinkonzert scheinen mir sehr gut (wobei ich von letzterem nur diese habe, bei der Dreigroschenmusik gibt es außer einer Vorkriegs- auch eine Stereo-Aufnahme von Klemperer). Leider sind die Vokalstücke hier aufgrund der mitunter schlechten deutschen Diktion nicht durchweg gelungen. Insgesamt aber lohnend.

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Die 7 Todsünden und Songs mit Gisela May sind zurecht ein Klassiker; zwar nicht so trocken wie die ganz alten Aufnahmen, aber jedenfalls authentisch.

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Die CD mit A.S. v. Otter gefiel mir, als ich sie vor ca. 15 Jahren gekauft habe, recht gut. Inzwischen sehe ich sie eher zweispältig; einige Songs gelingen gut, bei anderen wechselt sie zu unvermittelt zwischen Operngesang und aufgesetztem "Musicalstil", der nicht natürlich wirkt. Gefällt mir aber sehr viel besser als die hoch gehandelte Teresa Stratas (Nonesuch), deren deutsche Diktion unersträglich schlecht ist.

Wer wissen will, wie die Dreigroschenoper eigentlich gehen sollte, muss, wie gesagt, zu den Aufnahmen von 1930 greifen. Die rezente Aufnahme mit Max Raabe, Nina Hagen u.a. ist (von Hagen abgesehen, die fast alles verdirbt) ziemlich gut, allerdings war ich angesichts der Vorschußlorbeeren doch etwas enttäuscht. Eine verpaßte Gelegenheit. Die Mauceri-Aufnahme bietet die Mischung aus Opernsängern und Schauspielern, es funktioniert so einigermaßen.

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Bei Mahagonny bleibt wohl bei ungeachtet der o.g. Probleme die mit Lenya von 1956 die beste Option. Latham-Königs Einspielung hat allerdings besseren Klang und einige bessere Sänger, als Ergänzung sicher sinnvoll.

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Wie gesagt, kenne ich keines der amerikanischen Stücke komplett. "Silbersee" aus den letzten Jahren in Deutschland besitze ich auf CD, aber dieses seltsame Stück hat sich mir noch nicht so recht erschlossen.

Abgesehen von einigen wirklich großartigen Songs, bin ich bei Weill ingesamt etwas unschlüssig. Vielleicht funktioniert manches besser auf der Bühne. In jedem Fall ist es ein Jammer, dass es so wenig überzeugende Einspielungen gibt.

JK jr.


[Beitrag von Hüb' am 15. Nov 2010, 09:48 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#843 erstellt: 15. Nov 2010, 09:19

Kreisler_jun. schrieb:
Abgesehen von einigen wirklich großartigen Songs, bin ich bei Weill ingesamt etwas unschlüssig. Vielleicht funktioniert manches besser auf der Bühne. In jedem Fall ist es ein Jammer, dass es so wenig überzeugende Einspielungen gibt. JK jr.


Jedenfalls trotzdem schon mal Dank für den umfassenden Einblick bei Weill, ist bislang ausser den von mir genannten Symphonien und der Dreigroschenmusik (von der ich aber auch nur die Highlights, vorwiegend durch Interpretationen aus dem Jazz-Bereich, kenne) Neuland. Halte ich aber für interessant und werde ich versuchen, näher kennenzulernen.

Walton und Waldteufel habe ich leider nicht. "Belshazzar's Feast" hab ich mal gehört, hat mich aber überhaupt nicht angesprochen (es gibt sogar eine DVD-Audio davon).
Hüb'
Moderator
#844 erstellt: 15. Nov 2010, 09:49
Kurzer Hinweis:
Bitte keine 3 (oder mehr) Cover nebeneinander posten. Das "sprengt" die Beitragsbreite. Danke.
Hüb'
Moderator
#850 erstellt: 15. Nov 2010, 13:59
Diese Nachricht wurde automatisch erstellt!

Das Thema wurde aufgeteilt und einige themenfremde Beiträge wurden verschoben. Das neue Thema lautet: "Umbrüche / Probleme bei Bilder-Direktlinks"
bechtikw82
Ist häufiger hier
#851 erstellt: 15. Nov 2010, 22:51
Guten Abend zusammen,

ich schließe mich sehr gerne an und danke recht herzlich für den detaillierten Überblick zu Kurt Weil

Für Carl Maria von Weber habe ich hier noch das eine oder andere Schätzchen auf Lager.

Für mich als Klarinettist stehen natürlich die Kompositionen für Klarinette im Vordergrund
und eine klanglich nahezu gelungene SACD möchte ich hier einmal vorstellen:

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Vorne weg, für mich ist Karl Leister nahezu immer die erste Wahl bei allen Klarinettenwerken,
aber Fabio Di Casola besitzt eine überaus feinfühlige Fähigkeit der Tongestaltung.

Kein Vergleich mit Leister, aber überaus lieblich anzuhören.

Die CDs mit Leister sind fast vollständig Japan-Releases und hier leider nicht zu bekommen, sonst würde ich die hier selbstredend alle vorstellen

Was an der SACD mit Casola überaus reizvoll ist, ist das Klarinettenquintett - hier in einer Bearbeitung für Streichorchester und ich muss sagen der verstärkte Streicherapparat bekommt dem Stück unglaublich gut. Es könnte fast als kleine Symphonie durchgehen

Ich selbst habe sehr lange die Klarinettenliteratur Webers studiert
und seine Werke kommen vom Schwirigkeitsgrad her direkt hinter den "Teufeln" von Louis Spohr.

Übrigens hat Weber auch sehr viel wundervolle Kammermusik geschrieben,
nur leider gibts die Aufnahmen von mir nicht mehr auf dem Markt bzw. nur noch zu gewaltigen Preisen.

Die Klaviersonaten sind wahre Juwelen und meine Aufnahme mit Sir Alfred Brendel beweist das in jeder einzelnen Note.
Das ist eine Philips CD aus den 80er Jahren, aber vielleicht hat jemand noch eine Alternative - ich bin immer offen für neue Pianisten... Nicht, dass ich nicht genug Pianisten kenne, aber vielleicht hat jemand eine neuere Aufnahme, die alles andere in den Schatten stellt...

Zu Anton Webern kann ich auch noch 3 sehr spannende Aufnahmen beisteuern.

Ich mag Webern sehr, weil er so erfrischend sein kann und zu Michaels Boulez Box kann ich nur sagen:
Wer wäre für diesen Komponisten besser geeignet als Maestro Boulez?
Hier kommt ihm seine so oft kritisierte Nüchternheit sehr zu Gute und mit seinem Sinn für Rhythmik gelingt ihm eine lupenreine Darstellung.

Allerdings möchte ich hier eine CD der DG in den Focus rücken.

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Diese kleinen Piecen gehen ihm sowas von genial von der Hand und diese CD finde ich auch so erfrischend, gerade nach einem längeren Wagner-Marathon Und Boulez schafft es die so diffizile Klangwelt Weberns derart zu differenzieren, dass es schon beinahe an ein Wunder grenzt, denn Webern kann unter der falschen Klangregie auch sehr nervend wirken - da habe ich schon viel Murks gehört

Und auch im Mehrkanalbereich habe ich noch eine wahre Schönheit anzubieten, nämlich Bernard Haitink mit dem Chicago Symphony Orchestra:

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"Im Sommerwind" ist noch eine der frühen Schöpfungen des Komponisten und ein wenig klingen hier sogar Mahlersche Passagen an. Das Stück ist ja (noch) nicht streng 12-Ton-technisch und es finden sich streckenweise sehr weite melodische Bögen, die Haitink hier in seiner gekonnten Weise zum Klingen bringt.

Abgerundet wird die SACD mit dem "Heldenleben" von R. Strauss, welches überaus klanggewaltig daherkommt, ohne allerdings im "Pracht-Klang-Brei" zu ersticken. Der Konzertmeister leistet wahre Wunder in seinem "Violinkonzert" in "Des Heldin Gefährtin" und der Schlachtenlärm sorgt dann für die wackelnden Wände

Abschließen möchte ich meinen Beitrag mit einer CD von Claudio Abbado und den Wiener Philharmonikern:

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Ehrlich gesagt finde ich es schade, dass Abbado relativ wenig Webern, Schoenberg etc. aufgnommen hat. Das ist voll sein Gebiet und gerade hier kann er seine extremen Vorstellungen von Dynamik verwirklichen.

Viele sagen ja bei Webern: "Du musst so aufpassen, sonst ist das stück schon wieder vorbei" - weil die so kurz sind

In diesem Sinne, einen schönen Abend und viele Grüße
Benjamin
arnaoutchot
Moderator
#852 erstellt: 15. Nov 2010, 23:56
Von mir noch kurz und knapp drei Empfehlungen zu von Weber:

Die Symphonien No. 1 & 2 und das Fagottkonzert von der Tapiola Sinfonietta und Jean-Jacques Kantorow (BIS SACD 2009). - Die Klavierkonzerte No. 1 & 2 von Nikolai Demidenko mit dem Scottish Chamber Orchestra unter Sir Charles Mackerras (Hyperion Romatic Piano Concertos 1995) und schliesslich die Klarinettenkonzerte No. 1 & 2 von Sabine Meyer mit der Staatskapelle Dresden unter Herbert Blomstedt (EMI 1986). Der Tipp oben mit di Casola ist ja z Zt sogar ein preislicher Schnapper. Was hältst Du eigentlich von Martin Fröst auf BIS ? Casola oder Fröst ?

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bechtikw82
Ist häufiger hier
#853 erstellt: 16. Nov 2010, 00:47
Also Sabine Meyer geht schon mal gar nicht. Keine Tonsubstanz und zudem ein sehr flacher Ton.

Ein dunkler, voller und warmer Klang sollte wichtig sein.

So wurde ich zumindest immer unterrichtet

Fröst oder Casola? Schwierige Frage, aber ich würde sagen Casola.
Fröst kenne ich von anderen Aufnahmen, aber mit seinem Ton habe ich Schwierigkeiten.

Du kennst mich; das ist hier Kritik auf allerhöchstem Niveau.
Dann noch eher Ernst Ottensamer - Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, dann allerdings diese Aufnahme hier:

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Preislich ein echter Lacher Leider ist hier nur das 2. Klarikonzert drauf, aber seine Gesamtaufnahme ist einfach wesentlich schlechter - das ist der simple Grund.

Klanglich ein Gedicht und mit Spohr's 1. und dem Mozartkonzert eine absolut geniale CD und eine meiner Highlights. Das Mozartkonzert ist hier übrigens in der selten zu hörenden Fassung für Basset-Klarinette zu hören, die noch einen wesentlich volleren Klang hat und zudem auch die ganz tiefen Töne zu spielen im Stande ist - so wie Mozart es ursprünglich wollte. Der Spohr ist pure Magie und Sir Colin Davis ein kongenialer Begleiter.

Einfach Spaß haben

Gute Nacht
Benjamin


[Beitrag von bechtikw82 am 16. Nov 2010, 00:47 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#854 erstellt: 16. Nov 2010, 01:04
Also gut, dann kommt Casola und Ottensamer in die Tüte ...

Ich finde Sabine Meyer nicht so schlecht, aber ich spiele auch nicht selbst Klarinette.
bechtikw82
Ist häufiger hier
#855 erstellt: 16. Nov 2010, 01:10
Glückwunsch - alles richtig gemacht

Kannst ja gerne mal Frau Meyer gegen Casola hören.
Bin sicher Du wirst einige Dinge feststellen...

Jetzt aber wirklich Gute Nacht
Kreisler_jun.
Inventar
#856 erstellt: 16. Nov 2010, 01:34
Bei Webers Klavierkonzerten (und besonders natürlich dem Konzertstück, das das beste von diesen Werken ist) sehe ich auch keine offensichtliche Alternative zu der Hyperion-Einspielung (Ich habe zusätzlich noch die bei Naxos, ebenfalls die Sinfonien dort, aber die sind obgleich ordentlich, nicht überragend). Es gab wohl sogar mal eine HIP-Aufnahme der Sinfonien mit Goodman oder Norrington, aber die Stücke haben mich letztlich nicht genügend interessiert, um die aufzutreiben.
Das erste Klarinettenkonzert (m.E. das beste) war immer mit Leister/Kubelik gekoppelt mit Mozart auf einer billigen DG-CD zu haben:

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Vom Quintett habe ich eine eher obskure Einspielung (ich kenne es auch nicht besonders gut). So viel Kammermusik gibt es aber darüberhinaus nicht von Weber. Noch ein Trio mit Flöte (kenne ich aber auch nicht). Eher Klaviermusik; 4 Sonaten (meines Wissens hat Brendel die nicht alle eingespielt) und etliche kleinere Werke. Auch die berühmte Aufforderung zum Tanz ist ursprünglich ein brillantes Klavierrondo. Auf der einen CD oben ist das evtl. mit drauf (in der Berliozschen Orchesterfassung, er arrangierte das als obligatorische Balletteinlage für die französische Fassung des Freischütz).

Ansonsten kann man hier auch mal zu Karajan greifen:

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Selbst wenn die kompletten Opern sehr selten gegeben werden, waren die Ouverturen zu Euryanthe und Oberon (hatte ich vor längerer Zeit auch mal hier als Rätsel gestellt) sehr beliebt, es gibt etliche historische Aufnahmen (Furtwängler, Mengelberg würde ich hier auch empfehlen, aber natürlich ist der Klang nicht besonders). In den letzten Jahren scheinen sie aber nicht mehr oft als Füller eingespielt zu werden.

viele Grüße

JK jr.
arnaoutchot
Moderator
#857 erstellt: 16. Nov 2010, 12:47
Zu Opern von Carl Maria von Weber sollte natürlich die oft als Referenzaufnahme herangezogene Studioaufnahme des "Freischütz" von Carlos Kleiber von 1973 nicht fehlen. Die hab sogar ich - Ich habe die Original-Box mit dem dicken Booklet, ob das Remaster anders/besser klingt, weiss ich nicht. "Frrraaaikugeln sind's ..."

jpc.de
bechtikw82
Ist häufiger hier
#858 erstellt: 16. Nov 2010, 13:31
Guten Tag,

na Micha, wenn Du den Freischütz sogar hast

Obwohl ich vom Freischütz eigentlich die Ouvertüre am besten finde
Besonders das cantable Klarinettensolo

Es gibt kaum klangschönere Musik als diese und natürlich ist der Kleiber ein Klassiker.
Ach, wenn man doch nur heute auch so luxuriöse Sängerbesetzungen finden würde.

Nicht, dass es keine guten Sänger gäbe, aber die Namen lesen sich doch einfach nur traumhaft!!!

Viele Grüße


[Beitrag von bechtikw82 am 16. Nov 2010, 13:33 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#859 erstellt: 20. Nov 2010, 02:23
Noch ein weiterer Komponist mit W, wird gerade wiederentdeckt: Egon Wellesz. Er war ein österreichischer Jude, Mitglied der Wiener Schule und Verfasser "entarteter Musik". Lebte ab 1938 in England und lehrte Byzantinistik an der Uni in Oxford. Seine 9 Symphonien schrieb er erst in England, sie sind zwar tonal gebuden und erinnern bisweilen an Bruckner, aber Wellesz war neuen Einflüssen immer aufgeschlossen. Ich finde sie hochinteressant, aber müsste mich noch viel mehr damit beschäftigen. Der Zyklus von Gottfried Rabl und dem RSO Wien auf dem cpo-Label, aufgenommen zwischen 2001 - 2004, ist auch klanglich erstklassig.

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flutedevoix
Stammgast
#860 erstellt: 21. Nov 2010, 15:32
Auch wenn ich schon etwas spät dran bin mit den Anfagsbuchstaben "Wa", ich kann nicht anders und muß es einfach noch loswerden:

Freunde alter Musik, speziell englischer Consort-Music des 17. Jahrhunderts kommen beim Buchstaben W nicht an den Werken John Wards vorbei. ich kenne nur folgende Aufnahme:

jpc.de

Die ist aber so gelungen, daß man nicht unbedingt mehr kennen muß. Dias Rose-Consort of Viols ist perfekt aufeinander eingespielt und gibt den Fantasien viel Zeit, ihren Fluß zu entwickeln. Dabei arbeiten sie auch mit großen Sinn für Schattierungen der Klangfarben. Wie bei cpo beinahe die Regel ist auch der Klang ausgezeichnet.
Übrigens, der Preis ist mit 5,99 € auch mehr als gelungen.

Früher gab es auch noch eine ausgezeichnete CD mit dem Consort of Musicke unter Anthony Rooley mit exzeptionell komponierten und eingespielten Madrigalen. Diese CD ist leider aber schon sehr lange nur noch antiquarisch erhältlich, schade!
arnaoutchot
Moderator
#861 erstellt: 21. Nov 2010, 16:07

flutedevoix schrieb:
Auch wenn ich schon etwas spät dran bin mit den Anfagsbuchstaben "Wa", ich kann nicht anders und muß es einfach noch loswerden


Kein Thema. Innerhalb der Buchstaben ist das absolut kein Problem. Wir wollen es nicht übertreiben. Danke für den Tipp.
bechtikw82
Ist häufiger hier
#862 erstellt: 22. Nov 2010, 21:58
Guten Abend allerseits,

ich habe hier noch 2 weitere Vertreter mit dem Buchstaben "W"

Zum einen Mieczyslaw Weinberg und zum anderen Charles-Marie Widor.

Weinberg ist vom Stil her ähnlich wie Schostakowitsch.
Sehr dunkle und tiefe Passagen wechseln mit Mahler- und eben Schostakowitsch-ähnlichen schrilleren Klangelementen.
Er hat u.a. 22 Symphonien komponiert und ich muss zugeben, dass ich Weinberg lange nicht kannte und nachfolgende Aufnahme war dann sozusagen mein Einstand.

Klanglich hat mich diese SACD vom Label Chandos sehr überzeugt.
Sehr flächiges, üppiges Klangbild vom Gothenburg Symphony Orchestra, das natürlich durch Neeme Järvi stark geprägt wurde.
Ein hörbarer Genuss

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Mieczyslaw Weinberg hat ja u.a. auch einige Opern komponiert und die folgende hab ich mir jetzt auch mal organisiert.

jpc.de

Die Sänger lesen sich überaus spannend und eine Produktion aus Bregenz -
und dann noch von der Seebühne ist immer eine Entdeckung wert. Ich werde auf jeden Fall berichten...


Von Charles-Marie Widor möchte ich hier ein Werk für Klarinette und Klavier vorstellen -
ich kann halt nun mal nicht aus meiner Klarinettenhaut

Es handelt sich um eine Introduktion und Rondo für Klarinette & Klavier, wo Widor quasi einem Geniestreich gleich alle Möglichkeiten des Instruments auslotet.

Schade, dass das Stück nur knapp 8 Minuten lang ist!

Meine CD ist wie so oft mit Karl Leister und er widmet diese CD diversen französischen Komponisten.
Eine meisterhafte Zusammenstellung der bekannten und auch weniger geläufigen Stücke und sein Klarinettenton ist natürlich wie immer Luxus aller erster Güte und sein langjähriger Klavierpartner Ferenc Bognár steht ihm kongenial zur Seite, so dass jederzeit ein intimer Kammermusik-Dialog stattfinden kann.

http://www.amazon.co...d=1290450127&sr=1-40

Hier ein Link zu der CD, aber leider nur japanisch.
Zum Glück musste ich nicht soweit reisen, um dieses Schätzchen zu bekommen - da brauchte ich nur nach Berlin und das ist zum Glück nur ein Katzensprung für mich

Nun muss ich mal schauen, ob noch irgendein "W" bei mir rumfliegt.

Bei Richard Wagner muss ich übrigens noch ganz dringend den Lohengrin nachtragen - der ist mir durch die Lappen gegangen.

Zu folgender Blu Ray muss ich eigentlich nicht viel sagen.
Waltrauf Meier in einer atemberaubenden Vorstellung als Ortrud und Tom Fox als Telramund und das geht noch lange so weiter.

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Für mich die perfekte Besetzung - auch wenn ich dieses Wort im Bezug auf Musik sehr verabscheue.
Nikolaus Lehnhoff "komponiert" ein klar strukturiertes Bühnenbild, wie man es von ihm kennt
Dieser Stage Director ist wirklich einer der besten, die zurzeit zu bekommen sind und man erlebt keinen bösen Überraschungen, wie z.B. beim diesjährigen Lohengrin in Bayreuth, wo doch tatsächlich riesige kostümierte Ratten die Bühne "zierten"

Die Blu Ray hat PCM 2.0 und PCM 5.1 und man wird vom Klangbild nicht enttäuscht, wie übrigens auch nicht vom gestochen scharfen Bild.

Kent Nagano dirigiert das Deutsche Sinfonie Orchester Berlin und einmal mehr schaffen sie eine wahre Sternstunde.

Abgerundet wird die Doppel Blu Ray durch eine Doku mit Interviews der agierenden Künstler sowie über die Produktion selbst.

Einen schönen Abend noch und viele liebe Grüße

Benjamin
Kreisler_jun.
Inventar
#863 erstellt: 22. Nov 2010, 22:48
Bei Weber sollte man seine beiden weiteren späten Opern zumindest noch erwähnen.: Euryanthe besitze ich in der wohl allgemein empfohlenen Einspielung unter Janowski mit Jessye Norman (ich besitze eine Nicht-Luxus-Ausgabe, aber das war der einfachste link)

jpc.de

Ich habe die aber höchstens einmal vor längerer Zeit komplett gehört und kann eigentlich nicht viel dazu sagen. Die Handlung ist kurios, das Stück wohl nicht recht bühnentauglich. Die Musik geht aber schon sehr weit in Richtung Wagner.

Oberon ist ein ähnlich problematisches Stück, eher eine "Revue" als eine Oper mit sinnvoller durchgehender Handlung. Allerdings voll mit eingängiger romantischer Musik. Hier besitze ich nur eine historische Funkaufnahme, die wie eine Art Hörspiel gestaltet ist.

jpc.de

Die Standardempfehlung war hier lange Kubelik (mit Domingo udn Nilsson), wobei man wohl auch hier auf den Sprechtext weitgehend verzichtet hat, vor kurzen hat Gardiner dann eine Einspielung in englischer Sprache vorgelegt. Die ist allerdings sehr teuer (oder mp3), vermutlich verkauft sie sich auch nicht besonders gut:

jpc.de amazon.de

Weber ist m.E. nicht nur aufgrund seines recht frühen Todes beinahe eine tragische Gestalt, sondern noch mehr deswegen, weil dieser außerordentlich begabte Komponist aufgrund der widrigen Umstände nur ein einziges Bühnenwerk schaffen konnte, das auf dem Theater zu funktionieren scheint.

viele Grüße

JK jr.
arnaoutchot
Moderator
#864 erstellt: 22. Nov 2010, 22:53
Benjamin & Johannes, danke für Eure Beiträge. Der Weinberg klingt natürlich interessant. Ich hatte nur mal in die Flötenkonzerte (auch auf Chandos) reingehört, die haben mir zumindest von den jpc-Schnipseln nicht zugesagt.

Zu Charles Marie Widor noch eine audiophile Ergänzung. Widor ist der Begründer der französischen Orgelschule und blieb trotz seines langen Lebens (bis 1937, er wurde 93 Jahre alt) immer der spätromantischen Tradition verhaftet. Schön ist seine Feststellung hierzu "Orgelspielen heisst einen mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren". Er schrieb 10 Orgelsymphonien, vermutlich ist die Toccata aus der 5. Symphonie sein bekanntestes Werk (befindet sich auf der hier vor etlicher Zeit empfohlenen SACD "Midnight at Notre Dame" von Olivier Latry). Mir liegt von den Symphonien No. 9 & 10 eine sehr gelungene Aufnahme von Torvald Toren auf dem schwedischen audiophilen Label opus 3 von 1989 vor. Die Symphonien tragen die Beinamen "Symphonie Gothique" (No. 9) und "Symphonie Romane" (No. 10). Fundamentale Bässe paaren sich auf dieser CD mit silbrigen Höhen, ein Genuss !!

OPCD-8902


Abschliessend von meiner Seite zu "W" noch Johann Wilhelm Wilms, ein deutsch-niederländischer Komponist des frühen 19. Jahrhunderts. Nicht nur seine Lebensdaten, sondern auch sein Werk weisen Parallelen zu Ludwig van Beethoven auf. Die Kölner Akademie / M.A.Willens hat sich in ihrer Serie "Forgotten Treasures" dem Werk von Wilms angenommen und eine Sinfonie, ein Klavierkonzert und ein Flötenkonzert aufgenommen (Ars SACD 2006). Sicherlich für Entdecker ein Tipp.

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Das war's bei mir mit "W". Ich schlage vor, dass noch Nachträge gemacht werden können, ansonsten auch schon gerne Tipps zu "X" und "Y", da hab ich absolut nichts. Also, die Spezialisten für Xenakis vor ...


[Beitrag von arnaoutchot am 22. Nov 2010, 22:55 bearbeitet]
Michael_aus_LH
Stammgast
#865 erstellt: 22. Nov 2010, 23:09
Hallo,

ein audiophiler Tip meinerseits zu Widor:

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Eine grandiose und mitreissende Aufnahme mit einer prachtvoll aufgenommenen Orgel. Wenn die Anlage mitspielt rollen die tiefen Bässe markerschütternd durchs Wohnzimmer. Beeindruckend!

Gruß Michael
arnaoutchot
Moderator
#866 erstellt: 22. Nov 2010, 23:42
Cooler Tipp, Widor # 5 & 6, kommt in die Tüte ... Danke.
HansFehr
Inventar
#867 erstellt: 23. Nov 2010, 17:31
Hugo Wolf - Streichquartett d-Moll, Italienische Serenade G-Dur.

Von Naxos.

2010 ist ja auch ein Hugo Wolf-Jahr.


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