Indiana Jones Box nur in Dolby Surround

http://www.areadvd.de/dvd/2003/indy_details.shtml

Einige berichtigende Anmerkungen zum Ton auf den INDIANA JONES DVDs:
Die sechs Kanäle der 70mm-Magnettonkopien haben nichts mit der heutigen Sechskanalverteilung bei DOLBY DIGITAL 5.1 oder DTS 5.1 zu tun. Der sechskanalige Magnetton auf den 70mm-Kopien enthält im Prinzip nichts grundlegend anderes als die 4-kanalige DOLBY STEREO-Mischung der Lichttonkopien bzw. der 35mm-Magnettonkopien. Es handelt sich um: Links, Mitte, rechts und einen Mono-Surround-Kanal.
Die sechs Kanäle bei 70mm-Kopien sind: Links, halblinks, Mitte, halbrechts, rechts und auch nur ein Mono-Surround-Kanal. Kein Tiefbass, keine gesplitteten Surrounds! Bei Filmen aus den 70ern und 80ern wurde (im Gegensatz zu früheren 70mm-Filmen à la BEN HUR o.ä.) auf die Spuren für halblinks und halbrechts kein Signal aufgespielt. Der einzige Vorteil der sogenannten "sechskanaligen" Fassung war somit lediglich die bessere Qualität des Magnettons gegenüber dem Lichtton. Es handelt sich nicht um eine andere Tonabmischung!

Die bekannte 5.1-Verteilung wurde erst Anfang der 90er Jahre mit den Digitalformaten DOLBY DIGITAL bzw. DTS eingeführt. Ergo existieren von allen drei INDIANA JONES-Filmen nur 4-kanalige, sogenannte DOLBY STEREO- (beim Home Cinema: DOLBY SURROUND-) Abmischungen in deutscher Sprache. (Die 4 Kanäle, die sich aus den zwei codierten Kanälen durch die ProLogic Matrix ergeben; daher zeigt der AV-Verstärker lediglich ein zweikanaliges Symbol an, was fälschlicherweise oft als einfaches Stereo gedeutet wird.)
Für die amerikanische Originalfassung kann es durchaus sein, dass nachträglich eine 5.1-Mischung von 4-Kanal-Filmen für die DVD-Auswertung hergestellt wird. Das ist bei denen auch kein Problem, denn im Gegensatz zu uns bewahren die ihre alten Bänder sorgfältig auf und haben so immer noch Zugriff auf die einzelnen Elemente Dialog, Effekte und Musik. Bei uns wurden aber (zumindest in den Achtzigern) die Bänder mit den deutschen Dialogen bald nach der Kinoauswertung entsorgt. Und dann gibt es keine separaten deutschen Dialoge mehr, die man auf eine eventuelle neue 5.1-Abmischung von Effekten und Musik aus den USA legen könnte. Das ist der Grund, warum es oft nur die Originalfassung in 5.1 gibt. Also nicht unbedingt aus Sparsamkeit oder Gleichgültigkeit der ausländischen Produzenten. (Eine rühmliche Ausnahme stellt die Special Edition der STAR WARS Episoden 4 bis 6 dar. Diese deutschen Sprachbänder scheinen irgendwie überlebt zu haben.)

Die einzige Möglichkeit nachträglich eine echte 5.1-Fassung in deutscher Sprache herzustellen, ist eine Neusynchronisation. Und mal ehrlich: Wer will das??? Die traurigen Ergebnisse kennen wir vom neusynchronisierten Director's Cut des BLADE RUNNER oder der Collector's Edition der UNHEIMLICHEN BEGEGNUNG DER DRITTEN ART. Jüngstes Beispiel: ROBIN HOOD - KÖNIG DER DIEBE. Lustlose, alt gewordene oder neu besetzte, meist schlechtere Stimmen. Grauenhaft!!!

Zur Qualität der INDIANA JONES-DVDs: Tatsächlich ist speziell beim ersten Teil, JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES, eine etwas unausgewogene Mischung festzustellen. Die Dialoge sind insgesamt zu trocken und vordergründig, die Effekte scheinen ohne Druck, auch die Mitte scheint zu leise (Beispiel: Schießerei in der Bar). Man darf hierbei aber nicht vergessen, dass Anfang der Achtziger DOLBY STEREO noch in den Kinderschuhen steckte; mehrkanaliger Kinoton begann gerade erst sich zu etablieren. Den akustisch weniger erfahrenen Kinogängern dieser Zeit fielen die Macken nur nicht so auf; sie waren bereits fasziniert, wenn sie etwas anderes als Mono im Kino zu hören bekamen. Der deutsche Ton des zweiten (1984) und dritten (1989) Teils ist denn auch wesentlich harmonischer, wenngleich er mit der Dynamik von heutigen 5.1-Mischungen natürlich nicht mithalten kann.
Aber die vier Kanäle einfach auf sechs Ausgänge zu schicken (Bass absplitten und für hinten links und rechts das gleiche Signal aufspielen), damit der Verstärker 5.1 anzeigt, wie es nicht nur Universal und Warner mit ihren Filmen aus den Achtzigern machen, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Doch der Erfolg gibt ihnen natürlich recht: Bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT, auch eine Trilogie aus den Achtzigern, hat sich keiner beschwert, weil eben kaum einer weiß, dass er lediglich die vorhandenen vier Signale auf sechs Endstufen verteilt hört. Bei INDIANA JONES wurde wenigstens kein Etikettenschwindel betrieben.

Und ganz zuletzt: THX ist kein Tonsystem wie DOLBY DIGITAL, SDDS oder DTS. Es handelt sich, salopp ausgedrückt, viel mehr um eine Art TÜV für Kinosäle und Equipment. Im Falle von DVDs und Videocassetten bedeutet "THX mastered" lediglich, dass die Hersteller Geld für ein Logo hinblättern mussten, dass eine gewisse Qualitätsstufe garantieren soll. Für den Konsumenten soll das THX-Logo geprüfte Qualität signalisieren und somit ggf. einen Kaufanreiz geben; es ist folglich keine Garantie für sechs Kanäle, andernfalls dürfte es kein THX-Logo auf Videocassetten geben.

Mann, das ist jetzt doch etwas ausführlicher geworden als ich geplant hatte. Ich hoffe, denen die bis zum Schluß durchgehalten haben, ist jetzt das eine oder andere zum Thema DVD-Sound ein wenig klarer geworden.