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David Lynch - Interpretation

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Laserfrankie
Stammgast
#51 erstellt: 25. Jul 2005, 15:56

HiFi-Frank schrieb:
Ich finde es durchaus legitim, wenn man aus dem Kino geht und man dabei ein großes Fragezeichen über sich trägt!


Da scheine ich dann wohl anders zu ticken.


Seine Filme regen zum Nachdenken an....und genau das mag ich an D.L..


Ich bevorzuge halt mehr die Filme, die zwar nachdenklich machen, wo sich einem aber bei dem Versuch des Verstehens nicht die Gehirnwindungen verknoten.

Und ich bin der Meinung, daß das eine größere Kunst ist, als möglichst viele Leute mit Fragezeichen auf dem Gesicht aus der Vorstellung latschen zu lassen.

Irgendwo ist das für mich kein befriedigendes Erlebnis.

Kino ist für mich immer noch in erster Linie Unterhaltung. Wenn ich mir das Gehirn zermartern will, kaufe ich mir ein Rätselheft am Kiosk

Gruß,

Frank
HiFi-Frank
Moderator
#52 erstellt: 25. Jul 2005, 16:36

Laserfrankie schrieb:


Kino ist für mich immer noch in erster Linie Unterhaltung. Wenn ich mir das Gehirn zermartern will, kaufe ich mir ein Rätselheft am Kiosk


Ich gebe dir insofern Recht, dass ich auch nicht jeden Tag solche kompliziert erzählten Geschichten ansehen möchte.

Aber es macht mir durchaus Spaß, bei einem Film auch nach dem 5ten ansehen noch Sachen/Zusammenhänge zu entdecken, die mir bislang verborgen waren oder mich erneut anstoßen, mir Gedanken über den Inhalt/das Gesehene zu machen.

Daher "zelebriere" ich auch das Ansehen solcher Fime z.B. darin, dass ich sie mir eigentlich (fast) immer alleine anschaue.
Ich benötige meine vollste Konzentration und möchte durch nichts und niemand abgelenkt werden.

Es macht mir dann einen Riesenspaß, mich später mit anderen Leuten über den Fim auszutauschen, die ihn ebenfalls gesehen haben. Ich sage es mal so. Man hat bei Lynch-Filmen ein wesentlich besseres Preis-Leistungs-Verhälnis , da man den Film ganz anders in sich trägt!

Was kann man mehr von Kino erwarten?

Ich gebe anderen Leuten eigentlich immer die Empfehlung, sich mal einen Lynch möglichst vorbehaltlos anzuschauen. Weiterhin ist es ratsam, die einem angeborene Logik-Denke abzuschalten und den Film erst am Ende (versuchen) zu rekapitulieren
istef
Inventar
#53 erstellt: 25. Jul 2005, 16:41
@laserfrankie

deine einstellung ist natürlich vollkommen OK! ich und andere lynch-fans schauen ja auch nicht ausschliesslich solche filme. ich denke jeder von uns zieht sich ab und an wieder leichte unterhaltung rein. es gibt kein richtig oder falsch beim filmgeschmack.

aber in einem punkt muss ich dir entschieden widersprechen, und zwar was diese aussage betrifft:


Und ich bin der Meinung, daß das eine größere Kunst ist, als möglichst viele Leute mit Fragezeichen auf dem Gesicht aus der Vorstellung latschen zu lassen.


filme von lynch ergeben ja schon sinn! mann muss nur den willen haben sie zu ergründen. leute nachdenklich zu stimmen ist nun wirklich keine grosse kunst. da reicht schon ein ernstes thema. ich will nicht sagen, dass lynch-filme über anderem stehen. aber es ist schon eher eine kunst mit symbolen und metaphern eine verworrene und albtraumhafte geschichte zu erzählen, anstatt dem zuschauer einfach einen denkanstoss zu geben.

man muss auch GOETHE nicht mögen. aber zweifelsohne sind werke wie z.b. FAUST meilensteine der literaturgeschichte... ein werk, dass nicht nur denkanstösse gibt, sondern den leser dazu auffordert die geschichte zu interpretieren!

ich denke wir müssen hier nicht darüber diskutieren was kunst ist und was nicht. da darf jeder urteilen wie er will. ich finde es einfach künstlerisch wertvoller den intellekt des zuschauers/lesers zu fördern, anstatt ihm eine meinung vorzugeben und von ihm zu verlangen darüber nachzudenken...

istef
istef
Inventar
#54 erstellt: 25. Jul 2005, 16:48
etwas verstehe ich aber nicht. wieso wird david lynch nur an seinen rätselhaften filmen gemessen? filme wie BLUE VELVET, WILD AT HEART, DER ELEFANTENMENSCH, THE STRAIGHT STORY sind doch filme bei denen man nicht zwigend einen hirnkollaps kriegt beim zuschauen....

sind diese filme in den augen von lynch-gegnern auch nicht gut? würd mich mal wunder nehmen....
meierzwo
Stammgast
#55 erstellt: 16. Sep 2005, 12:56
Wer nun wirklich alles zu "Mulholland Drive" ganz genau wissen will ist hier gut aufgehoben:

http://www.themodernword.com/mulholland_drive.html

Viel Spaß!

--meierzwo--
Schili
Hat sich gelöscht
#56 erstellt: 16. Sep 2005, 13:27
Es ist verzwickt....als erklärer Freund von Lynch gebe ich unumwunden zu, die Filme z.T. (lassen wir die gewagten Interpretationen mal außer acht...ich sage nur Hape Kerkeling "Huuurtz" ) absolut nicht kapiert zu haben. Zumindest LH und MD. Trotzdem faszinieren mich die Bilder, Stimmungen, der ganze surreale lynche Mikrokosmos...die Bilder sind - gepaart mit den famosen mimischen Darbietungen - für mich schlicht Kunstwerke. Niemals langweilende Kunstwerke...

Ich bin mir sicher, MD wird eines Tages in einem Atemzug mit Bunuels "Ein andalusischer Hund" genannt werden...

Aber halte ich es prinzipiell wie Laser-Frankie. Eine Story soll stimmig, schlüssig...aber vor allem unterhaltsam sein...und schlüssig unterhaltsam sind MD und LH nun wirklich nicht.

Das Kunstwerk Lynch besticht für mich dadurch, dass er es schafft, trotz dieser erzählerischen, dramaturgischen Defizite zu fesseln. That´s it. Hat neben Lynch für mich bisher nur Roeg in "Wenn die Gondeln Trauern tragen" geschafft.

istef
Inventar
#57 erstellt: 16. Sep 2005, 18:20
lynch fasziniert eben in vielen hinsichten. mich fesselt lynch eigentlich auch erst in zweiter linie wegen seinen verzwickten geschichten. hauptsächlich bin ich davon fasziniert, wie er es schafft eine künstliche welt an realen locations zu erschaffen. vor allem diese unverkennbaren vororte in denen seine geschichten oft spielen wirken eigentlich sehr real und kennt man aus vielen anderen filmen. und trotzdem schafft es lynch die dunkle und morbide seite dieser vordergründig heilen locations so abgrund tief böse erscheinen zu lassen, dass es mich streckenweise schon fast beängstigt....

aber auch grossstädte wie L.A. (MD) kann er auf seine ganz persönliche art gleichzeitig familiär und mystisch-schizophren erscheinen lassen.

seine figuren sind dann halt die logische ausgeburt dieser zweigesichtigen orte.... genial...

istef


Analog-Mann
Stammgast
#58 erstellt: 30. Sep 2005, 10:40
Hallo Forum,

die abschließende und endgültige Inhaltsangabe aller Lynch Filme findet Ihr hier:
http://www.rinkworks.com/movieaminute/m/davidlynch.shtml

Viele Grüße

Analog-Mann
tommyknocker
Inventar
#59 erstellt: 14. Okt 2005, 00:50
Hi,
muss mich jetzt noch mal melden, nachdem ich mir heut nochmal Lost Highway gegeben hab. Dabei erinnerte mich der Film plötzlich enorm an den Film "Angelheart" von Alan Parker (mit Mickey Rourke...): ist in so ne Rahmenhandlung mit Voodoo und Teufel eingebettet und geht darum, dass sich einer seinen Geist - um seinen Verbrechen zu entgehen - dank des Teufels in einen anderen Menschen transferiert und wild mordend alle Personen aus seiner Vergangenheit vor seinem neuen Ich "versteck" (oder so ähnlich).

Das bringt mich bei Lost Highway auf die Idee:
Fred weiß, dass ihn seine Frau hintergeht, instinktiv haßt er sie und versucht, einen Weg zu finden, wie er sie beseitigen kann. Denke der Strang beginnt bei dem ersten Blitz ( beim ersten F...). Der Mystery-Man/Teufel bietet ihm unterschwellig eine Möglichkeit.

Ok, Fred mordet und wird geschnappt. Der Mystery-Man sucht allerdings einen geeigneten "Wirt", und transformiert Pete in Fred ( Also mit Pete kann ich sonst nix anfangen, hat m. M. keinen richtigen Sinn/Aussage in der Story). So kommt Fred frei, weil er in Pete´s Körper weiterexistiert.

Die weitere Handlung versucht nur, Fred in Pete´s Körper die Obermacht zu geben, indem viele Verlockungen gegeben werden, die wieder Fred´s Geist aufwecken und die Oberhand geben. Dabei ist wohl der Mystery-Man die Person Alice. Am Ende ist er soweit, und in der Wüste kommt wieder Fred aus Pete heraus. Zeigt sich auch an den Worten des Mystery-Man´s "wie ist dein Name ?".

Das war aber noch nicht der Clou, Fred will seine Rache noch vollenden. Zwischendurch hat man gesehen, mit wem Rene ihn betrogen hat: mit Mr. Eddy / Dick Laurent. Ihn will er noch töten um sein Werk zu vollenden. Dies tut er noch mit Hilfe des Mystery-Man´s - die zwei sind am Ende, wieder einhellig vereint.

So , Arbeit vollbracht, er überbringt nur noch die Nachricht von dessen Tod an sich selbst - das ist wohl ne Art Selbstversicherung, um sich im vorneherein vom Erfolg des Plans zu überzeugen.
Und jetzt kommt die Ironie der Geschichte: da er als Pete bereits beschattet wurde, hängen ihm die Bullen am Arsch und sehen den verschwundenen Mörder. Nix also mit straflosem Ausgang und sein Ego in der Vergangenheit ist vom Erfolg überzeugt und wird genau so handeln.
Also eher so ne Sache mit "man kann seinem Schicksal/Strafe nicht entgehen..."

So, deckt sich in Teilen mit den anderen Interpretationen, so könnt´s aber auch sein

Gut nacht
Tommy
Berman
Inventar
#60 erstellt: 14. Okt 2005, 01:19
Na meinetwegen ;).

Nein im Ernst, hört sich auch gut an. Es gibt halt kein Rezept für Lynch Filme, ich hab bis heute noch keine "Lösung" gefunden um seine Filme perfekt zu deuten. Aber ich denke, man kann nahe rankommen :).

Gruß,

Berman
istef
Inventar
#61 erstellt: 01. Dez 2007, 04:31
Aus aktuellem Anlass wird der Thread wieder hervorgeholt. ACHTUNG, enthält evtl. SPOILER, sofern es bei Lynch SPOILER geben kann…

INLAND EMPIRE

Nachdem ich lange mal auf einen einsamen und ruhigen Abend für dieses dreistündige Werk gewartet hatte, war es heute soweit. Nun, IE zählt für mich nicht zu seinen besten Filmen, ist aber dennoch ein genialer Film. Trotzdem haben mich einige Dinge gestört. Da wäre erstmal die Optik. Lynchs Experimentaltechnik in Ehren, aber seine Bilderpracht konnte sich wegen den unscharfen und grobkörnigen Aufnahmen auf DV leider nur bedingt entfalten. Die ganze Optik kann selbstverständlich auch positiv ausgelegt werden, mir wäre herkömmlicher Film lieber gewesen. Weiter muss ich als Lynch-Fan gestehen, dass mich IE als Film zwar trotz Lauflänge nicht gelangweilt hat, aber das Thema hat sich für mich nach LH und MD ausgelaufen. In der Tat kann IE als eine Art Fortsetzung von MD gesehen werden. Dazu weiter unten mehr. Ich erwarte von einem Mastermind wie DL einfach mal, dass er seine Ideen auch anderwertig in Szene setzt. Und dann wäre da noch die Lauflänge. 3 Stunden sind bei einem solchen Film schlichtweg zuviel. Ich denke man hätte einen strafferen und besseren Film machen können, wenn man ihn um eine Stunde gekürzt hätte. Soviel zur Kritik.

IE ist zusammen mit Eraserhead mit Sicherheit sein am schwersten zugänglicher Film. Die Ankündigungen, IE entziehe sich nun endgültig jeglicher Logik hätten auch mich fast glauben lassen, dass er diesmal nur noch Kunstkacke produziert hätte. Es kam zum Glück anders. Ich kann nicht behaupten, den Film vollends verstanden zu haben (wer kann das schon?), trotzdem haben sich während des Films einige erkennbare Handlungszüge herauskristallisiert, die dem Film zumindest einen groben Rahmen verliehen haben. Eine Art roter Faden, der sich trotz seiner Abstraktheit durch den gesamten Film zieht. Ohne diesen Faden wären 3 Stunden unerträglich gewesen.

IE macht, und das ist sehr offensichtlich, in gleicher Manier wie LH und MD weiter. War es in LH eine psychische Realitätsflucht und in MD ein Art Traum (wir erinnern uns: “No hay Banda, es ist alles eine Illusion“), so lässt sich in IE nicht genau sagen, was es denn wirklich ist. Schizophrenie? Traum? Wahn? Egal, Fakt ist jedoch, dass in IE Raum und Zeit nicht nach bekannten Gesetzten funktionieren und miteinander vermischt werden. IE muss man wohl als Märchen sehen. Dies wird von der merkwürdigen Polin am Anfang des Films ja auch angedeutet. Auch wird hier bereits auf Zeitverschiebungen hingewiesen. Also, eine Frau in Schwierigkeiten (so auch der Untertitel von IE) macht sich auf um etwas zu retten. In Märchen gibt’s ja immer was oder wer zu retten. Und hier wird’s komplex. Denn der Film verläuft auf zwei Raum- und Zeitebenen. Und um die Verwirrung komplett zu machen, werden auch Identitäten vermischt und getauscht. Gerettet wird auch, wie in jedem Märchen. So befreit Nikki/Sue am Ende eine gepeinigte und vermutlich entführte Prostituierte um damit eine Familie wieder zu vereinen. Der Kreis schliesst sich also und der Film wird damit endgültig zu einem Film für Frauen. Männern gönnt Lynch hier nicht viel gute Eigenschaften…

IE funktioniert nur dann, wenn man auch auf lyncheske Art frei von jeder Logik denken kann. IE macht Sinn, jedoch auf einer weit abstrakteren Ebene als vermutlich je ein Film zuvor. Der Film ist gespickt voll mit Andeutungen und Zitaten und machen vor allem den geübten Lynch-Fan Spass. Jedoch ist mir zuviel noch unklar geblieben. Als Verfechter der Lynch-macht-Sinn-Theorie freue ich mich aber auf weitere Sichtungen des Films. Ich denke da werden noch einige Geheimnisse gelüftet werden.

War Hollywood in MD noch halbwegs diskret kritisiert worden, geht Lynch hier ganz schön zur Sache…

Den Film zu benoten fällt mir schwer. Es ist ein genialer Film in gewohnter Lynch-Art. Er fällt aber m.E. gegenüber MD, LH und vor allem Blue Velvet doch etwas ab. Deshalb eine 8/10.

istef


[Beitrag von istef am 02. Dez 2007, 03:11 bearbeitet]
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