Vergleichstest: Acoustic Research A-07 vs. Revox B750 MKII

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Strati
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 24. Jan 2025, 14:40
Hallo zusammen

Ich möchte Euch mal mit einem kleinen Review beglücken.
Ich habe im Netz dazu noch nichts gefunden, also versuche ich’s jetzt mal. Na ja, natürlich nicht im professionellen Stil, aber vielleicht hilft es ja dem Einen oder Anderen ein bisschen.

Ich habe btw. schon so einige Verstärker in meinem Leben besessen und obwohl es ja eigentlich nur um die Signalverstärkung geht, habe ich doch nach jedem Wechsel klangliche Unterschiede festgestellt. Wie dem auch sei, es soll heute einmal um zwei alte bekannte gehen.

Acoustic Research A-07 gegen Revox B750MKII

Den B750MKII hatte ich unter vielen Anderen schon vor über 30 Jahren mal einen. Irgendwann war das HiFi Hobby wärend einer Lebenskrise für mich fast 10 Jahre auf Sparflamme.
Jemand hielt mir damals einen Acoustic Research A-03 mit Paar Selbstbauboxen zu. Mit mp3 hat das für mich etwa 10 Jahre gereicht. Ich war ziemlich angetan wie luftig und spritzig dieser AR A-03 doch immer geklungen hat.

Irgendwann habe ich dann auch ein bisschen im Internet über Acoustic Research gestöbert und bin über die Lobhudeleien des AR A-07 gestolpert, wie rar und wie viel besser der gegenüber dem A-03 wäre und und und.
Vor paar Jahren sah ich dann ein Inserat eines AR A-07 hinter der nördlichen Grenze zu fairem Preis und ich schrieb dem Anbieter eine kurze Nachricht. Obwohl ich weit ab der Grenze wohne meinte er, er wäre in etwa 2 Std. eh ganz in meiner Nähe, ob wir uns da treffen wollen. Kurz und gut, ich kaufte das Teil und der läuft seither fast täglich stundenlang.

Inzwischen habe ich mich auch Lautsprechermässig wesentlich verbessert so, dass man sich doch eine faire Meinung dazu bilden kann. Dazu später mehr.

Der AR A-07 ist dem A-03 in mancher Hinsicht voraus, aber nicht in allem.
Die grösseren Trafos liefern der Endstufe vor Allem in den unteren Bereichen den Strom der die Endstufe benötigt und den Unterschied hört man. Hier stehen wenns denn sein muss 25A Spitzenstrom zur Verfügung. Ausserdem bietet der A-07 rückseitig mehr Eingänge und 4 Paar Lautsprecheranschlüsse, alles Andere sehe ich nicht wirklich als ein Vorteil. Die Klangregelung ist m.E. eh überflüssig und der Loudnesschalter erstrecht. Sowas habe ich noch nie gebraucht, aber jedem tierchen sein Pläsierchen. Die von Acoustic Research hatten darin etwas voraus. Beim A-03 wurde gänzlich auf die Klangregelung verzichtet und beim A-07 muss man sie jedesmal beim Einschalten des Verstärkers aktivieren, wenn man sie unbedingt haben muss. Das finde ich sehr sympatisch, auch wenn das viellecht nicht jeder so sieht. Verstärker hin oder her, für mich braucht es lediglich einen Regler für die Lautstärke zu regeln.

Der Revox B750 hier der MKII habe ich mir eben als 2. Verstärker fürs Büro geholt. Es war gerade ein Schnäppchen im neuwertigen Zustand. Und da ich die beiden Kontrahenten schon lange mal gegeneinander antreten lassen wollte, habe ich zugeschlagen. Er hat, dass muss man fairerweise dem A-07 zugutehalten, etwas mehr Leistung. Er ist 4kg schwerer und fast doppelt so gross. Für mich steht er neben dem A-07 ein bisschen wie ein grostuender Macker da. Er sieht aber dank all der überflüssigen Schalter irgendwie doch faszinierend aus. Hat irgendwie eine Ähnlichkeit mit der schweizer Uhren-Stadt La Chaux de Fonds, so in Reih und Glied.

Was mich bei Revox immer genervt hat sind die Lautsprecheranschlüsse und die so eng ligenden Chinchbuchsen. Ich finde diese blöden Litzenklemmer einfach totaler Mist. Von den veralteten Din Steckerbuchsen ganz zu schweigen, aber das war halt damals die Zeit. Da müsste was anderes ran und wer braucht schon zwei Kopfhörerbuchsen? Genug gestänkert. Bei den nachfolgenden Serien wurde es auch diesbezüglich moderner.

Zum Test:

Ich denke, man sollte für einen Hörtest ein Paar brauchbare Lautsprecher schon haben.
Aber zunächst mal zur Signalquelle.

Man möge mich schlagen.... Ich habe kein teures Plattenlaufwerk mehr und mein Vinil hat schon längst das Weite gesucht und ich fange nicht mehr damit an. Diese Zeiten sind für mich vorbei.
Ich habe jetzt Qobuz und für diesen Test streame ich mit dem iMac per Wlan. Das geht dann via Kopfhörerbuchse über ein etwa 3.5m langes Cinchkabel mit mini Klinkenstecker zum Verstärker. Ein absolute Billigstrippe. Ich könnte es auch anders machen aber es geht auch so. Nöö sicher nicht mit Packschnur. Eh…. ich hab sie doch wirklich nicht mehr alle was?..

Als Lautsprecher habe ich die Wahl zwischen ESS AMT 1B und Tannoy SGM 12X.
Die Tannoy bieten zwar nicht gerade viel Bühnenstaffelung, aber da sie schon im Büro auf erhöten Sockeln stehen, kommen diese zum Einsatz. Als Lautsprecherkabel dienen hundsgewöhnliche 1,5mm Kupferstrippe aus dem Baumarkt zum halben Preis.

Nachdem beide Verstärker schon eine gewisse Zeit warmgelaufen sind wende ich mich zuerst dem B750 MKII zu.

Der Tone Defeat ist eingeschaltet, alles andere ausgeschaltet. Ich wähle das Album Resonance von Boris Blank und lasse vom Track 2 an und folgende laufen. Ein spannendes Werk.
Der Revox hat unglaubliche Power. Der Klang ist ausgewogen und nach erstem Eindruck erstaunlich gut aufgelöst. Mit den Tannoy viel besser als ich es von früher kenne. Es mangelt aber etwas an der Feinzeichnung in den Höhen. Irgendwie hört es sich nicht so ganz fein offen und klar aufgelöst an, ansonsten aber schön ausgewogen. Die Tiefen sind Gozillamässig und über dem Boden deutlich zu spüren. Der B750 MKII hat Dampf wie ein Pferd. Die Bässe sind heftiger und wuchtiger als ich es vom A-07 gewohnt bin. Für mich wirken sie etwas unkontrolliert, als ob hier ein Lastwagen durch die Bude donnert. Irgendwie fehlt mir ein wenig die Räumliche Tiefe. Vielleicht muss ich mich auch einfach noch etwas daran gewöhnen, aber der Revox klingt anders als der A-07, aber keineswegs weniger spannend. Der macht dem A-07 auf jeden Fall eine mächtige Ansage.

Der AR A-07 ist ein rar gewordenes Teil. Sein Gegner hingegen gibt es fast wie Sand am Meer in allen Preislagen.
Leute, wenn Ihr noch so einen AR A-07 habt, gebt Acht auf ihn.
Es gibt sicher heute viele Gründe auf etwas modernes umzusteigen. Der A-07 ist nichts besonderes wertvolles, aber er macht für sein Alter und für fast den halben Preis zum B750MKII wirklich wunderbare Musik. Der hat eine Transparenz und eine räumliche Tiefe, löst sehr schön feinzeichnend auf und der Bass ist auch da und wie! Vielleicht nicht so rüpelhaft und Panzermäsig wie beim B750 dafür sauber kontrolliert und mit einer erstaunlichen räumlichen Tiefe. Ja der AR-A07 ist eher der feinere, bedachtere Kerl und der Revox macht mir daneben eher so den Eindruck eines Bauerntrampels, ohne damit jemandem auf die Füsse treten zu wollen, aber er klingt fast so, wie er neben dem AR auch aussieht. Wechselt man dann auch mal zu Allan Taylor oder Chris Jones, dann kommt man wirklich ins grübeln.

Mein Fazit:
Die Verstärker sind nicht ganz gleichen Alters. Der Revox ist etwa 20 Jahre älter und kostete fast das Doppelte, bietet einige Features die der AR nicht hat. Relaissteuerung, Lautsprecherschutz, Ueberlastschutz, um nur diese zu nennen, beide Verstärker machen dennoch unheimlich viel Spass und weder mit dem Einen noch dem Anderen macht Ihr etwas falsch.
Die Revox, zumindest die Verstärker der B7XX Serie sind bekannt dafür, das die Netzteile irgendwann den Geist aufgeben. Das war auch bei meinen Revox Geräten so. Diese Reparatur lohnt sich aber nach wie vor. Klanglich gibt es hier kein besser oder schlechter. Was zählt ist, was besser gefällt. Ich habe den Revox noch nicht an den ESS AMT gehört. Beim A-07 geht da die Sonne auf. Vielleicht passt das ja so auch besser.

Dann lass ich das mal so auf Euch wirken. Ich werde beide Geräte in Ehren behalten.
Ich werde mich, zunächst etwas zurückhalten und Eure interessanten Kommentare mitlesen.
Wie gesagt, ich habe das jetzt zu Erstenmal gemacht und hoffe auf Verständniss dass ich mich nicht wie ein Journalist ausdrücken und nicht schnell und gut schreiben kann.

Na dann, malzeit


[Beitrag von Strati am 24. Jan 2025, 16:08 bearbeitet]
Trinnitus
Stammgast
#2 erstellt: 25. Jan 2025, 20:16
Die Wahl zwischen ESS AMT 1B und Tannoy SGM 12X zu haben ist schon krass

Ich würde den Test mit den ESS AMT 1B nochmal wiederholen. Ich glaube zwar an die Tannoys,
aber die Kombination Amp und Speaker bringt gelegentlich sonderbare Blüten hervor.

Gruß Matthias


[Beitrag von Trinnitus am 25. Jan 2025, 20:22 bearbeitet]
Strati
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 25. Jan 2025, 22:45
Guten Abend Matthis
Ja da muss ich Dir recht geben, das können nicht alle so geniessen.
Die beiden Lautsprecherpaare kann ich auch mit meinen Futterman OTL Röhrenendstufen noch gut antreiben. Da habe ich nur 10Watt Leistung.

Die Tannoy sind halt gewöhnungsbedürftig und haben ihre Eigenheiten. Eigentlich sind es sehr gute Studio Monitore, für Hi-End aber nur bedingt geeignet. Sie können recht zickig sein. Man muss es ihnen ein bisschen verzeihen, ähnlich der geliebten Gattin. Dagegen sind die ESS AMT halt viel gutmütiger. Die kannst Du quasi irgendwo in den Raum stellen und sie klingen fast überall super. Das ist bei den Tannoy nicht immer so einfach. Wenn man Pech hat muss man noch richtig Aufwand betreiben das es nicht überall wummert und die Höhen nicht weh tun. Alles in allem ist es dennoch ein sehr guter Kompromiss. Immerhin habe ich bei beiden Paaren eine grosse Bandbreite, bei sehr gutem Wirkungsgrad. Kann eigentlich zufrieden sein.

Ich werde den B750 sicher auch noch mal an den ESS hören. Aber die gehören definitiv den Futterman OTL Trioden-Endstufen, angetrieben mir einer Audio Research SP9.
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