75 Jahre Autoradio

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Superhirn
Stammgast
#1 erstellt: 19. Aug 2007, 23:02
Schon wieder ein Jubiläum!
19. August 1932
"Auf der Internationalen Funkausstellung dudelte vor 75 Jahren Europas erstes Autoradio. Es wog 15 Kilo, saugte die Batterie leer und machte den Fahrer arm. Nur Könige konnten sich ein Autoradio leisten, aber jeder andere wollte auch eins haben."
Der weiße Ford, der 1932 quer durch die Sahara fuhr, vollbrachte eine unerhörte technische Leistung. Doch dafür interessierte sich die Besatzung nicht mal am Rande. Die Fahrer wollten nur möglichst fern der Heimat sein, um ein geheimnisvolles Gerät auszuprobieren, das die Ausmaße eines Reisekoffers hatte. Mitten in der Wüste war der Vorläufer von Europas erstem Autoradio unterwegs, und tatsächlich empfing es deutsche Sender aus dem Äther.

Als Vorbild der Entwicklung galt Amerika, wo schon Ende der Zwanzigerjahre erste Autoradios erschienen waren. Das Fachblatt "Funkschau" schrieb 1930: "Die Sache ist schon so weit gediehen, daß bereits serienmäßig hergestellte Radioanlagen zum Einbau in Kraftwagen auf den Markt gebracht werden." Und in der Januar-Ausgabe 1932 des US-Magazins "Electronics" hieß es, dass bis 1931 schon 100.000 Autoradios in den USA verkauft werden konnten. Zu dieser Zeit kämpften die Ingenieure in Deutschland noch mit technischen Schwierigkeiten. Es gab keine Spezialröhren für "Autosuper", wie bald die ersten europäischen Autoradios heißen sollten, sondern nur die normalen, sehr großen Batterieröhren, die dem rauen Betrieb im Auto selten standhielten. Außerdem war der Stromverbrauch sehr hoch, was die Autobatterie schnell erschöpfte. Erst mit modernen Verstärkerröhren gelang es 1932 den Ideal-Werken in Berlin, unter dem Markennamen "Blaupunkt" den ersten Autosuper AS 5 herauszubringen. Das Radio war ein wuchtiges Gerät mit zehn Liter Rauminhalt und 15 Kilo Gewicht. Es gab nur 400 Stück, die an ausgewählte Kunden verteilt wurden, etwa den japanischen Kaiser. Das lag am hohen Preis der Radios, die 465 Reichsmark kosteten. Damals bedeutete das: Man kaufte acht Radios oder einen Mittelklassewagen.
Am 19. August 1932 zeigte sich der AS 5 bei der Internationalen Funkausstellung in Berlin zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Und schon im Februar 1933, bei der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung am selben Ort, gab es die ersten Mahner: Radioempfang lenke den Fahrer ab und führe zum Unfall.

Davon ließ sich aber niemand beeindrucken, im Gegenteil, das Autoradio war schnell ein begehrter Artikel, und natürlich war es anfangs ein unerhörter Luxus, eins zu besitzen, vor allem auf dem Land. In einem Blaupunkt-Prospekt schilderte der begeisterte Kunde Joachim Senckpiehl seine Erlebnisse, als er mit tönendem Autoradio auf einem Dorfplatz hielt: "Einige Burschen und Mädel in ihrer Tracht kamen an den Wagen, und plötzlich war ich von der Dorfjugend umringt. Bald waren alle Logenplätze im Wagen besetzt, jeder wollte einmal am Empfänger drehen, und als dann noch irgendein Sender Bauerntänze brachte, gab es kein Halten mehr." Betrachtet man aber die Verkaufszahlen des amerikanischen Marktes, wo es 1941 acht Millionen Autoempfänger gab, nahmen sich die Erfolge auf in Deutschland bescheiden aus: In den Jahren 1938 und 1939 wurden gerade 23¿100 Autoradios ausgeliefert. Der richtige Boom begann hierzulande erst in den Fünfzigerjahren. Verschiedene Automobilfabriken gingen dazu über, Autoradios ab Werk einzubauen. Gleichzeitig verbesserte sich die Wiedergabe-Qualität, und im fahrenden Auto wurde ein einwandfreier und weitreichender UKW-Empfang ("Die Welle der Freude") möglich. Für Ausflugsfahrten hielten die Hersteller sogar Picknick-Lautsprecher mit fünf Meter langem Anschlusskabel bereit. Schlagworte
Autoradio Blaupunkt Funkausstellung Autosuper Heute ist das Radio aus dem Auto kaum wegzudenken, es bildet häufig auch die technische Grundlage für CD-Player, Navigationssysteme und Telefonanlagen. Das Autoradio ist nicht mehr Sensation, sondern Selbstverständlichkeit. Als Unfallgefahr hat es sich nicht erwiesen. Der Autor leitet die Abteilung Straßenverkehr im Deutschen Technikmuseum Berlin

Der Original Artikel: http://www.welt.de/m...ik_ins_Auto_kam.html


[Beitrag von Superhirn am 19. Aug 2007, 23:44 bearbeitet]
wattkieker
Inventar
#2 erstellt: 20. Aug 2007, 00:47


[Beitrag von wattkieker am 20. Aug 2007, 00:48 bearbeitet]
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