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Musikalischer Anspruch deutlich gesunken...

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heavysteve
Stammgast
#1 erstellt: 18. Jun 2004, 12:38
Hallo zusammen,
mich würden Eure Meinungen dazu interessieren.
Ist es nicht schade, dass sich zur Zeit wirklich Künstler
in den Charts aufhalten, die wirklich kaum etwas können?
Die Preise sollten an die Produzenten gehen, die sehr gut
mit Ihrer Software am Rechner umgehen können.

Z.B. der Herr Bohlen(Er möge mir verzeihen) überhäuft uns
mit Produktionen aus seinem Hause.Auch er muss gemerkt haben, dass der Anspruch gesunken ist, sonst währe wohl sein Erfolg nicht so gross.
Zu seinen Modern Talking Produktionen kann man wohl nur
einen Glückwunsch aussprechen. Es hat wohl kaum jemand
soviel Geld mit der Verarsch...an das Volk verdienen können.

Ich kenne einige Leute, die für Hr. Bohlen im Studio gearbeitet haben. Mehr möchte ich dazu nicht

Also, es wird um Rege Beteiligung gebeten.

Gruss SteveO
Gnob
Inventar
#2 erstellt: 18. Jun 2004, 12:45
Tja

Akzeptier es so wie es ist:

Kurz und Knapp:

Wir sind zum Großteil eine oberflächliche Gesellschaft und dafür gibts halt "Music for the masses"

In Zeiten von Computer, Handy, MTV, Viva etc. tritt die "Musik" für die Kiddies leider immer mehr in den Hintergrund.
Und die Schuld liegt imho definitiv an den Medien, die immer nur das Beste von den Kiddies wollen und zwar ihr Geld. Sie setzen auf ihre Naivität und liegen damit voll richtig

Traurig aber leider wahr.
heavysteve
Stammgast
#3 erstellt: 18. Jun 2004, 12:51
@Gnob...natürlich Akzeptier ich das, so war es ja nicht gemeint.
Eben, die Naivität unserer Jugend ist da verantwortlich.

Aaaaaber ist das nicht traurig

Gruss SteveO
Gnob
Inventar
#4 erstellt: 18. Jun 2004, 12:56
Ja natürlich ist das traurig, aber was willst du denn machen??? Eine Revolution starten, Gehirnmanipuilation bei unserer heutigen Jungend - klar, ich bin dabei!
Aber das gibt einen Schuß in den Offen.

quasi Perlen vor die Säue werfen...

Nimm doch mal einem Kiddie, das 400 SMS im Monat schreibt, das Handy weg -> du bekommst ernsthafte Probleme!!!

Gruß
Kakapofreund
Inventar
#5 erstellt: 18. Jun 2004, 12:56
Man kann sich schnell ausmalen,
dass eine Herabsenkung des allgemeinen
Bildungsniveaus zwangsläufig dazu
führt, dass die Bürger noch
mehr denn je manipuliert werden können.

In den Augen der Industrie sicherlich ein Segen.

Aber man sollte nicht verkennen,
dass man auch noch "Geld" braucht,
um es ausgeben zu können.

Und eine schlechte Bildung führt ja
wohl eher nicht zu einem Beruf,
der eine Menge "Kohle" mit sich bringt.

Weiter sollte man auch nicht vergessen,
dass man "schlechten Musikgeschmack"
nicht immer mit schlechter Bildung
rechtfertigen kann.
heavysteve
Stammgast
#6 erstellt: 18. Jun 2004, 13:04
@Gnob+Frank,
Ihr habt ja völlig recht.
Ich wollte aber mit meinem Beitrag nicht auf die
Sozialpädagogischen Probleme der heutigen Jugend anregen.

Gruss SteveO
Gnob
Inventar
#7 erstellt: 18. Jun 2004, 13:24

Ist es nicht schade, dass sich zur Zeit wirklich Künstler
in den Charts aufhalten, die wirklich kaum etwas können


ich denke man sollte sagen, das es ärgerlich anstelle von schade ist!

Was möchtest du denn genau von uns hören?

Das die Produzenten auf die Bühne sollten, oder wie?

oder das die Produzenten sowie die "Künstler" überflüssig wie sonstwas sind?

Gruß
heavysteve
Stammgast
#8 erstellt: 18. Jun 2004, 13:28
Ich möchte einfach nur verschiedene Meinungen hören.

Gruss SteveO
Gnob
Inventar
#9 erstellt: 18. Jun 2004, 13:35
OK

also ich finde die Produkion, die Musik, die "künstlerische" Darbietung überflüssig und man sollte das Geld das dort investiert in diverse Hilfsorganisationen stecken!!

Zufrieden?

Gruß
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 18. Jun 2004, 13:49
Zu der Eingangsfrage fällt mir bei aller Bescheidenheit auch einiges ein, das ich hier mal in provokanter Weise mitteilen will:

1. Jede Generation besitzt den musikalischen Anspruch, den sie verdient!
- wo früher Musik auch stets Ausdruck gesellschaftlicher Prozesse war (Hippie-Ära, soziale Protestsongs von Dylan, Baez, Hendrix, u.a., Punk u.ä.)ist Musik heutzutage vorwiegend zur Berieselung verkommen.
- "Künstler" wie Bohlen, Raab, u.ä. Musikgrößen vergewaltigen dieses Genre

2. Wo früher mit Musik noch eine textliche Botschaft rübergebracht wurde, ist heute allgemein der Text völlig unwichtig geworden - Ausnahmen bestätigen die Regel (z.B. Grönemeyer, BAP)

3. Heute zählt mehr denn je nur die Kohle.

4. Früher wurde mehr musikalisch experimentiert, was zählte, war die Kreativität ( in den 60er gab es tausende von Formationen - herrlich innovativ!)

5. Die Musikindustrie fördert nur noch das, was sich schnell vermarkten läßt.

PS. Meine musikalische Liebe gehört immer noch den 50/60er Jahren. Let the good times roll!

"audiophile" Grüße
ohrmuschel


[Beitrag von ohrmuschel am 18. Jun 2004, 13:51 bearbeitet]
oliverkorner
Inventar
#11 erstellt: 18. Jun 2004, 14:34
ich hasse dieses ganze system überhaupt-heute wird wir nur scheisse produziert und ich boykottiere den scheiss
Gnob
Inventar
#12 erstellt: 18. Jun 2004, 14:49
... also ich glaube kaum das irgendwer hier im Forum irgendwie positiv zu solch einem Kommerz eingestellt ist!!

Gruß
2001stardancer
Inventar
#13 erstellt: 18. Jun 2004, 15:00
Angebot und Nachfrage.

Anscheinend ist unsere Gesellschaft zwischenzeitlich auf ein Niveau gesunken, auf dem alles konsumiert wird was einem vorgesetzt wird. Eine Entwicklung, die sich nicht nur auf dem Musikmarkt wiederspiegelt.

Um Abhilfe zu schaffen wird nur ein Boykott von Fernsehsendungen wie DSDS, Starsearch, Big Brother sowie CD's von Alexander, Daniel Küblböck, Modern Talking, Dieter Bohlen usw. usw usw. sinnvoll sein.
Im schulischen Bereich muss mehr Wert auf anspruchsvollen Musikunterricht gelegt werden, evtl. ist eine spielerische musikalische Früherziehung im Kindergarten sinnvoll und abschliessend sicher auch das gute Beispiel der Eltern.

Zu den Auszeichnungen kann ich nur sagen, dass weder (Computer-)Produzenten noch Künstler für den grösstenteils produzierten Schwachsinn geehrt und mit Preisen überhäuft werden sollten. Sinnvoller und effektiver wäre eine langfriste Ausbildung/Förderung junger Talente, so dass sie auch wieder Noten lesen können und in der Lage sind eigenständig anspruchsvolle Titel zu komponieren.

ODER gebt mir die Kohle
bvolmert
Inventar
#14 erstellt: 18. Jun 2004, 15:03
Gerade in Berichen über die besonders gern hergezogen wird, gibt es auch heute noch Künstler die experimentieren und versuchen anspruchsvolle Musik zu machen:Bei House,Goa,Ambient etc.und andere elektronische Sachen.Wohlgemerkt, nicht "bumm,bumm,bumm"-Musik meine ich! -Die Kreativität im Rock/Pop hat bedauerenswerter Weise schon nachgelassen.
Leider taucht "gute" Musik nur selten in Charts auf.
Largo
Stammgast
#15 erstellt: 18. Jun 2004, 15:38


1. Jede Generation besitzt den musikalischen Anspruch, den sie verdient!
- wo früher Musik auch stets Ausdruck gesellschaftlicher Prozesse war (Hippie-Ära, soziale Protestsongs von Dylan, Baez, Hendrix, u.a., Punk u.ä.)ist Musik heutzutage vorwiegend zur Berieselung verkommen.


Fairerweise sollte man sagen, dass die breite Masse der Hörerschaft in den 60'er und 70'er Jahren eben nicht Marvin Gaye, Frank Zappa oder Miles Davis konsumiert hat, sondern eher ABBA oder Roy Black.
Und genauso wie es damals unbekannte und innovative Künstler gab, so gibt es auch heute z.B. Lamb, Björk oder Kruder & Dorfmeister u. v. a.

Nicht falsch verstehen. Ich verabscheue diese ganze schnelllebige Spaßgesellschaft ebenfalls. Nur denke ich nicht, dass die Hörerschaft vor 20-30 Jahren ein geschulteres Ohr hatte. Ich kann natürlich verstehen, dass man im Rückblick alles etwas romantischer betrachtet.



4. Früher wurde mehr musikalisch experimentiert, was zählte, war die Kreativität ( in den 60er gab es tausende von Formationen - herrlich innovativ!)


Wie gerade schon angedeutet wird auch heute noch experimentiert. Experimentelle und anspruchsvolle Musik ist aber heutzutage genauso unbekannt, wie sie es in den 60'er und 70'ern war.
Gnob
Inventar
#16 erstellt: 18. Jun 2004, 15:50
... was im Prinzip bedeutet das es heute nicht anders ist als früher, nur die Art der Musik hat sich geändert!!!

Es gab, gibt und wird immer diejenigen geben die gegen den Komerzstrom schwimmen und das ist auch gut so!!!

-> und nicht nur in Sachen Musik.

in diesem Sinne:

Gruß
Gnob
Inventar
#17 erstellt: 18. Jun 2004, 16:01
...aber man sollte nicht vergessen das es auch eine rein persönliche Sache ist!

Will sagen das es Menschen gibt die mit dem Begriff "Pink Floyd" eine Comik-Figur meinen.

Solche Leute tun mir wirklich leid.

Und das ist imho die Zielgruppe solch belangloser Musikproduzenten!!

Ich für mein Teil hatte das Glück das ich, quasi als ich aus Mutters Leib geschlüpft bin Musik im Ohr hatte

Dank an meinen Daddy!!!

... und es gibt nichts schöneres als diese Musik mit der ich indirekt aufgewachsen bin immer und immer wieder zu hören! Sowas prägt!!!

und wenn ich irgendwann mal Kinder haben sollte, werden sie definitiv auch SO erzogen!! bin übrigens Jahrgang ´71.

Gruß
kalia
Inventar
#18 erstellt: 18. Jun 2004, 16:04

Anscheinend ist unsere Gesellschaft zwischenzeitlich auf ein Niveau gesunken, auf dem alles konsumiert wird was einem vorgesetzt wird. Eine Entwicklung, die sich nicht nur auf dem Musikmarkt wiederspiegelt.

Möglicherweise ist ja der Zenit erreicht, seit 2002 gehen ja die Umsätze zurück. Ich habe immer schon recht viel aktuelle Musik gehört, und tu das auch immer noch.
Es gibt auch immer noch mehr Neuerscheinungen, die für mich interessant sind, als ich mir leisten kann.
Vielleicht macht mein Musik geschmack (grösstenteils Jazz) mir das auch leicht. Ich war übrigens schon erstaunt, dass eine Norah Jones hier so viele CD´s verkauft. Ich bin zwar kein besonderer Fan von ihrer Musik, sie hebt sich aber schon sehr deutlich von dem üblichen Radio-Gedudel ab, und wenn man sie live sieht merkt man auch, dass sie mit Herz und Seele ihre Musik macht.
Auch zB sowas wie Kruder&Dorfmeister, DePhazz und so fort, finde ich durchaus hörenswert und keinesfalls lieblos gemacht.
Man muss nur eine wenig suchen, dann findet man eine ganze Menge interessanter Musiker (deren Musik man auch kaufen und nicht downloaden sollte...sonst merken sie ja nicht)

Gruss Lia
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 18. Jun 2004, 17:10
@lia:
Sicher findet man auch heute noch interessante Musiker und Musik - zum Glück gibt es noch welche, die gegen den Massengeschmack anschwimmen. Aber die Tendenz zum schnellebigen Konsum in unserer Wegwerfgesellschaft ist doch ständig gewachsen. Aus dieser Zeit wird es, so prognostiziere ich mal, keine "Evergreens" mehr geben.
Von den Beatles, Genesis, Pink Floyd, Deep Purple und und und und wird man noch in Jahrzehnten sprechen - das macht den Unterschied!

@largo:
Es ist nicht so wichtig, was und wen die breite Masse konsumiert. Wichtig ist, daß im Musikbusiness (so heißt das heute)Künstler, Musiker, Bands sich eine kreative Nische schaffen können, in der sie sich weiter entwickeln können, ohne abhängig zu werden von den Verkaufszahlen. Sicher sind die primär für den Erfolg - nur in früheren Zeiten gab es eben jene "Konsumenten" noch zuhauf, die eine solche Musik auch durch den Kauf von Platten gefördert haben. Heute regiert das Plagiat.
Übrigens: Gruppen wie Cream, Blind Faith, Genesis, Pink Floyd waren mitnichten Massengeschmack, sondern Musik für elitäre Zirkel. Aber sie fanden zum Glück genügend Anhänger. Solche Musik - selbst der geniale Jimi Hendrix - würde heute keinen Teenie mehr hinterm Ofen hervorlocken.
So ändern sich die Zeiten!

PS. Hab neulich einer Jugendgruppe 1 Std. lang solche Musik vorgestellt. Das Resultat war "gähn", "stöhn", "öde" und dergleichen mehr. Hat man Worte?


[Beitrag von ohrmuschel am 18. Jun 2004, 17:18 bearbeitet]
Largo
Stammgast
#20 erstellt: 18. Jun 2004, 17:49


So ändern sich die Zeiten!


Ich habe immer noch nicht verstanden, was sich nun fundamental geändert haben soll.
Es gab vor 20 oder 30 Jahren sowohl massenkompatible und seichte Musik für die breite Hörerschaft, als auch experimentelle und innovative Musik für die kleinen elitären Zirkel.
An der Grundkonstellation hat sich meines Erachtens nicht viel geändert. Vielleicht ist der Anteil der elitären Zirkel um ein paar Prozentpunkte geschrumpft und der der 'proletarischen' Hörer hat etwas zugenommen.
Eliten sind aber schon immer eine Minderheit gewesen und werden es wohl auch in hundert Jahren noch sein.
Den ABBA-konditionierten Hörer von damals hat Jimi Hendrix genausowenig hinterm Ofen hervorgelockt, wie die Eminem-Schlagerfuzzis von heute.

Früher waren Genesis, Pink Floyd oder Herbie Hancock die Lokomotiven des musikalischen Fortschritts heute sind es eben Massive Attack, Björk und Kruder&Dorfmeister (um nur einige Vertreter aus dem von mir bevorzugten Genre zu nennen).

Natürlich wird es auch aus dieser Zeit Evergreens (wenn auch in verminderter Zahl) geben. Wenn man sich allerdings eine Best-of70's oder Best-Of80's Compilation so ansieht, sollte man auch nicht vergessen, dass es neben den ganzen Evergreens auch eine Menge Schrott gab, der ruhig in Vergessenheit geraten darf.

Ich finde diese manipulierbare Klingelton-Gesellschaft natürlich auch besorgniseregend. Ich warte nur auf den nächsten verrückten Diktator, der sich das zu Nutze macht: "Put your hands up in the air !"


[Beitrag von Largo am 18. Jun 2004, 17:50 bearbeitet]
saci
Stammgast
#21 erstellt: 18. Jun 2004, 17:59
es gibt aber heute besonders auf dem rock sektor sehr viele sehr gute bands, die aber nicht so bekannt sind..
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 18. Jun 2004, 18:05
@ largo:
Ich geb´s auf - bin vielleicht selber schon zu alt (Baujahr 52). Hendrix war längst tot, als ABBA die Bühne betrat, und Massive Attack,Björk und andere Moderne mit den von mir genannten Gruppen zu vergleichen - da sträuben sich mir die Haare - sorry.

Die von mir genannten Gruppen (nur eine kleine Auswahl) haben wegweisende Musik für andere gemacht - sie haben Stilelemente der Vergangenheit aufgenommen (Blues, Skiffle, Cajun, u.ä.) und in deren Zeit transportiert und darüber hinaus in die Zukunft gewirkt. Warum gibt es heute noch so viele "remakes". Selbst die Werbebranche hat das gemerkt und sich zunutze gemacht.
Aber wie gesagt - ich will es auch dabei belassen - vielleicht bin ich einfach zu "alt" oder schlicht nur nostalgisch. Für mich jedenfalls war die Musik jener Aufbruchjahre (im wahrsten Sinne des Wortes) einfach gehaltvoller und ansprechender. Ist rein subjektiv - klar.
Largo
Stammgast
#23 erstellt: 18. Jun 2004, 19:25

...und Massive Attack,Björk und andere Moderne mit den von mir genannten Gruppen zu vergleichen - da sträuben sich mir die Haare - sorry.


Der anspruchsvolle Hörer oder Komponist kunstvoller klassischer Musik und Jazz würde Dir wahrscheinlich entgegnen, dass Hendrix, Deep Purple, Genesis und Pink Floyd letztlich auch nur volkstümliche Negermusik machten.
Für den großen Soziologen/Philosophen Adorno war sogar Jazz niedere Musik und er nannte ihn „Musik von Negern und Ostjuden".

Auch moderne Künstler nehmen Stilelemente der Vergangenheit auf und verknüpfen diese zu einem neuen Ganzen. Früher waren es Blues, Skiffle und Cajun - heute sind es eben Jazz, Funk, Soul, Reggae, elektronische Musik u.a., die zu neuen Sub-Genres fusionieren.
Massive Attack und Björk mögen keine Mozarts oder Chopins sein, aber sie machen erfrischend neue "Pop"-Musik.
Das kann einem gefallen oder auch nicht. Alles eben rein subjektiv.
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 19. Jun 2004, 08:57
Hallo Largo,

ich denke mal, Du bist wesentlich jünger als ich und bist deshalb durch andere gesellschaftliche Einflüsse - auch musikalischer Art - geprägt als ich. An unseren Standpunkten läßt sich auch die unterschiedliche Betrachtungsweise und die Rolle der Musik ablesen.
Ich respektiere Deine Meinung zu diesem Thema, gleichwohl denke ich, daß selbst Liebhaber klassischer Musik die Musik von Hendrix, Genesis oder Pink Floyd niemals als "volkstümliche Negermusik" betrachten würden. Procul Harum hat damals selbst J.S. Bach in ihren Kompositionen gewürdigt - und das Theodor Adorno Jazz als "Musik von Negern und Ostjuden" bezeichnet hat, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. War es nicht Heidegger, der dies tat? Würde micht echt interessieren, ob er das tatsächlich so qualifiziert hat.

Was die "erfrischend neue Pop-Musik" betrifft, so kann ich diese nicht sehen, sorry - hören. Aber das liegt wohl an meiner romantischen Verklärung der Vergangenheit.

Ich finde Deine Beiträge - auch wenn wir zu verschiedenen Ergebnissen kommen - trotzdem sehr abgewogen, und es hat Spaß gemacht, mit Dir zu "streiten".

es grüßt Dich
ohrmuschel


[Beitrag von ohrmuschel am 19. Jun 2004, 08:59 bearbeitet]
Schili
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 19. Jun 2004, 09:31
Also, ich find das alles nicht so schlimm...
Musikgeschmack ändert sich. Sowohl der persönliche als auch der einer Generation.

Die den Techno oder andere seichte Musik verteufeln, bzw. die Hörer dieser Musik als konsumverführte Idioten hinstellen, sind genau so intolerant, wie Generationen davor. Da wurden die Beatles als Antichristen gehandelt. Und Elvis Presley mit seinen obszönen Tanzbewegungen und der dazugehörigen Negermusik stand kurz vorm Lynchmord...

Ich find die Kommerzmusik eines Herrn bohlen auch zum k....

Allerdings meide ich auch diese Casting-Shows und ähnliches wie der Teufel das Weihwasser!

Ich muß es mir doch nicht anhören!!!!!!!!!!

Und - um mal einen der Großen zu zitieren - so solle doch jeder nach seiner Fasson glücklich sein....auch oder ganz besonders bei seinen musikalischen Neigungen.

Ich bin übrigens Jahrgang 64. Als ich Teenager war, hab ich übelsten Death-Metal gehört. Fand auch nicht bei jedem ungeteilte Freude und Zustimmung.

Heute lehn ich mich eher zurück und höre Diana Krall oder Stanley Clarke.....(und natürlich viel,viel anderes...)über meine damaligen musikalischen Vorlieben kann ich heute nur lächeln...

Und noch was: So lange es eine Metallica-Scheibe in Deutschland immer noch auf Platz 1 schafft, kann es um den Musikgeschmack der (wahrscheinlich auch jungen)Deutschen so schlecht noch nicht bestellt sein.

Erst wenn die Jugend überwiegend Musik mit faschistischen Texten für sich entdecken würde, würd ich persönlich anfangen zu meckern.

Mein Fazit: Nicht nur Tolerenz vorgaukeln, sondern sie auch praktizieren. Auch in der Musik.


Gruß, Schili
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 19. Jun 2004, 09:53

Nicht nur Tolerenz vorgaukeln, sondern sie auch praktizieren. Auch in der Musik.


Volle Zustimmung, Schili. Jeder kann/darf/soll hören und für gut befinden, was er möchte.
Aber über über Musikgeschmack bzw. dessen Niveau, gesellschaftliche Rolle, Entwicklung, Kommerzialisierung, etc. darf/kann/soll auch "gestritten" werden.

Grüße
ohrmuschel


[Beitrag von ohrmuschel am 19. Jun 2004, 09:55 bearbeitet]
Schili
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 19. Jun 2004, 10:13
@ Ohrmuschel: Natürlich soll kontrovers "gestritten" werden; das gehört selbstredent dazu....kein Widerspruch.

Ich könnte mich ja auch jedesmal bep.... vor Lachen, wenn ich diese Hip-Hopper durch die City laufen sehe - da ist mir persönlich jeder Gothik-Freak lieber....von der Musik ganz zu schweigen.
Aber nicht dieser Sermon von wegen.."die heutige Jugend hört eh nur Schrott und mein Musikgeschmack ist ja so toll...ach übrigens gestern Star-Search gesehen....?"

OK ?

Gruß, Schili


[Beitrag von Schili am 19. Jun 2004, 10:19 bearbeitet]
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 19. Jun 2004, 10:46
@ Schili: Nein, "Star-Search" tue ich mir nicht an, auch andere "castings" von Möchte-gern-Suppenstars, Big Brother, u.ä. Heldenepen ignoriere ich geflissentlich.

Es liegt auch nicht in meiner Absicht, den jetzgen Musikgeschmack der "heutigen Jugend" herabzuwürdigen. Die Jugend an sich gibt es nicht. Es gab auch in früheren Zeiten jede Menge musikalischen Mülls ("Yummi Yummi", My Baby Baby Balla Balla" und Unsägliches mehr).

Ich bemängele bzw. kritisiere eher die fehlende gesellschaftskritische Komponente in der Musik - auf diesem Feld war früher mehr Engagement zu hören. Heute engagieren sich Künstler, Musiker und sozialkritische Menschen eher in stillen Projekten, gleichsam führen sie dort ein Nischendasein - kurz: ich wünsche mir mehr Revolution! Musik kann / soll aufrütteln!

Kannst Du Dich noch an die Hippie-Zeit erinnern? An Vietnam und den Protestsongs? An Woodstock?
Musik als reine Unterhaltung ist zwar auch ganz nett und hat seine Berechtigung - aber ein wenig mehr an Gesellschaftskritik wäre nicht verkehrt. Ich weiß, ein frommer Wunsch.

beste Grüße
ohrmuschel
Schili
Hat sich gelöscht
#29 erstellt: 19. Jun 2004, 10:57
....Dich hab ich mit dem "Star-Search...." auch nicht gemeint.

Wow - Flower Power... Woodstock...da wär ich gern wegen der ein- oder anderen Sache dabeigewesen !

Aber da hätte ich leider mit Sting´s Song "Born in the 50´s" konform gehen müssen....

Nicht immer der Vergangenheit nachtrauern. Letzten Monat bei Peter Gabriel - da waren auch viele Kiddies....

Gruß, Schili


[Beitrag von Schili am 19. Jun 2004, 10:59 bearbeitet]
Largo
Stammgast
#30 erstellt: 19. Jun 2004, 11:24


Ich bemängele bzw. kritisiere eher die fehlende gesellschaftskritische Komponente in der Musik - auf diesem Feld war früher mehr Engagement zu hören. Heute engagieren sich Künstler, Musiker und sozialkritische Menschen eher in stillen Projekten, gleichsam führen sie dort ein Nischendasein - kurz: ich wünsche mir mehr Revolution! Musik kann / soll aufrütteln!

Kannst Du Dich noch an die Hippie-Zeit erinnern? An Vietnam und den Protestsongs? An Woodstock?
Musik als reine Unterhaltung ist zwar auch ganz nett und hat seine Berechtigung - aber ein wenig mehr an Gesellschaftskritik wäre nicht verkehrt. Ich weiß, ein frommer Wunsch.


Ich bin's mal wieder.
Auch dieser Punkt dürfte unter Kennern umstritten sein. Die einen sagen, Musik soll gesellschaftskritisch sein - andere (zu denen ich mich eher zähle) meinen, dass Musik unpolitisch sein sollte oder vielleicht sogar keinen Text haben sollte.
Der Hörer sollte von der Musik berührt werden und in (auch wenn's pathetisch klingt) fremde Welten (außerhalb der Alltagswelt) entführt werden. Die Gefühle des Hörers sollen durch die Musik angesprochen und nicht durch Texte vorweggenommen oder manipuliert werden.
Das Vorhandensein eines (politischen) Textes schränkt den Interpretationsspielraum stark ein, weil dem Stück die subjektive und selektive Wahrnehmung des Komponisten anhaftet.
Wenn denn ein Text unbedingt sein muss, dann sollte er so allgemein wie möglich formuliert werden, so dass er in jede Zeit passt, ansonsten verliert der Song an Aktualität wie z.B. dieses Kanzlerlied.
Schili
Hat sich gelöscht
#31 erstellt: 19. Jun 2004, 11:35
Auch wenns sehr naiv klingt; Musik soll mich in erster Linie unterhalten.
Und das können sowohl Smetana, Led Zeppelin als auch die Ärzte.
Auch wenns für manche vielleicht unverständlich klingt: Mir sind Texte, sofern sie harmonisch oder prima ins Klangbild passen, fast völlig egal.So lange sie nicht rassistisch oder faschistisch sind....

Man erinnere sich an "Da Da Da" von Trio. Von einer kongenialen Schlichheit Text/Musik...Aber hat einfach gute Laune gemacht.

Gruß, Schili
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 19. Jun 2004, 12:06
@ Largo:
[q1]Der Hörer sollte von der Musik berührt werden und in (auch wenn's pathetisch klingt) fremde Welten (außerhalb der Alltagswelt) entführt werden.[/q1]

Da hast Du meine volle Zustimmung. Diesen Anspruch von Musik teile ich ebenso. Aber er ist nur ein Aspekt. Solcherart Musik ist "lárt pour lárt, also Musik um der Musik wegen. Für mich ist Musik aber mehr: sie kann unterhalten, entspannen, mich seelisch berühren - aber auch aufrütteln, Tendenzen begleiten, Zusammenhänge betonen, etwas mehr wollen als pure Unterhaltung.
Da hat wohl jeder seinen eigenen Anspruch an die Musik - führt jetzt hier zu weit, ist schon philosophischer Natur.

[q1]Das Vorhandensein eines (politischen) Textes schränkt den Interpretationsspielraum stark ein, weil dem Stück die subjektive und selektive Wahrnehmung des Komponisten anhaftet.
[q1]

Jeder Text ist subjektiv/selektiv - was ist daran schlimm? Die Interpretation kann jeder Hörer vornehmen. Ein geäußerter Standpunkt ist mir jedenfalls lieber als gar keiner.

[/q1]Musik unpolitisch sein sollte oder vielleicht sogar keinen Text haben sollte.
[q1]

Largo, hier irrst Du gewaltig. Musik ist keineswegs unpolitisch. Selbst Dein Wunsch, Musik solle keinen Text haben, ist an sich schon höchst politisch. Musik um der Musik wegen ist ein schöner Traum, aber nicht realistisch. Musik ist ein Geschäft. Musik transportiert nicht nur Gefühle, sondern auch Botschaften.

Aber richtig bleibt, daß jeder für sich die Musik herausfndet, die ihn persönlich anspricht - und das ist auch gut so.

beste Grüße
ohrmuschel
kalia
Inventar
#33 erstellt: 19. Jun 2004, 12:20

Das Vorhandensein eines (politischen) Textes schränkt den Interpretationsspielraum stark ein, weil dem Stück die subjektive und selektive Wahrnehmung des Komponisten anhaftet.
Wenn denn ein Text unbedingt sein muss, dann sollte er so allgemein wie möglich formuliert werden, so dass er in jede Zeit passt, ansonsten verliert der Song an Aktualität wie z.B. dieses Kanzlerlied.

Den Begriff Politisch auf Tagespolitik zu reduzieren, finde ich bedenklich.
Politsches Denken begrenzt sich nicht auf Partei-Politik, da gibt es zb noch sowas wie soziale Ungerechtigkeit, Hinterfragen von Systemen....es gibt verdammt viel mehr als Herzschmerz zu besingen
Das verliert wohl eher nicht an Aktualität.
Den Kanzlersong empfinde ich einfach nur als billige Polemik, spricht aber wohl dem Otto-Normalverbraucher aus der Seele, da Vereinfachung und Oberflächlichkeit wohl "in" ist.
(Nicht, dass ich ein Freund des Kanzlers wär...)

Ich denke auch, dass es schön wäre allgemein wieder etwas gehaltvollere Texte zu hören (dafür müssten die Interpreten aber auch selber denken, vielleicht auch mal selber zur Feder greifen...manchmal bezweifle ich bei Cover-Songs ob die Inhalte überhaupt verstanden wurden)

Musik kann extrem berühren (mE kann sie das von allen Kunstformen am Direktesten), und kann darüber auch sehr zum Nachdenken über Themen anregen, mit denen man sich sonst wohl eher nicht beschäftigen würde. Ich glaube das funktioniert nicht nur, sondern auch, durch die Texte
(nicht jeder befasst sich überhaupt mit den Texten -muss man ja auch nicht, wäre aber schön, wenn man es könnte.
Ich hab bei manch aktueller Musik das dringende Bedürfniss die Texte nicht zu verstehen. Ich finde das anstrengend)

Möglicherweise hat aber kaum jemand mehr Interesse an Hinterfragen....und an Menschen, die ab und an auch mal nachdenken, reine Unterhaltung ist ja einfacher

Gruss lia
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#34 erstellt: 19. Jun 2004, 12:25

Möglicherweise hat aber kaum jemand mehr Interesse an Hinterfragen....und an Menschen, die ab und an auch mal nachdenken, reine Unterhaltung ist ja einfacher


Aus dem Herzen gesprochen.
chopyn
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 19. Jun 2004, 16:40
Es gab zu allen Zeiten gute und schlechte Musik, nur wer definiert, was gut und was schlecht ist?

Wer maßt sich an, heute zu entscheiden, welche Musik einen Wert hat und was für einen?

Ich bin mit (u.a.) Abba großgeworden und habe trotzdem bevor ich 13 war, Hendrix, die Doors, Them und Arthur Brown gehört und bevor ich 16 war besaß ich LPs von CAN, It's a beautiful Day und Vanilla Fudge. Sämtlich Abba LPs habe ich inzwischen auch. Und all diese Bands haben (mehr oder weniger freiwillig) rechtzeitig aufgehört Platten zu machen, bevor sie wie z.B. Genesis und Pink Floyd zu einer mehr oder weniger peinlichen Karikatur ihrer selbst gerieten.

Auch ich stimme damit überein, dass der aktuelle Zustand der Musikszene beklagenswert ist, wobei ich (wie einige Vorredner auch) behaupte es gibt massenweise sehr gute und hörenswerte Musik, es wird nur immer schwerer, sie zu entdecken und sie wird viel zu wenig gekauft!

Ich behaupte aber auch, dass der größte Teil derer, die sich regelmäßig darüber beklagen, dass es nur noch schlechte Musik gäbe,
einfach selbst zu faul sind,
- sich mal gescheite Musikzeitschriften zu kaufen und dort zwischen den Zeilen zu lesen,
- sich überhaupt neuen Bands gegenüber zu öffnen
- 'mal in einen der wenigen überlebenden, freakigen, kleinen CD-Läden zu gehen, "weil die ja nix da haben".

sondern lieber
- was über ihre verflossenen Lieblingsbands lesen wollen,
- Leserbriefe schreiben, warum die neue CD von Saga nicht erwähnt wird
- in Leserbriefen den Zustand der aktuelle Musikszene kritisieren
- glauben, dass Media-Markt u.ä. die einzig wahren CD-Geschäfte sind, "die haben halt alles da"; eben Charts von 1-100 und die neue Saga. Dass dies die gleiche beklagenswerte Konsumhaltung wie bei Scooter-Fans (die wollen auch nur schnell und leicht konsumieren) ist, fällt Ihnen in 20 Jahren nicht auf.
- extrem konservative Zeitschriften wie "Good Times" dem ohnehin schon schlechten MusikExpresss (der m.E aber im Moment eine Besserung erfährt, woran immer das liegen mag!) noch vorziehen, weil da über ihre Lieblingsmusik berichtet wird.
- zu Hause vor ihrer Superanlage sitzen und sich daran freuen, dass "Worlds apart" endlich als xy-Bit-Remastered-CD rausgekommen ist, wo die Musik noch mehr "Kontur und Brillanz" hat und man das ganz neu genießen kann
- vor'm Radio vor Freude hüpfen, wenn zum 13. Mal in den letzten beiden Wochen Uriah Heeps "Lady in Black" oder "Locomotive Breath" von Tull gespielt wird, weil das halt noch richtig geile Musik war.
- Tommy Gottschalks Visage auf der "50 Jahre Rock"-CD angucken und dann verklärt die Augen beim Anhören schließen.

Und letztlich sind diese Leute damit selbst verantwortlich für die beklagte Misere! Dadurch, dass sie sich selbst der aktuellen Musik in gewisser Weise verschließen und ausschließlich in Elektronik-Märkten bzw. Internetportalen CDs kaufen (wer auf einer solchen Verkaufsplattform schon mal eine kritischen Rezension zu einer CD gelesen hat, sollte sich bei "Wetten dass" melden, auch brauchbare sind schwierig genug zu finden; Kritiken zu den eigenen Lieblingsbands -Stichwort "Saga haben es wieder einmal geschafft, auf ihrer neuen CD ihre alte Klasse...- zählen nicht.) schaffen es Bands wie Ayreon, Archive, The Coral oder The White Stripes nur dann über das Debut hinaus, wenn sie das Glück haben, doch irgendwie genug Platten verkauft zu haben und mit einem Artikel in der richtige Zeitschrift ein zunächst kleines Publikum gefunden haben.

Die Bequemlichkeit und geistige Trägheit, die der Jugend hier von einigen unterstellt wird, betrifft fast die ganze Breite der Musikhörer. Sätze wie "Ich hoffe ja, dass Pink Floyd mal wieder 'ne CD rausbringen", "Bei Eric Clapton/ Phil Collins hat man einfach die Garantie, dass er 'ne gute Scheibe abliefert" oder "Ich hoffe, die Saga-Scheiben werden endlich mal remastered" zeugen für mich von weit größerer Trägheit, als es Daniel Kübel-weg-Käuferinnen an den Tag legen. Die kommen nämlich häufig mit 15 über diese Phase weg.

Wenn sich jemand beim Vergleich von Massive Attack und Hendrix die Haare sträuben, der aber einen Beitrag später Procol Harum falsch schreibt, dann bin ich in der mir eigenen Arroganz überzeugt, dass der schon lange keinen reinen CD-Laden alter Prägung mehr betreten hat und mindestens ebenso lange keine wirklich neue Platte mehr gekauft hat. Solche Leute dürfen sich gar nicht über den Zustand der aktuellen Musikszene beklagen, sie haben ihn mitverschuldet! Und Norah Jones macht nette, aber keine wirklich neuen Platten! Massive Attack und Björk, Goldie, Prodigy und die Chemical Brothers haben mal wirklich neue Platten gemacht, da brauchen sich niemandem die Haare zu sträuben.

Und mal zum Abschluss: Es wird nicht besser, wenn man sich immerfort darüber beklagt, dass alles Sch... ist und/oder ständig die alten Platten dudelt und auf die neueste Platte der Lieblings-Rockdinosaurier wartet, man muss sich selbst mal aufraffen, eine passende Musikzeitschrift kaufen und moderne Platten kaufen! Ja kaufen! Denn die 30somethings haben den Musikmarkt auch fast kampflos den Teenagern überlassen. Und neue Bands überleben nur, wenn ihre Platten gekauft werden. Und wenn man sich z.B. mal Scheiben von
Archive, Transatlantic oder Ayreon gekauft hat, dann wird man die neuen
Pink Floyd, Yes oder Deep Purple-Scheiben (der letzte Vergleich hinkt etwas, ich weiß)
vielleicht aus Sammlergründen noch kaufen, aber hören wird man hoffentlich die neuen Bands.

Und nicht vergessen: Musik ist, wenn man's gerne hört.

Ich habe fertig!
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#36 erstellt: 19. Jun 2004, 18:50
Mein lieber chopyn,

Streitkultur ist ein hohes Gut, daß man pflegen sollte. Du kannst mir ja meinetwegen die falsche Schreibweise von Procol Harum um die Ohren hauen - wenn Du Dich dann besser fühlst - geschenkt. Du irrst jedoch in der Annahme, daß ich keine neuen Platten mehr kaufen würde, und Du irrst auch gewaltig darin, daß Leute wie ich, die die heutige Musikkultur beklagenswert finden, am Elend derselben schuldig sind.

Mit diesen verbalen Rundumschlägen kann ich nichts anfangen. Daß Du die tollen neuen Gruppen propagierst, ist nichts Ehrenrühriges - aber laß auch andere Meinungen gelten und zieh sie nicht ins Lächerliche.

Meine Argumentation war eine andere. Ich maße mir auch kein Urteil über Andersdenkende an. Ich habe lediglich auf meine subjektive Sichtweite hingewiesen. Etwas Mäßigung im Umgang miteinander hielte ich für angebracht. Ich rotz Dich auch nicht runter, bloß weil Du die Gnade der späteren Geburt hast.

einen schönen Gruß
ohrmuschel
bukowsky
Inventar
#37 erstellt: 19. Jun 2004, 19:40
die Kultur verändert sich, die Musik verändert sich, der Geschmack verändert sich ... nur wir bleiben in "unserer" Zeit gefangen ... und deshalb mögen wir auch die immer gleichen Scheiben von Clapton & Co ...

... und ich denke, es gibt auch Fans, die von Scooter oder Bohlen bewegt werden.

jedem seine Zeit und jedem seine Musik



Ich kenne einige Leute, die für Hr. Bohlen im Studio gearbeitet haben. Mehr möchte ich dazu nicht


@heavysteve
was meinste denn damit??
rock1982
Stammgast
#38 erstellt: 19. Jun 2004, 19:47
Wenn man sich etwas Mühe gibt, findet man auch heute noch gute Bands. Triviales für den Massengeschmack gab's auch zu Zeiten der Beatles / Pink Floyd usw.

Allerdings findet man in den LP Charts heute leider nicht mehr so arg viel Prog Bands
Schili
Hat sich gelöscht
#39 erstellt: 19. Jun 2004, 20:05
Ich persönlich glaube nicht, dass sich die Güte von Bands großartig zum Schlechten gewandelt hat.
Wer Glück hat, wird halt durch die Medien schnell hochgepusht.
Früher fing ne Band an zu tingeln. Machte sich irgendeinen Namen als Live-Band, bekam nen Plattenvertrag, hatte mehrere Hits - waren Stars, hatten unglaublich viele Hits - und waren Superstars....

Das hat sich heutzutage etwas verschoben.....leider.

Sich nur noch verklärt in den 70/80ern musikalisch zu bewegen, macht einen auf Dauer auch nicht glücklich...

Wenn ich mit meinem besten Kumpel alle 2 Monate den "audiophilen Abend" zelebriere (Frauen gehn ins Kino, wir hören fast dialoglos Musik und betrinken uns dabei... ), endet der Abend in der Regel zwar mit "Stairway to Heaven".....aber wir hören auch Aktuelles.....ich mag z.B. die Gruppe Reamon....
Sorry, wenn ich mich zu weit vom eigentlichen Thema wegbewegt habe...

Gruß, Schili


[Beitrag von Schili am 19. Jun 2004, 20:05 bearbeitet]
cr
Inventar
#40 erstellt: 19. Jun 2004, 22:39
Ist der Musikgeschmack wirklich gesunken?
Wenn ich so manches aus den 50er Jahren anhöre, dann bin ich mir nicht mehr sicher
kalia
Inventar
#41 erstellt: 20. Jun 2004, 00:09

Wer maßt sich an, heute zu entscheiden, welche Musik einen Wert hat und was für einen?


Wohl der Hörer selbst...
Ich war vorhin auf einem Konzert, unter anderem Sidsel Endresen.
Zugegeben sehr experimentell und für das harmoniegewöhnte Publikum nicht einfach. Sie sang ohne Begleitung.
Die Hälfte des werten Jazzpublikum verlies mitten im Konzert den Raum. Ich schätze mal so um die 200 Leute.
Nicht, dass sie sich rausschlichen, nein, sie traten nochmal extra laut auf um ihren Unmut zu bekunden.
Das die andere Hälfte (zu der ich mich auch zähle) durchaus ein Interesse an dem Gebotenen hatte, war wohl egal.
Ich fand das einfach nur respektlos...

Vielleicht sollte man einfach ein wenig mehr Akzeptanz an den Tag legen

gruss lia


[Beitrag von kalia am 20. Jun 2004, 00:11 bearbeitet]
prometeo
Stammgast
#42 erstellt: 20. Jun 2004, 07:03
@Schili

was gabs denn in der Teenagerzeit eines Mittsechziger Jahrgangs für "übelste Death-Metal Bands"?

Venom und Black Sabbath? Ist das Deathmetal? Zu der Zeit hat doch Lee Dorian erst knapp herausgefunden dass man auch grunzen statt singen kann. Oder? Bathory hat auch erst etwa 83 begonnen Musik zu machen.

A propos: Ich höre immer noch Black- und Deathmetal, obwohl eher unregelmässig. Macht mir aber immer noch grossen Spass, obwohl meine Teenagerzeit schon länger vorbei ist.

Gruss, Prometeo


[Beitrag von prometeo am 20. Jun 2004, 07:06 bearbeitet]
Schili
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 20. Jun 2004, 08:21
@ Prometeo: An einer "Boh ey - das ist doch kein Death Metal - das ist doch..." Diskussion liegt mir nichts. Die Bands, die Du hörst sind bestimmt ganz toll. Es gibt gewisse Dinge, die ich unwiederbringlich aus meinem Gedächtnis verbannt habe....z.B. die Namen von einigen Bands...

Gruß, Schili
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#44 erstellt: 20. Jun 2004, 09:03
@cr:
Ist der Musikgeschmack wirklich gesunken?
Wenn ich so manches aus den 50er Jahren anhöre, dann bin ich mir nicht mehr sicher


Diese Frage nach dem Geschmack muß jeder selbst für sich beantworten. Mir ging es mehr um den Gehalt, Funktion und Rolle der Musik. Und da bin ich allerdings der dezidierten Auffassung, daß Musik heute sich selbst reduziert auf bloße Berieselung und Unterhaltung. Da hat ein Wandel stattgefunden, den ich so bedaure.
Übrigens: wer sorgt heute eigentlich mit dafür, daß Musik "verramscht" wird durch Brennen von CD´s, kostenfreies Herunterladen aus dem net? Das sind doch eher die kids von heute, für die Musik zur Konsumware degradiert wird - auch das beschleunigt den Verfall.

@lia: Deine Bemerkungen heben sich hier wohltuend ab. Dein erschreckendes Beispiel zeigt leider auch, daß es heute immer schwieriger wird, experimentelle Musik einer größeren Zuhörerschaft zu vermitteln. Die Akzeptanz dazu ist stark gesunken.


[Beitrag von ohrmuschel am 20. Jun 2004, 09:03 bearbeitet]
Largo
Stammgast
#45 erstellt: 20. Jun 2004, 10:56

Und da bin ich allerdings der dezidierten Auffassung, daß Musik heute sich selbst reduziert auf bloße Berieselung und Unterhaltung. Da hat ein Wandel stattgefunden, den ich so bedaure.


Also, tut mir leid, wir drehen uns hier im Kreise. Welcher tiefgreifende Wandel im Vergleich zu "früher" hat denn nun stattgefunden.
Es gibt doch gar nicht die Musik von heute.
Natürlich gibt es Bohlen, Eminem, Ötzi und Pseudo-Superstars, aber andererseits sind da noch - und das muss man einfach zur Kenntnis nehmen, auch wenn's einem privat nicht gefällt - auch Musiker wie Jamiroquai, Björk, Radiohead, Massive Attack, Air, Eivind Arset, Nils Petter Molvaer, Nils Landgren Funk Unit, Stefon Harris, Lamb und viele andere mehr.
Wenn Du wirklich ein Musikfreund bist, der offen für Neues ist, dann solltest Du Dich einfach mal auf das eben genannte einlassen. Wenn's Dir zu trivial ist, dann kannst Du immer noch schimpfen.

Ich sehe ja auch die Gefahr eines manipulierbaren, willenlosen und SMS-geilen Volkes. Aber zu behaupten, früher sei ja alles besser gewesen, geht deutlich an der Realität vorbei. Elvis Presley und die Beatles haben letztlich auch nur triviale Musik für's gemeine Volk gemacht - von wegen anspruchsvoll. Ob Pink Floyd oder Hendrix wirklich niveauvolle Musik gemacht haben - auch darüber lässt sich herzhaft streiten.

Intuitiv würde ich Dir bei dem Punkt rechtgeben wollen, die Akzeptanz für experimentelle Musik sei zurückgegangen. Das hängt sicher auch mit dem zurückgegangenen Bildungsniveau und der zunehmenden Entfremdung von den "wahren" sinnstiftenden Werten im Leben zusammen.


[Beitrag von Largo am 20. Jun 2004, 11:12 bearbeitet]
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#46 erstellt: 20. Jun 2004, 12:06
@largo:
Mir ging es mehr um den Gehalt, Funktion und Rolle der Musik



Welcher tiefgreifende Wandel im Vergleich zu "früher" hat denn nun stattgefunden.



Das hängt sicher auch mit dem zurückgegangenen Bildungsniveau und der zunehmenden Entfremdung von den "wahren" sinnstiftenden Werten im Leben zusammen.


Das ist es, was ich meinte.
hirn-lego
Stammgast
#47 erstellt: 20. Jun 2004, 19:20
Moinsen!

da wir hier nur von populärer Musik sprechen,
ist es zwar für die Hörer von Pop schade, daß dieser "schlechter" wird...
Aber sie könnten sich immerhin auch umentscheiden!
Abgesehen von fremdgesteuerten (Jugendlichen) muß niemand allen Dreck konsumieren, der ihm vorgesetzt wird!

ohrmuschel
ich stimme dir zu, es geht somit weniger um die Musik selbst, als um ihren Stellenwert.(?)
Man hat zu viele Möglichkeiten, als Gruppe etwas gemeinsam zu haben, als daß Musik für Sozialisation noch unbedingt wichtig sein muß.

Grüße


[Beitrag von hirn-lego am 20. Jun 2004, 19:22 bearbeitet]
JochenB
Stammgast
#48 erstellt: 21. Jun 2004, 08:03
Hi!

Ich bin Jahrgang 62 und voll in der Ära von Pink Floyd, Supertramp, Genesis, Deep Purple, Led Zepplin etc. aufgewachsen.

Ich würde nicht sagen, dass nur heute Sch**** produziert wird. Das war damals genauso. Da gab es auch die Eintagsfliegen, die nur wegen des Kommerz hochgepuscht wurden und keinerlei künstlerischen Anspruch hatten. Leider werden die bei den scheinbar heutzutage angesagten Oldieshows im Fernsehen auch gerne wieder herausgekramt. Warum? Weil es eben Leute gibt und leider ist das eine grosse Masse, die drauf abfährt. Mir sträuben sich z.B. beim "Lied der Schlümpfe" immer noch die Nackenhaare.
Da werden die eigentlichen Popgrössen der 60er, 70er und 80er kaum oder nur am Rande erwähnt. Hauptsächlich geht es um die kommerziellen Titel. Rühmliche Ausnahme war letztens die Sendung "50 Jahre Rock" mit Barockteenager Gottschalk.

Aber meinen Eltern ging das mit den Nackenhaaren genauso, als ich als Jugendlicher Pink Floyd laufen hatte und das wo mein Vater Stones-Fan durch und durch war.

Jede Generation hat ihre Musik und jeder soll hören was er will. Wenn es mir nicht gefällt, höre ich einfach nicht hin, obwohl das heute schwerer geworden ist, als vor 20 Jahren. Denn heute sind die Möglichkeiten, einen mit dem Mist zu bombadieren etwas vielfälltiger als damals. Bei einer Fernsehsession kommt man ja oft nicht drumherum, wenigstens durch Zufall auf eine der Retortenshows oder Ihre Werbung zu stolperen.

Allerdings kann ich als Vater selber was tun, indem ich meinem Sohnemann (10), der selber mittlerweile recht gut Keyboard spielt, auch mal Musik aus meiner Jugendzeit vorspiele und er sich oft freiweillig dazusetzt und offensichtlich Spass dran hat. Genauso höre ich mir seine Musik an. Dabei muss ich allerding sagen, dass mein Sohnemann keinen schlechten Geschmack hat. The Rasmus, Dido und Avril Lavigne höre ich auch sehr gerne und das finde ich, hebt sich doch sehr positiv von dem Einheitsbrei ab und gibt Hoffnung. Schön zu sehen, dass es noch junge Leute gibt, die gute Mukke machen können. Gut mit 10 Jahren, kann man jemanden noch einfacher beeindrucken und der Geschmack ist noch nicht ganz so gefestigt. Aber genauso "erwische" ich meinen Sohn des öfteren dabei, dass er sich Pink Floyd (da fährt er voll drauf ab), Phil Collins (sein absoluter Gott), Dire Straits und Alan Parsons reinzieht. Das gibt Hoffnung.
Genauso habe ich mir z.B. als Kid die Stones- und Beatles-Platten vom Vadder reingezogen. Geprägt hat mich das bis heute auch.


Gruss

JochenB


[Beitrag von JochenB am 21. Jun 2004, 08:07 bearbeitet]
bukowsky
Inventar
#49 erstellt: 21. Jun 2004, 08:04
habe von heavysteve leider noch immer nichts gelesen zur folgenden Aussage:



Ich kenne einige Leute, die für Hr. Bohlen im Studio gearbeitet haben. Mehr möchte ich dazu nicht


@heavysteve
was meinste denn damit?? :?


auch wenn viele über ihn lachen und es nicht wahrhaben wollen, Bohlen ist nun einmal ein Star. Wer sein musikalisches "Talent" nicht akzeptieren mag, der kann zumindest an seinen Marktkenntnissen nicht vorbei. Bohlen ist nicht erst seit zwei, drei Jahren erfolgreich, sondern seit sicher 20 Jahren. Er hat wohl etwa 40 teils sehr erfolgreiche (Welt-)Stars unter Vertrag.

Wer entscheidet, was in der Musik trivial ist bzw. was ist denn überhaupt trivial? Viele Musiker dürften sich diesen Begriff für Ihre Musik (und Plattenverkäufe) wünschen, bedeutet es nämlich auch "gewöhnlich, allbekannt, jedem zugänglich".

Beispielsweise Trio, ACDC ... sind diese Bands trivial? Von den Plattenverkäufen und der Anzahl der Akkorde sicher. Aber zugleich sind sie auch genial und mit eingängiger und aufs Wesentliche reduzierter Musik unnachahmlich.

Ich bewege mich größtenteils auch in der Musik, in der ich aufgewachsen bin. So Ende 70er und 80er Jahre. Hebe ich mich dadurch ab von Leuten, die musikalisch in den 50er und 60er Jahren gefangen sind? Oder hebe ich mich ab von denen, die die Musik der 90er und Akuelles gut finden? Oder gar von denen, die mit mir aufwuchsen, ihren musikalischen Geschmack aber geändert und weiter entwickelt haben?
Übrigens kann ich mich auch an der teilweise unglaublich guten musikalischen Qualität von Freddy-Scheiben meiner Eltern erinnern. Die Musik ist vielleicht nix für mich, aber produziert und eingespielt waren (vielleicht auch noch sind) sie von traumhafter Qualität. Zu trivial? Wer zensiert Musik, wenn nicht die Hörer, für die sie gemacht ist?

Vom musikalischen Anspruch her wage ich noch eine These: Die aktuellen Scheiben sind meist wesentlich perfekter, hochwertiger produziert als ältere Scheiben. Heute wird sehr oft zu Studiomusikern gegriffen und das technisch Machbare in die Produktionen eingebaut. Eine schlecht produzierte Scheibe mag sich heute kaum ein Haus noch leisten. Selbst bei bekannten Stars werden viele Instrumente der Perfektion wegen lieber von Studiomusikanten eingespielt, weil es die Stars für eine perfekte Aufnahme nicht ganz so gut hinbekämen.


[Beitrag von bukowsky am 21. Jun 2004, 08:10 bearbeitet]
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#50 erstellt: 21. Jun 2004, 08:28
@ bukowsky:


Vom musikalischen Anspruch her wage ich noch eine These: Die aktuellen Scheiben sind meist wesentlich perfekter, hochwertiger produziert als ältere Scheiben. Heute wird sehr oft zu Studiomusikern gegriffen und das technisch Machbare in die Produktionen eingebaut. Eine schlecht produzierte Scheibe mag sich heute kaum ein Haus noch leisten. Selbst bei bekannten Stars werden viele Instrumente der Perfektion wegen lieber von Studiomusikanten eingespielt, weil es die Stars für eine perfekte Aufnahme nicht ganz so gut hinbekämen.


Das ist richtig von Dir so beschrieben - aber siehst Du nicht auch darin eine "Gefahr", daß solcherart produzierte Musik zum reinen Kunstprodukt wird? Sicher wären die früheren Bands über die heutigen Produktionsmöglichkeiten auch verzückt gewesen und hätten die Möglichkeiten ausgereizt. Aber das macht für mich ja gerade auch den Reiz der früheren Aufnahmen aus: Beschränkung auf das Wesentliche. Die waren füher "live" meist besser als im Studio. Musik ist im Grunde genommen einfach: Ton - Takt - Rhythmus - Botschaft.

Noch ein Wort zu den Tontechnikern sei mir erlaubt: Früher verstanden die ihr "Handwerk" für mich besser. Ich kenne etliche hervorragend aufgenommene Scheiben, die auch heute noch sog. "audiophile" Produktionen um Längen hinter sich lassen. Da wurde mit den vorhandenen Möglichkeiten sinnvoll umgegangen - Aufnahmen des DOT-Labels aus den 50ern klingen heute noch atemberaubend gut!

schöne Gruße
ohrmuschel
Largo
Stammgast
#51 erstellt: 21. Jun 2004, 09:41


Vom musikalischen Anspruch her wage ich noch eine These: Die aktuellen Scheiben sind meist wesentlich perfekter, hochwertiger produziert als ältere Scheiben.


Mag sein, dass aktuelle Scheiben tontechnisch perfekt aufgenommen sind. Aber was nützt das mir, wenn es der Musik an Raffinesse oder Esprit fehlt. Schräge Akkorde, geschmackvolle und originelle Instrumentierung, ungerade Takte - das macht doch erst den Reiz aus.



Beispielsweise Trio, ACDC ... sind diese Bands trivial? Von den Plattenverkäufen und der Anzahl der Akkorde sicher. Aber zugleich sind sie auch genial und mit eingängiger und aufs Wesentliche reduzierter Musik unnachahmlich.


Naja, man muss schon unterscheiden zwischen Minimalismus und Trivialität.
Minimalistisch heißt für mich: sieht für einen Außenstehenden einfach aus, ist in Wirklichkeit aber hochgradig anspruchsvoll.
Trivial heißt für mich: oberflächlich und platt. Sieht simpel aus und ist auch simpel.
Letzteres mag zwar durchaus seinen Zweck erfüllen z.B. das Bierzelt zum Wackeln zu bringen. Spannend, geschmackvoll oder bewusstseinserweiternd - und darauf lege ich persönlich wert - ist es aber nicht.
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