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Schlagertalk

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DOSORDIE
Inventar
#1 erstellt: 04. Jul 2022, 06:08

EDIT Mod.: Hieraus abgetrennt, da off-topic.

Ja, gibt 2 oder 3 Songs von Bohlen, die ganz okay sind, einen von Blue System find ich nicht schlecht, aber keine Ahnung wie der heißt. Ich würde auch nicht grundsätzlich sagen „ih das ist Bohlen, das hör ich nicht.“, wenn mir was von ihm gefällt, aber die 2 Ausnahmen sind jetzt nicht präsentativ für ihn.

Im Schlager Bereich gibt’s halt viel, was durch den Produzenten gut ist. Roland Kaiser hat Mitte der 80er ganz annehmbaren Schlager Pop gemacht. Ab 86 hat ihn dann Bohlen produziert und dann war das nicht mehr zu ertragen. Nana Mouskouri hat Anfang der 80er mal ne Country Platte gemacht, da sind mindestens 2 Songs drauf, die ich gut finde, ansonsten kann ich mit der gar nix anfangen. Juliane Werding hat in den 70ern auch ein paar Country Schlager mit Gunter Gabriel produziert, die echt Laune machen. In den 80ern hat sie dann ein paar richtig gute Synthi Pop Nummern gemacht. Der Schlager passt sich auch immer der Popkultur an und dem was grad modern ist. Deshalb kann man auch nicht sagen „ich hör Alles, außer Schlager…“, viele Songs sind mit exakt selbem Playback auf deutsch und englisch raus gekommen und auf deutsch waren sie Schlager, auf englisch Pop. Die englische Version wird von den Meisten noch akzeptiert, aber die Deutsche ist dann „ihhh Schlager…“. Mit so nem Image Scheiss beschäftige ich mich nicht. Da gehts gar nicht um Musik, sondern nur um Prinzipien. Wenn Jemand bekannt für seinen „guten Musikgeschmack ist“ passt er ganz oft genau in son Raster rein, das in seiner Subkultur konform ist oder dem von irgendwelchen Kritikern aus renommierten Musikzeitschriften entspricht. Da muss man dann immer einen auf Intellektuell machen und irgendwelche Singer Songwriter geil finden, die ich zum Einschlafen finde.

Ich schäme mich nicht dafür, dass ich Platten von Roger Whittaker und den Flippers im Schrank hab. Das ist Teil meiner Prägung und AUCH das hab ich lieb und finde das ganz unironisch schön. Aber natürlich gibt’s im Schlager viel Scheiss, gerade so verkommen wie er dann ab Anfang der 90er war und es bis heute ist. Aber son Brett von Peggy March aus den 60ern wie Memories of Heidelberg oder Wia s glock‘n von Marianne Mendt aus den 70ern oder auch sowas wie Ich sterbe nicht noch mal aus den 80ern von Nino De Angelo…

Im Schlager ist es wie im Pop nur noch extremer: Viele Interpreten haben nur einzelne oder gar einen guten Song oder eine Phase in der sie gute Songs hatten, weil der Produzent gut war. Deshalb ist es auch schwierig zu sagen „von Rex Gildo oder Roy Black gibt’s keine guten Songs.“, grundsätzlich finde ich beide Typen und deren Image echt ätzend, aber trotzdem gibt es von Beiden den ein oder anderen guten Song (sicher nicht Fiesta Mexicana, da kommt mir der Brechreiz).

Man muss sich damit wirklich auseinandersetzen und eine Vorliebe dafür haben um überhaupt erst mal was zu finden, was Einem gefällt. Was ich aber über Schlager sagen kann: Der Sound ist Anfang der 90er zu einer billigen Soße verkommen, der entweder klingt wie Ballermann oder Andrea Berg/Helene Fischer und das finde ich Alles, ausnahmslos scheisse. Gefreut habe ich mich über „Regenbogen“ von Vanessa May vor ein paar Jahren, aber das war auch nur eine einmalige Nummer, der Rest von ihr spricht mich absolut nicht an, aber sowas ist echt eine totale Seltenheit geworden.

LG Tobi


[Beitrag von Hüb' am 05. Jul 2022, 10:54 bearbeitet]
Django8
Inventar
#2 erstellt: 05. Jul 2022, 06:41

Die englische Version wird von den Meisten noch akzeptiert, aber die Deutsche ist dann „ihhh Schlager…“.

Es gab ja vor etwa 40 - 45 Jahren auch viele italienische Songs, die später in einer deutschen Version eingespielt wurden (zum Beispiel Sachen von Umberto Tozzi). Und da finde ich halt praktisch ausnahmslos, dass die deutsche Version gegenüber dem Original deutlich abfällt... und eben genau (und nur) mit dem Sprachwechsel für mich die Grenze vom Pop(-Rock) zum Schlager überschritten wird. Wobei ich jetzt nicht genau sagen kann, woran das liegt.
DOSORDIE
Inventar
#3 erstellt: 05. Jul 2022, 07:25
Also ich finde z.B. No Amigo No von Jürgen Renfordt sowohl auf italienisch, als auch auf französisch deutlich schlechter, was auch daran liegt, dass das deutsche Playback viel besser produziert ist, während das vom Original sehr billig klingt. Oder Du von Costa Cordalis oder auch Dann ist es Liebe von Peggy March gefallen mir Beide besser, als das Original. Das sind aber Alles Songs die ich eher als Italoschlager bezeichnen würde.

Ein Beispiel für Pop wäre für mich z.B. Charlene von Roxanne, das find ich von Xanadu besser.

Oder Jürgen Drews hat ja nicht nur ein Bett im Kornfeld, sondern auch Barfuß durch den Sommer von den Bellamy Brothers interpretiert. Ich finde beide Songs in der deutschen Version besser, weil das Arrangement einfach rockiger ist und Jürgen Drews die für mich angenehmere Stimme hat.

Richtig ätzend find ich auch die Stimme von Drafi Deutscher in den Masquerade und Mixed Emotions Sachen, das klingt für mich echt unhörbar schlimm, während Nino De Angelo, Mel Jersey oder Andreas Martin ihre Sache ganz gut machen. Übrigens ist auch da das Playback meist identisch. Auf Englisch fällt das für mich unverständlicherweise Alles unter Pop. Auf Deutsch ist es eindeutig Schlager.

Die Diskussion hatte ich auch öfter, als ich meine Takes für Schwarzwaldradio gesprochen hab. Sachen wie LUV, Maywood, Engelbert oder auch Julio Iglesias (aber bloß nicht auf deutsch) durften gespielt werden, aber Das Würfelspiel von Juliane Werding oder Endlich bist du da von Nicki war Schlager, das durfte ich nicht. Modern Talking, Bad Boys Blue, Joy wurde Alles gespielt, aber Flic Flac in die Nacht von H&N war Schlager und damit ihhh…

Für mich nicht verständlich.

LG Tobi
darkphan
Inventar
#4 erstellt: 05. Jul 2022, 15:43
Ich bin mit diesem Bewusstsein aufgewachsen: Schlager sind bäh, internationale Hits (=Schlager auf Englisch, wie du korrekt sagst) dagegen sind akzeptabel. Die wahren coolen Jungs meines Jahrgangs (1967) erkannten natürlich schon früh, dass es unter dem komplizierten Progressive Rock von Genesis nicht ging.

Nun, ich hatte nie eine Person, an deren Geschmack ich mich orientieren konnte, so hörte ich beides: SWF1 (Schlager) und SWF3 (Schlager verboten).

Heute, mit viel Abstand zu früheren musikalischen Sünden, kann ich sagen: Viele Schlager der 60er und 70er hatten eine hohe musikalische Qualität und können mit internationalen Produktionen allemal mithalten, insofern kann ich die mit Genuss hören – oder besser könnte, wenn ich nicht noch immer "fürchten" müsste, dass die Nachbarn mich auslachen, wenn sie das laut aus unserer Wohnung hören.

Ab den 80ern ließ die musikalische Qualität m. E. allgemein nach: Es wurde vielerorts weniger aufwendig produziert. Viele internationale 90er-Pophits zum Beispiel kann ich heute schlicht nicht mehr ertragen. Dann schon lieber einen alten Schlager ...
ikrone
Inventar
#5 erstellt: 05. Jul 2022, 22:18
Ich bin Jahrgang 63, als ich Anfang der 80er waren deutsche Schlager total verpönt, bei mir auch. Obwohl so gut wie alle, ich auch, mit ihren Eltern die ZDF-Hitparade gesehen hatten. Wo man es empfangen konnte, gab es noch Radio Luxemburg. Die Sendung "Die großen Acht" basierend auf den Verkaufszahlen hatte eine deutsche und eine internationale Hitliste. Beides wurde gespielt.
Seltsamerweise kann man heute die meisten Schlagertexte immer noch mitsingen, so sehr hat sich das eingepflanzt, auch wenn man es abgelehnt hatte.

Im Laufe der Jahre ist mir aufgefallen, dass viele deutsche Titel einen exzellenten Klang haben. Oft war die Produktion viel besser als von englischen Titeln.

Niemand muss es mögen, ich finde aber, wenn man sich ernsthaft mit Musik beschäftigt und sie analysiert, muss man anerkennen, dass bisweilen das deutsche Cover mehr Klang und Ausdruckskraft hat als das Original. Z.B. die Stimme von Howard Carpendale bei Ti Amo. Da kam Umberto Tozzi nicht mit.

Einige Hits von Jürgen Drews habe ich mir mal zusammen mit den Originalen aufgenommen. Ich fand das sehr Interessant.

Bellamy Brothers - Let your love flow / Drews - Ein Bett im Kornfeld
Eddie Rabbit - Rocky Mountain Music / Drews - Barfuß durch den Sommer
Alan O'Day - Undercover Angel / Drews - Unnahbarer Engel
Sunrise - Call on me / Drews - Wir zieh' n heut' Abend aufs Dach
Exile - You thrill me / Drews - Du schaffst mich

Grüße
Ingo
ONKYO,MARCEL035
Stammgast
#6 erstellt: 05. Jul 2022, 22:29
Dass da ein neuer thread mit schlagertalk eröffnete wurde, freut mich jetzt.
Denn mein wissen darüber ist gleich null.
Da ich gerade in den letzten 2 jahren immer wieder tapes abgespielt habe (radiomittschnitte) mit eben schlager, ist es doch super, von Leuten wie euch einiges zu erfahren.

Ich habe absolut keine schlagerplatte etc.
Und kann mir jetzt auch nicht vostellen, dass ich mir da was kaufe.

Und doch hab ich schlager gekauft, letztes jahr.
udo jürgens, live.
Da hab ich ein doppelalbum auf vinyl gekauft.
Etliche songs, die finde ich suuper.

Im tv, ein duett mit helene.
Habs wirklich nicht ertragen können.

Joe dassin, das währe dann französischer schlager ?
Auch hier, auf demselben album, viele sehr schöne chansons.

Beim durchstöbern fällt mir noch das album auf von vikki carr.
Diese lp benutze ich auch zum zusammenstellen meiner kassetten.

Wenn ich das richtig verstanden habe, gehört das zum pop ..?

Vergleiche ich die melodie mit germany schlager, ist für mich vikki carr auch schlager.

Als schweizer gefällt mir auch paola.
Höre es mir zwar nicht wirklich an.
Hab aber ein, zwei lieder im ohr, die sind fantastisch.
War ja auch im eurovision vertreten.
DOSORDIE
Inventar
#7 erstellt: 06. Jul 2022, 04:39
Das ist halt so diese Vorsicht, die ich komplett abgelegt hab. „Ich höre das ja eigentlich nicht…“, „ich würde es hören, wenn meine Nachbarn nicht hören würden, dass ich es höre…“, eigentlich mag ich es nicht, aber das find ich ganz gut…“…

Das zeigt mir irgendwie, dass es mehr darum geht, dass Alle meinen sich dafür schämen zu müssen. Aber ich hab eben auch die Entdeckung gemacht, dass Schlager sehr gut und aufwändig produziert sein können und auch musikalisch nicht unbedingt schlechter sind als internationale Produktionen.

Vor der Neuen Deutschen Welle gab es keine deutsche Popmusik, wodurch Pop im Schlager auf ging. Die Produzenten von Schlager waren auch oft die von Beat oder Disco Produktionen. Frank Farian hat seine Playbacks für Boney M. Oder Eruption z.B. auch oft auf deutsch singen lassen, und das auch von Interpreten, von denen man es nicht erwartet hätte. Bruce Low singt Rivers of Babylon auf Deutsch. Sicherlich um damit auch andere Zielgruppen mit dem selben Song zu erreichen. Auf einmal findet der Opa der über die Hotten Totten Musik motzt das geil. Boney M. hat auf Nightflight To Venus einen ziemlich harten Disco Sound im Intro, schon fast progressiv, Mega Produktion, wo ich mich echt frage, wie die das mit den Drums am Anfang gemacht haben, das ist kaum zu glauben, dass die das analog so hinbekommen haben. Aber die haben auch grauenvolle Songs gemacht, die echt von Mirelle Matieu sein könnten. Bei ABBA ist das ja auch so… Move On, Panflöte usw. Oder auch Chiquitita, das sind Songs, wo ich mich frage ob da Niemand den Schlager raus hört und die auch mir zu schmalzig sind. Auf der anderen Seite sind dann wieder progressive oder rockige Songs von Denen oder zum Ende schrabbts dann auch mal am Wave lang. Aber viele die sonst nur Rock und Metal hören, denen man den „guten Musikgeschmack“ zuspricht haben eine ABBA Platte und das darf man dann hören, dafür muss man sich nicht schämen.

Dieses „Guilty Pleasure“ Bewussstsein nervt mich total. Ich habe keine Guilty Pleasures. Ich steh einfach zu der Musik, die ich mag. Und wenn das mal n Schlager ist, ist das halt so und das ist mir auch scheissegal ob das meine Nachbarn oder sonst wer hört. Im Punkrock gibt’s massig viele Schlager Cover, wo Leute drauf feiern und das gar nicht merken/wissen. Die Originale sind nicht selten die besseren Versionen. Viele Punk Songs klingen andersrum wie Schlager, nur rockiger produziert. In einem anderen Arrangement wäre das ein Schlager. Es gibt auch diesen Swiss und die Anderen, auf den jetzt die Kiddie Punks und Links-jugendlichen so abfahren. Der macht neuerdings „linksradikalen Schlager“, das Playback könnte von Helene Fischer oder Mickie Krause sein, nur der Text ist eben gezielt politisch angehaucht und plötzlich feiern da Jugendliche Punker drauf, die bei Mickie Krause und Helene Fischer kotzen würden und sagen „es kommt ja immer drauf an wer das macht…“.

Daran merke ich, dass es nie um musikalische Qualität ging oder geht, sondern einfach nur um Image und Ansehen. Die Ärzte mit Lasse reden ist natürlich ironisch, aber ich fand den Song schon immer ätzend, eintönig und fürchterlich nervig. Der Song könnte ohne Weiteres von irgend nem Schlager Knilch sein, vielleicht inhaltlich nicht ganz so kritisch, aber dann würden Alle „ihhhhhhh“ und „Das hört meine Oma.“ schreien. Für mich war das schon immer son Fremdscham Track, der auf der Kirmes von der Dorfjugend gefeiert wird. Aber die mit dem „Guten Musikgeschmack“ fanden das immer Alle ganz toll, weil es ja von den Ärzten war.

Und was ich auch schon immer hasse ist dieses „ironisch geil finden“ um dich zu distanzieren. Dann muss man hinterher nicht zugeben, dass man es eigentlich wirklich mag und gerät nicht in Verruf gerät.

Und ich finde dieses ganze Progressive der 70er teilweise sehr anstrengend und schwermütig. Würde auch nicht behaupten dass die musikalische Qualität in den 80ern nachgelassen hat, das Producing hat sich nur verändert. Warum es dann über die 90er so kam, dass Musik so verkommen ist, kommt durch das Internet, Social Media, Tik Tok, das ist eine andere Geschichte. Außerdem hat die Entwicklung irgendwann mehr oder weniger stagniert und es gibt in dem Sinne keinen Progress mehr, wie es ihn bis in die 90er gab.

Paola hat durchaus ein paar sehr schöne Stücke gemacht. Der Teufel und der Junge Mann, das rührt mich doch sehr und ist auch aufwändig produziert. Cinema ist auch ganz toll.

Joe Dassin: Viele Franzosen haben ihre Songs auch deutsch und/oder auch englisch gesungen. Das französische Chanson hebt sich in vielen Fällen aber vom deutschen Schlager ab, weil es eher in einer Liedermacher artige Richtung geht. Mein deutscher Favorit, weil auch textlich so schön melancholisch „Noch eine letzte Zigarette“.

LG Tobi


[Beitrag von DOSORDIE am 06. Jul 2022, 04:56 bearbeitet]
ikrone
Inventar
#8 erstellt: 06. Jul 2022, 14:29
Das Ablehnen von Schlagern hat in den 90ern irgendwie aufgehört. Die damaligen jungen Leute hörten bei ihren Feiern z.B. die Stones und danach Howard Carpendale. Da gab keine Lager mehr.

Meine erste Single, die ich bekommen habe, war John Kincade - Dreams are ten a penny von 1972. Das war auch nichts anderes als Schlager, nur eben in englisch.

Oft bin ich über die deutschen Titel "rückwärts" zu den Originalen gekommen.
1971 war Juliane Werding mit Am Tag als Conny Kramer starb überall zu hören. Erst später bin ich darüber auf Joan Baez - The night they drove old dixie down gekommen. Das war ja selbst schon ein Cover.

1978 wollte ich mir von Martin Mann den Titel Strohblumen kaufen. Der war ausverkauft, der Verkäufer sagte, er hätte noch die ursprüngliche Version. So kam ich zu Glen Campbell und Sunflower.

Meine Eltern hatten mal eine Single von Bata Illic. Ob es Micaela oder Ich hab noch Sand in den Schuhen... war weiß ich nicht mehr.
Auf der B-Seite war der Titel Svalutation. Das war so gar nicht Bara Illic. Erst Jahre später fand ich heraus, dass Svalutation von Adriano Celentano stammt.

Bei Bands wie ABBA war und bin ich der Meinung, da ist für jeden was dabei. Die haben so viel verschiedene Musik gemacht, von schnulzig bis rockig.

Grüße
Ingo
DOSORDIE
Inventar
#9 erstellt: 06. Jul 2022, 14:58
Na klar ist da für jeden was dabei. Ich wollte ihnen damit auch nicht ihre Musikalität abschreiben, aber mir gings einfach nur um die Sache an sich.

Donna Summer - She works hard for the Money, fast ein Cover hat Gitte Haenning mit Lampenfieber raus gebracht, das ist gut gemachter Hi Energy mit Mega Gitarrensolo, eben nur auf Deutsch. Gitte hat in den 80ern eh eher Pop als Schlager gemacht, aber trotzdem war das bei den jungen Leuten verpöhnt. Und ABBA wars halt nicht, obwohl die noch viel viel schmalziger konnten.

Das meinte ich mit Image und dass es ganz oft überhaupt nicht um die musikalische Qualität oder die Produktion geht, sondern das Drumrum.

Wenn du Ansehen in deiner Crowd oder deiner Subkultur haben willst, musst du bestimmte "Auflagen" erfüllen, dazu gehört bestimmte Musik doof zu finden. Heute ist das nicht mehr so wichtig, weil sich Gruppierungen auch durch Social Media komplett von der früher so wichtigen Musik lösen. Aber bis in die 00er war das so essentiell wichtig, wenn man irgendwo dazu gehören wollte deren Musik gut zu finden.

Wenn dann aber mal Alle was geil finden, dann braucht man sich nicht dafür zu schämen. Wie viele Scheiß Songs wie Anton aus Tirol, die 100%ig genau so sind gibt es? Aber die waren Alle scheiße und peinlich. Man durfte nicht zugeben, dass man so eine Karnevalsmusik mochte, aber als Anton aus Tirol auf Platz 1 war, war der sogar auf den Bravo Hits und auch die derbsten Hip Hopper in unserer Klasse sagten auf einmal "Eigentlich mag ich sowas nicht, aber das find ich lustig...", noch dazu hatten wir n Anton in der Klasse, was den Song noch beliebter machte. Damals fand ichs auch ganz gut, jetzt würde ich schreiend weg laufen, wenns auf ner Apres Ski Party laufen würde... ich würde eh schreiend weg laufen, wenn ich auf ne Apres Ski Party müsste... Dann kam dieses dämliche Fliegerlied von Tim Toupet, das fand ich von Anfang an ultra peinlich und billig, das klingt einfach wie so Kindermusik von so Kinderliedermachern, die wissen ihre Musik ist für Erwachsene zu schlecht, aber für kleine Kinder reichts aber plötzlich sind Ü30 Leute aufwärts in Großraum Dissen zu diesem Schrott abgegangen als gäbs kein Morgen, haben dazu noch diesen peinlichen Tanz getanzt und Alle fandens witzig. Dazu kam dann so ne Aussage wie "Wenn ich besoffen bin find ich das ganz gut...", wenn ich dann meine 80er Schlager gehört habe, bin ich dafür aber weiterhin ausgelacht worden.

Das ist das was ich meine. Es geht absolut nicht um Geschmack, denn die meisten Menschen haben keinen Geschmack. Die hören einfach, was Ihnen vorgesetzt wird, sonst wären Hitradios nicht die erfolgreichsten, die eine Rotation von 250 Titeln und weniger haben. Es geht einfach um Ansehen. Solang es gesellschaftlich akzeptiert wird, geht es klar. Genau wie der Schlagermove in Hamburg, der auf dieses Bad Taste Image aufbaut. Da gehen Leute hin, die Schlager sonst nicht mögen, da hat das aber Alles son ironischen Unterton und dann ist es ja witizig, weil das ganz Viele machen...

Das ist das was mich daran stört. "Ich hör Alles, nur keinen Schlager.". Oder eben "Normalerweise höre ich sowas nicht.". Und dann kannst du den Leuten auch egal was vorsetzen. Hab auch so ne Freundin, wenn ich der nicht sage "Das ist ein Schlager.", dann sagt sie nix, wenn ich sage "Ich spiele jetzt einen Schlager..." wird derbe protestiert.

Es gibt so viel Scheiß Pop. Billig hoch 10. Das geht Alles klar, aber dieser bösartige schlimme Schlager...

Und auch textlich macht das überhaupt keinen Unterschied, denn die meisten Popsongs sind ebenfalls kitschige Liebeslieder. Heute lief Everybody needs somebody to love von den Blues Brothers im Radio, merkt ihr was? Die Kopfzeile könnte schon von Nicole oder Katja Ebstein sein, aber da macht es nix, weil es ja ein Rock Song ist.

Wie viel Kitsch ist in amerikanischen Power Balladen wie REO Speedwagon - Can't fight this Feeling oder Keep the fire burning oder in my dreams...? Das ist kein Stück besser oder anders, aber es fällt nicht auf, weils englisch ist und die Meisten die behaupten, sie sprächen gut englisch, tun es gar nicht.

Und diese Abneigung gegen Kitsch sehe ich irgendwie nicht. Ich bin ein irre emotionaler Mensch und wenn Leute davon reden, dass "Can't fight this feeling" eine pathetische, total überzogene Darstellung von dem ist, wie es sich wirklich anfühlt dem muss ich widersprechen. Für mich fühlt sich Verliebtsein genau so an, wie die das da beschreiben und der Herzschmerz fühlt sich genau so an, wie er in solchen Songs beschrieben wird, wenn man eine Trennung hinter sich hat oder Streit. Genau so. Und deshalb ist das wichtig und berührt so viele Menschen, weil wir haben vielleicht unterschiedliche Ansichten über Politik oder Elektroautos, aber Gefühle haben wir Alle. Deshalb find ich nix Verwerfliches an Liebesliedern. Ich finde sie sogar extrem wichtig.

Dreams Are Ten A Penny ist so unfassbar schön und für sein Alter klingt das noch extrem frisch. Der hat das aber auch auf Deutsch gesungen, oder? Ja schon irgendwie ein Schlager, aber irgendwie auch einfach ein guter unzerstörbarer Popsong. Ich wünschte das wäre auch meine erste Single gewesen.

LG Tobi


[Beitrag von DOSORDIE am 06. Jul 2022, 14:59 bearbeitet]
ikrone
Inventar
#10 erstellt: 06. Jul 2022, 16:03
Ja, Dreams... gab es von ihm auch in deutsch.

Hier die Originale und die deutsche Version:
IMG_20220706_174705_1

Die Deutsche habe ich erst vor kurzem über Ebay bekommen.
Die Englische hatten meine Eltern noch gekauft.

Meine erste selbst gekaufte Single war 1975:
IMG_20220706_174732

In den 70ern gab es außer Schlager nicht so viel deutsch gesungene Stücke.
Udo Lindenberg war seit 1973 in deutsch unterwegs. Marius Müller Westernhagen hat 1975 angefangen, hier die Rückseite der ersten LP:
IMG_20220706_175255
Erfolgreich wurde er aber erst 1978 mit "Mit Pfefferminz..."
Herbert Grönemeyer fing 1979 an.

Ansonsten gab es noch die Liedermacher wie Reinhard Mey, Hannes Wader etc.

Ich habe die NDW bewusst erleben dürfen, da ist viel Kreativität freigesetzt worden. Wie immer nachher leider völlig vom Kommerz überlagert, aber es hat dauerhaft was verändert.

Der treibende Rhythmus bei Anton aus Tirol hat ja in die Schlager Einzug gehalten. Nicht ganz so extrem, aber doch fast immer das Gleiche.
Z.B. ein Duett von Maite Kelly mit Roland Kaiser hat so einen Rhythmus. Das hat Roland Kaiser früher nicht gehabt.
Diesen ewigen gleichen Rhythmus mag ich am heutigen Schlager gar nicht. Das hat was von Mallorca-Disco.

Da mag ich viele der früheren Stücke lieber.

Grüße
Ingo
ONKYO,MARCEL035
Stammgast
#11 erstellt: 06. Jul 2022, 17:47
Schöne plattencouver und bringt farbe in den thread.
Dass abba schlager ist … hab ich mir so noch gar nie überlegt.

Die paola ist so ein menschenschatz.
Ich noch als kleiner knirps, sendungen mit ihr und felix.
Das wahren sehr schöne fernsehstunden.

Duette mit den beiden, schöön. Herzlich.
Ansonsten, paola ist mir zu süss, die Lieder natürlich.

Der teufel und ..
Nein, kannte ich bis anhin nicht.
Der text hat essenz.

@ disordie: du hast im/fürs radio gearbeitet ?
woran erkennst du eine aufwendige Produktion ?
Orpheus66
Inventar
#12 erstellt: 06. Jul 2022, 18:03

ikrone (Beitrag #10) schrieb:
In den 70ern gab es außer Schlager nicht so viel deutsch gesungene Stücke.

Na ja, gegeben hat es neben Udo Lindenberg und MMW schon eine ganze Menge: wir haben früher nämlich auch gerne Ton Steine Scherben, Kraftwerk, Peter Maffay, Das Dritte Ohr, Leinemann, die Rentnerband, "Okko, Lonzo, Berry, Chris,...", Schulzke’s Skandal Trupp, Insterburg & Co., Truck Stop, Torfrock, Hans Scheibner, et cetera p.p. gehört - aber es war halt generell mehr so Szene-Musik, die es manchmal nur schwer ins TV oder Radio geschafft hat.
ikrone
Inventar
#13 erstellt: 06. Jul 2022, 18:20
Maffay war zu der Zeit noch gut im Schlager unterwegs. Er hat sich 1979 mit Steppenwolf verändert.

Die Scherben waren in den 70ern nur der Szene bekannt.

Insterburg, Torfrock, Rentnerband etc. machten humoristische Musik. Sehe ich eher nicht beim Schlager.
Truck Stop haben sicher der deutschen Country-Szene die Türen geöffnet. Höre ich bis heute gerne.

Kraftwerk habe ich für mich nie der deutschsprachigen Musik zugeordnet. Aber klar, die haben überwiegend deutsch gesungen bzw. gesprochen. Erster wahrgenommener Hit von ihnen in meiner Zeit war Die Roboter / Spacelab.
Autobahn ist sicher was ganz Besonderes, war aber im Mainstream nicht so bekannt. Das kam eher rückwirkend, bei mir auch.

Das dritte Ohr, Schulze's Skandal Trupp und Hans Scheibner kenne ich gar nicht. Hab ich da was nachzuholen?

Meine Informationen damals bekam ich Anfang der 70er aus der Bravo, ab ca. 1975 aus der Pop/Rocky und ab Ende der 70er aus dem Musik-Express später zusammen mit Sounds.

Grüße
Ingo


[Beitrag von ikrone am 06. Jul 2022, 18:38 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#14 erstellt: 06. Jul 2022, 19:07
Ja, find ich teilweise auch schwer hörbar. Alles nicht so durchhörbar und poppig wie die NDW.

Achim Reichel darf man sich nicht vergessen, aber auch nur bedingt gut. Da mochte ich die deutsche Rock Musik nach der NDW schon lieber. Maffay hat sich ab Steppenwolf ja auch sehr gut entwickelt, ich finde das waren sogar die besten Alben, Steppenwolf, Lieber Gott und Revanche. Carambolage und Sonne in der Nacht find ich dann schon nicht mehr so.

Naja ich hab für Schwarzwaldradio 3 Jahre ne kleine Rubrik bei Uwe Carsten gemacht. Eigentlich hab ich die auch noch, aber ich hab keine Ambitionen mehr da noch was zu spielen. Ich durfte immer einen raren Track aussuchen, eine Geschichte dazu erzählen und dann ist das gespielt worden. Hatte ziemlich freie Hand, alles was einigermaßen ins Format passte war erlaubt. Hab da echt seltene Sachen etablieren können. Ein Ende gab es nie. Ich hatte nur irgendwann einfach keine Motivation mehr. Ich denke, wenn ich jetzt wieder Takes sprechen würde, würde er die auch spielen. Vielleicht packts mich ja mal wieder. Durfte auch mal nach Offenburg und da den Ostanteil für ein 30 Jahre Mauerfall Special planen und was dazu erzählen. Bin ja recht versiert was Ostmusik angeht. Da sind ein paar seltene Songs gelaufen, die ich teilweise von Platte digitalisiert habe und die sonst nirgends laufen.

Woran man eine aufwendige Produktion erkennt? Naja wenn man sich ein bisschen mit Producing auskennt, musikalisch ist und hört wie was gemacht ist, hört man das raus.

Es ist z.B. falsch zu denken elektronische Musik könne nicht aufwendig sein. Natürlich hat man in den 80ern Orchester häufig durch Synthesizer ersetzt, aber nicht weil es billiger war, sondern weil es eben Zeitgeist war Sounddesign so aufzubauen. Das ging nunmal mit akustischen Instrumenten nicht. Trotzdem kann auch ein elektronisches Stück aus sehr vielen Spuren und Elementen bestehen und schlau umgesetzt sein, deshalb ist Musik der 80er nicht zwangsweise billiger oder schlechter, als die der Jahrzehnte davor.

Allerdings ist ein aufwendig produziertes Stück nicht unbedingt musikalisch gut und ein musikalisch gutes Stück muss nicht aufwendig produziert sein. Manchmal sind auch gute Songs weder musikalisch gut noch aufwendig… das ist natürlich auch immer ne Sache des Geschmacks. Sounddesign und Ästhetik tun ihr Übriges. Ganz sicher sind auch moderne Stücke mit Autotune von Helene Fischer teilweise aufwendig produziert und musikalisch gut, ich finde aber sie klingen trotzdem billig und es ist scheiss Musik. Das ist halt so ein Problem mit dem modernen Sounddesign. Da ist Alles auf Durchhörbarkeit optimiert und klingt seit Jahren genre spezifisch gleich. Früher hat sich der Schlager immer danach gerichtet, das in den Charts hip war. Als Anfang der 90er Dance kam haben die ganzen Schlager Leute Techno -und Eurodance artige Beats und Sounds benutzt. Heute klingt jeder Schlager seit 20 Jahren wie Believe von Cher mit meist noch Nichtssagender Melodie.

Das ist aber eben auch son Ding: Wenn das Sounddesign nicht zündet, dann nützt der geilste Song nix. Es gibt viele Remakes von alten Hits, die wären mit
dem heutigen Producing voll an mir vorbei gegangen.

Ain‘t Nobody von Chaka Khan… ein Meilenstein. Würde ich nur die Version mit der einschlafenden Frau und dem Deep House Beat von vor ein paar Jahren kennen wäre das für mich einer von vielen öden Songs der 10er gewesen.

Aber wenn ich davon spreche, dass was aufwendig oder liebevoll produziert wurde, dann ist es meistens, weil mich das berührt und ich dann auch meine, dass es gut ist.

Ich mach ja selber ab und zu mal sowas. Hab 2 alte Synthesizer aus den 80ern. Yamaha DX7 II D und Roland JX 3P. Deshalb weiß ich auch, wie man Layert und so. Oder wie man das damals gemacht hat und wie lang das dauert, wenn man Alles einzeln einspielt und übereinander legt. Aber auch wie toll das dann klingen kann. Weil genau solche NDW Popschlager Liedchen im 80er Gewand hab ich ja immer mal wieder gebastelt.

LG Tobi
Orpheus66
Inventar
#15 erstellt: 06. Jul 2022, 20:41

ikrone (Beitrag #13) schrieb:
Maffay war zu der Zeit noch gut im Schlager unterwegs. Er hat sich 1979 mit Steppenwolf verändert.

Die Scherben waren in den 70ern nur der Szene bekannt.

Insterburg, Torfrock, Rentnerband etc. machten humoristische Musik. Sehe ich eher nicht beim Schlager.
Truck Stop haben sicher der deutschen Country-Szene die Türen geöffnet. Höre ich bis heute gerne.

Kraftwerk habe ich für mich nie der deutschsprachigen Musik zugeordnet. Aber klar, die haben überwiegend deutsch gesungen bzw. gesprochen. Erster wahrgenommener Hit von ihnen in meiner Zeit war Die Roboter / Spacelab.
Autobahn ist sicher was ganz Besonderes, war aber im Mainstream nicht so bekannt. Das kam eher rückwirkend, bei mir auch.

Das dritte Ohr, Schulze's Skandal Trupp und Hans Scheibner kenne ich gar nicht. Hab ich da was nachzuholen?

Meine Informationen damals bekam ich Anfang der 70er aus der Bravo, ab ca. 1975 aus der Pop/Rocky und ab Ende der 70er aus dem Musik-Express später zusammen mit Sounds.

Nur..., um noch einiges gerade zu rücken:
• Maffay hatte einige wenige Hits, die man dem Schlager zuordnen kann - das mag stimmen, aber zur betreffenden Zeit gab es da mehr in anderen Stilrichtungen. Er war nämlich überwiegend mit Country- und Rock-Balladen "unterwegs"... ich erinnere auch gerne an Tame & Maffay, die Schlagerausflüge brachten ein wenig Geld zum Überleben und sicherten damals die Existenz.
• Ton Steine Scherben waren den Teenie-Bravo-Lesern natürlich nicht bekannt - das ist korrekt. Bei meinem Bruder liefen sie aber auf jeder Fete...
• Daß Insterburg & Co., Torfrock, Rentnerband zum Schlager gehören sollen, hatte ich auch nicht behauptet... 🤔 es ging eigentlich nur um deine Behauptung, daß es in den 70ern außer Schlager nicht so viel deutsch gesungene Stücke gab. Und das ist faktisch leider nicht stimmig.
• Genauso wenig ..., wie Kraftwerk nicht der deutschsprachigen Musik zuzuordnen. 🤣
• Das dritte Ohr ist übrigens bis heute die am längsten existierende noch aktive Bluesband Deutschlands, mit deutschen Texten und geiler Musik. 👍🏼
• Und der erst kürzlich im Mai verstorbene Hans Scheibner glänzte mit politischen Liedern und war in der Anti-AKW-Szene ein oft gespielter Künstler mit Achterndiek und Das macht doch nichts, das merkt doch keiner! - in den 80ern hatte er sogar seine eigene Fernsehshow Scheibnerweise.
ikrone
Inventar
#16 erstellt: 06. Jul 2022, 20:57
Orpheus, was soll denn das jetzt?
Ich habe meine Meinung geschrieben und wo ich einige Informationen herhab.
Wenn Du eine andere Meinung hast, ist es doch gut. Was musst Du denn da gerade rücken?

Grüße
Ingo
Orpheus66
Inventar
#17 erstellt: 06. Jul 2022, 21:17
Dann lies dir dein Statement (auf das ich geantwortet habe) doch einfach noch mal in Ruhe durch... und danach mein Posting. 😊
Vielleicht verstehst du dann ja ein wenig mehr und vor allem richtig. 😉
DOSORDIE
Inventar
#18 erstellt: 07. Jul 2022, 03:56
Ich hatte Ingos Post komplett überlesen, er ist wahrscheinlich entstanden, als ich meinen geschrieben hatte.

Finde aber, dass das Alles sehr stimmig und reflektiert klingt. Ich für meinen Teil konnte mit Blues leider nie was anfangen, außerdem finde ich Rio Reiser echt nervig und anstrengend, auch deine späteren Solo Platten, ich find Alles Lüge ganz gut. Ton Steine Scherben ist mir viel zu sperrig, auch wenn das auf Punk Veranstaltungen gerne mal gespielt wird. Die Frühen Staßenjungs sind ganz lustig und ich bin sehr froh, dass es die NDW, denn frühe Deutsch Punk Bands sind meistens auch mega ätzend. Durch die NDW wurde das Alles ein Bisschen aufgelockert. Im Gegensatz zu Chaos Z, Hass, Daily Terror, Slime und den ersten Normahl Platten (die später einige sehr schöne Songs gemacht haben) finde ich die erste Toxoplasma ziemlich eingängig und verglichen zu anderen Deutschen Punk Bands gut hörbar.

@orpheus: Dafür dass du dich früher offenbar doch in einem sehr linksradikalen Umfeld bewegt hast scheinst du ja heute eher dem Konsivsativismus zugehörig zu sein. Erstaunlich.
Orpheus66
Inventar
#19 erstellt: 07. Jul 2022, 12:06

DOSORDIE (Beitrag #18) schrieb:
@orpheus: Dafür dass du dich früher offenbar doch in einem sehr linksradikalen Umfeld bewegt hast scheinst du ja heute eher dem Konsivsativismus zugehörig zu sein. Erstaunlich.

Daran kannst du mal sehen, wie trügerisch es doch sein kann, nur oberflächlich zu lesen und sich dann eine Meinung über eine Person zu bilden, ohne diese auch nur ansatzweise zu kennen. Von deiner Einordnung/Einschätzung stimmt leider weder das eine, noch das andere... 😉
Was Konsivsativismus sein soll, nun ja... unter Zuhilfenahme eines Rührlöffels habe ich es mal als Konservatismus gedeutet.
Generell ist es aber ein Paradebeispiel dafür, wie oberflächlich das Schubladendenken funktioniert, wenn man sich nur auf bestimmte Schlagworte konzentriert. Aber genug davon... ansonsten entfernen wir uns auch hier zu weit weg vom eigentlichen Thread-Thema.

Gerade in der Musik - oder besser gesagt: beim Hören derselben - gibt es für mich keinerlei Schubladen. Das trifft leider auf 90% der Musikkonsumenten nicht zu, denn bei denen hat die sogenannte Sozialisation und Prägung leider zu oft zugeschlagen.

Als Kind der Generation, in der der Schlager seine Blütezeit erlebte, hat man natürlich alles konsumiert, was die damaligen TV- und Radiosender ausgestrahlt haben. Ich erinnere mich noch, daß ich damals so um 1968/69/70 herum sämtliche Utensilien (Portemonnaie, Federtasche, Schulhefte etc.) mit den bekannten Schlagerstars vollgekritzelt habe. Das waren dann so Namen wie Chris Roberts, Jürgen Marcus, Roy Black, Rex Gildo, Marianne Rosenberg, Michael Holm, Daliah Lavi, Mary Roos, Gitte, Heino, Peggy March, Peter Rubin etc. - später dann schlichen sich schon Namen wie Barry Ryan, Tony Christie und Danyel Gerard ein. Mit dem Aufkommen von ABBA, Boney M., Pussycat wandelte sich der Musikgeschmack bezüglich Schlager aber doch ein wenig... und irgendwann spielte der deutschsprachige Schlager kaum noch eine Rolle. Durch Freunde, Schulkameraden, Brieffreundschaften und einen gut sortierten Plattenladen in der Heimatstadt hat sich der Horizont irgendwie ständig erweitert, aber der Schlager war nie komplett weg - hatte es aber in den frühen 1970ern gegen die durchstartenden T. Rex, Gary Glitter, Suzy Quatro und Alice Cooper zunehmend schwerer.
Es war aber nie so, daß sich bei mir die Nackenhaare aufstellten, wenn mal irgendwo Schlager gespielt wurde.
Und selbst aktuell sind einige der schönsten Augenblicke diejenigen, wenn wir nachts mit der ganzen Family z.B. auf dem Heimweg von einer Feier o. geselligem Beisammensein oder auf einer Urlaubsreise laut mitsingend zu unserer Spezial-Schlager-Kassette trällern (da sind wir wenigstens alle textsicher!). Das geht aber heute leider nur noch, wenn wir mit dem Oldtimer und dem eingebauten Kassetten-Radio unterwegs sind.
Skaladesign
Inventar
#20 erstellt: 07. Jul 2022, 15:29
Ich bin auch ein 63er und habe mich in meiner Jugendzeit nie um Schlager gekümmert. Ja eigentlich war das auch verpöhnt in meinem Freundeskreis.
Tatsächlich hab ich mit Status Quo angefangen und dieses ganze Mainstream von Sweet, Suzi Quattro, T-Rex Smokie und Konsorten gehört.
Dann mit Ende 20 nur noch fast ausschlieslich U2. Ja und dann, wie das leben so spielt lernte ich meine BJ 75 Frau kennen, die mit 25 jeden Schlager mitträllerte, perfekt auswendig, Und das von Jemanden, der Bach´s Toccata auf dem Akkordeon spielen kann
Wir freuen uns bis heute auf die Schlagerparaden auf Partys, wo wir dann mittanzen können und das macht einen riesen Spass.

Zu später Stunde, darf dann auch Mikie Krause seinen Auftritt haben, wenn es zum Tanzen nicht mehr reicht

Gruss aus dem Pott

Edit:
Und selbst aktuell sind einige der schönsten Augenblicke diejenigen,


Genau die sind es


[Beitrag von Skaladesign am 07. Jul 2022, 15:34 bearbeitet]
ikrone
Inventar
#21 erstellt: 08. Jul 2022, 13:07
Einen, der beim Schlager viel Einfluss hatte, haben wir noch nicht erwähnt: Michael Holm.
Über viele Jahre hatte er ein gutes Gespür für das, was erfolgreich werden könnte. Sowohl als Interpret, als auch als Produzent und Komponist.

Mendocino war ja schon ein deutsches Cover, das Original vom Sir Douglas Quintett kannte damals hier kaum jemand.
Musst Du jetzt gerade gehen, Lucille war auch im Original von Kenny Rogers hier bekannt, aber ich glaube nicht so erfolgreich wie die deutsche Version.
Und Trânen lügen nicht ist soweit ich weiß im Original ein Instrumentalstück.

Barfuß im Regen fällt mir noch ein.

Ein weniger bekanntes Stück von ihm heißt Santiago. Das nutze ich öfters für Stereo-Tests. Drei Strophen, eine den Gesang in der Mitte, eine Strophe den Gesang rechts und eine links. Ist auch eher selten. Der Gesang ist ja meistens in der Mitte.

Die Beatles hatten das auch gemacht, den Gesang außerhalb der Mitte. Die hatten ja auch ein paar Titel auf deutsch gemacht: Sie liebt Dich, Komm, gib mir Deine Hand fallen mir ein.

Grüße
Ingo
ONKYO,MARCEL035
Stammgast
#22 erstellt: 13. Jul 2022, 04:09
Ich verstehe, dass man sich angegriffen fühlt.
Man sollte versuchen,es nicht auf dieselbe art zurückzugeben.

Ein paar lps von mir :

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Mag diese sehr. Erinnert mich auf jedenfall an schlager.

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Noch eine englische „schlager“
Da könnte man jetzt unendlich weiterfahren, mit englischen..

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Über udo wurde noch nichts gesagt.
Für mich einer der besten Deutschen stars.
„Vielen dank für die Blumen“ .. kennt man ja schon aus der Kindheit.
„ Ich war noch niemals in New York „ .. macht den Udo für mich zum europäischen frank sinatra.

Ein super klasse album.

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Wie ist es mit diesen tollen jungs ?
Pop oder schlager ?
Oder eben schlager-pop ..
Hör ich mir auch immer wieder sehr gerne an.
DOSORDIE
Inventar
#23 erstellt: 13. Jul 2022, 05:41
Zu Michael Holm:

Mendocino hat Moroder produziert und diese Version ist deutlich besser, als das Original und Kenny Rogers muss wohl mal gesagt haben, dass Holms Version von Lucille das beste Cover ist.

Münchener Freiheit: War ja eins meiner Beispiele zu Anfang. Zauners Songwriting empfinde ich als progressiv und einzigartig. Das sind keine Standard 3 Akkord Melodien, denn da sind immer wieder erstaunliche Schliffe in den Songs. Man hört immer, dass er das ist. Am Anfang war das eindeutig Deutsch Rock/Pop, später wurde es dann soundtechnisch immer softer, weil es radiotauglich sein musste und nicht mehr in die Popwellen passte.
Stereomensch
Stammgast
#24 erstellt: 03. Aug 2022, 14:35
^^
Habt ihr mal die Top 50 der meistgespielten Songs auf youtube euch angehört.
In dieser Woche waren circa 42 in deutsch, 3 türkisch, 3 englisch und 2 albanisch.
Soviel zum Thema das Radio würde irgendeinen allgemeinen Geschmack wiederspiegeln.
Wer die Hits in den anderen europäischen Ländern in diesem Jahr anguckt.

Frankreich:
Singles:
15 Top 1 Hits, 14 französich, 1 englisch (Harry Styles)
Alben
26 top 1 Alben, 23 französich, 2 englisch (Harry Styles, Red hot chilli peppers), 1 deutsch (Rammstein)

Italien
Singles
9 Top 1 Hits, 9 italienisch
Alben
19 Top 1 Alben, 18 italienisch, 1 englisch (Harry Styles)

Deutschland
singles
13 top hits, 10 deutsch, 3 englisch (Wham, Gayle, Harry Styles
28 top 1 Alben, circa 20 deutsch, 7 englisch (hauptsächlich special intrest Zeugs metall etc und 1 mal koreanisch)


Kein Wunder, dass deutsche Radiomacher beim ESC mit ihren Geschmacksvorstellungen gefühlt in 10 Jahren 8 letzte Plätze holen
Diese These "die Leute würden sich über internationale Künstler freuen" muss sich ausschließlich auf die Generation 50+ beziehen, für die es tatsächlich etwas besonderes war, wenn internationale Künstler irgendwie besonders waren.


[Beitrag von Stereomensch am 03. Aug 2022, 14:38 bearbeitet]
TrueHighFidelity
Stammgast
#25 erstellt: 04. Aug 2022, 18:49

Stereomensch (Beitrag #24) schrieb:
^^
Habt ihr mal die Top 50 der meistgespielten Songs auf youtube euch angehört.
In dieser Woche waren circa 42 in deutsch, 3 türkisch, 3 englisch und 2 albanisch.
Soviel zum Thema das Radio würde irgendeinen allgemeinen Geschmack wiederspiegeln.

Und wieviele von den 50 waren Schlager, von der berühmt-berüchtigten Layla mal abgesehen?

Meines Wissens nach hat jede öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt einen dedizierten Schlagersender (hr4 und entsprechende Äquivalente in anderen Bundesländern). Auch private Schlagersender scheint es einige zu geben. Die Schlagerfreunde sollten also vom Radio nach wie vor hinreichend bedient werden. Eigentlich sind es eher die Freunde anderer Musikrichtungen, die vom Radio ignoriert werden.
ikrone
Inventar
#26 erstellt: 05. Aug 2022, 07:03
Bei uns in NRW ist dieses Schlagerprogramm WDR4 umgestellt worden, vor ca. 3 Jahren. Bis dahin liefen da wohl meist nur deutsche Schlager.

Seit der Umstellung spielen sie hauptsächlich die bekannten Hits der 60er, 70er und 80er. Und dann eingestreut immer mal wieder einen deutschen Kulthit, so nennen sie das.

Diese Mischung ist ganz in Ordnung. Vorher war es mir zuviel Schlager.

Mir scheint es so, dass das Hauptprogramm WDR2 seitdem eher Musik für jüngere Leute spielt, die Älteren sollen mit WDR4 bedient werden.

Grüße
Ingo
Stereomensch
Stammgast
#27 erstellt: 05. Aug 2022, 08:15
In Hamburg spielt 90,3 Radio gar keine Schlager mehr. Wer sich dafür interessiert soll sich den Internetstream anhören => Null Kundenfreundlichkeit
Stereomensch
Stammgast
#28 erstellt: 05. Aug 2022, 08:18

TrueHighFidelity (Beitrag #25) schrieb:

Und wieviele von den 50 waren Schlager, von der berühmt-berüchtigten Layla mal abgesehen?


Ich würde aus dem Stand sagen:
Deutschrap: 60-65 % (weit gefasst)
Schlager 15% (die Flippers "40 Jahre" und andere Malle Hits)
10 % türkisch u albanischer Pop

Ich hatte neulich mal ne Stunde den Fernsehsender Music Deluxe an.
DIe haben tatsächlich Programme, in denen kein einziger englischsprachiger Titel gespielt wird.
Und das ist eher ein Qualitätsgewinn im Vergleich mit den ganzen billig dance Nummern mit Lyrics für Schwachsinnige (a la David Guetta, Black Eyed Peas - Don't you worry etc)


[Beitrag von Stereomensch am 05. Aug 2022, 08:20 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#29 erstellt: 05. Aug 2022, 08:34
Aber genau das isses ja auch. Der Schlager ab den 90ern interessiert mich kaum noch, da gibt’s nur wenige Songs, die nicht komplett billig und zum kotzen oder nichtssagend sind und im Schlager der letzten 20 Jahre finde ich ganz ganz selten mal einen Ausnahme Song, der mir gefällt, der Rest ist aber Alles kompletter Müll und das sind auf die letzten Jahre weniger als ein Song pro Jahr, der in den Schlagerbereich fällt, den ich dann auch aktiv höre. Layla find ich so ekelhaft (und nicht wegen dem Text), dass ich das nicht mal sternhagelvoll ertragen würde. Wenn DAS den kompletten Schlager der letzen 50 Jahre abbilden würde, würde ich das Genre komplett ablehnen.

Ich bin echt froh, dass diese Musik aus den Best Agers Wellen immer mehr verschwindet. Das können sich die Leute bei Schlagerparadies in Schleife geben, aber ich halte das nicht aus. Kann das auch nicht nachvollziehen, wie man das schön finden kann. Das ist einfach nur abartige Scheiss Musik. Aber wenn’s andere glücklich macht, isses ok.

Aber wäre halt cool wenn das so beibehalten worden wäre wie es im Übergang bei Bayern 1 oder NDR1 war. Da liefen dann halt so Sachen wie das Würfelspiel von Juliane Werding oder Keine Angst hat der Papa mir gesagt von Stephan Remmler oder über die Brücke geh‘n von Ingrid Peters, was von Ibo oder Kim Merz oder auch Jürgen Drews, immer mal so zwischendurch etwa 1 bis 2 mal die Stunde. Genau sowas, was ich gerne höre und was nicht in ne zu krass abgedroschene Ecke geht.

Bei hr4 macht das aber mega Spaß wenn die diese ganz alten Sachen aus den 60ern spielen, Manuela, Bernd Spier, Conny Froboess oder so. Das mag ich auch mega gern, aber in ein Pop Programm ist das schwer integrierbar, der Bruch ist da zu krass. Aber wenn ich dann den grausamen Volkstümlichen Kram aus meiner Kindheit hören muss wie es früher auf hr4 war, um auch das zu hören wäre es mir das nicht wert und ich würde lieber auf Spotify und vorhandene Sachen zurück greifen, wenn mich das Schlagerfieber mal wieder erreicht.

Ich versuche mir ja grad eine endlose Playlist mit Musik, die ich immer hören kann zu machen, ich hab da erst mal alles aus allen Genres rein geschmissen und wenn ich die jetzt auf Random höre merke ich, dass ich ganz viel wieder raus werfen muss und grad auch dass Schlager für die sonst eher 80er poppige bis Indie/punkig Alternative Mischung nicht geeignet ist. Es hat schon seinen Grund warum es Formate im Radio gibt und Alles in Schubladen eingeteilt ist.

LG Tobi
Stereomensch
Stammgast
#30 erstellt: 05. Aug 2022, 09:33
Layla find ich auch furchtbar. Aber das Qualitätsproblem sehe ich beim internationalen Pop noch viel stärker. Als ich in den 20ern war gab es Stars wie Rihanna, Christina Aguilera etc etc, richige Weltstars.
Die gibt es einfach nicht mehr. Es gibt nur noch billigsten englischsprachigen dance Müll.
Ich höre mittlerweile lieber Titel aus Frankreich oder Italien, weil mich diese Avici für Arme Musik einfach ankotzt.

Bei guter deutschsprachiger Musik dachte ich eher an so Sachen wie Su Kramer - Hier ist das Leben, Achim Reichel- Der Spieler etc etc
Wunderbar finde ich zB. Holger Biege - Will alles wagen, Udo Jürgens - Ich weiß was ich will, Nino de Angelo - Engel und Teufel Luisa etc etc..

Ganz schlimm finde ich diese Pop Sender die in jeder Stunde einmal Barry White spielen. Da bleibt das Radio keine 10 Sekunden an.
ikrone
Inventar
#31 erstellt: 05. Aug 2022, 10:20
Die einzelnen Sender haben immer ihre Favoriten, die für eine Zeit dann immer wieder gespielt werden,bis dann die nächsten Favoriten kommen.
Auf WDR4 war das z.B. im letzten Jahr Albert Hammond - The free electric band und jetzt ist es John Kincade -Dreams are ten a penny.

So ähnlich finde ich das auch bei SWR1 vor.

Die Programme, die ich früher viel gehört habe, WDR2 sowie SWF/SWR3 halte ich heute nicht mehr lange aus. Die Musik nervt mich einfach.
Wie es schon geschrieben, die Musik, die ich schon immer gehört habe, läuft jetzt auf den anderen Programmen. Das wird so gewollt sein.

Aber um Barry White kommt man da auch nicht vorbei.

Die Schlagermusik der letzten Jahrzehnte, vielleicht wie Tobi schreibt ab den 90ern, kann ich mir nicht mehr anhören. Irgendwie immer der gleiche Krawallrhythmus. Ich finde das ist deutlich erkennbar, wenn die Interpreten auch davor schon aktiv waren. Ein Beispiel wäre Roland Kaiser.

Aber auch dafür gibt es wohl eine große Zahl von Leuten, die das mogen. Aktuell wird 30 Jahre Andrea Berg gefeiert. Von ihr mag ich kein einziges Stück. Helene Fischer hat ein riesiges Publikum, ich bin nicht dabei.

Den ganzen Tag Schlager, auch wenn es die alten sind, wie das früher bei WDR4 war und bei SWR4 und HR4 wohl noch ist, halte ich aber auch nicht aus.

Grüße
Ingo
TrueHighFidelity
Stammgast
#32 erstellt: 05. Aug 2022, 16:29
Wenn ich an Rihanna und an dieses komische Umbrella-Lied ("under my umbrella, ella, ella, eh eh, eh") denke - war das wirklich bessere Qualität? Oder ist das das Früher-war-alles-besser-Syndrom?

Bei Schlager ist es einfach so, dass mir das oft musikalisch und produktionstechnisch einfach zu dümmlich ist. Als Beispiel nenne ich mal die Amigos. Die müsste ich ja schon alleine aus lokalpatriotischen Gründen gut finden, und ich gönne ihnen den Erfolg auch. Mögen ja nette Menschen sein. Aber die Musik halte ich keine 10 Sekunden aus. Wenn ich aus dem Schlagerbereich mal was gut finde, sind das auch eher ältere Sachen. Zum Beispiel Wunder gibt es immer Wieder (Katja Ebstein): Die fetten Bläser, die groovige Hammondorgel, das bluesige Klavier, die Streicher - da hat man bei der Produktion richtig Mühe reingesteckt. Es ging ja damals nicht anders. Oder Tränen lügen nicht (Michael Holm): Wie da von Strophe zu Strophe immer mehr Instrumente dazukommen, diese Steigerung - ebenfalls gut gemacht, wenn auch natürlich kitschig hoch 10. Oder das ehrenwerte Haus von Udo Jürgens: Da hat jemand mal geschrieben, dass dieses Lied in Deutschland wahrscheinlich mehr bewirkt hat, als alle Protestsongs von Bob Dylan zusammen. Das war flott verpackte Sozialkritik. Kurz vor Udo Jürgens' Tod gab es auf Zeit Online ein sehr gutes Interview mit ihm. Sehr lesenswert, reflektiert und überhaupt nicht dümmlich.

Und selbst bei so richtig dümmlichen Machwerken wie Schöne Maid denke ich mir, das da alle Beteiligten (Studiomusiker, Arrangeure, Produzenten, Tontechniker) richtig viel Arbeit reingesteckt haben. Auf Youtube gibt es einen interessanten Film, wo zu sehen ist, wie damals Musik produziert wurde (Wie eine Schallplatte entsteht). Da hat man sich viel Mühe gemacht, auch wenn das Ergebnis totaler Käse ist, und das ist ja irgendwie auch anerkennenswert. (Die Mühe, nicht der Käse.)

Beim Schlager gibt es halt solche und solche. Beim Deutschrap übrigens auch.

Übrigens, falls Ihr Barry White nicht mehr hören könnt: Ramon Roselli hat einige seiner Lieder auf deutsch gecovert. Das wäre doch sicher was für euch Freaks.


[Beitrag von TrueHighFidelity am 05. Aug 2022, 16:30 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#33 erstellt: 05. Aug 2022, 20:38
Ich finde nicht, dass das Verklärung ist. Das hat auch ganz viel mit Geschmack zu tun und Rhianna fällt ja auch schon in die Zeit wo das Sounddesign einfach Müll war und sich seither auch nicht weiter entwickelt hat, wobei ich im Nachhinein finde, dass Umbrella eigentlich sogar ganz schlau umgesetzt ist. Es gehört aber überhaupt nicht zu meinen Lieblingssongs. Der Beat hat aber n geilen Groove und irgendwie hat die Hook was. Musikalisch ist es auch Alles Andere als dümmlich. Ist halt relativ minimalistisch. Aber die allgemein gute Popmusik (in die ich eigentlich Alle Genres, die unter populär fallen rein stecke) hat eigentlich Mitte der 90er aufgehört. Die Genres waren danach sehr festgelegt in ihrem Sound. Mir haben aber viele Songs ihrem Sound schon nicht mehr gefallen, als die fetten Analog und FM Synths Ende der 80er durch Sampler und Real Tones ersetzt wurden, das klingt teilweise leider furchtbar billig. Da werden dann auch gerne die total hippen Sample Pianos benutzt und dieser Dance Anstrich ab 89/90 rum tut vielen Songs auch nicht gut…. Oder auch im Rock, da war es plötzlich ne Regel, dass Drums nicht mehr hallig klingen durften und fette Flächen wurden durch diese albernen Rock Orgel Sounds ausgetauscht, wie sie bis heute hip sind und die ich immer mega ätzend fand.

Klar in den 50er und 60er Jahren hat man noch one Takes gemacht, mit ner Mikrofonie, die heute unvorstellbar ist. Das ist erstaunlich, wie gut die Qualität teilweise ist. Es gibt da Mono Aufnahmen, die so räumlich klingen, dass man meint die wären Stereo, die klingen auf so alten Röhrenradios mit 3D Anordnung der Lautsprecher total lebendig. Aber damals waren das auch noch klassisch ausgebildete Komponisten. Die haben in ganz anderen Arrangements gedacht. So alte Schlager sind wirklich mega liebevoll und süß. Das als schlechte Musik zu bezeichnen ist echt reine Imagepflege. Das ist wirklich ganz toll gemacht und auch die Produktionen sind klanglich meistens sehr sehr ausgefeilt, wenn man so Schlager aus den 60ern mal mit Beat oder Pop vergleicht, wie blechern und verzerrt das teilweise klingt, dagegen klingen diese Schlager schon beinah wie digital produziert.

Weil man da nix nachbearbeiten konnte, musste da Alles perfekt sitzen. Aber auch heute ist die Produktion eines modernen Schlagers doch sehr aufwändig und langwierig. Ich glaube gerade Gesangsspuren machen sehr sehr viel Arbeit, denn trotz Autotune werden da teilweise mehr als 100 Takes gemacht, bis Alles sitzt. Aber die Komposition und die ganze Machart sind halt nicht mehr so toll wie die Songs von früher. Die Songs sind reduzierter, kürzer und insgesamt minimalistischer, weil die Aufmerksamkeitsspanne durch Social Media und Streaming nachweislich sinkt. Bei Spotify muss ein Song in 30 Sekunden sein komplettes Potenzial entfalten und zünden, sonst wird er weg geklickt, Tendenz sinkend.

Wie gesagt: Ein elektronisch produzierter Song muss nicht mit weniger Aufwand entstehen, als Einer, der mit einem klassischen Orchester eingespielt wurde. Wahrscheinlich gibt es heute mehr gute Musik die wöchentlich erscheint, als vor 30 oder 50 Jahren, aber sie ist eben auch nicht mehr so stilprägend und wegweisend wie in einer Zeit, wo die Popkultur sich noch entwickelt hat und sich auch aus technischer Sicht ständig weiter entwickelt hat. Es gibt heute einfach keine neuen Sounds mehr, weil man mit Computern jeden Synthesizer und Sampler emulieren kann und dennoch ist das Potenzial beispielsweise eines Yamaha SY99, der 1989 raus kam noch nicht ausgeschöpft, weil dessen Programmierung so komplex ist, dass man schon damit unendliche Möglichkeiten hat, weil das Gerät und viele die folgten eine Kombination aus Sample und FM Synthese darstellt. Aber so Probleme wie früher hat man gleichzeitig nicht mehr. Dass man z.B. mehrere Synths brauchte um spezielle Ästhetiken zu schaffen. Wenn man sich mal sowas wie Is This Love von Survivor anhört… schöner könnte ein Intro und eine Synthiline nicht klingen, aber das hört sich für mich definitiv an, als wäre da für die Fläche an sich ein Analog Synth benutzt worden (sowas wie ein Roland Juno oder Jupiter) und im Anschlag irgendwas FM mäßiges, wahrscheinlich ein DX7 oder Roland D50, der da grad Yamaha den Rang ab lief. Schon allein sowas zu basteln kostete wahnsinnig viel Geld, weil man ja automatisch 2 Synthesizer brauchte, die jeweils fast 5000 Mark kosteten, dazu dann noch n Effektgerät und dann den ganzen Kram dahinter. Für Jemanden zuhause eigentlich nicht realisierbar. Heute kann man sowas mit jedem Smartphone machen und trotzdem ist das richtig Arbeit, wenn man es wirklich selbst macht.

Und ich hab schon jede Menge alte Radioaufnahmen gehört, wie hr3 z.B. in den 70ern war. Diese Rundfunkschlager sind ebenfalls unerträglich und sau billig mit teilweise zum fremdschämen schlechtem Text, aber immer noch weniger schlimm als Layla.

Wenn ich da aber ab so positiv Beispiele wie an der Nordseeküste von Klaus und Klaus denke, sowas kenn ich aus dem heutigen Schlager gar nicht mehr. Das ist mega aufwändig gemacht. Das variiert und macht total Laune, super Arrangement und macht einfach total Spaß, wenn man ein paar Bier getrunken hat.

Und es ist keine Einbildung, dass heute Alles reduziert und optimiert ist. Radio z.B. Selbst Hitradios hatten früher ne ganz andere Rotation. Radio auch ne andere Funktion, denn Radio musste promoten denn nur dadurch kam Musik beim Hörer an. Andere Möglichkeiten bis auf TV gab es da nicht.

Und ich guck ja im Moment ganz viel Altes US MTV aus den 80ern und das ist irre, was da vor Allem bis Mitte der 80er für Videos laufen. Es gibt im Internet ganze Videostrecken bis 6 Stunden lang und das ist definitiv viel viel mehr Auswahl, als das was Musikvideo Sender in den letzten 25 Jahren gespielt haben. Aber die haben heute auch keine andere Funktion mehr als zu berieseln und damals war MTV prägend für den Musikgeschmack. Ich lerne im Moment jedenfalls jede Menge 80er Hair Rock und Indie Krams kennen, der klingt wie aus nem nicht endenden High School Film und die ganze Präsentation ist mega cool. Sowas gibt’s heute nicht mehr. Da kann ich höchstens Radio Eins oder Flux FM oder FM4 hören und das ist mir zeitweise zu intellektuell und da wird’s dann auch anstrengend oder langweilig.

LG Tobi
Stereomensch
Stammgast
#34 erstellt: 07. Aug 2022, 20:48
So was meinte ich mit gut produzierten Schlagern aus den 80ern:
gut gesungen, vom Arrangement gut durchdacht, da haben einige Leute sich ne ganze Menge Mühe genommen. Gute Produktion.

TrueHighFidelity
Stammgast
#35 erstellt: 07. Aug 2022, 21:18
Da hat sich aber jemand bei PhD - Won't Let You Down inspirieren lassen mit dem Synthesizer.

Zum Thema "Aufwand der Produktion" wäre vielleicht noch zu sagen, dass sich das ja nicht nur auf den zeitlichen, sondern auch auf den personellen und finanziellen Aufwand bezieht. Es mag ja sein, dass auch heutzutage ein Produzent 100 Gesangstakes aufnimmt und mit Autotune daran rumbastelt, bis alles perfekt passt. Wenn allerdings Produzent, Arrangeur, Tontechniker und Instrumentalist alle in einer Person vereinigt sind und die Produktion im eigenen Wohnzimmer am PC geschieht (nicht nur auf Schlager bezogen, sondern generell), dann spart das gegenüber früher eine Menge Geld ein. Und die Plattenfirmen sahen, dass es ja auch billig geht, und waren nicht mehr bereit, teure Produktionen zu finanzieren.


[Beitrag von TrueHighFidelity am 07. Aug 2022, 21:35 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#36 erstellt: 08. Aug 2022, 06:24
Ja Engel und Teufel Luisa und insgesamt dieses Album ist schon echt richtig gut gemacht. Die Drums klingen auch irgendwie speziell und die Breaks sind geil gesetzt. Der Groove ist irgendwie ganz besonders. Schon sehr wavig und elektronisch das Ganze. Geht für mich auch als guter Pop durch. Ich glaub Nino De Angleo ist auch ein Bisschen aus dem klassischen Schlager gefallen, weil er so gut aussah und noch sehr jung war, das passte gut in die Bravo und zu den Teens.

Naja, es gibt ja nach wie vor auch genug teure Produktionen, mit Orchester und Chor und Aufwand, Helene Fischer hat ja komplett so produzierte Alben, da steckt immens viel Arbeit und Kohle drin und trotzdem kann ich nix damit anfangen, weil da kein einziger Song drauf ist, der mich mit nimmt oder der einen bleibenden Eindruck hinterlasst. Mir gefällt das ganze Sounddesign nicht, es klingt langweilig und die Melodien sind auch alle nur so mittelmäßig bis nichtssagend. Das stört mich an sehr vielen modernen Produktionen, nicht nur im Schlager. So richtige Bretter wie es sie bis in den 90er noch gab, gibt es einfach nicht mehr. Man muss sich nur mal die Sommerhits der jeweiligen Jahre angucken… bis Mitte der 90er sind da richtig gute eingängige Sachen dabei und dann plötzlich kein einziger Song mehr mit dem ich irgendwas anfangen kann. Der Aufwand und die Kohle einer Produktion sagt jedenfalls nix über die Qualität des Songs aus. Sounddesign und Ästhetik sind unfassbar wichtig. In den 80ern konnten die das. Viele Songs sind halt nur so gut, weil sie klingen wie sie klingen. In den letzten Jahren gab es so viele Remakes wo ich mir jedes Mal denke das Original hat viel mehr Energie. Viele Songs hätte ich in der Machart wahrscheinlich gar nicht wahr genommen, wo ich beim Original immer denke „das ist ein Brett…“

LG Tobi
Stereomensch
Stammgast
#37 erstellt: 08. Aug 2022, 09:36
Ich hatte mal gehört, dass dieser Effekt namens "Orchesterhit", der bei Jenseits von Eden verwendet wurde,
bei der Produktion weltweit zum ersten Mal verwendet wurde. Also das ist schon ein super Album handwerklich. Die Stimme von Nino ist auch so unglaublich klar ohne jegliche Verzerrung. Ein Topsänger damals.


DOSORDIE (Beitrag #33) schrieb:
IIch lerne im Moment jedenfalls jede Menge 80er Hair Rock

LG Tobi


Das Genre ist sehr unterschätzt. Diese ganzen Songs sind alle von der Gitarre gedacht und haben richtig geiles Rock Gitarren Riffing. Wenn man heute im Gitarrenbereich nachschaut sind ein Großteil der Helden aus dieser Zeit. Diese ganzen Songs mit den verhallten Drums sind auch genau darauf abgestellt, dass die Gitarre viel Raum hat. So Nummern wie Ratt - lay it down sind einfach geil, auch wenn die Texte immer leicht dümmlich sind. Die frühen Tokio Hotel Sachen waren durch diese Art Musik stark beeindruckt, da hat man schon gemerkt, dass der Sänger mit 16 Musik von Leuten um die 50 gesungen hat.
Aber die frühen Tokio Hotel Sachen waren musikalisch gut gemacht.

https://www.youtube.com/watch?v=27NMF6u14DU


[Beitrag von Stereomensch am 08. Aug 2022, 09:58 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#38 erstellt: 08. Aug 2022, 10:49
Schon allein durch das Video und die ganze Attitude macht das einfach Laune. Der Style und die Frisuren.

Tokio Hotel fand ich immer nur so mittelmäßig, hatte aber auch nix dagegen. Der ganzen Hate den die abbekommen haben war jedenfalls nicht berechtigt, die haben schon ihr eigenes Ding gemacht, vom Sound her erinnert mich das aber viel mehr an Grunge und Garage Rock der 90er, als den halligen Electro Sound der 80er, das ist irgendwie ganz anders, auch dieser mehrstimmige Gesang und so. Die Gitarrenriffs in den Grunge Sachen sind ja viel reduzierter als in irgend so nem White Lion Ding und bei Tokio Hotel ist auch kein Synth. Ich mochte die aber optisch total gerne. Ich liebe ja androgyne/feminine Menschen und Bill und Tom sahen in dem Style einfach irre aus. Vor Allem als Bill die Haare so lang und wuschig hatte. Das war sicher an die 80er angelehnt, aber in D auch einzigartig zu der Zeit. Da kamen höchstens Visual Kei Gruppen aus Japan mit. Aber die Ästhetik von Musikclips im Allgemeinen hat finde ich über die 90er stark nach gelassen und die meisten Videos der frühen 00er sehen einfach unfassbar schäbig aus, entweder, weil man mit CGI gearbeitet hat und jetzt alles wirkt als wäre die Grafik mit nem N64 gerendert worden, oder weil diese merkwürdigen Filter echt Alles zerstören. Moderne Videos der letzten Jahre sehen wieder total hochwertig aus und spielen oft mit dem Retro Charme der 80er und frühen 90er, plötzlich sieht wieder Alles aus, als sei es irgendwie aus der Zeit gefallen.

Jenseits von Eden ist ja eigentlich von Masquerade, aber ich kann die Stimme von Drafi Deutscher nicht ertragen, klingt irgendwie mega gequält, die Songs aus den 60ern von ihm sind viel viel besser oder auch David und Goliath… ich glaub aber der hat auch die deutsche Version produziert, scheint ja das selbe Playback zu sein.

LG Tobi


[Beitrag von DOSORDIE am 08. Aug 2022, 11:00 bearbeitet]
Stereomensch
Stammgast
#39 erstellt: 08. Aug 2022, 13:13
Sowas von gut aus den 80ern:




Auch ganz stark von Katja Ebstein:


[Beitrag von Stereomensch am 08. Aug 2022, 14:02 bearbeitet]
Stereomensch
Stammgast
#40 erstellt: 08. Aug 2022, 17:13
Einer der stärksten Disco Nummern: (Einfach zweimal draufklicken, dann geht es)
Su Kramer - hier ist das Leben


Der Titel hat auch richtig was, schön durchdacht, da wurde sich richtig was dabei gedacht:


[Beitrag von Stereomensch am 09. Aug 2022, 07:46 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#41 erstellt: 08. Aug 2022, 17:42
Stereomensch
Stammgast
#42 erstellt: 09. Aug 2022, 07:47
Sehr gut, Ost-Schlager werden häufig vergessen!
Wobei die Ossis teilweise von den Arrangement so 4-5 Jahre immer hinterhingen.
Aber gut gemacht war das schon in den meisten Fällen


Finde ich auch ne sehr gute Nummer:
DOSORDIE
Inventar
#43 erstellt: 09. Aug 2022, 08:11
Ja die Rosenberg Sachen sind echt alle sehr hochwertig arrangiert. Traumexpress find ich mega schön. Naja für mich hat es keine Relevanz mehr, ob der Ostsound zu dem Zeitpunkt noch zeitgemäß war. Es klingt ja jetzt eh alles irgendwie alt, deshalb hört mans ja und ob der Titel nun 1981 so klang wie bei uns 1976 ist mir eigentlich ziemlich egal, solang das schön gemacht ist. Zu der damaligen Zeit war das vielleicht der Grund warum sich Ostmusik nicht im Westen etablieren konnte, viele Produktionen sind aber erstaunlich ausgefeilt und modern, die hatten ja nie die Möglichkeiten wie hier. Gerade für größere Produktionen haben die sich teilweise Equipment von West Studios geliehen, damit sie eben auf Höhe der Zeit sind und ab Ende der 80er gabs dann auch einige Gemeinschaftsproduktionen zwischen AMIGA und der BMG. Aufruhr in den Augen von Pankow klingt immer noch irre modern. Eher untypisch für die Zeit ist die hohe Dynamikkompression..

LG Tobi
Stereomensch
Stammgast
#44 erstellt: 09. Aug 2022, 09:58
Holger Biege - Will alles wagen
unglaublich starker Song! Müsste eigentlich ein deutscher Klassiker sein!




DOSORDIE (Beitrag #43) schrieb:
Naja für mich hat es keine Relevanz mehr, ob der Ostsound zu dem Zeitpunkt noch zeitgemäß war


Ost Produktionen sind erstaunlicherweise immer noch recht unbekannt bei uns.
Das ist mittlerweile ja so ein Exotenthema wie Schweizer NDW oder so. Auch die haben viele gute Sachen auf hochdeutsch gemacht.


[Beitrag von Stereomensch am 09. Aug 2022, 10:00 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#45 erstellt: 09. Aug 2022, 10:52
Hmm Schweiz hab ich mich mal ausgiebig mit beschäftigt, das war aber eher so Irrwisch oder Bo Katzmann und sowas, später auch mal Florian Ast aber NDW? Vera Kaa vielleicht, oder Polo Hofer, wobei das nicht NDW ist. Aber was auf hochdeutsch kam denn in den frühen 80ern aus der Schweiz? Das wäre tatsächlich mal interessant.

Annabell von Holger Biege find ich gut, das rockt. Hab auch das Album.

LG Tobi
Stereomensch
Stammgast
#46 erstellt: 09. Aug 2022, 11:38
^^
Jetzt sind wir in der Nische von der Nische.
Also NDW aus der Schweiz wäre:
El Deux und Schaltkreis Wassermann

https://www.discogs.com/de/artist/655064-El-Deux

https://www.discogs.com/de/artist/232540-Schaltkreis-Wassermann

https://www.discogs.com/de/artist/102102-4D-2
DOSORDIE
Inventar
#47 erstellt: 09. Aug 2022, 12:53
El Deux hab ich sogar auf nem Sampler. Wusste nicht, dass Grauzone aus der Schweiz kommen.
Stereomensch
Stammgast
#48 erstellt: 09. Aug 2022, 14:15
wie findest du denn Samantha "im Traum"? Oben verlinkt?
DOSORDIE
Inventar
#49 erstellt: 09. Aug 2022, 15:00
Von der Produktion her klingt es deutlich älter als 88. ich hab deshalb erst vermutet, dass das eine AMIGA Produktion ist, aber als jahrelanger Bong Gucker, weiß ich, dass es Ostschlager ab Mitte der 80er kaum anders klang, als der aus dem Westen. Oder hat sich der, der es hochgeladen hat vertan?

Also mich hauen die 3 Sachen in dem ersten Post alle nicht vom Hocker, klar - alles gut und aufwändig produziert - aber mir fehlt in der Komposition was. Der Refrain nimmt mich nicht mit.

Bei Zweihand voll Träume, das ich weiter unten gepostet hab ist das z.B. anders. Da passt für mich Alles. Die Synthesizer sind so toll arrangiert mit dem Sequencer und so, das find ich total süß. Berührt mich arg sowas, ganz hübscher Text auch.

LG Tobi
TrueHighFidelity
Stammgast
#50 erstellt: 09. Aug 2022, 15:58
Ostschlager kenne ich jetzt nicht so viel, aber hier habe ich einen ganz besonderen Schatz für euch:


Das Video müsst Ihr euch mal reintun. Der Sportwagen (Melkus), die "Stunt Moves"... Ich finde es lustig. Aber die Melodie geht ins Ohr.

Bei DDR-Musik finde ich die Abgrenzung manchmal schwierig, was jetzt genau unter Schlager und was unter andere Stile fällt, da dort ja grundsätzlich alles auf Deutsch gesungen wurde. Die deutsche Sprache als Abgrenzungsmerkmal taugt dabei nicht.

Und damit der Bildungsauftrag nicht zu kurz kommt, habe ich hier für alle, die es interessiert, ein höchst interessantes Interview mit Helmar Federowski, der in der DDR als Produzent und Tonmeister bei Amiga gearbeitet hat. Hier erzählt er von seinem beruflichen Werdegang und mit welchen (technischen und politischen) Schwierigkeiten er damals bei der Musikproduktion zu kämpfen hatte: Interview vom 8. Juli 2016
DOSORDIE
Inventar
#51 erstellt: 09. Aug 2022, 17:37
Das Interview werde ich mir mal anhören. Verdammt war auch im Westen bekannt und ist von der Soundästhetik für DDR Verhältnisse natürlich bombastisch. Da gibts aber noch ein paar andere wirklich gut gemachte Produktionen. Verdammt kam ja auch kurz vor Ende. Ich hab übrigens die Stop! Rock DVD Box, wo das drauf ist und die von Bong hab ich auch.

Und ja, die Abgrenzung war in der DDR eine andere, schon allein weil lange Zeit bis auf Ausnahmen größtenteils nur Berufsmusiker zugelassen waren, Platten zu machen. Viele Bands überschneiden sich mit den Mitgliedern und Rockmusiker haben auch in Schlager oder Popproduktionen mitgemacht, oder man hat das halt Niemandem übel genommen, wenn derjenige auch mal was weniger Anspruchsvolles gemacht hat. Die Szene war relativ klein und es tauchen bei den Produzenten, Studiomusikern usw. immer wieder die selben Namen auf.

Man muss sich ja nur mal die großen Bands wie City, Silly, Pankow, Stern Meißen, Veronika Fischer Band/4 PS, LIft, Karat, Puhdys und so angucken. Wenn man auf die Platten guckt, ist da relativ wenig Variation und ganz oft hört man am Stil oder am Sound, dass da der selbe Drummer oder Gitarrist am Werk ist. Tamara Danz hat sich ihre eigene Band erst im Laufe der Zeit selbst zusammen geschustert und Uwe Haßbecker war ja auch bei Stern Meißen und den Sänger hat man dann durch IC Falkenberg ersetzt, damit die Band ein jüngeres Publikum erreicht. Das hört man ja auch total an den Songs, die dann überhaupt nix mehr mit den progressiven schweren 70er Platten der selben Gruppen zu tun haben, ähnlich ja auch bei Lift oder Karussell, Veronika Fischer hat anfangs glaub ich auch mal mit Herbert Dreilich bei Panta Rhei gesungen, Tamara Danz war mal bei Oktoberklub, Frank Hille war in zig Bands vertreten und hat bei vielen Studio Produktionen Richtung Schlager mitgewirkt, z.B. Bei Gabi Rückert hört man das ganz klar raus.

Ach ich hab übrigens selbst schon solche Liedchen mit meinem DX7 und JX 3P und Atari ST gebastelt.
https://www.youtube.com/watch?v=FaiBXsAblsY
Das fürchterliche Video ist nicht von mir, der Song ist jetzt aber glaub ich über 15 Jahre alt.

Später hab ich dann noch das hier gemacht, das war für ne Ex, ist Alles etwas aufwändiger...
https://soundcloud.com/walkman86/einmannprojekt-meine-heimat

Letztes Jahr wollte ich dann alles ein Bisschen punkiger angehen und hab dann sehr rough und kurz das hier gemacht:
https://tapedecktobi.bandcamp.com/releases

LG Tobi
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