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Anekdoten und Geflügelte Worte aus der Klassikwelt

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Susanna
Hat sich gelöscht
#51 erstellt: 15. Sep 2005, 20:24
Hallo,

ein paar lustige, aber wahre Sachen von 20 Jahren SHMF (Schleswig-Holstein-Musik-Festival):

Bernstein ein Jahr vor seinem Tod: "Schleswig-Holstein - ich kann es immer noch nicht aussprechen, aber bei Gott, ich liebe es."

In der Lübecker Stadthalle beim SHMF, Hermann Prey, einen Liederabend gebend, hat gerade Geburtstag. Ob Frantz ihm öffentlich gratuliert? Er kam sogar mit einem Geschenk und sagt: "Für Dein Grundstück an der Nordsee habe ich Dir einen Rasenmäher mitgebracht"----und auf der Bühne erschien ein trächtiges Mutterschaf.

Juli 1988: Ein liebestoller Pfau saß auf dem First der Scheune von Gut Altenhof und stieß derart grelle Töne aus, daß das Stuttgarter Melos-Quartett abbrechen mußte. Erst nachdem die Feuerwehr den Vogel vom Dach geholt hatte, gewann Beethoven wieder die Oberhand.

Festivalsommer 1989 (weniger lustig): Eine Wespe stach den Pianisten Krystian Zimmermann so heftig in den Finger, daß er nicht spielen konnte. Die Dramaturgie telefonierte durch halb Europa und wurde in Wien fündig. Rudolf Buchbinder raste zum Flughafen und mit 30 Minuten Verspätung begann der Abend.

Fortsetzung folgt.....eventuell.

Gruß,
Susanna
hogo
Stammgast
#52 erstellt: 27. Sep 2005, 15:41
Ein paar Jahrzehnte ist es her, da arbeitete meine Mutter als Haus- und Kindermädchen im Haushalt eines angehenden Dirigenten in Kanada. Sehr geschätzt wurden ihre Kochkünste und gerade die klassische deutsche Küche.

Gelegentlich erschien auch ein Freund und Arbeitskollege, ein Pianist, der gerade einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte. Auch er setzte sich gerne zu Tisch und aß deutsch.

Dann hatten beide, der Dirigent und der Pianist ein gemeinsames Konzert. Nervös und frühzeitig schon im Frack liefen sie im Haus herum, bis sie von einem Geruch gelockt, beide in die Küche schauten. Meine Mutter machte sich gerade Bratkartoffeln und Frikadellen. "Können wir auch was abhaben?". Sie konnten und waren sich auch nicht zu schade, Zwiebeln und Kartoffeln zu schneiden. Nein, den Frack wollten sie nicht ablegen, waren aber mit Schürzen einverstanden.

Schließlich waren sie satt und zufrieden und rochen wie aus einer Küche gekommen, in der Bratkartoffel gemacht worden waren. "Kein Thema" meinten sie und nebelten ihre Fracks mit Deo ein. Ein Iltis wäre neidisch geworden.

Das Orchester soll die Nase gerümpft haben aber das Konzert war erfolgreich und bildete die Grundlage für eine dauerhafte Zusammenarbeit.

Moral: Gute deutsche Küche ist gut für Karrieren

Übrigens: Der Dirigent ist Zubin Metha und der Pianist Daniel Barenboim


[Beitrag von hogo am 27. Sep 2005, 15:41 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#53 erstellt: 27. Sep 2005, 17:53

hogo schrieb:
Sehr geschätzt wurden ihre Kochkünste und gerade die klassische deutsche Küche.

Hallo, hogo und Alle,

eine appetitliche Geschichte! Dazu paßt dann auch die noch vom SHMF, die auf Schloß Wotersen spielt, bekannt durch die Fernsehserie "Die Guldenburgs". Hier fand ein Konzert statt. Der Besitzer, Nikolaus Graf Bernstorff, versäumte vor der Begrüßung des Publikums nicht, auf die Spezialität des Hauses hinzuweisen, die "Pomme de terre surprise à la Guldenburg", danach kündigte er ein Quartett an, das laut Programm nur moderne Werke spielen sollte. Der Graf: " Ich finde ja Schubert schöner. Sie nicht auch?" Starker Applaus. Die Musiker waren gezwungen, nach Schubert-Noten zu suchen. Nette surprise!

Eine andere Festival-Geschichte ist Literatur geworden. Sir Peter Ustinov erzählt sie in seinem letzten Buch. Er moderierte Ende August 2003 in der Kieler Ostseehalle die Abschluß-Gala. Er saß dabei auf einem roten Sofa, als sein Handy klingelte. Verzweifelt versuchte Ustinov seiner Tochter beizubringen, daß er sich in einer Live-Sendung im Fernsehen befinde. "Dir sind schon bessere Ausreden eingefallen", sagte die Tochter ungerührt und redete weiter. Die Zuschauer hielten Ustinovs verzweifelte Gesten für einen Regieeinfall. Nachzulesen in seinem Buch "Achtung, Vorurteile".

Gruß,
Susanna
GalloNero
Ist häufiger hier
#54 erstellt: 30. Sep 2005, 18:22
Hallo zusammen,
ich möchte auch gerne etwas dazu beitragen.
Aus Zslot Harsanyi - Ungarische Rapsodie - Der Franz Liszt.

Liszt zu seinem Sohn
"...Denke immer daran, daß du mir eine unbeschreibliche Freude bereitest, wenn du gut lernst. Wieviel Schüler in deiner Klasse sind denn besser als du?"
"Besser als ich? Aber Papa, ich habe Ihnen doch geschrieben, daß ich nicht nur in der Klasse, sondern im ganzen Lyzeum der Erste bin. Erinnern Sie sich denn gar nicht, daß ich Ihnen das geschrieben habe?"
"Natürlich erinnere ich mich", log der Vater, "ich kann aber doch nicht wissen, daß das auch so geblieben ist. Wundere dich nur nicht, daß ich dich deswegen nicht besonders lobe. Ich halte es für selbstverständlich, daß ein Liszt dort, wo er ist, stets nur der Erste sein kann. Das erwarte ich auch von dir."
"Ja", erwiderte der Junge schlicht und ganz überzeugt, "auch ich denke so."
Franzi legte seinem Sohne die Hand auf den Kopf und sah ihm in die Augen. Aus den leuchtenden, klaren Augen des Knaben strahlte ihm die Gefühlstiefe und der Ehrgeiz seiner eigenen Kindheit entgegen. Er war tief bewegt und hatte das Gefühl, daß weder Liebe noch irgendeine andere Seelenregung sich an Tiefe und Vollkommenheit mit dem vergleichen ließe, was ihn mit diesem entzückenden, klugen und netten Jungen verband. Er wußte, daß er in ihm sich selbst liebte, aber ihn noch viel, viel mehr als sich selbst. Der Gedanke der künstlerischen Unsterblichkeit kam ihm in den Sinn, die ihm jetzt nebensächlich erschien. Das ist die wirkliche Unsterblichkeit, die älteste und natürlichste Unvergänlichkeit des Menschen, dieser Junge, der seinen Namen trägt, sein Blut und seine Seele bsitzt! Wenn er dereinst nicht mehr sein wir, wird er totzdem in diesem Knaben und später in dessen Kindern weiterleben.



Mich hat das einfach bewegt, und Euch?

Gruß Gallo
Susanna
Hat sich gelöscht
#55 erstellt: 30. Sep 2005, 20:42
Hallo Gallo ,

aber hieß der Sohn von Franz Liszt nicht Daniel? Ich meine, Liszt sei auch gar nicht mit der Mutter seiner drei Kinder - Cosima, Blandine u. eben diesem Daniel - der Gräfin Marie d'Agoult verheiratet gewesen. Dann hätte der Sohn auch nicht den Namen Liszt.
Egal, es handelt sich ja um einen Roman, da ist das wohl die künstlerische Freiheit. Ich habe das Buch auch gelesen, ist aber schon etwas länger her.

Mich hat das einfach bewegt, und Euch?

Auf Deine Frage kann ich für mich nur antworten (in der Hoffnung, Du nimmst es mir nicht übel): Ich finde es kitschig.
Wenn Liszt in einem seiner Kinder weitergelebt hat, so war es ohne Zweifel und ausnahmsweise die Tochter Cosima!

Viele Grüße,
Susanna
GalloNero
Ist häufiger hier
#56 erstellt: 03. Okt 2005, 14:41
Hallo Susanna,
wie könnte ich dir je etwas übel nehmen.
Aber ich glaube es ist eben dieser Kitsch, der mich bewegt. Ich kann mir enfach vorstellen, daß ein Genie wie Franz Liszt eben genau so dachte. Wir nennen wir die Epoche ja auch Romantik.

Und warum Daniel Liszt, Liszt und nicht d'Agoult mit Nachnamen hieß weiß ich nicht. Er liegt auf jedem Fall unter dem Namen Daniel Liszt auf dem St.-Hedwigs-Friedhofes begraben.

Mit Cosima hast Du sicher recht, aber dass konnte Liszt zu dem Zeitpunkt, den die Textpasage beschreibt, noch nicht wissen.

Gruß Gallo
Susanna
Hat sich gelöscht
#57 erstellt: 11. Okt 2005, 19:27
Hallo,

Da Klassik-Musikfreunde ja auch Humor haben (sollen)und nichts übelnehmen : Wie findet die männliche Übermacht hier den, welchen ich in einem anderen Musikerboard als Signatur fand? (Nein, natürlich nicht in d e m Fremdforum.)

Ein Musikliebhaber ist der, der sein Ohr ans Schlüsselloch hält, wenn das schöne Mädchen unter der Dusche steht und ein Lied singt.

Musikalische Grüße,

Susanna
Hüb'
Moderator
#58 erstellt: 12. Okt 2005, 03:57
GalloNero
Ist häufiger hier
#59 erstellt: 13. Okt 2005, 07:39

Ein Musikliebhaber ist der, der sein Ohr ans Schlüsselloch hält, wenn das schöne Mädchen unter der Dusche steht und ein Lied singt.


Ich würde sagen, in so einem Fall hört das Auge mit!

Gruß
Gallo
Sonate
Ist häufiger hier
#60 erstellt: 14. Okt 2005, 16:22
Max Reger schrieb an einen Kritiker, der ein Werk von ihm schlecht bewertet hatte. "Ich sitze auf dem kleinsten Ort des Hauses, noch habe ich Ihre Kritik vor mir.

Gruss Rainer
Mellus
Stammgast
#61 erstellt: 27. Mrz 2009, 10:16
Kürzlich las ich in einem Interview mit Mischa Maisky folgende Anekdote über Otto Klemperer und den "vielkindrigen" Johann Sebastian Bach.

Klemperer antwortete auf den Hinweis, dass die Musik von Bach ohne Vibrato zu spielen sei: Kein Vibrato? Zwanzig Kinder und kein Vibrato?

Viele Grüße,
Mellus
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