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Welche Musikgattungen mögt ihr oder auch nicht? Und warum?+A -A |
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Autor |
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Martin2
Inventar |
#1 erstellt: 17. Okt 2008, 19:57 | |||
So, dann mache ich noch nen neuen Thread auf. Bin heute in Schreiblaune. Also musikalische Gattungen. Auch son Thema. Der eine liebt Opern über alles. Der andere empfindet's als "elendes Gekreische". Kammmermusik - auch son Streitpunkt. "Ein furchtbares Geschrumme" sagt der eine. Wunderschön findet es der andere. Ich bin nun in der Pflicht, etwas dazu zusagen. Dann also los. Fange ich mal an mit der ... Klaviermusik Ist immer noch nicht meine liebste Gattung. Aber wie die Frauen kommt auch die Klaviermusik langsam, aber gewaltig. Ich habe eigentlich in den letzten Jahren unheimlich viel Klaviermusik gehört. Wie man im Osten wohl sagt - Nachholebedarf. Es ist im moment bei mir so ein Schwanken zwischen Klaviermusik und orchestraler Musik einschließlich Oper. Die eine überwältigt. Aber Klaviermusik ist schlicht, obwohl ja das Klavier eigentlich ein schönes Instrument ist, aber es ist eben "nur" ein Klavier. Keine "Zauberharfe" ( Orchester). Und ich mag das. Ich mag das immer mehr. Lied ( mit Klavier) Ja, das ist auch so ein musikalischer Rückzugsort. Das ist auch schlicht. Natürlich kenne ich hauptsächlich nur den Schubert. Schumann und Brahms natürlich auch. Eine intime und nicht auf äußeren Effekt bedachte Gattung. Die einen einfach berührt, aber nicht überwältigt. Ein musikalischer Rückzugsort, wo einfache Gefühle einfachen, aber zu Herzen gehenden Ausdruck entfalten. Sinfonik Das ist bei mir nun mal "Ausgangspunkt von allem". Damit habe ich angefangen und das ist mein ewiger Referenzpunkt. Nur daß ich eben anderes als Ausgleich brauche. Kammermusik Ja, das ist bei mir immer noch unterbelichtet. Kammermusik ist so etwas wie ein "Gespräch kultivierter Menschen". Als solche mag sie enorm zivilisiert sein, aber sie fällt bei mir trotzdem hinten runter. Klaviermusik ist bei mir der eigentliche Antipode zur Sinfonik, Kammermusik liegt da irgendwie dazwischen. Kammermusik? Ach, irgendwie fühle ich mich noch nicht so alt ... Oper Sind mir meistens zu lang. Halten für mein Gefühl nach meistens nicht die musikalische Höhe über einen langen Zeitraum. Aber irgendwie trotzdem sehr fesselnd, und meine Bemühungen um diese Gattung machen Fortschritte. Messen ( geistliche Musik) Frömmigkeit will bei mir meistens nicht aufkommen. Schubert Messen mag ich ganz gerne, Beethoven dagegen weniger, aber insgesamt habe ich den Eindruck, daß Komponisten in den Schoß der Kirche kehren, weil diese gottgnädige Institution ihnen jeden Mangel an wirklichem Einfall verzeiht. Irgendwie finde ich religiöse Musik meistens furchtbar langweilig. Lieder ( mit Orchester) Eine faszinierende Kleingattung. Ich mag Wagner Wesendoncklieder und Mahler und die vier letzten Lieder von Strauss. Wiegesagt: Eine Kleingattung, aber hochinteressant. Orgelmusik Ich mag Bach, natürlich. Sonst kenne ich nicht wirklich viel. Einiges von Franck und Messiaen. Gelegentlich mir etwas zu sakral, aber dann doch fesselnd. Aus alter christlicher Gewohnheit lege ich gelegentlich Sonntag ein wenig Orgelmusik auf ... Konzerte sind für mich auch nicht der Ausgangspunkt. Das "Parlando" herrscht hier gelegentlich, besonders im Klavierkonzert. Früher habe ich Sinfonien furchtbar ernst genommen und Konzerte eben weniger. Aber inzwischen mag ich dieses Dialogische zwischen Solisten und Begleiter. Es bleibt aber im Gegensatz zur Sinfonik eine Gattung, bei der ich mich eher "entspanne". Das ist aber auch schön. |
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Klassikkonsument
Inventar |
#2 erstellt: 19. Okt 2008, 23:15 | |||
Lange Zeit war ich mit orchestraler Musik zögerlich, weil ich befürchtete, dass dabei schwerfälliger musiziert wird und nicht alle Stimmen gut rauskommen. Mit einem ein wenig besseren Kopfhörer und dem Kennenlernen von Mahlers Musik hat sich das geändert. Und sicher auch durch ein gewisses Training beim Mitlesen der Partitur, aber da musste ich auch erstmal mit Kammermusik anfangen. Erst seit kürzerer Zeit gewöhne ich mich an Konzerte mit Solisten. Beethovens 5. Klavierkonzert werde ich vielleicht nie mögen. Toll fand ich früher nur Mozarts Klavierkonzert c-moll KV 491 und Brahms' 1. KK und noch ok (aber auch unfreiwillig komisch, vor allem wenn Melvyn Tan auf einem ziemlich leisen Hammerflügel konzertiert) Beethovens Nr. 1 & 2. Dann sprang doch mal der Funke bei Liszts 1. Klavierkonzert über, so dass ich auch in diesem Genre nun mehr kennenlernen will. Viele Grüße |
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Martin2
Inventar |
#3 erstellt: 20. Okt 2008, 20:54 | |||
Hallo Klassikkonsument, ja, ich denke, es ist wichtig, daß man sich nicht von Vorurteilen leiten läßt. Orchestermusik kann erstaunlich spontan klingen, sicher ist diese Spontanität dann auch antrainiert, herausgearbeitet, was auch immer. Ich glaube sehr viele Menschen haben halt diese Vorurteile und nicht immer sind sie vielleicht völlig unberechtigt! Leider wird immer alles große groß gelobt und man mißtraut diesem Alleslob auch, sicher auch zu Recht! Aber je länger man dabei ist, desto mehr wundert man sich, daß manche Leute an bestimmten Gattungen "kleben bleiben". Bei Musikepochen kann ich es eher verstehen, da sind gelegentlich ganz verschiedene Ästhetiken am Werk, denen man sich öffnen muß. Mich wundert es heute noch, daß ich etwa am Anfang meiner Hörerkarriere Brahms Sinfonien über alles liebte, aber an allem anderen von Brahms eigentlich kein Interesse zeigte. Ich glaube immer noch, daß es viele schwache Kammermusik gibt, aber ich denke trotzdem, daß es nur natürlich wäre, wenn man einen bestimmten Komponisten mag, alles andere von ihm kennen zu lernen. Und dies würde einen ganz natürlich in die Kammermusik etwa hinein führen. Zudem gibt es heutzutage viele "dicke billige Boxen", so daß dadurch schon die Möglichkeit, sich auch ein weniger geliebtes Genre doch zu erschließen, nie besser war als heute. Gruß Martin |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#4 erstellt: 20. Okt 2008, 21:41 | |||
Du glaubst, daß es mehr "schwache Kammermusik" als schwache Orchesterwerke, Konzerte, Klavierstücke gibt? Sonst weiß ich nicht, was die Aussage soll, denn natürlich gibt es in jeder Gattung "schwache Musik"... Das ist zwar möglich, aber kaum wahrscheinlich. Da die meiste schwache Musik wohl nicht oft gespielt wird und oft vergessen wurde, ist auch ziemlich unmöglich zu überprüfen, wovon es mehr schwaches gibt. Ich bleibe aber dabei, daß im gängigen Repertoire sich viel mehr schwache Sinfonien und Konzerte, ziemlich sicher auch Opern, was für Schmarrn sich da gehalten haben, kaum zu glauben, finden als Kammermusik. JK jr. |
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Martin2
Inventar |
#5 erstellt: 21. Okt 2008, 10:53 | |||
Daß Du "dabei bleibst" ist für diesen Thread zumindestens durchaus etwas neues. Allerdings kennen wir uns ja schon ein paar Tage, insofern kommt Deine Meinung für mich nicht überraschend. Das mit dem "gängigen Repertoire" kann ich sehr schwer überprüfen, da ich sehr selten in einem Konzert mit Kammermusik war. In der Tat findet sich auch selten "Reklame" für Kammermusik, was so in Kammermusikkonzerten gespielt wird, bei Opern und Sinfoniekonzerten finden sich häufiger mal Anschläge an Litfaßsäulen und dergleichen. Ich gebe ja zu, Kammermusik ist bei mir die "unterbelichetste Gattung". Dafür gibt es aber auch Gründe. Die Sinfonien und Konzerte von Beethoven mag ich etwa sehr - und habe sie schon viel zu oft gehört - aber die Kammermusik habe ich nur wenig gehört. Es gibt da ein paar Violinsonaten und Streichquartette, die ich mag, aber sehr oft habe ich mich auch gelangweilt. Mozart nur sporadisch. Haydns Streichquartette faszinieren mich irgendwie, obwohl ich auch da nicht wirklich viel gehört habe, habe ich bei Haydn bei den Streichquartetten seltener das Gefühl von Plattheit als den Sinfonien. Am besten kenne ich mich noch bei Brahms aus, aber auch da nicht wirklich gut. Dvorak kenne ich auch. Ich habe bei mir ein paar Lücken in der Kammermusik durchaus schließen können, allerdings ist bei mir Kammermusik wiegesagt noch unterbelichtet. Klaviermusik und Oper, die traditionell bei mir auch unterbelichtet waren, habe ich mir in den letzten Jahren aber mehr und mehr erschlossen. Kammermusik wird aber sicher auch irgendwann dran kommen. Allerdings wird einem von der Musikindustrie auch häufig vermittelt, daß Kammermusik weniger wichtig ist. Der Zyklus der Sinfonien von Beethoven wird häufig gespielt, bei den Violinsonaten findet sich dagegen häufig die Kopplung Frühlings und Kreutzersonate. Vielleicht ist das aber auch nicht so ungerecht? Ich muß sagen, daß ich mich bei Beethovens Violinsonaten häufiger gelangweilt habe, abgesehen von 5 und 9 eben, eine fand ich noch ganz gut, vieles andere hat mich gelangweilt. Bei Brahms finde ich vieles toll, aber zum Beispiel die Klarinettensonaten haben mich noch nicht so zu begeistern vermocht. Ich finde es trotzdem unbedingt gut, wenn Du für die Kammermusik wirbst und auch Mut machst, sich da mehr anzuhören - anderseits kannst Du vielleicht auch nicht unbedingt ein geradezu enzyklopädisches Wissen etwa bezüglich der Wiener Klassik erwarten, wie ich es bei Dir unbedingt voraussetze. Gruß Martin |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#6 erstellt: 21. Okt 2008, 15:53 | |||
Dabeibleiben schrieb ich, weil ich meinte, mich irgendwo im Forum schon mal ähnlich geäußert zu haben. Es ist ja völlig o.k., wenn Dir Kammermusik nicht besonders gefällt, oder nur einzelne Werke. Aber Haydns Quartette verglichen mit den Sinfonien sind ein schönes Beispiel. Gewiß kann man schlecht messen, was da jetzt "besser" ist. Aber wenn man mal die plumpe Regel nimmt, daß bei Haydn die späteren Werke eher die beliebteren und anspruchsvolleren sind, dann ergibt sich folgendes: ca. 104 Sinfonien, davon die letzten 23 ab 1785 komponiert, also weniger als ein Viertel. ca. 70 authentische Quartette, davon die letzten 33 ab 1785. Wenn man die 10 frühen Divertimenti abrechnet, wurden 18 Quartette um 1770-72 komponiert, die 6 op.33 1781 und mehr als die Hälfte relativ spät. Auch von den oft leichtgängigeren Klaviertrios stammen über ein dutzend aus den späten 1780ern und 1790er Jahren. Es gibt also proportional (und sogar absolut) mehr "reife" Quartette und Kammermusik als Sinfonien. Auch Mozart schrieb in seiner Reifezeit, also etwa den letzten 10 Lebensjahren, als er in Wien lebte, 10 Quartette, zwei Klavierquartette, 4 große Streichquintette, ein Klarinetten- und ein Bläserquintett, sowie noch ein paar Trios und Violinsonaten, aber nur 6 Sinfonien (allerdings natürlich noch eine Menge Klavierkonzerte und Opern). Von den 41+ Sinfonien sind mehr als 3/4 ziemlich frühe Werke. Auch wenn es natürlich nicht ganz so viele Einspielungen wie bei Beethovens Sinfonien gibt, so kann man sich bei gerade bei Beethoven, aber auch bei Mozart, Schubert, Brahms eigentlich nicht über die Auswahl der Kammermusikaufnahmen beschweren. Sicher gibt es häufig nur Frühling und Kreutzersonate, aber bestimmt ein dutzend Gesamtaufnahmen der Werke ist problemlos erhältlich und fast alle berühmten Geiger haben sie komplett eingespielt. viele Grüße JK jr. |
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Martin2
Inventar |
#7 erstellt: 22. Okt 2008, 10:11 | |||
Hallo Kreisler Junior, klar ist das OK. OK ist in diesem Sinne fast alles. Es ist auch OK, nur Cellokonzerte aus dem 18. Jahrhundert zu hören. Mir durchaus lieber ist das beherzte Eintreten für Werke, die ein anderer nicht so gut kennt oder nicht zu schätzen weiß. Dazu kann ich Dich nur ausdrücklich ermutigen. Mir persönlich bringt das entschieden mehr. Natürlich können mir auch negative Urteile etwas bringen. Aber: Das ist OK bringt mir gar nichts. Es ist übrigens anzunehmen, daß ich niemals die Wiener Klassik in dem Maße kennen werde wie Du, allerdings bin ich inzwischen im Besitz dicker Boxen, von denen ich einiges nicht oder nur oberflächlich gehört habe und Anregungen sind mir immer willkommen. Welche Beethovenschen Violinsonaten werden etwa von Dir besonders geschätzt? Übrigens habe ich gerade neulich bei Ebay eine Doppel CD mit Beethovenschen Violinsonaten mit Menuhin/ Kempff ersteigert. War ganz billig, 3 Euro die Doppel CD. Da will ich auf jeden Fall noch mal rein hören. Danke im übrigen für die zeitliche Einordnung von Kammermusik bei Haydn und Mozart. Daß sich ein reifer Künstler der Kammermusik besonders zuwendet, scheint wohl kein Einzelfall zu sein. Haydn, Mozart wie Du sagst, Beethovens späte Streichquartette, Brahms, Schostakowitschs Streichquartette. Ich habe da noch enorme Lücken. Was mich allerdings auch nicht stört. Ich habe immer mehr Klassik gehört als andere, aber erst seit Brilliant und den Internetklassikforen, also eigentlich erst seit ein paar Jahren, höre ich dann sogar noch mehr. Es gibt für mich da aber auch eine Grenze dessen, was ich an neuem höre. Gruß Martin |
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enkidu2
Inventar |
#8 erstellt: 22. Okt 2008, 22:16 | |||
Meine bevorzugte Gattung sind Sinfonien. Mit den populären Werken Beethovens, Dvoraks, Tschaikowskys und Schuberts hat alles angefangen (Genau genommen mit "Peter und der Wolf", aber damals lief das noch unter dem Stichwort Musikalisches Märchen und somit außer Konkurrenz). Und noch heute entdecke ich gerne neue Komponisten zuerst über ihre sinfonischen Werke. Wobei ich hierunter auch sonstige Orchesterwerke mit einbeziehe, wie sinfonische Dichtungen und Tänze, Konzertouvertüren, Orchestersuiten etc. Und Konzerte für Orchester ebenso einrechne wie Konzerte für Soloinstrument und Orchester. Bei den Komponisten, die bis dahin meine Aufmerksamkeit und Wertschätzung gewonnen haben, darf es dann auch mal Kammer- oder Instrumentalmusik sein. Auch Chorwerke wie Verdis oder Brahms Requiem oder die Orffschen Carmina Burana verachte ich nicht. Ziemlich am Ende der Beliebtheit stehen bei mir dann Bühnenwerke (idR einfach zu lang) - einige wenige Opern, Operetten und Musicals ausgenommen - und Lieder (Worte zerstören, wo sie nicht hingehören). Und Ballette mag ich überhaupt nicht - für die komischen Verrenkungen habe ich nichts übrig. |
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op111
Moderator |
#9 erstellt: 23. Okt 2008, 07:25 | |||
... aber vermutlich für die Ballettmusik? |
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Martin2
Inventar |
#10 erstellt: 23. Okt 2008, 18:42 | |||
Hallo Enkidu, ich kann das weitestgehend sehr gut nachvollziehen, mir geht es ähnlich. Allerdings Lieder von Schubert etwa finde ich wunderschön und ich finde Musik und Text verstärken sich. Da werden wir uns nicht einig werden. Ansonsten komme ich wie Du ganz entschieden von der Sinfonik. In der Tat fällt es mir bei der Sinfonik am leichtesten, konzentriert zuzuhören, dieses Ausmaß an Konzentration habe ich bei vieler ( nicht aller) Klaviermusik nicht. Ansonsten finde ich viele Klaviermusik ( Satie etwa) sehr entspannend und lebe gewissermaßen damit, daß ich sie mit einer gewissen etwas unkonzentrierten Zerstreutheit höre. Ich weiß das sogar zu schätzen, wobei es sicherlich Leute gibt, die Klaviermusik über alles schätzen, die dies eher als Banausentum empfinden werden. Sicher: Liszts H moll Sonate und vieles von Beethovens Klaviersonaten ist nicht so "entspannend", bei Schubert sieht es schon anders aus, aber bei Chopin, sicher auch Satie vielleicht auch Debussy kann ich so recht entspannen. Vielleicht selbst bei Bach. Klaviermusik "plätschert so nett". Ich will mich da auch nicht disziplinieren, ich will auch Klaviermusik nicht abwerten, nur so geht es mir nun mal mit Klaviermusik. Aber man kann Klaviermusik nicht über einen Kamm scheren. Prokoviev und Skrjabin etwa sind wieder eine andere Hausnummer. Gruß Martin |
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enkidu2
Inventar |
#11 erstellt: 23. Okt 2008, 19:28 | |||
Warum sollten wir uns da nicht einig werden? Es gibt einige Schubert-Lieder, die mich durchaus ansprechen. Über Andreas Staier bin ich auf die Einspielungen von Schubert-Liedern mit Christoph Pregardien gestossen. Daneben schätze ich noch Thomas Hampson als Lied-Sänger. Gruß enkidu2 |
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enkidu2
Inventar |
#12 erstellt: 23. Okt 2008, 19:38 | |||
Es gibt für jeden Augenblick eben die richtige Musik. Ich finde auch, man muss nicht alles analytisch hören (Oje, dass erinnert mich an Schumanns Erste. Da war doch was.) Man sollte Musik vielmehr genießen. Und nur da, wo einen die Neugier treibt, sollte man studieren, wie sich das eine zum anderen fügt. Gruß enkidu2 |
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Martin2
Inventar |
#13 erstellt: 23. Okt 2008, 20:36 | |||
Hallo Enkidu, klar, erlaubt ist was gefällt. Meinetwegen kann man auch Bruckners 8. beim Kartoffelschälen hören. Oder sogar "heiter dabei plaudern". Man muß ja froh sein, wenn klassische Musik überhaupt gehört wird. "Analytisch" hören muß man schon gar nicht, allerdings wenn man in einem gewissen Maße konzentriert hört, gefällt mir das schon. Mich nervt es schon bei einigen Freunden/ Verwandten/ Bekannten, wenn dann teilweise geniale Musik einfach zur Gesprächsuntermalung aufgelegt wird. Gruß Martin |
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Pilotcutter
Administrator |
#14 erstellt: 31. Okt 2008, 15:45 | |||
Dann will ich mal meine favoriserten Gattungen zum Besten geben: Allen Gattungen vorweg steht bei mir der Chorgesang als Fels in der Brandung. Auch jenseits der Klassik, ob säkular oder sakral, ob Männerchor des CVJM "irgendwo" oder Philharmonischer Chor Berlin. Das liegt daran, das ich selber semi-aktiv singe und Chorleitung betrieben habe. Also Werke wie das "Deutsche Requiem" ex Brahms sind für mich das klassische täglich Brot. Werke für Soloklavier beeindrucken mich sehr. Brahms Stücke für Soloklavier mag ich sehr. Die Walter Klien Ausgabe habe ich und die Gerhard Oppitz's steht auf der Einkaufsliste. Beethoven's NT höre ich hin und wieder und lese dabei mit. Ich habe die beiden Henle Bücher der 32. Sonaten. Ich habe die alte Decca Backhaus Kompletteinspielung. Klavierkonzerte stehen auch ganz oben auf meiner Liste. Und, was ich sehr mag sind Transkriptionen von Klavierkonzerten für 2 Klaviere. Ich habe öfter im Jahr die Gelegenheit im kleinen Kreis (ex) Schüler der HMT Hannover zu hören mit ebensolchen Transkriptionen. Auch die Liszt'schen Transkriptionen der Beethoven Symphonien mag ich sehr gern. Das liegt auch nicht zuletzt daran, das ich einige Jahre Orgel- und Klavierunterricht hatte. Aber zu mehr als Chorbegleitung habe ich es nie gebracht. Da ich Schwierigkeiten mit dem analytischen Hören habe, tu ich mich mit großen sinfonischen Werken etwas schwer. Ich würde mich gerne auch theoretisch mehr mit Sinfonien auseinandersetzen, dazu fehlt mir aber einfach die Zeit. Klassische Werke durchgehend hören kann ich fast nur nachts, ansonsten höre ich Klassik oft nur nebenbei und unvollständig. Klassik ist eben auch nur ein - wenn auch der größte - Bereich meines Musikgenres. Ich höre halt von Albinoni bis Zappa. [Beitrag von Pilotcutter am 31. Okt 2008, 15:53 bearbeitet] |
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Martin2
Inventar |
#15 erstellt: 01. Nov 2008, 23:23 | |||
Ja, das verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz. Ich bin mit Sinfonien eingestiegen. Und ich kenne sogar eher unmusikalische Leute, die Sinfonien doch mögen. Sinfonien sind halt nicht so spröde vom Klang her. "Analytisch gehört" habe ich früher - inzwischen habe ich es mir aber weitgehend wieder abgewöhnt. |
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Pilotcutter
Administrator |
#16 erstellt: 06. Nov 2008, 13:25 | |||
Schwierig, schwierig, Martin. Die Hörgewohnheit oder besser das Hörverständnis unterliegt vielleicht nicht zuletzt dem pers. Charakter. Ich bin da etwas mehr der "kurzatmige" Hörer. Ich brauch die Abwechslung, die Melodie. Da muss was passieren in der Musik. Ich muss einem (vielleicht einfachen) Muster folgen können. Mendelssohn's 2. Sinfonie "Lobgesang". Das ist was für mich. Da "passiert was", dem kann ich folgen. Bei Mahler zB ist das anders: Ich höre eine Sinfonie und kann ihr nicht folgen, habe große Teile nach dem Hören vergessen. Dann saß ich mit meinen Kopfhörern 70 Minuten auf dem Sofa und am Ende: ??? Fragezeichen. Darum meine ich, mir eine gewisse Vorbereitung (in viell. lesbarer Form) auferlegen zu müssen um überhaupt eine Ahnung von dem zu bekommen, was der Komponist mir vermitteln will. Eben die Sache mit der Betrachtung der Kunst. Schaff' ich es einzusteigen in das Kunstwerk, oder nicht. Die Literatur und Malkunst ist voll davon. Lese ich "der alte Mann und das Meer" trivial als Unterhaltungsroman und am Ende hat der Fischer eben Pech gehabt, dumm gelaufen. Oder erkenne ich dessen literarischen Wert und erlange ein Verständnis darüber (und letztendlich eine Beurteilung)? Das ist so einigermaßen beschrieben mein Problem. Kurz: zur Unterhaltung ist mir manche Sinfonie zu kompliziert und zum wirklichen Einstieg in die Kunst bring ich's auch nicht. [Beitrag von Pilotcutter am 06. Nov 2008, 14:48 bearbeitet] |
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Martin2
Inventar |
#17 erstellt: 06. Nov 2008, 18:18 | |||
Hallo Olaf, jeder Jeck ist anders. Eine Freundin von mir mag Elgars 1. Sinfonie, ein schwieriges Werk wie ich finde, aber für sie klingt das "nach Meer" und sie liebt das heiß und innig. Mahler hat mir nie große Schwierigkeiten bereitet. Mit Bruckner war das schon anders. Ich erinnere mich, als junger Mann da mit einer Brucknersinfonie dagesessen zu haben - damals gab es noch die schönen Cassettenrekorder mit Laufzählwerk - und mir dazu Bemerkungen aufzuschreiben: Hier beginnt das zweite Thema, oder hier beginnt in der Durchführung eine neue Episode. So kann man sich Sachen schon erarbeiten. Das mache ich heute aber nicht mehr. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem zeitgenössischen Komponisten John Adams. Der meinte: Ein Deutscher müsse immer wissen, wo genau in der Komposition er sich befindet. Aber das müsse gar nicht sein. Letzlich entscheidend ist, ob man ein Werk mag. Wenn das so ist, hört man es öfter und lernt es so immer besser kennen.
Das klingt für mich etwas widersprüchlich. Musik, die einfachen Mustern folgt, bietet gerade weniger Abwechslung. Gerade in schwieriger Musik passiert unheimlich viel; da ist dann gelegentlich ein "Zuviel an Information" und eben das macht es schwierig. Mit der Melodie ist es so eine Sache. Der Engländer unterscheidet "tune" und "melody". Schlecht zu übersetzen im deutschen, weil die Übersetzung von "tune" als "Weise" nicht trifft, denn "Weise" ist im deutschen ein entlegeneres Wort, "tune" im Englischen ein sehr gängiges. Für mich muß Musik melodisch ansprechend sein, aber das muß nicht heißen, daß sie unbedingt besonders "tunefull" sein muß. Sie muß kein "Melodienreigen" sein, aber das Melodische ist für mich ein essentieller Faktor in der Musik und ohne "Melodik", die aber auch durchaus sehr "kleinräumig" sein kann, ist für mich Musik nicht interessant. In dieser Hinsicht bietet die Sinfonik des 19. Jahrhunderts bzw. frühen 20. aber sehr viel. Was dann für Dich erforderlich ist, ist, die Kleinräumigkeit kontrastierender Melodik schätzen zu lernen, die Dramatisierung von Motivik. Das ist das Problem, wenn man zu sehr vom "Song" kommt, daß man unbedingt immer "vollentfaltete Melodien" erwartet. |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#18 erstellt: 06. Nov 2008, 19:37 | |||
Hallo, Ich mische mich mal rotzfrech wie ich nunmal bin in diese Diskussion ein. Ich glaube er (Pilotcutter) meint den Fluß der Musik - die fliessenden Übergänge von einem markanten zum nächsten markanten Thema wenn ich das so richtig herausgelesen habe. So wie es meiner Auffassung nach zB die Sinfonien Mendelssohns oder auch Tschaikowskys bieten. Bei Bruckner finde ich gibt es Unterschiede, seine 6. hat wie ich finde meist fliessende Übergänge, bei seiner 5. jedoch gibt es des öfteren plötzliche Brüche, worauf nach einer kurzen Pause ein neues (nicht zusammenhängendes) Motiv aufgebaut wird was sicherlich gerade für Bruckner-Einsteiger eher ziemlich mühsam zum erfassen ist bzw. kein Zusammenhang aller Teile herstellbar. Übrigens, obwohl ich der spätromantischen Musik meist wenig abgewinnen kann mag ich auch zufälligerweise Elgars 1.Sinfonie ganz gerne und finde sie garnicht so schwierig (da gibt es Komponisten die sich mir viel schwerer erschliessen) vielleicht ist ja der Pathos vor allem in den Blechbläsern manchmal etwas gewöhnungsbedürftig aber sonst hab ich kaum was einzuwenden. Ich denke es ist auch keine Schande wenn man Mahler nicht überall folgen kann, die Sinfonien gehören schließlich zu dem Anspruchsvollsten was es in diesem Sektor gibt. Bei dieser Art der Sinfonien versuche ich mein analytisches hören über Bord zu werfen und versuche mich einfach völlig emotinal auf sie einzulassen, so haben sie auf mich eine viel bessere Wirkung als wenn ich da aufpassen würde wo genau die Abschnitte der Sonatenhauptsatzform beginnen und aufhören und welche Kontrapunkttechniken er wo genau wie angewendet hat. Bei Spätklassik und Frühromantik höre ich aber schon anders, da ich hier finde das hier einiges an Qualität verloren gehen würde wenn man sich hier nicht auf die Feinheiten konzentriert - man kann sich zwar schon nur oberflächlich zB Mozart zuhören, der wahre geniale Kern steckt aber meiner Meinung nach oft "zwischen den Zeilen...oder besser gesagt Tönen". grüße Thomas |
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Moritz_H.
Stammgast |
#19 erstellt: 06. Nov 2008, 21:22 | |||
Mir ergeht es genau umgekehrt – auch jetzt habe ich immer noch kein großes Interesse an Mahler ... |
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Martin2
Inventar |
#20 erstellt: 06. Nov 2008, 21:24 | |||
Diesen Satz verstehe ich nicht. Einmischung in Diskussionen ist Grundprinzip eines Forums, sonst kann man auch Mails miteinander tauschen. |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#21 erstellt: 07. Nov 2008, 00:14 | |||
Ich hätte wohl doch einen smiley dahinterhängen sollen, manchmal bin halt übermütig...ich hoffe ja doch nicht das ich hier als permanent rotzfrech empfunden werde (hoffentlich nur höchstens sporadisch punktuell auftretend) - Schrecksmiley hab ich jetzt keinen gefunden bitte imaginär vorstellen. thomas |
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Pilotcutter
Administrator |
#22 erstellt: 07. Nov 2008, 10:12 | |||
Die Ursache ist wohl die persönliche Anrede:
Das erweckt dann wohl den Eindruck eines Zwiegesprächs. Besser wäre wohl: "Wertes Forum, Hallo Martin" [Beitrag von Pilotcutter am 07. Nov 2008, 10:20 bearbeitet] |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#23 erstellt: 07. Nov 2008, 11:57 | |||
Was ist denn nun genau der Unterschied? Wenn ich recht verstehe, ist "tune" das speziellere, also vielleicht eine besonders einprägsame, singbare Melodie?
Es gibt, glaube ich mindestens zwei oder drei Faktoren, von denen abhängt, ob etwas als "melodisch" empfunden wird. Und je nach Hörer dominiert ein anderer. Das sind - Prägnanz, das meine ich sehr allgemein. Viele der kurzen Motive, aus denen z.B. Beethovens oder auch Bruckners oder Haydns Musik besteht, sind keine langen Melodien, sondern oft eher rhythmisch geprägte kleine Motive, aber eben recht einprägsam - Regelmäßigkeit: das ist schon spezieller, hier hat man als abendländischer Hörer (auch ohne Notenkenntnisse) sich an die regelmäßige Phrasenstruktur eines großen Teils der Musik der letzten 300 Jahre gewöhnt, daß man sie beinahe erwartet. - Sangbarkeit (vielleicht ist das tunefulness?): Oft eine Kombination aus Prägnanz, Regelmäßigkeit und angenehm singbaren Intervallschritten. Da wird es bei Bruckner oft schon schwieriger (verglichen mit Mozart, Tschaikowsky oder Dvorak). Ich weiß aber nicht, inwieweit das für Pilotcutters Präferenzen relevant ist. Die meisten Anfänger bevorzugen Orchestermusik gegenüber zB Klaviermusik aufgrund der größeren Fülle an Klangfarben, des mächtigen Klangs, des größeren Abwechslungsreichtums. Kontraste, selbst strukturelle Sachen sind, trotz der größeren Besetzung oft viel leichter bei Orchestermusik zu hören. Es ist schwierig, über den Einsatz des Seitenthemas oder die Reprise in Beethovens 1. Sinf. hinwegzuhören, da die auch klanglich deutlich abgesetzt sind. Bei Klaviersonaten sieht das oft anders aus. Insofern ist das schon ein wenig ungewöhnlich, aber natürlich völlig ok. viele Grüße JK jr. |
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