HIFI-FORUM » Musik » Klassik » Was ist mit Pop? | |
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Was ist mit Pop?+A -A |
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Autor |
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Martin2
Inventar |
#1 erstellt: 27. Dez 2007, 23:21 | |
Eigentlich darf ein solcher Thread ja hier überhaupt nicht existieren, denn "Pop" ist ja eigentlich eine eigene Abteilung. Pop und Klassik dürfen sich ja eigentlich nicht vermischen. Na ja. Wenn man eine Musikgeschichte aufschlägt, die einen vom Mittelalter in die Neuzeit führt, so ist Pop, Beat und Rock doch eigentlich eher so etwas wie eine peinliche Unterleibskrankheit, die man doch besser verschweigt. Ist es hier auch so? Ist für Euch der Pop auch so eine Art "peinlicher Unterleibskrankheit"? Ich frage ja nur. Oder ist es vielleicht ganz anders, und die Popmusik wird irgendwann zurück in die Geschichte der abendländischen Musik geholt? Vorstellbar wäre es ja. Na ja, zur Geschichte der Musik gehört der Pop ja sowieso. Was überhaupt umstritten sein kann ist der Rang populärer Musik. Ist sie eigentlich substanzlos und biedert sich den Massen nur an? Ich habe übrigens doch so einige CDs aus diesem Bereich, mehr jedenfalls als ich aus dem Bereich moderne Musik habe ( jedenfalls nach 1945). Was ist Eure qualifizierte oder unqualifizierte Meinung zu diesem Thema? Vielleicht ist dieser Thread auch überflüssig, vielleicht provoziert er nur Streit. Meine persönliche Meinung ist, daß ich die beste Musik hören möchte und es ist mir da gleichgültig, aus welcher Sparte diese ist. Selbstverständlich respektiere ich die Aufteilung dieses Forums in verschiedene Musiksparten. Ich glaube anderseits, daß die Grenzen zwischen Pop und Klassik auch fließend sein können. Ich finde John Adams etwa mit seiner "fortgeschrittenen Minimalmusik" manchmal geradezu poppig. Gruß Martin [Beitrag von Martin2 am 28. Dez 2007, 09:02 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#2 erstellt: 28. Dez 2007, 09:59 | |
Grundsätzlich stimme ich mit Dir überein. Ich würde nur gerne den Begriff "Pop" etwas genauer definieren. Für mich ist das weite Feld "Populäre Musik" ein Abkömmling aus europäischen (klassische Musik, Tanzmusik) und afrikanischen Quellen, die sich im späten 19. Jahrhundert insbesondere in den USA vermischt haben und über Blues und Jazz kommend heute die wesentlichen Bausteine der westlichen populären Musik bilden. Enger gefasst ist "Pop" für mich das Hitparadengedudel, das Du aber wahrscheinlich nicht ernsthaft meinst - ? Innerhalb der "Populären Musik" gibt es Musikrichtungen insbes. wie Jazz oder Rock, die meines Erachtens ohne weiteres mit jeder vorherigen Entwicklungsform der "klassischen" Musik (Barock, Klassik, Romantik etc.) qualitativ standhalten können. Leute wie Duke Ellington, Miles Davis, Frank Zappa oder John Zorn haben mit Sicherheit bedeutendere Oeuvres geschaffen als irgendwelche Kleinmeister der Klassik. Rockbands wie die frühen Pink Floyd, Genesis, Soft Machine etc. ebenso. Umgekehrt vermischt sich - wie Du mit John Adams schon schreibst - die zeitgenössische "Klassik" immer mehr mit der Populärmusik und Philip Glass arbeitet Kompositionen von David Bowie zu Symphonien um. Ich denke, die "peinliche Unterleibskrankheit" ist eine muffige 50er Jahre Denke und aus meiner Sicht völlig passé. Das stammt aus der Zeit, als man auch noch in E- und U-Musik unterschieden hat. Das hab ich ohnehin noch nie verstanden: Der überwiegende Teil der klassischen Musik ist aus meiner Sicht Unterhaltungsmusik !!! Sogar Bachs Cellosonaten sind Tanzmusik !!! Grüße Michael |
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Schneewitchen
Inventar |
#3 erstellt: 29. Dez 2007, 15:15 | |
Ich habe mich schon immer (also von früher Jugend an)für Klassik,Jazz,Pop/Rock gleichermaßen begeistert.Und das ist bis heute so geblieben.Je nach Stimmung lege ich Musik aus allen "Schubladen" auf. Ich habe keinerlei Berührungsängste. Nach eine StonesCD oder AbbaCD folgt eine BachCD oder StravinskyCD. Ich höre,was m i r gefällt. Meine CD-Sammlung besteht zwar überwiegend aus Klassik,aber eben auch aus Miles Davis und Moody Blues und Pink Floyd. Und da es mir auch auf gute Klangqualität ankommt,sammle ich SACDs und DVD-Audios aus allen Musikbereichen. Schade finde ich,daß sich nur wenige Leute für klassische Musik und Jazz interessieren bzw. Klassik CDs kaufen.Und deshalb werden die Klassik/Jazz-Regale bei Karstadt,Media Markt u.a. bald ganz verschwunden sein.Wenn ich nicht das Saturn-Stammhaus in Köln hätte mit der riesigen Klassikabteilung,dann wäre ich nur auf die Onlineversender angewiesen.Von den riesigen Werbeetats der Klassikabteilungen von EMI, Deutsche Grammophone, Decca/Philips ist nicht mehr viel übrig geblieben,sodaß ich glaube,daß der Klassikmarkt weiter schrumpfen wird. Die Pop-Eintagsfliegen werden der Musikindustrie auf Dauer auch keine hohen Einnahmen bringen. Es fehlen die wirklichen Superstars,die das Publikum jahrelang bei Kauflaune halten. Aber die Musikfirmen scheinen keinen Wert mehr darauf zu legen, Stars jahrelang zu hegen und pflegen.Nur die schnelle Mark(Euro)ist gefragt. So werden auch im Klassikbereich Medien-Stars wie Netrebko in wenigen Jahren verschlissen und durch neue Stars ersetzt. |
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op111
Moderator |
#4 erstellt: 31. Dez 2007, 11:42 | |
Hallo zusammen,
Michaels Ausführungen kann ich nur unterstreichen. Ich erlebe allerdings z.T. bei noch nicht ganz so alten Konzertgängern (die die 50er und 60er nicht erlebt haben) ein striktes Spartendenken. Und das betrifft auch Rock-Fans, die Klassik als erbaulichen Kitsch für Naive (Rieu / Rondo Veneziano) sehen und über die Lebenswirklichkeit und Intentionen der Komponisten uninformiert sind. [Beitrag von op111 am 31. Dez 2007, 11:46 bearbeitet] |
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toto_el_bosse
Stammgast |
#5 erstellt: 31. Dez 2007, 13:48 | |
Mein bescheidenes "Pop"-Repertoire reicht von Adam Green über Madonna hin zu U2 und zurück von ZZ-Top über Rammstein zu AC/DC. Und ich bin froh darüber, denn: alles zu seiner Zeit! Ich möchte sie genau so wenig missen wie Beethoven, Schostakowitsch und wie sie alle heißen. Keinesfalls darf diese Musik verschwiegen oder wie auch immer als "krank" bezeichnet werden, denn sie ist Ergebnis unserer Entwicklung, Mozart hatte nunmal keine E-Gitarre zur Instrumentation zur Verfügung. Grüßle, Toto. |
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Martin2
Inventar |
#6 erstellt: 31. Dez 2007, 14:23 | |
Wir sind ja hier in der Klassikabteilung, aber gibt es eigentlich gute Literatur, die sich mit der sogenannten Pop, Rock- und Beatmusik beschäftigt? Ich muß eben auch sagen, daß ich zu gewissen Zeiten diese Musik sehr gerne höre, aber im Gegensatz zur Klassik da leider überhaupt keinen Plan habe. Ein Regal mit solcher Musik habe ich immerhin, und da findet sich so einiges von Heaven 17 über Frankie goes to Hollywood bis zu Santana und Pink Floyd. Die Doors natürlich nicht zu vergessen. Oder die Moody Blues. Wie steht ihr denn zu der Auffassung, daß die Popmusik in ihren edelsten Ausprägungen - wenn es so etwas gibt - der legitime Erbe der klassischen Musik ist? Ich glaube, daß wirklich sehr viele Leute das so sehen. Es gibt alte Musik - das ist die Klassik und es gibt neue Musik, und das ist eben Rock Pop und Beat in den verschiedensten Ausprägungen. Wenn Mozart heute leben würde, wäre er dann ein moderner Komponist oder wäre er ein "Art-Rocker"? |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#7 erstellt: 02. Jan 2008, 11:00 | |
Hallo, Würde ich so nicht sagen - also als direkter Erbe. Ich denke die heutige Pop(ular)-Musik entspringt eher auch aus der damaligen im Volk verbreiteten populären volkstümlichen Musik die es schn seit jeher neben der Klassik gab, vor allem den Volksliedern. Aber in gewisser Hinsicht streift die Klassik dieses Gebiet ja natürlich schon weil sich auch viele Komponisten davon inspirieren liessen und diverse populäre Volksliedbearbeitungen in gewisse Werke mit einbauten. Auch Lieder wie zB von Schubert oder Wolf kann man in gewisser Weise als Vorbereiter der heutigen populären Form des Liedes ansehn. Vielleicht könnte man auch noch sagen das die Operette ein Vorläufer des Musicals ist, aber bei allem Anderen wie Symphonien, Konzertformen, Sonaten usw. sehe ich eine absolute Eigenständigkeit der Klassik bei der sie sich bis heute von der populären Musik abhebt. Die Weiterentwicklung dieser wäre eigentlich die heutige zeitgenössische klassische Moderne. Ich denke also es gab eigentlich 2 parallele Entwicklungen - die der ernsten klassischen Formen und die aus dem Volkstümlich entstandenen bis zur heutigen Form des Liedes.
Das sind immer haltlose Hypothesen die zwar oft behauptet werden (Mozart wäre auch heute ein Pop-Star) aber das entspringt meiner Meinung nach nur einem etwas verzerrten Mozart-Klischee. Das kann zwar Niemand so genau wissen ich würde aber sagen - nein - aber ich müßte jetzt weiter ausholen...hoffe jetzt nicht zu weit. Also erstmal müßte man dann auch folgende Hypothese aufstellen - wir haben heute einen anderen Zeitgeist, Mozart könnte nicht mehr unter diesen Umständen wie damals aufwachsen, es würde schon eine ganz andere Entwicklung nehmen wenn man nicht unter einem musikalischen Spitzenpädagogen aufwächst - der Umstand seiner Kindheit wäre schon mal sehr wesentlich und prägend. Die andere Hypothese - Mozart hätte damals die Zeitmaschine des Dr.Messmers gefunden und wäre plötzlich in unserer Zeit gelandet. Wäre er wohl aus dem Häuschen wenn er Dieter Bohlen, Britney Spears & Co hören würde? Er wäre sicherlich begeistert von den klanglichen Möglichkeiten unserer Zeit aber musikalisch hätte ihn das vielleicht zu ein paar "Leck..."-Canons mit ein paar originellen Beats animiert aber seinen künstlerischen Ansprüchen nicht genügt. Da gibt es die berühmten Briefstellen indem der Vater ihm empfiehlt er möge doch bitte populärer schreiben, da er damals - vor allem in den Opern - den Hang hatte eher für den künstlerischen Anspruch als für die breite Masse zu komponieren, worauf er entgegnete er würde keine Musik für "lange Ohren" machen, ein "Insider"-Ausdruck für die Leute ohne jegliches Kunstverständnis in der Musik. Man muß auch prinzpiell unterscheiden, Mozart liebte es zwar sich auf der Bühne zu präsentieren, aber nicht wie viele heutige Künstler zu jedem Preis nur des Willen wegens ein Star zu sein sondern um seine mühsam seit klein auf erarbeitete Kunstfertigkeit und vor allem seine eigene Musik zu präsentieren (es gab ja damals schließlich keine modernen Medien) - und er hatte wie man weiß natürlich höchste Ansprüche darin. Soviel dazu, alles weitere wäre nur Spekulation. gruß Thomas |
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Gene_Frenkle
Inventar |
#8 erstellt: 02. Jan 2008, 12:04 | |
Eine völlig hypothetische Frage. Ich habe mal im Radio ein Kommentar gehört, wo mit dem Image Mozarts als Popmusiker seiner Zeit aufgeräumt wurde. Der Kommentator (Name leider entfallen) sagte: wenn ein Ensemble zu Mozarts Zeiten auf einem Dorffest die Zauberflöte vorgetragen hätte, hätte man die Leute wahrscheinlich mit Prügel nach Hause geschickt. Das war kein massentauglicher "Pop" und ist es imo heute auch nicht. Zum anderen: Pop oder Jazz ist nicht immer anspruchslos. Es findet bei unteschiedlichen Musikstilen nur auf unterschiedlichen Dimensionen statt (ohne eine höher als die andere ansiedeln zu wollen). Leute zu unterhalten, zum tanzen zu bringen usw. ist nicht so leicht wie es scheint. Guten Jazz oder Rock zu spielen ist für die meißten klassischen Musiker sogar fast unmöglich (jedenfalls mir selten untergekommen bei denen die es versuchen). Für mich gilt: erlaubt ist, was gefällt und mir gefällt vieles zu unterschiedlichen Zeiten. |
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