Stars von heute - Legenden von morgen?

Rozhdestvensky würde ich auch in Klammern setzen - er ist bereits eine lebende Legende.

Ich glaube, es ist insgesamt müßig/akademisch, sich mit dieser Frage überhaupt auseinanderzusetzen. Die Zeit, mithin die Geschichtsschreibung, schafft Legenden. Das von heute aus zu prognostizieren ist unmöglich.

Gruß, Thomas

Außerdem sind Legenden überschätzt, sowohl im Prinzip als auch meistens im Einzelfall

JK jr.

Hallo Thomas

sound67-again schrieb:

Rozhdestvensky würde ich auch in Klammern setzen - er ist bereits eine lebende Legende. :)

Das freut mich, auch weil ich ihn schon zwei Mal live erleben durfte :). Dieses und letztes Jahr war er leider nie in Zürich :(.

sound67-again schrieb:

Ich glaube, es ist insgesamt müßig/akademisch, sich mit dieser Frage überhaupt auseinanderzusetzen. Die Zeit, mithin die Geschichtsschreibung, schafft Legenden. Das von heute aus zu prognostizieren ist unmöglich.

Da stimme ich dir voll und ganz zu. Allerdings wollen wir ja immer alles im Voraus wissen und halten uns auch an so vage Sachen wie Hellseherinnen, Kartenleserinnen, Horoskope und solches Zeugs (zumindest gewisse Personen) ;). Meine Idee war nicht, dass wir uns jetzt schon festlegen, sondern einen gewissen Trend erkennen könnten, wer einmal in die 'Hall of Fame' aufgenehmen werden könnte. Es gibt sicher einige 'umstrittene' Kandidaten, an denen sich einige hier die Zähne ausbeissen könnten ;).

Kreisler_jun. schrieb:

Außerdem sind Legenden überschätzt, sowohl im Prinzip als auch meistens im Einzelfall :D

An wen denkst du?

Gruss Marc

Ich denke, dass z.B. Daniel Barenboim in den Kreis der Legenden aufgenommen werden könnte.

Gruß
Georg

Hallo Georg

G-Kiselev schrieb:

Ich denke, dass z.B. Daniel Barenboim in den Kreis der Legenden aufgenommen werden könnte.

Interessant, an Barenboim habe ich keinen Gedanken verschwendet. Ich kenne ihn, das heisst, seine Aufnahmen etc., nicht, denke aber aufgrund der teilweise nicht so überragenden Konzertkritiken vom "Lucerne Festival", dass er nicht unbedingt einmal zu einer "Legende" werden könnte. Lobenswert ist sicher sein Engagement mit dem West-Eastern-Divan-Orchestra.

Was meinen die restlichen User, die Barenboim besser "kennen" als ich, dazu?

Gruss Marc

Hallo Marc,

besonders als er noch jung war, hat er wirklich einige besondere Aufnahmen gemacht z.B. seine Mozart - Einspielungen. Zudem kommen auch Leistungen als Dirigent u.a. die Bruckner Symphonien. Freilich hat er sich in letzterer Zeit nicht sehr hervorgetan, aber nach ihrem Tod werden Interpreten eher ganzheitlich bewertet, d.h. ihr Lebenswerk.

Gruß
Georg

STR schrieb:

Hallo Thomas Dieses und letztes Jahr war er leider nie in Zürich

Doch Anfang letztes Jahr, wenn ich mich richtig erinnere.
Nächstes Jahr ist er in Basel...

Kreisler_jun. schrieb:

Außerdem sind Legenden überschätzt, sowohl im Prinzip als auch meistens im Einzelfall JK jr.

Beispiele und Begründung Bitte.

Hallo STR,

mir fällt deine Einteilung auf. Die nach deiner Nennung bereits vorhandenen Legenden sind zwei Pianisten, ein Dirigent und ein Geiger. Die nach deiner Nennung potentiellen Legenden sind vier Pianisten, ein Dirigent und ein Cellist, der auch dirigiert, den in Klammern genannten Dirigenten lasse ich mal weg. Etwas viel Klavier, etwas wenig Gesang.

Vielleicht solltest du klarer sagen, nach welcher Art Künstler du suchst (Pianist, Dirigent, Sänger, Geiger, Cellist, Flötist, Oboist... Es gibt sogar eine Legende am Horn: Dennis Brain).

Legenden werden übrigens in der Regel nicht die, die "nur" herausragend gut musizieren, sondern jene, die etwas Besonderes mit sich bringen, etwas Einmaliges.

Horowitz, der seltsam lebensuntüchtige, hypernervöse Super-Pianist und Virtuose, hatte dieses Besondere.

Yehudi Menuhin ist wohl nicht in die allererste Riege der besten Geiger des letzten Jahrhunderts einzureihen - zugegeben: Das Beethoven-Konzert unter Furtwängler ist toll. Gleichwohl ist er durch sein Mensch-Sein ganz sicher eine Legende geworden.

Rostropowitsch ist ganz sicher bereits jetzt eine Legende. Irgendwann gab es hier mal eine Umfrage, wer der beliebeste/beste Cellist ever sei. Rate mal, wer mit Abstand gewonnen hat - übrigens vor du Pre, auch eine Legende (nicht nur wegen ihrer Krankheit, aber eben auch).

Barenboim? Nein, der wäre mir nie im Leben eingefallen. Ja, seine Mozartkonzerte sind toll. Auch die Beethovenkonzerte unter Klemperer höre ich gern. Seine Beethoven-Sonaten sind sogar berühmt. Aber Legende? Nein, er musiziert(e) nur einfach gut (zu ihm als Dirigenten halte ich mich vornehm zurück). Aber etwas Besonderes hat er nicht.

Argerich ist übrigens bereits heute eine Legende. Das zeigt schon ihr Spitzname ("Klavier-Hexe").

Nun wollte ich mit einem freundlichen "Thomas" verabschieden, da fällt mir auf, ich habe deine Frage noch gar nicht beantwortet!

Also:

Bei den Dirigenten hätte Rattle eine Legende werden können. Er ist wohl gerade dabei, das zu versauen.

Harnouncourt wird wegen seiner Errungenschaften bzgl. der historischen Aufführungspraxis sicher eine Legende werden.

Ich befürchte: Auch Thielemann wird eine Legende. Er hat die Begabung, sich ins rechte Licht zu stellen, nach dem Motto: Tristan kann ich erst mal nicht mehr dirigieren, es nimmt mich zu sehr mit. Er versteht es, sich zu etwas Besonderem zu machen. Fairerweise sei gesagt: Ich kenne zu wenig von ihm, um ihn angemessen beurteilen zu können.

Bei den Pianisten ist es schwer. Zimerman, ja, der kann eine werden. Ihm fehlt allerdings ein wenig Extravaganz. Man muss ja nicht gleich nackt Klavier spielen (Gulda) oder mitsingen (Gould). Aber ein wenig Eskapade täte seinem Image gut. (Ach Gott, jetzt werde ich schon sarkastisch - eigentlich mag ich den Begriff "Legende" nämlich nicht)

Leider steht zu befürchten, dass sogar Frau Netrebko Legende wird (ach nein, bitte nicht).

Ach ja, in dem neuesten Fono-Forum ist ein Bild von Schostakowitsch, Rostropowitsch und Roschdestwenski zu sehen. Der Text dazu lautet: Drei Legenden.

Das reicht erst mal.

Thomas