Jazz-Bearbeitungen von klassischen Stücken

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kniepfeil
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 25. Mrz 2005, 21:26
Hallo alle zusammen,
ich weiß jetzt, was in etwa im Abi drankommt, und das wird (Original&Bearbeitung) mit einem Werk aus dem 17.-18. und dessen Bearbeitung aus dem 20. Jahrhundert zutun haben. Da unser Musiklehrer ein Jazzfanatiker ist, bin ich mir relativ sicher, dass er sowas wie:
Beethovens 5. -> The Fifth - Exception
Bach-Werke -> Jean Loussier Trio - Play Bach
Miles Davis hat auch mal was klassisches bearbeitet...
drannehmen wird.
Könnt ihr mir noch mehr (relativ "populäre") Beispiele mit einer gewissen künstlerischen Bearbeitungsnote nennen? Wäre ganz gut sich da ein "wenig" einzuhören...
Numtsi
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 26. Mrz 2005, 03:31
Also ich bin da echt kein Experte. Aber ich hab ne CD von Miles Davis namens "Porgy and Bess". Wenn ich mich recht entsinne, ist das eigentlich auch was klassisches oder????
Satie
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 27. Mrz 2005, 17:31

Könnt ihr mir noch mehr (relativ "populäre") Beispiele mit einer gewissen künstlerischen Bearbeitungsnote nennen? Wäre ganz gut sich da ein "wenig" einzuhören...


In den siebziger Jahren gab es die holländische Formation EKSEPTION um den (Kirchen-)Organisten Ricky van der Linden. Beinnahe alles, was die eingespielt haben, waren klassische Stücke, vorrangig Beethoven, Mozart und Bach. Vorsicht allerdings, wenn Dein Lehrer im Jazz ein Anhänger der reinen Lehre ist und Jazzrock als nicht artenrein betrachtet.

Dann gab es noch in den 60er/70er Jahren einen französischen Gitarristen (E-Gitarre) namens Andre Benichou, der mit seinem Instrument und seinen Jazz-Bach-Interpretationen wohl gern auf den Loussier-Zug aufgesprungen wäre. Von dem hat man aber später nichts mehr gehört. Die Stücke, die ich gehört habe, passen auch ganz in die Loussier-Schublade, mein persönlicher Geschmack war das allerdings weniger.

Grundsätzich werden Musikinterpreten, die klassische Stücke jazzmäßig verwursten, immer sehr kritisch betrachtet und teilen das Jazz-Lager meist in zwei Gruppen, Hurra oder Pfuiteufel.

Ach ja, von Gershwin´s "Summertime" gibts wahrscheinlich mehr als ein Dutzend Jazz-Einspielungen.

Gruß

Satie


[Beitrag von Satie am 27. Mrz 2005, 17:58 bearbeitet]
tjobbe
Inventar
#4 erstellt: 29. Apr 2005, 11:47
Diese hier ist keine Bearbeitung von klassicher Musik im herkömmlichen Sinne sondern eher Jazz mit den mitteln der Klassik interpretiert



Alt-SAxophonist und Klarinetist John La Porta ist eher unbekannt, aber durchaus ein hochkarätiger Musiker und Musiklehrer der auch mit der Interpetation klassischer Musik brilliert hat (u.a. Strawinsky)

Auf der vorliegenden CD sind seine beiden bei Fantasy 1956&'58 erschienen beiden LP's im 2002er Remaster mit fast 80 minuten Spielzeit veröffentlicht.

Erhältlich im Moment beim ZYX Ebay Shop music-garden/Music-Special-sale für 8,50€

Cheers, Tjobbe
op111
Moderator
#5 erstellt: 29. Apr 2005, 12:28
Ein gelungenes non nonsense Beispiel:

Stan Kenton & Big Band
plays the Music of
Richard Wagner (Lohengrin, Walküre, Götterdämmerung, Tannhäuser, Tristan)
Capitol Records STAO 2217, 1964
Creative World (Kenton Eigenverlag)ST-1024
[leider nur antiquarisch als LP]


Wenn man das Spektrum etwas erweitert

Miles Davis:
Sketches of Spain
(Rodrigo, Gitarrenkonzert 2. Satz)
Sony

Jan Garbarek
The Hilliard Ensemble
Officium
ECM New Series 1525

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 29. Apr 2005, 12:30 bearbeitet]
GustavGans
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 05. Mai 2005, 21:07
ein weiteres - in meinen Ohren sehr schönes - Beispiel:





Bach Variations von Ketil Björnstad
eltom
Inventar
#7 erstellt: 13. Mai 2005, 15:58
Auf der "Sketches of Spain" von Miles wird doch das Concerto d'Aranjuez (oder wie man das auch immer schreibt) interpretiert. Das ist auf jeden Fall noch der Klassik zuzuordnen und IMHO eine tolle Interpretation von Miles und co, auch wenn es nicht das komplette Concerto ist.
icknam
Stammgast
#8 erstellt: 17. Mai 2005, 09:34

eltom schrieb:
Auf der "Sketches of Spain" von Miles wird doch das Concerto d'Aranjuez (oder wie man das auch immer schreibt) interpretiert. Das ist auf jeden Fall noch der Klassik zuzuordnen und IMHO eine tolle Interpretation von Miles und co, auch wenn es nicht das komplette Concerto ist.


Ursprünglich für Gitarre als Soloinstrument und eine recht kitschige Nummer.

Ständig gespielt werden Gershwin (Porgy and Bess), Cole Porter (Kiss Me, Kate, Anything Goes), Kurt Weill (Mahagonny, Dreigroschenoper). Das liegt daran, dass die Werke in den Anfangszeiten des Jazz geschrieben wurden und teilweise auch am Entstehen des Jazz schuld waren (Kurt Weill mit einer Oper, die zugleich Tanzrythmen und ein (damaliges Jazzensemble) verwendete, war eine Mischung aus E- und U-Musik). Kurt Weill wäre eh mein Tipp für das angesprochene Thema.

Kannst ja mal die Rezeption des Saxophons in der Klassik verfolgen - das Instrument ist so ca. 130 Jahre alt => gab es zu Beethovens Zeiten noch nicht (so wie es zu Bachs Zeiten den Flügel noch nicht gab)

Officium (mittelalterliche Musik) von Garbarek, Keith Jarrett - Bachaufnahmen (Wohltemperierte Klavier, Goldberg-Variationen) - aber eigentlich kein Jazz, sondern nur Jazzpianist versucht sich mit klassischer Musik - hätte er auch sein lassen können (aus Zuhörersicht), dann habe ich noch eine John Surman (Proverbs and Songs, Orgel, Chor, Sax bzw. Bassklarinette, Sprecher).

____________________________
Vor allem in den 70ern gab es einige Rockgruppen mit Klassiknummern, was wohl daran liegt, dass damals einige Rockmusiker noch Musik an einer Musikhochschule (und nicht in Joes Garage - to punish your ma) studiert haben.

Neben der genannten 5. Symph./Beethoven von Ekseption, gibt es bspw. noch - ganz bekannt - Emmerson Lake Palmer mit "Bilder einer Ausstellung"/Mussorgsky und Sky², die Vivaldi oder Bach aufgegriffen haben (Musikernamen richtig geschrieben?).

Ich habe dann noch eine Scheibe: Isao Tomita spielt die Feuervogel-Suite von Stravinsky auf diversen Moog-Synthsizern (sind hinten auf der LP fein säuberlich aufgelistet) - (aber das kennt in Deutschland wohl keine Sau, Bilder einer Ausstellnug gibt es auch noch von ihm). Den letzten Satz der Feuervogel-Suite gibt es auch auf einer Yes-Platte zu hören (Eröffnungsstück des 3-fach-Albums Yessongs, wenn ich mich recht entsinne - die Scheibe habe ich nicht mehr).

Auch in der Metal-Szene finden sich immer wieder Musiker, die insbesondere von der Barockmusik angezogen werden. Die(der) Gitarrist(en) (?) von Dream Theater (ziemlich süßlicher Metal - das kann sogar ich mir anhören, die wahren Metalfreunde werden den Kitsch vermutlich verachten) habe da auch einige Aufnahmen.
____________________________


Bei Klassik und Jazz ist das Problem, dass in der Klassik relativ viel festgelegt ist, während die Jazzer ja insbesondere die Improvisation schätzen.

Bis Beethoven gab es in den Konzerten zwar die Kadenzen (dass sind die Solostücke), die vom Komponist nicht vorgeschrieben waren. Die Solisten hatten also die Möglichkeit, sich zu entfalten und auch zu improvisieren. Allerdings gibt es bekannt gute Kadenzen, die dann wieder andere Musiker übernommen haben. Das erkennt man heute daran, dass es etwa heißt: "Kadenz von Freisler" oder "Kadenz von Schneiderhahn". Beethoven hat dann aber dait angefangen, auch die Kadenzen vorzuschreiben, so dass auch das Solo weitgehend festgelegt war. Die Solisten haben damals - was man so hört (Aufahmen gibt es ja nicht, aber Noten von z.B. Freisler, Paganini) - die meisten heutigen Musiker zum Frühstück verputzt - auch im Hinblick auf die Improvisation (im Rahmen der damaligen Musik).

Wegen den Beschränkungen wird Klassik eher von den Rockmusikern übernommen, da sie mit festen Strukturen und einstudierten Stücken weniger Probleme haben, als die Jazzer, die eben die Improvisation als essentielles Bestandteil der eigenen Musik ansehen.

Dementsprechend ist die eigene, freiere Interpretation von Miles Davis wohl auch gelungener, als die (angeblich notengetreuen) Versuche von Keith Jarrett (sind ja beide ausgezeichnete, aber auch schwer eigenwillige Musiker und Komponisten).


_____________
Ansonsten - mal jemanden fragen, der sich auskennt, oder ein gutes Buch dazu lesen.


[Beitrag von icknam am 17. Mai 2005, 09:37 bearbeitet]
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 25. Mai 2005, 23:17
Hallo,
da bereits das meiste geschrieben wurde, kann ich nur noch 3 Sachen hinzufügen:

Deodato´s Rockjazz-interpretation von "Also sprach Zarathustra" , ebenfalls in den 70ern ein Dauer-Brenner.

Dann noch vom Klassik-Pianisten Friedrich Gulda: "The Long Way to Freedom" .
Doppel-LP ebenfalls aus den 70ern, bei der er auf Seite 1 mit Klassik anfängt und sich dann immer mehr "Freiheit" erkämpft, bis es auf seite 4 verdammt jazzig, fast free-jazzig endet.

Entsprang damals seiner Langeweile und dem zunehmenden gefühl der Leere beim ewigen Abnudeln seiner enthusiastisch gefeierten Klassikkonzerte. Er wollte die Konventionen der klassischen Musik abwerfen und den wandel vom reinen , "gefangenen" Interpreten zum sich mitteilenden Künstler vollziehen.

Egal, ob man das als damaligen Zeitgeist abtut oder nicht, die Doppel-LP hat mich stets fasziniert, weil ich seine Motivation beim Abhören der Scheibe immer wieder als authentisch empfinde.. Erschien ... natürlich..... auf MPS.....

Dann gab es noch von Emerson, Lake und Palmer ihre eher rockige als jazzige Interpretation der "Bilder einer Ausstellung" .

Dem hat unser damaligen Musiklehrer (ziemlich strenger Klassikliehaber. 70er Jahre) sogar in puncto künstlerischer Leistung etwas abgewinnen können... zu meiner Verwunderung.

Im Spannungsfeld von Jazz und KLassik muss ich persönlich neben Weill und Bartok auch stets an Satie denken.

Off topic: Ich finde, es ist schade, hier im Board zu Satie nichts finden zu können. Da hier sogar jemand den nick "Satie" hat, hoffe ich auf Unterstützung!

Gruß
geniesser_1


[Beitrag von geniesser_1 am 25. Mai 2005, 23:29 bearbeitet]
icknam
Stammgast
#10 erstellt: 25. Mai 2005, 23:43

geniesser_1 schrieb:
Off topic: Ich finde, es ist schade, hier im Board zu Satie nichts finden zu können. Da hier sogar jemand den nick "Satie" hat, hoffe ich auf Unterstützung! ;)

Zum Glück scheint zur Zeit die Sonne, so dass Satie in der Schublade bleiben kann.

Aber wenn dir Satie gefällt und du Nachschub brauchst und Mompou noch nicht kennst ...

Ich glaube allerdings, dass Satie auf längere Sicht nicht so interessant ist und es für Leute, die diese Art Musik hören, doch Interessanteres gibt.
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 26. Mai 2005, 09:29

icknam schrieb:

geniesser_1 schrieb:
Off topic: Ich finde, es ist schade, hier im Board zu Satie nichts finden zu können. Da hier sogar jemand den nick "Satie" hat, hoffe ich auf Unterstützung! ;)

Zum Glück scheint zur Zeit die Sonne, so dass Satie in der Schublade bleiben kann.

Aber wenn dir Satie gefällt und du Nachschub brauchst und Mompou noch nicht kennst ...

Ich glaube allerdings, dass Satie auf längere Sicht nicht so interessant ist und es für Leute, die diese Art Musik hören, doch Interessanteres gibt.


hallo,

ich finde Satie keineswegs depressiv oder etwas fuer triste, herbstliche Regentage, im Gegenteil.
Allein bereits die Titel seiner Kompositionen wiedersprechen dem:

"Drei Stuecke in Form einer Birne" ist wohl eher tiefschwarzer Humor ( schliesslich war seine Mutter in Gross-Britannien geboren) mit starker Anlehnung an seine Kontakte mit Malern wie Picasso u.a.

Allerdings ist dieser wohl ziemlich unterschaetzte Komponist nicht ganz leicht zu verstehen.

bereits seine Tempo-Anweisungen an den Interpreten sind ziemlich humorvoll, eher surrealistisch angehaucht, allerdings auch sehr individuell auslegbar. Leider gibt es die Interpretation von McCabe (EMI) nicht mehr - sie ist die spritzigste und ausgesprochen humorvollste, die ich kenne ( ich fange dann fast automatisch an, zu laecheln) und war mein Einstieg in Satie' s Musik. Wohingegen mir die Ciccolini-Interpretation damals, als ich sie hoerte, nicht gefiel. Sie entsprach eher dem "Schwermuetigen" Stil, fast dramatisch, auch dort, wo die Anweisungen des Komponisten meiner Erinnerung nach gegenlaeufig waren.

Mittlerweile (ich habe wegen lange Zeit eingemottetem Plattenspieler lange nicht mehr Satie gehoert) habe ich auch andere Interpretationen, allesamt wesentlich langsamer. Sie sind teils eher nuechtern-technisches, einwandfreies Herunterspielen, teils eher schwelgend-tropfend, die schlichte Eleganz der Kompositionen auskostend, aber nicht depressiv.

jedenfalls empfinde ich das so...

Wobei ich - um Missverstaendnissen vorzubeugen - betonen moechte, dass ich weder Klassik- noch Satie- Experte bin, ich mag halt seine Musik und finde, dass die meisten von seinem damaligen Zwang, den Lebensunterhalt mit Salonmusik bestreiten zu muessen, auf die Qualitaet seiner Kompositionen schliessen.

Letztendlich ist das wie stets eine Geschmacksfrage, aber ich mag ein wenig darauf hinweisen, dass so mancher heutzutage sehr geschaetzte Komponist zu Lebzeiten den gleichen Zwaengen unterlag und erst lange Zeit spaeter Anerkennung erlangte, vielleicht sogar erst vielspaeter ueberhaupt "verstanden" wurde. Ist halt so mit Avantgardisten. Und mit den kuenstlerischen Avantgardisten der damaligen Zeit hatte er ja wohl sehr viel Kontakt, was - wie ich meine - eindeutig in seiner Musik wiederzufinden ist.



(Endlich mal jemand, mit dem man ueber satie schwaetzen kann.. )

Hier eine kleine dt. Einfuehrung:

http://www.jazclass.aust.com/satie.htm

und sehr informativ auf englisch:

http://www.jazclass.aust.com/satie.htm#00b


Gruss
geniesser_1

P.S.:

Wenn es lebensbedrohlich herunterziehende Musik ueberhaupt gibt, so ist das das immergleiche Saxophon-gejaule des spaeten Garbarek...


[Beitrag von geniesser_1 am 26. Mai 2005, 10:15 bearbeitet]
icknam
Stammgast
#12 erstellt: 26. Mai 2005, 11:53

geniesser_1 schrieb:

icknam schrieb:

Zum Glück scheint zur Zeit die Sonne, so dass Satie in der Schublade bleiben kann.

Aber wenn dir Satie gefällt und du Nachschub brauchst und Mompou noch nicht kennst ...

Ich glaube allerdings, dass Satie auf längere Sicht nicht so interessant ist und es für Leute, die diese Art Musik hören, doch Interessanteres gibt.


ich finde Satie keineswegs depressiv oder etwas fuer triste, herbstliche Regentage, im Gegenteil.
Allein bereits die Titel seiner Kompositionen wiedersprechen dem:

"Drei Stuecke in Form einer Birne" ist wohl eher tiefschwarzer Humor (schliesslich war seine Mutter in Gross-Britannien geboren) mit starker Anlehnung an seine Kontakte mit Malern wie Picasso u.a.


Ich meinte jetzt nicht depressiv - gewiss nicht. Aber seine Musik tröpfelt nunmal eher in lang gezogenen Stimmungen dahin, als das sie sich durch feurige Melodien, spritzige Rhythmen oder vielschichtige Harmonien auszeichnet. Wenn ich Satie höre, komme ich nicht ständig in Versuchung, mit dem Fuß zu wippen oder mitzuträllern.


geniesser_1 schrieb:
Allerdings ist dieser wohl ziemlich unterschaetzte Komponist nicht ganz leicht zu verstehen.

Also - das mit dem Verstehen ist heute wohl nicht mehr so. Wie er allgemein eingeschätzt wird, weiß ich nicht.


geniesser_1 schrieb:
bereits seine Tempo-Anweisungen an den Interpreten sind ziemlich humorvoll, eher surrealistisch angehaucht, allerdings auch sehr individuell auslegbar. Leider gibt es die Interpretation von McCabe (EMI) nicht mehr - sie ist die spritzigste und ausgesprochen humorvollste, die ich kenne ( ich fange dann fast automatisch an, zu laecheln) und war mein Einstieg in Satie' s Musik. Wohingegen mir die Ciccolini-Interpretation damals, als ich sie hoerte, nicht gefiel. Sie entsprach eher dem "Schwermuetigen" Stil, fast dramatisch, auch dort, wo die Anweisungen des Komponisten meiner Erinnerung nach gegenlaeufig waren.

Wobei ich - um Missverstaendnissen vorzubeugen - betonen moechte, dass ich weder Klassik- noch Satie- Experte bin, ich mag halt seine Musik und finde, dass die meisten von seinem damaligen Zwang, den Lebensunterhalt mit Salonmusik bestreiten zu muessen, auf die Qualitaet seiner Kompositionen schliessen.

Letztendlich ist das wie stets eine Geschmacksfrage, aber ich mag ein wenig darauf hinweisen, dass so mancher heutzutage sehr geschätzte Komponist zu Lebzeiten den gleichen Zwaengen unterlag und erst lange Zeit spaeter Anerkennung erlangte, vielleicht sogar erst vielspaeter überhaupt "verstanden" wurde. Ist halt so mit Avantgardisten. Und mit den kuenstlerischen Avantgardisten der damaligen Zeit hatte er ja wohl sehr viel Kontakt, was - wie ich meine - eindeutig in seiner Musik wiederzufinden ist.


Also, ich kenne: Eric Satie mit Anne Queffelec und mit Frank Glazer und ich kenne weder die Noten noch seine Lebensgeschichte.

Wenn man selber ein Instrument spielt, fällt halt auf, dass es vieles wie eine ausgezeichnete Aneinanderreihung von Klimpereien klingt. Das liegt aber daran, dass er sich nicht an die klassischen Vorgaben bei Takt, Harmonie, Melodie und Durchführung hält - zu seiner Zeit war es sicherlich neu.

Allerdings ist Satie für mich auch immer recht naiv (wie ich schon sagte, auf längere Sicht nicht so interessant). Das liegt aber daran, dass ich ihn eher in die E-Musik-Schublade packe und er es da mit Schwergewichten wie Beethoven zu tun hat.

Leider ruft das Schwimmbad - kann also nicht mehr weiter schreiben.

PS. - das mit der Klimperei habe ich auch schon zum (umschauen, keine Jazzfans in der Nähe?) Kölnkonzert eines gewissen berühmten Herrn K. J. gesagt. Ich lege mich aber immer wieder mit irgendwelchen 20-jährigen an, die persönlich tief beleidigt sind, wenn ich ihre Lieblingsmusik nicht toll finde (letzthin hat sich eine ganze Horde auf mich gestürzt, weil ich zu sagen wagte, dass ich Zweifel daran habe, dass es anspruchsvolle Technomusik gibt - sofort war ich als vollständiger Musikbanause, der nur M-TV hört, entlarvt).


geniesser_1 schrieb:
Wenn es lebensbedrohlich herunterziehende Musik ueberhaupt gibt, so ist das das immergleiche Saxophon-gejaule des spaeten Garbarek ... :D

Jaja - der Garbarek ... Er schafft es z.B. immer wieder mit ausgezeichneten Musikern abseits der üblichen Bahnen zusammenzuarbeiten. Aber so richtig warm werde ich nicht mit ihm. Depressiv finde ich die Musik allerdings auch nicht.

PPS.
Das mit dem Mompou war durchaus ernst gemeint.
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 26. Mai 2005, 12:32

Das mit dem Mompou war durchaus ernst gemeint.


Dann schreib mal was dazu?

Gruss



geniesser_1
Satie
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 26. Mai 2005, 15:50

Off topic: Ich finde, es ist schade, hier im Board zu Satie nichts finden zu können. Da hier sogar jemand den nick "Satie" hat, hoffe ich auf Unterstützung!


Mit Satie ist das so eine Sache. Die meisten finden seine Musik einfach nur elegisch oder depressiv. Obwohl das nicht immer so ist, z. b. ist die Gnossiene Nr.5 eigentlich ein wunderbar schönes und fröhliches Stück. Mir gefällt Satie's Musik jedenfalls auch dann, wenn ich guter Stimmung bin, ich lese aber z. B. auch Franz Kafka und kann auch hier die vorherrschende Meinung nicht teilen, das die Lektüre Depressionen verursacht, wie oft behauptet.

Wer Jacques Loussier nicht als Nicht-Jazz ablehnt, sollte sich vielleicht mal dessen Satie-Album anhören. Da kommt das eligische nicht so schwer raus, wie bei den reinen Piano-Interpretationen und teilweise swingt es richtig.

An die Satie-Kenner: Hat einer in einem deutschen Plattenladen schon mal Aufnahmen der japanischen Satie-Interpretin Satsuki Shibano gesehen?

Gruß

Satie
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 26. Mai 2005, 17:07
@ Satie:


An die Satie-Kenner: Hat einer in einem deutschen Plattenladen schon mal Aufnahmen der japanischen Satie-Interpretin Satsuki Shibano gesehen?


1) bin kein echter Satie-kenner.
2)nein. Kennst Du diese genauer?

Habe nur die Ciccolini-Gesamtausgabe, eine Einspielung von McCabe (Rezensionen hier:
http://hem.passagen.se/satie/db/rev/mccabe.htm
sowie eine von Anne Queffélec, eine von Reinbert de Leeuw.

Satie ist von vielen Interpreten eingespielt worden, so schlecht scheint er nicht anzukommen...
habe eine interessante Website mit Präsentationen und rezensionen gefunden:



Übrigens habe ich bei den Klassik-Adaptationen von Jazzern ausgerechnet diese gelungene Scheibe vergessen, die ich seit fast 30 Jahren besitze

amazon.de



http://www.artistdir...bum/0,,54016,00.html

Der Link lädt zum Reinhören ein.

Sie beinhaltet u.a. :

Variations on a Theme by Erik Satie (First and Second Movements)

Variations on a Theme by Erik Satie (First Movement)

( = Trois Gymnopédies" )

Habe mir erst neulich zusätzlich zur alten LP die CD-Neuabmischung gekauft, sehr gelungen, die Neuauflage. Wer noch die LP hat, sollte sich die CD anschaffen, sie ist anders, aber auch einfach besser.

Gruss
geniesser_1


[Beitrag von geniesser_1 am 26. Mai 2005, 18:40 bearbeitet]
icknam
Stammgast
#16 erstellt: 26. Mai 2005, 20:19

geniesser_1 schrieb:

Das mit dem Mompou war durchaus ernst gemeint.
Dann schreib mal was dazu.


Hm, ist offenbar gar nicht so bekannt, wie ich dachte. Nunja - er erinnert an Satie, hat nicht ganz diese Abstraktion. Auch bei ihm fehlen z.B. die Läufe wie man sie von der klassischen Musik kennt. Es wird ebenfalls mehr mit Harmonien gearbeitet. Es ist halt schwierig, Musik zu beschreiben. Ach so - auch nur Klavier (oder Gitarre). Er lebte in Barcelona und vor ca. 15-20 Jhren gestorben.
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 26. Mai 2005, 20:22
Danke.
werde mal reinhören, falls es gelingt.

Gruß
geniesser_1
chribo
Schaut ab und zu mal vorbei
#18 erstellt: 27. Mai 2005, 12:03
"Feeling Good.. . the Very Best Of Nina Simone"

Auf Titel Nr.12. "Love Me Or Leave Me" gibt es ein längeres Pianosolo in dem eine Fuge von J.S. Bach zitiert wird - aber nur, wenn ich mich nicht irre denn sooo bewandert bin ich bei Bach nicht!
... bitte aber um Rückmeldung, falls wer was Genaues weiß!

lg
christoph
hammermeister55
Stammgast
#19 erstellt: 31. Mai 2005, 18:17
Hallo zusammen,

nicht zu vergessen das Modern Jazz Quartett mit "Blues on Bach" oder "Porgy and Beth" .

John Lewis kommt von der klassischen Schiene.

"Blues on Bach" ist find ich gut gelungen.

Auch andere Stücke des MJQ haben klassische Elemente.

Rüdiger
icknam
Stammgast
#20 erstellt: 31. Mai 2005, 19:10

hammermeister55 schrieb:
nicht zu vergessen das Modern Jazz Quartett mit "Blues on Bach" oder "Porgy and Beth" .
Gibt es sozusagen umgekehrt auch mit dem Kronos Quartet
- Kronos Quartet Plays Music of Thelonious Monk
- Kronos Quartet Plays Music of Bill Evans
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 31. Mai 2005, 20:49

icknam schrieb:

hammermeister55 schrieb:
nicht zu vergessen das Modern Jazz Quartett mit "Blues on Bach" oder "Porgy and Beth" .
Gibt es sozusagen umgekehrt auch mit dem Kronos Quartet
- Kronos Quartet Plays Music of Thelonious Monk
- Kronos Quartet Plays Music of Bill Evans


Ich glaube, das nennt man neudeutsch:

"cross-selling" ...

Gruss
geniesser_1

Irgendwie waere es ja schon interessant, zu erfahren, was denn TATSAECHLICH "drankam" als Thema...
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