Wie finde ich die richtige Lautsprecherkonfiguration und -Aufstellung für 3D-Klang

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handwerksmeister
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 04. Mrz 2016, 16:50
Wie kommt der Sound unter die Decke?

Dolby Atmos haben wir ja gerade am Wickel, nun stellt sich die Frage: was brauche ich
und wie richte ich mich im Wohnzimmer damit ein?

Kurz und knapp:

Frage: brauche ich Deckenlautsprecher?
Antwort: Nein

Frage: der Schall kommt doch nur so mit Deckenlautsprecher genau von oben?
Antwort: Ja, stimmt

Frage: da gibt es doch noch Höhenlautsprecher (Lautsprecher an der Wand oben), funktioniert das auch mit Atmos?
Antwort: Ja

Frage: Wieviele Lautsprecher brauche ich, um den Schall oben abzubilden?
Antwort: Theoretisch mindestens zwei seitlich oben montierte Lautsprecher, die auf den Hörplatz ausgerichtet sind.

Frage: Wieviele Lautsprecher sind praktisch nötig um überall im Raum ein befriedigendes Ergebnis in Bezug auf die Erwartung
zu erzielen?
Antwort: 4 Stück

Frage: Wo Müssen die Lautsprecher stehen oder hängen?
Antwort: Nahe der vier anderen Satelliten (vorne Rechts, vorne Links, rechts hinten, links hinten).

Frage: Welche Abweichungen sind möglich?
Antwort: Meine Erfahrung: Praktisch ca. 30cm in Jede Richtung, betrachtet von der Idealposition.

Frage: Welches ist die Idealposition?
Antwort: Direkt über den 4 äußeren Satelliten-Lautsprechern (s.o.), im oberen Raumdrittel.

Frage: sind Abweichungen nach unten möglich?
Antwort: Unter bestimmten Voraussetzungen können diese Lautsprecher (für oben) auch auf dem Boden stehen.

Frage: funktioniert die Höhenabbildung überhaupt mit auf dem Boden stehenden Lautsprechern?
Antwort: Vom Prinzip her ja, die Ortung von oben verbessert sich aber, je höher die Lautsprecher positioniert sind.

Frage: kann ich Lautsprecher auch unten und oben hinstellen / anbringen?
Antwort: Ja. Durch das höher positionierte Paar lässt sich die gehörte Höhe, auch für die anderen Lautsprecher nach oben ziehen (Haas Effekt / Gesetz der ersten Wellenfront).


Frage: wie sind die Lautsprecher auszurichten?
Antwort: Um so weiter unten im Raum die Lautsprecher stehen, desto steiler zur Decke hin. Stehen die LS auf dem Boden,
dann senkrecht nach oben (ausprobieren).

Frage: Mit was für Lautsprechern funktioniert das?
Antwort: Sollte mit jedem funktionieren.

Frage: müssen die Lautsprecher angewinkelt sein, zum Hörplatz hin?
Antwort: Je nach Geschmack / Höreindruck (ausprobieren). Nahezu senkrecht nach oben strahlend, wird der Klang dumpfer, aber der Höheneindruck besser.

Frage: Ich habe hinterm Hörplatz keine Höhenlautsprecher, meine Couch steht an der Wand.
Antwort: Auch Back-Surrounds bringen Höheneindruck, wenn sie nach oben strahlen. Zur Not die hinteren Höhen-Lautsprecher
hinter die Couch stellen, die Couch 25cm abrücken und die Lautsprecher vom Boden an die Decke strahlen lassen.

Frage: Wofür gibt es diese Dolby Lautsprecher?
Die sind doch so teuer und professionelle Firmen bieten die an?
Die müssen doch den Spezifikationen entsprechen?
Mit einem bestimmten Abstrahlwinkel, Frequenzverhalten etc.?

Antwort: Die sind teuer oder auch nicht (150 bis 500 EUR ca.).
Nahezu jeder Hifi-Lautsprecher gibt die Frequenz wieder, die man ihm zukommen lässt. ca. 20Hz bis 20Khz,
Welche Frequenzen das sind, regelt der Verstärker/Receiver. Man kann Lautsprecher für sein Wohnzimmer aussuchen, die
dort am besten optisch hinpassen.

Frage: wo wäre es wichtig möglichst hoch angebrachte / aufgestellte Lautsprecher zu haben?
Antwort: Dort wo das Bild sich befindet. Der Höheneindruck geht irgendwann dort verloren, wo die Lautsprecher
am niedrigsten stehen/hängen. Wenn man kann: ausprobieren.

Frage: ich habe Lautsprecher über Ohrhöhe aufgestellt, die strahlen nach oben, aber der Ton kommt nicht wirklich von oben.
Antwort: nicht jedes Geräusch lässt sich mit akustischen Tricks unbegrenzt nach oben verschieben. Am besten funktioniert dies mit
rauschenden Signalen wie: überfliegendes Flugzeug, Regen/Sturm. Am schlechtesten funktioniert dies mit Signalen wie einem
rotierenden Hubschrauber. Wenn ein Hubschrauber tatsächlich an oder über der Decke fliegen MUSS, müssen
am besten auch Deckenlautsprecher her. Sinnvoll sind die vor allem bei Riesigen Leinwänden.
Lösung: Lautsprecher senkrecht nach oben zur Decke, nur einen Millimeter oder zwei zum Hörer einwinkeln.

Frage: kann man die Geräusche auch ganz nach oben "schieben"?
Antwort: Dazu sollten die vorderen Lautsprecher ca. 1.20m bis 90cm unter der Decke stehen / hängen (oder etwas mehr als halbe Deckenhöhe), nach oben strahlen und
ein winziges Stück in den Raum hinein angekippt werden. Die hinteren Lautsprecher dürfen niedriger stehen/hängen.
In diesem Fall muss die Entfernungseinstellung im Receiver für die beiden höchsten Lautsprecher vergrößert werden.
Zum Probieren eignen sich 50cm-Schritte. Kann man nur die Verzögerung in Millisekunden (ms) einstellen, dann diesen Wert
verringern (hier eignen sich Schritte zu 2ms). Langsam diese Werte ändern, irgendwann kommt man in den Bereich, wo Geräusche
in Ohrhöhe verschwinden zu scheinen und nun ganz von oben kommen. Hier am besten mit einem überliegenden Flugzeug probieren.
Lassen sich die Millisekunden nicht verringern, dann müssen sie für die niedriger angebrachten Lautsprecher erhöht werden.
Bei guter Einstellung fliegt das überfliegende Flugzeug scheinbar über der Zimmerdecke. Dieser Höreindruck kann besser
erscheinen, als der zu Erreichende mit direkt auf den Hörer abstrahlenden Lautsprechern.

Frage: Mein Receiver misst alles automatisch ein, muss ich da noch selbst was dran drehen?
Antwort: Womöglich ja. Dieser bessere obere Höreindruck kann womöglich erst durch Nachjustieren erzeugt werden,
wenn keine Deckenlautsprecher verbaut sind.

Frage: Lassen sich alle Geräusche exakt räumlich orten?
Antwort: Es gibt je nach Aufstellungshöhe und Einwinkelung der Lautsprecher geringe Unterschiede (vor allem in der gehörten Höhe),
die nicht störend sein sollten.
Wer es ganz genau braucht, muss alle Lautsprecher ganz genau aufstellen und zwar dort, wo sie sein sollten.


Anmerkung: Alle Versuche habe ich in verschiedenen Lautsprecherhöhen mit 2-Wege-Koaxiallautsprechern gemacht. Es müssen sich
daher auch Einweglautsprecher eignen. Normale Zweiwegeboxen für die Höhenlautsprecher konnte ich nicht ausprobieren, funktionieren
wahrscheinlich aber auch.

Dieser Text ist nirgendwo kopiert sondern heute original von mir verfasst. eMail: handwerksmeister@uw0.de.


Freundliche Grüße und viel Spaß beim Experimentieren!
handwerksmeister
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 06. Mrz 2016, 10:02
Füge noch Änderungen an (leider kann der urspüngliche Beitrag nicht mehr editiert werden):

Frage: theoretisch genügen zwei Lautsprecher vorne oder?
Antwort: theoretisch ja.

Praktisch kann damit aber nicht jeder AV-Receiver gut umgehen.
Es kann passieren, dass die Höhenkanäle nicht auf alle verfügbaren Lautsprecher umgerechnet werden,
was auch bedeuten würde, dass nicht verfügbare hintere Höhenkanäle auf die unteren, hinteren Kanäle
aufgemischt werden - wenn zwei hintere für die Höhe fehlen - sondern nur auf die zwei vorderen Höhenkanäle. Das Signal
wandert dann vornehmlich zwischen diesen beiden Lautsprechern, es entsteht kaum räumliche Tiefe.

Frage: Sollen die Lautsprecher für die obere Ebene nicht vlt. doch besser direkt auf den Hörplatz ausgerichtet sein?
Antwort: Indirekte Beschallung gegen die Decke und die passenden Einstellungen dazu am AV-Receiver, öffnen die obere
Klangebene. Wer dies einmal eindrucksvoll erlebt hat und direkt danach die Lautsprecher auf den Hörplatz ausrichtet, stellt
fest, dass die direkt auf den Hörer gerichtete Beschallung die obere Klangebene begrenzt / abschneidet, als wenn jemand
einen Deckel draufgelegt hat, da die akustische Zuordnung der Signale zu den Lautsprechern besser ist. Klang kann in Filmen
auf allen Ebenen positioniert werden, so dass die Ortung in der oberen Ebende durch die unteren Lautsprecher verbessert /
unterstützt wird. So bringt erst das richtige Mischungsverhältnis echten 3D-Klang zum Vorschein, in dem Geräusche mitten
im Raum von schräg nach schief umherschwirren. Oftmals ist alles auch eine Frage des Geschmacks und der räumlichen
Möglichkeiten, was man aufstellen kann.

MfG


[Beitrag von handwerksmeister am 06. Mrz 2016, 10:47 bearbeitet]
handwerksmeister
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 11. Mrz 2016, 16:59
Bin beim Stöbern nochmal drauf gestoßen und kann ja nun auch mit eigenen Hörerfahrungen den Beitrag einschätzen und möchte ihn deshalb hier, als Ergänzung, empfehlen:

Dolby Atmos – Konfigurationsmöglichkeiten und Equipment

Auch bei 3d-Tonformaten ist nichts absolut in Stein gemeißelt, vieles kann man bei der Wahrnehmung als relativ beschreiben, ausprobieren ist angesagt. Ich habe gestaunt, was DTS Neural:X hervorbringt. Sowohl Musik, als auch Film. Meine Frau wurde mit unserer fertigen 9.1 Aufstellung konfrontiert und hat das Ausprobieren nicht miterlebt, sie hört gerne Klassik und war, gegenüber unserer alten 5.1 Anlage sehr begeistert (wobei sie von der damals auch schon begeistert war, wegen dem sehr homogenen Klangbild) vom Klang insgesamt. Zumal ich die alten 4-Ohm-Lautsprecher behalten habe und um Neue für (ca. 170 EUR) die obere Ebene ergänzt habe. Meine Frau urteilt: sehr klar, Instrumente gut zu differenzieren, man kann jedes Instrument deutlich hören und auch die Klangverteilung empfindet sie als sehr gut. Kurzum: Musikhören macht wieder richtig Spaß! Bei den Atmos-Demos beschreibt sie ein echtes Mittendringefühl, ohne dass wir jemals drüber gesprochen hätten. Bei Musik-DVDs sitzt man immer im klatschenden Publikum und auch bei Serien hört man im Klang oft sehr differenziert und "echt" richtungsbezogen und räumlich (Tiefe und Höhe).

MfG
hwm
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