SC-LX 75 vs. VSX-827

Nachdem mein Pioneer SC-LX75 nach nur drei Monaten den Dienst quittiert hat und ich für die Zeit der Reparatur von meinem Media-Markt HH-Nedderfeld einen VSX-827 aus Tauschgerät erhalten habe, möchte ich mal meine Eindrücke schildern…

Der SC-LX75 war nach mehreren „Fehlkäufen“ der Ersatz für meinen lange geliebten Pioneer VSX-AX2AS, an dem ich zunehmend schmerzlich den zweiten HDMI-Ausgang, mehr HDMI-Eingänge und Netzwerkfeatures vermisste. An Fehlkäufen habe ich im letztes Jahr den Denon AVR-2313 und den Yamaha RX-A1020 jeweils für ein paar Tage zu Hause gehabt, den Denon habe ich nach einem Wochenende zurück zum Saturn gebracht und den Yamaha nach knapp drei Wochen an ein Forenmitglied verkauft. Mit keinem der beiden Receiver habe ich es geschafft, einen mir gefallenden, nicht nervenden Klang aus meinen KEF KHT3005SE zu bekommen (wobei ich mir der klanglichen Schwächen des LS-Systems sehr wohl bewusst bin aber mein Pioneer hat’s hinbekommen).

Als dann im Januar der SC-2022 für 499,-€ bei Media-Markt im Angebot war, wollte ich den eigentlich kaufen, entdeckte dann aber den SC-LX75 als Auslaufmodell für 1100,- € im Markt und als der Verkäufer sich dann auch noch auf 1.000,-€ runterhandeln ließ, habe mich dann für den entschieden – auch weil ich feststellen musste, dass Pioneer beim 2022 den zweiten HDMI-Out eingespart hat... leider!

Die Begeisterung zu Hause über den 75 war groß. Was der Receiver – bzw. das Einmesssystem – aus meinem Kef – Set rausholt finde ich wirklich überwältigend. Brilliante Höhen ohne grell zu klingen, voluminöse Mitten ohne topfig zu klingen und ein trockener, präziser Bass der an keiner Stelle im Wohnzimmer dröhnt und weder zu laut noch zu leise ist.

All die Freude über das Klang-Upgrade, die deutlich schlankere Verkabelung (alles über HDMI statt mehrfach YUV+Optisch) und die neuen Features wurde jedoch durch häufige Fehlfunktionen des Gerätes überschattet. Das Gerät schaltete sich mal spontan aus, mal ließ es sich nicht ausschalten (die blauen LEDs leuchteten weiter), mal schaltete es bei einem Umschaltvorgang dann gleich fröhlich weiter, bis ich eine andere Taste drückte, mal ließ es sich einfach nicht bedienen, weder über App, FB oder Gerätefront und das PQLS-Feature ließ sich nach kurzer Zeit auch nicht mehr aktivieren. Nach Gesprächen mit dem Verkäufer, Telefonaten mit dem Pioneer Support, einem Firmware – Upgrade und Tipps hier aus dem Forum habe ich dann HDMI-CEC deaktiviert, aktiviert, teilaktiviert, alle HDMI-Kabel ersetzt, die Telekom SetTopBox (MR303) abgestöpselt und direkt an den TV angeschlossen, einen neuen WLAN Router gekauft, einen neuen Netzwerkswitch gekauft, den AVR nicht mehr über WLAN oder Switch vernetzt sondern direkt an die FritzBox angeschlossen und bestimmt noch ein paar andere Sachen, an die ich mich im Augenblick nicht erinnere… mit dem Erfolg dass der Receiver stabiler lief aber trotzdem ein bis zwei Mal pro Woche eins der o.g. Symptome zeigte. Pioneer meinte hierzu, dass dies vermutlich an meiner Geräteumgebung liegen würde und entweder Steuersignale über Netzwerk oder HDMI das Gerät „verwirren“ könnten – mir wurde empfohlen nach dem Ausschlussprinzip mal alles sukzessiv zu verkabeln – nein Danke, dann lieber ein oder zwei Abstürze pro Woche!
Trotz allem hat er mir echt Spaß bereitet, ich habe fast täglich Filme oder Serien über den AVR geschaut und auch Musik in Stereo (natürlich mit Sub-Unterstützung da die Satelliten bei 100Hz getrennt werden) kann ICH mit der Kombi wirklich genießen und selbst mein arroganter, Linn/Tannoy verwöhnter, 5.1 hassender Schwager findet die Kombination wirklich gut.

Leider hat der 75 dann aber, wie schon gesagt, den Geist aufgegeben. Angefangen hat es damit, dass er sich – wieder mal – nicht ausschalten ließ. Nach dem vergeblichen Versuch das Problem über längeres Drücken der Power-Taste am Gerät zu lösen und anschließendem Ziehen des Netzsteckers ließ er sich zwar einschalten, die HDMI-Leuchte blieb jedoch „tot“ und es kam kein Ton mehr aus dem guten Stück. Auch nicht via Tuner, analogem CD-Player oder Netzwerk. Das OSD wurde auch nur noch kurz angezeigt – in hübschem Magenta.

Ein (schweren Herzens) durchgeführter Reset auf Werkseinstellungen brachte dann leider auch nix mehr.

Also ab zum Händler, den 75 abgegeben und einen noch verpackten VSX-827 als Leihgerät bekommen, ein wirklich guter Service wie ich finde.

Das Anschließen zu Hause des 827 war natürlich kein Problem, die SetTopBox habe ich wieder über den AVR angeschlossen und der Beamer ist zur Zeit nicht angeschlossen.

Die Optik des Gerätes sagt mir nicht zu aber – für mich überraschenderweise – fällt sie nach ein paar Tagen auch überhaupt nicht auf.
Die Fernbedienung wirkt billiger (ist sie bestimmt auch) und ist nicht beleuchtet ABER meiner Meinung ist sie viel besser strukturiert, außerdem kann ich sie wirklich in jede Richtung halten (sogar auf die Sitzfläche des Sofas) und der Receiver reagiert… Deutlich besser als mein 75 und um Welten besser als mein besch…. Pioneer BDP-450.
Das Display des 827 ist unansehnlich und wenig informativ.
Die Bedienung des gesamten Gerätes inkl. aller Einstellungen gibt keine Rätsel auf, wenn man mit Pioneer Geräte vertraut ist. Nur das MCACC in der abgespeckten Version hat mich überrascht, da es nur sehr wenig Zeit benötigt und nicht mit dem Advanced MCACC vergleichbar ist.

Der Betrieb des 827 ist seit Installation absolut fehlerfrei, alles funktioniert wie es soll und wie man es auch erwartet, sogar HDMI-CEC macht keine Probleme. Netzwerk-Standby, Airplay, HDMI-Handshakes
Der unbearbeitete Klang ist überraschend gut, aber die Subwoofer-Ankopplung allerdings nicht so gut und die Höhen fangen nach kurzer Zeit an zu nerven – obwohl sie nicht zu laut sind – komisch.
Das Ergebnis des MCACC bringt eine deutliche Verbesserung des Klanges ohne so stark in die Frequenzgänge der Lautsprecher einzugreifen, die Abstände und Pegel entsprechen in etwa denen des 75ers – abgesehen von dem Subwoofer, der wird vom 827 in etwa auf Lautstärkeniveau der Front-LS eingepegelt, vom 75er und seinem Vorgänger ca. 5-6 db leiser als die Fronts
Die EQ-Ergebnisse kann man nicht einsehen und entsprechend auch nicht bearbeiten (oder ich habe die Möglichkeit nicht entdeckt). Der Eingriff des Advanced MCACC (VSX-AX2 und SC-LX75) in den Klangcharakter der Lautsprecher scheint aber deutlich heftiger und gefällt mir persönlich auch nicht zu 100%, ich musste insbesondere den Grundton anpassen, da mir Stimmen zu substanzlos klangen, dies ist beim billigen 827 nicht der Fall, die Stimmen klingen wirklich gut. Insgesamt muss ich sagen, dass der 827 eine rundum gute Vorstellung gibt. Im Filmbetrieb ist er zwar bei komplexen Szenen überfordert und aus den Surrounds kommt ab einem gewissen Level eher Brei als Detailliertes aber ich glaube da muss man einfach besseres gewohnt sein um da ernsthaft zu meckern. Die Kulisse oder Bühne ist auf jeden Fall sehr weiträumig und nahtlos und aus meiner Erinnerung sogar besser als die des VSX-AX2AS, direktionale Effekte werden – wenn auf dem Kanal nicht zu viel passiert – deutlich und sauber wiedergegeben. Die Einbindung des Subwoofers gelingt ebenfalls ganz gut ist aber nicht so „nahtlos“, man merkt doch deutlicher, dass da ein Subwoofer vor sich hin werkelt. Außerdem ist im Oberbass ein auf Dauer nerviges Dröhnen vorhanden.
Die DSPs sind – obwohl ich die eh nie nutze – eine Katastrophe. Bei dem AX2 und dem 75 kann man die nutzen, beim 827 nicht! Es wird derart viel Hall hinzugefügt, dass jede Glaubwürdigkeit verloren geht… vielleicht ist ja auch was defekt J
Auf der Habenseite hat der 827 aber den Midnight-Modus, den ich beim 75 doch sehr vermisse. Mit dem ist es möglich 2.0 Quellen in Surround mit reduziertem Dynamikumfang zu hören, wenn die Kinder und Frau schlafen sehr angenehm und nützlich.
Unterm Strich finde ich dass der 827 im Heimkino akustisch keine schlechte Leistung zeigt und Spaß machen kann.

Bei Musik, sowohl Stereo als auch Surround (DTS-HD, Depeche Mode) kann ich dem 827 komischerweise gar nichts abgewinnen. Das Dröhnen des Basses vermiest (abhängig von de gehörten Musik) nach kurzer Zeit das „Hören“ und auch die Höhen nerven bereits nach wenigen Minuten, wenn man mit einem Glas Wein im Sweetspot sitzt und einfach hören will…

Was die Videosektion anbelangt, kann ich nix sagen – außer dass ich alles auf pure oder through geschaltet habe. Genau wie an meinem SC-LX75, da ich durch die Bearbeitung des 75 keine Vorteile erkennen konnte.

Die Erfahrungen, die ich mit dem 827 bisher gemacht habe, machen ihn mir auf jeden Fall sympathisch. Kaufen würde ich ihn nicht! Allerdings ziehe ich es tatsächlich in betracht, den SC-LX75 zu wandeln, mit Herstellergarantie zu verkaufen oder irgendwas, wenn er nach der Reparatur nicht einwandfrei funktioniert und mir einen VSX-923 zu kaufen. Der sieht besser aus - als der 827, hat zwei HDMI-Out, das Display der großen Geräte und das Advanced MCACC. Da es ja keinen Verstärkerklang gibt J und ab den Lautsprechern alles am Raum und am Einmesssystem liegt, muss der ja genau so klingen wie der 75er nur ohne die sonstigen Probleme.


Falls jemand noch Ideen hat, was mit meinem SC-LX75 sein könnte, wäre ich für jede Anregung dankbar! Wenn ich nicht schon die „Reinfälle“ mit Denon und Yamaha gehabt hätte – und dadurch nicht schon so genervt gewesen wäre, hätte ich den SC-LX75 auch mit Sicherheit nicht behalten, sondern innerhalb von 14 Tagen zurück zum Händler gebracht… aus jetziger Sicht echt doof, weil ich die Kiste für ein verbuggtes Miststück halte – wie übrigens meinen BDP-450 auch. Aber das ist eine andere Geschichte.

Gruß Ex-EOD