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S-Tonarmrohr selber fertigen+A -A |
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Autor |
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Gurkenhals
Inventar |
#1 erstellt: 20. Mrz 2022, 23:01 | ||||||
Tach Vinylgemeinde, heute war solch' ein schöner Tag, daß er mir gelegen erschien, statt sich aufs Radel zu schwingen, lieber einen mir schon lang vorschwebenden 11-Zöller für den JVC-QL-Y5F Tonarm zurechtzuzimmern. Ja, für mein spezielles Projekt war von Anfang an ein 11-zölliger S-Tonarm geplant, deswegen auch "speziell". Einige werden jetzt einwerfen wollen, dies sei ein J-Tonarm. Ja, rein optisch mag das vllt angehen, technisch jedoch ist er mit seinen 6° Gegenwinkel eher ein S-Tonarm. Leider gibt es zur Herstellung so gut wie gar nix im www, so daß ich mich erstmal herantasten mußte. Viele Fehlversuche waren logischerweise die Folge, aber da stecke ich nicht gleich den Kopp in den Sand. Aufgeben is' nich', man wächst mit der Aufgabe, sagt man ja auch. Zu diesem Zwecke bestellte ich mir jeweils 3 Rohre 9 x 0,5mm, 500mm lang, einmal aus Aluminium und dann noch aus Edelstahl ( ). Dazu eine Handbiegevorrichtung und einen digitalen Winkelmesser. Der Rest des Werkzeugs resp. anderweitiger Materialien ist ja in einer Maschinenbaufirma reichlich vorhanden. Eine Lötlampe befand sich noch in meinem Besitz, die später auch sehr wichtig wurde. Wie JVC (andere Hersteller vllt. auch?) darauf kommen, ein Alu-Rohr mit 9,4mm im Durchmesser zu verwenden? Vllt. der Stabilität geschuldet, k.A. Aber auch dafür habe ich schon eine Lösung: Zur Befestigung wird später einfach ein 0,2mm Weißblech unsichtbar mit eingeschoben. Hält bombenfest, schon getestet. Zu meinen vielen Erfahrungen (Fehlversuchen) von letzter Woche will ich nicht allzuviel berichten, könnte langweilig werden. Nur soviel: Die Alurohre eignen sich überhaupt gar nicht. Sie brachen schon bei der geringsten Belastung oder bekamen innen unschöne Buckel. Mit verschiedenen Durchmessern von 60 - 120 mm habe ich es auch probiert, no way. Möglicherweise braucht es dazu eine andere, spezielle Alu-Legierung (derer gibt es ja bekanntermaßen einige), um da zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen. Also nicht lange überlegt und gleich zu den V2A-Rohren herumgeschwenkt. Auch da erstmal kalt versucht, geht gar nicht. Auch da gleich Knicke reinbekommen. War ja klar, gell? Übrigens immer schön mit feinkörnigem Quartzsand befüllt und ordentlich gestopft! Nach- oder Vorteil der V2A-Rohre: sie sind ca. 2,5 mal so schwer wie die Alu-Rohre. Ist mir aber egal, da der Tonarm des JVC elektronisch geregelt ist und es damit weniger Probleme geben sollte. Warum nun unbedingt ein S-Tonarm? - weil so einer an den JVC gehört - soll auch mit der kpl. Tonarmeinheit des JVC harmonieren, also passen - weniger resonanzfreudig als ein langer gerader Tonarm - Einsatz einer SME-Verschraubung, so daß ich da alles ranpacken kann, was mir Spaß macht - gerader Tonarm kann jeder - trifft eher auch meinen persönlichen Geschmack Noch kurz ein Einwurf, den originalen 9,65 Zöller betreffend. Der hat doch tatsächlich eine Kröpfung jenseits aller meiner Berechnungen von um die 30°. Nach Löfgren A müßte er 22,42° haben. Was sich die Spezialisten von JVC da wohl ausgedacht (welche Tonarmgeometrie?) haben, bleibt mir derzeit noch verborgen. Vllt. hat ja einer von euch eine plausible Erklärung. So, genug geschwafelt, aber Vorgedanken gehören nun mal dazu. Nun kurz zu meinem ersten erfolgreichen "Prototypen". Natürlich geht es nicht ohne reichlich Wärme. Dazu habe ich dann meine Lötlampe eingesetzt und das Rohr nur soweit erhitzt, daß es gerade blau angelaufen ist, also nicht geglüht! Zum manuellen Biegen habe ich als Form einen 100mm- Durchmesser Messingklotz hergenommen, im Schraubstock eingespannt und das Rohr darum gebogen. Äußerst hilfreich ist meine Idee, 200mm lange M8-Schrauben als Biegehilfen einzusetzen. Dann kann ich auch meine einfachen, dicken Wildlederhandschuhe einsetzen, ohne daß ich heiße Fingerlein bekomme. Zusätzlich wird die erhitzte Luft im Rohr durch die Gewinde auch schnell herausgeleitet; ein geplatztes Rohr braucht niemand, dat is' brandgefährlich. Und nicht zuletzt stabilisieren die Schrauben gleichzeitig die Enden des Rohres und stellen somit gerade Abschlüsse sicher. Um den Quartzsand auch fest im Rohr zu halten, habe ich einfach auf jeder Seite mit eingeführten Schrauben einen Körner bei den Gewinden gesetzt, der dann bewirkt, daß sich die Schrauben einfach einschrauben lassen. Nach Festklopfen des Sandes ließ sich dieser dann noch weiter komprimieren. Ergebnis: Dann poliert und gewogen: Eben isser auch. Um die 22g, der wird richtig heavy! Wie unschwer zu erkennen, sind ein paar unschöne Stellen vom Biegen zurückgeblieben, die auch nicht auszupolieren sind. Dat kommt davon, wenn man einfach Metall (V2A) gegen Metall (Alu & Messing) biegt. Tja, auch das machen wir beim nächsten Mal besser. Nun kommen wir zu meinem heutigen, recht erfolgreichen Versuch, eigentlich besser als ein "Versuch", da ich im Großen und Ganzen mit dem Ergebnis sehr zufrieden bin. Diesmal habe ich darauf geachtet: - wo die Körner sitzen, die sollten logischerweise nachher unten unsichtbar sein - alles mit Kreppband mehrfach dick abgeklebt, so daß keine Spuren zurück bleiben (Kratzer) - als erstes den größeren Winkel gebogen, da der kleinere logischerweise weniger Biegekraft erfordert und somit das Rohr nicht zu arg zurückgebogen wird - beim größeren Winkel ca. +2,5° mehr gebogen, da genau diese Differenz nachher beim Biegen des 6° Winkels wieder beim großen Winkel fehlt (hab' ich die Erfahrung gemacht und paßt!), um diese Differenz biegt es sich ca. zurück Ich habe mich für einen 11,22 Zöller entschieden, warum erzähle ich euch vllt. später einmal. Dieser benötigt eine Kröpfung nach Lofgren A von 19,14° und hat nachher eine eff. Länge von 285mm. Und weg von den elendigen 48mm Überhang, ich nehme fuffzich! Logisch, daß ich an der HS - Seite ca.25mm länger gelassen habe, weil kürzen geht immer. Biegungen auf einer Ebene, paßt! ...und immer schön wienern, dat gute Stück! oben original 9,65" mit ca. 30° Kröpfung, unten mein heutiger "Versuch" mit ca. 19,15°. Und nun? Genau, erste "Anprobe" mit HS und SME-Verschraubung, gekürzt auf vorerst ca. 290mm: Schaut doch schon mal ganz manierlich aus, dat Röhrchen. Gruß, Ulf [Beitrag von Gurkenhals am 21. Mrz 2022, 07:51 bearbeitet] |
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einstein-2
Inventar |
#2 erstellt: 21. Mrz 2022, 08:26 | ||||||
Hallo Zum Thema Alurohr biegen. Alu kann man Weichglühen. Glühen ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, bevor Alu glüht schmilzt es. Aber mit etwas Vorsicht, bei ungefähr 400° funktioniert das. Muss nach der Wärmebehandlung innerhalb von ungefähr 6Std bearbeitet werden, weil es danach wieder seine ursprüngliche Härte wieder erreicht. Dieses Verfahren kenne ich von Flugzeugbau. Einfach danach googeln. Nachtrag, Alu muss nach dem Weichglühen unter kaltem Wasser abgeschreckt werden. [Beitrag von einstein-2 am 21. Mrz 2022, 10:06 bearbeitet] |
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Gurkenhals
Inventar |
#3 erstellt: 21. Mrz 2022, 16:59 | ||||||
Danke für den Hinweis, aber das ist mir dann doch zu grenzwertig. Ich werde zu gegebener Zeit bei einem bekanntem Plattenspielerbauer im Schwarzwald mal anfragen. Und nein, es ist nicht Dual. Die haben mit Sicherheit das "richtige" Material am Start. Gruß, Ulf |
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laminin
Inventar |
#4 erstellt: 21. Mrz 2022, 23:18 | ||||||
Sehr schoen beschrieben mit all den Details.
Sind es nicht 9.5mm? Das waeren dann 3/8" (Zoll), oder nach schleifen/bearbeiten dann eben 9.4mm. Versuch einmal in den USA metrische Rohre zu finden. Deutsche Technik/Feinmechanik war/ist in Japan zwar sehr beliebt (siehe Leica Nachbauten, mit folgender Uebernahme der weltbeherrschenden Kamera Produktion), waren nach WWII aber von den USA besetzt. [Beitrag von laminin am 21. Mrz 2022, 23:28 bearbeitet] |
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einstein-2
Inventar |
#5 erstellt: 22. Mrz 2022, 07:13 | ||||||
Hallo Was ist da grenzwertig? Ist doch einen Versuch wert, was soll da groß schiefgehen? Du hast doch sicher einen Bunsenbrenner. |
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Gurkenhals
Inventar |
#6 erstellt: 22. Mrz 2022, 20:31 | ||||||
Tach,
Ups, da hätt' ich auch selber drauf kommen können, allein schon wegen der Längenangabe der Tonarme in Zoll....
Hast recht, hab ja noch genug Alumaterial über. Werd' ich mal probieren.
Bunsenbrenner nich', aber die Lötlampe, und die Flamme kann man regulieren, wie man's braucht. Und mit der Entfernung zur Flamme kann man ja auch sehr gut arbeiten.... Gruß, Ulf |
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Dieser_Benutzername_exi...
Stammgast |
#7 erstellt: 31. Mrz 2022, 12:26 | ||||||
Das "richtige" Material ist sicher Betriebsgeheimnis. |
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einstein-2
Inventar |
#8 erstellt: 31. Mrz 2022, 12:38 | ||||||
Hallo Glaube ich weniger. Die nehmen mit ziemlicher Sicherheit eine stinknormale Alulegierung. Die rechnen mit jedem Cent. Sonderlegierungen, wie z.B. LN-Norm wäre zu teuer und auch völlig unnötig. |
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Valenzband
Inventar |
#9 erstellt: 31. Mrz 2022, 13:51 | ||||||
In solchen Fällen bevorzugt man sogen. "aushärtbare Legierungen". Eine der häufigsten Aluminiumlegierungen darunter ist AW-6060-T4 , auch sehr gut zu eloxieren. Zum Biegen sollte man Rohrbiegezangen verwenden, damit vermeidet man Knickstellen usw. [Beitrag von Valenzband am 31. Mrz 2022, 13:52 bearbeitet] |
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Gurkenhals
Inventar |
#10 erstellt: 31. Mrz 2022, 15:00 | ||||||
Tach,
Wer weiß? Jeder Plattenspülerbauer hat so seine "Geheimnisse"...
Mit Aluminium hat es sich für mich jetzt eigentlich erledigt. Edelstahl schaut besser aus und ist nicht ganz so anfällig für kleinere Macken. Zwar schwieriger zu bearbeiten, aber damit habe ich auch schon meine Erfahrungen gemacht, da auch in meiner Firma Edelstahl in nicht gerade kleinen Mengen verbaut wird. Rohrbiegezange erwähnte ich bereits irgendwo ganz oben. Hab ich mir besorgt, war auch ein Reinfall, bei beiden Materialien. Der Radius ist wohl ein bisken klein. Wir haben hier bei uns auch eine Rohrbiegemaschine mit digitaler Anzeige stehen, aber der traue ich nicht über den Weg. Mein Auge und mein Gefühl ist mein Maß. Ja, und ich weiß, daß - egal ob Alu oder V2A - "gezogen" werden muß. Gruß, Ulf |
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BlackDream#
Stammgast |
#11 erstellt: 31. Mrz 2022, 19:35 | ||||||
Respekt vor dem Projekt und Gratuliere zum Ergebnis. Auch der Bericht ist top, danke dafür. Beim Lesen bin ich über folgende Idee gestolpert. Ich selbst nenne einen Sansui SR535 mein Eigen, ebenfalls mit S Tonarm. Wäre es nicht mal eine Überlegung wert, einen Tonarm nicht mit Radien zu fertigen sondern mit Winkeln? Sieht bestimmt super aus, ist bestimmt einzigartig und sollte doch genau so funktionieren wie ein S Tonarm. Oder bin ich da auf dem Holzweg? Gruß Frank |
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Valenzband
Inventar |
#12 erstellt: 31. Mrz 2022, 23:15 | ||||||
Die Optik ist eine Sache. Geeignete Alu-Legierungen können deutlich vielseitiger gestaltet und vor Umwelteinflüssen/Fingerabdrücken besser geschützt werden als viele Edelstähle. Entscheidend sind aber in erster Linie mechanische Eigenschaften der Werkstoffe, die z.Bsp. Steifigkeit und Schwingungsverhalten physikalisch bedingt direkt beeinflussen. Aluminiumlegierungen können dabei erheblich besser abschneiden als Edelstähle, weil das Verhältnis von E-Modul zu Dichte deutlich höher ist. Sogar gewöhnlicher/gehärteter Stahl wäre darin besser als gängige Edelstähle wie V2A/V4A. Ideal sind Werkstoffe mit hohem E-Modul bei geringer Dichte. Der Nadelträger am Tonabnehmer wird (nicht nur deswegen) nie aus Edelstahl gefertigt ;-), sondern eher aus hochlegiertem Aluminium, manchmal Bor. |
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einstein-2
Inventar |
#13 erstellt: 01. Apr 2022, 00:26 | ||||||
Hallo Natürlich würde das funktionieren. Wenn wir nun aber davon ausgehen, dass, effektive Tonarmlänge, Kröpflungswinkel, Kröpfungsversatz vorgegeben sind, wird mit einem S-formigen Tonarm, weniger Material und somit auch weniger Masse benötigt. |
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