Rundreise Reviews Thieaudio V16 Divinity + Prestige LTD

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n00kie
Stammgast
#1 erstellt: 02. Feb 2025, 12:50
Das ThieAudio Flaggschiff Gespann

Vorwort

Ich werde den V16 Divinity und Prestige LTD im Gesamtkontext mit meiner persönlichen Referenz dem Monarch Mk3 vergleichen, da ich diesen in und auswendig kenne und denke das alle drei sehr gut den ThieAudio House Sound im obersten Spektrum repräsentieren - jeder natürlich mit seinen einzigartigen Charakteristiken im Klang. Von der Hype Serie ist z.B. bekannt, dass alle 3 Modelle sehr ähnlich klingen. Im High-End Bereich ab 1000 € wünscht sich der anspruchsbetonte IEM Kunde jedoch mehr Diversität und dem kommt ThieAudio logischerweise entgegen ohne allerdings ihre klare „DNA“ zu verbergen

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Kabel – weniger „eye catchy“ aber dafür grundsolide

Das bronzefarbene Kabel ist bei allen identisch und flexibel per modular Stecker von 2,5, 3,5 und 4,4 mm an der jeweiligen KH Buchse anschließbar. Entgegen Prestige LTD und Monarch Mk3, hat der V16 noch keine Mulde für den 2-Pin Stecker. Dies ist aus pragmatischer Sicht nachteilig, weil Schmutz und Feuchtigkeit so eher an den Steckerkontakten gelangen und zu Rost (Korrosion) führt.

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Tragekomfort – über jeden Zweifel erhaben

Wie auf den Fotos zu erkennen, hat der MMK3 das größte Gehäuse. Prestige LTD und V16 sind von den Maßen her kompakter, lediglich ihre Faceplates sind etwas gesteckter in der Fläche. Ganz gleich wie viele Treiber in den Shells stecken; alle lassen sich lange und unbeschwert tragen ohne das etwas drückt. Die entsprechenden Konturen, die am Ohr aufliegen sind entscheidend und das macht ThieAudio konsequent und einwandfrei nach ihrem „semi-custom“ Design. Zu erwähnen ist, dass der Prestige LTD noch etwas leichter ist als die anderen. Ein Kriterium für Nutzer, die Leichtgewichte bevorzugen.

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Zubehör - die üblichen Verdächtigen und eine Besonderheit

Die zwei Textexemplare kommen in stoßfesten und wasserresistenten Hard Cases ähnlich wie beim Hisenior Mega5EST. Der Besitzer ist sehr stolz auf seine zwei Schätzchen, sodass er den Hard Cases gebürstete Messingschilder spendiert hat. Auf denen sind in schwarzer Schrift „V16 Divinity und Prestige LTD eingraviert. Sehr tolle Idee! 😊 Umfangreiches Zubehör ist nicht die große Stärke von ThieAudio und da die zu testenden IEMs keine Demo Stücke aus dem Handel sind, fällt die Auflistung von weiteren Retail Zubehör aus. Viele wissen ohnehin was bei ThieAudio zu erwarten ist und was nicht.

Klangeindrücke – nicht nach Schema F, sondern stichpunktartig

V16

+++
• Sehr ausgewogenes „reference tuning“
• Sehr aufgeräumte Abbildung des Klanggeschehens
• Knackig-trockener Bass mit Betonung auf midbass
• lineare Mitten mit sehr guter Durchhörbarkeit
• Fein-durchzeichnende Höhen mit guter Auflösung (kein BA timbre)
• Frauenstimmen und E-Gitarren kommen sehr gut zur Geltung

- - -
• Bass Slam fehlt, wenn man dynamischen, cineastischen Bass präferiert
• Obere Mitten / pinna gain teilweise zu energetisch je nach Aufnahme
• Leicht abrollende Höhen im Air Bereich

Prestige LTD

+++
• Sehr ausgewogenes „balanced tuning“
• Dynamischer Bass mit Slam und Präzision
• TA typisch lineare Mitten mit sehr guter Durchhörbarkeit
• Seidig-glitzernde „EST-Höhen“
• Sanfter pinna gain für hohe Pegel

- - -
• DD Bass könnte ein Tacken trockener sein
• EST-Höhen könnten ein Tacken mehr Biss vertragen
• Dunkle Aufnahmen klingen minimal verhangen

Letzteres ist aber meckern auf hohem Niveau da ich inzwischen sehr Treble verwöhnt bin dank meines MMK3 😉

Monarch Mk3

+++
• Erstklassiges fun / v-shape tuning
• Einerseits brachialer 2 DD Bass für ein immersives Klangerlebnis
• TA typisch lineare Mitten mit sehr guter Durchhörbarkeit
• glitzernde „EST Höhen“ mit entsprechenden Biss

- - -
• Andererseits dröhnender Bass, der intensiv nachfedert
• Anstrengende Höhen bei hellen Aufnahmen und hohen Pegeln
• Mitten etwas unterbetont bzw. gehen unter aufgrund der Badewannenabstimmung (siehe Frequenzgang bei 350 HZ!)

https://graph.hangou...=-0.8&treble=0&ear=0

Anmerkung:

Hier sind die neuen Messgeräte von B&K Type 5128 mutmaßlich präziser, die Crinicle verwendet.

Quelle: reddit

Persönliches Fazit (mit Bezug auf Treiberkonzepte)

Wenn ich mich zwischen V16 und Prestige LTD entscheiden müsste, würde ich den V16 vorziehen. Die 16 Balanced Armature Treiber sind ausgezeichnet abgestimmt und lassen nichts vermissen. Für meine Begriffe der aktuelle Benchmark bei den reinen BA IEMs insbesondere wegen seiner aufgeräumten und räumlichen Darstellung. Der Prestige LTD wäre sicher die ideale Alternative bei den Mehrtreiber IEMs bzw. Tribrids sofern seidige EST Höhen bevorzugt werden. Gerade bei dem Punkt muss ich allerdings zugeben, dass mir der MMK3 besser gefällt, weil hier die nötige Höhenspreizung für den letzten Biss sorgt. Mein absolutes Ideal wäre vermutlich ein Mittelding aus dem Prestige LTD und dem MMK3; sprich etwas weniger Bass und Höhen bei gleicher Mitten Transparenz. Dies könnte man prima per PEQ realisieren.

Großen Dank geht dieses Mal an Allgemeiner68er. Es war mir eine wahre Freude zwei weitere Großkaliber aus dem Hause ThieAudio testen zu dürfen! Sie stehen ganz weit oben in meiner persönlichen tierlist😊


[Beitrag von n00kie am 02. Feb 2025, 12:55 bearbeitet]
Zwager
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 16. Feb 2025, 16:37
Mein Dank geht raus an Allgemeiner68er für das Bereitstellen seiner beiden TOTL-Thieaudios und auch an StevenMcTowelie für die Ohrstöpselproben. Nachdem es viel (zumeist positives) über Thieaudio's Produkte zu lesen gibt, habe ich mich sehr auf meinen Erstkontakt mit Thieaudio gefreut . Das es gleich „top of the shelf“ sein sollte, nehme ich einfach mal mit. 😉

Präsentation/Verarbeitung
Die beiden liebevoll gestalteten Otterboxen finde ich richtig schick mit den mit den Produktnamen bedruckten Metallplättchen. Zudem lagen dem Paket ein „paar Säcke“ Ohrstöpsel mit bei 😊. Hier sollte wohl jeder was Passendes finden. Ich habe mich allerdings meiner eigenen Moondrop Spring Tips bedient, die ich super bequem und klanglich sehr passend empfinde.
Die (identischen) Kabel können mich überzeugen. Schön flexibel und ohne den Hang sich zu verheddern präsentieren sie sich in einem Braunton und mit Wechseladapter für 2,5mm und 4,4mm symmetrischen sowie 3,5mm unsymmetrischen Betrieb. Ich habe ausschließlich den 3,5mm Klinkenstecker verwendet.
Die beiden Thieaudio V16 und Prestige LTD sind absolut sauber verarbeitet und präsentieren sich hochwertig. Beide Hörer besitzen eine sehr ähnliche, ergonomische Form und weitgehend gleiche Abmessungen. Die Passform in meinen (recht großen) Ohren ist sehr gut, so dass einem stundenlangen Tragen nichts im Weg steht. Interessanterweise saß der V16 von den Beiden noch besser im Ohr. Kleine Unterschiede gibt es also doch.

Klang
Erstkontakt und gleich ein Treffer!
Ich finde beide Thieaudio machen einen super Klang und ich denke mit beiden Hörern könnte ich zufrieden meiner Musik lauschen.
Da ich mich der klanglichen Beschreibung von n00kie weitgehend anschließe, verzichte ich größtenteils auf Wiederholungen.
Beide Hörer bieten ein ausgewogenes, sehr detailliertes Klangbild. Der jeweils angehobene Bass haut beim Prestige LTD eine schippe mehr zu. Mir hat der V16 hier besser gefallen, auch weil ich auf die Bassdarstellung der BA-Treiber stehe und zu viel Bassüberhöhung nicht meins ist.
Die Mitten sind bei beiden vorzüglich. Stimmen und Instrumente werden realistisch und mit schönem Timbre (was auch immer das ist 😉) wiedergegeben.
Den Hochton empfand ich bei beiden nie nervig oder spitz. Das ist absolut langzeittauglich.
Auch was die räumliche Darstellung angeht, liefern beide ab. Soll heißen, bei mir gab es ein dreidimensionales Klangbild mit sehr guter Staffelung.
Eine Besonderheit des V16 ist sicherlich seine hohe Empfindlichkeit, was an manchen Geräten zu leichtem Grundrauschen führen kann, aber auch zu einer sehr lebhaften, dynamischen Spielweise beiträgt. Das war eine der Eigenschaften, die mir richtig Laune machten beim Hören.

Insgesamt hat es mir sehr viel Spaß gemacht sowohl mit dem Prestige LTD als auch dem V16 Divinity zu hören. Wenn ich einen davon behalten könnte, wäre es der V16. Er ist wohl der beste IEM, den ich bisher im Ohr hatte.
Jetzt geht die Rechnerei wieder los, ob der Geldbeutel voll genug ist. Wenn also jemand ein gutes Angebot oder einen „Geheimtipp“ :-D hat, gern her damit per PN.
deccatree
Stammgast
#3 erstellt: 27. Feb 2025, 13:47
Zunächst einen herzlichen Dank an den Organisator und den Provider der, wie ich finde, doch besonderen Teststücke! Das ist nicht selbstverständlich.

Ich bin in Sachen IEMs ziemlicher Neuling. Bei hochwertigen Teilen sowieso. Deshalb freute ich mich sehr auf den Test.

Der Karton erreichte mich wohl behalten, mit sehr vielen Stöpseln. Ich sortierte diese dann in die Beutel, um einen besseren Überblick zu bekommen. Nach längerem Probieren fand ich die passenden Größen für mich. Meine Ohrkanäle haben unterschiedliche Dimensionen, da ist das nicht leicht gewesen.

Getestet habe ich am stationären Verstärker mit Zuspieler vom Notebook und mit iPhone und iFi Go Link. Beides war problemlos und der Wirkungsgrad beider IEMs absolut ausreichend, der V16 war signifikant lauter.

Zunächst versuchte ich den Prestige LTD und wurde gleich enttäuscht. Für meine Ohrkanäle zwar relativ ausgewogen, sehr gut aufgelöst, aber zu sehr im Kopf und angestrengt tönend. Sehr gute Ortbarkeit der Instrumente, Stimmen etc. Kann es sein, dass der rechte Treiber ein Bassproblem hat? Ich hatte den Eindruck, von dort wenig bis gar keinen Bass zu bekommen. Deshalb hatte ich insgesamt den Eindruck, einen sehr blutleeren Hörer im Ohr zu haben.

Das ließ mich nach wenigen Stücken aus meiner Test-Bibliothek zum V16 wechseln. Gleiche Ohrstücke, das wunderbare Kabel ist bei beiden Hörern von Haus aus dasselbe. Obwohl die Treiber noch größer sind als die Prestige, hatte ich ein sehr angenehmes Tragegefühl. Sofort ergab sich ein deutlich angenehmerer Eindruck. Losgelöster, bassstärker, mit feinen Höhen und angenehmeren Stimmen. Die Bühne blieb zwischen den Augen, aber breiter als beim Prestige. Ich hörte zudem quer durch die Historie in meiner Musikbibliothek, um die Alltagstauglichkeit zu ermitteln. Aber auch ausgewählte Stücke meiner Testbibliothek. Ja, dieser IEM entspricht eher meiner Vorliebe. Dennoch stellte ich fest, dass ich no never ever so viel Geld in einen IEM investieren würde. Mir gefällt das gesamte Klangerlebnis behagt mir nicht. Bitte nicht lachen, meine billigen JBL Tune 205 BT Stöpsel sind mir insgesamt deutlich angenehmer, runder, aber nicht detaillierter!

Ich habe also gemerkt, dass echte IEMs nicht mein Ding sind. Seht mir bitte deshalb die Enttäuschung über die echt teuren Teile nach. Tatsächlich bin ich für die Testmöglichkeit dennoch wirklich sehr dankbar. Es war eine tolle Erfahrung!

VG, Reiner
Leranis
Inventar
#4 erstellt: 27. Feb 2025, 14:00

deccatree (Beitrag #3) schrieb:
Kann es sein, dass der rechte Treiber ein Bassproblem hat? Ich hatte den Eindruck, von dort wenig bis gar keinen Bass zu bekommen. Deshalb hatte ich insgesamt den Eindruck, einen sehr blutleeren Hörer im Ohr zu haben.


Ich hatte die IEM vor dir und kann das nicht bestätigen: beide Seiten waren klanglich gleich.

Normalerweise geht die Auswahl der Tips sehr schnell und meist passen sie auch. Beim V16 musste ich mehrere ausprobieren, da die Tips nicht korrekt abgeschlossen haben. War kein Problem, dennoch "bemerkenswert". Ich hatte das Gefühl, als wären die Nozzle dicker als bei den anderen Thieaudio IEMs.
deccatree
Stammgast
#5 erstellt: 27. Feb 2025, 15:58
Danke, für deine Antwort, dann liegts wohl an meinen Gehörgängen. Die V16 machten mir jedoch in der Hinsicht keine Probleme.
Leranis
Inventar
#6 erstellt: 27. Feb 2025, 17:45
Ach Mist, habe dich falsch verstanden. Ich dachte du hattest wie ich ein paar Herausforderungen beim V16. Sorry für das Missverständnis

Dann macht meine Aussage noch weniger Sinn
baalmeph
Inventar
#7 erstellt: 27. Feb 2025, 19:34
Ich konnte leider nur kurz testen. Treiberausfälle wären mir keine aufgefallen.
Sitzen die Kabel alle richtig. Evtl ein Connector-Problem? Ich weiß nicht wie sich das mit der Zeit verhält.
Habe bei meinen IEMs die Kabel alle einmal angesteckt und belasse die auch so.
Hier kam mir das schon recht locker vor. Wird ja auch wohl öfter an und abgesteckt.
Die 2-pin Connectoren, haben wenn ich mich nicht Täusche, ein Haltbarkeitsproblem, bei zu häufigem an und abstecken.

PS: Review folgt noch. Habe meine Eindrücke notiert und schon einen Review-Entwurf vorliegen. Wenn ich da nochmal drüber gegangen bin, wird er gepostet.
Fotoingo
Stammgast
#8 erstellt: 28. Feb 2025, 16:40
Thieaudio und Thieaudio

Ich muß sagen, bisher konnte ich noch keinen IEM der Marke hören, deshalb war die Neugierde natürlich auch entsprechend groß, und soviel schonmal gesagt, sie hat sich sehr gelohnt.

Geil aber,
fällt mir zum ersten gehörten Thieaudio Prestige LTD ein.

Kurz zum bei beiden Hörern verwendeten Kabel, es ist angenehm flexibel und als großen Vorteil die Möglichkeit, 2,5, 3,5 und 4,4mm Anschlüsse verwenden zu können.

Im Ohr sitzt der Prestige bei mir tadellos, es drückt nichts und er hält stabil seine Position.

Optisch unterscheiden sich viele modernen IEMs ja auch nicht so besonders voneinander abgesehen von der Faceplate. Und die ist hier für meinen Geschmack schon wirklich gelungen.



Mein erster Eindruck zum Klang ist, daß er sehr sauber und auch hoch auflösend spielt. Er wirkt kohärent und und auch recht musikalisch.

Die Bässe sind mit Dynamischen Treibern bestückt. Sie haben einigermassen Volumen und spielen trotzdem recht schnell und präzise. Der Mid-Bass ist betont, während der Tiefbass nicht besonders weit herunterreicht.

Die Mitten spielen hoch auflösend. Die Instrumentenseparation ist sehr gut gelungen, ebenso haben die Stimmen einen sehr guten Klang, sowohl die Männer auch auch die Frauen klingen sehr natürlich mit der richtigen Tonalität. Die Mitten sind hier eindeutlich die Stärke des Thieaudio. Vom Klang her sind sie besser als alle Hörer, die ich hier höre.
Auch die Bühne ist realistisch und groß genug, eben so auch in der Tiefe.
Allerdings kommt hier auch das Aber. Die Mitten sind nicht betont und so heben sich die Stimmen nicht besonders von den Instrumenten ab. Ich möchte allerdings nicht Mühe haben, die Stimmen zu hören, das wirkt dann etwas unentspannt auf mich. Das ist für meinen Geschmack der größte Nachteil des Prestige.

Höhen klingen nicht scharf, auch die oberen Mitten sind frei von Sibilanten. Ich würde sie als eher seidig bezeichnen. Sie könnten teilweise etwas mehr Energie und Raum bieten, sind aber wohl auf Sicherheit abgestimmt und kommen auch mit älteren, nicht so gut produzierten Aufnahmen hervorragend klar.

Songs wie zum Beispiel die Filmmusik von Skyfall von Thomas Newman stellt er überragend dar, kommt den Streichinstrumenten und auch der größe des Orchesters hervorragend klar. Ich denke, mit etwas EQ Einsatz können auch die Stimmen besser zur Geltung kommen.


Leider Geil
dagegen passt für mich hervorragend zum V16 Divinity.

Hier ist auch wieder das sehr flexibel Anpassbare Kabel dabei, welches auch nicht zu schwer ist.

Ebenso, obwohl er etwas größer ist, passt der V16 hervorragend in meine Ohren.

Und auch hier ist die Faceplate besonders gut gelungen, dezent und doch extrem edel gehalten.



Subjektiv kommt mir die Auflösung des V16 noch höher vor als die des Prestige, das kann aber auch an den Höhen liegen.

Vom Bass her spielt der V16 tiefer als des Prestige, ist aber BA-Typisch etwas schlanker, noch schneller und wirkt sehr präzise mit einigem Impact.

Die Mitten sind auch hier die große Stärke des V16. Anders als sein Bruder sind die Mitten aber etwas hervorgehoben, so daß die prima auflösenden Stimmen deutlich zu hören sind und so auch realistischer wirken. Instrumente, Klangfarbe und auch Bühne sind hier wieder auf allerhöchstem Niveau.

Die Höhen haben beim Divinity allerdings noch mehr Biss, ohne hart zu werden oder gar Sibilanten zu zeigen. Sie haben auch noch mehr Raum als der Prestige. Durch die etwas intensiveren Höhen haben die Instrumente etwas mehr Sparkle, wie die Engländer sagen. Das kommt dem gesamten Hörer zugute. Und auch Frauenstimmen wie die von Rebecca Pidgeon bei Spanish Harlem werden wunderbar dargestellt wo andere Hörer entweder sofort Sibilanten zeigen oder sie unnötig abdämpfen. Der V16 findet hier die perfekt Balance.

Insgesamt klingen beide Hörer hervorragend, ihre Stärken liegen in der traumhaften Mittendarstellung. Mir gefällt der V16 dabei noch besser, bei ihm sind die Mitten etwas hervorgehoben, was den Stimmen sehr entgegen kommt. Thieaudio hat die Hörer wirklich beeindruckend abgestimmt, beide sind langzeittauglich und gehören sicher zum besten, was momentan am Markt zu finden ist.
rinderkappajoe
Stammgast
#9 erstellt: 07. Mrz 2025, 16:54
Hallo zusammen,

ich möchte euch kurz meine Eindrücke schildern zu den beiden Hörern, aber an erster Stelle natürlich erstmal herzlichen Dank an den 68er für diese tolle Leihgabe!

Optisch wissen beide Hörer zu überzeugen und an der Verarbeitungsqualität gibt es nichts zu bemängeln.

Die Nozzle vom V16 ist ein bisschen dicker und könnte bei manchen für Probleme sorgen, für mich aber kein Problem, habe dadurch sogar einen festeren Sitz bekommen mit meinen Tri Clarion Tips.

Und wenn wir schon bei den Tips sind, klanglich passen die Tri Clarion perfekt da sie durch ihre sehr weite Öffnung nicht auch noch zusätzlichen midbass erzeugen, aber dazu später mehr.

Die Kabel sind identisch, ich bilde mir aber ein ich hätte beim V16 mal ein anderes Stockkabel gesehen eventuell wurde das nachträglich ausgetauscht?
Sowohl optisch als auch haptisch mag ich die Kabel sehr und eine änderbare Terminierung ist immer ein Plus.

Angefangen habe ich mit dem Prestige LTD und der erste Eindruck war sehr gut, erst bei längerem Hören ging das Bemängeln auf relativ hohem Maße los.

Als erstes positiv aufgefallen sind die Mitten. Insbesondere die obere Mitten weißen etwas mehr Biss auf im Vergleich zu meinem Cadenza 12, dadurch bekommen weibliche Stimmen etwas mehr Emotionen und High Hats klingen etwas schärfer, das gefiel mir sehr.

Als erstes "negativ" aufgefallen ist dann der Hochtonbereich....irgendwas stimmt da für mich nicht ganz und die Abstimmung klingt ein wenig unnatürlich so als ob ein Loch zwischen lower und upper treble wäre.
Das klingt zwar je nach Song keineswegs schlecht aber manchmal einfach etwas unnatürlich für meinen Geschmack.
Dafür dass da ESTs verbaut sind die alle immer den Himmel loben bin ich vom Hochton eher enttäuscht....sowohl Letshuoer Mystic 8, Cadenza 12 und V16 bekommen das mit ihren BAs besser hin.
Manchmal glaub ich dass das mit den ESTs ein Hirngespinst ist....genauso wie mit dem Dynamic driver bass....für micht gibts durchaus BA´s die Bass und Hochton besser hinbekommen als so manch Dynamischer Treiber bzw Elektrostat....ich verlasse mich da lieber auf meine Ohren und nicht auf irgendetwas was ich mal wo gelesen habe.

Der Bass beim Prestige könnte mMn etwas mehr Kontrolle vertragen, er klingt "loose" und auch in dieser Disziplin erliegt er dem V16 mit seinem BA Bass.
Der Subbass vom Cadenza 12 ist zwar in der Lautstärke geringer hat aber trotzdem mehr "visceral impact" also man spürt ihn mehr als beim Prestige.

Die Bühnendarstellung empfinde ich als weit und ausreichend tief aber bei direktem Vergleich empfand ich den V16 weiter und tiefer.
Cadenza 12 auch ein bisschen tiefer, nicht aber weiter.....aber das ist immer schwierig mit letzter Gewissheit festzustellen

Der V16 macht eigentlich alles besser, der Bass is schneller und präziser, die Mitten noch klarer und der Hochton klingt natürlicher....das alles bei einer wie bereits erwähnt breiteren und tieferen Bühne.

Der Midbass beim V16 kann allerdings hier und da mal ein bisschen zu aufgebläht klingen besonders wenn ein Kontrabass mit im Spiel ist (Lake Street Dive- Mistakes, Lake Street Dive - I want you back) oder bei so manch basslastiger Musik (Captain Hook - Future Fuckers)
Auch bei technischem Deathmetal (Archspire - Involuntary Doppelgänger) sorgt der aufgeblähte midbass für weniger Präsision und der technische deathmetal klingt dann eben nicht mehr ganz so technisch

Ich muss dazu sagen das reicht aber noch nicht aus um die Freude am Hören zu schmälern....wir sind im Bereich vom nitpicking und da ich ohnehin ein Freund von EQ bin würde das für mich kein Problem darstellen.

Und nochmal zum Treiberthema, ich höre beim V16 nicht raus dass da ein BA anstatt einem dynamischen Treiber werkelt

Im obersten Hochton würde ich dem V16 per EQ wahrscheinlich auch ein wenig mehr spendieren, es klingt zwar sehr natürlich gerade aber bei Fleetwood Mac - Dreams 2021 Remaster mag ich es ganz gerne noch ein bisschen funkelnder.

Im Vergleich würde ich sagen dass der C12 höher auflöst, ob das jetzt am tuning oder an den Treibern liegt kann ich nicht sagen.

Dafür klingt der V16 in den Mitten, besonders in den oberen einfach klarer und mit mehr Biss.

Bei der Bühne meine ich auch dass er weiter und vielleicht auch tiefer als der C12 ist....die 4 zusätzlichen Treiber pro Seite müssen ja für irgendetwas gut sein

Unterm Strich ist der V16 ein Hörer für die Insel und bekommt von mir eine klare Empfehlung.

Beim Prestige LTD bin ich da irgendwie reservierter....der wird zwar überall in höchsten Tönen gelobt und er ist auch verdammt gut, aber irgendwas sträubt sich bei mir da eine volle Empfehlung auszusprechen.











PS: Aber eine Frage stellt sich mir noch....wer von uns kauft sich jetzt den Thieaudio Valhalla für die nächste Rundreise? 🤔

PPS: Danke Markus für die eartips!


[Beitrag von rinderkappajoe am 07. Mrz 2025, 18:46 bearbeitet]
Fotoingo
Stammgast
#10 erstellt: 09. Mrz 2025, 21:20
Die Eartips kamen also wieder von Markus? Dann auch von meiner Seite vielen Dank an ihn. Die Moondrop Spring Tips sind ja extrem gut, auch klanglich passen sie großartig mit den IEMs zusammen, mit denen ich höre. Hatte immer darüber gelesen, aber daß die so weich und flexibel sind wusste ich nicht.
Steven_Mc_Towelie
Inventar
#11 erstellt: 10. Mrz 2025, 00:01

Fotoingo (Beitrag #10) schrieb:
Die Eartips kamen also wieder von Markus?


Die Moondrop hat allgemeiner68er großzügiger Weise auch noch selber beigelegt der Rest kam von mir.
Fotoingo
Stammgast
#12 erstellt: 10. Mrz 2025, 14:47
Ist jedenfalls toll und wirklich großzügig von euch beiden .
baalmeph
Inventar
#13 erstellt: 17. Mrz 2025, 20:06
Will auch noch meinen Senf dazu geben. Leider war mir damals die nötige Zeit nicht vergönnt.
Eine Liste mit notierten Stichpunkten hatte ich mir aber erfasst.
Die wurde mit der Zeit zu Sätzen, Änderungen und Korrekturlesen inklusive, ist jetzt das entstanden:

-----------------------------------------------------

Gestartet wurde mit dem Divinity
Test-Tips waren die beiliegen Spinfit Neo Size M. (Danke hier an Markus und hifi-passion.de )
Vergleiche gezogen, wurden nur kurz, mit dem Monarch OG.

Gestartet habe ich mit dem Divinity:
Shell (im Vergleich zum Monarch OG) sehr ähnlich in der Größe und den Ausmaßen (in der Länge etwas mehr), Nozzle nicht ganz so gerade (mit größerem Winke) dazu auch eine recht dicke Nozzle.
Das hat sich bei mir, freundlich ausgedrückt, dann leider als nicht mehr ganz so bequem herausgestellt.

Klang aber: Extrem ausgewogenes Klangbild mit einem schnellen, nur leicht federnden Bass.
Höhen ausgeprägt, ohne Spitzen. Die Mitten klingen einfach nur sauber und ohne große Verfärbungen aber mit leichtem Schmelz.

Bühne: Top. Keine Perlenkette von links nach rechts. Eher holographisch ( Klang breitet sich deutlich mit nach vorne und auch oben aus.)im Halbkreis vor einem. Geht auch etwas out-of-head.

Fazit: Würde ich sofort nehmen, wenn der Sitz bei mir passen würde. (Aber: Evtl wäre hier mit Zeit für Tip-Rolling noch mehr für mich machbar gewesen)

Prestige:
Shell ist etwas weniger in die Länge gezogen als beim Divinity und passt dadurch schon viel besser zu meinen Ohren.
Zusammen, mit dem etwas geringeren Nozzle Durchmesser, sitzt er wirklich angenehm.

Das Klangbild ist nicht so klar wie beim Divinity. Der Bass ist weit weniger präzise (auch weniger Slam), aber tiefer, voluminöser und präsenter im gesamten Klangbild.
Die Höhen sind hier die Stärke. Die Extension ohne unangenehme Peaks kann man schon gut raushören. Die ESTs liefern ihren Glitzer.
Die Mitten wirken im Vergleich etwas verwaschen. Der Bass schmiert hier, fast bis in die unteren Höhen, mit rein und überlagert irgendwie das gesamte Klangbild. Mir fehlt hier eine eine gewisse Knackigkeit im Klangbild.
Die Bühne ist ähnlich dem Divinity. Etwas weniger Tiefe und 3D, aber auch hier keine Perlenkette. Gut aber nicht besonders.

Fazit: Etwas mehr Tiefe im Klangbild wäre für mich schön.
Die Bass-Implementierung finde ich zu schwammig. Für mich wäre er eher uninteressant.
Ansonsten eigentlich ein ziemlich guter Allrounder, dafür aber zu teuer.

Beide Hörer haben mich bei Release sehr interessiert. Ich war mir aber immer unsicher. Die Shells und oder die (wenn vorhandene) Perlenkette, sind bei den Thieaudios, gerne ein Problem bei mir.
Letztlich sitzt der Divinity dessen Klangbild mich (fast) voll überzeugt hat, am Ende nicht richtig und der Prestige trifft mich in der Darbietung nicht richtig.
Was könnte nun mein next Goal sein: Valhalla? Ich befürchte es. Ein Divinity mit etwas passenderer Shell und mehr Extension in die Tiefe und nach oben. Das wäre doch was.
Leider deuten die meisten Beschreibungen/Reviews bisher, auch darauf hin

Abschließend wie immer der Dank an den Enabler (so nennt man das wohl heute). Oder anders gesagt, mein Dank gilt Allgemeiner68er
RobN
Inventar
#14 erstellt: 23. Mrz 2025, 01:56
Hier kommen dann auch meine Eindrücke zu den technisch doch recht ungleichen Brüdern von Thieaudio. Leider kamen die beiden an, als ich noch mit den Folgen einer Erkältung zu kämpfen hatte, die ersten Tage war ein sinnvolles Probehören also leider nicht möglich und die Zeit daher recht knapp.

Von den mitgelieferten Wechselsteckern habe ich ausschließlich den 3.5mm-Stecker verwendet. Mein FiiO BTR5 hätte zwar auch einen symmetrischen Ausgang, aber da beide Thieaudios - vor allem der V16 - einen sehr ordentlichen Wirkungsgrad haben und daher selbst direkt am Smartphone sehr gut laufen habe ich darauf verzichtet. Tatsächlich habe ich die meiste Zeit direkt am iPhone mit Klinkenadapter gehört, da ich zum FiiO (verkabelt, nicht per BT) keinen nennenswerten Unterschied ausmachen könnte.

Aus dem wirklich riesigen! Arsenal an mitgelieferten Eartips habe ich mich nicht bedient, sondern mit meinen eigenen - AZLA SednaEarfit MAX und Spinfit CP100 Plus - getestet. Als Quelle kam Tidal mit FLAC bis zu 192 kHz/24 Bit zum Einsatz.

===> Prestige LTD <===

Los geht es mit dem Prestige LTD, auf den ich auch wegen seiner EST für die Höhen besonders gespannt war.

Ergonomie, Optik und äußerer Eindruck
Das Gehäuse ist tatsächlich nicht klein, was angesichts der Anzahl an Treibern aber auch nicht überrascht. Insgesamt sitzt er relativ angenehm, aber leider habe ich das Problem mich mit den meisten großen Mehrtreiber-BA-IEMs ein wenig schwer zu tun, was den Tragekomfort betrifft. Hier macht der Prestige LTD auch keine Ausnahme, obwohl er insgesamt recht gut sitzt. Trotzdem vergesse ich nie, dass ich einen recht großen IEM im Ohr habe und kann ihn nicht über viele Stunden hinweg tragen. Wer weniger empfindlich ist als ich wird aber vermutlich gut damit klar kommen.

Das geflochtene Kabel ist angenehm flexibel und hat wenig Mikrophonie, verheddert sich aber verhältnismäßig leicht.

Klang
Der Bass ist DD-typisch recht voluminös, lässt aber etwas Präzision vermissen und blutet auch ein wenig in die Mitten. Dafür fehlt es mir ein wenig an Tiefbass, die Betonung liegt für meine Ohren eher im Oberbass. Je nach Musik lässt ihn das entweder satt und voll klingen oder es fehlt ein wenig (dazu später mehr).

Die Mitten gefallen mir dagegen wirklich gut, sind sehr angenehm und natürlich abgestimmt mit einer sehr guten Auflösung. Stimmen sind natürlich und unverfärbt, die Mitten haben genau die richtige Präsenz um weder überpräsent noch zu zurückhaltend zu sein.

Die Höhen sind generell frei von Schärfe oder Sibilanz, aber manchmal doch ein wenig forsch. Dazu wirken sie auch mich etwas unnatürlich bzw. unregelmäßig. Ich werde oft das Gefühl nicht los, dass in den unteren Höhen etwas fehlt und die oberen dafür wieder angehoben sind. In der Gesamtheit klingt das manchmal etwas dünn obenrum. Vielleicht doch keine ganz perfekte Anbindung der ESTs?

Die Bühne ist präzise und besitzt eine wirklich gute Ortung, ist aber nicht übermäßig riesig. Die Außer-Kopf-Ortung stellt sich bei mir nur recht bedingt ein.

Bei ruhigen Aufnahmen wie Singer/Songwriter gefällt mir die Abstimmung sehr gut, solange die Aufnahmen nicht per so schon zu höhenbetont sind. Der Bass fügt sich hier meist sehr angenehm ein und die Mitten lassen Stimmen angenehm klingen. Ähnlich ist es bei Pop und "leichtem" Rock. Bei Metal und Hard Rock gibt sich ein gemischtes Bild, hier stören mich oft der schon angesprochene etwas unsaubere Bass und die Höhenabstimmung. Da gefällt er mir leider nicht so gut.

===> Divinity V16 <===

Danach bin ich dann zum V16 Divinity gewechselt, einem reinen BA-Hörer mit stolzen 16 Treibern pro Seite. Im Vergleich ist er noch einmal deutlich empfindlicher als der Prestige LTD und benötigt viel weniger Leistung für die selbe Lautstärke.

Das Gehäuse wirkt auf den ersten Blick von der Form her dem des Prestige LTD recht ähnlich, dennoch sitzt er einen Tick angenehmer im Ohr. Aber auch hier gilt wieder: ich vergesse ihn nie, muss immer mal wieder nachjustieren und irgendwann ist dann auch Schluss mit hören.

Das Kabel ist identisch mit dem des Prestige.

Klang
Der Bass ist überraschend kräftig, vor allem für einen reinen BA-Hörer. Vielleicht hat er nicht die schiere Macht dynamischer Treiber, dafür ist er blitzsauber und sehr schnell und präzise, so wie ich es mag. Die leichte Anhebung reicht dabei bis in den Tiefbass, wo er in meinen Ohren daher etwas mehr bietet als der Prestige.

Die Mitten wissen ähnlich zu überzeugen, sind (wie auch schon beim Prestige) insgesamt natürlich und gut abgestimmt und haben eine hervorragende Auflösung. Stimmen klingen natürlich und unverfärbt, allerdings gibt es irgendwo in den oberen Mitten offenbar eine Anhebung die ihn manchmal etwas anstrengend klingen lässt.

Die Höhen fügen sich nahtlos und ebenfalls mit tadelloser Auflösung ein, sind aber deutlich weniger energisch abgestimmt als beim Prestige. Teilweise resultiert das in einem eher warmen Klangeindruck, weil es gefühlt minimal an "Luft" und Glanz obenrum fehlt. Aber das ist schon meckern auf sehr hohem Niveau, objektiv fehlt tatsächlich nichts. Ich bin einfach etwas höhenbetontere Hörer gewohnt.

Die Bühne ist etwas größer und bietet etwas mehr Räumlichkeit als beim Prestige, bei ähnlich guter und präziser Ortbarkeit.

Grundsätzlich passt der V16 Divinity für mich eigentlich zu jeder Musikrichtung. Bei Singer/Songwriter, Pop und Rock kann er wirklich brillieren. Bei Metal und Hard Rock habe ich manchmal die schon angesprochen minimal anstrengenden oberen Mitten und den Eindruck von etwas gebremster Spielfreude in den Höhen, aber nach einer Weile stört das tatsächlich kaum noch bzw. fällt vor allem nur noch im Vergleich zu anders abgestimmten IEMs auf.


===> Vergleich zum Sennheiser IE 900 <===

Leider bin ich aufgrund der schon erwähnten Umstände nur eingeschränkt zum Vergleichen gekommen. Dabei war genau das der Bereich, der mich am meisten umgetrieben hat. Vor allem stand für mich eine Frage im Raum: wie schlägt sich eigentlich mein Sennheiser IE 900 im Vergleich? Den habe ich seinerzeit ohne großes Vergleichshören gekauft.

Preislich ähnlich, ist er konstruktiv aber das krasse Gegenteil mit nur einem einzigen dynamischen Treiber. Wie sehr macht sich hier die "Materialschlacht" der Treiber von Thieaudio hier bemerkbar? Die Frage hat mich tatsächlich brennend interessiert.

Hier meine Eindrücke kurz im Vergleich mit den beiden Thieaudios:

Von der Empfindlichkeit ähnelt er dem Prestige LTD bzw. braucht ähnlich viel Leistung. Der große Knackpunkt ist für mich der Tragekomfort: auch wenn ich mit den Originaltipps nur schwer einen guten Seal bekomme ist er einfach der bequemste IEM, den ich kenne. Mit den AZLA SednaEarfit MAX (die praktischerweise auch ein wenig die Abstimmung nivellieren, vor allem da ich dank der Gitter im Schallröhrchen die Schaumstoffscheiben aus den Sennheiser-Tips übernehmen konnte) lässt der Tragekomfort für mich absolut keine Wünsche mehr offen. Da können beide Thieaudios - aber auch fast alle anderen bisher getesteten IEMs - nicht mithalten.

Im Präsenzbereich/den oberen Mitten ist der IE 900 deutlich zurückhaltender, um nicht zu sagen stark abgesenkt. Das gefällt vielen nicht, für mich macht es ihn aber trotz der energischen Höhen äußerst smooth und langzeittauglich. Hier bieten beide Thieaudios deutlich mehr Energie, beim Senni sind Stimmen weniger präsent und nicht ganz so natürlich, generell dunkler. Vor allem im direkten Vergleich fällt mir das auf, auch hier tritt ansonsten schnell ein Gewöhnungseffekt ein, im Gegensatz zu Dingen wie unpräzisem Bass oder nervigen Anhebungen stört mich dann nicht mehr viel. Dennoch ist der V16 (und auch der Prestige) hier deutlich natürlicher.

Die oberen Höhen sind auch angehoben, sogar noch breitbandiger als beim Prestige LTD. Trotzdem (oder gerade deswegen?) lässt ihn das in der Gesamtabstimmung weniger dünn klingen, wozu wahrscheinlich auch der erwähnte abgesenkte Präsenzbereich beiträgt. Im Vergleich zum V16 gibt er in den Höhen deutlich mehr Gas, was ich aber generell auch mag - beides hat etwas für sich. Der Senni ist schon deutlich V-förmiger abgestimmt als der V16, nur im Bass liegen sie auf ähnlichem Niveau.

Denn der Bass ähnelt in Abstimmung und Menge den Thieaudios, im Tiefbass eher dem V16. Was mich tatsächlich überrascht hat ist die Tatsache, dass er im Bass deutlich präziser und schneller zu Werke geht als der Prestige! Das ist aber auch einer der Punkte, die mich damals begeistert haben: er bietet einen Dynamiker-typischen Bumms kombiniert mit einer Kontrolle und Schnelligkeit, die fast an BA-Hörer erinnert. Der V16 zeigt ihm trotzdem in der Hinsicht wo der Hammer hängt, aber es liegen keine riesigen Welten dazwischen.

Auch die Auflösung über den gesamten Frequenzbereich liegt auf Augenhöhe mit den beiden Thieaudios, liegt hier kaum zurück. Ähnliches gilt für die Bühne, die auch sehr präzise ist und irgendwo zwischen Prestige LTD und V16 Divinity liegt. Die Räumlichkeit empfinde ich als etwas größer als die beiden.

In der Gesamtheit bin ich recht beeindruckt, was sich technisch mit einer so simpel anmutenden Single-DD-Konstruktion erreichen lässt. Bisher konnte ich ihn nur mit meinem anderen IEM (Audiofly AF180 Mk II, 4x BA pro Seite, ehemals ca. 500€) vergleichen, der nicht mithalten kann.

FAZIT

Thieaudio hat mit dem Prestige LTD und dem V16 Divinity zwei technisch sehr interessante IEMs im Angebot. Der Prestige LTD ist sowohl von Abstimmung als auch technischen Fähigkeiten im Bass nicht so ganz mein Fall, der V16 Divinity gefällt mir aber wirklich sehr gut und kann in der Gesamtheit vor allem durch seine deutlich besseren Mitten meinen Sennheiser toppen, nur in der Kombination aus Bassgewalt und -präzision kann dieser dann wieder punkten. Grundsätzlich finde ich den V16 aber insgesamt technisch und eigentlich auch in puncto Abstmmung noch mal überlegen und könnte ihn mir sehr gut für meine Sammlung vorstellen.

Ganz großer Dank geht an Allgemeiner68er für die Organisation der Rundreise und vor allem die Bereitstellung der Testexemplare! Das ist absolut nicht selbstverständlich und verdient meinen größten Respekt. Die Rundreise hat mir trotz der kurzen Zeit wieder einmal viel Spaß bereitet.


[Beitrag von RobN am 23. Mrz 2025, 02:01 bearbeitet]
user712
Stammgast
#15 erstellt: 07. Apr 2025, 17:34
Ich habe das jetzt erst mitbekommen, dass es die privaten InEars von @ Allgemeiner68er waren, die ich dankenswerterweise testen durfte .

Meine Eindrücke:

Prestige LTD:
Design und Verarbeitung haben mir gut gefallen. Das Kabel ist benutzerfreundlich. Hier die Besonderheit, dass es tatsächlich einrastet (beim V16 jedoch nicht). Das vermittelt ein sicheres Gefühl. Auch schön die verschiedenen Anschlussmöglichkeiten.
Das Gehäuse ist recht groß, die Schallröhrchen sind sehr dick und etwas kurz. Dadurch ist der Sitz nicht optimal. Ich habe aber bei der vorhandenen Auswahl passende Aufsätze gefunden.

Nun zum Klang:
Ich habe vorrangig am Cayin N7 gehört. Der Sound hat mir nicht so zugesagt, deshalb habe ich den Prestige schnell zur Seite gelegt, um mich mit den V16 zu befassen. Was hat mir nicht gefallen? Es war der Bass, der dröhnig war und in die Mitten einstrahlte. Die Höhen waren irgendwie künstlich.

V16 Divinity:
Nach dem Wechsel vom Prestige erstmal aufatmen, ja so muss der Bass klingen. Die Größe ist vergleichbar zum Prestige, allerdings sind die Schallröhrchen anders und er sitzt dadurch etwas besser bei mir im Ohr.

Wie klingt er?
Bühne ist weit, Auflösung ist sehr gut, Instrumentenseparation ebenso. Der Bass ist konturiert, dröhnt nicht, passt auch von der Menge. Alles in allem schon ein Spitzen-InEar.

Da bietet sich der Vergleich mit dem U12T von 64AUDIO an. Dieser verfügt auch ausschließlich über BA Treiber, jedoch nur 12 pro Seite. Der U12T klingt für mich etwas natürlicher. Er hat in den unteren Höhen eine kleine Senke und ist dann in den obersten Höhen angehoben. Das kommt mir entgegen. Der V16 erscheint mir in den unteren Höhen etwas zu vorlaut, was ihm eine manchmal unangenehme Aggressivität verleiht. Im oberen Frequenzspektrum fällt er dagegen zu schnell ab. Ich habe allerdings jetzt mehr Instrumentenmusik Lightjazz und Pop, Folk mit Frauenstimmen gehört, kein Metal oder Progrock.

Auch hat mich mein Letshuoer Cadenza 12 beim Vergleichshören mehr begeistert.

Trotzdem ist der Divinity V16 ein super InEar. Letztendlich entscheidet der persönliche Geschmack. Und die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Ich wünsche dem @Allgemeinen 68er noch viel Freude mit dem V16!!!
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