Bleifrei löten ab 07/2006

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digitalfrost
Stammgast
#1 erstellt: 21. Dez 2005, 03:31

Bleifrei gelötete Elektronikbaugruppen sind ab Mitte 2006 für die meisten industriell gefertigten Geräte vorgeschrieben. Dem privaten Elektronikbastler kann dieses Gesetz, genannt RoHS, zwar egal sein. Doch was bedeutet es für ihn eigentlich, wenn es nur noch bleifreies Lötzinn gibt? Und wie kann er alte Geräte noch reparieren?
Quelle+mehr Text hier: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21607/1.html

Ein Stelle die für uns relevant sein könnte:
Das Mischen bleihaltigen und bleifreien Lötzinns kann einerseits infolge des veränderten Eutektikums zum unkontrollierten Verschieben des Schmelzpunkts auch nach unten führen: Lötstellen, die bereits bei 150°C oder gar - bei Mischungen mit Blei und Wismut - unter 100°C schmelzen und somit bei üblichen Betriebstemperaturen beispielsweise in Netzteilen oder in der Nähe von Röhren bereits weich werden, sind die mögliche Folge. Andererseits führen solche unkontrollierten Materialmixe auch zur Verschiebung des Schmelzpunkts nach oben mit unzulässig hohen Löttemperaturen, Kristallbildung und kalten Lötstellen. Dies ist besonders problematisch, weil mit bleifreiem Lötzinn auch gelungene Lötstellen nicht mehr glatt und glänzend sind wie beim heutigen bleihaltigen Löten, sondern aussehen wie eine heutige sogenannte "kalte", also misslungene Lötstelle.

Zudem sollte auch der Gelegenheitsbastler bei der Verwendung von bleifreiem Lötzinn über eine Abzuganlage für die von der Lötstelle ausgehenden Gase nachdenken. Die 30° mehr Löttemperatur verursachen nämlich auch eine verstärkte Gasentwicklung aus der Kolophoniumfüllung des Lötzinns - und dieser Qualm kann dadurch ebenso gefährlich und krebserregend werden wie Zigarettenrauch. Apropos: In Räumen, in denen gelötet wird, sollte weder geraucht, gegessen noch getrunken werden - auch nicht mit bleihaltigem Lötzinn. An den Händen haftende Blei- oder andere Metallspuren könnten sonst über die Lebensmittel oder Zigaretten in den menschlichen Organismus gelangen. Und auch die Zähne als "dritte Hand" zum Halten des Lötzinns sind tabu.

Okay ums kurz zu machen: Was haltet ihr davon, und was bedeutet das für uns? Jetzt weiß ich als Unerfahrener also nichtmehr ob meine Lötstelle gemacht mit bleifreiem Lot "gescheit" (sprich: nicht kalt) ist, wenn ich an neuen Geräten herumschraube muss ich vorher gucken welches Lot verwendet wurde...wasn Scheiss

Ich glaub ich füll mein Lager nochmal auf bevor umgestellt wird...

Edit: Interessierte mögen vllt auch die Forenbeiträge auf Telepolis lesen, z.b. diesen, diesen oder diesen


[Beitrag von digitalfrost am 21. Dez 2005, 03:36 bearbeitet]
Mülleimer
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 21. Dez 2005, 13:24
Mit ein bißchen Übung lötet bleifreies Lötzinn fast genauso gut wie verbleites. Man muß etwas großzügiger draufhalten. Bei gelungener Lötstelle und genauerem Hinsehen ist die Lötstelle silbrig matt glänzend und von "kalten" zu unterscheiden. Für oxidierte Stellen habe ich Blei/Zinn in Reserve. Gemischter Schmelzpunkt 100° ? - Toll, dann kann man die Schaltungen in Zukunft ja unter heißem Wasser rezykeln, aber Wismut ist normalerweise nicht mit drin.
tede
Inventar
#3 erstellt: 21. Dez 2005, 13:47
Hallo,

für den Hobby-Elektroniker ändert sich nichts, der darf weiter mit Blei Löten, da er kein Hersteller im Sinne der Rohs Richtlinie ist. Bleihaltige Lötzinn wird es auch weiterhin geben.

Für Reparaturen und Ersatzteile von betroffenen Geräten gilt: Geräte die vor dem 1.6.06 "in Verkehr" gebracht wurden, dürfen auch weiterhin "Bleihaltig" Repariert werden.

Problematisch ist es vor allem für kleine Hersteller und Fertiger, die teilweise zweigleisig fahren müssen, da einerseits Baugruppen RohS Konform gefertigt werden müssen, andererseits nicht alle Bauteile in der benötigten Temperaturfestigkeit für bleifreies Löten (260 Grad für Reflow) erhältlich sind. Das ist das Hauptproblem bei der Umstellung.

Um eine undefinierte Mischung von bleifrei/bleihaltigem Lötzinn zu vermeiden sollte das alte Lot vor dem neuen Löten möglichst entfernt werden.

Kein Witz: Wer verschiedene Lotlegierungen zusammenschmilzt und damit eine neue Legierung erzeugt wird damit zum Hersteller dieser Lotlegierung. Sollten für diese Lotlegierung zufällig Patentrechte vorliegen, so verstösst er gegen diese und kann damit rechtlich belangt werden.
Gilt aber wieder nicht für Teile, die nicht im Sinne von ??? "in Verkehr gebracht" werden.

Bleifreies Handlöten ist etwas schwieriger, aber auch kein großes Problem.
Wer schon mit Bleihaltigem Lot Probleme hat, saubere Lötstellen hinzubekommen, wird beim bleifreien sicher erstmal scheitern.

Die ganze Richtlinie ist für mich unausgegoren, und wiedersprüchlich.
Geräte die von der RohS Richtline betroffen sind, fallen gleichzeitig auch unter die WEEE (Richtlinie über Elektronik-Altgeräte), und müssen somit dem Recycling zugeführt werden.
Geräte die weiterhin bleihaltig gefertigt werden dürfen, können verschrottet werden.


Bleifreie Grüß
Thomas
lenz
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 22. Dez 2005, 14:06

tede schrieb:

Die ganze Richtlinie ist für mich unausgegoren, und wiedersprüchlich.


Das will ich wohl meinen.
Ich hab noch nie an einer Schaltung rumgeleckt und ein Auswuchtgewicht hab ich auch noch nie verloren, aber zum Glück ist es uns ja noch erlaubt mit Blei in der Gegend rumzuballern.
hreith
Inventar
#5 erstellt: 23. Dez 2005, 20:32
Die Regelung ist so angelegt, dass sie auf jeden Fall nur den normalen privaten Kunden trifft.
Große Maschinen für Firmen sind nicht betroffen, da sie ortsfest sind.
Alles was dem Staat Geld kosten oder in die Verantwortung ziehen würde, ist auch nicht betroffen.
Die Automobilindustrie ist auch nicht betroffen.

Auf der anderen Seite werden die Bauteilehersteller nicht 2Gleisig fahren, da das zu teuer ist. Es wird also in kürzester Zeit nur von konforme Bauteile geben.

Die Regelung, dass ausgenommene oder alte Produkte nicht aufgearbeitet werden müssen, ist realistisch betrachtet die einzige Möglichkeit, überhaupt sowas wie Recycling machen zu können. Das funktioniert nur, wenn man halbwegs weis, was in den Sachen drin ist und diese Stoffe auch als "sortenrein" angesehen werden können.

Vom Aspekt der Gesundheitsgefährdung und des Umweltschutzes bin ich jedoch der Meinung, dass man auch an den Stellen hätte ansetzen können, an denen es nachweislich Bedarf gibt. Dazu 2 Beispiele:
Nach offiziellen Statistiken des Bundesamtes sterben in Deutschland jährlich über 10.000 Menschen an den Folgen der Rußpartikel.
Das Problem mit den atomaren Abfällen ist nur für die Betreiber gelöst, da diese nur 50 Jahre für die Gafahren haften müssen, die dann folgenden Millionen von Jahren ist es ein Problem der Allgemeinheit.
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