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Jazz für "Anfänger" ?

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blueminotaur
Stammgast
#2353 erstellt: 06. Jan 2014, 17:01
Alles oberhalb der facebook-Einträge ist Flash. Mein Firefox 26.0 mit FlashPlayer 11.9.9... stellt alleseinwandfrei dar. Schön gemachte Seite übrigens.
arnaoutchot
Moderator
#2354 erstellt: 26. Jan 2014, 12:44
Um hier mal wieder ein wenig Leben in den Thread zu bringen: Habe mir die unten angehängte Liste der Kollegen aus dem Rolling-Stone-Forum mal geliehen (danke ), in der sie die grössten Alben des Jazz NACH 1970 destilliert haben. Das ganze ist ein Produkt aus 18 Listen von Usern, hat also schon eine gewisse Aussagekraft. Die Klammer nach dem Namen besagt wie oft sie genannt wurde und wieviele Punkte sie bekommen hat (gewertet nach Rangfolge in der Liste).

Ich habe 8 der ersten 25 nicht, wobei mir besonders die 5 Matana Roberts am meisten ins Auge sticht. Das ist eine vergleichsweise neue Platte, die sehr hoch auf den Listen steht. Kennt die schon jemand hier ?


01.MILES DAVIS-On The Corner(9 | 816)
02.CHARLES GAYLE / WILLIAM PARKER / RASHIED ALI-Touchin' on Trane(8 | 693)
03.ART ENSEMBLE OF CHICAGO-Les Stances À Sophie(7 | 650)
04.MILES DAVIS -Jack Johnson(6 | 544)
05.MATANA ROBERTS-Coin Coin Chapter One: Gens De Couleur Libres(6 | 507)
06.HERBIE HANCOCK -Sextant(6 | 492)
07.PHAROAH SANDERS-Black Unity(5 | 428 )
08.ALICE COLTRANE-Journey in Satchidananda(5 | 395)
09.MILES DAVIS-Dark Magus(4 | 348 )
10.JOE McPHEE-Nation Time(5 | 341)
11.DAVE HOLLAND QUARTET-Conference Of The Birds(5 | 339)
12.FRED ANDERSON QUARTET-The Milwaukee Tapes, Vol. 1(4 | 338 )
13.DUKE ELLINGTON-New Orleans Suite(4 | 334)
14.ARTHUR DOYLE PLUS 4-Alabama Feeling(4 | 329)
15.LOUNGE LIZARDS -Lounge Lizards(4 | 313)
16.MILES DAVIS-Get Up With It(4 | 310)
17.DAVID S. WARE-Flight Of I(4 | 300)
18.SUN RA -Space Is The Place(4 | 292)
19.KEITH JARRETT-The Survivor's Suite(4 | 292)
20.CHRIS McGREGOR'S BROTHERHOOD OF BREATH-Brotherhood Of Breath(4 | 289)
21.MILES DAVIS -Live Evil(4 | 288 )
22.CECIL TAYLOR-One Too Many Salty Swift and Not Goodbye(3 | 281)
23.RASHIED ALI & FRANK LOWE-Duo Exchange(3 | 276)
24.HORACE TAPSCOTT-The Dark Tree(3 | 273)
25.KEITH JARRETT-At The Blue Note(3 | 266)
http://forum.rolling...70-and-beyond/page18


[Beitrag von arnaoutchot am 26. Jan 2014, 12:46 bearbeitet]
blueminotaur
Stammgast
#2355 erstellt: 26. Jan 2014, 13:07
Nuer eine davon in meinem Regal -ich muss mit der Bank sprechen...
arnaoutchot
Moderator
#2356 erstellt: 26. Jan 2014, 13:16
Nun, wenn ich meine bescheidene Meinung dazugeben darf, so würde ich die fettgedruckten als wirklich essentiell bezeichnen.

01.MILES DAVIS-On The Corner(9 | 816)
02.CHARLES GAYLE / WILLIAM PARKER / RASHIED ALI-Touchin' on Trane(8 | 693)
03.ART ENSEMBLE OF CHICAGO-Les Stances À Sophie(7 | 650)
04.MILES DAVIS -Jack Johnson(6 | 544)

05.MATANA ROBERTS-Coin Coin Chapter One: Gens De Couleur Libres(6 | 507)
06.HERBIE HANCOCK -Sextant(6 | 492)
07.PHAROAH SANDERS-Black Unity(5 | 428 )
08.ALICE COLTRANE-Journey in Satchidananda(5 | 395)
09.MILES DAVIS-Dark Magus(4 | 348 )

10.JOE McPHEE-Nation Time(5 | 341)
11.DAVE HOLLAND QUARTET-Conference Of The Birds(5 | 339)
12.FRED ANDERSON QUARTET-The Milwaukee Tapes, Vol. 1(4 | 338 )
13.DUKE ELLINGTON-New Orleans Suite(4 | 334)
14.ARTHUR DOYLE PLUS 4-Alabama Feeling(4 | 329)
15.LOUNGE LIZARDS -Lounge Lizards(4 | 313)
16.MILES DAVIS-Get Up With It(4 | 310)
17.DAVID S. WARE-Flight Of I(4 | 300)
18.SUN RA -Space Is The Place(4 | 292)
19.KEITH JARRETT-The Survivor's Suite(4 | 292)
20.CHRIS McGREGOR'S BROTHERHOOD OF BREATH-Brotherhood Of Breath(4 | 289)
21.MILES DAVIS -Live Evil(4 | 288 )
22.CECIL TAYLOR-One Too Many Salty Swift and Not Goodbye(3 | 281)

23.RASHIED ALI & FRANK LOWE-Duo Exchange(3 | 276)
24.HORACE TAPSCOTT-The Dark Tree(3 | 273)
25.KEITH JARRETT-At The Blue Note(3 | 266)

Die Matana Roberts höre ich gerade über iTunes-Schnipsel, nun, ich weiss nicht, ob das nicht eher ein künstlerisches Gesamtprojekt ist, das einfach zur richtigen Zeit kam (junge schwarze politische Saxophonistin/Sängerin in einem verkrusteten eher rückwärtsgewandten männerdominierten Jazz-Markt - ob das Bestand hat ?). Die Hancock - Sextant fand ich persönlich nie besonders toll McPhee, Anderson, Doyle und Tapscott kenne ich mit den hier genannten Platten nicht, sind aber sicherlich Free-Jazz-Klassiker. Überhaupt muss klar sein: Auf dieser Liste ist ziemlich viel Free Jazz !

Edit: Das hier dürfte wohl ein recht repräsentativer kompletter Track aus der Matana Roberts Performance von Coin Coin 1 sein. Leichte Kost ist das nicht, aber durchaus faszinierend, muss ich sagen ...
http://cstrecords.com/cst079/


[Beitrag von arnaoutchot am 26. Jan 2014, 13:32 bearbeitet]
dietmar_
Inventar
#2357 erstellt: 26. Jan 2014, 17:40

arnaoutchot (Beitrag #2354) schrieb:
Um hier mal wieder ein wenig Leben in den Thread zu bringen: Habe mir die unten angehängte Liste der Kollegen aus dem Rolling-Stone-Forum mal geliehen (danke ), in der sie die grössten Alben des Jazz NACH 1970 destilliert haben. Das ganze ist ein Produkt aus 18 Listen von Usern, hat also schon eine gewisse Aussagekraft.

Einige der Leute dort haben ein sehr fundiertes Jazzwissen. Ich frage mich aber, ob diese Liste hier im "Anfänger"-Thread am richtigen Ort steht?

Ich habe 8 der ersten 25 nicht, wobei mir besonders die 5 Matana Roberts am meisten ins Auge sticht. Das ist eine vergleichsweise neue Platte, die sehr hoch auf den Listen steht. Kennt die schon jemand hier ?

Ich habe/kenne 10 der Alben nicht. Die Matana Roberts habe ich mir vor einiger Zeit aufgrund der Rolling Stone Top 100 Liste zugelegt. Wir hatten kurz die Diskussion darüber, ich weiß nicht, ob du dich erinnerst, Michael?

Das Album ist ganz und gar keine leichte Kost. Sehr komplex und sicher kein Tipp für Beginner. Ich habe sie zwei mal gehört und bin noch längst nicht durch damit. Bis jetzt macht mich das Album ein wenig ratlos. Roberts beleuchtet offenbar die afroamerikanische Geschichte und erinnert mich an das noch komplexere "Ten Freedom Summers" von Wadada Leo Smith. Auf meiner Liste würde die Roberts wohl nicht auf Platz 5 landen, aber das sagt nichts über deren Qualität aus, eher etwas über meinen bisherigen Zugang.

Zum großen Teil stimme ich deiner Einschätzung zu, ich würde aber unbedingt die Tapscott noch hinzu nehmen.
arnaoutchot
Moderator
#2358 erstellt: 26. Jan 2014, 18:14
Nun, sicherlich ist diese Liste eher nicht für blutige Anfänger, aber warum nicht hierher ? Man kann ja darüber diskutieren. Und Du kennst meine Meinung: Was wir als geeigneten Jazz-Einstieg betrachten, kann für jeden sehr unterschiedlich sein. Eine Miles Davis "On the Corner" oder "Jack Johnson" (beide auf der Liste ganz oben) könnte für vom Rock kommende Hörer viel besser geeignet sein als eine aus deren Sicht möglicherweise verstaubte "Kind of Blue".

Den Tapscott muss ich mir denn doch mal besorgen, im Hinterkopf hab ich ihn schon lange. Merci
dietmar_
Inventar
#2359 erstellt: 26. Jan 2014, 19:02

arnaoutchot (Beitrag #2358) schrieb:
Nun, sicherlich ist diese Liste eher nicht für blutige Anfänger, aber warum nicht hierher ?

Schaden wird das wohl nicht. Ich hatte auch sehr früh - vermute, unter den ersten 10? - die "Conference Of The Birds", geschadet hat es mir bestimmt nicht ... sie hat mir sogar sehr gefallen. Und ich bin auch froh, dass ich früh und zufällig über Dolphys "Out To Lunch" stolperte. Das kann natürlich schon bei Neulingen funktionieren, genauso wie es Leute gibt, die nie zu diesen Alben einen Zugang finden werden.
blueminotaur
Stammgast
#2360 erstellt: 26. Jan 2014, 19:30

dietmar_ (Beitrag #2359) schrieb:

Schaden wird das wohl nicht.


Genau. Tut sowas nie. "Nicht Gefallen" geht immer noch. "Nicht Kennen" ist da schon schlechter.
dietmar_
Inventar
#2361 erstellt: 26. Jan 2014, 19:38

blueminotaur (Beitrag #2360) schrieb:
Genau. Tut sowas nie. "Nicht Gefallen" geht immer noch. "Nicht Kennen" ist da schon schlechter.

OK, ihr habt mich überzeugt.
Mr._Lovegrove
Inventar
#2362 erstellt: 27. Jan 2014, 11:50
Ich werde mich mit einigen Scheiben der Liste mal befassen. Ist auf jeden Fall eine Horizonterweiterung
und womöglich sind da Scheiben drunter, nach denen ich bei meinem demnächst bevorstehenden Einkaufstag
fahnden werde.
Mr._Lovegrove
Inventar
#2363 erstellt: 27. Jan 2014, 14:41
Ich habe mir so ein paar Scheiben angehört. Da wandert aber relativ viel zwischen Free Jazz und
Avantgarde. Also so wirklich repräsentativ finde ich die Liste nicht. Eher eine Art Best of
Liste von Freunden des Free- und Avantgarde Jazz.
Das zeigt sich ja auch daran, dass viele große Klassiker entweder relativ weit hinten oder
gar nicht auftauchen und auf der anderen Seite Sun Ra mehrfach auftaucht, Matane Roberts
ganz oben steht (die hat mit Jazz in meinen Augen nicht allzuviel zu tun) und Sachen, die von
Mainstreamlabels oder größeren Plattenfirmen kamen, kaum stattfinden, die Young Lions Generation
ebenso ausgeblendet ist, wie viele neuere europäische Sachen (ECM, Act).

Nun sind 50 Alben auch ein bißchen wenig. Vielleicht sollte man da 50 Alben pro Jahrzehnt machen.

Vielleicht solten wir einen Gegenentwurf machen? Jemand Lust?
arnaoutchot
Moderator
#2364 erstellt: 27. Jan 2014, 16:25

Mr._Lovegrove (Beitrag #2363) schrieb:
Ich habe mir so ein paar Scheiben angehört. Da wandert aber relativ viel zwischen Free Jazz und
Avantgarde. Also so wirklich repräsentativ finde ich die Liste nicht.


Nun, kein Widerspruch, vielleicht nicht repräsentativ, aber interessant und als Diskussionsgrundlage allemal geeignet.


Mr._Lovegrove (Beitrag #2363) schrieb:
Vielleicht solten wir einen Gegenentwurf machen? Jemand Lust?


Ich bin bei so was immer dabei. Aber wenn Du es auf Jahrzehnte runterbrichst, dann wird es bei den meisten Teilnehmern hier vermutlich dünn. Ab 1970 und vor 1950 bringe ich wahrscheinlich kaum je 50 nennenswerte Platten pro Jahrzehnt auf die Waage .
dietmar_
Inventar
#2365 erstellt: 27. Jan 2014, 20:43
Ich finde 1970 bis heute ganz ok, weil in etwa dieser Zeit letzte gravierende Wandel geschahen (darüber lässt sich sicher streiten ... möchte ich aber gar nicht).
Ich fange einfach mal an zu schauen, ob ich genügend Alben finde und ob ich die dann noch in eine Reihenfolge bekomme.
dietmar_
Inventar
#2366 erstellt: 28. Jan 2014, 01:23
Hier meine Top 50 seit 1970.
dieselpark
Gesperrt
#2367 erstellt: 09. Feb 2014, 19:08
jpc.de

sehr gut geeignet für Anfänger, da tolle, NEUE Brücke zwischen Rock und Jazz.
Nicht so der Rock-Jazz der 70er, sondern modern.
Sehr schönes Album.
Klanglich gut, aber nicht überragend.
Fischers_Fritze
Inventar
#2368 erstellt: 24. Feb 2014, 22:18
N'Abend,

vor einer Woche erhielt ich von arnaoutchot und Mr. Lovegrove einen Hinweis auf diesen Thread. Seit dem habe ich diesen Thread komplett gelesen. Ganz wenige CDs besitze ich bereits und etliche (natürlich nur einen Bruchteil aller Tipps) der vorgestellten Alben habe ich probegehört (amazon, jpc, youtube, spotify usw.).

Der Wunschzettel ist jetzt bestens gefüllt, das wird nicht billig.

Und ich habe unendlich viel über Jazz gelernt. Vielen Dank für die Einsichten, die alle regelmäßigen und gelegentlichen Schreiber hier gewähren.
Es ist absolut beeindruckend, was hier an Fachwissen und an wertvollen und begründeten Tipps zusammengetragen wurde. Danke, dass ich daran teilhaben kann!

Das soll für den Moment als Vorstellung reichen, ich werde in den nächsten Tagen noch etwas zu meinem "Jazz-Werdegang" und zu meinen Vorlieben schreiben. Ich höre schon länger Jazz, aber erst in den letzten drei Monaten hat es mich richtig gepackt. Daher bin ich ganz sicher noch echter Anfänger - alles vor Dezember 2013 war nur halbherzig.
arnaoutchot
Moderator
#2369 erstellt: 25. Feb 2014, 08:32
Sehr gut. Herzlich willkommen, vielleicht können wir diesen Thread durch Fragen oder Meinungen Deinerseits auch wieder etwas beleben.
Fischers_Fritze
Inventar
#2370 erstellt: 25. Feb 2014, 09:13
Ich habe vor etlichen Jahren die CD Decksandrumsandrockandroll von den Propellerheads in die Hände bekommen. "History Repeating" mit Shirley Bassey fand und finde ich wirklich gut. Von dieser CD ausgehend habe ich versucht den Acid Jazz zu erkunden, allerdings stellte ich schnell fest, dass Acid Jazz nicht das ist, was ich suche.

Im Radio (WDR 5) hörte ich dann Vorstellungen von zwei CDs: NoJazz von NoJazz und Waltz For Koop von Koop. Das sind beides vielleicht noch immer keine "richtigen" Jazz-Bands, aber für mich wurde die Richtung langsam klar. Die Richtung ist "richtiger" Jazz.

Ich stellte leider schnell fest, dass weder im Freundes- noch im Familienkreis jemand an Jazz interessiert war. Ein früherer Kollege lieh mir aber eine Stapel CDs (hauptsächlich E.S.T.), die ich mir auf die Festplatte zog. Aus der Begegnung mit E.S.T. kommt wahrscheinlich meine noch immer bestehende Wertschätzung für Piano-Trios. Meine Begeisterung für E.S.T. ist allerdings inzwischen wieder etwas abgeflaut.

Von E.S.T. ging es dann weiter zum Tingvall Trio (finde ich gut). Bei Amazon gab es dann Oscar Peterson zu "Schleuderpreisen": 3 CDs aus der Remaster Anniversary Edition (MPS, Brunner-Schwer) für 15 EUR, wo ich mich reichlich eindeckte. Dazu dann noch "We Get Requests" und "Night Train". Peterson war zwar gut und schön aber auf Dauer natürlich viel zu einseitig.

Dank einiger Anregungen aus dem "Was hört ihr gerade jetzt (Jazz)"-Thread habe ich ein paar weitere CDs erworben, um das Spektrum zu erweitern.

Momentan sehen meine Vorlieben so aus:
- Hard Bop (Ende der 50er bis Mitte/Ende der 60er)
- kein Vocal Jazz (weder Männlein noch Weiblein)
- Piano-Trio finde ich gut, ist aber kein Muss

Soweit für den Moment. Ich werde heute Abend noch ein paar CDs hier einstellen und schreiben, was mir gut (oder auch nicht) daran gefällt. Wenn das erledigt ist, freue ich mich auch Eure Tipps und Anregungen!
Mr._Lovegrove
Inventar
#2371 erstellt: 25. Feb 2014, 09:54

Fischers_Fritze (Beitrag #2370) schrieb:

Momentan sehen meine Vorlieben so aus:
- Hard Bop (Ende der 50er bis Mitte/Ende der 60er)
- kein Vocal Jazz (weder Männlein noch Weiblein)
- Piano-Trio finde ich gut, ist aber kein Muss

Ist schon erstaunlich, dass oftmals eine solche oder ähnliche Vorliebenkonfiguration
bei Jazzeinsteigern auftaucht. Aber eigentlich auch logisch. Zudem der von dir genannte
Zeitraum (Ende 50er bis Mitte der 60er) der vielfältigste und reichste der Jazzgeschichte ist.
Da findet sich alles von Bop über Cool und Contemporary bis Avantgarde und Free.
Die meisten Alben, die ich in den letzten anderthalb Jahren gekauft habe (abgesehen von
den ECM Sachen) kommen aus der Zeit.
Da kann man sich als Jazzfan alleine schon mit EINEM EINZIGEN Label jahrelang beschäftigen,
so kreativ und pulsierend war diese Zeit.
Fischers_Fritze
Inventar
#2372 erstellt: 25. Feb 2014, 23:39
Nachdem ich heute Abend erst den 4:2 Sieg von Borussia Dortmund in St. Petersburg verfolgen durfte, kommentiere ich einige meiner Jazz Alben, in der Hoffnung, von Euch weitere Tipps zu erhalten - gerne dürft ihr auch Tipps wiederholen, die bereits für Freund Dieselpark gegeben wurden ...

Tingvall Trio - Vägen

Dass mir Piano-Trios gefallen, schrieb ich bereits. Bei Vägen gefällt mir eigentlich alles, besonders hervorheben möchte ich den ersten Track "Sevilla", der sich nach meinem Empfinden durch eine besondere Dynamik auszeichnet. Für mich zwar kein Jahrhundertwerk, aber eine CD, die mir rundum gefällt und an der es nichts zu meckern gibt.

Bobby Hutcherson - Happenings

Aus dieser CD habe ich ein Stück im Webradio gehört. Marimba bzw. Vibraphon haben mich irgendwie angesprochen. Die Hörschnipsel auf amazon bzw. jpc haben genügt um mich zum Kauf zu verführen. Volltreffer. Das gefällt. Erst als ich die CD vor mir liegen hatte, habe ich festgestellt, dass auch Herbie Hancock mit von der Partie ist. Das Stück "The Omen" finde ich nach wie vor gewöhnungsbedürftig - aber nicht unbedingt schlecht. Gewöhnungsbedürftig halt.

Es müssen also nicht immer nur Piano oder Bläser sein - auch etwas ungewöhnlichere Instrumente üben eine Reiz auf mich aus.

Arnett Cobb - Smooth Sailing

Auch dieses Album gefällt mir ausgesprochen gut, Cobb mit dem Tenorsaxophon im Vordergrund. Sehr ansprechend finde ich aber auch den Einsatz der Orgel.

Tsuyoshi Yamamoto Trio - Midnight Sugar

Gefällt mir musikalisch sehr gut. Auch klanglich erste Sahne. In einigen Foren bzw. Bewertungen nach meinem Eindruck manchmal sogar etwas überbewertet, aber nichts desto trotz ein hervorragendes Album. So stelle ich mir ein typisches Piano-Trio vor.

***
Das Esbjörn Svensson Trio habe ich öfter gehört, aber irgendwie spricht mich das immer weniger an. Der Einsatz elektronischer Effekte / Instrumente gefällt mir nicht so recht. Also E.S.T. erstmal nicht - und ich bin bereits weitgehend versorgt.

Oscar Peterson bzw. Oscar Peterson Trio habe ich bereist erwähnt. Gefällt mir ganz gut, aber da bin ich bereits gut ausgestattet. Mein Bedarf an Peterson ist vorerst gedeckt.

Und wie ich schon schrieb: Vocal Jazz gefällt mir bisher überhaupt nicht. Ich will nicht beratungsresistent sein, aber ihr müsstet mir schon einen richtigen Kracher präsentieren, damit sich meine Meinung hierzu ändert.

Ich wünsche mir Empfehlungen, die auf "normalen" CDs erhältlich sind. Alben auf Vinyl sind auch ok (Plattenspieler ist vorhanden), sie sollten aber zu guten (fairen) Preisen und mit vertretbarem Aufwand beschaffbar sein.Einen SACD-Player habe ich nicht und habe auch nicht vor, mir einen zuzulegen. XRCD oder Hybrid-SACD würde ich nur dann in Erwägung ziehen, wenn besonders gute Alben in anderen Formaten nicht (mehr) erhältlich sind. So habe ich mir beispielsweise Tsuyoshi Yamamoto Trio - Midnight Sugar auf Hybrid-SACD zugelegt, weil andere Formate nicht mehr erhältlich sind. In dem Fall habe ich dann die 29,00 € notgedrungen gezahlt.

Mir ist klar, dass viel vom Mastering abhängt und dass XRCD oder SACD oder andere "Sonderformate" manchmal auch über ein besonderes Mastering verfügen. Andererseits bin ich nicht so "klangorientiert", dass mir die letzten 1% oder 2% Verbesserung gleich den Kauf einer doppelt bis dreifach teureren SA-XR-SHM-sonstwas-CD Wert wären. Es kommt immer auf den Einzelfall an.

Dennoch bin ich natürlich dankbar für Hinweise auf konkrete Ausgaben, wenn diese besser klingen als andere. Beispiel: Am Wochenende musste ich mich - völlig zu Recht - im Nachbar-Thread von Mr. Lovegrove "belehren" lassen, dass die RVG-Ausgabe von "Somethin' Else" von Cannonabll Adderley klanglich nicht gerade das Gelbe vom Ei ist - und dass die Phönix-Ausgabe bei vergleichbarem Preis den deutlich besseren (und auch historisch authentischeren) Klang hat.

Also, solche Tips sind natürlich willkommen - ich möchte selbstverständlich gerne Fehlkäufe vermeiden.

Download-Files gehen zur Not auch (nur wenn CD oder LP komplett vergriffen und auch gebraucht nur schwer erhältlich) - ich würde aber generell den Kauf von CDs bevorzugen. Da bin ich etwas altmodisch und hätte gerne etwas in der Hand.

Soweit eine erste ausführliche Selbsteinschätzung - demnächst fasse ich mich kürzer. Versprochen.
dietmar_
Inventar
#2373 erstellt: 26. Feb 2014, 00:34

Fischers_Fritze (Beitrag #2370) schrieb:
Momentan sehen meine Vorlieben so aus:
- Hard Bop (Ende der 50er bis Mitte/Ende der 60er)
- kein Vocal Jazz (weder Männlein noch Weiblein)
- Piano-Trio finde ich gut, ist aber kein Muss

Wie Lovegrove schon ausdrückte, es ist erstaunlich wie oft diese "Säulen" von Jazzfreunden genannt werden. Manche bleiben, auch wenn sie nicht mehr neu in diesem Genre sind, auf diesen Dingen "sitzen".

Fischers_Fritze (Beitrag #2372) schrieb:
Und wie ich schon schrieb: Vocal Jazz gefällt mir bisher überhaupt nicht. Ich will nicht beratungsresistent sein, aber ihr müsstet mir schon einen richtigen Kracher präsentieren, damit sich meine Meinung hierzu ändert.

Das ich trotz meiner seltenen Lust Vocaljazz zu hören ein solches empfehle, kann ich mir auch rot im Kalender anstreichen.

Versuche es doch mal mit der großen Sarah Vaughan.
Folgendes Album ist wirklich sehr gut - und das liegt nur in zweiter Hinsicht an dem phantastischen Trompeter Clifford Brown.
Trotz einer Fitzgerald oder einer Holiday, sie hat die beste Stimme, das größte Spektrum.

sv

Sarah Vaughan - s/t (auch als Sarah Vaughan With Clifford Brown veröffentlicht)
1954, Verve/EmArcy
Fischers_Fritze
Inventar
#2374 erstellt: 26. Feb 2014, 10:13

dietmar_ (Beitrag #2373) schrieb:

Versuche es doch mal mit der großen Sarah Vaughan.
Folgendes Album ist wirklich sehr gut - und das liegt nur in zweiter Hinsicht an dem phantastischen Trompeter Clifford Brown.
Trotz einer Fitzgerald oder einer Holiday, sie hat die beste Stimme, das größte Spektrum.

sv

Sarah Vaughan - s/t (auch als Sarah Vaughan With Clifford Brown veröffentlicht)
1954, Verve/EmArcy


Hallo Dietmar,

ich habe gestern Abend mehrfach die Schnipsel auf den einschlägigen Seiten der Online-Versender gehört. Es gefällt mir nicht. Leider. Musikalisch (Instrumente) vielleicht etwas zu ruhig für meinen Geschmack. Und es bleibt dabei: Vocal Jazz ist wohl nicht mein Ding. Trotzdem vielen Dank für die Empfehlung.

Vielleicht gebe ich dem Album ein andermal noch eine Chance. Manches Gefallen/Nichtgefallen ist bekanntlich stimmungsabhängig.

By the way:
Gestern erwähnt ich Cannonball Adderley. Ich habe die "Somethin' Else" (jetzt doppelt ) und die "Things Are Getting Better". Beide gefallen mir außerordentlich gut

Freue mich auf weitere Empfehlungen!
Mr._Lovegrove
Inventar
#2375 erstellt: 26. Feb 2014, 10:17

Fischers_Fritze (Beitrag #2374) schrieb:

Gestern erwähnt ich Cannonball Adderley. Ich habe die "Somethin' Else" (jetzt doppelt ) und die "Things Are Getting Better". Beide gefallen mir außerordentlich gut

Dann könnte es sein, dass du von Mr. Adderley "angefixt" wurdest. Demnach lohnt sich auch der Kauf dieser hier:
jpc.de
Cannonball Adderley
Quintet Plus

Ist eine passgenaue Reflektion des Erscheinungszeitraumes. Man hört hier auch noch sehr gut den Einfluß
von "Kind of Blue" und dem modalen Jazz. Ansonsten eine hervorragende Session, die spannend, unterhaltsam
und raffiniert daherkommt. Stelle ich mich der "Things..." gleich.
Bob_Weir
Stammgast
#2376 erstellt: 26. Feb 2014, 11:53

arnaoutchot (Beitrag #2354) schrieb:

Ich habe 8 der ersten 25 nicht, wobei mir besonders die 5 Matana Roberts am meisten ins Auge sticht. Das ist eine vergleichsweise neue Platte, die sehr hoch auf den Listen steht. Kennt die schon jemand hier ?

Großartiges Album, genauso wie der im letzten Jahr erschienene Nachfolger! Unbedingt antesten!
dietmar_
Inventar
#2377 erstellt: 26. Feb 2014, 22:02

Bob_Weir (Beitrag #2376) schrieb:

arnaoutchot (Beitrag #2354) schrieb:

Ich habe 8 der ersten 25 nicht, wobei mir besonders die 5 Matana Roberts am meisten ins Auge sticht. Das ist eine vergleichsweise neue Platte, die sehr hoch auf den Listen steht. Kennt die schon jemand hier ?

Großartiges Album, genauso wie der im letzten Jahr erschienene Nachfolger! Unbedingt antesten!

Dann sind wir schon zu zweit. >
Fischers_Fritze
Inventar
#2378 erstellt: 26. Feb 2014, 22:26

Mr._Lovegrove (Beitrag #2375) schrieb:

Dann könnte es sein, dass du von Mr. Adderley "angefixt" wurdest. Demnach lohnt sich auch der Kauf dieser hier:

Cannonball Adderley
Quintet Plus


Ja, vielen Dank, sehr gute Empfehlung - soweit man das nach den Schnipseln beurteilen kann. Kommt auf jeden Fall auf den Kaufzettel!
Fischers_Fritze
Inventar
#2379 erstellt: 01. Mrz 2014, 09:46
Eric Dolphy - Out For Lunch

wurde mehrfach in diesem Thread genannt und wird auch im Nachbar-Thread hin und wieder aufgerufen, zuletzt zweimal wegen des 50. "Geburtstags" des Albums.

Ganz ehrlich? Boah, ey! - wie man hier bei uns sagt. Ich finde es sehr anstrengend. Es gefällt nicht wirklich, dazu ist es meistenteils zu "schräg". Es ist aber nicht so schlimm, dass ich sofort ausschalten muss. Irgendwie dazwischen.

Vorläufiges Fazit: Gefällt nicht wirklich, übt aber einen gewissen Reiz aus. Wird bestimmt in einigen Monaten nochmals gehört, vielleicht geht es dann (besser),


[Beitrag von Fischers_Fritze am 01. Mrz 2014, 09:47 bearbeitet]
Bob_Weir
Stammgast
#2380 erstellt: 01. Mrz 2014, 09:57

Fischers_Fritze (Beitrag #2379) schrieb:
Eric Dolphy - Out For Lunch

wurde mehrfach in diesem Thread genannt und wird auch im Nachbar-Thread hin und wieder aufgerufen, zuletzt zweimal wegen des 50. "Geburtstags" des Albums.

Ganz ehrlich? Boah, ey! - wie man hier bei uns sagt. Ich finde es sehr anstrengend. Es gefällt nicht wirklich, dazu ist es meistenteils zu "schräg". Es ist aber nicht so schlimm, dass ich sofort ausschalten muss. Irgendwie dazwischen.

Vorläufiges Fazit: Gefällt nicht wirklich, übt aber einen gewissen Reiz aus. Wird bestimmt in einigen Monaten nochmals gehört, vielleicht geht es dann (besser),

Ich denke, "Out To Lunch" ist auch nicht unbedingt etwas für Anfänger. Eine anfangs sehr sperrige Angelegenheit, ich habe auch einige Zeit gebraucht, um Zugang zu dem album zu finden. Vielleicht ist der Weg dahin etwas einfacher, wenn man sich vorher die Blue Note Alben von Andrew Hill, namentlich "Judgment!" und "Point Of Departure" anhört - letzteres übrigens auch mit Eric Dolphy und drei Wochen nach "Out To Lunch" aufgenommen. "Point Of Departure" ist zwar auch ein komplexes Album, nach meinem Dafürhalten aber wesentlich zugänglicher.
Fischers_Fritze
Inventar
#2381 erstellt: 01. Mrz 2014, 10:04

Bob_Weir (Beitrag #2380) schrieb:


Andrew Hill "Judgment!" und "Point Of Departure"


Danke für Empfehlungen Ich höre sie mir an!
dietmar_
Inventar
#2382 erstellt: 01. Mrz 2014, 10:09

Bob_Weir (Beitrag #2380) schrieb:
Vielleicht ist der Weg dahin etwas einfacher, wenn man sich vorher die Blue Note Alben von Andrew Hill, namentlich "Judgment!" und "Point Of Departure" anhört - letzteres übrigens auch mit Eric Dolphy und drei Wochen nach "Out To Lunch" aufgenommen. "Point Of Departure" ist zwar auch ein komplexes Album, nach meinem Dafürhalten aber wesentlich zugänglicher.

Interessant, denn mir ging/geht es genau umgekehrt. Out To Lunch habe ich sehr früh in meiner Jazzentwicklung gefunden, fand es sofort ganz großartig. Etwas später kam ich zu Points Of Departure und finde es bis heute deutlich schwieriger zugänglich.

Vielleicht liegt es daran, dass ich Dolphys Spiel - besonders auf der Bassklarinette - sehr mag, und auf seinen (Leader-)Alben hatte er halt mehr Möglichkeiten, mehr Raum?
Bob_Weir
Stammgast
#2383 erstellt: 01. Mrz 2014, 10:09
Ach so, ich gehöre übrigens auch zu den Leuten, die "Out To Lunch" zwar besitzen und auch gelegentlich auflegen, dessen Größe aber bisher auch noch nicht erkannt haben. Naja, kommt ja vielleicht noch. Bei einigen Alben hat es bei mir tatsächlich Jahre gedauert, bis ich Zugang zu ihnen gefunden habe.
Mr._Lovegrove
Inventar
#2384 erstellt: 01. Mrz 2014, 10:13

Fischers_Fritze (Beitrag #2379) schrieb:
Eric Dolphy - Out For Lunch

Solche Alben sind selbst nach über 20 Jahren Jazzhörens auch für mich nichts. Entweder man mag Atonalitäten
oder man mag sie nicht. Ich zwänge mich da auch nicht rein, nur weil es im Free Jazz und in der Avantgarde halt
auch viele Klassiker gibt.
Selbst an Alben wie "Bitches Brew" verzweifeln auch "alte Hasen" manchmal. Aber mit dem zweiten Miles Davis Quintett z.B. sollte man sich schon auseinandersetzen. Das ist zwar gerade auf "Miles Smiles" auch durchaus anstrengend und komplex,
aber bei dieser Truppe hört man mit ein wenig Erfahrung, das da 5 Genies intuitiv zusammenspielen und auch Lust darauf
haben, richtig Gas zu geben, um die Dimensionen des Teamplay verschieben zu wollen.
Bob_Weir
Stammgast
#2385 erstellt: 01. Mrz 2014, 10:15

dietmar_ (Beitrag #2382) schrieb:

Bob_Weir (Beitrag #2380) schrieb:
Vielleicht ist der Weg dahin etwas einfacher, wenn man sich vorher die Blue Note Alben von Andrew Hill, namentlich "Judgment!" und "Point Of Departure" anhört - letzteres übrigens auch mit Eric Dolphy und drei Wochen nach "Out To Lunch" aufgenommen. "Point Of Departure" ist zwar auch ein komplexes Album, nach meinem Dafürhalten aber wesentlich zugänglicher.

Interessant, denn mir ging/geht es genau umgekehrt. Out To Lunch habe ich sehr früh in meiner Jazzentwicklung gefunden, fand es sofort ganz großartig. Etwas später kam ich zu Points Of Departure und finde es bis heute deutlich schwieriger zugänglich.

Vielleicht liegt es daran, dass ich Dolphys Spiel - besonders auf der Bassklarinette - sehr mag, und auf seinen (Leader-)Alben hatte er halt mehr Möglichkeiten, mehr Raum?


Ja, würde ich so sehen. Als Leader hatte er bestimmt mehr Raum und ich finde, er hat auch seine Mitmusiker zu mehr Raum "gedrängt". "Out To Lunch" wirkt auf mich viel freier und befreiter, als "Point Of Departure", dass sich für mich viel strukturierter und durchkomponierter anhört (wenn auch nicht weniger kompliziert).
arnaoutchot
Moderator
#2386 erstellt: 01. Mrz 2014, 12:37
Ich muss hier nochmals eine Lanze für Eric Alexander brechen, bei dem ich immer wieder verwundert bin, dass er speziell unter den Liebhabern der hier bevorzugten 50er und 60er Jahre Blue-Note-Ära so wenig bekannt ist. Alexander (* 1968 ) ist mE einer der besten Tenorsaxophonisten, der heute diese Zeit aufleben lässt. Deutlich von Vorbildern wie Coltrane oder Mobley beeinflusst (siehe die Titel der Platten auf dem Bild in der unteren Reihe), gefällt mir an Alexander der klare Ton und seine klug zusammengestellten Platten, vor allem auf audiophilen Labeln. Er hat meist erfahrene und altgediente Pianisten dabei (John Hicks, George Cables, sehr oft Harold Mabern), die ihm die nötige "Credibiility" geben. Man kann also die Musik der 60er in der Klangqualität von heute hören. Die neue "Blues at Midnight" von 2013 (rechts unten) finde ich exquisit, aber auch alle anderen Platten (alle in klassischer Quartett-Besetzung) sind gut. Guter Einstieg ist auch die "Nightlife in Tokyo" links oben von 2002.

IMG_1288

Ich persönlich finde auch die Serie "Gentle Ballads" von Venus Records mit ihm sehr schön. Wie der Titel andeutet, sind es eher ruhigere Stücke, aber diese gleiten nie in den Kitsch ab. Auch der Teil 5, der kürzlich erschienen ist, ist wieder wunderschön. Ideale Musik zu einem gute Roten oder Glas Islay-Whisky am späteren Abend. Die etwas schlüpfrigen Cover finde ich auch grenzwertig, aber das scheint das persönliche Steckenpferd des Venus Records Produzenten Tetsuo Hara zu sein

IMG_1287
Fischers_Fritze
Inventar
#2387 erstellt: 01. Mrz 2014, 12:51

arnaoutchot (Beitrag #2386) schrieb:
Ich muss hier nochmals eine Lanze für Eric Alexander brechen, ... Man kann also die Musik der 60er in der Klangqualität von heute hören.


*Seufz* - der Einkaufszettel füllt sich weiter.

Das neue Lebensmotto lautet wohl "Kleinkredit - hält fit"
Bob_Weir
Stammgast
#2388 erstellt: 01. Mrz 2014, 12:53

arnaoutchot (Beitrag #2386) schrieb:
Ich muss hier nochmals eine Lanze für Eric Alexander brechen, bei dem ich immer wieder verwundert bin, dass er speziell unter den Liebhabern der hier bevorzugten 50er und 60er Jahre Blue-Note-Ära so wenig bekannt ist. Alexander (* 1968 ) ist mE einer der besten Tenorsaxophonisten, der heute diese Zeit aufleben lässt.

Genau das ist mein Problem mit dieser Art Musikern (auch Wynton Marsalis z.B.). Das ist meiner Ansicht nach nicht authentisch. Ein Merkmal - und zwar das für mich entscheidende - des Jazz ist, dass er sich immer aus sich selbst heraus entwickelt und verändert hat und das auch immer noch macht. Aber Leute wie Eric Alexander oder Wynton Marsalis wollen daran nicht teilnehmen, das hat für mich dann irgendwie etwas von einer Cover-Band.

Ich möchte da lieber die Original hören.


[Beitrag von Bob_Weir am 01. Mrz 2014, 12:54 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#2389 erstellt: 01. Mrz 2014, 14:50
Also bei Wynton Marsalis muss ich da energisch widersprechen, der ist definitiv keine "Cover-Band". Ich mag durch meine Zuneigung zu ihm etwas parteiisch sein, aber ich halte Wynton für einen der kreativsten und auch technisch besten Jazzmusiker aller Zeiten. Alleine vom Trompetenspiel kenne ich wenige Musiker, die nur in seine Nähe kommen. Und seine - zugegeben manchmal etwas ambitionierten - Ballette, Jazz-Opern, Filmmusiken und was er sonst noch so gemacht hat, sind wenigstens kreativ, man muss nicht alles mögen (tue ich auch nicht). Was sagte mal sein Bruder Branford: "Wynton is good for jazz" (aus dem Kopf zitiert). Dem kann ich nichts hinzufügen.

Eric Alexander ist sicherlich weniger schöpferisch tätig, aber wenn wir uns mal die "Gentle Ballads"-Reihe anschauen, so sind es Klassiker, die die Jazzer seit zig Jahren als Basis verwenden. Auch Coltrane hat etliche Populärmusik verwendet (siehe "My Favorite Things" oder den Disney-Kitsch-Song "Chim Chim Cheree") und Eric macht seine Sache für mich sehr gut. Das mindert auch nicht ein Vorbild wie Coltrane, natürlich höre ich mir den im Original an. Aber es ist doch toll, wenn heute einer solche Musik mit seinem eigenen Stil wieder zum Leben erweckt, deswegen ist der für mich doch kein Kopist.
Bob_Weir
Stammgast
#2390 erstellt: 02. Mrz 2014, 13:41
Meine Äußerung hört sich viel drastischer an, als sie gemeint ist. Ich schätze Wynton Marsalis auch, habe ihn sogar zweimal live gesehen. Was ich ihm aber ankreide, ist sein Traditionalismus. Der Jazz hat mit dem Tod von John Coltrane nicht aufgehört, sich zu entwickeln. Bei Wynton Marsalis habe ich jedoch oft den Eindruck, dass er sich aktuellen Entwicklungen verschließt.
Mr._Lovegrove
Inventar
#2391 erstellt: 02. Mrz 2014, 13:53

Bob_Weir (Beitrag #2390) schrieb:
Der Jazz hat mit dem Tod von John Coltrane nicht aufgehört, sich zu entwickeln.

Nicht mit Tranes Tod, sehrwohl aber ein wenig später mit "Bitches Brew". Zu dieser Meinung stehe ich auch weiterhin, auch wenn es sicher im europäischen Jazz danach erst richtig los ging, sich vom amerikanischen Vorbild abzunabeln und eine eigene Sprache zu entwickeln (skandinavischer Jazz, Folkeinflüsse in Frankreich etc.).

Bob_Weir (Beitrag #2390) schrieb:
Bei Wynton Marsalis habe ich jedoch oft den Eindruck, dass er sich aktuellen Entwicklungen verschließt.

Das ist sein Ansinnen. Es gibt genügend andere kreative Köpfe, die genau das machen. Marsalis sieht sich als Bewahrer von Traditionen und eigentlich muß man ihm das hoch anrechnen, denn so ist es vielen Menschen möglich, die Roots dieser Musikkultur auch weiterhin live zu erleben.
Und außerdem: Viele Outputs von amerikanischen Jazzern sind sehr traditionell geprägt und stellen eher den Mainstreamsound in den Mittelpunkt, als neuere und ummodellierte Konzeptionen. Die kommen mehrheitlich aus Europa und mittlerweile auch aus Israel.
Es gibt in Amerika ganze Labels wie Half Note oder High Note, die sich fast nur dem Mainstream und einer Art Kulturbewahrung der "alten" und altbewährten Jazzklänge widmen. Da ist Marsalis' Traditionalismus so weit nicht entfernt von.
Bob_Weir
Stammgast
#2392 erstellt: 02. Mrz 2014, 17:54

Mr._Lovegrove (Beitrag #2391) schrieb:

Bob_Weir (Beitrag #2390) schrieb:
Der Jazz hat mit dem Tod von John Coltrane nicht aufgehört, sich zu entwickeln.

Nicht mit Tranes Tod, sehrwohl aber ein wenig später mit "Bitches Brew". Zu dieser Meinung stehe ich auch weiterhin, auch wenn es sicher im europäischen Jazz danach erst richtig los ging, sich vom amerikanischen Vorbild abzunabeln und eine eigene Sprache zu entwickeln (skandinavischer Jazz, Folkeinflüsse in Frankreich etc.).

Ich weiß nicht. Was ist mit John Zorn, Bill Frisell, Ronald Shannon Jackson, Jamaaladeen Tacuma, David Murray...? Was ist mit den Free Sachen, die Ornette Coleman oder Don Cherry in der Zeit nach Bitches Brew gemacht haben? Was ist mit Sun Ra, mit Joe McPhee, Arthur Doyle oder David S. Ware?

Nein, Deinen Standpunkt kann ich nicht nachvollziehen. Der Jazz hat sich nach "Bitches Brew" nicht nur in Europa, sondern auch in den USA weiterentwickelt und er tut es immer noch.
Fischers_Fritze
Inventar
#2393 erstellt: 02. Mrz 2014, 22:49

Bob_Weir (Beitrag #2380) schrieb:


Andrew Hill "Judgment!" und "Point Of Departure"


Habe mir beide Scheiben inzwischen angehört. Es mag zwar sein, dass beide Hill-Alben etwas eingängiger sind als Eric Dolphys "Out For Lunch". Aber trotzdem sind beide (noch) nichts für mich.

Ich fand es aber trotzdem gut, den Horizont auf diese Weise zu erweitern.
arnaoutchot
Moderator
#2394 erstellt: 03. Mrz 2014, 00:47
Vielleicht magst Du Dich Dolphy mal auf ein paar Kollaborationen nähern, zB der epochalen "Blues and the Abstract Blues" oder "Screamin' the Blues" von Oliver Nelson. Da ist er in ein wesentlich konservativeres Umfeld eingebettet. Wobei das bei der ersten durchaus doppelbödig ist.

jpc.de jpc.de
arnaoutchot
Moderator
#2395 erstellt: 03. Mrz 2014, 01:16

Mr._Lovegrove (Beitrag #2391) schrieb:
Nicht mit Tranes Tod, sehrwohl aber ein wenig später mit "Bitches Brew". Zu dieser Meinung stehe ich auch weiterhin


Wir hatten das Thema schon mal, und ich habe damals schon energisch widersprochen. Das ist einfach Unsinn, dass sich der Jazz seit "Bitches Brew" nicht mehr weiterentwickelt hat. Sorry, wenn ich das so direkt sage.

Als Verdeutlichung ein Bild. Das unten ist mein Haupt-Jazz-Regal und es ist im wesentlichen nach Jazz-Epochen und Labeln geordnet. Oben links geht es also mit einer Original Dixieland Jazz Band los und rechts unten endet es mit neueren Sachen wie Hip Hop im Jazz, freiem Jazz, Jazz und Weltmusik usw. Ich habe die Bitches Brew mal auf Front dahin gestellt, wo ich sie in der Jazzentwicklung sehe. Ist ziemlich in de Mitte, eher noch oberhalb der Mitte. Sie war eher der Auslöser für völlig neue, aber unfokussiertere Entwicklungen, aber bestimmt nicht der Endpunkt.

image
Bob_Weir
Stammgast
#2396 erstellt: 03. Mrz 2014, 10:16
Eine schöne Veranschaulichung, arnaoutchot. Und eine schöne Jazz-Sammlung!
Mr._Lovegrove
Inventar
#2397 erstellt: 03. Mrz 2014, 11:19
Vielleicht sollte ich meine Meinung einfach mal differenzierter auflösen. Natürlich gab es nach BB andere Formen und Mixturen
improvisierter Musik. Natürlich gab es Musiker gerade wie Zorn, einige andere Avantgardisten, die M-Base und halt die Europäer, aber dass der Jazz in seiner grundlegenden Entwicklung und der Herausarbeitung verschiedener harmonischer, melodischer und grundsätzlicher musikalischer Konzepte ab den
frühen 70gab keine nennenswerte Erneuerung erfuhr, so wie in allen Jahrzehnten zuvor, DAS kann man kaum abstreiten.
Ab da wurde ja eher daran gearbeitet, den Jazz mit anderen Musikbereichen, wie Weltmusik, Folklore, Rock, Pop und Hip Hop
zu mischen. Unter diesem Aspekt hat sich die Sichtweise von Musikern des Jazz auf ihre Welt sicher weiter verändert, aber die Grund-
zutaten waren allesamt schon herausgefunden worden.
Und das ist das, was ich damit meine.
arnaoutchot
Moderator
#2398 erstellt: 03. Mrz 2014, 11:47

Mr._Lovegrove (Beitrag #2397) schrieb:
Ab da wurde ja eher daran gearbeitet, den Jazz mit anderen Musikbereichen, wie Weltmusik, Folklore, Rock, Pop und Hip Hop zu mischen.


Aber Jazz war doch von Anfang an eine Mixtur aus verschiedenen Stilen, um 1910 herum war es eben Ragtime, weisse Tanz- und Marschmusik, schwarzer Blues & Spirituals usw. Später warf man dann eben neue Ingredenzien in den Suppentopf ... nun gut, wir müssen das nicht weitertreiben hier, das verlässt etwas das Thema.
Fischers_Fritze
Inventar
#2399 erstellt: 03. Mrz 2014, 18:33
Folgende für mich anfänger-geeignete CDs wurden heute vom Postboten abgeliefert:

***

amazon.de
The Cannonball Adderley Quintet - Mercy, Mercy, Mercy (Live at "The Club")

Fügt sich wunderbar in meine bereits vorhandenen Cannonball Alben ein - somit voll nach meinem Geschmack.

***

amazon.de
Herbie Hancock - Maiden Voyage

Insgesamt ein eher ruhigeres Album - mit einer nach meinem Empfinden hervorragenden musikalischen Leistung.

***

amazon.de
Sonny Clark - Cool Struttin'

Der dritte Klassiker in dieser Bestellung. Insbesondere der Titel-Song könnte auch glatt als Blues durchgehen (naja, fast zumindest).


Alle drei Alben wurden hier im Thread empfohlen - völlig zu Recht, kann ich nur sagen. Drei Klassiker der Jazz-Geschichte haben den Weg in meine bescheidene Sammlung gefunden und alle drei neuen Alben werden sich sicher in der nächsten Zeit einige Male hier drehen müssen.

Danke für die guten Tips






[Beitrag von Fischers_Fritze am 03. Mrz 2014, 18:58 bearbeitet]
Jugel
Inventar
#2400 erstellt: 03. Mrz 2014, 18:44

Fischers_Fritze (Beitrag #2399) schrieb:
Folgende für mich anfänger-geeignete CDs wurden heute vom Postboten abgeliefert. - Alle drei Alben wurden hier im Thread empfohlen - völlig zu Recht, kann ich nur sagen. - Danke für die guten Tips

Nichts lieber als das

Gruß
Jugel
Fischers_Fritze
Inventar
#2401 erstellt: 04. Mrz 2014, 22:56
Und abermals hat der Postillion heute Morgen feine Sachen mitgebracht:

***

amazon.de

The Cannonball Adderley Quintet - Plus

Cannonball Adderley hat anscheinend nichts aufgenommen, was mir nicht gefällt - jedenfalls ist mir bisher noch nichts "unpassendes" untergekommen.

***

amazon.com

Max Roach - To The Max

Eine Doppelalbum, mit dem ich mir etwas schwer tue. Positiv finde ich die Vielfalt der Stücke, es werden verschiedene Stile bedient. Das liegt sicher auch an der Vielzahl der beteiligten Musiker. Die Vielfalt ist aber auch eine Schwäche des Album, mir fehlt irgendwie der durchgehende rote Faden. Das soll nicht zu negativ rüberkommen, das Album ist allemal hörenswert, keine Frage. Aber ein Favorit wird es bei mir wohl leider nicht.

***

amazon.de

Lee Morgan - The Sidewinder

Den Titelsong dürften auch viele kennen, die sonst mit Jazz wenig bis nichts zu tun haben. Aber auch der Rest des Albums ist sehr gut. Meiner Meinung eine "must have" Scheibe für Freunde des Hard Bop.

***

Auch hierzu wieder vielen Dank für die sehr guten Empfehlungen in diesem Thread.

Jetzt ist nur noch eine Scheibe unterwegs, dann ist erstmal Schluss mit dem Kaufrausch. Jetzt wird erstmal ausgiebig gehört! ;)


[Beitrag von Fischers_Fritze am 04. Mrz 2014, 23:19 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#2402 erstellt: 04. Mrz 2014, 23:11

Fischers_Fritze (Beitrag #2401) schrieb:
Max Roach - To The Max Ein Doppelalbum, mit dem ich mir etwas schwer tue.


Nun, da kann ich nur zustimmen, ich hatte die auch mal, aber das ist ein ziemliches Durcheinander. Ich habe sie nicht mehr Ich erinnere mich allerdings, auf dieser Platte Odean Pope kennengelernt zu haben, der mir wiederum sehr gut gefällt, zB mit diesen hier:

jpc.de jpc.de


[Beitrag von arnaoutchot am 04. Mrz 2014, 23:14 bearbeitet]
Fischers_Fritze
Inventar
#2403 erstellt: 04. Mrz 2014, 23:25

arnaoutchot (Beitrag #2402) schrieb:
Ich erinnere mich allerdings, auf dieser Platte Odean Pope kennengelernt zu haben, der mir wiederum sehr gut gefällt ...


Odean Pope - den werde ich mir anhören. Und Oliver Nelson muss ich auch noch hören. Zu beiden Empfehlungen gibt es noch eine Rückmeldung, sobald etwas Zeit bleibt, um reinzuhören.

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