Praxis Leitfaden: Hol die 90% aus Deinem Raum!

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Yttar
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 20. Nov 2022, 14:59
Hey zusammen,

nachdem ich so viel zu Raumakustik, Verbesserungsmaßnahmen usw. finden konnte, fehlt mir persönlich noch der simple Leitfaden, mit gutem Setup ohne viel Tamtam schnell auf 80-90% Soundqualität im bestehenden Raum zu kommen.
Denn unterm Strich hat kaum jemand das einzeln genutzte dedizierte Soundzimmer (Glückwunsch an alle, die das haben ), sondern wir optimieren unser Setup in einem Wohnzimmer, wie es ist.
Dieser Post soll ein Leitfaden sein, die grundsätzlichen Möglichkeiten aufzuzeigen, selbst zum Hören anzuregen und sich am Schluss zu freuen, was man auch als Nutzer noch so aus dem eigenen Setup rausholen kann.

Achtung: Der Guide bezieht sich lediglich auf Stereo Systeme, bei Subwoofern oder 5.1 gelten ganz andere Regeln!
Achtung2: Da man auf einen Raum "wie er ist" optimiert, können Änderungen am Raum zu einem veränderten Sound führen. Damit meine ich nicht einen neuen TV, aber Änderungen an Sofa / Schrank werden Einfluss haben.

Das ganze dauert ca. 2-3h, mit einer zweiten Person gehts schneller.

Was man braucht:
- Ein Gehör, was zumindest geübt darin ist, auf unterschiedliche Frequenzen zu achten. Am Ende kann man das ganze aber auch mit "klingt für mich besser" angehen.
- Maßstab, Stift, Zettel
- Einen fixen Sitzplatz, welcher der spätere Hörplatz sein wird.
- Mehrere Soundfiles, qualität so gut wie möglich (min. 44.1khz 16 bit), die man schon ein paar mal gehört hat. Geht auch mit Testsignalen, aber es geht ja um Musik, also nehme ich gern Musik.
1) ein Track mit kaum bis maximal moderatem Bass. Bspw. Flim and the BBs - Pillow
2) ein Track mit starkem Fokus auf mittlere Frequenzen bis Hochton, bspw. Gitarren, Dudelsack, Cara - Spell of Winter
3) ein Track mit zentrierter Stimme. bspw. Maria Bathania - Invocacao
4) ein Track mit großer Dynamik, bspw. Trommeln, Bläser.


Die einzelnen Schritte
Bass
Stellt die Speaker auf eine ganz ungefähre Zielposition im Raum. Beide Speaker angeschlossen. Beide speaker (genauer gesagt die Membranen) parallel zur Wand dahinter. Startet mit einer Position im Raum, also nicht zu nah an der Rückwand (20-30cm Rückseite Chassis zur Wand).
Nun spielt Track 1) mit dem <moderaten Bass und achtet darauf, dass es absolut nicht dröhnen darf.
Ziel: Wenn der Track mit wenig Bass dröhnt, ist es später sicherlich zu viel!
Leitlinien: Näher an der Wand wird tendenziell Bass betonen, weiter im Raum wird i.d.R. dazu führen, Bass zu reduzieren. Man kann natürlich dennoch einen Punkt treffen, wo die Frequenz betont wird.
ToDos: Schiebt beide Speaker parallel in 5cm Schritten vor und zurück und hört immer wieder Track 1). Man merkt, wie sich der Bass verändert, vor allem merkt man, wo es "schwammig, undefiniert, oder dröhnig" wird. Hier muss man weg. Auch gibt es einen Punkt, wo es "Fad, ohne Bauch, oder dünn" wird. Auch nicht gut.
Die Schritte immer wieder verkleinern, 5cm, 2cm, am Schluss können 0,5cm einen Unterschied machen! Dabei notieren, welche cm Abstände (Membran zu wand) gut klingen, welche schlecht. Ggf. gibt es auch 2 Abstände die gut klingen, dann würde ich den näher an der Wand wählen - schlicht aus Praktikabilität.


Mitten, Höhen stehende Frequenzen im Raum
Nun widmen wir uns einem Speaker alleine, also beginnen wir links (oder rechts, mir doch egal ).
Der speaker steht noch immer parallel zur Wand. Nun spielt Track 2).
Ziel: Ausmerzen von unangenehmen, stehenden / verstärkten / überbetonten Mitten und Höhen.
Leitlinien: Es gibt mehrere Punkte im Raum, wo sich Frequenzen auslöschen oder halten / verstärken. das 60 Grad Stereo Dreieck in Bezug auf die Hörposition ist meistens ein ungefährer Anhaltspunkt, der funktionieren kann.
ToDos: Auf einer gedachten parallelen Linie zur Rückwand wird der einzelne Speaker nach Links und Rechts verschoben. Anfangs in 5-10cm Schritten, immer notieren wie der Abstand zur Wand links (oder rechts) ist. Die Schritte immer wieder verkleinern, 5cm, 2cm, am Schluss können 0,5cm einen Unterschied machen!
Achtet darauf, wo die Frequenzen gleichmäßig laut sind, damit später ein ausgewogenes Klangbild entsteht.
Wenn der erste Speaker passt, sprich keine Frequenz überbetont im Raum "nervt", kommt der zweite (wieder alleine) dran.


Centre, Stereo Sweetspot
Wenn die Frequenzbereiche passen, können wir die Speaker endlich zentrieren.
Ziel: Die Bühne des Stereobildes soll im Raum stehen, gleichzeitig soll es auch eine definierte Mitte geben.
Leitlinien: Je direkter die Membranen auf den Hörplatz zeigen, desto fokussierter in der Mitte ist das Soundbild. Meiner Erfahrung nach sollte das Dreieck hinter dem Hörplatz geschlossen werden, sprich die Speaker eher nach Außen abweichen.
ToDos: Track 3) mit Stimme in der Mitte soll möglichst direkt und fokussiert klingen. Hier dann mit der Neigung spielen und ausprobieren, was gefällt. Als Abgrenzung für die Bühne kann man auch ein Orchester oder Track mit starkem links-rechts unterschied anhören, diese sollte entsprechend nicht zu zentriert klingen.
Die Speaker so neigen, dass die innere vordere Ecke des Speakers den Rotationspunkt bildet. Anfangs beide Speaker ähnlich ausrichten, je nach Raum kann es auch nötig sein, die beiden asymmetrisch auszurichten.

Dynamik
Wenn alle Frequenzbereiche und das Stereobild gut klingen, schaue ich gern kurz auf die Dynamik. Die hängt maßgeblich vom Verstärker und dessen Stromversorgung ab.
Ich hatte bspw. mal einen Ringkerntraffo, durch den alles "glatter" und "feiner" klang, aber der hat den Verstärker leider so viel Dynamik gekostet, dass er wieder raus geflogen ist.
"Am Strom kann man immer was machen", also auch gern mal einen 200eur multistecker ausprobieren, manche finden es gut, für andere macht es keinen Unterschied.


Jetzt seid ihr dran, gerne die beschriebene Methodik ausprobieren, diskutieren, Tracks vorschlagen usw. Lasst uns das zusammen verfeinern!


[Beitrag von Yttar am 20. Nov 2022, 16:27 bearbeitet]
imLaserBann
Inventar
#2 erstellt: 24. Nov 2022, 18:07
Der Gedanke ist mir zwar sympathisch, aber wenn das Wohnzimmer schon "ist wie es ist", dann hat man oft auch schon eine Menge verschenkt.

Soll heißen: Aufgemerkt, wenn die bessere Hälfte anfängt zu diskutieren, wo der Fernseher hin soll!

Ansonsten würde ich denken, dass sich Tonalität und Stereomitte besser beurteilen lassen, wenn man ein Mono-Signal zuspielt.
Alle Frequenzen zusammen kriegt man dann mit Rosa-Rauschen erschlagen. Das ist aber beides nicht jedermanns Sache.
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