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ECM, die Edition of Contemporary Music und ihre Platten

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arnaoutchot
Moderator
#401 erstellt: 13. Nov 2019, 12:28
Habe aus Spass mal bei Discogs meine ECM-LPs nach mittlerem Verkaufspreis über die Plattform sortiert. Die Top 5 wären demnach

1. Dauner - Output (€ 65)
2. Garbarek - Afric Pepperbird (€ 39)
3. Naura - Vanessa (€ 35)
4. Phillips - Call Me When You Get There (€28)
5. Rypdal - Odyssey (€ 25)

Bei Nummer 1, 3 und 4 verstehe ich es, die sind wohl nie offiziell als CD erschienen. Reich wird man mit ECM-Vinyl (im Vergleich zu manch raren Pressungen im Pop-Rock-Sektor) allerdings nicht wirklich ...

Noch eine letzte John Surman. Die Private City hat Andreas freundlicherweise schon übernommen, die Withholding Pattern (ECM 1295, 1985) ist relativ ähnlich zu der o.g. Upon Reflection und sei hier nur kurz erwähnt. Die Brass-Projekte mit seinem alten Weggefährten John Warren aus Tales of the Algonquin-Zeiten stehen auch bei mir noch auf der Wishlist.

Surman wirkte mit bei dem John Dowland Project - Care-Charming Sleep (ECM 1803, 2003), bei dem Lautenstücke von Dowland, da Rore, Purcell, Monteverdi etc. in ein sanft-zeitgenössisches Konzept eingebettet wurden. John Potter vom Hilliard Ensemble übernahm die Gesangsparts, der klassische Lautenist Stephen Stubbs und Spezialisten für Cross-over wie der Free-Jazz-Bassist Barry Guy und dessen Frau Maya Homburger an der Barockgeige vervollständigen das Ensemble. Surman bläst hier einige einfühlsame Soli, die gut zu dem Renaissance-Hintergrund passen. Alles in allem eine von mir sehr geschätzte Platte, wenn auch ausserhalb des ECM-Jazz-Katalogs.

jpc.de
Mr._Lovegrove
Inventar
#402 erstellt: 17. Nov 2019, 11:19
Sollen wir dann mit T fortfahren?
arnaoutchot
Moderator
#403 erstellt: 17. Nov 2019, 12:28
Ich hätte noch etwas zu Bobo Stenson, Trygve Seim und Leo Smith. Ich schaue, dass ich das heute Abend noch abschliessen kann. Tut mir leid, ich hab aktuell zu wenig Zeit und Musse, mich mit ECM-Platten zu befassen. Ich versuche, die Platten ja immer nochmals wenigstens kurz zu hören, bevor ich sie hier bespreche, und dazu brauche ich eben Zeit und etwas Ruhe, sonst bringt das nix ... Die neue Keith Jarrett ist jetzt auch noch eingetrudelt ...

Zu Leo Smith kann ich es mir einfach machen, die habe ich nach Erscheinen der Touchstones Anfang 2019 im Jazz-Hörthread erst besprochen. Ich hol das mal hier rüber.


Eine weitere Platte aus den ersten zweihundert ECM-Platten, die ich bislang nie hatte (aber früher schon mal gehört hatte) ist Leo Smith - Divine Love - ECM 1979/2019 (ECM 1143). Smith (tp, fl-h, perc) stammt aus dem AACM-Umfeld. Hier im kreativen Trio mit Dwight Andrews (fl, b-cl, ts, mbira) und Bobby Naughton (vib, mar). Auf einem Stück ist Charlie Haden (b) dabei, auf einem weiteren Lester Bowie und Kenny Wheeler (beide tp). Ich würde es mal als kreativ-lyrischen Free Jazz bezeichnen. Wer mit dem Art Ensemble etwas anfangen kann, sollte mal reinhören. Die Platte war mW auch Bestandteil der kürzlich erschienenen Art-Ensemble-Kompilation.

jpc.de


Ich melde mich.
arnaoutchot
Moderator
#404 erstellt: 17. Nov 2019, 14:18
So, jetzt frisch zur Tat. Noch eine letzte Bobo Stenson - Goodbye (ECM 1904, 2005). Hier im Trio mit Stamm-Bassist Anders Jormin und Drummer Paul Motian. Ich dachte immer, der Titel bezöge sich auf den Tod von Motian, aber dieser starb erst 2011, so scheint das nicht der Fall zu sein. Im Gegenteil ist es die erste Zusammenarbeit von Stenson und Motian auf Platte. Inhaltlich handelt es sich wieder um ruhigen Trio-Jazz mit einer enormen Bandbreite von Vorlagen von Henri Purcell bis Ornette Coleman. Erstaunlicherweise bringt Stenson bis auf ein kurzes Stück keine Eigenkomposition mit, die meisten Stücke im Trio steuerte Jormin bei. Für denjenigen, der es mag, eine Sternstunde des Trio Jazz.

jpc.de

Bleibt noch der Trygve Seim ...
HansFehr
Inventar
#405 erstellt: 17. Nov 2019, 18:55

arnaoutchot (Beitrag #404) schrieb:
einer enormen Bandbreite von Vorlagen von Henri Purcell bis Ornette Coleman.

Das ist ganz hervorragende Musik. Gerade das auf Purcell bezogene Stück ”Music For A While” gefällt mir sehr gut.

Ich muss mal anmerken, dass mich dieser Thread skandinavischen Jazzmusikern sehr viel näher gebracht hat. Die habe ich bisher richtig vernachlässigt...
arnaoutchot
Moderator
#406 erstellt: 17. Nov 2019, 19:34
Freut mich, Hans. Ich muss zugeben, dass die Skandinavier auch für mich noch viel Entdeckungspotential bieten.

So wie der letzte hier im Bunde bei S: Trygve Seim, Norweger, *1971. Ich habe hier Sangam (ECM 1797, 2004). Ein stärker orchestriertes Projekt, das zwischen Jazz, Klassik und ein wenig New Age pendelt. Seim (ts, ss), Havard Lund (cl, b-cl), Nils Jansen (bass sax, cb-cl), Arve Henriksen (tp), Tone Reichelt (fr-h), Lars Amdreas Haug (tu), Frode Haltli (acc), Morten Hannisdal (cello) Per Oddvar Johansen (dr) brass and string section, conducted by Christian Eggen. Kernstück der Platte ist die vierteilige Suite Himmelrand i Tidevand mit fast 30 Minuten Laufzeit, die die Grenzen zwischen den Genres völlig verwischt. Ich werde immer wieder an Arrangements von Gil Evans erinnert, allerdings katapultiert ins 21. Jahrhundert und mit mehr nordischer Melancholie. Für Freunde grösser besetzten Jazzes mit fliessenden harmonischen Linien duchaus ein Reinhören wert. Klanglich ist die Aufnahme aus dem Rainbow Studio ein Traum !

So, das müsste es bei mir mit dem Buchstaben S gewesen sein, wenn ich nichts übersehen habe. Der Buchstabe T besteht nahezu ausschliesslich aus Ralph Towner bei mir, Discogs sagt 23 Platten mit ihm, dv. 10 unter eigenem Namen. Da dürft ihr mal vorlegen ...

jpc.de
Mr._Lovegrove
Inventar
#407 erstellt: 17. Nov 2019, 20:10
Im T finden sich einige Künstler von Rang:

Craig Taborn
Tamia
John Taylor
Steve Tibbetts
David Torn
Ralph Towner
Gianluigi Trovesi
Mark Turner

Auch ich kann in der Tat aber nur mit Ralph Towner und einer David Torn dienen.
andreas3
Inventar
#408 erstellt: 17. Nov 2019, 20:36
Hallo und guten Abend,

Trygve Seim habe ich noch nie gehört, aber der Beschreibung nach werde ich mich da mal umhören..

Was Towner anbelangt, so sollte die Zahl seiner Platten unter eigenem Namen deutlich höher liegen, in meinem Katalog aus 1994 sind es bereits zwölf und danach kam noch so einiges. Oder meintest du Soloplatten?

Offen gestanden weiß ich nicht wie viele es sind, wir werden schon was zusammentragen.
Mir hat die Aufteilung in Solo-, Duo-, Trio- und Quartettaufnahmen bei Keith Jarrett gut gefallen, das schafft Übersicht. Die Vorgehensweise schlage ich für Ralph Towner auch vor, wenns keine Gegenstimmen gibt!

Ich kann zu Craig Taborn, Steve Tibbetts, David Torn und natürlich Ralph Towner was vorstellen, sowie aus dem JAPO- Stall TOK.

Taborn gerne im Laufe des Abends.

Grüße!
arnaoutchot
Moderator
#409 erstellt: 17. Nov 2019, 20:59
Hallo Andreas, ich meinte nur diejenigen Ralph-Towner-Platten, die ich In meiner Sammlung habe. Das sind 10 unter eigenem Namen. Es gibt noch mehr, ich habe nicht alle. Und ja, Sortierung von Solo bis Quartett macht absolut Sinn.
andreas3
Inventar
#410 erstellt: 17. Nov 2019, 23:26
@ arnaoutchot: Ja dann ist es klar, logisch!

chants

Craig Taborn Trio - Chants
ECM 2326 (2013)

Craig Taborn - piano
Thomas Morgan - double bass
Gerald Cleaver - drums

Im Juni 2012 entstanden die Aufnahmen zu dieser CD in den Avatar Stdios, New York. Klanglich sauber und sehr plastisch eingefangen, bieten die neun Kompositionen aus Taborns Feder einiges an Abwechslung, und viel Raum für Solo- oder Duopassagen. Morgan und Cleaver gefallen mir sehr gut, sie schaffen einen stabilen Rahmen für Taborns teils expressionistische Ausbrüche. Auch ruhige Passagen beherrscht man souverän unter völliger Vermeidung von Kitsch oder bekannten Patterns, Taborn spielt mit Tonfolgen wie mit Legosteinen und baut sie immer wieder anders zusammen.

Grüße!
arnaoutchot
Moderator
#411 erstellt: 17. Nov 2019, 23:43

Mr._Lovegrove (Beitrag #407) schrieb:
Im T finden sich einige Künstler von Rang


Es fehlt noch Vassilis Tsabropoulos in der o.g. Liste ... nicht, dass ich da was hätte.
andreas3
Inventar
#412 erstellt: 18. Nov 2019, 00:11
Wie von Craig Taborn habe ich auch von Steve Tibbetts nur eine Platte, damals hatte ich auch Safe Journey, aber die ist leider verschollen. Insgesamt gibt es noch vier weitere (Stand 1994!).

exploded view

Steve Tibbetts - Exploded View
ECM 1335 (1986)

Steve Tibbetts - guitars, kalimba, tapes
Marc Anderson - Congas, steel drum, percussion, berimbau

Bob Hughes - bass
Marcus Wise - tabla
Claudia Schmidt - voice
Bruce Henry - voice
Jan Reimer - voice

Tibbetts ist ein exzellenter Gitarrist. Auf akustischen Gitarren baut er wunderschöne Akkorde, um sie zu gegebener Zeit mit effektvoller E- Gitarre wieder brachial zu zerstören. Oder auch nicht, manches bleibt schön, interessante Wendungen und Windungen lassen niemals Langeweile aufkommen, im Gegenteil lauscht man gebannt. Anderson bildet eine solide, lebhafte Grundlage und teils kräftige Sounds. Viel Overdub sorgt für Dichte, die aber immer überschaubar bleibt und wie Zahnräder ineinander greift. Lange nicht aufgelegt, eine tolle Scheibe.

Grüße!


[Beitrag von andreas3 am 18. Nov 2019, 00:18 bearbeitet]
dietmar_
Inventar
#413 erstellt: 19. Nov 2019, 09:53
Am Samstag, 23. November, von 20:03 bis 2:00 Uhr bringt SWR2 50 Jahre ECM - ein legendäres Plattenlabel.

Themen der Sendung:

20:03 Uhr - 22.00 Uhr

Das Geheimnis des ECM-Sounds – eine Spurensuche (Bert Noglik)
Musiker auf dem Regiestuhl – die Arbeitsmethoden des Produzenten Manfred Eicher
Der „Klang des Nordens“. Wieviel Fjord steckt in ECM? (Henry Altmann)

22:03 - 24.00 Uhr

„Darf’s ein bisschen mehr Hall sein?“ – der legendäre Toningenieur Jan Erik Kongshaug (Michael Engelbrecht)
„Think of Your Ears as Eyes” – ECM und das Kino (Ulrich Kriest)
„Schönheit, die ich meine“ – Joachim-Ernst Berendt und seine ECM-Kritik (Musik-Essay von Michael Rüsenberg)

0:05 - 2:00 Uhr

Aus weiter Ferne Gegenwart – herausragende Aufnahmen der Alten Musik in der ECM NEW SERIES (Bettina Winkler)
Suche nach Transzendenz – ECM und die Neue Musik (Bernd Künzig)
50 Jahre ECM – eine Bilanz (Gespräch mit Jazzredakteur Arne Schumacher von Bremen 2)
Mr._Lovegrove
Inventar
#414 erstellt: 19. Nov 2019, 10:02
Danke Dietmar für den Tipp. Wenn ich dran denke, höre ich mal rein. Auf RBB Kultur lief letzte Woche jeden Abend ein je 60 minütiges Special über ECM. Habe ich aber leider verpasst.
Mr._Lovegrove
Inventar
#415 erstellt: 19. Nov 2019, 10:41
Ich schiebe dann mal den Ball mit Ralph Towner an.
Towner, geboren 1940 im Bundesstaat Washington, ist ein erstaunlicher Multiinstrumentalist, der aber vorallem für sein außergewöhnliches Spiel auf der akustischen Gitarre berühmt geworden ist. Dabei ist das gar nicht das erste Instrument, welches er erlernte. Der ausgebildete Trompeter (!) brachte sich erst noch selber das Klavierspielen bei, bevor er beim berühmten Karl Scheit das Gitarrenspielen studierte.
Und so hört man bei Towner neben absoluter Virtuosität auch eine einzigartige Tonalität, die so geschickt und zwischen ganz unterschiedlichen Klangarten pendelt. Klassische Spielweisen, barocke Anflüge, lockerer Swing, triste Melancholie und farbstarke Kolorierungen, das alles beherrscht Towner spielerisch.
Manchmal erklingt seine Gitarre wie eine Laute, manchmal wie ein kleines Orchester (vorallem auf der 12- saitigen), aber häufig ertönt das Instrument wie ein Klavier und dann umgekehrt das Klavier wie eine Gitarre. Towners Pianoanschlag ist durchaus vehement und härter und so nähert er beide Instrumente auf faszinierende zueinander an. Diese unikathafte Kunst beherrscht auch sonst niemand und auch das macht Towner zu einem der größten Musiker der Gegenwart, der Äonen an GItarristen beeinflußt hat.

Nachdem wir festgelegt haben, erst die Soloalben zu behandeln, beginne ich doch gleich mit dem wahrscheinlich immer noch bekanntesten Album:
amazon.de
Ralp Towner
Diary
ECM 1032, 1973

Zeitlosigkeit ist das erste Wort, was mir zu dieser ersten Soloplatte einfällt. Es ist rein hörtechnisch kaum verifizierbar, wann diese Platte aufgenommen wurde und wie alt der Künstler damals war. Allenfalls am analog gepolten Klang mit dem zu kompakt aufgenommen Klavier könnte man auf ein älteres Datum tippen. Towner war immerhin schon 33, als er dieses multiplen Meilenstein aufnahme, der ihn bekannter machte, aber auch für ECM und Manfred Eicher ein Erfolg wurde.
Und schon hier zeigt der Amerikaner, zu welchen Wundern seine Hände fähig sind. In der Tendenz pendelt er auf der Platte zwischen feingliedriger Schönheit, poetisch wirkender Melancholie und fast schon cineastischer Bildhaftigkeit. Er begleitet sich selbst am Klavier, mit Gongs und Becken und erwirkt manchmal den Eindruck einer ganzen kleinen Band. Dabei stellt er seine absoluten Fingerfertigkeiten niemals angeberisch und oberflächlich zur Schau. Sie sind ein reines Transportmittel für tiefgründige Exkursionen und Erzählungen. Und im gänsehauterregenden "Icarus" wird deutlich hörbar, wie Towner Gitarre und Klavier nähert, wie er in vollendeter Virtuosität die Klänge der 12- saitigen und des Flügels verbindet, sie ineinander fließen lässt, bis sie fast eins sind. In "Ogden Road" gelingt ihm das dann sogar nochmal.
"Diary" ist ein Meilenstein der Gitarrenkunst und hat als solcher schon viele Gitarristen beeinflußt. Ganz direkt hörbar im übrigen beim fantastischen Michael Hedges, der sich auf dem Opener seines Meisterwerkes "Aerial Boundaries" ganz direkt auf das Stück "Entry a diary" bezieht.
Ich bin mir, seit ich Towners Musik kenne, übrigens nie sicher, wen ich lieber mag; den Gitarristen Towner oder den Pianisten oder ist es gar ein Patt? Auch wenn er primär als Gitarrist bekannt wurde und sich als solcher präsentiert, so brilliert er eben immer wieder doch auch als großartiger Klavierspieler.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 19. Nov 2019, 13:36 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#416 erstellt: 19. Nov 2019, 21:22

Mr._Lovegrove (Beitrag #415) schrieb:
Ich schiebe dann mal den Ball mit Ralph Towner an.


Dann nehme ich den Ball mal auf und komme zu Ralph Towner with Glen Moore - Trios / Solos (ECM 1025, 1973). Keine reine Soloplatte, sondern die Geburtsstunde einer Band, die sich Oregon nennen sollte. Auf fünf der Stücke ist Glen Moore am Bass dabei, auf zweien zusätzlich Paul McCandless und auf dem ersten Stück Collin Walcott, vier sind tatsächlich Soli von Towner. Das wunderbare A Belt of Asteroids ist ein Bass-Solo von Moore. Das war eine meine ersten ECM-LPs und hat mir damals wie heute schon immer ausgezeichnet gefallen. Ich habe immer noch nur die Erstpressung auf Vinyl, die vorzüglich klingt.

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andreas3
Inventar
#417 erstellt: 19. Nov 2019, 21:40
@ Mr. Lovegrove:

Was Ralph Towners Fähigkeiten an Gitarre und Klavier anbelangt bin ich ganz deiner Meinung, ebenso genial empfinde ich seine Fähigkeiten als Komponist und Arrangeur. Er hat in seiner langen Karriere viele großartige und zeitlos schöne wie filigran ausgetüftelte Stücke geschrieben. Ein Paradebeispiel hast du ja bereits erwähnt: Icarus. Ursprunglich schrieb er es für das Paul Winter Consort, die man rückblickend als Pioniere der damals noch unverdorbenen New Age Musik sehen kann. Er spielte es später Solo, im Quartett und auch mit Symphonieorchester ein, und jedesmal verstand er es, den Spannungsbogen perfekt aufzubauen und aufzulösen.

solo concert

Ralph Towner - Solo Concert
ECM 1173 (1980)

Ralph Towner - 12 String and Classical Guitars

Auf zwei Konzerten in München und Zürich im Oktober 1979 wurden diese sieben Perlen aufgenommen, neben vier eigenen spielt er zwei von John Abercrombie: Ralph´s Piano Waltz sowie Timeless, beide auf Abercrombies hier vorgestellter Platte Timeless vertreten, und Nardis von Miles Davis. Davis hat das Stück nie veröffentlicht, sondern Cannonball Adderley geschenkt! Allein solche Stücke für Sologitarre zu bearbeiten erfordert einiges an Genie.. Und Towner macht es hervorragend, die Aufnahme ist mit jedem Ton ein Genuss. Sauber aufgenommen von Martin Wieland (Tonstudio Bauer).

Gerade gesehen, dass Michael Trios/Solos vorgestellt hat. Dazu kann ich eine Geschichte erzählen: Manfred Eicher sah ein Konzert von Oregon und lud sie ins Studio ein. Aber es gab ein Problem: Sie hatten bereits vor der Tournee einen Vertrag bei Vanguard unterschrieben, wenn ich recht erinnere über acht Platten. Der "Exclusiv"- Vertrag untersagte es ihnen, für andere Labels aufzunehmen, allerdings nur als Gruppe, ihre Soloaktivitäten waren nicht betroffen. Und so nahm man für Eicher diese Platte auf, die ja eigentlich Solos, Duos, Trios heißen müsste.

Grüße!


[Beitrag von andreas3 am 20. Nov 2019, 01:16 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#418 erstellt: 20. Nov 2019, 10:37
Ich schwenke mal, weil sie mir neben "Diary" als einziges weiteres Soloalbum vorliegt (wenn auch nur auf Festplatte), zu Towners letzter Veröffentlichung von 2017:
amazon.de
Ralph Towner
My Foolish Heart
ECM 2516, 2017

In extraordinärer Klangqualität festgehalten (Auditorio Stelio Molo RSI in Lugano) begegnet man einem äußerst fröhlichen und vielleicht auch etwas altersmilden Towner. Das bezieht sich aber bestimmt nicht auf seine immer noch außerordentlichen Fingerfertigkeiten, sondern eher auf die im Gegensatz zu früher deutlich positivere Atmosphäre. Hier hört man einen sehr viel intimeren und manchmal auch leiseren Towner, der oft in sich gekehrter ertönt. Und doch ist es sofort erkennbar Ralph Towner aus dem Staate Washington, der an 6 und 12 Saiten wie ehedem glänzt und gestaltet, einen aber weniger mit wuchtigen Harmonien übermannt, sondern hier pur an der Gitarre, ganz ohne Klavier und Overdubs wie in einer Art Privatvorstellung aufspielt. Er weiß absolut virtuos mit Pausen und Dynamik umzugehen und bezirzt den Hörer so ungemein. "MY foolisch heart" ist ein fantastisches Spätwerk voller Weisheit und der Erfahrung eines so langen Musikerlebens


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 20. Nov 2019, 10:37 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#419 erstellt: 20. Nov 2019, 23:39
@ dietmar:

Gestern habe ich deinen Beitrag übersehen, das ist ja ein voller Radioabend. Danke für den Hinweis!

Ich mache noch ein bisschen weiter mit Towners Soloaufnahmen:

blue sun

Ralph Towner - Blue Sun
ECM 1250 (1983)

Ralph Towner - 12string and classical guitars, piano, Prophet 5 synth, French horn, cornet, percussion

Im gleichen Jahr des Oregon- Einstands bei ECM nahm Towner in Oslo Blue Sun auf. Hier beschränkt er sich nicht wie bei seinem Konzert auf zwei Gitarren, sondern setzt die oben genannten Instrumente dazu. Sein Einsatz des Synthesizers ist umstritten, ich empfinde ihn eher als Erweiterung von Towners Klangwelten, zumal er diese Platte nicht dominiert, sondern eher wohldosiert und -plaziert eingesetzt wird. Gleiches gilt auch für sein Spiel auf French horn und Cornett, kompositorisch und klanglich sehe ich die Aufnahmen als gelungen. Und sein Gitarrenspiel!

Dann sind hier noch zwei reine Gitarrenaufnahmen, ebenfalls aus Oslo:

ana

Ralph Towner - ANA
ECM 1611 (1987)

anthem

Ralph Towner - Anthem
ECM 1743 (2001)

Abwechselnd auf sechs oder zwölf Saiten präsentiert Towner hier am laufenden Band eine Perle nach der anderen. Die 14 meist kurzen Stücke auf ANA sind ausschließlich Eigenkompositionen, auf Anthem kommen zu 15 eigenen noch Goodbye, Pork-Pie Hat von Charles Mingus und Scott LaFaro´s Gloria´s Step. Und es sind einige alte Bekannte aus dem Oregon- Repertoire zu hören, alles makellos und meisterlich. Diese Musik kann ich stundenlang hören.

Grüße!
arnaoutchot
Moderator
#420 erstellt: 20. Nov 2019, 23:49
Zustimmung zur Anthem, die habe ich auch, fand ich sehr gut. Leichter Widerspruch zur Blue Sun, die fand ich misslungen, das Synthesizer-Gefummel hat mich gestört.
andreas3
Inventar
#421 erstellt: 20. Nov 2019, 23:55
Ja das meinte ich mit umstritten..
Mr._Lovegrove
Inventar
#422 erstellt: 22. Nov 2019, 10:17

arnaoutchot (Beitrag #420) schrieb:
Leichter Widerspruch zur Blue Sun, die fand ich misslungen, das Synthesizer-Gefummel hat mich gestört. :(

Die finde ich auch ziemlich schrecklich.

Doch ich mache weiter mit einer großartigen Aufnahme Towners:
jpc.de
Ralph Towner/Gary Burton
Matchbook
ECM 1056, 1975

Aufgenommen Ende Juli 1974 im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg zählte diese ECM zu den ganz großen Duoplatten des Labels. Und viele Worte muß ich dazu eigentlich gar nicht verlieren. Towner und Burton, das ist wie Ying und Yang, wie Clever & Smart, wie Tony Curtis und Roger Moore, das gehört genauso organisch zusammen. Es sind zwei Musiker, die auf ihren Instrumenten gleichermaßen groß und doch detailreich angelegte Bilder kreieren und einen unerschöpflichen Reichtum an Farben auf ihren Paletten vorweisen und ihn so intensiv wie intelligent nutzen. Sie ergänzen sich dabei einfach perfekt und heben das Konzept Duoalbum auf ein eigenes Level. Vorallem auch, weil beide hier die Regel des "weniger ist mehr" angewandt haben. Keiner der beiden stellt sich über den anderen, keiner der beiden fällt mit Egoismen aus, beide verfolgen das Konzept der angeregten und zwiegesprächigen Harmonie. Schöner kann solch eine Musik gar nicht erklingen.
Towner bringt hier im übrigen mit "Icarus" und "Drifting Petals" zwei Kompositionen mit, die er noch im selben Jahr für sein etwas später erschienenes Album "Solstice" noch einmal aufnahm. Beide Versionen sind aber einfach wunderbar.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 22. Nov 2019, 10:21 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#423 erstellt: 22. Nov 2019, 16:45

Mr._Lovegrove (Beitrag #422) schrieb:
Doch ich mache weiter mit einer großartigen Aufnahme Ralph Towner/Gary Burton - Matchbook - ECM 1056, 1975


Schön, wie sich die Towner-Fans hier das Heft in die Hand geben. Habe mir heute früh bei einer grösseren Putzaktion im Untergeschoss meines Hauses nach Aus- und Einbau einer neuen Heizung in den letzten drei Tagen über meine alte Anlage auch die Matchbook hergeholt. Nach wenigen Stücken ist mein uralter Yamaha A 960 II dabei abgeraucht ... im wahrsten Sinne des Wortes !!! Ich wusste um Probleme, die dieser Verstärker mit den gealterten Elkos hatte, hatte ihn daher nicht mehr am Netz und nur unter strenger Aufsicht betrieben. Heute ging er von mir. Schnüff. Ich hatte ihn ca. 35 Jahre ... Die Matchbook kann nichts dafür, eine tolle Platte.

Der Nachfolger der beiden Ralph Towner/Gary Burton - Slide Show (ECM 1306, 1986) spielt auf fast annähernd hohem Niveau. Inhaltlich logischerweise recht ähnlich wie die Matchbook mit ein bisschen mehr Experiment wie zB dem karibischen The Donkey Jamboree. Spätestens beim wundervollen Beneath an Evening Sky oder Blue in Green schliesst sich aber der Kreis. Diese Zusammenarbeit von Towner und Burton auf diesen zwei Platten war eine der Sternstunden des ECM-Labels !

R-3238770-1321827434.jpeg
https://www.discogs....Show/release/3238770

Ich denke, jetzt käme Towner/Abercrombie, oder ?
andreas3
Inventar
#424 erstellt: 22. Nov 2019, 22:12
Guten Abend!

arnaoutchot schrieb:


Blue Sun, die fand ich misslungen


Mr._Lovegrove schrieb:


Die finde ich auch ziemlich schrecklich.


Bei näherer Betrachtung kann ichs sogar nachvollziehen. So ähnlich erging es mir, als ich das erste Mal Oregons Debut bei ECM hörte, der Kontrast zu den Aufnahmen vorher bei Vanguard und WEA war für meine Ohren allzu groß, zumal ich den Synthie nie vermisst hatte. Aber im Lauf der Zeit wurde es gewohnt. Blue Sun habe ich erst viel später bekommen. Und mir gefällts!

Mit Abercrombie kann ich leider nicht dienen, dafür mit diesem Herrn:

a closer view

Ralph Towner / Gary Peacock - A Closer View
ECM 1602 (1998)

Ralph Towner - classical and 12-string guitars
Gary Peacock - double bass

1993 traf man sich in Oslo, zu Gary Peacocks Platte Oracle, 1995 gabs ein Wiedersehen, und heraus kam diese hier. Spielten die beiden auf Oracle überwiegend Stücke von Peacock, so spielen sie hier acht Kompositionen Towners (sowie vier gemeinsame). Musikalisch wie klanglich wieder erste Sahne..

Grüße!
Mr._Lovegrove
Inventar
#425 erstellt: 23. Nov 2019, 08:35

arnaoutchot (Beitrag #423) schrieb:

Ich denke, jetzt käme Towner/Abercrombie, oder ? ;)

In der Tat, so ist es.
arnaoutchot
Moderator
#426 erstellt: 23. Nov 2019, 14:00
Ich komme dann dazu, aber wird morgen werden. 😀
andreas3
Inventar
#427 erstellt: 23. Nov 2019, 22:17
Guten Abend!

Wie Dietmar dankenswerter Weise angekündigt hat läuft heute im Radio die Sendung zum 50jährigen ECM- Jubiläum.
Hier ist der Livestream, für alle die wie ich SWR 2 nicht per UKW reinbekommen. Bis zwei Uhr gehts um ECM..

https://www.radio.de/s/swr2

Don_Tomaso
Inventar
#428 erstellt: 23. Nov 2019, 23:13
Danke für die Erinnerung. Dank Squeezebox-Emulator kann ich das sogar auf der Anlage hören.
Mr._Lovegrove
Inventar
#429 erstellt: 24. Nov 2019, 10:23
Und genauso wie jeder andere gute Sender führt auch der SWR die Sendung in der Mediathek. Deswegen läuft sie nun gerade bei mir. Ist eine tolle Sendung mit einer schönen Auswahl an Stücken, O-Tönen (viel von Eicher selbst) und Analysen. Gefällt mir besser als die RBB Sendungen.
arnaoutchot
Moderator
#430 erstellt: 24. Nov 2019, 13:14
Danke für die Hinweise, auch zur Mediathek. Mal sehen, wann ich Zeit habe, das mal zu hören. Ich denke, die ersten Beiträge (die von 20-22 Uhr gesendet wurden) sind vermutlich am Interessantesten ?

Hier habe ich mich gerade ein wenig mit dem Duo Ralph Towner/John Abercrombie befasst. Zuerst Sargasso Sea (ECM 1080, 1976), dann Five Years Later (ECM 1207, 1981). Wer den Anfang des Threads verfolgt hat, hat gelesen, dass ich nicht der grösste Abercrombie-Fan auf Erden bin. Sein manchmal etwas frickeliges Gitarrenspiel ist nicht so mein Geschmack. Gegen Towners Klangwelten gestellt, gibt es aber einen ganz guten Kontrast. Das erste Stück Fable der Sargasso Sea zeigt das bereits sehr schön. Insgesamt führen die beiden aus einer 1970er Perspektive vor, welche Tiefen man als Gitarrenduo ausloten kann. Das hat sich auch Five Years Later nicht wesentlich geändert, möglicherweise einen Tick karger, dunkler, weniger "romantisch". Ich habe die Sargasso Sea als Touchstones-Reissue, die Five Years Later als Original-LP.

Jetzt hab ich mir gerade schon mal ein Trio von Towner aufgelegt ... Es gibt noch mindestens zwei weitere Duos, die ich aber nicht habe (Towner/Erskine: Open Letter, ECM 1462, 1992) und Towner/Fresu: Chiaroscuro, ECM 2085, 2009). Ein weiteres mit Peacock lief unter dessen Namen (Oracle, ECM 1490, 1994).

IMG_0307D


[Beitrag von arnaoutchot am 24. Nov 2019, 13:37 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#431 erstellt: 24. Nov 2019, 13:40
Zu "Open Letter" kann ich was sagen, die habe ich. Aber dann erst morgen.
Mr._Lovegrove
Inventar
#432 erstellt: 24. Nov 2019, 20:36
Nun doch schon heute:
jpc.de
Ralph Towner
Open Letter
ECM 1462, 1992

Zur Hälfte als reine Soloplatte, zu Häfte als Duoalbum mit dem Drummer Peter Erskine angelegt, präsentiert sich Towner hier erneut in Hochform. Und das zweigeteilte Konzept ist eine recht interessante Angelegenheit. Die reinen Solostücke wie "The Sigh" oder "Wistful Thinking" zeigen den Saitenzauberere in gewohnt poetischer Manier, pendelnd zwischen Jazz, Folk und klassischen Anleihen. Spannender wird es, wenn Erskine sowie Towners eigene Elektronik hinzustoßen. "Adrift" als Beispiel ist ein ätherischer, ja fast schwebender Titel erfüllt von einem äußerst relaxten Flair und Towners raumfüllender 12- Saitigen. Erskine ist ein dynamisch agierender und auch mal attackierender Gesprächspartner voller Ideenreichtum.
Manchmal erklingen, wie in "Alar", wieder diese etwas zu wuchtig einfallenden Keyboardwellen Towners, aber gegenüber einer "Blue Sun" hält es sich hier in Grenzen, zudem es dann wiederum wunderschöne Solopiecen wie eine gar wundersame Version vom "Waltz for Debby" gibt.
Tontechnisch geht Towners Gitarre in den Duostücken manchmal fast etwas sehr unter und ist weniger prominent abgemischt, als man es gewohnt ist, aber doch ist der Mix in Ordnung und von liquider Transparenz.
Für Einsteiger ist die Scheibe sicher kaum der beste Erstkauf, aber wer schon viele der Klassiker von Towner hat, kann hier getrost zugreifen.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 24. Nov 2019, 20:41 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#433 erstellt: 24. Nov 2019, 20:47

arnaoutchot (Beitrag #430) schrieb:
Ich habe die Sargasso Sea als Touchstones-Reissue, die Five Years Later als Original-LP.

Bei mir stehen sie einmal als Original CD (Sargasso Sea") und als CD- Erstrelease ("Five years Later" als Pappvariante, NICHT aus der Touchstone Serie). Und was mir jetzt erst auffällt, dass das erste Album John Abercrombie als ersten Interpreten nennt und das zweite wiederum Ralph Towner.
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Mr._Lovegrove
Inventar
#434 erstellt: 25. Nov 2019, 11:36
Und jetzt wo sie gerade heute morgen mal wieder läuft (ausgesucht unabhängig des Threadthemas) kann ich sie auch gleich nochmal anpreisen:
jpc.de
Ralp Towner
Batik
ECM 1121, 1978

Zusammen mit Eddie Gomez (b) und Jack DeJohnette (dr) vollbringt Towner hier auch bezüglich seiner eigenen Diskographie ganz großes. Wenn ich nur eine Towner nennen dürfte, dann würde ich doch glatt diese nehmen. Trioaufnahmen können ja funktionieren oder an diversen Dingen scheitern; z.B. an einseitigem Solistentum (bis hin zum Egoismus), mangelnder Rhythmusgruppenspannung, fehlender Synergien, etc. (ihr merkt, ich bin nicht gerade ein Fan von Jazztrios). Doch diese drei Herren wandeln all die Forderungen an ein gutes Trio in absolute Meisterschaft um.
Sicher sind zunächst einmal Towners Kompositionen ein gewichtiges Pfund für den überragenden Eindruck, den dieses Album hinterlässt. "Whaterwheel" mit dieser einzigartigen Melodie, die so faszinierend zwischen Schicksal, pfundschwerer Melancholie und zerreißender Spannung pendelt. Genauso wie das später folgende und gleichwertige Titelstück macht das Trio bei aller emotionaler Intensität spieltechnisch keine Kompromisse. DeJohnette baut gerade mit seinem herausfordernden Snarespiel einen unglaublichen Druck auf, der eher an rockige Fusionplatten erinnert. Und Eddie Gomez sehr flüssiger und etwas weicherer Bass verdickt den Sound hier geschickt. Gerade wenn er seine Soli als Parforceritt auf diesem harten Snaregewitter ansetzt, ist er eine Klasse für sich. Auch Towner weiß mit den Attacken des Schlagzeugers umzugehen und nutzt diese für fast hämmernde Akkordattacken; er geht diese Dynamik einfach mit und multipliziert sie.
In den leisen und ruhigen Stücken baut aber gerade wieder Towner (gleichwertig an Piano und Gitarre oder per Overdub beiden zusammen) seine so wunderbaren Klangpoesien auf, die er mal traurig fahl, mal pastellfarben und auch mal in ferner Schönheit ansetzt und die Eddie Gomez einfach wundervoll untermalt und ihnen einen starken Grundduktus verleiht. Und dass DeJohnette auch in Balladen eine Klasse für sich ist, diese nie einfach nur begleitet, beweist er hier besser denn je.
Und auch klanglich gefällt die Aufnahme aus dem Talent Studio enorm. Kongshaug und Eicher haben die dynamischen Attacken und den Klang der einzelnen Instrumente auch hier wieder exquisit und mit der rechten Portion typischer ECM Attribute eingefangen.
Ich kenne insgesamt nur wenige Jazzalben, die eine so große Spannung nicht primär aus dementsprechenden Kompositionen und deren Taktfolgen aufbauen, sondern mehrheitlich aus dem gegenseitigen Antrieb der Musiker selbst. Der Begriff Meisterwerk ist hier jederzeit passend!


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 25. Nov 2019, 18:34 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#435 erstellt: 26. Nov 2019, 00:47
Guten Abend!

Ja Batik ist großartig, DeJohnette´s Solo hat sich gewaschen. Erwähnenswert finde ich auch dass Eddie Gomez immer wieder zum Bogen greift, ein besonderer Reiz.

Ebenso großartig, wenn auch ganz anders, ist diese:

travel guide

Ralph Towner - Travel Guide
ECM 2310 (2013)

Ralph Towner - classical and 12-string guitars
Wolfgang Muthspiel - electric guitar
Slava Grigoryan - classical and baritone guitars

10 Stücke, je fünf von Towner und von Muthspiel, alle meisterlich gespielt und in Lugano hervorragend plastisch und klar aufgenommen: Obwohl die drei Gitarren jederzeit klar zu verfolgen sind, verschmilzt das Spiel der drei Gitarristen zu perfekten musikalischen Organismen, man hält in manchen Passagen unweigerlich die Luft an. Dabei kommt alles so locker aus dem Ärmel geschüttelt als spielten die Drei seit Jahren zusammen. Erstaunt bin ich von Slava Grigorian, der ist mir ansonsten nie begegnet.

Grüße!
arnaoutchot
Moderator
#436 erstellt: 26. Nov 2019, 21:58
Auch noch meine Zustimmung zu Batik. Ein grossartiges Trio !

Bevor wir zu dem berühmten Quartett unter Towners Namen kommen, hier ein Quartett das vermutlich etwas weniger bekannt ist: Ralph Towner - Lost and Found (ECM 1563, 1996). Towner (nur g) mit Marc Johnson (b), Jon Christensen (dr) und Danny Goodhew (ss, b-cl, bs). Auch wenn Towners Name alleine das im übrigen für ECM-Verhältnisse nahezu komische Cover ziert, so ist dieses ein Gemeinschaftswerk der beteiligten Musiker. Die Besetzungen wechseln, von Solo bis Quartett, teilweise inhaltlich auch experimenteller, abstrakter und weniger Schönklang als gewohnt. Hörenswert allemal !

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andreas3
Inventar
#437 erstellt: 27. Nov 2019, 22:45
Guten Abend!

solstice

Ralph Towner - Solstice
ECM 1060 (1975)

Ralph Towner - 12-string and classical guitars, piano
Jan Garbarek - tenor and soprano saxes, flute
Eberhard Weber - bass, cello
Jon Christensen - drums, percussion

Eine der ersten ECM- Platten, die ich mir damals gekauft habe. Und das war schon außergewöhnlich: Towners Gitarren, Garbareks getragene Linien, Christensens silbrige Becken, Und Weber steuert am Cello langanhaltende Klänge bei, die man eher einem Mellotron oder Keyboard zuordnen würde, dazu sein einmaliger Bass.
Für mich ist das der Inbegriff von Nordic Jazz, at its best. Das mag daran liegen, dass es meine erste war.. Leider ist die Platte, wie auch die zweite Sounds and Shadows, verschollen, von der vorliegenden CD klingt es noch heute sehr transparent und sauber.
Wenn einer Sounds and Shadows vorliegen hat, ich habe sie als mindestens gleichwertig in Erinnerung, könnte man hier erwähnen.
Das ist übrigens mein einziges Towner- Quartett, ein Quintett habe ich noch, war ein Tipp von arnaoutchot: Old Friends, New Friends.

Grüße!
arnaoutchot
Moderator
#438 erstellt: 27. Nov 2019, 22:57
Dazu gibt es nichts zu sagen. Solstice ist ein absoluter Klassiker des ECM-Katalogs ! Ich werde mir die Original-LP, die ich hier noch hüte, gleich mal auflegen. Die Sounds and Shadows hab ich auch (aber nur CD), ist auf ähnlich hohem Niveau, ich fand aber die erste noch einen Hauch frischer. Und so nordisch finde ich beide gar nicht, es sind ja nur zwei Nordmänner, ein Deutscher und ein Ami ... Hier nochmals ein Bild, meine hat noch den Grossen-Deutschen-Schallplattenpreis-Aufkleber. Die LP ist heute noch ein Musterbeispiel für eine hervorragend klingende Vinyl-Pressung. Andreas, vielleicht solltest Du da nochmals ein paar Euro für ein gut erhaltenes Exemplar aufwenden.

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Es gibt neben der Old Friends, New Friends noch ein zweites Quintett von Towner (City of Eyes, ECM 1388, 1989), hab ich aber nicht.


[Beitrag von arnaoutchot am 27. Nov 2019, 23:08 bearbeitet]
crim63
Inventar
#439 erstellt: 27. Nov 2019, 23:25
Hallo !

Ich bin leider nicht so gut bestückt mit ECM`s aber ich will Euch meine einzige von Ralph Towner nicht vorenthalten,
habe ich vor nicht allzu langer Zeit gekauft, eine 2017er Neuauflage. War ein Tipp von Mr. Lovegrove der mich sehr angesprochen hat.
Vorige Woche noch einmal gehört um dann evtl bei den Towner Quartet Vorstellungen mal zu zeigen und rezensieren, aber Andreas war schneller,
was aber in Ordnung geht.
Farblich passt meine Platte eher zu Andreas`s CD, doch der Sound der Aufnahme wie schon von Euch gesagt, phantastisch.

RT S

Gruß Maik
arnaoutchot
Moderator
#440 erstellt: 27. Nov 2019, 23:47

crim63 (Beitrag #439) schrieb:
Ich bin leider nicht so gut bestückt mit ECM`s ...


Na, das kann sich ja ändern ! Wozu schreiben wir uns hier die Finger wund ! Die Solstice - Sounds and Shadows (ECM 1095, 1977) solltest Du dann gleich mal auf die Jagdliste setzen, das spielt auf ähnlich hohem Niveau, wie schon gesagt. Nun, und die anderen Tipps zu Towner stehen ja alle weiter oben.

Schau auch mal in den Was hört ihr ... Jazz-Thread, das "Geburtstagskind" Waldron könnte auch was für Dich sein. Weiss nicht, wie lange es die geben wird. Edit: Du hast es gesehen, hat sich überschnitten.

amazon.de


[Beitrag von arnaoutchot am 28. Nov 2019, 00:09 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#441 erstellt: 28. Nov 2019, 08:40
Die beiden Solstice Platten kann man gar nicht als überragend genug bewerten. Die erste hat sicher im Allgemeinen bei der Hörerschaft das größere Standing. Und sie ist auch leichter zugänglich, als die viel konzentriertere Zweitaufnahmen .
Nun verbinden sich dort aber auch schon vier herausragende Köpfe des Jazz und speziell des ECM- Labels zu einer einmaligen Einheit. Eicher schien ganz genau zu wissen, wieso er dieses Quartett produzierte.

Für mich persönlich ist die zweite Scheibe aber das noch viel bessere Album.

Ralph Towner
Solstice - Sound and Shadows
ECM 1095, 1977

Kurz und bündig gesagt, ist das zweite Album der Konstellation “Solstice” ein erhabenes Highlight in der Discographie aller vier Musiker geworden. Selbst in der sehr langen Zusammenarbeit zwischen Garbarek und Eberhard Weber finden sich nur extrem wenige Platten, die die beiden Visionäre in einem solch
genialistischen Kontext zeigen. Towners Kompositionen sind die perfekte Basis für die mystischen und auch hymnischen Fähigkeiten der beiden. Das ist eine wahre Gruppenarbeit, in der gerade der virtuose Gitarrist nicht in ausufernden Egoismus verfällt, sondern punktgenaue, technisch brillante, aber dennoch emotionale Soli setzt. Und egal ob man daß geheimnisumwitterte “Distant hills” genießt (dessen Erstversion mit Oregon Towner hiermit obsolet macht und die Komposition viel reiner und transparenter ausarbeitet) oder das wunderschöne “Balance beam”, immer weben
die beiden Solisten ein phantasievolles Netz, das von Weber und dem großartigen Jon Christensen passend genau gestützt wird. “Along the way”ist ein harmonisches Duett zwischen Gitarre und Saxophon und gerade im Schlußstück “Song of the shadows” entwirft das Quartett wieder seine
ureigene Form von moderner Mystik. Towners sechs Saiten wirken unterschwellig bedrohlich. Seine Begleiter verdeutlichen sein Spiel und vervollständigen damit dieses diskussionsfreie Meisterwerk.

Es ist DIE ECM für mich, eine perfekte Melange aus Towners multiplen Künsten, einem Jan Garbarek, der selten besser auf irgendeine Platte gepasst hat und Eberhard Weber und Jon Christensen in Höchstform. Außerdem verdeutlicht diese Musik Manfred Eichers Ideal einer Plattenaufnahmen und seinen Produzentengestus absolut perfekt.
Mr._Lovegrove
Inventar
#442 erstellt: 28. Nov 2019, 08:45

crim63 (Beitrag #439) schrieb:

Ich bin leider nicht so gut bestückt mit ECM`s

Ich weiß, dass sich das im Nachgang dieses Threads garantiert ändern wird. Und selbst mit Towner sind wir hier noch nicht (ganz) fertig. Alleine der kann einem das Portemonnaie zerreißen. Dann noch Rypdal und Garbarek und für Jarrett musst du schließlich einen Kredit aufnehmen.
Mr._Lovegrove
Inventar
#443 erstellt: 29. Nov 2019, 11:01
Dann komme ich schon zu den Towner´schen Aufnahmen mit seinen Quintetts. Dabei sticht sicher eher das 1979er Album hervor:
amazon.de
Ralph Towner
Old Friends, New Friends
ECM 1153, 1979

Bass – Eddie Gomez
Cello – David Darling
Drums, Percussion – Michael Di Pasqua
Trumpet, Flugelhorn – Kenny Wheeler
Twelve-String Guitar, Classical Guitar, Piano, French Horn

Diese Platte ist schon was sehr besonderes; und das unter mehreren Gesichtspunkten. Ersteinmal ist das herausragende Musik ganz im Zeichen der Labelphilosophie. Dann ist da ein veritables Allstar- Ensemble, welches auch noch vorzüglich harmoniert. Und einhergehend damit ist dies ein Album, auf dem Towner ein Teil eines Ensembles ist, dem er sich auch mal unterordnet und mit dem er verschmilzt. Dies ist, auch wenn nur Towners Name das Cover ziert, keine wirkliche Leaderplatte.
Doch zunächst bringt Towner alle Kompositionen mit und die sind allesamt wunderbar. "New Moon" ist ein geradezu epischer und doch eingängiger Einstieg, den das Quintett atmosphärisch dicht und emotional packend trägt. Danach wechseln die Songs zwischen durchaus verquer ("Yesterday and long ago") und sanft poetisch ("Celeste" mit einer wundervollen Pianobegleitung durch Towner). "Special Delivery" dann ist veritabler Quintettjazz mit durchaus swingendem Charakter, den Michael DiPasqua treibend rhythmisch druchträgt. "Kupala" dann wieder ist leise Musikdichtung voller Eleganz.
Auf alles Stücken glänzt vorallem Kenny Wheeler als kongenialer Solopartner Towners. Sein leicht freierer Ton gibt dieser Musik eine gewisse Brisanz und Spannung, die sie fernab reiner Schöngeistigkeit erscheinen lässt. Und Eddie Gomez ist in solch einem Kontext immer eine Bank am Bass; ebenso David Darling in seinem typischen Klangfeld zwischen erzählerische Breite und Melancholie.

All das ist schon wirklich ganz hervorragende Musik, doch als letzten Titel hat sich Towner das für mich persönlich schönste Musikstück auf Erden aufbewahrt; das so berühmt gewordene "Beneath an evening sky". Nach einem wehmütig anklingenden Klavierintro im Zusammenspiel mit einen mehrfachen David Darling erklingt dieses so einfach erscheinende wie unfassbar schöne Thema, diese wenigen Note, die eine Gänsehaut bis zum Nordpol entstehen lassen. Schließlich setzt Darling wieder mit minimalistischem Einsatz als akustischer Hintergrundmaler ein und Towner steigert die Wehmut, die Sehnsucht, die Schönheit, die der Songtitel verspricht, die Tiefe, die Poesie mit nur wenigen Noten, mit nur wenigen Anschlägen bis in die Unendlichkeit. Dieses Stück ist für die Ewigkeit, es kommt wohl auch daher.
Und selbst in den unterschiedlichsten Versionen, die Towner über die Jahre hinweg live und in Konzerten aufgeführt hat, funktionieren diese wenigen Noten immer gleich. Ob nun mit Oregon, im Duett mit Gary Burton oder mit der Sängerin Norma Winstone, immer entführt das Stück einen an die Grenzen zwischen Himmel und Erde. Man muß die Platte alleine deshalb schon kaufen und kriegt fünf andere großartige Stücke in toller Klangqualität als Bonus dazu.
Mr._Lovegrove
Inventar
#444 erstellt: 30. Nov 2019, 12:09
Eine letzte habe ich noch, dann ist bei mir Schluß mit Towner.
amazon.de
Ralph Towner
City of Eyes
ECM 1388, 1989

Ralph Towner Classical Guitar, 12-String Guitar, Piano, Synthesizer
Markus Stockhausen Trumpet, Piccolo Trumpet, Flugelhorn
Paul McCandless Oboe, English Horn
Gary Peacock Bass
Jerry Granelli Drums, Electronic Drums

Towner beginnt mit einem locker- fröhlichen Jazzreggae und schickt uns mit für ihn etwas ungewöhnlichen Klängen zum "Jamaican Stopover". Danach entwickelt sich ein Songzyklus, der Stück für Stück durchaus tolle Musik hervorbringt, insgesamt aber nicht so schlüssig harmoniert, wie die anderen Ensembleplatten. "Cascades" sowie das Titelstück sind lupenreine Oregon- Klone, die sich trotz gänzlich anderer Besetzung (nur Paul McCandless ist auch hier dabei) genauso anhören. Und auch in einigen Stücken lässt Towner den Sound dieser Gruppe sehr deutlich durchwehen. Und nicht das die einzelnen Musiker, allen voran der wunderbare und so einzigartige Jerry Granelli, auch hier wundervoll aufspielen würden, aber der Scheibe fehlt es irgendwie an Konsistenz, an Geschmeidigkeit. Towner skizziert oft einfach nur und lässt manchmal einfach nur Songschnipsel vernebelt durchscheinen.
Neben "Blue Sun" ist dies in meinen Augen seine einzig schwächere Platte, aber das ist halt Meckern auf hohem Niveau. Dennoch kein Must- Have.
arnaoutchot
Moderator
#445 erstellt: 30. Nov 2019, 18:15

Mr._Lovegrove (Beitrag #444) schrieb:
Eine letzte habe ich noch, dann ist bei mir Schluß mit Towner.


Ja, ich habe auch nichts mehr zu Towner. Den haben wir jetzt wirklich erschöpfend behandelt. Die neueste My Foolish Heart hab ich mir bestellt, die ist noch im Zulauf.

Ich habe noch eine von David Torn (Prezens, ECM 1877, 2005), zu der kann ich noch kommen, wenn nicht jemand lieber will. Ansonsten wären da - wie schon erwähnt - noch John Taylor, Gianluigi Trovesi, Vassilis Tsabropoulos und Mark Turner. Hab ich aber alles nicht.
Mr._Lovegrove
Inventar
#446 erstellt: 01. Dez 2019, 10:50
Zu David Torn kann ich auch noch was beisteuern:
amazon.de
David Torn
Cloud About Mercury
ECM 1322, 1986

David Torn Electric Guitar, Acoustic Guitar
Mark Isham Trumpet, Piccolo Trumpet, Flugelhorn, Synthesizer
Tony Levin Chapman Stick, Synthesizer Bass
Bill Bruford Simmons Drums, Synthesizer Drums, Percussion

Ich übernehme mal meine Besprechung aus dem Nachbarthread vom Februar:

Mr._Lovegrove (Beitrag #18312) schrieb:

Zwei der profiliertesten Progrocker und ein trompetender Tausendsassa mit Hang zu Moderne und Avantgarde scharen sich um einen der fernab aller Mainstreampisten fahrenden Gitarristen und herauskommt eine der so ungewöhnlichsten wie spannendsten ECM Produktionen. Es ist das drin, was man erwartet, vielleicht etwas atmosphärischer gehalten. Ist es Jazz, ist es Prog, ist es Soundscape? Es ist alles zusammen in einer absolut gelungenen und grandios ausbalancierten Mixtur voller komplexer rhythmischer Ausgestaltung. Torn lässt seine Gitarre jaulen, kreischen, aufheulen und setzt dann wieder atmosphärische Punkte, während das Duo Bruford/Levin virtuos und stringent eine tiefgreifende und raffinierte Architektur aufbaut. Isham ist hier der Klangflächenprojektor, dessen Trompete kaum wirklich solistisch erklingt, sondern kontrastierende Akzente setzt. Faszinierend!
arnaoutchot
Moderator
#447 erstellt: 01. Dez 2019, 17:21
ok, dann David Torn, 20 Jahre später als cloud about mercury. Prezens, ECM 1877, 2007. Torn (g, live-sampling), Tim Berne (as), Craig Taborn (e-p, org, mello), Tom Rainey (dr). Diese CD habe ich geschenkt bekommen, gekauft hätte ich sie mir wahrscheinlich nicht. Ein wilder Mix aus Komposition und teilweise kreischend elektrischen Improvisationen, tatsächlich klingt das Ganze durch das Mellotron und Torns lange elektrische Loops manchmal ein wenig wie die freieren Stücke von Robert Fripp / King Crimson. Nicht schlecht, aber irgendwie ist das nicht meine bevorzugte Musik. Klanglich haust die Platte ab, teilweise megatiefe elektronische Bässe

amazon.de
andreas3
Inventar
#448 erstellt: 02. Dez 2019, 22:05
Guten Abend,

Torn´s Cloud about mercury steht hier ebenfalls, das hat jedenfalls einiges an Alleinstellungsmerkmalen im ECM- Katalog. Prezens reizt mich auch.

Meine letzte unter T:

paradox

TOK - Paradox
Japo 60029 (1979)

Takashi Kako - piano
Kent Carter - bass
Oliver Johnson - drums

Takashi hat wohl eine klassisch geschulte brilliante Technik und tobt sich hier aus bis zum letzten.. Freejazz mit einzelnen Strukturen, explosiv, energiegeladen, wild. Carter und Johnson machen begeistert mit. Als Höhepunkt zum Schluss eine Komposition von Kent Carter Wobbly Walk Parade, auf der neben den oben genannten Instrumenten noch Cello, Celeste, ein Spielzeugpiano, ein Cembalo sowie Johnsons eigenwillige Stimme, die mich grunzend und röchelnd an eine Passage von Atom Heart Mother erinnert, zu hören sind. Großes Theater!

Grüße!
Mr._Lovegrove
Inventar
#449 erstellt: 03. Dez 2019, 11:26
Wenn dann niemand wer was zum T hat, können wir das U in der Tat überspringen. Im ECM Künstlerpool gibt es nur einen klassischen Interpreten mit U, aber keinen Jazzer.
Das V bietet folgende Auswahl:

Colin Vallon
Nana Vasconcelos
Glauco Venier
Edward Vesala
Vilde&Inga
Ricardo Villalobos
David Virelles
Maria Pia De Vito
Miroslav Vitous

Ich kann da allenfalls zu Herrn Vitous was schreiben.
HansFehr
Inventar
#450 erstellt: 03. Dez 2019, 12:47
Möglicherweise nicht das stärkste Album von Vitous. Für mich aber spannend, wie er zehn Stücke aus der Anfangszeit bei Weather Report mit seinen fünf Mitmusikern interpretiert. Er war ja Mitbegründer. Hier mit zwei Saxofonisten, zwei Schlagzeugern, einem Keyboarder.




Miroslav Vitous
Music of Weather Report
ECM 2010, 2016
Mr._Lovegrove
Inventar
#451 erstellt: 03. Dez 2019, 14:34
Zu meiner liebsten Scheibe des Bassisten schrieb ich schon im Jazz--Thread folgendes:

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Miroslav Vitous
Journey´s End ECM 1983

Baritone Saxophone, Soprano Saxophone, Bass Clarinet – John Surman
Bass – Miroslav Vitous
Drums – Jon Christensen
Piano – John Taylor

Nun, bei der Besetzung kann nur etwas wirklich tiefgründig- zauberhaftes herauskommen; und das tut es auch. Die zumeist vom Bassisten stammenden Kompositionen sind Oasen innerer Ruhe und vereinnahmen den Hörer mit zeitloser Schönheit und bildhaften Charakteren. Über sein Bassspiel braucht es keine Worte mehr zu verlieren. Der Tscheche zählt mit seinem eher düsteren und abründigen Tongebung zu den größten seines Faches. Surman ist hier ein sensibler und wie immer abstrakter Gestalter, der unglaublich intensiv aufspielt und dabei ein feinfühliger Seismograph ist. John Taylors lichte, offene, ja fast schon romantische Pianotupfer und repetitiven Muster sind hier genau der richtige Gegenpol. Sein Spiel hat mich schon bei Jan Garbareks "Photo with...." absolut fasziniert und hier spielt er seine Fähigkeiten als Erschaffer wunderschöner Pastelltöne vollends aus. Und Jon Christensen ist halt Jon Christensen - einer der flexibelsten und universellsten Drummer des Planeten.
Hier treffen vier wahre Meister aufeinander, lassen all das Angeberische weit hinter sich, kehren in sich und halten diese schnelle und hitzige Welt mit diesem Meisterwerk von fast schon meditativer Kraft für einen Moment an.
Auch klanglich ist das ein wahrer Genuss mit dieser typischen Durchsichtigkeit, die Manfred Eicher und Jan Erik Kongshaug gerade in den frühen 80ern ziemlich perfekt produziert haben.
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