Bei gleicher Schallplatte: Besser alte Pressung oder neues Exemplar?

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bart1979de
Stammgast
#1 erstellt: 04. Jan 2011, 16:07
Tag zusammen,

da mich mein Planar 3 mittlerweile echt begeistert, bin ich gerade dabei, meine Plattensammlung aufzustocken.

Nun ist es ja so, dass es von älteren Sachen verschiedene Ausgaben gibt. Ganz konkret geht es grade um das Album "Time Out" von Dave Brubeck Quartet.

Wenn ich bei Ebay schaue, finde ich anscheinend ganz alte Pressungen aus den 60er und 70er Jahren, aber auch neu aufgelegte, die als "neu" und versiegelt angeboten werden. Auch bei Amazon finde ich das Album neu.

Nun die Frage: Was sollte man eher kaufen, wenn es preislich auf Eins herauskommt?

Würden sich die verschiedenen Versionen klanglich unterscheiden? Ich gehe dabei immer von einem Vergleich neu <--> alt und sehr gut erhalten aus.

Auch bei dem Album "Radioaktivität" von Kraftwerk stellt sich mir die selbe Frage... neu gepresst oder alte originale Ausgabe?

Viele Grüße, Marcel
Gelscht
Gelöscht
#2 erstellt: 04. Jan 2011, 19:14
Hallo Marcel,
da steckt man nicht drin. Bei alten Schallplatten gibt es immer noch unterschiedlich große Bestände die verkauft werden wollen. Eine alte Pressung kann auch als neu bezeichnet werden solange sie incl. Hülle noch "jungfräulich" ist. Auch eine eingeschweiße Platte ist kein Indiz für ein neues Exemplar. Man hat auch schon vor jahrzehnen Platten aus verschiedenen Gründen eingeschweißt!
Bei "neuen alten" Platten verhindert man Staubablagerungen in innerhalb der Hülle. Staub sieht halt immer nach alt aus.

Bei Neupressungen von Platten der 60er und 70er kann man das Risiko eingehen, daß die Bandkonserve für die Neupressung der Platte elektronisch bearbeitet wurde. Könnte dann auch zu einer "Verschlimmbesserung" führen.

Muß ja für Deine Wunschplatte keinesfalls zutreffen.
Mit reinem Gewissen und als Ferndiagnose kann ich Dir die Entscheiung alt/neu nicht erleichtern.

Gruß
Blacky

P.S.:
Werd mir mal Deine Platte bei Amazon bezügl. Alternativen mal anschauen. Mal schauen zu was ich neige.
Hörbert
Inventar
#3 erstellt: 05. Jan 2011, 12:59
Hallo!

Klanglich gesehen sollte man bei alten Analogbändern (also bis zum Ende der 70ger Jahre) die Erstpressungen vom noch neuen Masterband bevorzugen, durch die Alterung und Nachbearbeitung wurdn die Bänder keinesfalls besser. Dazu komm -zumindestens bei Klassik und Jazz- noc die Tatsache das die Erstpressungen im damaligen Hochpreissegment verkauft wurden und sehr sorgfältigt gefertigt waren.

MFG Günther
kwerbeat
Stammgast
#4 erstellt: 05. Jan 2011, 17:14
Drei Beispiele:

Kraftwerk - Autobahn (74er US-Pressung gegen d-ReIssue von 2009?). Die wiederveröffentlichte Pressung unterscheidet sich in der Klangbrillianz, wo ich die "Altpressung" als besser empfinde.

Schwerer schon bei den Helden meiner Sturm- und Drangzeit: Dr. Feelgood. Habe deren 75er Album "Down By The Jetty" als Monopressung (GB), als Stereo-Pressung (D), beides auf dem Veröffentlichungsjahr und eine RI aus der neueren Zeit (90er Jahre ?). Beim Anhören der Monopressung habe ich das Gefühl, ich sitze im Studio und bin bei der Aufnahme live dabei (mein Nachbar übrigens auch ), die Stereo-Pressung aus 75 lässt sich gut anhören, während die Nachpressung eigentlich nur noch Soundbrei ist. Woran es liegt, weiß ich nicht.

Und jedes der Originalalben der Stones klingt in meinen Ohren wärmer, authentischer als die Nachpressungen der beiden Boxen, auch wenn für letztere die Aufnahmen bearbeitet wurden, was, wie Hörbert bereits schrieb, nicht unbedingt ein Vorteil für das Medium sein muss.
bart1979de
Stammgast
#5 erstellt: 05. Jan 2011, 18:52
Hmm irgendwie ist das doch schwieriger als gedacht. Ich möchte halt gerne das Optimale haben - zumal viele Platten alt/neu gleich teuer sind.

Ich denke, ich werde dann wohl "aus dem Bauch heraus" entscheiden. Vieles, was ich suche, ist ja sowieso neueren Datums, da erübrigt sich die Frage sowieso.

Viele Grüße, Marcel
poubelle
Inventar
#6 erstellt: 05. Jan 2011, 23:18
die optimale Time Out auf vinyl ist wohl die six-eye Columbia am besten noch in mono.
allerdings sind die meisten Columbia/CBS ausgaben bis in die frühen 70er hin noch ziemlich gut.
danach würde ich eher die SACD vorziehen.
ansonsten gilt meistens, wie auch schon von Hörbert angesprochen, dass eine pressung, die möglichst nahe an der originalquelle (originalbänder/mix) entstanden ist, bevorzugt werden sollte.
andererseits lohnt es sich aber auch oft 'gute' remaster zu holen, vor allem wenn ein original sehr teuer oder selten geworden ist.
aber dabei würde ich es nicht auf neugepresstes vinyl absehen. leider werden sehr, sehr viele aktuelle pressungen nicht optimal hergestellt.
dvdcinefreak
Stammgast
#7 erstellt: 13. Jan 2011, 15:33
Da muss ich auch mal kurz was zu beisteuern.

Ich habe mir vor einigen Wochen (also vor Weihnachten )
eine Neupressung des Beatles-Albums "Yellow Submarine" bestellt, eingeschweißt, also niegelnagelneu.

Als ich dann das Plastik öffnete, die Platte herausnahm und abspielte, staunte ich nicht schlecht:

Die LP eierte rauf und runter, hatte eine Welle drin !!

Gottseidank kein Problem für meinen Dual mit seinem geraden Tonarm, der spielte die Platte trotzdem anstandslos durch.

Aber ärgerlich, ärgerlich !!

Stellt Euch mal vor, ich lege die Platte vor einem Bekannten auf - unmöglich, der denkt noch, mein Dual eiert...

Als zweite hatte ich dann noch die "Abbey Road" LP als Nachpressung, diese ist aalglatt !!

Kann mir nur vorstellen, daß die Submarine-LP mal irgendwie von Sonnenstrahlen während ihrer Lagerung getroffen worden ist...

...werde auf jeden Fall mal das "Backverfahren" bei ca. 50 Grad zwischen 2 Glasscheiben mit anschliessendem Abkühlen ausprobieren -viel falsch machen kann ich jetzt nicht mehr...

Vom Sound her kann ich nichts dazu sagen - ich habe ja keine Original-LP zum Vergleich.

Kann aber nicht sagen, daß der Sound nicht voll und klar klingt, matschig jedenfalls keineswegs...
schlagerbummel
Stammgast
#8 erstellt: 14. Jan 2011, 14:13
... als Sammler bevorzuge ich immer das Original, sofern bezahlbar ...

LG, Armin
Gelscht
Gelöscht
#9 erstellt: 25. Feb 2011, 18:50
Hi and Fi!,
melde mich nochmals zu diesem Thema. Ursachen, warum eine alte Pressung besser klingt bzw. klingen kann, sind hinreichend genannt. Ich bin deshalb von alten Pressungen auch mehr überzeugt.

Persönlich bin ich - schon aus altersgründen - "genetisch vinylverseucht": Gott sei Dank gibt es kein Heilmittel dagegen ...Das soll aber nur heißen, daß ich damit aufgewachsen bin ...Die CD ist ja auch o.k.!

Mir fiel zu diesem Thema kürzlich eine lange zurückliegende Unterhaltung mit einem Kollegen ein, wo es u.a. auch um die merkbar schlechter werdende Tonqualität auf Vinyl ging. Das war Ende der 70er! Der Kollege glaubte einen Bericht gelesen zu haben, wonach die nachgelassene Tonqualität auch auf die Materialqualität es Vinyls zurückzuführen sei. Demnach hatte man krebserregende Substanzen in der Materialmischung des Vinyls gefunden. Diese Substanz (oder Substanzen) wurde dann als Beimischung verboten. Soll jedoch die wichtige Eigenschaft gehabt haben, das Vinyl sehr geschmeidig zu machen bzw. feiner in der Struktur, was auch eine wesentlich feinere Modelierung der Rillen ermöglichte. Als Resultat ein feinerer Klang und "Leichtlaufeigenschaften" für den die Nadel.

Haben die Älteren unter uns jemals von dieser (empfohlenen/gesetzlich erzwungenen?) Änderung der Vinylmixtur gehört. Würde u.a. auch erklären, warum die hohe Qualität der "Japan-Pressungen" so augenfallend waren: Die konnten weiterhin mit der bewährten Vinylmixtur arbeiten.....?? Oder haben wieder mal was Neues erfunden.

Ist evtl. ein Chemiker unter uns, der vielleicht tatsächlich einen Unterschied zwischen "Alt- und Neuvinyl" festellen/bestätigen könnte?

Gruß Blacky
UniversumFan82
Inventar
#10 erstellt: 27. Feb 2011, 04:19
Wie die Vorredner bereits geschrieben haben, sind die Erstpressungen normalerweise am Besten, da hier die Mastertapes noch "frisch" gewesen sind.
Allerdings habe ich auch jede Menge Re-Issues, die nicht viel später als das Original gepresst sind, die auch sehr gut sind. Meist sind die von CBS oder MCA.
Remastered sind meist stark verfälscht.

Mit modernen Pressungen ab 2000 habe ich bisher keine guten Erfahrungen gemacht, einerseits habe ich ein erhähtes Grundgeräusch feststellen können, welches auf schlechteres Material oder geringere Sorgfalt in der Herstellung zurückzuführen ist und andererseits ist die Abmischung oft grauenvoll.

Da ich im letzten Jahr ca. 100 ungespielte noch verschweißte LPs aus den 70er bis Anfang 90er ergattern konnte, habe ich gute Vergleichsmöglichkeiten.

Alle Lps aus diesem Jahrtausend von verschiedenen Labeln waren bisher von geht so bis grottenschlecht.
Daher kaufe ich nun Neuerscheinungen nur noch auf CD.

Ob bei der Verschlechterung auch eine unterschiedliche Chemie mitspielt ist mir nicht bekannt. Bei all den Sachen die in meiner Jugend noch krebserregend waren, müsste ich eh schon hin sein.

Gruß und ,
Manfred
Gelscht
Gelöscht
#11 erstellt: 27. Feb 2011, 14:08
Hallo Manfred,
intessante Stellungnahme und "wie aus dem richtigen (HiFi-) Leben" !

Möchte etwas zu den erwähnten Masterbändern sagen. Habe ja viel Big-Band-Swing, nahezu vorwiegend aus den USA. Wenn diese Platten in den USA gepreßt waren, konnte man damals sicher sein, daß Original-Masterbänder zugrunde lagen. Zunehmend wurden jedoch auch Platten von US-Labels in Lizenz in Deutschland gepreßt. Das Masterband war ja da streng genommen kein "richtiges" Masterband mehr. Ein Masterband vom Masterband...mit unvermeidlichem Klangverlust. Damals hinnehmbar, jedoch klein aber fein.

Übrigens noch Glückwunsch zu Deinem "100-LP-Schatz" . Beneide Dich, aber im possitivem Sinne !
So gute Vergleichsmöglichkeiten als durch diesen glücklichen Umstand hat ja wohl selten jemand, von der gewachsenen Fachkompetenz ganz zu zu schweigen!

Gruß Blacky
UniversumFan82
Inventar
#12 erstellt: 27. Feb 2011, 15:03
Hallo Blacky,

man lernt nie aus, selbst in meinem Alter (50).
Natürlich gebe ich meine Erfahrungen aus ca. 35 Vinyl-Jahren und über 2000 Scheiben gerne weiter.
Ich habe ca. 40% US-Pressungen auch bei den neuen sind einige dabei, die unterscheiden sich offensichtlich nicht nur durch Pressung vom "echten" Masterband, sondern auch vom Material, denn das Vinyl ist richtig tiefschwarz glänzend, Europa-Scheiben sind eher anthrazit und seidenmatt.

Gruß und schönen Sonntag ,
Manfred
Gelscht
Gelöscht
#13 erstellt: 28. Feb 2011, 13:48
Hallo Manfred!
...auch was dazugelernt: Dir aufgefallener Unterschied in der "Schwärze" oder "Grundschwärze" sowie des Glanzes bzw. Mattheit des Vinyls. Auf so etwas muß man auch erst mal kommen !Sag mal, ist der feine Unerschied evtl. speziell zwischen Pressungen vor den 70ern und den heutigen augenscheinlich, hier, wieder speziell, bei deutschen Pressungen?

Das würde ja darauf schließen lassen, daß ja doch mal eine Änderung in der chemischen Zusammensetzung des Vinyls vorgenommen worden sein könnte, wie in meinem diesbezüglichen Beitrag angeklungen ist. Ich sah ja da einen möglichen Zusammenhang zur heutigen schlechteren Tonqualitat auf Vinyl.

Im Forum hat ja auch schon mal jemand die Frage gestellt, ob eingefärbtes Vinyl evtl. die Tonqualität beeinflußt.

Ich grüße Dich
UniversumFan82
Inventar
#14 erstellt: 28. Feb 2011, 15:44
Hallo Blacky,

grundsätzlich ist das schwarze Material erst einmal das beste, danach folgt einfarbiges oder klares Vinyl und am schlechtesten sind bunte Scheiben. Die Steigerung ins Negative sind dann die Picture Discs, da hier auf das Grundmaterial eine Fotoschicht aufgebracht ist, die dann wieder mit einer klaren Schicht versiegelt ist.

Inwiefern sich heutiges schwarzes Vinyl chemisch vom Vinyl aus den 70/80er Jahren unterscheidet, entzieht sich meiner Kenntnis. Eventuell fehlt da heutzutage irgendein wichtiger Bestandteil aus irgendwelchen Pseudo-Gesundheits-Gründen. Da ich Vinyl weder ablecke noch esse, ist es mir ehrlich gesagt sch..egal, solange es nicht radioaktiv verstrahlt ist. In vielen Dingen wird dieser Gesundheits-Hype völlig übertrieben, aber in meiner Firma werkeln in jedem Büro drei Laserdrucker - außer in meinem.

Ich denke aber auch, dass man sich heutzutage mit dem Nischenprodukt Vinyl einfach keine Mühe mehr gibt, es lohnt sich für einen Konzern ja auch nicht, wahnsinnig was in neue Maschinen oder entsprechendes Material zu investieren.

Ich sehe es einfach mal realistisch, Vinyl aus den 70/80ern ist meist besser aufgenommen, abgemischt und gepresst als die nachträglich aufgelegten CDs der gleichen Aufnahmen. Ab Ende der 80er verschwinden die guten Vinylpressungen und nach 1995 gibt es nichts wirklich überragendes mehr, also kaufe ich Neues auf CD.

Obwohl ich am Liebsten Vinyl zelebriere, halte ich mich nicht für einen Fanatiker, nach dem Motto: "Was anderes kommt mir nicht durch die Lautsprecher!" Ich habe auch ca. 1000 CDs!

Wer behauptet eine neue Picture Vinyl hört sich grandios an und schlägt die gleiche Aufnahme auf CD, der sollte entweder seine Ohren oder das dazwischen untersuchen lassen.

In diesem Sinne viele Grüße,
Manfred
poubelle
Inventar
#15 erstellt: 28. Feb 2011, 19:37

UniversumFan82 schrieb:
.. US-Pressungen ... richtig tiefschwarz glänzend, Europa-Scheiben sind eher anthrazit und seidenmatt.

sorry, aber diese aussage kann ich dir empirisch dutzendfach widerlegen.

schon in den 60ern wurde mit verschiedenen mischungen experimentiert und es gab schon da firmen, die dafür bekannt (berüchtigt) waren, dass sie ihrem vinyl andere substanzen hinzugefügt haben, wie z.B. papier und sand. [sic!]
auch war es schon lange üblich gebrauchtes vinyl wieder einzuschmelzen und nochmal zu verwenden.
auch dieses verfahren führte nicht zu einer klangverbesserung.
in den 70er jahren gab es in folge der ölkrise eine größere anzahl von labels, die ihre pressungen leichter und dünner machten (z,B. die dynaflex scheiben von RCA), aber die klangen dadurch nicht automatisch schlechter, ganz im gegenteil.
ergo ist es nicht das gewicht, das eine rolle für den klang spielt, auch wenn das dem heutigen kunden suggeriert wird, sondern die mischung, das mastering und eine gute pressung.

@Werner_Schwarz:
ob einige inhaltsstoffe irgendwann verboten wurden, weiß ich nicht, aber mit den mischungen wurde schon immer experimentiert.
harald186
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 01. Mrz 2011, 06:25
zum Thema Plattenqualität
damals /60er Jahre, 70er Jahre und heutige Produkte möchte ich auch meine Einschätzung und Erfahrung dazu geben.

Ich beschränke mich aber hauptsächlich auf technische Aspekte der Schallplattenfertigung, also nicht auf Qualität der Quellen, Masterbänder ect.

Zunächst einmal ist eine Schallplatte das Resultat der seinerzeit in der Fertigung vorhandenen Bedingungen zur Geburtssekunde der Platte. Keine Schallplatte ist wie die andere. Eine Schallplatte montag Morgens gepresst ist anders als eine die Montag Abend in der Spätschicht auf dem gleichen Tandem gepresst wurde.
Die Fähigkeiten des Einrichters( einstellen des Kompounders beispielsweise) und der fachgerechte Einbau der Matritzen sind mit entscheidend. Die Vinylmischung ist entscheidend für weitere Qualitätsmermale.
Die Fehlerbeurteilung der Presserin und der Prüferin während der Fertigung sind ein weiteres Kriterium.

Es wurde unterschieden in U-Musik und E-Musik. Der Aufwand in der E-Musikfertigung war, was Sauberkeit, Qualität der Presserinnen, Vinylmischungen ect. Anzahl der Prüfungen anbelangt
am Aufwendigsten.
z.B. Labels Deutsche Grammophon oder Archiv-Produktion.
Ich kann mich noch an Pressungen erinnern die unter permanenter Aufsicht dürch Prüferinnen, 100%-Prüfungen extra-Vinylmischungen ect. gefertigt wurden.

Vinyl: Die hier angesprochenen Beimischungen von Sand und
Papier sind mir nicht bekannt. Matritzen bestehen aus Nickel mit einer Hochglanzverchromung. Sie sind superempfindlich was Fremdkörper im Vinyl anbetrifft.

Unser damaliger Wissensstand, Bunte Platten sind nicht schlechter als schwarze Platten.
Die bunten wurden ausschließlich als Modeerscheinung im U-Musikbereich gefertigt.
Eine Platte im E-Musikbereich wurde von den konservativen Kunden eher als anspruchsvoller Tonträger angesehen. Und gute Schallplatten sind nun mal seit eh und je schwarz gewesen. Die schwarze Farbe des Vinyls entstand durch Beimischung von Industrieruß, dem man damals bessere Gleiteigenschaften für den Abtastdiamanten zusagte.

Krebsfördernde Substanzen im Vinyl, das Thema ist mir nicht bekannt. Was problematisch in der Fertigung war, wenn Compounder "hochgingen", also temperaturmässig aus dem "Ruder" liefen. Dann zersetzte sich das Vinyl bzw. es verbrannte. Die dann enstehenden Gase könnten aus heutiger Sicht durchaus krebsfördernde Wirkung gehabt haben.

Vinylmischungen: Als Qualitativ am besten wurden seinerzeit Mischungen aus Vinylpulver unter Zugabe von gemahlenem Pressrand angesehen.

Heutige Pressungen.
Ich habe einiges an neuen Platten gekauft und manche Platten auch bei Freunden begutachtet.

Stark verkürzt gesagt, die fertigungstechnischen Fehler die ich teilweise sehe wären damals so nicht in den Verkauf gekommen.
Beulen, "Silber" im Randbereich, zu kalter Kuchen vor der Pressung sind nur einige Dinge die ich beobachtet habe.
Mein Eindruck ist, dass da teilweise die Jahrzehnte lange Erfahrung in der Fertigung fehlt. Wie gesagt, meine persönliche Einschätzung.
Aber es gibt auch durchaus sehr positive Beispiele.
Es ist wie zu allen Zeiten, die Qualitäten sind immer unterschiedlich.

Gruß an alle von Plattenpresser Harald


[Beitrag von harald186 am 01. Mrz 2011, 09:30 bearbeitet]
UniversumFan82
Inventar
#17 erstellt: 01. Mrz 2011, 11:33
Hallo Harald,

danke für den fachmännischen Beitrag , wieder was dazu gelernt.

Gruß,
Manfred
Gelscht
Gelöscht
#18 erstellt: 01. Mrz 2011, 13:54
...und ich schließe mich gleich an!!

Von diesem Thema haben sich ja wirklich die Richtigen angezogen gefühlt. Hätte nicht gedacht, daß im Vinyl noch so viel mehr steckt als Musik, nein, es machte sogar noch von sich reden, und wie . Da spricht geballte Erfahrung und Wissen!


Günter, Harald, Manfred, poubelle

Viele Grüße
Blacky
poubelle
Inventar
#19 erstellt: 01. Mrz 2011, 18:17

harald186 schrieb:
...Vinyl: Die hier angesprochenen Beimischungen von Sand und Papier sind mir nicht bekannt. Matritzen bestehen aus Nickel mit einer Hochglanzverchromung. Sie sind superempfindlich was Fremdkörper im Vinyl anbetrifft....

das label auf das ich mich bezog heißt "Crown Records" und war, wie gesagt, berüchtigt für die miese qualität ihrer pressungen.

ein zitat von Steve Hoffman über Capitol pressungen der 70er sagt, dass es angeblich üblich war alles wiederzuverwerten:
My original 1970 Capitol (APPLE) LP of "McCartney" is without a doubt the worst pressing I ever had. It's noisy and you can look at the vinyl and see little "things" floating in it. Regrind INCLUDING the paper was the norm for Capitol pressings at that time. Dreadful.

für interessierte noch ein vinylrezept zur herstellung von quadrophonischen LPs:

DESCRIPTION OF PREFERRED EMBODIMENTS

The ingredients of the preferred composition used in the present process are (expressed as percent by weight of the final composition):

1. 60-70% of a copolymer of vinyl chloride-vinyl acetate resin suspension or solution containing 12-16% by weight of polyvinyl acetate.
2. 26.2-36.2% of a suspension or solution type homopolymer of vinyl choride having an inherent viscosity of 0.65.

These two resin ingredients should total 96.2%.

3. 1.6% of a sulfur-free organotin salt containing about 16% tin. A suitable example is dibutyltin di (isooctyl maleate).
4. 1% of a soybean oil epoxide having a molecular weight of about 1000. A suitable commercial example is "Paraplex G-62" (Rohm and Haas Co., Philadelphia, Pa.).
5. 1.2% of a 50% by weight solution of N,N-bis(2-hydroxyethyl)-N-(3'-dodecyloxy-2'-hydroxypropyl) methylammonium methosulfate (which will hereinafter be referred to as "methylammonium methosulfate") in a 1:1 by volume isopropyl alcohol-watermixture.
6. 0.4% of an esterified montan wax such as "Hoechst Wax E".
7. 0.2% of carbon black of 181 angstroms fineness.

quelle
harald186
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 01. Mrz 2011, 20:13
hallo an alle Interessierten.

Thema Plattengewicht:

In den 70er Jahren wurde permanent an möglichen Gewichtsreduzierungen der Platten gearbeitet.
Ganz intensiv waren die Bemühungen zur Zeiten der Ölkrise.

Was hatte man gemacht?
zunächst ging die Entwicklung der leichteren Platten einher mit der Teilautomatisierung der mauuell zu bedienenden Pressen bis zu Vollautomatisierung.
Da gab es dann aber aufgrund der baulichen Gegebenheiten technische Grenzen.

Vergleichbar in etwa mit dem Ende der luftgekühlten Motoren bei VW. Irgendwann war das Konzept ausgereizt, höhere Leistungen wirtschaftlich nicht mehr realisierbar.

Dann Einführung von automatischen Pressen.
Dann die Umstellung auf Plattenpressungen ohne Label. Da wurde das Label in separaten Abteilungen im Tamponverfahren aufgedruckt.
Dazu war es notwendig die Platten stapelbar zu gestalten.
Dazu hat man die Profile geändert. Die Information der Platte lag im "Tal", sprich dicker Rand und dickeres Plattenzentrum.
So war gewährleistet das die Platten nach dem Pressen in der Containerlagerung sich nicht gegenseitig beschädigen konnten.
Und der gewünschte Effekt , Einsparung von Vinyl war auch gegeben.
Probleme beim Pressen gab es dann in der Wärmeführung der Formen. Diese musste sehr gleichmässig sein um Verwerfungen (Welligkeiten ) der Platten nach dem Entformen zu vermeiden.

Hinweis:
Meine Erfahrungen basieren auf meiner berufliche Tätigkeit bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft von 1966 bis 1979 in Hannover, damals noch in der Podbielskistr.
Davon war ich von 1970 -1979 Mitabeiter in der MTH, (Mechanical Testing Hannover), praktisch die Entwicklungsabteilung der Dt. Grammophon Gesellschaft.
Alle Angaben beziehen sich also nur auf meine Erfahrungen und meinen Kenntnisstand in diesem Unternehmen im geschilderten Zeitraum.
Wir gehörten zu der Zeit auch zum Philips Konzern. Es gab da eine Zusammenarbeit der Entwicklungsabteilungen (In diesem Fall mit Philips Eindhoven).

Gruß von Harald und schönen Abend


[Beitrag von harald186 am 01. Mrz 2011, 20:59 bearbeitet]
harald186
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 01. Mrz 2011, 20:55
achso, hatte ich vergessen,
eins muß ich noch hinzufügen.

Weil ja auch verformte Platten angesprochen wurden.

Ich bevorzuge flach liegende Lagerung, auch mehere Platten aufeinander. So bis zu 10 Platten sind OK.
Das hat den Effekt das sich im laufe der Zeit etwas verzogene Platten unter dem Gewicht anderer Platten wieder etwas begradigen.
Bei stehender Lagerung sollte die Platte genau senkrecht stehen. Schräg aneinander gelehnt besteht die Gefahr eines Langzeitschadens( Verformung).

Und es geht ja auch wieder in Richtung 180 Gramm Platte. Eine solche Platte bleibt bei sachgemäßer Langzeit-Lagerung absolut plan. Die Gefahr von Verwerfungen sind bei der Plattendicke eher gering.
Übrigens, ein positives Beispiel einer Platte (Neupressung) die mir sehr gut gefällt:
Queen,The Works
180gr, sauber fehlerfrei gepresst, absolut plan, Topaufnahmen.Sehr gute Wiedergabequalität.
Hat so die Amnutung einer alten soliden Schellackplatte. Bin immer begeistert wenn ich die Platte in die Hand nehme.
Wenn die Innenhülle noch einen Folieneisatz hätte wäre es aus meiner Sicht perfekt.

Und um auf die Frage vom Themenstarter bart1979de zurückzukommen,

du wirst es ausprobieren müssen was aus deiner Sicht besser ist. Alt oder neu, Ich habe beispielsweise einige Platten von HIFI Stereo Festival, 1+3, ein Titel, The Wedding von James Last benutze ich gerne als Referenzaufnahme. (eine Platte habe ich damals selbst gepresst) Alle Platten sind nuanciell unterschiedlich.

Leider kann man sich ja auch die neuen Platten nicht ausleihen und antesten.
Und wenn du eine gute Erahrung mit einer Neupressung gemacht hast, die nächste Platte eines anderen Labels kann ganz anders sein. Gute Erfahrungen sind eben nicht übertragbar.


bis denne Gruß von Harald


[Beitrag von harald186 am 01. Mrz 2011, 21:16 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#22 erstellt: 02. Mrz 2011, 10:15
Hallo!

@harald186


Wenn du ja gerade ohnehin hier postest:

Als Fachmann für die damaligen Pressverfahren kannst du ja vielleicht mal die alte leidige Streitfrage beanworten ob seinerzeit dem Vinyl respektive der Matrize ein Gleit- oder Flußmitel zugesetzt wurde damit sich die fertige Platte leichter aus der Form löste.

MFG Günther
harald186
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 02. Mrz 2011, 13:57
hallo Hörbert, ich hörte schon beiläufig von diesem Streitgespräch.

Damit verbunden sind ja auch sicherlich die von der Zubehörindustrie heutzutage angebotenen Mittel um angebliche Trennmittel von Tonträgern (ach CD´s)zu beseitigen.

Da scheint es ja Glaubenskriege zu geben.

Ich antworte in Stichpunkten:

Trennmittel als Substanzzugabe im Yinyl sind mir unbekannt.
Mal von der Logik her. Was sollte ein Trennmittel machen?
Sich beim Pressprozess an der Oberfläche der Schallplatte sammeln? Welches Trennmittel würde denn in thermischen Bereichen analog genau so verhalten wie Vinyl?
Wenn es denn an der Oberfläche der Platte oder im Substrat selbst vorhanden wäre, wie beeinflusst es dann die exact notwendige Ausformung des Vinyls. Wie wäre die Langzeitstabilität der Platte (des Vinyls)? Wie vertragen sich Trennmittel bei der notwendigen innigen Verbindung mit Papieretiketten?

Ich kann mich an keine Versuchsreihen zur Ermittlung von optimal entformbaren "Vinyl-Trennmittelmischungen" erinnern. Und die hätte man umfangreich machen müssen.

Vinyl-Rezepturen
Sicherlich gab es gut gehütete Rezepturen für gut ausformbare und entformbare Vinylmischungen. Bei bester Rauscharmut in der Musikdarbietung. Letzteres einhergehend mit höchstmöglicher Reinheit des Vinyls.

Trennmittel zum aufsprühen auf Matritzen hat es nie gegeben.
Die Temperatursteuerung , sprich Kühlung der Form nach dem Pressprozess ist verantwortlich für den erfolgreichen Entformungsprozess. Ich hatte ab und an mal das Problem, dass die Platte an der oberen Formhälfte hängen blieb.
Da gab es ein ganz einfaches Mittel.
Untere Matritze ausbauen, mit einer Schleifvorrichtung den äusseren Rand (Bereich Pressrand) der Matritze aufrauhen.
Somit blieb die Platte garantiert auf der unteren Matritze.
Das Entformen ansich bei sauber eingestellter Presse war nie ein Problem.

Ich hatte in der Presserei Drei für Versuche ein Pressentandem an dem ich monatelang gearbeitet habe.
Das Tandem war Teilautomatisiert, also Einlegen des Kuchens, Entnahme der Platte mit Abschneiden des Randes und Ablage der Platten in Containern. Ohne Papieretiketten.
Es gab das Problem , dass einige Platten später bei der Entnahme in der Etikettendruckanlage zusammenhingen.
Um das zu verhindern habe ich die Platten mit ionisierter Luft versuchsweise nach dem Pressen behandelt.
Der Fertigungsleiter der Presserei ging (nachdem er meine Rumblaserei bemerkte) davon aus, dass ich mit einem Trennmittel arbeitete, er konnte ja nicht wissen, dass es nur Luft war. Na jedenfalls hing er sofort am Telefon und ich bekam Besuch vom Fertigungsingenieur samt Assistent.

Also, kurz gesagt, höchste Alarmstufe, einer von der MTH versprüht da irgendwelche Trennmittel! Eh ich und mein Entwicklungsingenieur die Leute überzeugt hatten dass die Fertigung nicht gefährdet war vergingen ein paar Stunden.
Das Problem wurde dann ganz einfach gelöst. Die Container wurden innen mit Bürsteneinsätzen bestückt und somit ließen sich die Platten mit den Saugarmen ganz einfach einzeln entnehmen. Vollkommen ohne Chemie.

Für den darauffolgenden Etikettendruckprozess wären Trennmittel absolut Contraproduktiv gewesen.

Pressprozess:
Verunreinigungen,sprich Anhaftungen die sich auf den Matritzen manchmal bildeten wurden ganz profan mit SIDOL entfernt und anschließend nochmals gründlich mit Aceton nachgewaschen. Aceton war überhaupt das Heilmittel zur Reinhaltung der Matritzen.
Dann 1-2 Platten pressen zum entfernen der letzten Rückstände, 3te Platte Abhören durch die Prüferin (aber nur im Fehlerbereich) im Testraum und wenn alles OK war wurde weiter produziert.


Aber!!!!!
Es gab doch ein Gleitmittel in der Plattenherstellung, mehr dazu im nächsten Beitrag.
Gelscht
Gelöscht
#24 erstellt: 02. Mrz 2011, 14:35
Hallo poubelle und Harald,
also hatte man sich damals doch Gedanken über die bestmögliche chemische Zusammensetzung des Vinyls gemacht und experimentiert. Interessant die Ausführungen über Mischungen als Basis zur Produktion von quadrophonischen LPs. Hierfür wäre ja Vinyl basierend auf besonders feinen Molekülen Voraussetzung, um möglichst hohe Qualität des Endprodukts zu erreichen.
Die einzige Quatrophonie-LP die ich besitze kam 1973 unter dem (Doppel-)Label MPS BASF auf den Markt. Sie wurde nach dem SQ-Matrixverfahren hergestellt. Offensichtlich bestand damals eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen MPS und BASF. MPS sorgte für bestmögliche Qualität der Quadroaufnahmen und BASF für das bestmögliche chemische Mischungsrezept fürs Vinyl.

Bezüglich schlechte Tonqualität sprachst Du "Crown Records" an. In meinem Plattenschrank steht nur 1 Exemplar. Ob die Pressung schlecht ist vermag ich nicht zu sagen. Optisch sieht sie einwandfrei aus. Die Qualität der Abmischung kann man bemängeln, noch dazu alles in Mono und übermäßig viel Hall hinzugefügt bzw. kaschiert. Die Aufnahmen könnten vor den 60ern gemacht worden sein.
Crown Records ist (oder war) ja in Culver City, Cal. (Nähe Hollywood) ansässig. Bezüglich Qualität kann man auf dem Cover lesen: "TELESONIC SOUND / ULTRA HIGHT FIDELITY / MADE IN HOLLYMOOD"....
Werde mir diese LP unter dem o.g. Aspekt und kritischer als zuvor in Kürze mal wieder reinziehen

Sehr intressant, Harald, daß Du "Deutsche Grammophon" verbunden warst. DER Name für jahrzehntelange höchste Qualität bei Liebhabern klassischer Musik!
Deshalb Dein erstauniches Fach-/Insider-Wissen. Wie schön fürs HiFi-Forum, kann ich nur sagen
Gerade bei den Platten Deutsche Grammophon viel mir vor jahrzehnten schon auf, daß sie nur bis etwas über die Häfte jeder Seite bespielt waren. Je mehr damals Hi-Fi von sich reden machte, desto mehr wurde mir der Sinn dieser tontechnischen Philosopie bewußt...

Ich grüße Euch!
Blacky
harald186
Ist häufiger hier
#25 erstellt: 02. Mrz 2011, 15:08
Trennmittel in der Schallplattenproduktion.


Es gab ein Trennmittel.
Und zwar ganz profanes Bohnerwachs.
Das was Muttern zuhause zum Bohnern der Ballatumböden benutzte wurde auch in der Schallplattenfertigung benutzt.

Und zwar:

ich muß da etwas weiter ausholen.
Eine Schallplattenpressform bestand aus meheren Teilen. Grundkörper, Kühl-Heizlabyrinteinsatz in der Mitte, und Pressform.
Und das mal zwei für Ober-und Unterseite.
Die Formen wurden Dampf beheizt und mit Wasser gekühlt.

Die Pressform
hatte das Profil der späteren Schallplatte. Mittels Bajonettspannring aussen und Zentrumsspannschraube innen wurde die Matritze befestigt.

Die Matritze selbst bestand aus galvanisch aufgebautem Nickel, wurde nach dem Galvanisierungsprozess auf der Rückseite geschliffen.

Der Oberfläche des Matritzenform wurde aufwändig von Hand geläppt. (Läppstein und ÖL)
Ziel war es eine möglichst geringe Oberflächenrauheit beider Gleitpartner (Form und Matritze) zu erzielen.

Beim Pressprozess bewegten sich (wenn auch nur in geringem Maße) aufgrund der thermischen Gegebenheiten und des "Walkprozesses" beim Pressen beide Flächen gegeneinander.
Restrauhigkeiten konnten zu mikroskopisch feinem Abrieb führen.

Und hier wurde das "Gleitmittel" Bohnerwachs eingesetzt.

Vor der Montage der Matritze wurde mit dem Lappen etwas Bohnerwachs auf die Form aufgetragen, dann einmal aufgeheizt und das Wachs verteilte sich zu einem hauchdünnen Film. Dann wurde die Fläche etwas poliert und die Matritze montiert.
Dieses Prozedre (wieviel Wachs, wie lange poliert, wann und wieviel geputzt und mit welchen Lappen oder Ledertuch) war das Geheimnis jedes Einrichters.
Von seiner Fähigkeit hing es ab wie lange ohne Fehler (Beulen in der Information) gepresst werden konnte. Stichwort, Akkord gleich Verdienst der Presserinnen.

Böse Zungen behaupteten, je hübscher die Presserin umso aufmerksamer wurde sie vom jeweiligen Einrichter betreut. Und wenn sie ganz hübsch war konnte es ein, dass sie zur persönlichen Sekretärin des Fertigungsmeisters aufstieg. Wie gesagt , böse Zungen.

Wenn sich Abrieb zwischen Matritze und Form bildete oder doch etwas Staub beim Einbau mit dazwischen kam drückte sich der Fremdkörper langsam durch die Matritze durch.
Und es bildetet sich eine Beule in der Schallplatte.

Die Matritze wurde dann ausgebaut, das Wachs hatte sich um den Fremdkörper etwas angesammelt und machte die Fehlstelle gut sichtbar.

Matritze nachschleifen, Form säubern und Wiedereinbau.

Also, Bohnerwachs war das einzige Gleitmittel welches in der Fertigung eingesetzt wurde und zwar nur zwischen Pressform und Matritze.

Tip:
Schaut euch mal genauer eure Platten an, unter Licht einspiegeln und betrachten. Ich bin sicher ihr werdet hier oder da Beulen finden:-)

Zum Thema Trennmittel in der CD Fertigung im nächsten Abschnitt.:-)
harald186
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 02. Mrz 2011, 15:56
Also, ich war damals auch längere Zeit mit dem Thema VLP befasst.

VLP: In Zusammenarbeit mit Philips Eindhoven entwickelten wir in Hannover die "Video-Long-Play" Platte

Eine Bildplatte im Langspielplattenformat, mit Laser abtastbar.
Dazu gab es von Philips auch Abspielgeräte.
Also der Vorläufer der heutigen CD.
Im breiten Markt hat sich diese Platte nie durchgesetzt oder verbreitet.
Player gab es vereinzelt in Schulen oder Universitäten.
Meist Lehrfilme.

Die Fertigung war sehr aufwändig. Die Platten bestanden wie die heutigen CD´s auch aus Polycarbonat und zwar in höchstmöglicher Reinheit.
Es musste ja eine optisch möglichst fehlerfreie Platte gebacken werden.

Wir fertigten unter Reinraumbedingungen. Pressprozess ähnlich wir die Langspielpattenfertigung.

Und beim Thema Reinheit sind wir schon beim Kern der Sache angelangt.
Die gepressten Platten wurden per Hand in eine Hochvacuum-Maschine (Leybold Heraeus) eingebaut. Drei Platten pro Durchgang. und mit Reinstaluminium vom Schiffchen unter Vacuum verdampft beschichtet.
Das heißt, die Informationseite der Platte wird verspiegelt. Genau so wie heute in der CD Fertigung.
Und daraus ergibt sich, Trennmittel beim Pressen sind für den Verspiegelungsprozess tödlich. Es findet dann nämlich keine Verbindung zwischen Policarbonat und Aluminium statt.
Ich weiß wovon ich rede, wir hatten vereinzelt Probleme mit sich ablösenden Aluminiumschichten oder optischer "Wolkenbildung" in der Verspiegelung. Alles was an Chemikalien, Lösungsmitteln oder "Flüchtigen" Substanzen verdächtig war wurde aus den Versuchsräumen entfernt.

Die Aluminiumschicht wurde dann in einer speziellen Vorrichtung mit einem dicken UV-beständigen Schutzlack versehen.So war die Aluminiumschicht geschützt.

So leid es mir tut, die Behauptung dass es spezielle Mittelchen braucht um angebliche"Trennmittel " auf heutigen CD´s zu entfernen entfernen entbehrt sich für mich jeglicher Grundlage.


Gruß von Harald
harald186
Ist häufiger hier
#27 erstellt: 02. Mrz 2011, 16:19
hallo Blacky,

ja, ich bin auch heute noch stolz darauf bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft ausgebildet worden zu sein und dort arbeiten zu dürfen.
Die Grammophon hat mich für mein späteres Leben entscheidend geprägt.

Die Grammophon war trotz ihrer Größe ein sozial eingestelltes
und fast familiäres Unternehmen mit einem durchgängig hohen Qualitätsanspruch in allen Belangen.
Speziell auch meine Arbeit in der Entwicklung war jeden Tag spannend und interessant.

Es gab Tage an denen ich es nicht erwarten konnte zur Arbeit zu kommen. Anstehende Versuche, Ideen und eventuelle Lösungen im Kopf.

Es konnte schon passieren dass ich morgens um 6 Uhr die Maschinen angeheizt habe und bis zum Erscheinen meiner Kollegen um 7.30 Uhr die ersten Versuche ungestört in aller Ruhe gefahren habe.

Und es war immer ein Erlebnis mit einem selbstgepressten Produkt in den Prüfraum zu gehen und zu hören oder zu sehen
ob man erfolgreich war.

Naja, und das Experimentieren und ausprobieren habe ich nun bei meinem wiederentdeckten Hobby HIFI beibehalten.

in diesem Sinne
Gruß von Harald
UniversumFan82
Inventar
#28 erstellt: 02. Mrz 2011, 17:36
Danke Harald,

das ist seit langem der lehrreichste Thread in diesem Forum.
Haufenweise klasse Informationen, schön, dass es hier auch echte Fachleute gibt.

Die von Dir angeführten Bildplattenspieler habe ich damals bei der Bundeswehr kennengelernt, da gab es ein paar Jahre die BW-Filmschau drauf.

Das die angeblichen Trennmittel Humbug sind, habe ich mir schon gedacht, da ich haufenweise Pressungen aus den 70/80er Jahren habe, die noch eingeschweisst sind. Immer wenn ich mal eine aufmachen, kann ich die direkt abspielen, keine Reinigung nötig.
Und bei den teilweise grauenvoll rauschenden Neupressungen aus 2000+ hilft auch keine gründliche Reinigung.

Leider habe ich nur wenige Klassik-Pressungen der Deutschen Grammophon und davon sind einige leider recht abgenudelt. Aber die wenigen noch gen neu tendierenden sind wirklich hervorragend.
Während ich Rock und Pop auf Vinyl damals schon gekauft und dementsprechend gepflegt habe, bin ich erst spät in der CD-Aera zur Klassik gekommen und habe daher nur gebrauchte Scheiben.

Gruß,
Manfred
Hörbert
Inventar
#29 erstellt: 02. Mrz 2011, 18:34
Hallo!

@harald186

Danke!

Damit hast du mir meine seit langer Zeit bestehende Überzeugung das die gesamte Trennmittelgeschiche ein ausgemachter Blödsinn ist auf eine Faktische Grundlage gestellt.

Dein informativer und interessant geschriebener Beitrag ist auch nach meiner Meinung einer der wichtigsten der in letzter Zeit hier veröffentlichen.

MFG Günther
Mimi001
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 02. Mrz 2011, 18:56
ich schließ mich hier mal an :

Danke für die längeren Beiträge Harald !



Gruss
harald186
Ist häufiger hier
#31 erstellt: 02. Mrz 2011, 21:10
danke für die Komplimente,

es freut mich schon zu lesen wenn ich etwas verwertbares an Informationen aus alten Zeiten hier beisteuern kann.
Mir wurde in diesem Forum auch schon geholfen.
Bei der Reparatur meiner geliebten Denon Vorstufe hat mir PBienlein sehr geholfen.
Und vielleicht brauche ich ja auch mal wieder Unterstützung.

Man hilft sich eben gegenseitig, so sehe ich es jedenfalls.

Gruß an alle von Harald

PS, in allen Pressereien hing ein Schild, auf dem geschrieben stand:

"Arbeite sorgfältig der nächste Prüfer ist unser Kunde".

Ich denke, ein Satz der bestimmt auch heute noch Gültigkeit hat und der mich immer begleitet hat.
berniboylein
Schaut ab und zu mal vorbei
#32 erstellt: 03. Mrz 2011, 11:53
Hallo harald189,
Ich bin froh, daß ich auf dieses Wissen live und in
Farbe zugreifen kann.
Bis zur nächsten Hörsitzung dein Freund Bernd !
harald186
Ist häufiger hier
#33 erstellt: 03. Mrz 2011, 12:33
hallo Bernd,

freue mich schon auf die nächste Hörsitzung bei dir.
nach der alten Devise:
"Musik ist Nahrung für die Seele".

Bringe zum Testen und Vergleichen noch eine Vorstufe von Rotel mit. Wir müssen uns das mal wieder genauestens
anhören.
Habe heute morgen nochmal in einige Live-Aufnahmen von
der Blues-Company reingehört.
Donnerwetter

na denn bis Dienstag.. ...dein Freund Harald
Burkie
Inventar
#34 erstellt: 11. Mrz 2011, 16:00
Hallo Harald,

wo wurden denn die Platten gemastert? Also, überspielt?
Eine Platte von Polygram Hannover, Dire Straits Love over Gold, mit rotem gedrucktem Label, hat in der Auslaufrille noch Markierungen von Masterdisk und R.L.
Kamen da Preßformen aus USA an?

Bei späteren Platten, etwa Brothers in Arms findet sich sowas nicht mehr.

Außerdem ist man dann auch wieder auf Papieretiketten bei den großen Platten (30cm, LP und Maxi) umgestiegen, Singles waren aber immer ohne Papieretikett.

Welche Gründe hatte das denn?
harald186
Ist häufiger hier
#35 erstellt: 12. Mrz 2011, 08:34
hallo Burkie

zur Frage Masterdisk RL.

Es gab zu allen Zeiten Lohnpressungen für die unterschiedlichsten Labels.
Das konnte man ganz gut beobachten an den Abfallcontainern für die ausgestanzten Mittenteile (labels) der Ausschussplatten.
Bin da oft vorbeigegangen und habe mir das eine oder andere Mittelteil rausgeholt. Und dann im Partykeller als Untersetzer benutzt. Leider habe ich irgendwann alles entsorgt.:-(
Auschussplatten wurden wieder eingemahlen und in unterschiedlichen Mischungen wieder verpresst.

Ob jetzt jemals fertige Matritzen von anderen Labels eingesetzt worden sind kann ich nicht beantworten.
Denkbar wäre , dass fremdangelieferte geschnittene Folienmaster als Basis für die Matritzenfertigung benutzt wurden.

Das wäre aus meiner Sicht der sinnvollere Weg gewesen, denn
mit dem Folienmaster war es möglich Vater, Mutter und Matritzen nachzufertigen bei Bedarf.

Im wesentlichen wurde das Mastering in Hannover durchgeführt. Also das schneiden der Folienmaster.

17cm Schallplatte.
So etwa um 1959 wurde das Werk Langenhagen errichtet. Dort wurden dann im Spritzgussverfahren die 17cm Platten gefertigt. So etwa ab 1961 dann ohne Papieretiket.
Das Label war in die Matritze eingeprägt. Nach dem Pressen
wurden die Label einfarbig bedruckt.

Umstieg wieder auf Papieretikett.

Sagen wir mal so, es gab immer zweigleisige Fertigungsverfahren. Gleichzeitig zum neuen mehrfarbigen Tampondruckverfahren
gab es sowohl bei der Manuellen wie auch bei der Automatischen Pressungen auch noch das Etiketteinlegeverfahren. Ich kann mich auch noch an manuelle 17cm Pressungen mit Etikett in der Podbielskistr. erinnern. (so etwa 1966,67)
Die manuel betriebenen Pressentandems sind beispielsweise bis etwa 1981 in Betrieb gewesen. Gleichzeitig gab es so etwa ab 1974 auch automatische Pressen.

Wie gesagt, die Zeitangaben sind als in etwa anzusehen. Es ist ja alles schon ein paar Tage her.

Tampondruckverfahren:

Im Mehrfarbdruck ist für jede Farbe eine Geätzte Matritze separat notwendig. Die Matritze wird mit Druckfarbe bestrichen, mit einem Messer/Rakel abgezogen und anschließend nimmt ein Tampon (das muß man sich als grossen Siliconbusen vorstellen) die in den Vertiefungen vorhandene Farbe auf.
Dann fährt der "Busen auf die zu bedruckende Platte und drückt die Farbe auf. In der nächsten Station kommt dann die nächste Farbe/schrift oder ähnliches drauf.
Um auf wirtschaftliche Taktzeiten zu kommen musste die Farbe nach jedem Druckvorgang sofort getrocknet werden.
Das wurde mit Warmluftgeräten bewerkstelligt.

Eine solche Anlage prozesssicher zu steuern, dazu gehörte eine Menge Erfahrung. Mein damaliger Kollege Hendrik, mit dem ich auch heute noch eng befreundet bin, hat diese Technik mit entwickelt und die dann entstandene Abteilung auch geleitet.

Und zum Abschluss:
Es gab mal ein Betriebsfest, das muß so etwa um 1974,75 gewesen sein. Und zwar in der Stadthalle (Eilenriedehalle) Hannover.
Und wer hat Musik gemacht?
James Last mit seiner Bigband.
Eigentlich wollte ich den ganzen Abend tanzen, Gelegenheit und nette hübsche Kolleginnen gab es ja genug.
Und was hat Harald gemacht? ich habe mit offenem Mund vor den Band gestanden und im Abstand von etwa 5 m aus unterschiedlichen Positionen die Musik genossen.
Es war unglaublich, so etwas von Schalldruck und geilem Sound habe ich nicht wieder gehört. Die Jungs haben teilweise dermassen "Gas" gegeben, das einem die Hose geflattert hat.(ich meine der Bassmann war der Sohn von Max Greger) Als ich gestern "Smoke on the Water" vom Stabsmusikkorps (und speziell die Bläser) zur Verabschiedung von Guttenberg gesehen habe, war die Erinnerung an damals schlagartig wieder da.

in diesem Sinne, schönes WE von Harald
Nachher geht es auf den Flohmarkt, und nach was halte ich Ausschau........fängt mit S.. an und hört mit ..challplatte auf:-)


[Beitrag von harald186 am 12. Mrz 2011, 09:00 bearbeitet]
Stefanvde
Inventar
#36 erstellt: 12. Mrz 2011, 14:14
Da hier ja schon das Queen Album "The Works" als Beispiel für gute Neupressungen genannt wurde,ich kann hier eine zweite von Queen hinzufügen:

"The Cosmos Rocks" (2008)

DLP mit je 180gr,absolut plan und saubere Ränder.

Der Klang ist brilliant,hatte erst die CD gehabt,da sie erst 3 Tage vor'm Konzert rauskam und die Lieferung der LP etwas dauerte.Wollte die neuen Stück ja schon vor'm Konzi hören.

Die LP ist so gut geworden das ich die CD wieder weiter gegeben habe,sammle eh hauptsächlich LP's.
In diesem Fall kann man beides als annährend gleichwertig betrachten,vorallem ist für eine so neue Veröffentlichung das Mastering mal gut geworden,nix mit LoudnessWar,absolut sauber.
Pink_Noise
Schaut ab und zu mal vorbei
#37 erstellt: 24. Feb 2012, 15:55
Ein Servus in die Runde

Hatte mir in letzter Zeit öfters Nachpressungen, speziell Akarma-Schallplatten bei EBay gekauft und dabei festgestellt, dass es mit der Produktionsqualität nicht mehr zum besten steht. Die eingeschweißten LPs haben bereits Schlieren, Wischer und zum Teil deutliche Spuren maschineller Beschädigung. Hat jemand von Euch ggf. eine ähnliche Feststellung getroffen?

Seit einiger Zeit wird der Vinyl-Markt geradezu von Akarmas überflutet. Man spricht wohl auch von erster und zweiter Pressung. Ich habe einige der alten Akarma-Scheiben zu Hause; diese finde ich von der Pressqualität her besser. Auch würde mich mal interessieren, wo diese Scheiben eigentlich herkommen. Aus Italien sicher nicht (?). Ich kenne ein großes Plattenpresswerk in der Nähe von Prag, GZ heißt es, glaube ich. Auch weiß ich natürlich nicht, ob die Akarmas gut gemastert sind, da ich keine Vergleichsmöglichkeit habe.

Wenn jemand etwas zu diesem Thema weiß, würde mich die Resonanz hier im Forum interessieren.

Pink_Noise
Granada75
Stammgast
#38 erstellt: 07. Mai 2015, 07:54
Auch von mir ein Servus in die Runde!

Sehr interessante Diskussion, auf die ich gestoßen war, weil ich mir natürlich dieselbe Frage stelle. Allerdings aus einem anderen Grund: das Hauptargument für die CD war ja damals deren unbestreitbar tatsächlich größerer Dynamikumfang im Vergleich zur Schallplatte, aber die Musikindustrie beglückt uns seit Jahren und bald Jahrzehnten mit zunehmend dynamikkomprimierter Musik. Ich meine mal gelesen zu haben, daß so ein durchschnittlicher Popsong nurmehr einen Dynamikumfang von 8dB hat. Zum Nachlesen dürfte das diese Geschichte hier sein: Dynamikkompression (Wikipedia)
Ich mache mir nun eben Sorgen, daß diese Abmischungen zum einen ganz automatisch bei Neuveröffentlichungen zur Anwendung kommen, weil man einfach dasselbe Master wie für die CD verwendet und zum anderen solcherlei Verfahren auch beim "Neuabmischen" oder "Remastering" alter Aufnahmen passiert. Wenn dem so wäre, dann hätte das für mich und sicher viele andere den Effekt, daß ich einerseits ganz sicher nur noch alte Platten kaufe und andererseits dürfte der aktuelle Hype um die Schallplatte damit ganz schnell wieder zuende sein, denn ich fürchte, so eine überkomprimierte dynamikbefreite Einheitssoße von Musik klingt auf einem Plattenspieler einfach nur grausam. Ganz unabhängig von der Pressqualität der Vinylscheiben an sich.

Was sagt ihr dazu?

LG
Rüdiger
Hörbert
Inventar
#39 erstellt: 07. Mai 2015, 08:25
Hallo!

Nun ja, deine Informationen über die Dynamikkompression aktueller Aufnahmen trifft natürlich nur zum Teil überhaupt zu.

Zum einen ist die Kompressionswelle zum größten Teil schon wieder vorrüber und hatte ihren tatsächlichen Höhepunkt zum Anfang des Jahrtausends. Mittlerweile wird -ungeachtet des Tonträgerformates-, das Groß aller Musikaufnahmen wieder ohne überzogene Dynamikkompression angefertigt.

Ärgerlich ist allerdings das gerade bei den recht beliebten Uralt-Aufnahmen die noch zu Analogzeiten gemacht wurden sehr oft ein "Remastering" durchgeführt wird um die uralten Masterbänder aufzufitten, dabei wird sehr oft eine Verschlimmbesserung erreicht.Ob ein solches "Remastering" notwendig ist sei einmal dahingestellt.

Pop-/Rockmusik hat ja ohnehin mit Dynamik nicht viel am Hut und Dynamikraten von 6-9 dB sind hier sowieso üblich, höhere Dynamikraten findet man allenfall in Ausnahmefällen oder aber bei Klassik und Jazz, -insoweit mußt du dir keine Gedanken machen.

MFG Günther
Abee1
Neuling
#40 erstellt: 07. Aug 2017, 11:41
Nachpressung oder Original ist keine Frage, die generell beantwortet werden kann.

Der Punkt ist, ob einem Originalität wichtig ist, bzw. der Wunsch vorhanden, das zu hören, was damals gespielt und gehört wurde. Jazz aus den Fünfzigern ist beispielsweise i. d. R. für das Mono-Hören produziert und hat in der Tat mono oft mehr Tife als heutige Stereo-Aufnahmen. Allerdings sind die Scheiben in sehr gutem Zustand nicht billig ... aber ein Sammler will ja auch leiden für seine Passion. Deshalb heißt es schließlich "Leidenschaft".

"Radioaktivität" sollte in jedem Fall original sein, vor allem inkl. dem Bogen mit den 16 Aufklebern!
Denn bei den Platten gibt es etwas, das eigentlich noch wichtiger als der gute Sound ist: Das Original-Packaging, das großflächige Artwork zum Klappen oder Blättern, mit Postern, Beilegern etc.
Das ist es auch, was selbst den letzten mp3-Hörer ehrfurchtsvoll verstummen lässt;-).
Und die Platte lebt nun mal wie das Buch von Optik und Haptik, materielle Sinnlichkeit zählt.

Viel Erfolg!

Christoph Abée
Hörbert
Inventar
#41 erstellt: 07. Aug 2017, 20:33
Hallo!

@Abee1

Was du ausser acht gelassen hast und was bei alten Analogaufnahmen ein sehr wichtiges Kriterium ist das für die alten Originale, -zumal für die Erstpressungen spricht ist die Bandalterung die nicht wegzudiskutieren ist.

Hier zeigen sich die eigentlichen Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Pressgenerationen bis zur Digitalisierung.

MFG Günther
Tendaberry
Stammgast
#42 erstellt: 24. Aug 2017, 18:34
@ bart1979de Deine Frage ist durchaus berechtigt und bei 165 Vinylausgaben ist es auch schwer durchzublicken. Die 6-eye Originale Mono oder Stereo sind inzwischen recht teuer und schwierig in gutem Zustand zu finden. Frühe US-Neuausgaben oder ev. Japanpressungen sind klanglich gute Alternative.
Classic Records' 200 g Neuausgabe von 1995 ist sicherlich nicht verkehrt. Noch besser sind die einseitigen 4 x 12" 45 rpm von Classic Records, leider fast unbezahlbar. Günstiger, aber top klangmässig, ist Analogue Productions 2 x 12" 45 rpm von 2012.
Duck65
Neuling
#43 erstellt: 12. Jan 2018, 13:11

harald186 (Beitrag #21) schrieb:

Übrigens, ein positives Beispiel einer Platte (Neupressung) die mir sehr gut gefällt:
Queen,The Works
180gr, sauber fehlerfrei gepresst, absolut plan, Topaufnahmen.Sehr gute Wiedergabequalität.
Hat so die Amnutung einer alten soliden Schellackplatte. Bin immer begeistert wenn ich die Platte in die Hand nehme.
Wenn die Innenhülle noch einen Folieneisatz hätte wäre es aus meiner Sicht perfekt.

Hallo @all besonders an dich harald186.Seid Jahren lese ich hier immer wieder gerne mit doch nun musste ich mich einfach anmelden. Habe mir gestern die von dir empfohlene Queen,The Works bestellt und gerade angehört. Was soll ich sagen ich bin einfach platt, schon bei den ersten Klängen blieb mir der Mund offen. Also so eine super Dynamik habe ich in meiner Sammlung sehr sehr selten. Wollte mich nur mal bedanken für die tolle Empfehlung und fachmännischen Beiträge deinerseits.

So long, Duck65
P.S. Die Innenhülle hat bei meiner Platte einen Folieneinsatz


[Beitrag von Duck65 am 12. Jan 2018, 13:19 bearbeitet]
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