Neue Frequenzweiche für 70er-Jahre Lautsprecher

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Zumsel_IGB
Neuling
#1 erstellt: 10. Apr 2022, 12:24
Hallo zusammen,

ich habe vor einiger Zeit zwei 3-Wege-Boxen von meinem Onkel geerbt, der die damals selbst zusammengebaut hatte. Ich würde sie nun gerne wieder zum Leben erwecken. Ich vermute ihr ratet mir den alten Kram in die Tonne zu werfen, aber irgendwie hängt mein Herz daran

Problem ist die Frequenzweiche bzw. das was davon übrig ist. Wie ihr auf den Fotos seht, ist es ein wirres Knäuel von Kabeln und Bauteilen. Selbst die Spulen hatte mein Onkel damals teilweise selbst gewickelt. Manche Drahtenden sind lose und es flog in einer der Boxen noch ein Kondensator lose herum. Die Weiche ist in beiden Boxen ähnlich aber nicht genau gleich aufgebaut, soweit ich das erkennen konnte. Der Poti vor dem Mitteltöner hing durch das Bassreflexrohr heraus, das Feintuning war also anscheinend auch damals schon nicht abgeschlossen
Ich habe das so gut es geht entwirrt und in zwei Schaltplänen dokumentiert (findet ihr bei den Fotos unten). Die Werte der handgewickelten Spulen standen mit Bleistift drauf, ich geh davon aus, dass das mH sind.
Also ich bin jetzt kein Elektronik- oder HiFi-Experte, aber auf mich machen diese Schaltungen so absolut keinen Sinn, aber vielleicht helfen die Werte ja trotzdem beim Aufbau der neuen Weiche.
Was ich beim Lesen in diversen Beiträgen hier schon rausgehört habe: eine Standard-Frequenzweiche zu kaufen kann ich mir sparen, da kommt nur "Soundbrei" heraus.

Es geht jetzt also darum eine neue Frequenzweiche für die Boxen aufzubauen und ich hoffe ihr könnt mir da ein paar gute Tipps geben .
Handwerkliches Geschick ist vorhanden und mit dem Lötkolben kann ich auch umgehen, eigenes Elektronik-Wissen ist allerdings nur rudimentär vorhanden.

Falls ich die "handgewickelten" Spulen weiter verwenden könnte, wäre natürlich cool, aber ansonsten gehe ich mal davon aus, dass ich die alten Bauteile alle entsorgen kann.

Hier die Daten der vorhandenen Lautsprecher:
Tieftöner: Visaton T25 NG, 4 Ohm
Mitteltöner: Philips AD 5060/Sq8, 8 Ohm, (ergoogelt: 400Hz - 5.000Hz)
Hochtöner: Marke unbekannt, 8 Ohm
(Auf dem Tieftöner stand die Impedanz drauf, bei den anderen beiden habe ich einen elektrischen Widerstand von ca. 6-7 Ohm gemessen und auf 8 Ohm Impedanz geschlossen.)

und hier noch die Maße der Box selbst: 60 x 35 x 40 cm (H, B, T)

Fotos:
Box außen
Frequenzweiche Foto 1
Frequenzweiche Foto 2
Frequenzweiche 1 Schaltplan
Frequenzweiche 2 Schaltplan

So, ich hoffe das sind genügend Infos. Bin echt gespannt auf euer Feedback und ob Hoffnung für mein Projekt besteht
Vielen Dank schonmal vorab.
Patrick
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 10. Apr 2022, 14:34
Ich denke, dass es sich um Multicell Ribbon Tweeter (Bändchen Hochtöner) handelt.
Pollton
Inventar
#3 erstellt: 10. Apr 2022, 14:51
Hallo Patrick,

Zumsel_IGB (Beitrag #1) schrieb:
Ich vermute ihr ratet mir den alten Kram in die Tonne zu werfen, aber irgendwie hängt mein Herz daran

dafür wäre es auch zu schade, denn die Chassis sehen optisch ja noch sehr gut aus. Ob technisch noch in Ordnung, muss sich dann zeigen.


Tieftöner: Visaton T25 NG, 4 Ohm
Mitteltöner: Philips AD 5060/Sq8, 8 Ohm, (ergoogelt: 400Hz - 5.000Hz)
Hochtöner: Marke unbekannt, 8 Ohm

Die Tieftöner sind m. M n. für BR völlig ungeeignet, selbst für Geschlossen brauchen sie eigentlich noch großere Volumen. Ich würde die BR-Rohre verschließen, aber das kannst du ja ausprobieren.
Die Mitteltöner sehen brauchbar aus.
Und ich vermute, die Hochtöner sind von Multicell.


Also ich bin jetzt kein Elektronik- oder HiFi-Experte, aber auf mich machen diese Schaltungen so absolut keinen Sinn,


Ich bin auch nur ein Bastler und kein Elektronik-Fachmann, aber auf mich machen diese Schaltungen zum Teil Sinn und der andere Teil nicht. Was da nun wo zusammen gehört, kann ich auch nicht sagen.
Ich versuche mal einige Vermutungen.
Oberste Weiche.
Die Spule 0,5 mH vor den TT kommt mir sehr klein vor.
Die Spule 0,065 kommt vielleicht vor den 0,47 Kondensator im parallelen Zweig.
Der 1 µF wurde wahrscheinlich zum Testen parallel zum 2,2 µF geschaltet. Ergibt dann 3,2 µF.
Unterste Weiche.
Auch hier die Spule vor den TT sehr klein.
0,065 mH, 3,2 µF und der 8 Ohm Widerstand vielleicht parallel zum Mittetöner.
So würde es für mich Sinn machen.
Die Boxen sind wohl noch nicht über den Entwicklungstand hinaus


Es geht jetzt also darum eine neue Frequenzweiche für die Boxen aufzubauen und ich hoffe ihr könnt mir da ein paar gute Tipps geben

Das ist ohne Messmöglichkeit eigentlich kaum möglich, denn du siehst ja nicht, welche Auswirkungen diese Schaltungen auf die Chassis haben.


[Beitrag von Pollton am 10. Apr 2022, 14:54 bearbeitet]
Zumsel_IGB
Neuling
#4 erstellt: 10. Apr 2022, 15:40
Ok, schonmal vielen Dank für die Rückmeldung. Eine einfache Lösung scheint es da wohl nicht zu geben.

Gibt es für solche 3-Wege-Frequenzweichen eigentlich eine Standardschaltung, also nur mal welche Bauteile parallel und in Reihe geschaltet werden unabhängig von den Werten? Ich habe da im Internet diverse Schaltungen gefunden, die aber alle ein bisschen verschieden sind.
Was mich bei der alten Schaltung z.B. wundert, dass es keinen Kondensator parallel zu TT und HT gibt, sondern beim TT z.B. nur die Spule. Fehlt damit nicht der Tiefpass bzw. Hochpass??


Das ist ohne Messmöglichkeit eigentlich kaum möglich, denn du siehst ja nicht, welche Auswirkungen diese Schaltungen auf die Chassis haben.

Was bedeutet hier denn Messmöglichkeit? Braucht man da ein Tonstudio, um am "lebenden Objekt" zu messen oder misst man die Weiche nur mit Oszilloskop, Multimeter und Co aus?
CarlM.
Inventar
#5 erstellt: 10. Apr 2022, 16:06
Um einen ersten Eindruck zu bekommen, ist diese Seite eventuell hilfreich.
www.hifi-selbstbau.d...nfer-zum-profi-teil5
Pollton
Inventar
#6 erstellt: 10. Apr 2022, 18:29

Zumsel_IGB (Beitrag #4) schrieb:


Das ist ohne Messmöglichkeit eigentlich kaum möglich, denn du siehst ja nicht, welche Auswirkungen diese Schaltungen auf die Chassis haben.

Was bedeutet hier denn Messmöglichkeit? Braucht man da ein Tonstudio, um am "lebenden Objekt" zu messen oder misst man die Weiche nur mit Oszilloskop, Multimeter und Co aus?

Nein, kein Tonstudio, du brauchst ein Messmikrofon, Verstärker, eine gute Soundkarte und Software um den Frequenzgang messen zu können. Messsoftware REW ist
z. B umsonst. Und dann noch eine Möglichkeit, um die Impedanz messen zu können. Da gibt es teure fertige Lösungen oder man bastelt sich selbst was. Es gibt dazu im Netz eine Anleitung, die kann ich aber gerade nicht wieder finden.
Da wir schon auf der Seite sind, hier noch was zum Messen.
Das Ganze lohnt sich eigentlich nur, wenn man öfter mal Lautsprecher bauen möchte, aber ohne wird es halt schwierig. Und ohne Messdokumente ist es von außen auch schwer zu helfen. Vielleicht ist ja jemand in der Nähe, der Lautsprecher messen kann, ansonsten musst du es erst mal nach Gehör versuchen.


[Beitrag von Pollton am 10. Apr 2022, 18:29 bearbeitet]
Uwe_1965
Inventar
#7 erstellt: 10. Apr 2022, 19:37
Ist eigentlich ein sehr interessantes Projekt, könnte genauso gut in die DIY Abteilung rein. Ich frage sehr selten danach, weil es ja ein Hobby ist, aber hast Du Dir mal eine € Marke gesetzt um die LS wieder flott zu bekommen ? Den es wurde ja schon angesprochen Mess Mikrofon und Software und dann kommen ja noch die Teile von der Frequenzweiche dazu, und um die Frage zu beantworten ob es da Standartweichen gibt, Ja, aber dazu gehören auch Standart Chassis, die hast Du aber nicht, also mußt Du Dich an die Materie anderstweitig heran tasten und das kann schon in ein paar € gehen.

Gruß Uwe
Zumsel_IGB
Neuling
#8 erstellt: 10. Apr 2022, 20:25
Ich glaube die größere Frage für mich ist die Zeit. Oder anders gesagt: Wird das mein neues Hobby?
Wenn ja, bin ich auch bereit ein paar Euro zu investieren. Soweit ich das bisher gesehen habe sind es ja keine Unsummen, sondern max ein ein paar hundert Euro.
Jetzt lese ich mich erstmal ein und dann überlege ich es mir. Ein bisschen angefixt bin ich ja schon ...

Also danke nochmal für das herunterholen auf den Boden der Tatsachen und die Links, wenn es konkret wird melde ich mich bestimmt nochmal hier.

Gruß
Patrick
Pollton
Inventar
#9 erstellt: 10. Apr 2022, 21:02
Hallo,

Uwe_1965 (Beitrag #7) schrieb:

Ja, aber dazu gehören auch Standart Chassis, die hast Du aber nicht

was sind denn Standard Chassis?
Es gibt Standardschaltungen, auf diese auch die Universalweichen basieren. Solche Standardschaltungen gehen von einen idealen Frequenz- und Impedanzgang aus. Es gibt aber auf der ganzen Welt keine Chassis, zumindest mir nicht bekannt, die diesem Ideal entsprechen, daher muss jede Weiche individuell auf die Chassis abgestimmt werden


Zumsel_IGB (Beitrag #8) schrieb:
Ich glaube die größere Frage für mich ist die Zeit. Oder anders gesagt: Wird das mein neues Hobby?
Wenn ja, bin ich auch bereit ein paar Euro zu investieren. Soweit ich das bisher gesehen habe sind es ja keine Unsummen, sondern max ein ein paar hundert Euro.
Jetzt lese ich mich erstmal ein und dann überlege ich es mir. Ein bisschen angefixt bin ich ja schon ...

So find es wohl bei den meisten Hobby Lautsprecherbauer an. Bei mir war das vor mehr als 30 Jahren und es lässt mich nicht mehr los. Ich kann aber sagen, dieses Hobby ist sehr zeitintensiv
Uwe_1965
Inventar
#10 erstellt: 11. Apr 2022, 09:02
Das mit den "Standart Chassis" war in der Tat etwas unglücklich ausgedrückt Entschuldigung. Ich hatte dabei eher an die TSP gedacht, wenn diese da sind, könnte man eher mal ne Simu machen um zu schauen in welche Richtung der Hase läuft.

Gruß Uwe
Pollton
Inventar
#11 erstellt: 11. Apr 2022, 12:54
Hallo,

Uwe_1965 (Beitrag #10) schrieb:
Das mit den "Standart Chassis" war in der Tat etwas unglücklich ausgedrückt Entschuldigung. Ich hatte dabei eher an die TSP gedacht, wenn diese da sind, könnte man eher mal ne Simu machen um zu schauen in welche Richtung der Hase läuft.

achso okay, alles klar
Die TSP braucht man nur für den Tieftöner zur Gehäuseabstimmung und die sind bekannt. https://www.visaton.de/downloads/tsp_daten_alt.htm
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und die Daten in ein Simulationsprogramm eingegeben. Nach den angegebenen Gehäusemaßen habe ich mal grob
70 L genommen. BR Rohr habe ich 8 cm Durchmesser und 10 cm Länge geschätzt.

2022-04-11_122337

Schwarz BR, Blau CB.
Selbst Geschlossnen lande ich mit Qtc über 1,3. Im Freien könnte es funktionieren, darf man nur nicht an der Wand stellen. GHP(geschlossenen mit Hochpass) würde ich probieren.
qawa
Inventar
#12 erstellt: 15. Apr 2022, 10:25
... oder offen oder TML?

Die Multicell Ribbon - oder andere Ribbon-Hochtöner aus der Zeit wurden auf jeden Fall immer sehr hoch angekoppelt.
2,2 µF sind da schon die obere Grenze und besser mit Querkondensator wegen steilerer Trennung. Der fehlt mir sowieso.

Norbert
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