Blaupunkt Radio 1970er Jahre

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Merry
Stammgast
#1 erstellt: 16. Nov 2021, 00:36
Hallo Forum,

ich hoffe, hier auch die passende Rubrik erwischt zu haben.

Ich habe da ein älteres Blaupunkt Stereo-UKW-Radio, kein Röhrengerät, an dem ich hänge. Leider hat es einen kleinen technischen Mangel, der mich etwas stört und ich würde das gerne nach Möglichkeit selbst reparieren. Wenn ich wüsste, was zu tun ist...

Lautstärkeregler ganz nach links gedreht, kommt dennoch aus dem rechten Kanal leise ein Signal, links ist es in der Stellung komplett stumm. Beim Dreh nach lauter ist der linke Kanal dann auch dabei und es scheint unauffällig.
Ich hatte das Gerät bisher nie auf, weil es keinen Grund dafür gab aber das o.g. Problem würde nun ich gerne abstellen. Eine professionelle Reparatur würde den Wert des Gerätes wahrscheinlich bei weitem übersteigen, daher möchte ich das selbst in Angriff nehmen. Ich nehme an, das ist wohl ein Problem mit dem Lautstärke-Poti?

So richtig Ahnung von Elektrotechnik habe ich nicht aber ich kann ein paar einfache Dinge mit dem Multimeter und habe einen Lötkolben.

Kann mir da jemand helfen, bitte?
Rabia_sorda
Inventar
#2 erstellt: 16. Nov 2021, 00:41
Hallo,

Das wird am Volume-Poti liegen.
Ein asymmetrischer Kanalgleichlauf gibt es aber auch an neuen Stereo-Potis.

Ich würde das Poti mal mit Teslanol T6/Kontakt 61/WL fluten und ca. 50x betätigen.
Merry
Stammgast
#3 erstellt: 16. Nov 2021, 00:48
Danke für den Tipp.

Soll ich das Poti dafür ausbauen?

Kontakt 60 hätte ich da, geht das nicht auch?


btw: es handelt sich um ein Blaupunkt Nizza Deluxe.
CarlM.
Inventar
#4 erstellt: 16. Nov 2021, 00:48
Moin und "Willlkommen im Forum!",

Du siehst das ganz richtig. Das Lautstärke-Potentiometer ist nicht mehr ganz in Ordnung.
Wenn es auf die Position "0" gedreht wird, bekommt der Schleifer bei korrekter Funktion Kontakt zu Masse (GND), was zu "Stille" führt.
Wenn der Widerstand zwischen Scheifer und GND nicht nahezu "0" ist, gibt es den wahrgenommenen Effekt.

In den weitaus meisten Fällen gibt es für Geräte aus dieser Zeit keine neuwertigen Ersatzteile mehr. Es bleibt also in den meisten Fällen nur, das corpus delicti auszulöten. Dann prüft man es mit dem Multimeter und wird anschließend versuchen, es instandzusetzen.
Ein häufiger Fehler besteht in der Korrosion des inneren Schleifrings mit dem der bewegliche Schleifer verbunden ist.
Manchmal sind auch Nieten, die den Kontakt zur Kohlebahn herstellen, nicht mehr "kontaktfreudig" genug.

Die Prozedur ist also:
Öffnen, Reinigen (möglichst Ultraschallbad), Konservieren.
Nieten kann man mit einer Zange und sehr viel Gefühl (!!!) ein wenig anpressen. Man kann dabei aber auch das Potentiometer bei unsachgemäßer Ausführung endgültig (=irreparabel) zerstören.

Vielleicht machst Du zunächst ein paar aussagekräftige Photos und lädst sie mit der IMG-Funktion hoch. Danach sehen wir weiter.


[Beitrag von CarlM. am 16. Nov 2021, 00:50 bearbeitet]
Rabia_sorda
Inventar
#5 erstellt: 16. Nov 2021, 01:03
Den Ausführungen von Carl ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer dass ich es erst ohne Ausbau mit Kontaktspray testen würde.
Ausbauen, zerlegen ... kann man es immer noch.

Kontakt 60 ist auch gut, nur muss es danach zwingend ausgespült werden. Die von mir genannten Mittel eignen sich dazu.


[Beitrag von Rabia_sorda am 16. Nov 2021, 01:03 bearbeitet]
Merry
Stammgast
#6 erstellt: 16. Nov 2021, 01:06
@CarlM. Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag, sensationell!

Ich will mal sehen, wann ich dazu komme, das anzugehen und werde dann Fotos zeigen!
Merry
Stammgast
#7 erstellt: 18. Nov 2021, 09:54
Gestern konnte ich mich gleich ransetzen und die Spülgänge mit Kontakt WL mit zigfacher Betätigung war erfolglos. Also habe ich das Poti ausgebaut und zerlegt, indem ich beiden Kupferbuchsen vorsichtig jeweils einen Bördelrand abgefeilt habe. Leider habe ich insgesamt zuwenig Bilder gemacht, sowas vergesse ich in der Bastelwut meistens...

20211117_122015

Alle Einzelteile habe ich mit Aceton gereinigt, die Schäden dann mit Silberleitlack und nem sehr feinen Pinsel ausgebessert. Trockenzeit ne Kippenlänge. Der Zusammenbau des Poti war dann schon ein ziemliches Gefrickel aber mit etwas Geduld ging das ganz gut. Das Gehäuse habe ich mit passendem Draht zusammen gezurrt und die Enden miteinander verlötet. Wiedereinbau, Spülung mit WL, Funktionstest:

Alles wie bisher.

Auch mit maximal entfernt gedrehter Balance kommt immer ein Signal auf den rechten Ausgang. Ich bin ratlos.
Rabia_sorda
Inventar
#8 erstellt: 18. Nov 2021, 16:28
Das Bild wurde vor der Reinigung geschossen, oder?


[Beitrag von Rabia_sorda am 18. Nov 2021, 16:28 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#9 erstellt: 18. Nov 2021, 17:24
Der Schaltplan-Ausschnitt stammt von einem Blaupunkt Nizza, das ebenfalls dieses Poti mit 2x 5 Pins hat.
Wie man deutlich sehen kann, ist der Schleifer in der 0-Position direkt mit GND verbunden (Ziffern 21 und 22 beim Poti L). Es kann also dann kein Signal mehr in der Schaltung rechts vom Poti vorliegen. Auch ein Übersprechen aus dem Nachbarkanal ist unmöglich, weil beim anderen Kanal das Poti ja funktioniert und deshalb über kein Signal mehr verfügt.

Du könntest probieren, das Volumenpoti auf Null zu drehen und dann zusätzlich - ohne Kurzschlüsse zu erzeugen - den Mittelkontakt zusätzlich mit einem Kabel (z.B. Messkabel) mit GND zu verbinden. Dann muss das Gerät schweigen.

BP_L_Poti
Merry
Stammgast
#10 erstellt: 18. Nov 2021, 20:05
Das Bild zeigt die Schleifbahnen vor der Reinigung, richtig.

Das Gerät hab ich natürlich wieder komplett zusammen gebaut und an seinem Einsatzort platziert...
Ich geh aber gleich nochmal damit runter in den Keller. Bis nachher!
Merry
Stammgast
#11 erstellt: 18. Nov 2021, 23:35

CarlM. (Beitrag #9) schrieb:

Du könntest probieren, das Volumenpoti auf Null zu drehen und dann zusätzlich - ohne Kurzschlüsse zu erzeugen - den Mittelkontakt zusätzlich mit einem Kabel (z.B. Messkabel) mit GND zu verbinden. Dann muss das Gerät schweigen.



Das habe ich vorhin ausprobiert und es hat geklappt. Es kam kein Ton mehr aus dem Radio. Bis auf ein leichtes Brummen...
20211118_183002

Einbauposition:
20211117_114419

Dann hab ich das Poti nochmal ausgelötet, bei meinen Skills und meinem Werkzeug auf dem alten Material natürlich nicht ohne Schäden...
Die Stelle habe ich beim Einbau dann mit einer Brücke auf das Masseplättchen des anderes Kanals gelötet. Wasn Gefrickel...
20211118_190510

Poti zerlegt, der einmalige Auftrag vom Leitlack gestern hat schon wieder Abriebspuren.
20211118_192634

Das Ganze nochmal gereinigt und in mehreren Schichten Leitlack aufgetragen, die kleinen Pressbuchsen waren teils etwas locker, die hab ich vorsichtig nachgedrückt und auch mit etwas Lack bepinselt. Davon hab ich das Foto vergessen. Danach das Poti wieder zusammen gebaut. Dabei ist mir eine der langen Führungshülsen verloren gegangen. Der Draht ist stabil genug.
20211118_201733

Beim erneuten Wiedereinbau natürlich weiterhin das Symptom: Auch ganz zugedreht, kommt rechts noch leise Musik.
Ich habe aber auch noch was weiteres entdeckt, was mir bisher verborgen blieb: Bei Erhöhung der Lautstärke steigt der Pegel auf dem rechten Kanal nachvollziehbar an. Auf dem linken Kanal wird das Signal bei ca. 1/5 des Drehweges erstmal leiser, nach ein paar Grad des Weiterdrehens steigt der Pegel dann wieder an.

So langsam vermute ich, dass das nicht (alleine) am Poti liegen kann. Habt ihr noch eine Idee?


[Beitrag von Merry am 18. Nov 2021, 23:37 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#12 erstellt: 18. Nov 2021, 23:51
Ich denke, dass die Idee mit dem Leitlack nicht so gut war. Die Leitfähigkeit ist weitaus schlechter als die von Kupfer oder Silber. Im Endeffekt könnte also scheinbar paradoxerweise ein Isoliereffekt entstehen.
Normalerweise prüft man bearbeitete Potis mit dem Multimeter. Da sieht man sofort, wo der Widerstand zu hoch ist.
Vermutlich ist es - solange es keinen Ersatz gibt - am sinnvollsten, mit dem Defekt zu leben. Man könnte noch Bastellösungen in Erwägung ziehen wie z.B. einen kurzen Draht an die betreffende "Endniete" zu läten, der dann vom Schleifer sicher berührt wird.

Aber:
Auch Ersatz hat ein hohes Risiko nicht gut zu funktionieren. So gut waren die Potis damals auch nicht.
Merry
Stammgast
#13 erstellt: 18. Nov 2021, 23:56

CarlM. (Beitrag #12) schrieb:
Ich denke, dass die Idee mit dem Leitlack nicht so gut war. Die Leitfähigkeit ist weitaus schlechter als die von Kupfer oder Silber.


Auf dem Fläschchen steht "Silberleitlack". Qualitätiv kann ich das nicht einschätzen.

Dennoch danke für die Unterstützung, ich werd mich mit dem Phänomen arrangieren.
CarlM.
Inventar
#14 erstellt: 19. Nov 2021, 00:06

Merry (Beitrag #13) schrieb:
..., ich werd mich mit dem Phänomen arrangieren.


Das ist vermutlich aktuell das Beste. Zum Leitlack: Ich kenne Versuche, die Tasten von Fernbedienungen damit zu reparieren. Zuverlässig geklappt hat das selten.

Mit Grüßen aus dem Norden
Carl
EW_76
Stammgast
#15 erstellt: 19. Nov 2021, 00:44
Hallo


Ich kenne Versuche, die Tasten von Fernbedienungen damit zu reparieren. Zuverlässig geklappt hat das selten.

Ich habe mir auch mal so einen Silberleitllack gekauft, um eine Heckscheiben Heizung zu reparieren.
Das hat leider nicht so funktioniert wie ich mir das vorgestellt hatte.
Da wird in der Werbung leider zu viel versprochen....

Gruß Elmar
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