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Potts, Paul: Ist Paul Potts wirklich ein Amateur?

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Autor
Beitrag
cogolin
Neuling
#51 erstellt: 02. Sep 2008, 19:33
Hallo Martin,

Huch und Wow!

Das ist das Schwierige an solchen Forumsdiskussionen. Man sieht sich nicht Aug in Aug und kann nicht gleich hinterherfragen. Du hast mich ja einigermaßen freundlich zerflückt. Geb Dir auch in vielem Recht. Mich hat nur die Art geärgert mit der hier oder auch anderswo so überdimensional kritisch drangegangen wird. Ich bin zugegebenermaßen überhaupt nicht Klassikfest, d.h. ich kann Dir einfach nur sagen, das berührt mich. Vieles ist mir zu anstrengend zu hören.

Dieser Paul, Paul, wer ist eigentlich Paul :-)....über ihn bin ich tatsächlich gerade erst gestolpert....hat mir auch einfach imponiert. Medienpush hin oder her. Er hat sie auch einfach nur genutzt, die Medien! Legitim, oder?

Was mich so platt gemacht hat, ist der Mann, der eigentlich eine sagenhafte Stimme hat. Und deren gibt es viele. Ab vom öffentlichen Bekanntsein....es gibt sie...überall, in mehr oder weniger Qualität, meist in super Qualität, im Verborgenen.
Habe vor einiger Zeit 3 junge Mädels Blues und Swing (A Capella, sagt man so? :-) ) gehört. Einfach nur Gänsehaut....Stimmen zum Niederknien....

Wenn da ein Ton knickt, hab ich immer noch Gänsehaut, weil...es einfach ein Erlebnis ist.

DAS wollte ich damit sagen. Und das muss nicht jeder gleich empfinden. Kritik ist ja in Ordnung und sollte im besten Falle zum Nachdenken und Weiterentwickeln animieren....

Abendgruß
Cogolin
cogolin
Neuling
#52 erstellt: 02. Sep 2008, 20:10
Nachtrag:

"Ansonsten: Herzlich willkommen hier; ich fand Deinen Beitrag eher freundlich, was bei manchen Paul Potts Liebhabern leider nicht der Fall war. Es ist nur schade, daß es Dir nur um Paul Potts geht. Das ist schon komisch, wenn es einem nur und ausschließlich um Paul Potts geht, dann kannst Du das auch in einem Paul Potts Forum posten oder irgendeinem "allgemeinen" Forum, dieses Unterforum des Hifi-Forums ist jedoch ein Klassikforum, an klassischer Musik hast Du aber anscheinend gar kein Interesse und kommst mit den abgegriffensten Klischees wie dem, daß Leute die ( nicht immer ausschließlich) Klassik mögen, Leute sind, die dies nur zu ihrer Eitelkeit und intellektuellen Befriedigung tun."


DAS ist ein Klischee. Denn Du kennst mich nicht und unterstellst. Kopfkino.

Ich bin auf meiner Suche und Recherche nach dem unsäglichen Paul hier auf dieses Forum gestossen und habe rein emotional auf die Kritik reagiert. Muss normalerweise nicht unbedingt meinen Senf überall dazugeben, aber manchmal überkommts einen halt...Frauen sei's nachgesehen...:-)

Das ist erlaubt. Oder? Und lässt nicht unbedingt auf mein Interesse und auf meine persönliche Art von klischeehaftem Denken schliessen. Ich verallgemeinere nicht, das war eine spontane Reaktion auf den Westwind in diesem Thread.



Cogoläng
Mellus
Stammgast
#53 erstellt: 03. Sep 2008, 00:20

Cogolin schrieb:
Ich bin auf meiner Suche und Recherche


Und ist das nicht wie eine Abenteuerreise? Klassische Musik komm mir vor wie eine Wundertüte, aus der immer andere, wundersame Dinge hervorkommen. Man wird ja nicht geboren mit allen klassischen Werken im Kopf; man kann sie entdecken. Und jeder muss wohl seinen eigenen Pfad durch das musikalische Dickicht schlagen, der geformt ist durch Vorlieben, Vorwissen und Anregungen. Ist bei mir auch so. Es ist toll, Neues zu entdecken. Genauso toll ist es, über Umwege zu einem Werk zu finden, das einem früher überhaupt nichts gesagt hat. Hier im Forum wirst Du eine Menge Anregungen finden. Deinen Pfad musst Du natürlich selbst gehen, es wäre aber schön, wenn Du uns daran teilhaben lässt. Da (nur leicht vereinfacht) Paul Potts = Nessun Dorma führt Dein Pfad vielleicht über die italienische Oper. Vielleicht hast Du auch erst mal Lust, nur ein wenig über Dich zu berichten. Das geht z.B. im Vorstellungsthread.

Ein herzliches Willkommen auch von mir,
Mellus
Martin2
Inventar
#54 erstellt: 03. Sep 2008, 01:40
Hallo Kogolin,

nicht alles in meinem Posting war auf Dich gezielt. Sicher ich hatte auf Dein Posting geantwortet und mich dabei ein bißchen zu allgemeineren Betrachtungen hinreißen lassen, ohne dies deutlich zu machen. Aber Du warst dabei persönlich sicher gar nicht mal so gemeint, aber sicher war das so zu verstehen. Tut mir leid.

Gruß Martin
darkman71
Hat sich gelöscht
#55 erstellt: 05. Sep 2008, 16:01
Ich halte diesen Pott Hype für ziemlich übertrieben.

Das größte Verbrechen seiner Debutscheibe ist meiner Meinung nach das Cover von she was beautiful (cavatina).

Gegenüber der Fassung von Bryn Terfel wirkt Pott allenfalls wie ein Dünnbrettbohrer.

Mir graust schon vor seinen zukünftigen Werken.

Wahrscheinlich wird aus ihm der Küblböck der Klassik.


[Beitrag von darkman71 am 05. Sep 2008, 16:05 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#56 erstellt: 05. Sep 2008, 16:06

darkman71 schrieb:
Schön für ihn, dass er mit seiner Scheibe jetzt viel Geld verdient. Ich glaube jedoch, dass sein Halbwertzeit nicht viel länger als bei den anderen Casting Eintagsfliegen, wie z.B. Küblböck ist.

Immerhin hat Potts künstlerisches Potential - wenn es auch nicht für eine Profikarriere reichen mag.
s.bummer
Hat sich gelöscht
#57 erstellt: 05. Sep 2008, 22:20
Hüb!
Was für ein Blödsinn!
Paule Potts singt so lala, wie ein Pizzabäcker zu Peter Alexanders Filmzeiten.
Das Video zeigt dies ja auch sehr deutlich.
Er sieht zudem aus wie'n singender Schlachtergeselle.
Das andere macht NUR das Marketing.
Manche sind blind, manche sehen seltsam aus, manche sind eben Freaks.
Der Markt gibt ihnen ne Chance.
Dieses für künstlerisch zu halten,.... ich weiß nicht so recht.
Aber die Leute können halt einen "Künstler nicht von einem Kacker" unterscheiden.
Gruß S.
Kings.Singer
Inventar
#58 erstellt: 06. Sep 2008, 11:31
Wow, danke für das Kompliment!

Naja, mich würde mal interessieren, wenn Potts und s.bummer Nessun Dorma nacheinander singen würden, bei wem dann mehr musikalisches Talent zu sehen sein würde. Die Antwort überlasse ich jedem selbst.

BTW: So ganz zusammen kriege ich es zwar nicht mehr, wie Potts und Pavarotti in Verbindung standen, ich glaube Pavarotti hat ihm mal ne Zeit lang Unterricht gegeben oder so? Auf jeden Fall würde sich Pavarotti wohl kaum mit einem "Kacker" beschäftigt haben...

Viele Grüße,
Alex.


[Beitrag von Kings.Singer am 06. Sep 2008, 11:31 bearbeitet]
Maastricht
Inventar
#59 erstellt: 06. Sep 2008, 12:53

Kings.Singer schrieb:
Wow, danke für das Kompliment!

Naja, mich würde mal interessieren, wenn Potts und s.bummer Nessun Dorma nacheinander singen würden, bei wem dann mehr musikalisches Talent zu sehen sein würde. Die Antwort überlasse ich jedem selbst.


Ach, wer weiss.


Kings.Singer schrieb:

BTW: So ganz zusammen kriege ich es zwar nicht mehr, wie Potts und Pavarotti in Verbindung standen, ich glaube Pavarotti hat ihm mal ne Zeit lang Unterricht gegeben oder so?


Ist mir nicht bekannt, wem hat Pavarotti überhaupt Unterricht gegeben?

Aber so was wird schon angeführt, wenn jemand einen (1) Tip bekommen hat, z.B.: Beschränke dich auf's Singen im Badezimmer.


Kings.Singer schrieb:

Auf jeden Fall würde sich Pavarotti wohl kaum mit einem "Kacker" beschäftigt haben...
Viele Grüße,
Alex.


Schliesse ich sicher nicht aus.

Gruss, Jürgen
Kings.Singer
Inventar
#60 erstellt: 06. Sep 2008, 18:23
Also nach den Zweifeln habe ich nochmal ein bisschen gegooglet und bin dabei zunächst auf folgende zwei Quellen gestoßen:

Berliner Morgenpost
Wikipedia.com

Unterricht hatte er bei Pavarotti nicht (das hatte ich wohl falsch in Erinnerung), aber er hat immerhin beim ihm Vorgesungen und Pavarotti ist dabei scheinbar nicht geflüchtet. Immerhin etwas...

Viele Grüße,
Alex.
Martin2
Inventar
#61 erstellt: 06. Sep 2008, 19:15
Ich finde die Diskussion, wie sie hier wieder abläuft, insbesondere den Beitrag von S.Bummer, äußerst unglücklich. So kommen wir nicht ins Gespräch. Ich muß sagen, Paul Potts hat eine schöne Stimme. Mir hat das gefallen.

Hier prallen mal wieder die Überheblichkeit des "Kenners" ( dessen Kennerschaft auch immer wieder in Zweifel zu ziehen ist) und die naive Begeisterung des Nichtkenners ( die mir gar nicht unsympathisch ist) aufeinander. Daraus ergibt sich jedoch kein Gespräch. Nun, das Gespräch dürfte eh illusorisch sein.

Mit Cogolin zum Beispiel wäre ich gerne ins Gespräch gekommen. Verstehe übrigens gar nicht, warum sie jetzt plötzlich vom "unsäglichen Paul" spricht, nachdem sie ihn anfangs verteidigt hatte. Kommt mir wie ein Zugeständnis an dieses Forum vor. Hier braucht sich jedoch keiner seiner Begeisterung für Paul Potts zu schämen. Also sollte Cogolin dazu stehen. Wäre nur schön gewesen, darüber ins Gespräch zu kommen.

Als ich mein Yahoo Klassikforum gründete, war eine seiner wichtigsten Zielrichtungen, dem "normalen Klassikliebhaber" ein Forum zu gründen. Eine kurze Zeit lief das auch ganz gut, dann brach das Forum ein, aber die Yahooforen sind eben auch technisch ( Threads) überholt. Dieses Hififorum ist aber ganz entschieden mein Lieblingsforum, was klassische Musik anbetrifft.

Ich stelle einfach fest, daß ich Freunde habe, die Klassik sehr intensiv hören und sehr viel kennen und andere, auch Familie, die sich gewissermaßen auch beschränken. Beides hat sein Recht. Gerade erst ist mir eine Bekannte über den Weg gelaufen, die sich für Klassik zu interessieren beginnt. Habe dann einiges für sie zusammengestellt und es wird sich zeigen, wie weit ihre neu entfachte Klassikliebhaberei geht.

Daß dieses Forum im Vergleich zu anderen eher "wenig elitär" ist, finde ich positiv. Trotzdem tritt auch hier die "Arroganz des Kenners", der ein "Medienphänomen" wie Paul Potts schon instinktiv ablehnt, wie ich finde sehr unangenehm auf.

So verfehlen dann "Klassikforen" wie ich finde ganz grundsätzlich eines ihrer "Hauptziele". Virtuelle Räume wie das Internet haben zwar ein "gewaltiges Potential", aber dieses Potential wird gar nicht erst abgerufen. Wie ich feststelle, ist der "private Kontakt" weitaus mehr dazu angetan, klassische Musik zu verbreiten, als Klassikforen. Und das ist schade.
darkman71
Hat sich gelöscht
#62 erstellt: 06. Sep 2008, 20:16
Paul Pott würde ich ähnlich wie Andre Rieau oder Richard Claydermann nicht als Klassik bezeichnen. Paul Pott hat eine gute Stimme, welche aber einen Klassikfreund nie zufrieden stellen wird. Wenn dem Rest die Musik gefällt soll es mir auch recht sein.

Hysterische Teenies bei The Dome wird er aber bestimmt nicht dauerhaft von Klassik überzeugen können.
Maastricht
Inventar
#63 erstellt: 07. Sep 2008, 09:41

Kings.Singer schrieb:
Also nach den Zweifeln habe ich nochmal ein bisschen gegooglet und bin dabei zunächst auf folgende zwei Quellen gestoßen:

Berliner Morgenpost
Wikipedia.com

Unterricht hatte er bei Pavarotti nicht (das hatte ich wohl falsch in Erinnerung), aber er hat immerhin beim ihm Vorgesungen und Pavarotti ist dabei scheinbar nicht geflüchtet. Immerhin etwas...

Viele Grüße,
Alex.


Beide Artikel sind überhaupt lesenwert.

Gruss, Jürgen
Maastricht
Inventar
#64 erstellt: 07. Sep 2008, 10:07
Martin unterscheidet zwischen Kennern und Nicht-Kennern. Und die Kenner zeigen sich überheblich und / oder arrogant.

Zur Verdeutlichung:
Als ich von Paul Potts 'Erfolg' auf YouTube las, habe ich mir irgendwann auch mal das Filmchen angesehen. Mich konnte sein Gesang nicht überzeugen.
Beim Singen von Arien finde ich 'schön singen' oder 'eine schöne Stimme' nicht das Wichtigste, sondern das der Sänger das Gefühl auf den Zuhörer überbringen kann, die der Inhalt (Tekst, Zusammenhang im Verlauf der Oper) angibt und die die Musik auch ausdrücken will.

Das kann dazu führen das 'hässliches' Singen viel besser ist als schönes Singen. Denke z.B. an Jago in Otello. Da muss man das Durchtriebene / Gemeine in seiner Stimme hören.
Und wenn jemand über seine Verliebtheit singt, dann muss ich das Gefühl bekommen das er verliebt ist und nicht das er nur ein Lied singt das davon handelt.

Als Sänger muss man dazu (nehme ich an!) gut singen können, Einlebungsvermögen haben und bereit sein Risiko's nehmen zu dürfen.

Das ist doch nicht anders bei der Ausführung von instrumentaler Musik. Wer will denn eine klinische perfekte Ausführung? (Wenn man das will, kann man ja am Besten Musik künstlich spielen lassen.) Lieber schlieslich und endlich Unsauberheiten, aber Risiko's genommen, als brav gespielt. Und es gibt viele klassische Sänger die für mich klinische Musik machen. Dazu zähle ich z.B. immer mehr auch Cecilia Bartoli (auch ist das das Ergebnis ihrer Abwägungen und vielleicht weniger ein Unvermögen).

Darkman 71 nennt im Zusammenhang mit Potts Andre Rieu und Richard Claydermann. Das finde ich eine gute Vergleichung. Rieu und Claydermann nehmen auch keine Risiko's. Ihre Absicht ist es Menschen musikal zu behagen. Wem das gefällt: hedem das Seine. Und im Allgemeinen äussere ich mich nicht dazu.

Mir gefällt's auf jeden Fall nicht. Und das hat nichts damit zu tun das ich 'Kenner' bin. So sehe ich mich auch nicht (weil ich das nicht bin). Ich bin ein Liebhaber von u.a. der Musik, höre viel davon und versuche mich darüber zu informieren.

Was ich nicht glaube ist das z.B. Begeisterung für Paul Potts Singen Menschen zur Klassik bringt, ebensowenig wenn sie die Musik Rieus, Claydermans, usw. lieben oder wenn Pavarotti mit U2 auftritt.

(Übrigens Martin, danke für das 's'.)

Gruss, Jürgen
conferencemelli
Neuling
#65 erstellt: 08. Sep 2008, 10:11
vielleicht ist das unvollkommene auch das schöne.

man ließt ja so viel von den experten, welche wahrscheinlich selber keinen ton heraus bringen.

es gibt ja auch weinkenner, die sich teuren wein kaufen und nicht mal merken würden, wenn er aus der pappe bei aldi umgefüllt ist.

wein muß schmecken und ich darf morgens keine kopfschmerzen haben. dann ist es der richtige wein für mich. und eben nur für mich.

ebenso ist es mit der musik.

ob potts nun unterricht hatte oder nicht. als profi kann man ihn nicht bezeichnen. verdient er damit seinen lebensunterhalt? jetzt ja. denn das bezeichne ich dann als profi/professionellen.


[Beitrag von conferencemelli am 08. Sep 2008, 10:16 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#66 erstellt: 08. Sep 2008, 21:57
Hallo Conferencemelli,

herzlich willkommen hier! An Deinen Worten ist gewiß etwas dran! In der Musik gilt sowieso: Erlaubt ist, was gefällt. Und das gilt sicher auch für die klassische Musik.

Allerdings: Wenn wir uns alle nur auf einen subjektiven Standpunkt zurückziehen würden, dann wäre das allerdings das Ende jeder Diskussion. Und das wäre doch schade. Ganz im Gegenteil macht die Behauptung über objektives: Paul Potts ist großartig/ minderwertig den Reiz jeder Diskussion aus.

Wenn wir hier alle so empfindlich wären, wie manche Paul Potts Liebhaber anscheinend sind, könnten wir dieses Forum bald dicht machen. Es ist aber zum Beispiel ein nacktes Vorurteil von Leuten, die dieses Forum gar nicht kennen und die es auch gar nichts interessiert, daß dieses Forum nicht völlig respektlos mit klassischer Musik umgeht, was hier immer wieder statt findet. Es gibt hier glaube ich schon fast keinen großen Komponisten mehr, der hier nicht als allerletzter Mist bezeichnet wurde und mit Interpreten sieht es ähnlich aus.

Das ärgerlich daran ist halt, daß hier Klassikliebhaber eben so wahrgenommen werden, wie sich ein Paul Potts Fan vielleicht einen Klassikliebhaber vorstellt.
Mellus
Stammgast
#67 erstellt: 15. Sep 2008, 19:01
In aktuellen Ausgabe der Zeit-Reihe "Ich habe einen Traum" kommt Paul Potts zu Wort. Das ist nur mäßig interessant. Aber der (ehemalige?) Handyverkäufer sagt einen aufschlussreichen Satz:


Paul Potts schrieb:
In vielerlei Hinsicht bin ich immer noch ein Verkäufer. Jetzt verkaufe ich Paul Potts.


Klingt, als sehe er sich nicht als Künstler, sondern als jemand, der seine Medienchance nutzt, auch finanziell. Clever ist er schon. Und diese Ehrlichkeit (wenn es denn ehrlich ist und nicht Teil des Paul-Potts-Verkaufens) ist mir sympathisch.

Viele Grüße,
Mellus
hifi-zwerg
Stammgast
#68 erstellt: 19. Sep 2008, 14:14
Hallo,

habe diesen (zumindestens in den Anfängen) alten Fred erst gestern gesehen und habe jetzt beschlossen euch meinen Senf zu diesem Thema nicht zu ersparen:

1) Was ist "Amateur"

Hierzu möchte ich anders vorgehen und habe versucht zu definieren was "Profi" sein könnte. "Profi" ist dabei für mich nicht das Gegenteil von "Amateur" sondern ein anderer Teil der Gruppe, die sich mit der Ausübung beschäftigt. (Amateur Radsportler ist nicht das Gegenteil von Profiradsportler, das währe ehr der Nichtsportler sondern ein guter Rennradfahrer, der nur wenig oder kein Geld mit dem Sport verdient). Während im Sport die Grenze zwischen Profi und Amateur in der Regel eindeutig definiert ist (z. Beispiel über Lizenzen), ist dies m. E. für Musiker nicht der Fall.

Mein Definitionsversuch:
1) Profi ist ein Musiker der mit Genretypischen Auftritten oder Musikunterricht den wesentlichen Teil seines Einkomens zun Lebensunterhalt erzielt.
2) Ebennfalls als Profi würde ich einen Musker bezeichenen, der mit seinen typischen Ausbildungsweg kurz vor dem Berufeeintritt steht.
3) Ebennfalls als Profi würde ich einen Musker bezeichenen, der Über Plattenverkäufe und Auftritte in Massenmedienden wesentlichen Teil seines Einkomens zun Lebensunterhalt erzielt (komplett oder als Ergänzung zu 1)).

Profi nach 1) wären also Klassikmusiker die über Bühnenauftritte (Oper, Kammermusik, Philharmonie, Sommerkonzerte etc.)oder ein Jazzmusiker bei Auftritten in Clubs ihren Lebensunterhalt (fast) bestreiten.

Dagegen würde ich jemanden der über Auftritte in Pizzerien, bei Hochzeiten oder als Straßenmusiker nicht als Profi bezeichnen.

Nach 2) wäre für mich auch jemand "Profi" wenn ein junger Musiker nach umfassneder schulbegleitender Musikausbildung (z. B. Klavier und Gesangsuntericht, Schulorchester) ein Musikstudium abgeschlossen hat, aber von seinen Engagements noch nicht den Lebensunterhalt bestreiten kann.

Nach dieser Definition wäre P. Potts zur Zeit des Auftritts in der Show kein Profi gewesen, sicherlich aber Amateur in dem Sinne, daß er eine gründliche Gesangsausbildung genossen hat und bereits Bühnenerfahrung hatte.


Ist P. Potts ein guter Opernsänger?

Ich kenne nur den Werbespott, ich finde die Stimme hat was und der Auftritt in der Werbespottversion berührt, vieleicht mehr durch die Geschichte als durch den Gesang, das kann ich aber schwer beurteilen, da die Geschichte mir bekannt ist und dher das Abstrahieren schwer fällt.

Ich habe mi Gestern eine Turandotaufnaheme gekauft (mit einem 1960 verstorbenen Nordeuropäischen Tenor (B...j..?) als Calaf. Im direkten Vergleich verliert der Auftritt von P. Potts fast seinen ganzen Reiz.

Ob P. Potts guter Opernsänger wäre kann ich nicht beurteilen, da ja da neben Klang der Stimme, fehlerfreiem Singen und Interpretation auch die (unverstärkte) Lautstärke wichtig ist. Ob Potts die hinkriegt kann mas aus dem Amateurauftritten vermuten aber nicht wissen.

Gruß
Zwerg
Maastricht
Inventar
#69 erstellt: 19. Sep 2008, 17:07

hifi-zwerg schrieb:

Ich habe mi Gestern eine Turandotaufnaheme gekauft (mit einem 1960 verstorbenen Nordeuropäischen Tenor (B...j..?) als Calaf. Im direkten Vergleich verliert der Auftritt von P. Potts fast seinen ganzen Reiz.


B...j..? = Björling

Ja, der spielt in einer ganz anderen Klasse.

Gruss, Jürgen
hifi-zwerg
Stammgast
#70 erstellt: 19. Sep 2008, 17:18
Hallo Jürgen,

ja genau der

Gruß
Zwerg
darkman71
Hat sich gelöscht
#71 erstellt: 21. Sep 2008, 01:10
Inzwischen habe ich mir die Potts Scheibe ganz angehört. Mich stört an der Platte, dass er sich in allen Stimmlagen versucht. Sein Nessum Dorma ist zwar nicht unbedingt höchstes Niveau, weiss aber die Zuhörer zu bewegen. Schlimm sind seine Ausflüge in den Bereich Bass-Bariton. In diesen Bereichen versagt er meiner Meinung nach komplett.

Wenn man leichtere Klassik hören möchte empfehle ich jeden sich von Bryn Terfel Simple Gifts oder Bryn anzuhören. Auf diesen Scheiben singt er von Englischer Folklore über Bach bis zu Celine Dions My Heart Will Go On alle Stilrichtungen durch.
Engel674
Neuling
#72 erstellt: 17. Okt 2008, 15:28
Ja!
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#73 erstellt: 17. Okt 2008, 17:03

hifi-zwerg schrieb:
Ich kenne nur den Werbespott


Haha, 's passt scho so. - "Werbespott mit Pol Pot".

Ich habe ihn in einem Stadion "God Save the Queen" singen hören, da hielt er die Töne nicht. Das kann ich besser, und ich bin nur Badewannensänger. Ich will nicht ausschließen, dass das unter Streß anders aussehen könnte. Aber er ist doch hauptberuflich praktizierend?!

Ob er nur Scheiße anschwemmt oder gelegentlich auch Leute, die ehrliches Interesse haben und sich über ihn in die Klassikwelt einfinden, vermag ich nicht zu beurteilen.


conferencemelli schrieb:
vielleicht ist das unvollkommene auch das schöne.

So pauschal sicher falsch und fatal.


man ließt ja so viel von den experten, welche wahrscheinlich selber keinen ton heraus bringen.

es gibt ja auch weinkenner, die sich teuren wein kaufen und nicht mal merken würden, wenn er aus der pappe bei aldi umgefüllt ist.


Ja, das gibt es alles. Dein Gleichnis ist aber nicht konsistent. Im zweiten Fall bleibt der Kritiker ein Kritiker, wenn auch ein schlechter, während Du im ersten Fall kritisierst, daß er nicht selbst produziert - was nicht seine Aufgabe ist.


[Beitrag von Gantz_Graf am 17. Okt 2008, 17:21 bearbeitet]
memento_
Ist häufiger hier
#74 erstellt: 25. Okt 2008, 22:18
Hallo, ich habe gerade und wirklich nur per Zufall dem Potts seinen Auftritt bei Carmen Nebel gesehen. Ich glaube, in einem regulären Musiktheater dürfte er ggf. vielleicht mal im Chor mitsingen.

Singt mit Mikro und kriegt seine Goschen nicht vernünftig davor gehalten, geht mit Mikro und etwas Begleitung stimmlich fast unter.

Und wird von der Nebelkrähe als "STARTENOR" angekündigt.

Ich habe beinahe einen Wutanfall bekommen. Das ist wirklich der nächste Küblböck. Ranicki hatte völlig Recht, diesen dämlichen Deutschen Fernsehpreis anzupinkeln. So etwas wie den Potts auch nur in irgendeine Verbindung mit Pavarotti zu bringen, ist schon frevelhaft.
s.bummer
Hat sich gelöscht
#75 erstellt: 26. Okt 2008, 18:47
Na, also,
lag ich da wohl doch nicht so daneben.
Griß S.
medusaview
Neuling
#76 erstellt: 26. Dez 2009, 18:37
Was Paul Potts vorher tat, bevor er Handyverkäufer wurde - darüber verliert man, sowie der neue Star auch selbst, kein Wort.
Paul Potts ist nicht «ein Stück Kohle, dass sich in einen Diamanten verwandelt», wie das die Jurorin Amanda Holden nach seinem Auftritt sagte - und er ist auch nicht
«jemand, der kein Profi ist», wie Simon Cowell behauptete.

Im Gegenteil: Paul Potts ist ausgebildeter Opern-Profi. Noch im Jahr 2003 sang er an der Oper in der historischen Stadt Bath in Südengland die Rolle
des Radames in der Oper Aida. Auch kann er auf eine erfolgreiche Karriere als Sänger zurückblicken. Seine Biografie auf der Homepage der «Bath Opera»
liest sich wie folgt: «Paul, der bei Ian Comboy studiert hatte, ist von Auftritten am nationalen und lokalen TV und Radio bekannt. Er hat zwei Sommer
in Norditalien mit Touren verbracht und liess sich an einer der wichtigsten Opernschulen ausbilden. Seine Meisterschulen absolvierte er bei Vilma
Vernocchi, Katia Ricciarelli und Luciano Pavarotti. Er hatte auch Auftritte mit dem Royal Philharmonic Orchestra. An der Bath Opera hat er die Rollen
des Don Basilia (Die Hochzeit des Figaro), Don Ottavio (Don Giovanni) und die Titelrolle in Verdis Don Carlos gesungen.»

Schüler von Vilma Vernocchi, Katia Ricciarelli und Luciano Pavarotti - Paul Potts ist alles andere als ein gewöhnlicher Verkäufer von Mobiltelefonen.
Verschwiegen wird die Vergangenheit nur gut versteckt auf der Homepage der Sendung nicht - nur hier ist von seiner italienischen Ausbildung die Rede,
und auch davon, dass er «in vier halb-professionellen Opern im Vereinigten Königreich und einigen Konzerten» aufgetreten sei. Weiter heisst es:
«Seine stolzeste Performance war mit dem Philharmonic Orchestra vor 15'000 Leuten».
In der TV-Sendung und auf Pauls MySpace-Portal liest man davon kein Wort.

Ich denke das Ganze ist ein Skandal!
Martin2
Inventar
#77 erstellt: 26. Dez 2009, 20:15

medusaview schrieb:


Ich denke das Ganze ist ein Skandal!


Ja und nein. Kein vernünftiger Mensch nimmt solche Castingshows sonderlich ernst. Mag sein, daß das teilweise Betrug ist, nur würde ich so etwas bei windigen Privatfernsehshows eher voraussetzen. Wirkliche Skandale sind für mich da, wo man etwas Seriöses erwartet und mit gutem Recht erwarten darf und einem etwas Unseriöses vorgesetzt wird. Ich nehme die ganze Sache nicht sonderlich ernst. Deshalb bin ich auch nicht sonderlich empört.

Ein gutes Forum wie dieses hier ist etwa die beste Grundlage, sich von privaten Massenmedien und ihren Inszenierungen - und Paul Pott war so eine Inszenierung - nicht manipulieren zu lassen. Aber wer sich halt trotzdem manipulieren läßt, dem ist nicht zu helfen. Man kann auch sein Geld zu Neun Life tragen - wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen.

Gruß Martin
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