Warum haben Klassik-Aufnahmen immer diesen Hall??

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kniepfeil
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 25. Mrz 2005, 21:19
Wenn es nicht gerade eine ausgefallene Violin-Sonate o.Ä. ist sondern eher eine Sinfonie oder eine Oper, immer hat alles einen räumlichen Hall. Dabei sind die allermeisten Aufnahmen doch Studioaufnahmen!
Mag ja sein, dass es ein räumlicheres, satteres und nicht-trockeneres Hörgefühl gibt, mag ja auch sein, dass damals eigentlich immer in großen Konzerthallen/-Säälen bzw. Kirchen aufgeführt wurde und es daher autentischer wird.
Ich persönlich finde aber diesen künstlichen Hall ziemlich dämlich, er überlagert feine Nuancen und produziert oftmals akustischen Einheitsbrei. Ausserdem will ich mich nicht jede Minute, die ich Klassik höre, wie sonntags in der Kirche fühlen!
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 25. Mrz 2005, 21:59
Hallo!

Nenn' mal bitte ein paar Einspielungen, bei denen Dich der Hall stört. Kann Deine grundsätzkliche diesbezügliche Kritik an Klassik-Aufnahmen nicht nachvollziehen.

Grüße,

Frank
AcomA
Stammgast
#3 erstellt: 25. Mrz 2005, 23:20
hallo,

auf anhieb fallen mir zwei aufnahmen mit erheblich sprich störendem hall ein:

tschaikowsky sinfonie nr. 1 - oslo philharmonic orchestra unter mariss jansons

vivaldi 'vier jahreszeiten' - venice baroque orchestra unter carmignola.


andererseits aufnahmen, die eher ein bischen zu 'trocken' klingen:

die live mitschnitte des london symphony orchestra (LSO live)- sinfonien von elgar, sibelius und brahms (sir c. davis, b. haitink).

meiner meinung nach optimal: die karajan-aufnahmen mit den berliner philh.


gruß, siamak
kniepfeil
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 26. Mrz 2005, 00:29
Hallo, also ich habe mir bei Zweitausendeins das "Große Cambridge Buch der Musik" bestellt, anbei eine 6er-CD-Kollektion mit allen möglichen epochenübergreifenden Aufnahmen klassischer Musik. Und es stört mich eigentlich durchweg, weil ich mich wirklich frage, warum es auf jeder Aufnahme so ist, wie es ist. Gut, wird aus Beethovens fünfter das TATATATAAA aller Streicher mit Hall verschnörkelt, ist das klanglich nicht sonderlich störend. Allgemein bei Homophonene Passagen lässt es sich aushalten. Aber wenn's polyphon und vor allem mit kurzen Notenwerten zur "Sache" geht, wird's nervig.
lydian
Stammgast
#5 erstellt: 26. Mrz 2005, 00:59
Hallo,

Klassikaufnahmen in großer Besetzung sind in den seltensten Fällen Studioaufnahmen. Meistens wird in größeren Stadthallen (Sofiensaal, Wien; Kingsway Hall, London etc.)oder Konzerthallen, oft auch in Kirchen (z. B. Jesus-Christus-Kirche Berlin) aufgenommen. Die EMI verfügt über ein Studio für Orchester-Aufnahmen; von anderen Labels weiß ich das nicht.

Ich kenne diese angesprochene 6er-Kollektion nicht, aber unter meinen vielleicht 4000 Tonträgern mit klassischer Musik sind nur wenige, bei denen der Hall störend ist.

Gruß,
Steff
Hüb'
Moderator
#6 erstellt: 26. Mrz 2005, 11:09

lydian schrieb:
Ich kenne diese angesprochene 6er-Kollektion nicht, aber unter meinen vielleicht 4000 Tonträgern mit klassischer Musik sind nur wenige, bei denen der Hall störend ist.


Ist bei mir ähnlich. Die Tonträger-Anzahl dürfte eher noch größer sein. Außerdem ist eine 6er-CD-Box kaum als repräsentativ zu bezeichnen...

Grüße,

Frank
op111
Moderator
#7 erstellt: 26. Mrz 2005, 12:13

ajburk schrieb:
"Große Cambridge Buch der Musik" bestellt, anbei eine 6er-CD-Kollektion mit allen möglichen epochenübergreifenden Aufnahmen klassischer Musik.

Und es stört mich eigentlich durchweg, weil ich mich wirklich frage, warum es auf jeder Aufnahme so ist, wie es ist.
Gut, wird aus Beethovens fünfter das TATATATAAA aller Streicher mit Hall verschnörkelt, ist das klanglich nicht sonderlich störend. Allgemein bei Homophonene Passagen lässt es sich aushalten. Aber wenn's polyphon und vor allem mit kurzen Notenwerten zur "Sache" geht, wird's nervig.


Hallo abjurk

soweit mir bekannt stammen die CDs aus dem Katalog der Universal (DG, Philips, Decca), daß *alle* Aufnahmen *den selben Hall* haben sollen, würde ich mal ausschließen, vielleicht ist es das allgemeine Aufnahmeprinzip?

Nenne doch mal konkrete Beispiele (Werk, Ausführende) in denen dich der Hall stört.
Kennst du Aufnahmen (auch aus anderen Musiksparten wie Jazz, Pop) die dir aufnahmetechnisch besser gefallen oder gar vorbildlich erscheinen?
Und wie ist es mit Livemusik?

Gruß
Franz
lydian
Stammgast
#8 erstellt: 27. Mrz 2005, 01:36
Guten Abend,

ein auf der CD zu hörender Hall muss gar nicht von der Aufnahme stammen, gelegentlich wird Hall künstlich hinzugefügt oder später der Halanteil bei einer Neuabmischung des Masterbandes für eine Wiederveröffentlichung verändert. So kommt es, dass die gleichen Aufnahmen unterschiedlich klingen können und der Hallanteil verschieden ist.
Aber: Jede Aufnahmestätte hat einen spezifischen Hall; wenn dann auf der Aufnahme keiner zu hören ist, stimmt etwas nicht. Klar gibt es CDs mit einem deutlichen Hall, aber diese Pauschalierung ist mir schleierhaft.

Gruß,
Steff


[Beitrag von lydian am 27. Mrz 2005, 01:42 bearbeitet]
kniepfeil
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 27. Mrz 2005, 04:00
HAllo, ich pauschalisiere deshalb, weil in jeder Klassikaufnahme dieser Hall vorkommt. Natürlich ist er in Farbe und Intensität variabel, aber es geht mir einfach um diesen "Standard" der schon immer bei dieser Musikgattung dabei war. Hinzu kommt dann noch, dass ich es persönlich nicht sonderlich mag, es lenkt mich sogar ab, sodass ich mehr auf den Hall als auf das Stück selber achte. Die Aufnahmemethode ist so "normal", dass sie den meisten wohl garnicht mehr auffällt, wenn nicht besonders übertrieben wurde. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Sinne davon irgendwann stumpf werden, wie wenn man sein leben lang viel scharfes isst. Ist natürlich eher ein kleines Detail, aber mich bringt es öfters aus dem Hörgenuss, denn ich brauche keinen dazugemischten Spiegelsaal.
AcomA
Stammgast
#10 erstellt: 27. Mrz 2005, 13:39
hallo ajburk,

ich denke, man sollte die kirche im dorf lassen. bis dato hast du keine einzige aufnahme 'klassischer' musik uns näher definiert (komponisten, interpreten, label, aufnahmedatum). du kannst überdies davon ausgehen, dass es gerade bei der 'klassischen' musik auf transparenz ankommt und dass die meisten teilnehmer dieses forums immer noch in der lage sind, künstlich geschaffenen und damit störenden hall zu erkennen bzw. zu bemerken. ich denke, dass uns dieser thread so nicht weiter bringen wird.

gruß, siamak
antiphysis
Stammgast
#11 erstellt: 28. Mrz 2005, 18:59
Sicher gibt es etliche Aufnahmen mit Hall. Bei manchen Aufnahmen wird der Bogen auch etwas überspannt. In der Regel führt Hall aber zu einem räumlichen Klang, und das ist auch gut so.
Außerdem gibt es eine Unzahl von Beispielen mit extrem trockenem Klangbild.
Mir fällt da gerade Strawinskys Sacre unter Bernstein (Israel PO) ein. Diese Aufnahme ist sehr direkt, fast kammermusikalisch, was bei dem Werk schon etwas kurios ist.
Letzlich ist es Geschmackssache, wofür man sich entscheidet. Wenn man besonders viel Wert auf trockenen Klang legt, bleibt einem nur der Weg zum Händler, der eine Hörprobe ermöglicht.

Grüße
op111
Moderator
#12 erstellt: 28. Mrz 2005, 19:51

ajburk schrieb:
HAllo, ich pauschalisiere deshalb, weil in jeder Klassikaufnahme dieser Hall vorkommt. Natürlich ist er in Farbe und Intensität variabel,

Hallo ajburk,
dann ist es der natürliche Raumhall, der im Gegensatz zu Jazz/Pop-Aufnahmen (die meist aus einzelnen Monoquellen [Instrumenten] gemixt sind) bei jeder guten Aufnahme zum Raum
dazugehört.
Gruß
Franz
AH.
Inventar
#13 erstellt: 28. Mrz 2005, 21:52
Hallo,

Klassikaufnahmen enthalten aufnahmeseitig bereits den "Ursprungsraum", d.h. den Konzertsaal in Form von dessen diskreten Reflexionen und Nachhall. Das hängt damit zusammen, daß die Mikrophone so positioniert werden, daß neben dem Direktschall auch ein den Künstlern angemessen erscheinender Anteil Diffusfeld aufgenommen wird, die Mikrophone stehen also nicht direkt vor den Instrumenten. Dies ist für die Natürlichkeit sehr wichtig, da nur so die klangprägende Richtcharakteristik der Instrumente mit aufgenommen wird.
Musikalisch ist es zudem erforderlich, da jedes Genre verschiedene Ansprüche an den Aufführungsort stellt. Geistliche Chormusik braucht einen anderen Aufführungsort, als ein Streichquartett Die bei den Genres Rock, Pop und Jazz übliche Nahaufnahmetechnik ist bei Klassik nicht verbreitet.

Ich persönlich finde allerdings, daß der Trend in den letzten Jahren etwas zu sehr in eine diffuse, hallige Richtung geht und ziehe etwas trockenere Aufnahmen durchaus vor. Gegen Streichquartette in Kirchenakustik und dergleichen bin ich duraus "allergisch".

Grundsätzlich wichtig ist bei der Wiedergabe von konventionellen Aufnahmen eines Klangkörpers in einem Ursprungsraum mit einem Hauptmikrophon und ggf. Stützen, die Vermeidung von wiedergabeseitiger "Mehrräumigkeit", d.h. der Überlagerung des aufnahmeseitig aufgezeichneten Ursprungsraumes mit einer Interaktion zwischen den Lautsprecher und dem Wiedergaberaum.
Bündelungsmaß der Lautsprecher, Hörabstand und Nachhallzeit des Hörraumes sollten so gestaltet werden, so daß sich der Hörplatz nicht außerhalb des Hallradius befindet. Im Vergleich zu typischen Heimtonanlagen, sollte der Lautsprecher frequenzneutral und hinreichend bündeln, der Hörraum sollte möglichst gut gedämpft sein und der Hörabstand möglichst gering.
Leider streben Hersteller von hifi-Lautsprechern eine möglichst starke Diffusivität ihrer Boxen an, da die meisten Personen Rock, Pop oder Jazz hören, wo durch die Nahaufnahmetechnik bedingt sehr präsente Aufnahmen üblich sind.

Meine Empfehlungen:

(1) Klassiktauglichen Lautsprecher kaufen (meiner Erfahrung nach wird ein hochwertiger Studio-Regielautsprecher benötigt, hifi-Boxen sind i.d.R. ungeeignet).

(2) Nachhallzeit des Hörraumes verringern, diskrete Reflexionen um 20dB gegenüber dem Direktschall unterdrücken.

(3) Hörabstand so einrichten, daß er in der Nähe des Hallradius liegt.

Siehe auch z.B. Vorgaben in "Hörbedingungen und Wiedergabeanordnungen für Mehrkanal-Stereofonie im Studio und Heim". Allerdings hat sich in der hifi-Welt ein Defakto-Standard eingebürgert, der diesen Forderungen diametral entgegengesetzt ist. Die überpräsenten Pop-Aufnahmen mit ihren nur über Pegeldifferenzen auf die Stereobasis gepannten Mono-Phantomschallquellen erfordern diffuse Weichermacher-Hörbedingungen. Die Perversion wurde so zum Quasi-Standard.

Gruß

Andreas
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 29. Mrz 2005, 10:02
Hallo aiburk,

Die CD’s, Beethoven, R. Leibowitz, RPOL, Chesky, haben mir eigentlich gleich sehr gut gefallen. Aber ich frage mich da mittlerweile auch, ob der Hall raumgerecht ist oder ob da die verfeinerten Produktionsmethoden und die so oft beschworenen Röhren des Labels etwas "Künstliches" bewirken. Damit soll nichts gegen Leibowitz, das Orchester und die eigentliche Einspielung gesagt sein.
Am liebsten höre ich zur Zeit sogenannte Live-Aufnahmen, obwohl das natürlich auch immer noch etwas ganz anderes als Live ist. Wenn der Hall da einigermaßen zum angegebenen Aufnahmeraum/Aufführungsort passt, ist mir das schon ganz recht, aber ich mag auch keinen „Einheitshall“.
Ich mag aber auch nicht, wenn die Pausen "tot" sind. Echte Stille ist IMHO niemals künstlich "tot".

MfG Bernd
kniepfeil
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 29. Mrz 2005, 17:17
Hallo AH.,
bis auf den HiFi-Boxen-Kritikpunkt habe ich meine Anlage und die Raumklangeigenschaften meiner Ansicht nach ganz gut eingerichtet. Ich kann mir allerdings nicht so recht vorstellen, was Du unter "HiFi-Lautsprechern" genau meinst, da die HiFi-Branche eine ziemlich große Bandbreite an Lautsprechertypen hat, und ich mir nicht ausmalen kann, an welcher Hardware-seitigen Ecke das Problem sitzen kann. Ich höre über etwas ältere Elac-Standlautsprecher auf Ständern, die zwar etwas schwach im Mitten-Bereich sind, dafür aber sehr räumlich, differenzierend und dynamisch (vor allem im Bassbereich) klingen. Obwohl ich am liebsten Jazz höre, kann ich meine Cambridge-Anlage nicht als "Rock- und Pop-Liebhaber" schimpfen.
Interessant ist es auf jeden Fall gewesen, zu wissen wieviel komlexe Berechnung in solch einer Aufnahme steckt.
Ich hatte eigentlich die Annahme gemacht, dass Orchester öfters mal Studioaufnahmen machen, da es bestimmt viel Arbeitsparender bei so vielen Musikern ist, nachträglich einzelne Spuren getrennt abmischen und ggf. raus zu schneiden sind.

Um nochmal ein Beispiel zu nennen, das mich wirklich schockiert hat: Joseph Haydn, Konzert für Orgel und Orchester, Hob. XVIII Nr. 1, C-Dur, Allegro Molto. Franz Gruber, Hassler Consort, Leitung Franz Raml. MDG Musikproduktion (gefunden auf CD der stereoplay 12/2002) in der Stiftskirche in Rot an der Rot.
AH.
Inventar
#16 erstellt: 29. Mrz 2005, 19:41
Hallo,

Du kannst die Sache leicht prüfen, indem Du ein gleichseitiges Stereodreieck mit ca. 1....1,5m Kantenlänge aufbaust, dabei bitte auf ausreichenden (> 1m) Wandabstand von LS und Hörplatz achten. Bei einer solchen Nahfeld-Abhörsituation wird die hörbare Interaktion zwischen Lautsprecher und Hörraum etwas verringert - und es kostet nichts. Erhellend ist auch, draußen im Garten oder auf der Terasse zu hören.
Das durchgängige Problem fast aller "hifi"-Lautsprecher ist ein zu geringes Bündelungsmaß, d.h. der Schall wird nicht hinreichend gerichtet abgestrahlt. Das erzeugt eine Pseudoräumlichkeit bzw. Diffusivität aufgrund der Tatsache, daß das Diffusfeld am Hörplatz den Direktschall überwiegt, wenn typische Hörabstände von 2...3m in typischen Wohnräumen vorliegen.

Gruß

Andreas

P.S. Ich kenne Deine als "zu hallig" empfundene Aufnahme des Orgelkonzertes nicht, aber ein Konzert für Orgel und Orchester wird nunmal in einer Kirche aufgenommen, weil dort die Orgel steht. Und die Akustik in Kirchen ist bekanntlich hallig und nicht trocken. Die Orgel ist auf diesen Hall auch angewiesen, sie wurde für die Kirchenakustik gebaut. Ohne Hall klingt eine Pfeiffenorgel sehr ungewohnt bzw. "falsch".

Wobei mir persönlich Produktionen von Dabringhaus&Grimm in vielen Fällen zu diffus und mit einem zu sehr dominierenden Raumanteil erscheinen - ist Geschmacksfrage. Zu Produktionen von MD&G greife ich daher i.d.R. nur, wenn es keine künstlerischen Alternativen gibt.


[Beitrag von AH. am 29. Mrz 2005, 19:55 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#17 erstellt: 30. Mrz 2005, 07:45
Hallo Andreas!

Danke für Deinen Nahfeldtipp! Habe meine B+W Nautilus 805 mal ganz dicht (< 1,5 m) an den Sitzplatz herangeholt und die Lautsprecher stark eingewinkelt. Die Basisbreite ist allerdings größer, als von Dir vorgeschlagen. Der Abstand Sitzplatz - Rückwand und Lautsprecher - Rück wand ist jeweils deutlich > 1m.
Der klangliche Effekt war erstaunlich! Ich höre jetzt mehr Details und stärker den Aufnahme-, als den Wiedergaberaum. Kann dieses Experiment nur jedem empfehlen!
Vielleicht war das Ergebnis aber auch nur so deutlich, weil die B+W (laut Meßergebnissen im Test) ein "sehr gutes" Rundstrahlverhalten aufweist, den Raum also sehr stark mit einbezieht.

Mit welchen Studiomonitoren hörst Du denn? Welche Marken kannst Du in diesem Segment empfehlen?
Eventuell muss ich mich wegen eines Umzugs von meiner Nautilus-Röhren-Kombi trennen. Stattdessen könnte ich mir gut aktive Abhörlautsprecher vorstellen.

Viele Grüße,

Frank
AH.
Inventar
#18 erstellt: 30. Mrz 2005, 11:20
Hallo Frank,

ich selbst höre mit einem selbstgebauten aktiven Dreiwegesystem und einem älteren Hauptregielautsprecher von K+H (O111).

Unter den Herstellern von Studio-Regielautsprechern fallen folgende Firmen durch ein sauber durchentwickeltes Produktionsprogramm auf:

www.me-geithain.de
www.klein-hummel.de
www.genelec.com

Wenn es ein preisgünstiges System sein soll, empfehle ich Dir das Modell Genelec 8050A, dessen Datenblatt hier erhältlich ist:

http://www.genelec.com/pdf/DS8050a.pdf

Bei den aktiven Dreiwegesystemen im gehobenen Preisbereich lohnt ein Blick auf den Klein+Hummel O500C:

http://www.klein-hummel.de/produkte/o500c/html/messkurven_g.htm

Auch das Modell RL 901 bei www.me-geithain.de ist gut, mit leichten Einschränkungen auch der kleinere RL 903.

Gruß

Andreas
Hüb'
Moderator
#19 erstellt: 30. Mrz 2005, 19:41
Hallo Andreas!

Die K+H sind sicher hervorragende Monitore. Nur habe ich derzeit (und auch in absehbarer Zukunft) keine 19.000,- Euronen für eine paar Lautsprecher übrig.
Kannst Du vielleicht was im Preisrahmen von 2.000,- bis 4.000,- Euro/Paarpreis empfehlen?
Was hältst Du von den A.D.A.M-Lautsprechern? Die machen auf mich einen sehr guten (ersten, optischen) Eindruck.

Viele Grüße,

Fran´k
AH.
Inventar
#20 erstellt: 30. Mrz 2005, 22:32
Hallo Frank

ich möchte aus meinem Beitrag oben kurz zitieren:


Wenn es ein preisgünstiges System sein soll, empfehle ich Dir das Modell Genelec 8050A, dessen Datenblatt hier erhältlich ist:

http://www.genelec.com/pdf/DS8050a.pdf


So sehen die Dinger aus:



Und der Stückpreis von 1298€ erfüllt Deinen Preisrahmen in idealer Weise: http://www.netzmarkt.de/thomann/artikel-171712.html

A.D.A.M-Lautsprecher sind nicht besonders gut, da trügt der optische Eindruck und ebenso die Popularität (vielleicht sind sie ja wegen der Optik so populär?). Das Modell S2A, welches vom Preis her dem Genelec 8050 nahekommt, zeigte in unabhängigen Messungen keine rundum überzeugenden Eigenschaften. Richtcharakteristik unstetig, nichtlineare Verzerrungen recht hoch, Freifeld-Frequenzgang wellig, Paargleichheit schlecht.

Gruß

Andreas
Hüb'
Moderator
#21 erstellt: 31. Mrz 2005, 06:52
Hallo Andreas!

Nochmals danke für Deine Hinweise!
Vielleicht spare ich dann doch lieber auf ein paar 1037 C von Genelec. Meine B+W + Röhrenmonoendstufen waren ja auch nicht ganzu billig. Dieses Niveau möchte ich schon gerne halten.

Viele Grüße,

Frank
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 31. Mrz 2005, 10:22
Hallo Hüb,
entschuldige, daß ich hier so reinschneie.
Warum erprobst Du nicht Deine Röhrenmonos erst einmal an einer ME100 von MEGeithain? Die habe ich an Röhrenmono gehört und das war auch schon etwas. Natürlich müßtest Du sie "artgerecht" hören. Und sie sind fast "wohnzimmertauglich". Dann könntest Du immer noch weiter überlegen..

MfG Bernd
op111
Moderator
#23 erstellt: 31. Mrz 2005, 10:34

ajburk schrieb:
Ich hatte eigentlich die Annahme gemacht, dass Orchester öfters mal Studioaufnahmen machen, da es bestimmt viel Arbeitsparender bei so vielen Musikern ist, nachträglich einzelne Spuren getrennt abmischen und ggf. raus zu schneiden sind.


Hallo ajburk,
du meinst wahrscheinlich Produktionsbedingungen, wie sie im Bereich Pop/Rock/Jazz häufig vorzufinden sind.
Dort wird im Extremfall jedes Instrument separat in einem (neutral klingenden) Raum (nacheinander) aufgenommen (zum Teil in weltweit verteilten Studios) und später zusammengemischt.
Dabei entstehen die von Andreas (AH.) angesprochenen
"überpräsenten Pop-Aufnahmen mit ihren nur über Pegeldifferenzen auf die Stereobasis gepannten Mono-Phantomschallquellen", die so unnatürlich, für mich oft geradezu unangenehm klingen.

Diese Technik ist in der Klassik nicht verbreitet, in Ausnahmefällen wird mal ein (Star-)Solist in einer Opernaufnahme auf diese Art "hinzugefügt".
Rein organisatorisch / musikalisch führt diese Technik insbes. bei größeren Ensembles weder zu ökonomisch noch künstlerisch akzeptablen Resultaten.

Üblich ist auch bei Studioaufnahmen, Werke im angemessenen Raum von allen Beteiligten gemeinsam (nicht sequenziell) aufführen zu lassen.


Hier 2 Beispiele:
1. ein aktuelles

aus
http://www.joseph-ma...t_recording_projects

2. das wegen seiner trockenen (hallarmen) Akustik berühmt - berüchtigte
RCA/NBC Studio 8H, in dem das NBC Symphony Orchestra und Arturo Toscanini viele ihrer Aufnahmen produzierten.

Thumbnail:

groß:
http://www.tvhistory.tv/1930s-NBC-Tour2.jpg
aus:
http://www.tvhistory.tv/other_stuff1.htm

Aus Nahfeldaufnahmen ähnlich wie in der Popmusik zusammengesetzt sind z.B. die von der Decca im sog. Phase-4 Verfahren produzierten Orchesteraufnahmen von Leopold Stokowski.

Ich stimme mit Andreas darin überein, daß mir dem Genre unangemessene, zu diffuse Aufnahmen nicht gefallen.
Die Gründe aus denen manchmal leider so verfahren wird, mögen unterschiedlich sein, vom persönlichen Geschmack über das kaschieren kleiner Spielmängel bis hin zu abstrusen High-End-Philosophien.
Beispiele für letzteres scheinen mir einige Nimbus-Orchesteraufnahmen zu sein (z.B. Schubert Symphonien, Hanover Band, Ltg. Roy Goodman, Nimbus/Brilliant Classics).

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 31. Mrz 2005, 16:42 bearbeitet]
AH.
Inventar
#24 erstellt: 31. Mrz 2005, 11:10
Hallo Frank,

an dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, daß die kleinen 8050A in manchen Punkten besser, in manchen Punkten schlechter sind, als der 1037C. So ist der Diffusfeld-Frequenzgang der 8050A oberhalb ca. 1kHz deutlich frequenzlinearer. Was destruktive Interferenzen angeht, so ist der 8050 ebenfalls besser. Die großen ermöglichen natürlich eine höhere unverzerrte Lautstärke und das Bündelungsmaß steigt schon bei tieferen Frequenzen an. Es ist daher nicht gesagt, daß die großen Dir besser gefallen müssen. Hör Dir mal die kleinen mit einem ganz normalen, preisgünstigen Vorverstärker an.
Von den ME 100 würde ich eher abraten, der Lautsprecher ist für universelle Anwendungen zu klein und vor allem als Nahfeldlautsprecher geeignet.

Gruß

Andreas


[Beitrag von AH. am 31. Mrz 2005, 11:15 bearbeitet]
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 31. Mrz 2005, 12:34
Hallo Andreas,


und vor allem als Nahfeldlautsprecher geeignet.

das meinte ich u.a. mit „artgerecht“ hören. Das Übergangsprobehören mit der ME100 könnte Frank allerdings einen Schock ersparen, falls er noch nie vorher mit einem echten Neutrallautsprecher gehört haben sollte. Für manchen ist das nämlich so ähnlich, wie wenn er zum ersten Mal seine eigene Stimme auf Band hört. Ganz eindeutig kommt auch IMHO mit den von Dir empfohlenen LS die Musik am ehesten so herüber, wie sie auf der Aufnahme ist.

Hallo Franz, hallo Andreas,
könnt Ihr etwas zu den Chesky Aufnahmen der Beethoven Symphonien mit Leibowitz sagen und meine oben erwähnten aufkommenden Zweifel etwas besänftigen? Hört sich das nun natürlich an oder nicht? Manchmal meine ich , es klingt ein bisschen wie aufgeblasenes Mono mit Hall darüber, manchmal finde ich den Klang als für ältere Aufnahmen genau richtig.

MfG Bernd
op111
Moderator
#26 erstellt: 31. Mrz 2005, 16:04

palisanderwolf schrieb:
könnt Ihr etwas zu den Chesky Aufnahmen der Beethoven Symphonien mit Leibowitz sagen

Hallo Bernd,
als CD habe ich die Leibowitz-Aufnahmen mit Sicherheit nicht, möglich daß im Keller noch irgendwo die LPs existieren - aber bis ich mal da zum Aufräumen komme ...
Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 31. Mrz 2005, 16:05 bearbeitet]
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 01. Apr 2005, 09:05
Hallo Franz,


Hallo Bernd,
als CD habe ich die Leibowitz-Aufnahmen mit Sicherheit nicht, möglich daß im Keller noch irgendwo die LPs existieren - aber bis ich mal da zum Aufräumen komme ...
Gruß
Franz



dann werde ich leider damit leben müssen. Es ging mir um die Aufnahmen auf CD und wenn Du die ja nicht hast... Dennoch sagt mir das schon etwas.

MfG Bernd
Hüb'
Moderator
#28 erstellt: 01. Apr 2005, 19:38
Hi zusammen!

Um noch einmal auf die Studiolautsprecher-Problematik zurückzukommen: was ist denn an der Klangcharakteristik im Vergleich zu meinen B+Ws, die ja im Hifi-Bereich auch gerne als Monitore bezeichnet werden, so anders?
Die einzigen Monitore die ich kenne sind die Tannoy Reveal und die Tannoy NFM 6 II (oder so ähnlich; jedenfalls ein 6"-Koax). Beide passiv.
Ein aktiver Monitor wäre für mich aus den folgenden Gründen interessant:

a. ich spare mir die Platzraubenden, Abwärme produzierenden Röhrenmonoblöcke
b. ich reduziere den Raumeinfluss auf den Klang durch die Nahefeldsituation.
c. ich hätte einen soliden, hochwertigen Lautsprecher mit gutem Preis/Leistungsverhältnis - ganz ohne das übliche High-End-Brimborium

Danke schon einmal für eure Antworten!

Viele Grße,

Frank
AH.
Inventar
#29 erstellt: 03. Apr 2005, 14:27
Hallo Frank,

was die andersartige Klangcharakteristik angeht, so mag ich keine Klangbeschreibungen, weil man zu leicht aneinander vorbeiredet. Mach bitte selbst einen A/B-Vergleich. Ich versichere Dir, daß der Klangeindruck der Genelec 8050A aufgrund des höheren Bündelungsmaßes und der sehr homogenen und ungestörten Richtcharakteristik klarer, transparenter und definierter im Vergleich zu den "matschig-diffusen" B&W Nautilus 805 sein wird. Du wirst zudem viel stärker den Ursprungsraum hören. Außerdem wird Dich die Pegelfestigkeit überraschen.
Die Genelec 8050 sind aus meiner Sicht für eine reine Nahfeld-Abhörsituation nicht ideal geeignet, ich würde sie je nach Raumakustik bei ca. 2m Hörabstand nutzen.

Gruß

Andreas

P.S. Die kleinen Tannoy sind für den Preis sicher okay, aber naturgemäß sehr weit vom physikalischen Ideal entfernt (Spielzeug, als Abhöre nicht verwendbar).

P.P.S. die hier diskutierten Beethoven-Aufnahmen kenne ich nicht. Werde die Sache allerdings verfolgen und mir eine davon entweder ausleihen oder kaufen und dann berichten. Allerdings ist das Label Chesky erfahrungsgemäß mit Vorsicht zu genießen, wobei das hier wohl nur Wiederveröffentlichungen von Aufnahmen eines "seriösen" Labels sind.
lydian
Stammgast
#30 erstellt: 04. Apr 2005, 11:35

AH. schrieb:

P.P.S. die hier diskutierten Beethoven-Aufnahmen kenne ich nicht. Werde die Sache allerdings verfolgen und mir eine davon entweder ausleihen oder kaufen und dann berichten. Allerdings ist das Label Chesky erfahrungsgemäß mit Vorsicht zu genießen, wobei das hier wohl nur Wiederveröffentlichungen von Aufnahmen eines "seriösen" Labels sind.


Hallo,

die Leibowitz-Beethoven-Aufnahmen wurden von Decca im Auftrag der RCA produziert. Toningenieur war Kenneth Wilkinson, Produzent Charles Gerhardt. Aufgenommen wurde in London (ich weiß jetzt nicht, ob Kingsway-Hall, Walthamstow oder Watford, muss mal zu Hause nachschauen, das steht sicher im Beiheft). Ich habe die originalen US-LPs sowie eine Chesky-CD. Ein Vergleich könnte interessant werden. Meine Erinnerung sagt mir, dass die Aufnahmen nicht den gewohnten Decca-Standard haben.

Gruß,
Steff
Tommy_Angel
Inventar
#31 erstellt: 04. Apr 2005, 13:45
lydian, die hab ich auch...rauschen tun se beide...
lydian
Stammgast
#32 erstellt: 04. Apr 2005, 16:18

Tommy_Angel schrieb:
lydian, die hab ich auch...rauschen tun se beide...


Hi,

hier geht doch um den Hall, nicht um das Rauschen.
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#33 erstellt: 05. Apr 2005, 16:52
Hallo zusammen..

kleiner Tip - in einem uns allen bekannten Auktionshaus stehen seit 10 Tagen geithain RL 904 in Sonderfurnier, mit teuren Staendern fuer (wenn man den gesamtpreis nimmt) fast die Haelfte des UVP wie sauerbier im Angebot.

Kaeme noch innerhalb der Preisspanne von Frank zur Disposition.

Der verkaufer hat auch seine Tel. nr. dort im text verewigt, so dass man direkt mit ihm verhandeln kann...

Disclaimer:
NEIN, ich habe mit ihm nix zu tun, aber falls jemand geithains fuer den halben Preis suchen sollte..

Der (allem anschein nach sehr serioese) Besitzer schreibt, er wuerde sie nur hergeben, weil er sich die 901K holt... kann ich nur zu gut verstehen, nachdem ich die auch einmal intensiver gehoert habe .... waeren auch meine Traum-LS.

Die RL 904 habe ich noch nicht gehoert, daher kann ich zu diesen angebotenen LS nix sagen, aber die 901K und die 922K sind grandios, wenngleich oberhalb des finanziellen Rahmens der meisten User, auch des meinen.

Der verkaeufer der 904 sollte beim Kauf der 901K allerdings ein paar Euro fuer raumakustische Beratung ausgeben, denke ich....

Hier der Link:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&rd=1&item=7503886125

und hier die Infos von geithain zu den LS:

http://www.me-geithain.de/download/rl904.pdf

Die Homepage von Geithain ist sicher auch so mal einen naeheren Blick wert.

Gruss
geniesser_1

P.S.: Hoerzone.de ist sicher die rechte Adresse, wenn man sich in Sachen Aktivlautsprecher Haendlermaessig serioes beraten lassen will.


[Beitrag von geniesser_1 am 05. Apr 2005, 21:53 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#34 erstellt: 05. Apr 2005, 18:41
Hallo Geniesser!

Ist wohl eher eine langfristige Investitionsentscheidung.
Trotzdem vielen Dank!

Grüße,

Frank
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 05. Apr 2005, 21:49

Tommy_Angel schrieb:
lydian, die hab ich auch...rauschen tun se beide...


Die Chesky-Cds der Beethoven-Aufnahmen von Leibovitz???

Bist Du sicher, dass das die Aufnahme ist?!?

ich habe die ziemlich laut gehoert, aber das Rauschen habe ich nicht wahrgenommen....

GRuss
geniesser_1
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#36 erstellt: 06. Apr 2005, 13:14
Hallo Dirk,

geniesser_1 schrieb:


ich habe die ziemlich laut gehoert, aber das Rauschen habe ich nicht wahrgenommen....

GRuss
geniesser_1

mit Deiner Klanglupe kann man eigentlich alles übergenau hören( nehme an, Du hast mit Deinem Stax gehört. ).

Was meinst Du, werden die CD einer natürlichem Empfindung des Aufführungsraumes gerecht oder ist das zwar sehr schön aber doch etwas künstlich? Man könnte ja auch mal versucht sein, so etwas wie Röhren- und Bändchenklang auf einer Tonkonserve mit einzubringen...woran würden wir das merken?

MfG Bernd
w3sp
Ist häufiger hier
#37 erstellt: 07. Apr 2005, 11:27
Mich stört solch ein Hall eigentlich nicht.
Die Qualität der live-Aufnahmen von Chopins 4. Ballade oder
der spanischen Rhapsody von Liszt gespielt von Yundi Li
finde ich ziemlich schön...haben auch ein bisschen Hall
dabei und der Klang ist sehr voll und robust.



so long..

-w3sp-
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#38 erstellt: 07. Apr 2005, 12:39

palisanderwolf schrieb:
Hallo Dirk,

geniesser_1 schrieb:


ich habe die ziemlich laut gehoert, aber das Rauschen habe ich nicht wahrgenommen....

GRuss
geniesser_1

mit Deiner Klanglupe kann man eigentlich alles übergenau hören( nehme an, Du hast mit Deinem Stax gehört. ).

Was meinst Du, werden die CD einer natürlichem Empfindung des Aufführungsraumes gerecht oder ist das zwar sehr schön aber doch etwas künstlich? Man könnte ja auch mal versucht sein, so etwas wie Röhren- und Bändchenklang auf einer Tonkonserve mit einzubringen...woran würden wir das merken?

MfG Bernd


Hallo Bernd,

Mein Beitrag war nicht sooo bitterernst gemeint

Ich kann mich nur halt nicht an ungewoehnlich lautes Rauschen erinnern, also schliesse ich daraus, dass es nicht so schlimm gewesen sein kann>.

Aber es interessiert mich schon, ob ich das nur psychoakustisch "ausgeblendet" habe oder das Rauschen wirklich nicht so ausgepraegt war.

Ausserdem sind die Beethoven-Aufnahmen sowieso mal wieder "dran" .. sie gefallen mir sehr, daher hier auch noch einmal ein herzliches Danke an TommyAngel, dem ich den Tip zum Kauf damals zu verdanken hatte!

Allerdings nehme ich stark an, dass die LPs aus ZWEI Gruenden starer Rauischen:

Erstens ist das Medium LP nun mal mit geringerem Rauschabstand "gesegnet" als die CD (ich meine jetzt nicht die Aufnahme, sondern das Rauschen des Vinyls)

und

Zweitens sind die Aufnahmen von Chesky und seinem Bruder aufwendig ueberarbeitet und digital transferiert worden.
Meine bisherigen Erfahrungen diesbezueglich gehen dahin, dass wirklich professionell sorgfaeltig und handwerklich gut digital ueberarbeitete Analogaufnahmen noch einen Tick weniger Hintergrundrauschen haben, ohne dass nennenswert viel vom Musikmaterial unterdrueckt wird.

Zumindest kann ich mich sogar an japanische Neuausgaben von sehr alten Jazzaufnahmen aus den 40er und 50er Jahren erinnern, die nach offensichtlich hingebungsvoller ( ZEN laesst gruessen ) digitaler Bearbeitung verblueffenderweise kaum noch Rauschen und trotzdem excellente Hoehen hatten... frag mich jetzt nicht, wie die das hinbekommen haben, aber ich war total verbluefft. Und sehr begeistert.

Wobei ja auch viele Analogaufnahmen aus den 50/60ern bereits von Hause aus beeindruckend gut waren.... da koennte so mancher heutige Toningenieur vielleicht mal ein Praktikum bei einem der damaligen Toningenieure machen...

Ich nenne da mal nur den Namen Rudi Geldern bei, der ja sogar reaktiviert wurde, um eine vielbeachtete >serie von Neuueberspielungen und Abmischungen im Jazzbereich umzusetzen.

Ich stelle mir manchmal in meiner Phantasie amuesiert vor, wie man ihn im Rollstuhl an das Mischpult transportiert und der alte Knabe den jungen Bengels von heute mal zeigt, wo tontechnisch der Hammer haengt..

intelligentes Handwerk ist halt eine Pretiose...

Ich bekenne: das war "jazzt" zunehmend offtopic, aber mir war halt danach...

Interessant ist - um noch einmal zur Klassik zurueckzukommen - in diesem Zusammenhang vielleicht auch die bekannte Live-Aufnahme der Pastorale unter Carlos Kleiber...

Da habe ich fast das Gefuehl, ich sitze im Zuschauerraum.... und man kann die Ergriffenheit des Publikums fast koerperlich spueren...

Gruss geniesser_1
lydian
Stammgast
#39 erstellt: 07. Apr 2005, 14:45

geniesser_1 schrieb:

Erstens ist das Medium LP nun mal mit geringerem Rauschabstand "gesegnet" als die CD (ich meine jetzt nicht die Aufnahme, sondern das Rauschen des Vinyls)

.....

Zweitens sind die Aufnahmen von Chesky und seinem Bruder aufwendig ueberarbeitet und digital transferiert worden.


Hallo,

so ist zumindet ersteres nicht ganz richtig. Rauschen tut das analoge Band, nicht das Vinyl. Der Abspielvorgang einer LP produziert je nach Qualität und Justage der beteiligten Komponenten und der verwendeten LP (Vinylqualität, Abnutzung, Beschädigung) einen mehr oder wenig vernehmbaren Störteppich, aber kein Rauschen.
Bei der Frage, wie penibel die Brüder Chesky bei der Digitalisierung vorgingen, ist u. a. ausschlaggebend, von welchem Band sie transferierten. Es gibt ernstzunehmende Stimmen, die sagen, Chesky hätte nie Zugang zu den originalen Masterbändern gehabt, aber ich weiß da nix genaues. Immerhin war das eine Decca-Produktion im Auftrag der RCA und Usus war, dass Decca die Originalbänder behielt und dem Auftraggeber nur Kopien aushändigte. Annehmen kann man, dass Chesky diese Kopie bearbeitete.

Gruß,
Steff
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#40 erstellt: 07. Apr 2005, 17:45

lydian schrieb:

geniesser_1 schrieb:

Erstens ist das Medium LP nun mal mit geringerem Rauschabstand "gesegnet" als die CD (ich meine jetzt nicht die Aufnahme, sondern das Rauschen des Vinyls)

.....

Zweitens sind die Aufnahmen von Chesky und seinem Bruder aufwendig ueberarbeitet und digital transferiert worden.


Hallo,

so ist zumindet ersteres nicht ganz richtig. Rauschen tut das analoge Band, nicht das Vinyl. Der Abspielvorgang einer LP produziert je nach Qualität und Justage der beteiligten Komponenten und der verwendeten LP (Vinylqualität, Abnutzung, Beschädigung) einen mehr oder wenig vernehmbaren Störteppich, aber kein Rauschen.
Bei der Frage, wie penibel die Brüder Chesky bei der Digitalisierung vorgingen, ist u. a. ausschlaggebend, von welchem Band sie transferierten. Es gibt ernstzunehmende Stimmen, die sagen, Chesky hätte nie Zugang zu den originalen Masterbändern gehabt, aber ich weiß da nix genaues. Immerhin war das eine Decca-Produktion im Auftrag der RCA und Usus war, dass Decca die Originalbänder behielt und dem Auftraggeber nur Kopien aushändigte. Annehmen kann man, dass Chesky diese Kopie bearbeitete.

Gruß,
Steff


Hallo Steff,

Hmmm...
ich meine, einmal vor laengerer Zeit gelesen zu haben, dass es verschiedene Vinylqualitaeten gibt - und die besseren ein geringeres Eigenrauschen haetten. Das wuerde auch erklaeren, weshalb die ca. 50 Japanpressungen, die ich habe, (neben einer oftmals - fuer meinen Geschmack - viel besseren Abmischung auch ein drastisch geringeres rauschen haben.
Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, man lernt ja nie aus.

Zu den Kopien als Vorlage fuer Chesky:

Mag ja sein, dass die "nur" eine Kopie vom Original zur Verfuegung hatten.

Aber meinen Infos zufolge waere das bereits ziemlich gut, weil dem Vernehmen nach so manche >Neuerscheinung< von einer Kopie der -xsten Kopie-Generation und nicht der 2. Generation gemacht wurde.
Oftmals laesst sich wohl nicht einmal mehr eindeutig nachvollziehen, um die wievielte Kopiegeneration es sich bei Archivmaterial handelt...

Auch hoerte ich, dass aus Kostengruenden teilweise chaotisch "gepflegte" Archive bei den Majors existieren.

Den Vogel schoss wohl der Bayr. Rundfunk ab, das von mir zitierte, vom BR uebertragene und mitgeschnittene Kleiber-Konzert wurde zwar archiviert, aber das Masterband war voellig unbrauchbar geworden. Die CD ist nach aufwendiger Ueberarbeitung einer urspruenglich fuer ein Familienmitglied zu privaten Zwecken erstellte Kopie des Masters auf MUSIK-CASSETTE (!) entstanden...
Die war wohl besser gepflegt worden im auto als das Masterband im BR-Archiv ?

Wenn man das mit der MusikCassette als "Master" fuer die Kleiber-CD in Rechnung stellt, hoert es sich verdammt gut an... allerdings hoert man da wirklich das Bandrauschen... selbst ich...

Auf jeden fall jedoch habe ich durch Wahl unpraeziser Begrifflichkeiten verwirrung gestiftet.

Richtiger waere es gewesen, von (zumindest theoretisch) geringerem "Gerauschspannungsabstand" des Systems LP/PLattenspieler/Phono-VV zu schreiben.

Dass LPs (bzw. das o.a. Gesamt-"System" ) unabhaengig von zugrundeliegender Analog oder Digitalaufnahme Stoergeraeusche in durchaus noch wahrnehmbarer Hoehe verursachen, ist aber unbestritten?

Oder war der Systemwechsel vor 25 Jahren voellig unnoetig?

@ Steff

Bin ich jetzt ausreichend zurueckgerudert?

GRuss

und Danke fuer die berechtigten Einwaende

geniesser_1


[Beitrag von geniesser_1 am 07. Apr 2005, 19:21 bearbeitet]
lydian
Stammgast
#41 erstellt: 07. Apr 2005, 22:15

geniesser_1 schrieb:

@ Steff

Bin ich jetzt ausreichend zurueckgerudert? :D



Hallo geniesser_1,

so kräftges rudern wäre nicht von Nöten gewesen

Als "Rauschen" würde ich ein hochfrequentes, unveränderliches, gleichmäßiges Signal bezeichnen, das unabhängig von den verwendeten Komponenten auf der abgespielten Signalquelle vorhanden ist. Die Vernehmbarkeit der unbestreitar vorhandenen Störgeräusche der LP sind halt sehr stark von vielen Bedingungen abhängig. Da gibt es Riesenunterschiede je nach Vinylqualität (die Spanne ist riesig), Nadelschliff, Laufwerk, Stellfläche etc.

Ob der Systemwechsel nötig war? Aus klanglicher Sicht m. E. nicht, aber da gehöre ich einer Minderheit an. Der Fortschritt durch die CD besteht in erster Linie in der einfacheren Produktion sowie der wesentlich nutzerfreundlicheren Handhabbarkeit. Aber durch die simple Reproduzierbarkeit der CD steckt die Industrie jetzt in massiven Schwierigkeiten. Aber das ist eine andere Geschichte...

Klar arbeiten die Cheskys akkurat, aber wie die Wiederauflagen vieler Living-Stereo-LPs zeigen (die wurden etwa zur gleichen Zeit von Chesky und Classic Records wieder aufgelegt), kann man noch bessere Ergebnisse erzielen.

Die Kleiber-Pastorale hab ich natürlich auch, und die von dir geschilderte Story wäre unglaublich, stünde sie nicht im Beiheft.

Viele Grüße,
Steff
kniepfeil
Ist häufiger hier
#42 erstellt: 08. Apr 2005, 20:40
Hallo alle zusammen,
da wir alle schon so weit vom Topic abgekommen sind, will ich mal fleißig weiter machen
@A.H.:
Nochmal zu den Studiolautsprechern, warum sind denn ausschließlich die in der Lage, den Aufnahme-Klang uninterpretiert wieder zu geben?
Es dürfte doch weder im Sinne eines guten Lautsprecherherstellers sein, seine Boxen diffus klingen zu lassen, noch ausserhalb seines Ermessens liegen, gute Lautsprecher zu konstruieren.
Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass ein pseudo-räumlicher Klang besonders beliebt bei den Kunden ist.
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 09. Apr 2005, 17:37

palisanderwolf schrieb:
Hallo Dirk,

geniesser_1 schrieb:


ich habe die ziemlich laut gehoert, aber das Rauschen habe ich nicht wahrgenommen....

GRuss
geniesser_1

mit Deiner Klanglupe kann man eigentlich alles übergenau hören( nehme an, Du hast mit Deinem Stax gehört. ).

Was meinst Du, werden die CD einer natürlichem Empfindung des Aufführungsraumes gerecht oder ist das zwar sehr schön aber doch etwas künstlich? Man könnte ja auch mal versucht sein, so etwas wie Röhren- und Bändchenklang auf einer Tonkonserve mit einzubringen...woran würden wir das merken?

MfG Bernd


Ich habe mit den Stax kaum noch gehört, seitdem ich die alten Regiemonitore im Nahfeld höre.


gestern habe ich von Leibovitz die Pastorale gehört, soeben höre ich die 4., die ich sehr liebe.

Bei der Pastoralen wollte sich eine ausgeprägte Räumlichkeit NICHT einstellen, aber jetzt fasziniert mich die 4. und auch die weiteren Aufnahmen auf dieser Cd (türk. Marsch und die 7. ) auch diesbezüglich umso mehr.


Ich möchte mich fast virtuell vor dem Toningenieur verneigen, der die 4. aufnahm (nachdem ich das zuvor vor Betthoven, dem Orchester und Leibovitz gemacht habe)

Eine wundervolle Aufnahme, die mein Herz höher springen läßt.

Auch der Rest dieser Cd erscheint sagenhaft räumlich (im Sinne des weitgehenden "Hörenkönnens" des Originalraumes. Oder einer perfekten, realistischen Illusion über einen Aufnahmeraum, wer weiß...

Obwohl ich die Neuauflagen von living audio leider mangels Besitz nicht beurteilen kann, würde mich das jedoch sehr reizen.

Wo kann man die erstehen? Weiß das jemand?

Es würde mich sehr interessieren, so einmal einen kleinen praktischen Exkurs über Originalaufnahme und den Effekten einer Neubearbeitung und den Unterschieden zwischen den gebrüdern Chesky und anderen Toningenieuren auf der Ebene des laienhaften Hörers zu machen, das fände ich sehr spannend.

Zum letzteren Teil deiner Fragen:

Ich werde demnächst ja Gelegenheit haben, mal die Solti-Aufnahmen bei Andreas anzuhören (ich habe die als LP-Gesamtausgabe inzwischen hier, kann sie jedoch leider bisher nicht anhören, weil meine Plattenspieler noch in D sind) , wir werden auch Gelegenheit haben, dort die Leibovitz-Aufnahmen dagegen zu halten, ich bin schon total gespannt und freue mich sehr darauf - aber nicht nur deswegen...

Wir haben bereits verabredet, dass ich den Stax mitnehme und wir mal den AKG BAP-1000 zwischenschalten, um einen Diffusfeldentzerrten Stax zu hören.

Ich bin jetzt bereits absolut sicher, wesentlich klüger und um so manches Wissen bereichert wieder heimzukehren.

mit dem DCX 2496 könnte man ja auch eine Diffusfeld-entzerrte Einstellung als Programm einspeichern, wenn..... ja, wenn man den Stax sauber ausmessen könnte.


Mittel-langfristig möchte ich gerne den Tip von Andreas verwirklichen und meinen individuellen Gehör-Diffusfeldfrequenzgang einmal ausmessen lassen.

Das wäre dann perfekt.

Gruß
Dirk
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#44 erstellt: 11. Apr 2005, 10:35
Hallo lydian,

Bei der Frage, wie penibel die Brüder Chesky bei der Digitalisierung vorgingen, ist u. a. ausschlaggebend, von welchem Band sie transferierten. Es gibt ernstzunehmende Stimmen, die sagen, Chesky hätte nie Zugang zu den originalen Masterbändern gehabt, aber ich weiß da nix genaues. Immerhin war das eine Decca-Produktion im Auftrag der RCA und Usus war, dass Decca die Originalbänder behielt und dem Auftraggeber nur Kopien aushändigte. Annehmen kann man, dass Chesky diese Kopie bearbeitete.

Gruß,
Steff

und
Klar arbeiten die Cheskys akkurat, aber wie die Wiederauflagen vieler Living-Stereo-LPs zeigen (die wurden etwa zur gleichen Zeit von Chesky und Classic Records wieder aufgelegt), kann man noch bessere Ergebnisse erzielen.

Die Kleiber-Pastorale hab ich natürlich auch, und die von dir geschilderte Story wäre unglaublich, stünde sie nicht im Beiheft.

Viele Grüße,
Steff

das macht die ganze Angelegenheit für mich jetzt noch interessanter.

Hallo Dirk,
wir kommen der Sache näher.

Geniesser_1 schrieb:


Es würde mich sehr interessieren, so einmal einen kleinen praktischen Exkurs über Originalaufnahme und den Effekten einer Neubearbeitung und den Unterschieden zwischen den gebrüdern Chesky und anderen Toningenieuren auf der Ebene des laienhaften Hörers zu machen, das fände ich sehr spannend.

Zum letzteren Teil deiner Fragen:

Ich werde demnächst ja Gelegenheit haben, mal die Solti-Aufnahmen bei Andreas anzuhören (ich habe die als LP-Gesamtausgabe inzwischen hier, kann sie jedoch leider bisher nicht anhören, weil meine Plattenspieler noch in D sind) , wir werden auch Gelegenheit haben, dort die Leibovitz-Aufnahmen dagegen zu halten, ich bin schon total gespannt und freue mich sehr darauf - aber nicht nur deswegen...

Wir haben bereits verabredet, dass ich den Stax mitnehme und wir mal den AKG BAP-1000 zwischenschalten, um einen Diffusfeldentzerrten Stax zu hören.



Auch Andreas/AH wollte sich ja noch um die Räumlichkeit und den Hall bei diesen Aufnahmen kümmern. Ich bin gespannt.

Hallo ajburk,
damit dürften wir nicht mehr allzu weit vom Thema/Topic Deines Threads entfernt sein.

MfG Bernd

PS:
Der Stax ist schon toll, aber der AKG 100 ergibt IMHO ein Lautsprecher-adäquateres Klangbild. Beide brauchen passendes Zubehör, um ihr Potential wirklich nutzen zu können. Das ist mir zu aufwendig. Daher bevorzuge ich den AKG 501 als Kopfhörer. Unkompliziert in der Handhabung, sitzt bequem, gibt angenehm linear und gut aufgelöst wieder , also für meine Zwecke genau richtig.
AH.
Inventar
#45 erstellt: 28. Apr 2005, 13:52
Hallo,

dankenswerterweise hat mir ein Forumsmitglied die CDs mit den Beethoven-Sinfonien unter Leitung von R. Leibowitz zugesandt.

Zunächst habe ich mir den 1. Satz der vierten Sinfonie angehört. Das Klangbild ist aus meiner Sicht gut und vor allem der Musik angemessen. Ich würde das Klangbild weder als zu direkt noch zu diffus beschreiben. Die Durchhörbarkeit ist befriedigend, hier und da hätten Stützmikrophone (dezent eingesetzt!) zu einer Verbesserung beitragen können. Die Streicher sind schön präsent und direkt, während die Bläser räumlicher und diffuser wirken. Die Tiefenstaffelung ist stark ausgeprägt, man kann sehr gut in den Ursprungsraum hineinhören, diesbezüglich ist das Klangbild sehr natürlich. Eine typische "Dirigentenperspektive", wie sie mir bei Orchesteraufnahmen am meisten zusagt.
Von der Klangfarbe her ist die Aufnahme nicht ganz perfekt, was an den verwendeten Mikrophontypen liegen dürfte. Die modernen Kleinmembranmikrophone färben deutlich weniger. Die Aufnahme schätze ich vom Klangbild her auf die erste Hälfte der 60er Jahre.
Der Anspruch an die Qualität der Wiedergabebedingungen ist bei diesem Typ Aufnahme hoch, weil die Interaktion des Lautsprechers mit dem Wiedergaberaum weitgehend unterbunden werden muß, damit die Aufnahme ihre Reize entfaltet, damit man in den Ursprungsraum hineinhören kann und damit sie hinreichend durchhörbar ist.
Offenbar haben sich die Hörgewohnheiten und wohl auch die Hörbedingungen durch den Konsum von überpräsenten, künstlichen Nahaufnahmen so verändert, daß eine konventionelle Stereo-Aufnahme nicht mehr als präsent genung empfunden wird. Traurig.

Gruß

Andreas


[Beitrag von AH. am 28. Apr 2005, 14:07 bearbeitet]
walter_f.
Hat sich gelöscht
#46 erstellt: 28. Apr 2005, 15:50

Von der Klangfarbe her ist die Aufnahme nicht ganz perfekt, was an den verwendeten Mikrophontypen liegen dürfte. Die modernen Kleinmembranmikrophone färben deutlich weniger.


Hallo Andreas,

das glaube ich auch, nur was nützt mir das wenn bei vielen heutigen Aufnahmen die Musiker nicht im Raum, sondern vor dem Nichts spielen, das wie eine Leerstelle klingt? Ich kann das einfach nur schlecht ertragen.

Ich habe mir gestern die Ondine Sibelius Karelia Music angehört. Die Klangfarben sind bis auf einen leicht verwischten Grundton sogar recht passabel (scheint eine Ondine Eigenart zu sein), aber die ersten Geigen beginnen im Hintergrund und "schweben" plötzlich ganz vorsichtig an ihre angestammten Platze. Ein Holzbläsereinsatz erscheint aus dem Nichts und hinterlässt anschliessend eine imaginäre leere Fläche zwischen den Lautsprechern. Irgendwann hat sich auch noch eine Posaune von den restlichen Blechbläsern gelöst und quakt vorlaut direkt aus dem rechten Lautsprecher.

Ich finde das in diesem Fall dermassen ausgeprägt, dass es schon wieder witzig ist.

Gegen derartiges finde ich einen Leibowitz Beethoven und ähnliche Aufnahmen - von denen es eine Menge gibt - als wahre Wohltat.

Grüsse
Walter

PS. Die Sache mit den Holzbläsern erinnert mich übrigens an ein akustisches PopUp-Fenster, nur dass es nicht geschlossen wird, sondern der Inhalt verschwindet und das Fenster bleibt leer stehen. Wirklich grotesk.


[Beitrag von walter_f. am 28. Apr 2005, 17:07 bearbeitet]
op111
Moderator
#47 erstellt: 02. Mai 2005, 10:17

walter_f. schrieb:
, nur was nützt mir das wenn bei vielen heutigen Aufnahmen die Musiker nicht im Raum, sondern vor dem Nichts spielen, das wie eine Leerstelle klingt? Ich kann das einfach nur schlecht ertragen.


Hallo Walter,
ich weiß nicht, ob wir das gleiche meinen, aber Aufnahmen, bei denen sich die (vielleicht noch synthetische) Raumakustik hörbar dauernd verändert stören mich genauso wie solche bei denen absolut keine Spiel(er)-Nebengeräusche mehr konserviert sind.
unter den jüngeren Aufnahmen ist mir diese hier
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 9 D-dur
Chicago Symphony Orchestra
Pierre Boulez
DG

positiv aufgefallen. Da wurden kleinere natürliche Nebengeräusche der Spieler nicht eliminiert, es klingt weitgehend wie ein Livemitschnitt einer Aufführung ohne Publikum.
Gruß
Franz
walter_f.
Hat sich gelöscht
#48 erstellt: 02. Mai 2005, 11:18

ich weiß nicht, ob wir das gleiche meinen, aber Aufnahmen, bei denen sich die (vielleicht noch synthetische) Raumakustik hörbar dauernd verändert stören mich genauso wie solche bei denen absolut keine Spiel(er)-Nebengeräusche mehr konserviert sind.

Hallo Franz,

ich denke schon, dass wir das gleiche meinen. Ich reagiere einfach überallergisch auf künstlichen Klang, denn Musik wird von Menschen für Menschen gemacht. Es ist schon schlimm, wenn das Ausklingen im Raum "defekt" ist, aber da flattert dann wenigstens noch ein Hallfähnlein an der Restmusik. Ganz schlimm finde ich, wenn schon das Einschwingen kaputt ist, denn dann bekommt man diese tote Musik, wo plötzlich aus dem Nichts Instrumente aufploppen. Die Sache mit sich ändernden Raum-Artefakten lenkt furchtbar von der Musik ab. Wenn ich nicht ganz viele Privataufnahmen hätte, die ausser zwei Schoeps-Mikrofonen, einem Mikrofonverstärker und einem Tascam DAT keine weitere Elektronik gesehen haben und die für mich ein wirklicher Live Ersatz sind, oder ich auch einige Mehrmikrofon-Aufnahmen, die gut gemacht sind, besitze - ist für mich klar, wo die Musik letztendlich stranguliert wird. Viele Leute sagen zu diesen Effekten, dass es total digital klänge , dabei hat es mit einem Format überhaupt nichts zu tun. Die im Deutschlandfunk gemachten Concerto Köln Teldec Aufnahmen klingen übrigens auch mausetot.

Irgendwie hat das Ganze eigentlich nichts mit "Klang" zu tun, sondern es geht hier um die musikalische Struktur. Ich habe schon oft in diversen Kneipen Jazzkonzerte mit lausigen Klavieren gehört, in die wahrscheinlich schon literweise Bier geflossen ist. Für die musikalische Struktur und den Spass ist das ehrlich gesagt sch...egal. Ausserdem kommt man dabei überhaupt nicht auf die Idee, sich zu fragen wie's denn klingt.

Liebe Grüsse
Walter


[Beitrag von walter_f. am 02. Mai 2005, 11:20 bearbeitet]
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