Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 3: das 'Konzert für Elefanten' - die bevorzugte Aufnahme

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AcomA
Stammgast
#1 erstellt: 14. Dez 2004, 14:33
liebe musikfreunde,

ich hörte das konzert f. klavier und orchester nr. 3 d-moll op. 30 von sergej rachmaninow erstmalig als schüler vor etwa 24 jahren in einer aufnahme (EMI) mit alexis weissenberg und dem orchestre national de france unter leitung von leonard bernstein (als mc). ich war sofort begeistert und überzeugt von dieser musik ! als ich dann diese mc mit der stereo-anlage der schule hörte, bemerkte ich, dass weissenberg technische schwierigkeiten mit seinem klavierpart hatte. außerdem waren einige schnitte deutlich zu hören.

rachmaninow hatte dieses 'konzert für elefanten' wohl für seine 1. amerika-reise konzipiert. der technische schwierigkeitsgrad des klavierparts sollte eine huldigung der rasanten technisch-wissenschaftlichen entwicklungen, welche in den usa stattfanden, sein. es gibt die immer wieder aufgelegte aufnahme dieses konzertes mit dem komponisten als pianisten. und ich muss sagen, die klassizistische strenge, welche er dem stück auferlegt, bekommt dem werk sehr gut. trotzdem war rachmaninoff (wie so häufig) mit sich nicht ganz zufrieden, nachdem er dieses konzert mit den pianisten-kollegen horowitz und gieseking hörte. ich kenne die frühe horowitz-aufnahme mit a. coates aus london. merkwürdig, ich kenne oder habe wirklich jede menge von aufnahmen mit diesem konzert (später horowitz, van cliburn, gilels, berman, argerich, sgouros, kocsis, bronfman, kissin, volodos, barto, glemser, bereszowski, lugansky, ashkenazy, pletnev, andsnes, lang).

und trotzdem greife ich immer wieder zu einer aufnahme: aus der reihe 'living stereo' von rca victor. byron janis (horowitz-schüler) und das boston symphony orch. unter der leitung von charles munch (1957) die synthese von durchsichtigem klavierspiel und orchestersound überzeugt mich immer wieder. vielleicht kommt ja bald die aufnahme mit krystian zimerman, dem boston symphony u. s. ozawa auf den markt. sozusagen nach fast 50 jahren an selber stelle !

wie sind eure erfahrungen mit diesem konzert, welche aufnahme ist der 'liebling'.

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 14. Dez 2004, 23:14 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#2 erstellt: 15. Dez 2004, 15:10
hallo forianer,

offensichtlich interessiert hier niemanden das 3. klavierkonzert von rachmaninow. das ist sehr schade, da es sich hierbei um eines der bedeutendsten des 20. jahrjunderts handelt. mittlerweile hat es fast jeder pianist von internationalem rang in seinem repertoire !

gruß, siamak
teleton
Inventar
#3 erstellt: 15. Dez 2004, 16:01
Hallo AcomA,

doch das 3.Klavierkonzert ist schon ein fastzinierendes Werk. Ich hatte damals zur LP-Zeit mehere Aufnahmen die im Orchesterpart abgehackt klangen, sodaß ich Rachmaninow hier ungeschicktes Komponieren vorwerfen muß (jetzt bekomme ich bestimmt eins drauf). Das Konzert hat mir damals nie so besonders gefallen. da habe ich lieber zu den Prokofieff-Klavierkonzerten gegriffen !
Erst die DECCA-CD mit Ashkenazy/LSO/Previn vom 3.Klavierkonzert hat mich überzeugt, da hier der Orchesterpart sauber klingt und das Klavier (durch Ashkenazy sowieso) gut in den Orchesterpart integriert klingt.
Auch eine neue CD, die ich erst dieses Jahr mit Horowitz/NewYorkerPH/Ormandy von 3.Konzert geschenkt bekommen habe finde ich Klasse, wenn auch mit einem ganz anderen Interpretationsansatz.
Eine weitere Interpretation habe ich durch den Kauf einer preiswerten EMI-CD-Box mit dem St.Petersburger PO/Jansons mit allen wichtigen Rachmaninow-Orchesterwerken (gute Interpretation, aber Ashkenazy(Dirigent) und Maazel gefallen mir bei den sinf.Werken und Sinfonien 1-3 besser). Der Pianist ist hier Mikail Rudy; Aufnahmen zwischen 1992 -1998. Der romantische Interpretationsansatz von Rudy/Janssons gefällt mir zwar in der ganzen EMI-Box nicht so 100%, aber der Pianist Rudy ist sonst auch erste Klasse. Von technischen Schwierigkeiten beim Klavierpart kann bei ihm keine Rede sein, auch nicht beim 3.Klavierkonzert. Die enthaltenen Paganini-Variationen ist eine der besten Aufnahmen die ich kenne.
Bei jpc ist diese EMI-6CD-Box für lasche 21.99€ zu haben. Ich hatte sie mir nur gekauft um noch eine weitere Aufnahme der Sinfonischen Tänze op.45 zu haben - diese Jansons-Interpretation ist mir aber zu romantisch geraten zu wenig expressiv. Da greife ich lieber zu Enriquie Batiz/RoyalPO auf NAXOS oder meiner alte Kratz-LP mit Swetlanow !!!
joerggr
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 15. Dez 2004, 20:01
Hallo!

Ich habe aehnliche Erfahrung mit Weissenberg. Soweit ich mich erinnern kann, laesst er im letzten Satz auch einige Passagen weg.

Ich habe dieses Konzert in 5 verschienenen Fassungen, unter anderem mit Kissin (da gefaellt mir die Kadenz im ersten Satz nicht), Martha Argerich (sonst absoluter Argerich-Fan, aber hier gefaellt sie mir nicht), Horowitz (ziemlich schlampig, wie das manchmal so seine Art war, aber auch schlechte Tonqualitaet), Rachmaninoff (verglichen mit anderen Original-Aufnahmen von ihm schlechte Tonqualitaet) und dann natuerlich Ashkenazy. Ich muss sagen, fuer mich ist Ashkenazy bei Rachmanioff im Moment das Mass aller Dinge...

Gruss, Joerg
SirToby
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 15. Dez 2004, 23:06

offensichtlich interessiert hier niemanden das 3. klavierkonzert von rachmaninow.


Vielleicht liegts daran, dass das Konzert ZU interessant und bekannt ist und daher schon diverse Male hier im Forum besprochen wurde. Unter anderem hier:

http://www.hifi-foru...d=68&thread=43&z=1#8

Gruß,
Tobias
AcomA
Stammgast
#6 erstellt: 15. Dez 2004, 23:33
hallo sir toby,

danke für den hinweis. aber das kann ich ja nicht wissen, wenn ich erst seit dezember dabei bin.

übrigens, da sie favorisiert wurde (teleton), ich halte die aufnahme mit ashkenazy/lso/previn für gut. aber sie ist bei weitem nicht das maß aller dinge !
ashkenazy benutzt viel pedal und an einigen stellen klingt sein part neblig bis verschwommen. da ist selbst weissenberg durchsichtiger in der formulierung. ich weise nochmals auf die aufnahme janis/bost.so/munch aus der living stereo serie ! sie ist übrigens gekoppelt mit rachmaninows 1. konzert (janis/chic.so/reiner), was für mich ebenfalls trotz der zimerman-aufnahme referenzstatus hat.

gruß, siamak
s.bummer
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 16. Dez 2004, 00:45
Hi,
melde mich kurz zu Wort.
Das Rach3 kenne ich genauer in drei Versionen:

Horowitz/Reiner. Klingt Sch.. macht aber nix,

Bolet/Fischer. Seinerzeit (20 Jahre her!)sehr gerne gehört

und

Argerich/Kondrashin: "Martha my Dear".

Ein Stück, eigentlich für eine, wie Schauspieler sagen, "Rampensau", also etwas, um sich so richtig zu präsentieren.

Horowitz macht es, Argerich auch und Bolet gibt ne distinguierte Version.

Eine CD vom Konzert gehört in jeden Schrank, welche, das muß jeder selbst wissen, wir geben nur Tipps.

Ich würde 'immer immer wieder' Horowitz nehmen, aber nix nach 1970!! Da wurde er denn doch arg wunderlich.

Gruß S.
WolfgangZ
Inventar
#8 erstellt: 25. Aug 2005, 16:27
Hallo, miteinander!

Und dann wäre da noch der tragische Scherzartikel David Helfgott, über den ja viel spekuliert wurde...

Ich stimme, soweit ich es beurteilen kann, den bisherigen Meinungen zu. Neben Rachmaninows eigener Aufnahme, Ashkenazy und Janis (nur mal im Radio gehört) bevorzuge ich den neuen deutschen Weltklassepianisten Bernd Glemser, der zupackend wie Horowitz, aber weitaus weniger exzentrisch (und bisweilen unsauber) interpretiert. Das Orchester ist - laut Rondo Magazin - schwächer; ich muss gestehen, da höre ich nicht so ganz genau hin. So interessant - im Sinne von differenziert - ist der Orchestersatz nicht.

Ich habe auch noch eine Aufnahme mit der Russin Eva Smirnova, die ich mit Schumann u.a. auch mal live gehört habe: schwerblütig und hoch emphatisch. Die CD kann aber in jeder Hinsicht den erwähnten Einspielungen nicht das Wasser reichen.

Viele Grüße, Wolfgang Zimmermann
lydian
Stammgast
#9 erstellt: 25. Aug 2005, 17:29
Tach,

möchte nur kurz darauf hinweisen, dass es nicht die Aufnahme von Ashkenazy gibt. In meinem Regal stehen mit ihm als Pianisten 4 Aufnahmen des 3. KK (mit Fistoulari-LSO / Ormandy-Philadelphia / Previn-LSO / Haitik-Concertgebouw, wovon mir die erste die liebste ist) sowie zwei weitere mit ihm als Dirigenten. Die muss man nicht unbedingt haben.
Im Übrigen stimmt das mit dem "Konzert für Elefanten" nun gar nicht. Ich meine, es war Rubinstein, der es wegen der hohen Anforderungen an den Pianisten sowie der Länge als "Elefantenkonzert" bezeichnete.

Gruß,
Steff


[Beitrag von lydian am 25. Aug 2005, 17:34 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#10 erstellt: 25. Aug 2005, 21:06
hallo,

das ist ja fast telepathie. habe heute nach langer zeit mal wieder genossen:



die aufnahmen stammen aus 1957. interessant die anmerkungen janis' im booklet zu den aufnahmen und insbesondere zusammenarbeit mit reiner und munch. die aufnahmen sind vom sound her berauschend. dabei spielt janis extrem transparent und hält sich an die tempi, die rachmaninov selber in seinen aufnahmen vorlegte. die attacken haben nahezu jazzigen effekt. byron janis galt damals als spezialist der rach-konzerte. in den 50er und 60er jahren wurde er von den konzertveranstaltern überwiegend für diese konzerte engagiert (insbesondere nr. 3).

gruß, siamak
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