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Beethoven, L.v.: Die neun Sinfonien und die Qual der Wahl...

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Taurui
Inventar
#1 erstellt: 12. Okt 2004, 22:39
Die neun Symphonien von Beethoven müssen her, und das jetzt, endgültig und bestimmt! .... aber die Meinungen gehen leider sehr auseinander was die richtige Version betrifft.
Und leider gibt es bei mir einen zusätzlichen Wermutstropfen: Billig sollte sie sein. Und die Klangqualität sollte nicht allzu schlecht ausfallen .. und das in einem Boxset.
Schwierig, nicht? Dachte ich mir auch.
Und schon begann die Suche auf Amazon ... gute Dirigenten scheint es ja auch günstig zu geben: Bruno Walter, Arturo Toscanini oder Kurt Masur. Klangqualität? Schlecht aus den Soundclips zu schließen.. hat vielleicht jemand Erfahrungen mit diesen Aufnahmen oder Alternativen die sich auch preislich im Rahmen befinden?

Dankeschön,

-Taurui


[Beitrag von Taurui am 12. Okt 2004, 22:39 bearbeitet]
s.bummer
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 12. Okt 2004, 23:27
Hallo Taurui,
preiswert und sehr gut sind die Aufnahmen von Klemperer, gibt es bei EMI. Sie gelten noch heute in vielen Zeitschriften als Referenz
Ebenfalls gut ist immer Günter Wand, dürfte auch nicht teuer sein und David Zinman rangiert ebenfalls im low cost Umfeld.
Ansonsten gibt es bei SONY George Szell.
Auch Karajans erster Zyklus bei der DGG (Anfang der 60iger) ist erstklassig, den Rest fand ich dann nicht so prickelnd.
Noch besser wäre sein früherer Monozyklus bei EMI mit dem London Philharmonia, doch der dürfte nicht mehr zu kriegen sein.

Damit deckt man locker 50 Jahre Interpretationsgeschichte und -stile ab.

Der Rest ist oft Geschmackssache, aber gut für das Sparschwein: Im Fundus der 50iger und 60iger Jahre gibt es hinreichend gute Aufnahmen. Kein Wunder, dass die CD-Industrie in der Krise ist, wo es heute dutzendweise preiswerte Einzelaufnahmen aus diesen Jahren gibt.
hemmi
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 12. Okt 2004, 23:49
Guten Abend Taurui, Hallo Forum,
Ludwig van ist wohl der Komponist, dem ich in mehr als 30 Jahren Klassik-Hören ziemlich durchgehend die Treue gehalten habe. Trotzdem ist meine Ansicht ebenso angreifbar wie jede andere. Ich möchte mit aller Vorsicht Günter Wand mit dem NDR-Orchester empfehlen. Ich versuche das auch zu begründen. Ich kenne viele Ansätze von philharharmonischem Wohllaut bis historisierenden Ansätzen. Wand liegt etwa dazwischen, was a.a.O als HIP-Wiedergabe (glaube ich) bezeichnet wurde. Die Tempi sind sehr flott, ohne akademisch die von Beethoven hinterlassenen Metronomangaben zu befolgen. Der Klang ist hart und im Blech klingt auch die Musik der französischen Revolution durch. Was mir persönlich sehr wichtig ist: Wand läßt alle Wiederholungen der Expositionen im Kopfsatz spielen, selbst die der 3., 4., 6. und 7., die relativ lang sind. Das ist nicht selbstverständlich! Sogar die Wiederholung der Expo im 4. Satz der 5. läßt er wiederholen - und das ist noch weniger selbstverständlich. Dafür nimmt er es leider mit den Wiederholungen im Scherzo der Neunten nicht so genau. Aber mit dieser Aufnahme komme ich auch sonst nicht so gut zu recht. Obwohl ich weiß, daß das "unwissenschaftlich" ist, empfinde ich die Tempi da als unangemessen und würde da die relativ breiten Tempi von Otto Klemperer als "richtiger" empfinden. Außerdem kann ich das Singen von Frau Wiens bei der Wand-Aufnahme nicht gut ertragen, empfinde sie da doch schon über ihren Zenit hinaus. Übrigens habe ich beide Klemperers, aus dem Studio und "live", wenn mal eine nicht geht... ;-).

Ich hoffe, ich konnte helfen
Liebe Grüße
Hemmi
Sesquialtera
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 13. Okt 2004, 00:39
Hallo Taurui,

ich selbst bin mit dem von Hemmi erwähnten Zyklus unter Wand ebenfalls sehr zufrieden. Wenn es dir aber - wie du erwähnst - auch auf den Preis ankommt, so fällt mir noch Blomstedt mit der Staatskapelle Dresden ein (Brilliant Classics), bei jpc für 9,99 €, bei Zweitausendeins für 8,99 €. Ich kenne die Aufnahmen nicht, sie wurden aber von der Kritik und wohl auch von unserem Forum überwiegend positiv aufgenommen. Lies dazu mal hier nach, auch zu anderen Schnäppchen von Brilliant Classics:
http://www.hifi-foru...=68&thread=92&z=1#13

Im übrigen: Suchfunktion in Anspruch nehmen!

Dann gönn' dir mal alle Neune!


Gruß
Christian
RealHendrik
Inventar
#5 erstellt: 13. Okt 2004, 00:59
Der Blomstedt-Zyklus ist ganz nett, aber "mehr nicht" (sorry). Wesentlich ansprechender finde ich - in neuerer Zeit - den Zinman-Zyklus (so um die 25 Euro zu haben), oder auch Harnoncourt, der m.A. den sehr ordentlichen Wand-Aufnahmen den Rang abgelaufen hat (aber wohl noch nicht preiswert erhältlich sind).

Von den älteren Aufnahmen möchte ich auch noch auf die Leipziger Gesamtaufnahme von Konwitschny hinweisen, die für die damalige Zeit masstabsetzend war und allenfalls noch von Szell erreicht wird. Auch Klemperer und Co. sind beachtlich, aber eben nicht sooo gut.

Gruss,

Hendrik
Markus_Berzborn
Gesperrt
#6 erstellt: 13. Okt 2004, 01:04
Die Referenz bei den Beethoven-Sinfonien bleibt für mich René Leibowitz. Es gibt davon ein sehr gut klingendes 5 CD-Set von Chesky. Vielleicht ist das ja irgendwo günstig aufzutreiben.

Gruß,
Markus
vanrolf
Inventar
#7 erstellt: 13. Okt 2004, 01:40
Hallo Taurui ,

wenn es eine preiswerte Gesamtausgabe sein soll, stimme ich den genannten Empfehlungen zu: Günther Wand bietet für meine Begriffe eine (bis auf die Singstimmen in der 9) insgesamt sehr gute, "klassische" Deutung, Zinman mit der neuen Bärenreiter-Edition ebenfalls, ist aber (u.a. wegen der straffen Tempi) nicht unbedingt jedermanns Sache, da solltest Du vorher vielleicht erst mal reinhören. Er klingt sehr "modern", aber mir gefällt's. H.v.Karajans erster Stereozyklus ist wahrscheinlich immer noch eine sehr beliebte Einsteigervariante, es gibt aber definitiv besseres zum Thema LvB!

Meine Empfehlung ist die Gesamtaufnahme unter Otto Klemperer (EMI) !!!
Es gibt die CDs auch in Einzelausgaben in der Klemperer-Legacy-Reihe der EMI.

Sie enthält neben den Sinfonien noch diverse Ouvertüren und die 5 Klavierkonzerte (mit Barenboim). Im Klemperer-thread findest Du Informationen über diesen Über-Dirigenten (finde ich), und dort ist die Box auch abgebildet. Die Klangqualität ist natürlich nicht auf dem neuesten Stand digital, aber ich behaupte einfach mal, wenn Du Dich da reingehört hast, spielt das schon nach kurzer Zeit keine Rolle mehr ! Hier sind auch die Gesangsleistungen in der 9 absolut top !
Konwitschny kenne ich kaum, man hört aber immer wieder gutes über seinen LvB-Zyklus.
Norrington, Gardiner und Leibowitz sind zwar unbedingt zu nennende Namen, aber entweder schwer zu bekommen (Leibowitz, Import) oder nicht billig (alle drei).
Ansonsten empfehle ich Dir, im Thread über die Beethoven-Sinfonien nachzuschauen und eventuell auch Einzelkäufe zu erwägen.



Gruß Rolf
Taurui
Inventar
#8 erstellt: 13. Okt 2004, 01:44
Hm .. kennt jemand zufällig die Bernstein/New York Philharmonic-Aufnahme? Die Beschreibungen bei Amazon lassen aufhorchen ...
Ach ja, vielen Dank für die Anregungen bis jetzt, muss mich da so langsam durcharbeiten

-Taurui
vanrolf
Inventar
#9 erstellt: 13. Okt 2004, 09:35
Hi,
ich wußte gar nicht, daß es die jetzt so günstig gibt. Selber kenne ich nur die 6, und die hat mir nicht so gefallen, war mir streckenweise zu emotional aufgeladen und hörte sich (für mich) irgendwie bemüht an. Vielleicht Geschmackssache.
Lenny's Zyklus ist trotzdem sehr beliebt, zu dem Preis machst Du wahrscheinlich nicht viel falsch.

Gruß Rolf
Susanna
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 13. Okt 2004, 11:26
Hallo Taurui,

einen langen u. wie ich meine, ergiebigen Thread über dieses Thema hatten wir schon mal hier:
http://www.hifi-foru...=100&back=&sort=&z=1

Gruß,
Susanna
Taurui
Inventar
#11 erstellt: 13. Okt 2004, 12:21
"Frag 5 Beethoven-Jünger nach ihren Lieblingseinspielungen und du hast 10 Meinungen :D",
scheint mir jedenfalls nach durchlesen des langen alten Threads zuzutreffen.
Ohjemine... ich will aber keine 5 Boxsets kaufen *quengel*
So, bevor ich jetzt noch ewig weiternerv hab ich mir mal die Klemperer-Box gekauft. Hoffe ich werd damit froh

-Taurui


[Beitrag von Taurui am 13. Okt 2004, 12:35 bearbeitet]
FreakOfNature
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 13. Okt 2004, 19:26
Gehört ja jetzt leider gar nicht zum Thema:

@Taurui: Schön, hier einen PoS-Fan zu sehen!!!

Grüße
FoN

Achja, doch noch zum Thema Beethoven: Gibt's eigentlich eine Gesamtaufnahme von Kleiber (seine Aufnahme der 5. & 7. gefällt mir ausgesprochen gut)???
s.bummer
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 13. Okt 2004, 19:59
Hallo Freak,
bei Carlos Kleiber wirste nicht mehr als die 4. (Orfeo) 5. und 7. (beide DGG) finden; es sei denn, jemand findet noch Bootlegs.
"Der Herr nur dirigiert nur, wenn sein Gefrierfach leer ist", sagte Karajan mal.
C. Kleiber hat unglaublich wenig dirigiert und sein Werkumfang war sehr gering, auch wenn er angeblich jede Note Mahlers auswendig konnte, hat er keine "offizielle" Aufnahme hinterlassen; es gibt ein Bootleg des Liedes von der Erde,- grauenvoller Klang, aber mitreißend, eben für Masochisten.

Wenn man allerdings bei Beethoven die ähnlichen Aufnahmen des Vaters Erich Kleiber mit hinzunimmt, dann wird man fast vollständig bedient. Mit würden dann nur noch 1 und 2 fehlen.
Gruß S.
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 13. Okt 2004, 20:43

Taurui schrieb:
"Frag 5 Beethoven-Jünger nach ihren Lieblingseinspielungen und du hast 10 Meinungen :D",
scheint mir jedenfalls nach durchlesen des langen alten Threads zuzutreffen.
Ohjemine... ich will aber keine 5 Boxsets kaufen *quengel*
So, bevor ich jetzt noch ewig weiternerv hab ich mir mal die Klemperer-Box gekauft. Hoffe ich werd damit froh

-Taurui


Die Klemperer-Kassette ist eine gute Wahl! Wirst hoffentlich viel Freude daran haben.

Grüße,

Frank
vanrolf
Inventar
#15 erstellt: 13. Okt 2004, 22:25

Die Klemperer-Kassette ist eine gute Wahl! Wirst hoffentlich viel Freude daran haben.


Absolut !!!


bei Carlos Kleiber wirste nicht mehr als die 4. (Orfeo) 5. und 7. (beide DGG) finden;


...neuerdings auch die 6., offiziell herausgebracht (Orfeo C 600 031), aber von einer alten Kassette von 1983 überspielt. Soll aber trotzdem sehr gut sein.

Gruß Rolf
teleton
Inventar
#16 erstellt: 14. Okt 2004, 08:32
Hallo Taurui und alle Beethoven-Hörer,

meine erste LP in meinem Leben(als Kind) war Beethovens 3.Sinfonie mit Klemperer - das hat meine Klassiklaufbahn
entscheidend geprägt. Die Klemperer - Edition ist interpretatorisch erste Wahl.
Wenn die Klangqualität auf neustem Stand sein soll ist die David Zinmann-Aufnahme aber für einen Neueinsteiger vorzuziehen, da hier die Strukturen der Sinfonien besser durchhörbar sind.
Ich selbst besitze folgende 3Aufnahmen:
Wenn man nicht auf den Preis schauen muß ist auch die Gesamtaufnahme mit Bernstein/Wiener Philharmoniker auf DGG
eine TOP-Entscheidung, da auch Klangtechnisch eine der schönsten Aufnahmen. Hier gefällt mir die 3.,6. am Besten.
Außer Bernstein besitze ich die Karajan/Berliner PH-Aufnahme aus den 70er-Jahren(meistens 1977), die mir am Besten gefällt -
auch wenn jetzt die Karajan-Gegner meckern werden. Aber die 5.,7.und 9. von 1977 gefällt mir besser als alles was ich bisher gehört habe.
Meine dritte Gesamtaufnahme ist mit Solti/Chicago SO.
Da Solti ja maßstabsetzende Aufnahmen der Haydn-Sinfonien hinterlassen hat, daher hat er auch das richtige Händchen für die 1., 2. und 8.Sinfonie. Die 5.und 7. ist seltsamerweise bei ihm zu brav geraten.

Wie man sieht brauche ich alle drei Gesamtaufnahmen um meinen Geschmack abzudecken ! Einzelaufnahmen wären zu teuer und man hätte die Interpretationsvergleiche auch nicht kennengelernt.
Viel Spaß beim Kauf !
RealHendrik
Inventar
#17 erstellt: 14. Okt 2004, 08:42

FreakOfNature schrieb:
Gibt's eigentlich eine Gesamtaufnahme von Kleiber (seine Aufnahme der 5. & 7. gefällt mir ausgesprochen gut)???


Deine Euphorie für Kleiber teile ich voll und ganz mit Dir - Kleiber-Interpretationen sind fast immer maßstabsetzend. Aber: Der gute Carlos war sehr kritisch mit seinen Werkseinspielungen. Im letzten Vierteljahrhundert hat er nur noch ein im Vergleich zu anderen Dirigenten sehr kleines Repertoire gehabt und noch weniger auf Schallplatten eingespielt.

Bei Beethoven gehörten nur die Vierte bis Siebte dazu, die - zum Glück - alle auf Platte verfügbar sind. Die Fünfte und Siebte als Studioaufnahmen auf DG, die Vierte als Live-Aufnahme bei Orfeo (m.A. noch besser als die Fünfte und Siebte), und erst letztes Jahr erschien ein Konzertmitschnitt der Sechsten von 1983. Interpretatorisch ausgezeichnet, aber klanglich leider etwas mäßig.

Auf eine Carlos-Kleiber-Gesamtaufnahme der Beethoven-Syms werden wir wohl verzichten müssen: Carlos Kleiber ist im Juli leider gestorben.

Gruss,

Hendrik
vanrolf
Inventar
#18 erstellt: 23. Okt 2004, 06:25


Hi,

empfehlenswert und preisgünstig sind auch die Aufnahmen unter George Szell/Cleveland Orchestra/Sony (mittlerweile mit neuen Covern wiederaufgelegt).
Sie stammen meißt aus den frühen bis mittleren Sechzigern und klingen ziemlich gut. Seit ich die 9 von ihm kenne, höre ich z.B. jemanden wie Zinman auch mit anderen Ohren, so "bahnbrechend" neu kommt der mir jetzt nämlich gar nicht mehr vor (obwohl er natürlich trotzdem klasse ist).

Gruß Rolf
s.bummer
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 24. Okt 2004, 10:35
Hallo,
ich höre mir gerne Aufnahmen aus den 50igern und frühern 60igern an, weil sie in der Regel

a) preiswert zun haben sind,
b) oft sehr gut klingen. DECCA, DGG, EMI, RCA waren berühmt für gutklingene Aufnahmen. Davon ist viel in die CDs gerettet worden.
c) Oftmals aus wenigen Takes bestanden und nicht wie heute in Klebetechnik entstanden.
d) Alle wesentlichen Dirigenten des 20.Jahrhunderts noch Schnittmengen in die Zeit hatten und im Falle Beethoven
e) vielleicht alles gesagt wurde, will sagen, für jeden Geschmack was dabei ist.

Ich liste nur einmal ein paar Gesamtaufnahmen aus der Zeit auf:
Klemperer, Szell, Walter, Toscanini, Schuricht, Cluytens, Krips, Konvitschny, Solti, Karajan, Leibowitz (der Urahn von Zinman und Co), Furtwängler.

Und das sind die, die mir nun gerade einfallen. Einzelaufnahmen gibt es dazu noch wie Sand am Meer.

Warum also das Imitat teuer kaufen, (Barenboim als Furtwängler Verschnitt beispielsweise (ja, ich weiß, das ist böse!)) wenn das Original in nie gehörter Klangqualität für relativ kleines Geld zu haben ist?

Und man unterschätze nicht den Spaß, den man dabei hat, solche Aufnahmen zu recherchieren und dann auszugraben.

Jede große Musik-Firma hat inzwischen aus der Restverwertung alter Aufnahmen Serien gemacht, die manchmal sogar recht liebevoll ausgestattet sind.

Beste Grüße S
peet_g
Stammgast
#20 erstellt: 24. Okt 2004, 13:29

s.bummer schrieb:
<...> Ich liste nur einmal ein paar Gesamtaufnahmen aus der Zeit auf:
Klemperer, Szell, Walter, Toscanini, Schuricht, Cluytens, Krips, Konvitschny, Solti, Karajan, Leibowitz (der Urahn von Zinman und Co), Furtwängler.
<...> Warum also das Imitat teuer kaufen, (Barenboim als Furtwängler Verschnitt beispielsweise (ja, ich weiß, das ist böse!)) wenn das Original in nie gehörter Klangqualität für relativ kleines Geld zu haben ist?

Hallo s.bummer!

Zwei Fragen.

Ich hätte so gerne die GA mit Furtwängler. Wo hast du sie her?

Woran erkennst du, daß Barenboim Verschnitt Furtwänglers sei?

Neugierige Grüße
vanrolf
Inventar
#21 erstellt: 24. Okt 2004, 14:08

Ich hätte so gerne die GA mit Furtwängler. Wo hast du sie her?


eventuell hier, peet_g

http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist

oder:

http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist

Gruß Rolf
s.bummer
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 24. Okt 2004, 20:23
Hallo Peet.

Ìch habe Furtwänglers Beethoven selbst nicht vollständig, es gibt aber, siehe Liste von vanrolf, einen EMI Zylus mit den Wienern, und einen DGG mit den Berlinern.

Ich selbst habe 3,4,5,6,7,8,9 mit diversen Orchestern, aber
eher zufällig, denn gezielt gesammelt und mag viele Aufnahmen GAR NICHT.
Zum Beispiel die berühmte Aufnahme der 9. von 1942 finde ich völlig überzogen. Ich kann damit nicht viel anfangen, außer dass ich sie ins Kuriositätenkabinett einordne.

Barenboims Neigung zu Stauungen und Beschleunigungen, kurz zum Rubato und seine offen in Interviews eingestandene Affinität zu Furtwängler, sowie das Hören der Aufnahmen mit der Staatskapelle Berlin, insbesondere der 7., 3. und 9. läßt mich diesen zugegebenermaßen wilden Vergleich anstellen.
Was ich meine, ist eigentlich Folgendes:
Die wesentlichen Beiträge zu Beethovens Sinfonien sind meiner Meinung nach damals, bzw. vorher, doch da noch viel schlechter klingend, gelegt worden, danach kamen noch interessante Einzelaspekte, aber mehr auch nicht.

Man kann also folgendes Spielchen spielen. Man höre eine Beethovensinfonie und beginne sie einer Schule zuzuordnen:

Zum Beispiel.

Ist es eine Prägung durch
Furtwängler,
Toscanini,
Klemperer,
Kleiber,
Leibowitz,
Walter oder Schuricht?

Manche haben als Toscanini- Schüler (uneingestanden Karajan 195xx) angefangen und dann einen eigenen Stil entwickelt, andere bleiben Epigonen.
Nur der Hype der Plattenindustrie, noch ne Sau durchs Dorf zu jagen und immer wieder Verbesserungen in der Aufnahme- und Klangtechnik machen uns glauben, dass es sich um was gänzlich Neues handelt.
Das soll Zinmans Aufnahmen nicht schmälern, er legt eine sehr ordentliche Serie vor, aber es gab das eben schon. Und so ähnlich ist es auch mit Daniel Barenboim. Keine wesentlich neuen Aspekte. Woher denn auch?

Gruß S.

Gruß S.
peet_g
Stammgast
#23 erstellt: 24. Okt 2004, 21:20
@ vanrolf/s.bummer

Meine Fragen waren zugegeben Fallen.

Es gibt nämlich keine GA mit Furtwängler. Beide Varianten, die oben genannt sind, sind Kompilationen - aus verschiedenen Jahren und mit verschiedenen Orchestern. Furtwängler hätte diese Produkte nie zugelassen.

Barenboim hätte es gerne, ein Verschnitt von Furtwängler genannt zu werden. Es gibt aber keine Ähnlichkeit. Besonders hübsch ist als Beweisstück sein Soundtrack zum Film von Szabo "Taking sides" mit der dazugehörenden Story im Hintergrund. So nicht. Rubato will auch gelernt werden. Furtwänglers Stil ist auch eigentlich kein Rubato, sondern eher neue metrische Lesart der entsprechenden Werke. Echtes Rubato ist eher bei Mengelberg - im Vergleich lässt es sich gut erklären.

Grundsätzlich gibt es auch keine Schulen im von s.bummer beschriebenen Sinne. Es war anders, aus meiner Sicht viel komplizierter. Karajan hatte seinen Stil sehr früh gefunden, noch bevor er Toscaninis Beethoven kennenlernen würde, wenn überhaupt.

Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, daß gerade die Unmöglichkeit einander zu hören die unterschiedlichen Interpretationen ermöglichte. Heutzutage hören Studenten Karajan/Bernstein auswendig, bevor sie die Partitur in die Hand nehmen.

Freundliche Grüße
s.bummer
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 24. Okt 2004, 23:36
Hallo,
langsam bringt es Spaß:
peet schreibt.

"Es gibt nämlich keine GA mit Furtwängler. Beide Varianten, die oben genannt sind, sind Kompilationen - aus verschiedenen Jahren und mit verschiedenen Orchestern. Furtwängler hätte diese Produkte nie zugelassen."

Es ist sicherlich richtig, dass die Aufnahmen mit Furtwängler nicht im strengen Ablauf von Sitzungen einiger Monate entstanden sind. Das gilt ja auch für andere, beispielsweise Klemperer: 1955 /1957 und dann 1959/60. Aber was soll das auch? Es geht darum, einigermaßen kompetent über seine Werksauffassungen informiert zu werden, und da haben in den letzten 40 Jahren nur wenige Einspruch erhoben. Die Aufnahmen sind ja nicht über Jahrzehnte verstreut.
Also sind wir kein Falle getappt, sondern haben den historischen Gegebenheiten geschuldet, korrekt geantwortet.
Allerdings, wenn ich mich nicht irre: Die bei EMI veröffentlichten Aufnahmen waren allesamt mit den Wiener Philharmonikern.

Ob Furtwängler diese Aufnahmen autorisiert hätte. sei dahingestellt. Wir wissen es nicht. Die Erben haben die Aufnahmen seinen Haus und Hof Verlegern jedenfalls nicht untersagt.
Die spätere Schwemme der Liveaufnahmen, gerade im angelsächsichen Fanumfeld, ist allerdings frappierend; erstaunlich, wieviel es von Furtwängler so gibt.

ABER!!
Ein Aspekt erscheint mit in der Antwort wichtig:
Das Nichtkennen!!
War das wirklich so??
Auf jeden Fall waren andere Aufnahmen bei weitem nicht so verbreitet wie heute.
Doch besuchte man sich in Konzerten, wenn es denn möglich war.

Egal: Ich habe sicherlich den Begriff "Schule" zu hoch gewählt. Schublade war mit zu abgegriffen, wäre wohl besser gewesen.
Nix desto weniger trotz: Ob Daniel Barenboim nun gerne ein Furtwängler Epigone sein möchte oder es tatsächlich ist, spielt keine Rolle.
Sein Interpretationsstil ist nicht neu, er orientiert sich an der Vergangenheit und wird daher nicht stilbildend sein.

HvK hat übrigens sein Stil nicht gefunden: Er hat ihn dauernd verändert und erst emanzipiert und war dann selbst stilbildend.
Gerade das macht ihn bei Vielen so angreifbar und verdächtig.
Dieser Mann muß und wird noch EINMAL entdeckt werden (berühmt ist er ja schon, aber das ist erst die erste Hälfte), wenn erst mal einige Zeit vergangen ist. Sein Bruckner (EMI 8., DGG 7., 8.) waren ne Wucht. Sein Wagner, Verdi..
Wenn HvK erst historisch ist, wird er erneut entdeckt werden und viele werden sich wundern, welche Schätze sie im Plattenschrank haben, wenn auch mit fürchterlich peinlichen Covern. Glaubt es mir!

Gruß S.
vanrolf
Inventar
#25 erstellt: 26. Okt 2004, 23:01

So, bevor ich jetzt noch ewig weiternerv hab ich mir mal die Klemperer-Box gekauft. Hoffe ich werd damit froh


Hallo Taurui,

ist die Klemperer-Box schon angekommen? Wie gefallen Dir die Aufnahmen?

Gruß Rolf
Taurui
Inventar
#26 erstellt: 27. Okt 2004, 00:35
Sind eingetroffen. Box ist - dem Preis angemessen - spartanisch ausgestattet mit einem kleinen Booklet und den CDs in Papphüllen.
Da dies das erste Mal ist, dass ich die Beethoven-Sinfonien aktiv höre, kann ich natürlich keinen Vergleich mit anderen Komponisten anstellen. Was ich sagen kann: Es gefällt mir enorm, und ich habe den Eindruck dass ich die Aufnahmen sehr oft hören muss um alles aus ihnen herauszubekommen. Klemperer hat da augenscheinlich sehr viele interpretatorische Feinheiten eingebaut ohne das Gesamtbild aus den Augen zu lassen.
Und Beethoven's Kompositionen .. darüber muss ich kein Wort verlieren, oder?

-Taurui
vanrolf
Inventar
#27 erstellt: 27. Okt 2004, 06:17

Und Beethoven's Kompositionen .. darüber muss ich kein Wort verlieren, oder?


Hi,

schön, daß die Aufnahmen Dir (ebenfalls) gefallen. Offenbar störst Du Dich auch nicht an der Klangqualität aus der Prä-Digital-Ära.
Sehr empfehlen kann ich Dir noch Klemperers "Missa Solemnis", die klanglich sogar noch um einiges besser ist als die Sinfonien.

Gruß Rolf
vanrolf
Inventar
#28 erstellt: 27. Okt 2004, 06:29
amazon.de

Hi,
eine Frage an die, die es wissen: Handelt es sich bei dieser Box um DIE hochgelobten Norrington-Aufnahmen ?

Gruß Rolf
Hüb'
Moderator
#29 erstellt: 27. Okt 2004, 07:19

vanrolf schrieb:


Hi,
eine Frage an die, die es wissen: Handelt es sich bei dieser Box um DIE hochgelobten Norrington-Aufnahmen ?

Gruß Rolf


Es handelt sich dabei um den frühen "HIP"-Zyklus für die EMI (wiedereröffentlicht auf dem Sublabel Virgin) und nicht um die Neuaufnahme mit den Stuttgartern (Hänssler). IMO eine sehr gute, schwungvolle Aufnahme und zu dem Preis (um 20,- Euro) auf jeden Fall eine dicke Empfehlung. Übrigens DDD und musikalisch eine völlig andere Sichtweise als die Klemperers.

Viele Grüße,

Frank
Nac93
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 28. Jan 2011, 23:55
Hallo!

Ich suche auch nach einer neuen GA der Sinfonien - habe bisher die rote Krips-"Cookie"-Box. Gefällt mir ganz gut, aber mehr als grundsolide ists auch nicht. Den Rattle habe ich auch mal gehört, ist aber auch nichts neues... Würde daher gerne eine neue, "andere" Sichtweise der Sinfonien zu Ohren bekommen.

Habe mir schon durch euren 9-Seiten-langen Beethoven Thread gelesen aber danach bin ich noch verwirrter...

Anfangs dachte ich an Norrington mit den LCP
amazon.de

oder habt Ihr noch andere Vorschläge? Barenboim mit der Staatskapelle Berlin? Doch Karajan (aber welche)? Zinman? Haitink? Solti? ....

Freue mich schon auf Eure Antworten!
Hörbert
Inventar
#31 erstellt: 29. Jan 2011, 12:04
Hallo!

Eine andere Sicht der Dinge könnte dir diese Interpretation vermitteln;:

jpc.de

Trotz des Alters der Aufnahmen sprechen für sie eine klare, transparente Stimmführung, korrekte Tempi und die Sorgfalt mit der man seinerzeit vorgegangen ist. Für mich auch noch heute die Gesamtaufnahme schlechthin.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 29. Jan 2011, 18:49 bearbeitet]
op111
Moderator
#32 erstellt: 29. Jan 2011, 12:16

Hüb' schrieb:
eine sehr gute, schwungvolle Aufnahme
in exzellenter Aufnahmequalität.
Die Notwendigkeit für Norringtons 2. Zyklus erschliesst sich mir nach dieser Aufnahme nicht.
op111
Moderator
#33 erstellt: 29. Jan 2011, 12:36

Hörbert schrieb:
Trotz des Alters der Aunahmen sprechen für sie eine klare, transparente Stimmführung, korrekte Tempi und die Sorgfalt mit der man seinerzeit vorgegangen ist.

... und Leibowitz' gelungenene Entromantisierung Beethovens, nicht zu vergessen, die zum Zeitpunkt der Aufnahme in Europa noch nicht üblich war und v.a. von Toscanini und Szell in den USA gepflegt wurde.


[Beitrag von op111 am 29. Jan 2011, 12:38 bearbeitet]
op111
Moderator
#34 erstellt: 29. Jan 2011, 12:58

Nac93 schrieb:
... andere Vorschläge? Barenboim mit der Staatskapelle Berlin? Doch Karajan (aber welche)? Zinman? Haitink? Solti? ....


"Barenboim mit der Staatskapelle Berlin?" Wenn es einen Gähn-Smiley gäbe, hier würe ich ihn gern setzen. Ein ähnlich überflüssiges Produkt dürfte die Thielemann-Aufnahme sein.
Das hat mal alles schon hundertmal und z.T. besser woanders gehört.
Zinmans Tempi sind (mitunter zu) rasant und haben seinerzeit die Kritiker begeistert, viele der neueren Einspielungen sind ihm darin, zum Glück nicht in allen Eigenwilligkeiten gefolgt.
Die Karajan-Aufnahmen der DG sind in vielen Details Toscanini verpflichtet, dazu kommt sein polierter Schönklang. Diese Manier ist in der EMI-Einspielung (Mono) noch nicht so ausgeprägt.

Von Solti ist zurzeit nur die m.E. schwächere ältere Aufnahme (1975) zu erträglichen Preisen auf dem Markt. Die um 1990 entstandene, mit z.T. kleinerem Orchester aufgenommene, nähert sich eher dem Toscanini-Stil und hat weniger Furtwängler-Einflüsse.
Moritz_H.
Stammgast
#35 erstellt: 29. Jan 2011, 21:02

Nac93 schrieb:
Ich suche auch nach einer neuen GA der Sinfonien - … Würde daher gerne eine neue, "andere" Sichtweise der Sinfonien zu Ohren bekommen.


Mir gefällt Herreweghe sehr gut … Zinman hatte anfangs gute Kritiken; wurde hochgejubelt – und jetzt dreht man sich fast um, wenn man nur den Zyklus erwähnt …


Nac93 schrieb:
oder habt Ihr noch andere Vorschläge? Barenboim mit der Staatskapelle Berlin? Doch Karajan (aber welche)? Zinman? Haitink? Solti? ....


Diese hier:

jpc.de

hat relativ gute / sehr gute Kritiken erhalten; damit hast Du auf jeden Fall eine spannende Alternative!
flutedevoix
Stammgast
#36 erstellt: 30. Jan 2011, 01:50
Wenn es um eine neue, andere Sichtweise geht, kommen für mich spontan zwei Aufnahmen in Frage.
Zum einen die mit dem Orchestre revolutionaire et romantique unter John Eliot Gardiner. Das Orchester spielt auf Instrumenten bzw. Instrumentenkopiem der Beethovenzeit und pflegt einen historisch informierten Interpretationsstil. Bemerkenswert ist, wieviel revolutionären und dramatischen Gestus die Sinfonien so zurückbekommen. So ähnlich könnten sie auch auf den Hörer zu Beethovens Lebzeiten gewirkt haben.
amazon.de

Die einzige Aufnahme auf modernen Instrumenten die einen ähnliche revolutionären Geist pflegt und dazu mit z. T. ungewohnten aber verbürgten Phrasierungen aufwartet ist die von Nikolaus Harnoncourt. Spannender, dramatischer, aufwühlender kann man sich Beethovens sinfonisches Werk nicht vorstellen als in diesen beiden Aufnahmen.
amazon.de


[Beitrag von flutedevoix am 30. Jan 2011, 15:45 bearbeitet]
Nac93
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 30. Jan 2011, 15:17
Hallo an Alle!

Vielen Dank für Eure schnellen Rückmeldungen!!!

Naja, den Leibowitz werde ich mir jetzt wohl noch nicht holen, da er einfach mit 40 Euros zu teuer ist... aber sicherlich eine Investition, die ich irgendwann mal tätigen werde (die amazon-rezensionen sind auch durchwegs positiv!).



Hüb' schrieb:
eine sehr gute, schwungvolle Aufnahme
in exzellenter Aufnahmequalität.
Die Notwendigkeit für Norringtons 2. Zyklus erschliesst sich mir nach dieser Aufnahme nicht.


Ich habe deine Aussage nicht ganz verstanden - Befürwortest du jetzt den von mir geposteten Norrington-Zyklus oder nicht?

Vänskä und Harnoncourt werde ich mir jetzt auch noch mal durch den Kopf gehen lassen. Aber zurzeit tendiere ich dann doch zu Norrington oder Gardiner mit den historischen Instrumenten.

Danke nochmals
Joachim49
Inventar
#38 erstellt: 30. Jan 2011, 16:18
Norrington hat die Beethovensymphonien 2 x aufgenommen. Die von Dir erwähnte Aufnahme mit den London Classical players, und, viel neuer, mit dem Stuttgarter Radioorchester, dessen Chefdirigent Norrington zZt ist. Diese letzte ist gemeint, wenn Hüb vom 2. Zyklus spricht, den er als überflüssig empfindet. Die mit den Classical Players ist 'die sehr gute, schwungvolle' in exzellenter Aufnahmequalität.
Ich kenne diese Aufnahmen auch, und kann mich der Empfehlung voll und ganz anschliessen (ohne dass ich damit etwa abraten will von anderen Empfehlungen)
Freundliche grüsse
Joachim
Hüb'
Moderator
#39 erstellt: 30. Jan 2011, 17:40

Joachim49 schrieb:
, wenn Hüb vom 2. Zyklus spricht, den er als überflüssig empfindet.

Das war ich nicht, sondern Franz.
Ich kenne die Stuttgarter Aufnahmen leider nicht.

Grüße
Frank
op111
Moderator
#40 erstellt: 30. Jan 2011, 18:41
So ist es. Die Stuttgarter Aufnahmen sind aber m.E. nicht deswegen überflüssig, weil sie schlecht wären.
In der Menge der Neuaufnahmen ähnlichen Interpretationsansatzes sind sie nicht so viel besser, origineller o.ä., dass sie sonderlich auffielen.
Das war bei Erscheinen der LCO-Aufnahme ganz anders.
op111
Moderator
#41 erstellt: 30. Jan 2011, 19:34

flutedevoix schrieb:
John Eliot Gardiner
Das Orchester spielt auf Instrumenten bzw. Instrumentenkopiem der Beethovenzeit und pflegt einen historisch informierten Interpretationsstil. Bemerkenswert ist, wieviel revolutionären und dramatischen Gestus die Sinfonien so zurückbekommen.


Zumindestens im Falle der Neunten, die ich kürzlich wiedergehört habe, bin ich inzwischen ganz anderer Meinung.
Mir scheint es bei dieser ganz auf Tempo und Lautstärke getrimmten geglätteten Stromlinienaufnahme ein entschiedenes Dramatik-Defizit zu geben.
Der pure Pegelunterschied ist nur ein Parameter der Dramatik. Was mir an dieser Neunten fehlt, ist u.a. der Ausdruck. Ich hätte mir gewünscht, der Dirigent hätte sich, wie Toscanini, Leibowitz u.v.a darum bemüht, auch weitere Dimensionen der Musik zu erschließen.
So blieb bei mir hauptsächlich der Eindruck eines eindimensionalen Sprint-Durchlaufs. Das ist mir zu wenig.
Kreisler_jun.
Inventar
#42 erstellt: 30. Jan 2011, 21:11
Leider eben versehentlich eine Antwort gelöscht, daher kurz:

Wenn Dir Harnoncourt zu teuer ist, würde ich Wand und Bernsteins New Yorker Aufnahme in Erwägung ziehen, bei um 20 EUR +/-
Wand ist sehr solide, gut durchhörbar, könnte vielleicht manchmal etwas temperamentvoller sein. Bernsteins kenne ich nicht komplett, die 5. ist m.E. zu langsam und nicht überzeugend, die Eroica aber eine der besten von den ca. 20, die ich gehört habe.
Dass Gardiners inzwischen so billig ist, sehe ich erst jetzt. Davon kenne ich auch nur eine oder zwei CDs. Vermutlich gelungener als die alte Norrington-Aufnahme, 15 Jahre machen bei HIP schon was aus, aber auch meiner Erfahrung nach tendenziell etwas glatt. Schnell ist nicht gleich dramatisch.

viele Grüße

JK jr.
flutedevoix
Stammgast
#43 erstellt: 30. Jan 2011, 23:24
Vielleicht doch noch ein Nachtrag zu Gardiner. Ich finde es erstaunlich wie Bier Gardiner auf Tempo und Lautstärke reduziert wird. Ich kann das so nicht hören. Natürlich fallen die schmetternden Blechbläser ins Ohr und die schnellen Tempi waren zum Zeitpunkt des Erscheinens noch relativ sensationell. Für mich ist gerade die Orchesterbalance bei Gardiner exzellent. Endlich einmal sind die Bläser klanglich dominant, nicht die Streicher, wie bei den meisten Aufführungen. Das entspricht schon Beethocens Partitur und Kompositinsweise. Zudem pflegen gerade die Holzbläser eine Mlamgfarbenvielfalt die beachtlich ist.
Was mir aber bei Gardiners Aufnahme am meisten auffiel ist der artikulatorische und agogische Detailreichtum. Gerade das Timing ist bei vielen Stellen nahezu perfekt. Ich höre jedenfalls bei Gardiner keine Stromlinienförmigen Interpretationen, im Gegenteil, ich würde behaupten, daß dann mindestens 7/8 aller und auch der hier diskutierten Aufnahmen durch das Raster fallen.
Konform gehe ich mit Euch, daß die 9. Sinfonie die am wenigsten gelungene ist, gerade das Chorfinale. Hier kann man sich einfach mehr Detailreichtum vorstellen und gleichzeitig eine größten Festjubel. Auch die Solisten überzeugen mich nicht. Im Gegensatz zur 9. Stehen aber überragende Aufführungen der 4., 5. und 7. Sowiemehr als überdurchschnittliche Aufführungen der andern Sinfonien. Das ist weit mehr als die meisten allen anderen Zyklen zu bieten haben.
Joachim49
Inventar
#44 erstellt: 31. Jan 2011, 00:13
Klanglich dominante Bläser findet man auch bei Jos van Immerseel und Anima Aeterna. Eine noch nicht genannte HIP-aufnahme!
Grüsse aus der Heimat von Jos
Joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#45 erstellt: 31. Jan 2011, 14:02
Ohne Gardiners näher zu kennen, fand ich bezüglich der Präsenz und Qualität der Holzbläser Harnoncourts Aufnahme ein außerordentliches Erlebnis. Das war seinerzeit freilich auch die erste Einspielung dieser Richtung, die ich kennengelernt habe, ob ich das beim Direktvergleich mit Gardiner u.a. noch immer so sehen würde, weiß ich natürlich nicht genau. Wiederum mag es an er Prägung liegen, aber was mich bei Harnoncourts Zyklus ebenfalls beeindruckte, ist, dass man meint, die sowohl die live-Atmosphäre zu spüren als auch die Tatsache, dass das Orchester damals einige der Sinfonien überhaupt zum ersten Mal einstudiert hat. Von Routine ist hier überhaupt keine Spur.

(Wenn ich Brüggen, Norrington und all die historischen Aufnahmen, die sich angesammelt haben, endlich mal komplett gehört habe, ziehe ich vielleicht Gardiners Zyklus angesichts des Spottpreises auch mal wieder in Erwägung.)

viele Grüße

JK jr.
flutedevoix
Stammgast
#46 erstellt: 31. Jan 2011, 14:10
Harnoncourts Beethoven ist ein außerodentliches Erlebnis! Berührend bis ins letzte, er zwingt gerade zum Zuhören und aus meiner Sicht interpretatorisch der beste Zyklus überhaupt. Bei ihm hört man die Revolution, die Beethoven auf dem Gebiet der Sinfonik ins Rollen brachte.
Brüggen finde ich übrigens auch sehr gut, ist aber, glaube ich, nicht so günstig zu erhalten!


[Beitrag von flutedevoix am 31. Jan 2011, 14:13 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#47 erstellt: 31. Jan 2011, 16:52
Kleenkram.
Mir ist Brüggens Beethoven lieber als der Harnoncourts.
Liegt daran, daß Brüggen noch mehr von den Bläsern her denkt, was nur in der Natur der Sache liegt.
Gegen Gardiner aber habe ich etwas, das ganz vehement mein Urteil beeinflußt.
Man stelle in Metronom hin anstatt eines Dirigenten und das Orchester spielte dasselbe.
Sicher, ich übertreibe hier ganz bewußt.
Man höre nur Savalls "Eroica" gegen die Gardiners!
Dickköpfichkeit, Eiserner Willen...gegen metronomisches Abspulen.
Da bin ich wirklich zickig.
Beethoven ist auch Ausdrucksmusik, eine Musik, die nicht in erster Linie "richtig" zu machen ist, sondern so, daß sie zuerst das Seelenleben angeht!
Tempofragen sind wichtig und richtig, aber nicht vordergründig.
Mike
jnrs90
Stammgast
#48 erstellt: 31. Jan 2011, 18:43

flutedevoix schrieb:
Harnoncourts Beethoven ist ein außerodentliches Erlebnis!...


Weil ich mit dem Gedanken spiele, mir diese Ausgabe zu kaufen, habe ich auf Amazon.de die Hörproben angehört.Allerdings scheinen die Aufnahmen vonRauschen/Nebengeräuschen begleitet zu sein. Liegt das an den Hörpoben, oder ist die Aufnahme tatsächlich nicht perfekt?

lg
Szellfan
Hat sich gelöscht
#49 erstellt: 31. Jan 2011, 19:09
Hallo Johannes,
nebst Telefonaten mit sehr lieben Freunden und Freundinnen, mußte ich mich jetzt erst mal durch das Wirrwarr wälzen der Umstrukturierung der neuen Threads.
Also: Savall hat aufnahmetehmisch eine der überzeugendstenten Aufnahmem überhaupt abgeliefert. Eine, die im Audiophilen- Thread stehen könnte.
Wenn da Nebengeräusche zu hören sind, dann die der Instrumente selbst.
Die gesamte Staffelung des Orchesters im Raum, das Anspringen von Akzenten sind nirgends sonst so geglückt wie hier.
Man hört im Vergleich, daß bei Gardiner die Pauke ein extra- Mikro hatte, bei Savall klingt das organischer, darum auch spontaner.
Selten habe ich für eine CD so sehr meine Hand ins Feuer gelegt wie für diese "Eroica" von Savall.
Diese Aufnahme ist, verzeih mir, in jeder Hinsicht: perfektest.
Herzliche Grüße, Mike
flutedevoix
Stammgast
#50 erstellt: 31. Jan 2011, 19:12
Bei den Harnoncourt-Aufnahmen der Beethoven-Sinfonien handelt es sich durchwegs um Live-Aufzeichnungen. Es mag sein, daß Publikumsgeräusche auf dem Kopfhörer zu hören sein können. Allerdings fielen Sie mir beim Hören über meine ziemlich hochwertige Hifi-Anlage nie auf.
Rauschen, das stört kann ich ausschließen, habe gerade nochmal in die dritte und sechste , auch per Kopfhörer reingehört. Das ist absolut gut vom Klangbild


[Beitrag von flutedevoix am 31. Jan 2011, 19:39 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#51 erstellt: 31. Jan 2011, 19:37
Hallo Mie,
irgendwie gingen unsere Beiträge aneinader vorbei. Ich habe den Harnoncourt gemeint, nicht den Savall. Den kenne ich noch nicht. Es fehlt mir gerade entschieden die Zeit all die guten Aufnahmen noch zu hören, die mich interessieren. Als großer Savall-Fan gehört natürlich die Eroica dazu.

Auf dem von Dir beschriebenen Niveau ist der Harnoncourt nicht, aber wie ich finde dennoch über allen Zweifel erhaben
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