Villa-Lobos: Bachianas Brasileiras Nr. 1-9

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teleton
Inventar
#1 erstellt: 18. Jan 2006, 15:31
Hallo Villa-Lobos-Freunde und die, die es werden sollten,

der Brasilianer Heitor Villa-Lobos (1887-1959) gehört zur Gruppe der größten lateinamerikanischen Komponisten, der mit dem Argentinier Alberto Ginastera und dem Mexikaner Carlos Chavez einzureihen ist. Alle haben das Einbringen der südamerikanischen Folklore und Popular-Musik in ihre Werke gemein.
Villa-Lobos war sehr fleißig, was die Anzahl seiner Kompositionen angeht und übertrifft seine Kollegen in dieser Hinsicht. Leider gibt es aus seinem Schaffen nur einen kleinen Teil auf CD, sodaß wir als Hörer nur hoffen können, dass die CD-Auswahl auch dem entspricht, was den Komponisten ausmacht. Er hat zahlreiche Klavier- und Gitarrenkompositionen, Gitarrenkonzerte, 11Sinfonien (nicht alle auf CD greifbar), den sinf.Zyklus Choros Nr.1-11 und die oft gespielten Bachianas Brasieras Nr.1-9 geschrieben.

Die Instrumentation der folkloristischen Bachianas Brasileiras Nr.1-9 reicht von kammermusikalischer Besetzung bis zum großen Orchesterapparat (s.u.). und erhalten dadurch ihre Schärfe, dass brasilianische Klänge mit harmonischen und kontrapuktischen Techniken aus der Barockzeit abgeleitet sind. V-L hatte eine große Affinität zu J.S.Bach, doch muß der Hörer hier keine Barockmusik erwarten, sondern nur als eine Homage an Bach gedacht – jeder Satz der Bachianas Brasieliras Nr.1-9 trägt eine doppelte Überschrift, die einerseits den jeweiligen barocken Satztypus angibt und andererseits auf spezifische volkstümliche Stiele brasiliens hinweist.

Besonders bekannt und meistgespielt sind die Bachianas Brasileiras Nr.2 von 1930. Hier wird in einer 4Sätzigen Suite Brasilien auf einer Reise gemalt. Besonders eindrucksvoll der 4.Satz Toccata – eine Bahnfahrt durch Brasilien mit der plastischen Beschwörung einer Dampflock (das hat allerdings nichts mit Honeggers Pacific231 und iherer technischen Wiedegabe gemein) – hier ist es eine impressionistische Landschaftsmalerei, die an Debussy erinnert - wunderschön.

Um alle Bachianas Brasileiras Nr.1-9 auf CD zu haben habe ich die neue NAXOS-3CD-Box mit Kenneth Schermerhorn gekauft. Die Aufnahme ist ganz gut, doch wenn ich einen Vergleich zu meinen anderen Einzel-Aufnahmen mit Bernstein (Nr.2 und 5) oder der Super-RPO-CD mit dem Royal PO, Diemecke (Nr.2) anstelle, dann schneidet NAXOS wiedermal nur Mittelmäßig ab. Auch die Klangtechnik ist nur Mittelmäßig mit Naxos-Sound ausgestattet – eine typische Naxos-Produktion. Die Sätze haben nicht den Schwung und die Spielfreude, die ich es von Dimeke und Bernstein her gewöhnt bin.
Die Naxos-Schermerhorn-Produktion gibt mir allerdings nicht das erwartete.

Bachianas Brasileiras Nr. 1-9
Nr. 1 für 8 Celli; Nr. 2 für Kammerorchester;
Nr. 3 für Klavier & Orchester; Nr. 4 für Orchester;
Nr. 5 für Sopran & 8 Celli; Nr. 6 für Flöte &
Fagott; Nr. 7 für Orchester; Nr. 8 für Orchester;
Nr. 9 für Streicher

Lamosa, Feghali, Marchina, Gratton, Estill, Nashville SO,
Kenneth Schermerhorn

3CD NAXOS Aufnahmen 2004/2005 DDD

Die beste Wahl für die Bachianas Brasileiras Nr.2:

Lateinamerikanische Musik
Gomes: Il Guarany-Ouvertüre
+Moncayo: Huapango
+Villa-Lobos: Bachianas Braliseiras Nr. 2
+Ginastera: Variaciones concertantes

Royal PO, Diemecke
RPC Aufnahme 1994 DDD
Sehr empfehlenswerte CD als Einstieg in die lateinamerikanische Welt.
Von Moncayo der Huapango haut einem "die Ohren weg" und vom Hocker und die Bachianas Brasileiras Nr.2 habe ich nie besser gehört.

Weil mir die Naxos-Schermerhorn-Aufnahme nicht zusagt, habe ich anschließend diese Aufnahme bestellt, die im normalen CD-Handel schon gestrichen ist:
Bachianas Brasileiras Nr.1 - 9 mit Batiz - das ist "die " Aufnahme und ich kann nur hier meine TOP-Empfehlung aussprechen. Diese kostet zwar den doppelten Preis wie bei Naxos, aber es lohnt sich.
Wie ich schon von meinen Tonbandaufzeichnungen und zahlreichen anderen CD´s mit Batiz weiss, ist Batiz der richtige Dirigent für den südamerikanischen Stoff.
Auch der Solist in BB Nr.3 für Klavier und Orchester spielt weit angemessener, als auf der Naxos-Produktion.
Batiz hat das Temprament für diese Stücke und das Royal PO kann dies auch umsetzen. Schon die Gesamt-Spielzeiten aller drei CD´s lassen im Vergleich ungehört darauf schließen. Auf den 3 EMI-CD´s ist zusätzlich noch V-L´s Gitarrenkonzert hinzugefügt worden - eine willkommeme und gut gelungene Beigabe.
amazon.de
Royal PO / E.Batiz
Aufnahme EMI 1984/5

Es ist nicht zu glauben, das 20Jahre ältere Aufnahmen 1984/5 bei EMI wesentlich besser, natürlicher und räumlicher klingen, als die Brandneue Naxos-Aufnahme 2004/5, die dagegen hölzern daherhumpelt - beide DDD.
Am sympatischen Dirigenten Schermerhorn, der mit seinen weißen Haaren an Stokowsky erinnert, kann es nicht liegen. Man merkt der Interpretaton an, daß der Wille da ist, aber das Nashville SO folgt ihm nicht immer - dann die für 2004 unangemessene Naxos-Tontechnik.
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 19. Jan 2006, 09:34
Hallo Wolfgang!

Vielen Dank für Deine ausführlichen Einschätzungen!

Erwähnenswert im Zusammenhang mit V-L sind weiterhin die in der Entstehung begriffene GA der Symphonien auf CPO sowie die exzellente und spotbillige GA der Streichquartette auf Brilliant Classics.

Deine Einschätzung der Naxos-Produktion irritiert mich allerdings etwas, nachdem ich die Besprechung bei http://www.klassik-heute.de/besprechungen/17234.shtml gelesen habe. Da hilft wohl nur selber reinhören.
Evtentuell ist es auch die Wahl langsamere Tempi, die einen "lahmeren" Eindruck hervorruft?

Vielleicht werden die Batiz-Aufnahmen - ähnlich wie im Falle Rodrigo - ja gleichfalls von Brilliant übernommen?

Lieben Gruß

Frank


[Beitrag von Hüb' am 19. Jan 2006, 09:36 bearbeitet]
teleton
Inventar
#3 erstellt: 19. Jan 2006, 17:09
Hallo Hüb,

ich Denke mal das der Rezensent in KLASSIK HEUTE die Batiz-Aufnahme und weitere TOP-Aufnahmen der BB Nr.2einfach nicht kennt.

Die NAXOS - Produktion ist ja auch nicht schlecht, aber im Vergleich mit Batiz und Diemeke und einigen anderen einfach abzuhaken.
Hüb'
Moderator
#4 erstellt: 19. Jan 2006, 17:23
Hallo Wolfgang!

teleton schrieb:
ich Denke mal das der Rezensent in KLASSIK HEUTE die Batiz-Aufnahme und weitere TOP-Aufnahmen der BB Nr.2einfach nicht kennt.

Stimmt. Eindeutig kann man das aus der Rezension nicht herauslesen.

teleton schrieb:
Die NAXOS - Produktion ist ja auch nicht schlecht, aber im Vergleich mit Batiz und Diemeke und einigen anderen einfach abzuhaken.

Hast Du eine günstige Quelle für Batiz?
Bei Amazon sind die CDs leider reichlich teuer.

Lieben Gruß

Hüb'
antiphysis
Stammgast
#5 erstellt: 19. Jan 2006, 23:24
Ich hatte das Glück, die Batiz-Einspielung vor ein paar Jahren sehr günstige erwerben zu können (aus Lagerüberhängen bei jpc).

Meine Zufriedenheit mit diesen CDs finde ich nun bestätigt.
Die Aufnahmen haben eine ungemein angenehme Wärme und sind dennoch sehr transparent. Batiz, das Orchester (Ms Battle nicht zu vergessen) und das EMI-Aufnahmeteam haben hier wirklich Bemerkenswertes geleistet.

Auch Villa-Lobos (neben Ginastera) würde ich mehr Verbreitung in unseren Konzertprogrammen wünschen. Es ist schon ein Trauerspiel, wenn die Veranstalter stark auf "bekannte" Namen setzen, aber weniger bekannten Komponisten keine Chance einräumen, die jedoch auf Dauer durchaus publikumsträchtig sind.

Grüße
Hüb'
Moderator
#6 erstellt: 29. Jan 2006, 20:52
Hi!

Habe in die Naxos-Neuaufnahme gerade mal reingehört.
Ohne Vergleich komme ich nicht umhin, der Einspielung eine sehr gute Qualität zu bescheinigen. Auch die Tonqualität halte ich nicht für bemängelswert.
Für 18,- Euro kann ich glatt eine Empfehlung aussprechen.

Lieben Gruß

Frank
teleton
Inventar
#7 erstellt: 31. Jan 2006, 13:16
Hallo Hüb,

ich habe ja auch nicht gesagt das die NAXOS-Aufnahme Grottenschlecht ist - aber im Vergleich gegen Batiz eben einfach abzuhaken.

Höre Dir mal die Bachinas Nr.2 an, die gibt es in vielen Einspielungen. Der Schmelz des Impressionissmus, die inspiration des Orchesters und die Klangqualität lassen bei Naxos einiges vermissen. Der sympathische Dirigent Schermerhorn, den ich schon von anderen NAXOS-CD´s positiv kenne, wollte mehr als das Orchester geleistet hat.
Auch der Klang ist irgenwie hölzern geraten. Für sich alleine gesehen ist die Aufnahme ja ganz OK - aber im Vergleich .

Die EMI-Box mit Batiz hatte ich bei amazon noch bei déinem Anbieter als letzte einigermaßen günstig bekommen <30,-€ - jetzt für 57,-€ bei amazon ist natürlich eine Menge Zaster.
Hüb'
Moderator
#8 erstellt: 31. Jan 2006, 13:23
Ja, ich halte weiterhin nach Batiz Ausschau. Vielleicht habe ich ja Glück.
Bis dahin bin ich mit der Naxos-Aufnahme aber ganz zufrieden.
@Wolfgang: Kennst Du die Streichquartette? Wenn nicht, so solltest Du unbedingt zuschlagen!

Grüße

Hüb'


[Beitrag von Hüb' am 31. Jan 2006, 13:24 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#9 erstellt: 27. Sep 2007, 18:47
Hi!

Die empfohlene Batiz-Aufnahme ist wieder sehr günstig zu haben:



Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#10 erstellt: 27. Sep 2007, 19:53
Hallo Frank,

das ist ja ein Supertip. 12 Euro, das ist ja echt geschenkt. Nun habe ich allerdings schon die Streichquartette von ihm und muß sagen, ich habe sie kaum gehört. Irgendwie verfing das bei mir nicht, obwohl ich die Musik teilweise doch interessant fand. Deshalb zögere ich bei dieser Investition.

An sich sollte man noch mal einen Thread zu den Streichquartetten machen, nicht um Interpretatioen zu vergleichen ( es gibt glaube ich nur die Brilliantbox), sondern um vielleicht Anregungen zu erhalten, in die Streichquartettbox noch mal reinzuhören.

Gruß Martin
teleton
Inventar
#11 erstellt: 28. Sep 2007, 12:43
Hallo martin,

Dein Vergleich ist ja nun auch ein himmelweiter Unterschied.
Die Bachianas sind nirgendwo langweilig.

Das ist etwas ganz anderes als "Quischquartette".

Für 11,99€ geschenkt für diese Spitzenaufnahmen.
Schon die Bachianas Nr.2 (meine Lieblinge)sind den Preis wert.
Martin2
Inventar
#12 erstellt: 28. Sep 2007, 14:52
Hallo Wolfgang,

na dann werde ich sie mir ja wohl kaufen müssen.

Streichquartette höre ich aber gelegentlich auch ganz gern. Nur kann ich mir Streichquartette nicht ständig anhören, irgendwann hast Du mal wieder Lust auf Klavier und Orchester. Aber manchmal ist es auch schön, etwas Intimeres zu hören und ein Streichquartett ist nun mal intimer. Kammermusik mit Klavier finde ich vom Klang her aber auch wirklich am schönsten.

Gruß Martin
WolfgangZ
Inventar
#13 erstellt: 28. Sep 2007, 16:37
Hallo, Namensvetter!

Was ist gleich wieder ein "Quischquartett" ?

Gruß, Wolfgang
teleton
Inventar
#14 erstellt: 01. Okt 2007, 11:54
Hallo WolfgangZ,

das Schostakowitcch: Streichquartett Nr.8 ist große Musik, das ist für mich zum Beispiel kein "Quitschquartett".

Aber es gibt da so eine ganze Reihe Streichquartette, dessen gequitsche und geschrumme ich nun gar nichts abgewinnen kann.

In der Regel ziehe ich auch die Streichorchesterfassungen (soweit vorhanden) vor !
WolfgangZ
Inventar
#15 erstellt: 01. Okt 2007, 14:38
Hallo, Wolfgang!

"Quietschquartett" hätte ich schon verstanden!

Nix für ungut!

Gruß, Wolfgang
Hüb'
Moderator
#16 erstellt: 03. Okt 2007, 19:58
Habe den Batiz-3er heute geordert.

Viele Grüße

Frank
teleton
Inventar
#17 erstellt: 18. Okt 2007, 14:05
Hallo Hüb,

es ist immer schwer in Worte zu fassen, wo die Unterschiede liegen.
Aber ein Batiz, mit seinem mexikanischen Temprament ist einfach näher dran als ein Schermerhorn mit einem relativ provinziellen Orchester (jedenfalls klingt es so).

Du hast die Batiz-EMI-GA geordert und kennst nun beide.
Wie ist Dein Eindruck im Vergleich ???
Hüb'
Moderator
#18 erstellt: 18. Okt 2007, 19:51
Hallo Wolfgang,

bin noch nicht zum hören gekommen.

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#19 erstellt: 30. Aug 2011, 14:41
jpc.de

Bei mir ist heute diese Box angekommen. Sie ist sicher zum jetzigen Preis ein guter Tip.

Heute hörte ich in die Bachianas Brasilieras hinein, die ersten drei. Diese Box enthält die Bachianas Brasilieras vollständig und dies ist ja ein Thread zu diesen Werken. Allerdings enthält die Box auch noch so einiges mehr, insofern sollte man zu dieser Box vielleicht noch mal einen seperaten Thread aufmachen.

Diese Box enthält in sehr gutem Mono wichtige Werke des Komponisten in dessen eigenen Einspielungen. Eingespielt wurde von 1954 - 1958. An sich schade, daß es keine Stereoeinspielungen sind, Stereobandgeräte existierten ja damals bereits ( meine Daphnis und Chloe mit Munch ist etwa von 1954). Gut - das ist eben so - so sehr stört mich mono auch nicht und die Aufnahmen klingen sehr gut.

Gehört habe ich die Bachianas Brasilieras 1 -3. Die kenne ich auch gut in der Einspielung von dem Batiz. Was sind die Unterschiede zwischen beiden Interpretationen?

Nun schon der Anfang der erten Bachianas Brasilieras klingt beim Komponisten doch wesentlich spannender. Dann im langsamen Satz will mir das Cellosolo ( das Orchester besteht ja interessanterweise nur aus Celli) doch wesentlich ergriffener erscheinen.

Auch die 2. Bachianas Brasilieras wollen mir empfundener erscheinen bei anscheinend auch langsameren Tempi. Allerdings nimmt das Saxophon bei Villa Lobos eine bei weiterem weniger prominente Rolle ein als bei Batiz. Das mag auch richtig sein, aber ich höre das Saxophon bei Batiz trotzdem sehr gerne. Das Ende des Werkes klingt dann beim Komponisten wesentlich moderner. Dieser gewisse Witz dieses Satzschlusses, wo sich das Orchester in die schrägste, schrillste Harmonie ( und auch Instrumentation) verirrt, um dann doch mit einer einfachen Tonika zu schließen, ist mir bei Batiz gar nicht auffällig geworden, der das anscheinend eher zudeckt, beim Komponisten selbst sticht es heraus.

Die 3. Bachianas Brasilieras haben mir mit dem Komponisten sehr gut gefallen. Ich bin da nicht so ganz überzeugt von dem Batiz, bei Batiz klingt das fast wie ein verhindertes romantisches Klavierkonzert. Der Ton bei Villa Lobos ist wesentlich introvertierter und das Werk gewinnt auf diese Weise ungemein, nur der letzte Satz vermochte mich auch mit dem Komponisten nicht vollständig überzeugen.

Ich werde Euch auch weiter über meine Hörerfahrungen in dieser Box berichten, wobei man dann vielleicht noch einen Thread zur Orchestermusik von Villa Lobos aufmachen sollte. Jedenfalls ist dies eine faszinierende Box und Villa Lobos ein toller Komponist.

Gruß Martin
teleton
Inventar
#20 erstellt: 01. Sep 2011, 16:41
Hallo Matrin,

es ist immer interessant die Sicht des Komponisten auf Platte hören zu können. Ich glaube Dir auch gerne, dass Du da Vorteile gegenüber Batiz (EMI) festmachen kannst.

Mir persönlich würde diese farbig instrumntierte Musik allerdings in den Villa Lobos-Mono-Aufnahmen kaum Freude bereiten.
(Meine Meinung und meine mögliche Begeisterungsfähigkeit über historische Mono-Aufnahmen ist hinreichend bekannt.)

Zustimmung zu deinem Zitat an anderer Stelle, bei der Du folgendes schreibst:

Diese Werke vom Komponisten selbst interpretiert zu finden, ist etwas ungemein spannendes, ohne daß ich deshalb das Gefühl hätte, daß die Batizaufnahmen deshalb schon von vorneherein disqualifiziert wären. Ich finde immer wieder, daß gerade bei Abwertungen von Interpretationen in Klassikforen oft maßlos übertrieben wird.


Ich sehe an den feurigen Batiz - Interpretationen nämlich keinerlei Nachteile.
Auch die von mir hochgeschätzte BB Nr.2 sind mit batiz eine Wucht.
Martin2
Inventar
#21 erstellt: 01. Sep 2011, 17:37
Hallo Wolfgang,

mono mag ja sein, aber "historisches Mono" ist das ganz bestimmt nicht. Das waren schon die Zeiten, als, ich sah es bei der Abbildung eines LP Covers in meiner Markewitschbox, der Aufdruck "Hifi" schon die Platten zierte. Ich finde den Klang vollkommen akzeptabel, warum sollte er auch schlechter sein als die ersten Stereoaufnahmen ( na ja die ganz ersten entstanden experimentehalber schon im 3. Reich), die zu jener Zeit erschienen.

Übrigens: Die 2. Bachianas Brasilieras, die Du so sehr schätzt höre ich bei dem Batiz auch tatsächlich lieber. Toller Saxophonspieler.

Heute dann die 2. CD mit den Bachianas Brasilieras 4 -7. Das sind Werke, die mit Batiz früher nicht gezündet haben, aber mit dem Komponisten selbst ist das anders. Nicht, daß ich den Batiz nach so langer Zeit noch wirklich auf dem Schirm hätte.

Ich weiß allerdings nicht, ob diese Aufnahmen - abgesehen von Mono - auch wirklich was für Dich wären. Du sprichst vom "feurigen Batiz", gut, das Feurige mag sein, aber paßt das wirklich zu Bach? Und "bachisch" klingt allerdings vieles bei Villa Lobos. Und das finde ich teilweise wirklich ergreifend, sei es in dieser wunderschön gesungenen Kantilene, die ja auch recht berühmt ist, in der 5. Bachianas, oder dieser majestätischen erderschütternden Fuge in der 7. Gut dieses komische Duett zwischen Flöte und Fagott in der 6. weiß mich nicht zu begeistern, schon weil ich so ein Duett zweier Blasinstrumente nicht so wahnsinnig spannend finde.

Was sich mir bei Villa Lobos eigenen Einspielungen halt unbedingt vermittelt, ist der Versuch Bachs Musik auf irgendeiner Weise neu aufleben zu lassen, auch wenn er den modernen Komponisten dabei nicht vollkommen verleugnen kann. Ein solcher Versuch ist an sich eigentlich eine vollkommen beknackte Idee - das merkwürdige ist nur, daß das Ergebnis nicht irgendein fades Pastiche ist, sondern etwas teilweise ungemein Ergreifendes, fast ergreifender als die Musik Bachs selber. Deshalb sind diese Werke ja auch wohl das Berühmteste von Villa Lobos.

Nur weiß ich eben nicht, ob Dir diese Aufnahmen so gut gefielen. Wenn die Aufnahmen nämlich etwas überhaupt nicht haben, dann das klischeehafte "brasilianische Feuer". Irgendwann sporadisch mal, aber sonst nicht. Viel mehr ist es diese sympathetische Einfühlung in Bach.

In die Descrobimanto do Brasil hörte auch kurz rein - das gefiel mir überhaupt nicht, mag sich aber noch ändern. Aber das ist ja ohnehin ein Thread über die Bachianas Brasilieras.

Gruß Martin
arnaoutchot
Moderator
#22 erstellt: 21. Sep 2011, 10:13
Hallo teleton und Martin,

kurzer Einwurf von mir. Ich habe mir auch die "Villa-Lobos conducts Villa-Lobos" geholt und bin sehr angetan davon. Mein Favorit bislang ist die BB No. 4 mit den langen Kantilenen, die bei manchen Interpreten Gefahr laufen, zu kitschig zu werden. V-L hat sich aber gut im Griff und ich habe - ohne einen direkten Vergleich zu machen - bislang kaum eine bessere Darbietung dieses Stückes gehört. Im übrigen finde ich, dass man das Saxophon auch bei der V-L-Box gut hört. Klanglich muss man sicherlich Abstriche machen, aber es ist sauberes Mono, hat durchaus Dynamik und passt irgendwo zu dieser Musik.

Wenn es um besser klingende Aufnahmen geht, würde ich zum einen zu der hervorragenden Komplettbox der BBs und Choros auf BIS raten, oder für jemanden, der nur mal preisgünstig in drei der populärsten BBs reinschnuppern will, die Telarc-CD mit Lopez-Cobos. Beide klingen hervorragend.

amazon.de amazon.de
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