Haydn, Josef: So ein Wirbel !!!! - Sinfonie Nr 103

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 14. Mai 2004, 17:48
Hallo,

Ja es ist richtig, ich will Euch zu richtigen Haydnerianern machen !!
Deshalb folgt heute wieder ein Werk aus seiner Feder.
Um es euch leicht zu machen, hab ich eines aus der "Londoner Periode" gewählt, welches auch jenen gefallen sollte, die mit dem "jungen Haydn" wenig anzufangen wissen.

Die Sinfonie Nr 103 in Es Dur "Mit dem Paukenwirbel" verdankt ihren Namen nach dem Paukensolo, das den Beginn dieser Sinfonie so charakteristisch gestaltet, und welches gegen Ende des ersten Satzes quasi als Abschluß wiederholt wird.
Schon allein die Gestaltung ses "Paukenwirbels" auf verschiedenen Aufnahmen zeigt, wie groß die Bandbreite für Interpretation durch das Notenmaterial gelassen wird, manchmal hat man bei zwei verschiedenen Lesarten Zweifel, ob es denn doch tatsächlich dasselbe Werk ist, daß das gespielt wird.
Wie wenig man Musik "beschreiben" kann zeigt sich besonders am 2. Satz. Manche sehen ihn als Trauermarsch (Sergiu Celibidache, Sandor Vegh), wobei es Vegh gelingt diese Lesart überzeugend rüberzubringen, Celibidache (im unmittelbaren Vergleich) jedoch trotz annähernd gleicher Spieldauer IMO nicht. Bei Jochum (meine Referenz *) ist in diesem Satz von Trauer nichts zu spüren, er ist auch wesentlich schneller, ebenso wie Abbado mit dem Chamber Orchestra of Europa. Bei Jochum gelingt jedoch das Geigensolo besser als bei Abbado, auch bei Vegh klingt es einfach betörend.
Haydn verwendete in dieser Sinfonie einige kroatische Tanzweisen, alles ist bis heute nicht völlig identifiziert, weil Haydn sie so sublimiert hat, daß eine Trennung des einen von anderen kaum möglich erscheint.
wunderschön auch der Beginn des letzten Satzes, der mit den Hörnern eröffnet, dem sich dann die Streicher zögernd anschließen...Die Sinfonie endet schließlich heiter und strahlend.

Die Jochum Aufnahme erwies sich einmal mehr als äusserst stabil. Damit meine ich, daß bei anderen Aufnahmen, die oft sehr interessante "Einzellösungen" anbieten, diese meist durch Verzicht auf Wahrung der Proportionen erkauft werden.
Jochum ist hier im besten Sinne "Klassisch"
Irgendwer hat neulich geschrieben diese DGG wäre klanglich nicht perfekt, das mag sein. Gemessen an den anderen mir zu Verfügung stehenden "Probanden" ist sie geradezu ein Klangwunder
Wer sich dafür interessiert, aber nicht wie anti und ich, "alle" Londoner unter Jochum haben möchte, für den hab ich folgendes in der Serie Eloquence gefunden:



Vorteil: Spottpreis
Nachteil: Kann dann nicht mehr mit weiterern Aufnahmen aus dieser Aufnahmeserie ergänzt werden, da es die nicht einzeln gibt.




Ich habe natürlich nicht alle Versionen, so würde mich die Qualität jener mit Antal Dorati interessieren.

Grüße aus Wien

Alfred
Kakapofreund
Inventar
#2 erstellt: 15. Mai 2004, 13:40
Hallo Alfred!

Ich habe zwei Versionen der Londoner Sinfonien.
Einmal unter Sir Colin Davis mit dem Concertgebouw Orcherstra aus Amsterdam und dann die Gesamteinspielung aller Sinfonien Haydns mit dem Austro-Hungarian Haydn Orchestra (das sind österreichische und ungarische Musiker, unter anderem welche von den Wiener Philharmonikern)unter Adam Fischer.

Ich müsste mir die 103 noch mal anhören, um sagen zu können, welche mir persönlich besser gefällt.

Soweit ich mich aber erinnern kann, sind die Aufnahmen unter Davis wirklich ein Ohrenschmaus.
Aber das ist ja auch wohl alles reine Geschmackssache.
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 15. Mai 2004, 14:03
Hallo Frank, Hallo Forianer,


Ich müsste mir die 103 noch mal anhören, um sagen zu können, welche mir persönlich besser gefällt.


Das ist ja eine der angenehmen Eigenschaften dieses Forums, daß man durch manche Threads angeregt wird, Platten die man schon lange in der Sammlung hat, erneut zu hören

(Der weniger preiswerte Effekt, daß man auch zu Neuanschaffungen animiert wird )

Also, wenn Du Zeit und Lust hast, hör mal in die beiden Aufnahmen rein.

Ich habe gestern übrigens noch in die Version mit Sir Thomas Beecham hineingehört, der eine äußerst eigenwillige Fassung des Werkes präsentiert.
Sosehr ich Beecham ansonst schätze, sein Haydn vermisst jede Leichtigkeit, ich würde die Auffassung fast "unversöhnlich" nennen. Auf höchster Ebene am Ziel vorbei, sein Haydn klingt nach Beethoven, wenn nicht teilweise nach Brahms, und das tut dem Werk nicht gut.
Man muß aber fairerweise sagen, daß man 1958 (da entstand diese Aufnahme) eine anderes Bild von Haydn hattte als heute.
BTW: Abgesehen von "Paukenwirbel" am Anfang der Sinfonie, ist der wunderbare zweite Satz optimal, um signifikante Interpretationsunterschiede festzustellen, auch von einem "Laien" nicht zu überhören. Man kann diesen Satz (langsam) tänzelnd, gravitätisch starr, oder aber auch echt traurig hören. Sehr groß auch die klanglichen Unterschiede beim Geigensolo in diesem Satz. Es werden andere Emotionen übermittelt.
Dies nur als "Hilfestellung" .Schließlich hab ich diese Sinfonie jetzt ca 6 Stunden in diversen Varianten ( mit viel Freude !!!) gehört.

Gruß aus Wien

Alfred
Antracis
Stammgast
#4 erstellt: 15. Mai 2004, 21:17
Tja, wie Niemandem entgangen sein dürfte, hat unser Wiener-Klassik-Dealer Alfred den Anti mit einer guten Dosis "Gelber Jochum" angefixt.

(Ich hatte diese Woche sogar schon mal ein paar Naxosse mit Hadyns Streichquartetten Op.64 in der Hand, konnte mich aber noch beherrschen. )

Auf die Paukenwirbelsinfonie stieß ich sehr schnell, da Sie sich auf der numerisch ersten CD des Schubers befindet. Hab sie sofort ins Herz geschlossen und war écht beeindruckt, wie (der oft als behäbig verschriene) Jochum das London Philharmonic im 4. Satz gradezu explodieren lässt, ohne die subtile Struktur zu zerschlagen. Sehr gut gefällt mir auch der dritte Satz (das zieht sich durch mehrere Aufnahmen des CD-Schubers!). Die Menuette habe ich oft schon live als eher langweilig wirkende, gradezu "spießig" musizierte Stücke erlebt, was wohl kaum in Hadyns Sinn gewesen sein dürfte. Diese Aufnahme erstaunt in der Hinsicht wirklich, dass es tatsächlich "spannend" musiziert wird.

Habe wie gesagt bis auf Live-Erlebnisse und Radio keine Interpretationsvergleiche und werde mir wohl vorerst auch keine zulegen. Ist aber auch ein gutes Zeichen für die Qualität des Stoffs.

Gruß
Anti


[Beitrag von Antracis am 15. Mai 2004, 21:24 bearbeitet]
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