Röhrenradio als Vorverstärker / Preceiver ?

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8bitRisc
Inventar
#1 erstellt: 21. Sep 2023, 22:45
Hallo zusammen,
ist von euch schonmal jemand auf die Idee gekommen ein Stereo-Röhrenradio als Vorverstärker oder Preceiver für eine Röhrenendstufe einzusetzen ?
Röhrenradios haben keinen Vorverstärkerausgang. Aber anhand des Stromlaufplans sollte es möglich sein das vorverstärkte NF-Signal abzugreifen um dann damit auf eine Röhrenendstufe zu gehen.
Die Endröhren im Radio müssen bei Betrieb als Vorverstärker gezogen werden da das Radio nicht über seine Lautsprecher spielen soll. Desweiteren wird auch nicht unnötig ungenutzte Energie im Röhrenradio in Form von Wärme verbraucht.

Aus HIFI-Sicht ist das vielleicht nur eine dumme Idee aber man hat die Möglichkeit sich preisgünstig eine Vorstufe in Röhrentechnik aufzubauen welche dann im Gegensatz zu den meisten Kaufgeräten auch noch eine Klangreglung hat.
Die besseren Stereoradios hatten zwei Eingänge (TA und TB) und einen UKW Stereodekoder eingebaut.
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 22. Sep 2023, 10:10
Servus,

8bitRisc (Beitrag #1) schrieb:
Die besseren Stereoradios hatten zwei Eingänge (TA und TB) und einen UKW Stereodekoder eingebaut.

Den Stereodecoder hatten die wenigsten mit "Stereo" betitelten Geräte ab Werk an Bord - da war ein Steckplatz dafür vorhanden (auf dem im Lieferzustand ggf. ein Kurzschlußstecker steckte), an dem man einen Nachrüstdecoder anstecken konnte. https://www.jogis-ro...ordmende/Decoder.pdf, https://img.kleinanz...90130d?rule=$_57.JPG, https://www.jogis-ro...odekoder/Dekoder.htm. Das Radio muß übrigens im Fall einer Nachrüstung eines Stereodecoders explizit als stereotauglich ausgewiesen sein - sprich: 300[kHz] UKW-ZF-Bandbreite haben (mit der üblichen 170[kHz] ZF-Bandbreite von Mono-Geräten ist ein verzerrungsarmer Stereoempfang nicht möglich)

Zur angedachten Vorverstärkeranwendung - also dem Herausführen der NF HINTER dem Lautstärke- und Klangsteller-Netzwerk aber VOR der Endröhre:

  • Das Lautstärke- und Klangstellernetzwerk ist sehr häufig in die Gegenkopplung mit eingebunden. Zieht man die Endröhre(n), dann macht man die Gegenkopplungsschleife auf - mit schwer absehbaren Konsequenzen auf das Ergebnis, eine Signalauskopplung betreffend.
  • Selbst wenn man aus diesem Grund die Endröhre drin läßt und den Lautsprecher durch einen (stummen) Lastwiderstand ersetzt, dürfte die Freude daran gedämpft sein, weil: Der Frequenzgang des Verstärkerteils der üblichen alten Röhrenradios ist alles andere als linear - der wurde von den Entwicklern immer so hingebogen, daß sich im Zusammenspiel mit Lautsprecher(n) und Gehäuse ein möglichst "schöner" Klang ergab.
  • In sehr vielen der damaligen Mono-Radios wurde als Teil des NF-Verstärkers das Triodensystem einer EABC80 verbaut. Dieses Triodensystem entspricht von der Dimension her gaaanz ungefähr der Hälfte einer ECC83 - es ist also recht hochohmig. Deswegen liegen die Anodenwiderstände der EABC80-Triode in Radios jener Zeit auch ungefähr bei 200....250[kOhm]. Geht man von dieser Anode jetzt per Kondensatorauskopplung (relativ hochohmigen Ladewiderstand nach Masse am verstärkerseitigen Ende nicht vergessen - Verstärkerschutz!) in einen externen Verstärker rein, so hat der bei Halbleitergeräten meistens einen Eingangswiderstand von ~ 47[kOhm]. Sprich: Aus der Sicht der EABC80-Triode sieht das wie eine impedanzmässige Überlastung aus - mit der wahrscheinlichen Folge erhöhten Klirrs (und möglicherweise zu geringen Pegels).

Wenn jetzt aus den oben aufgeführten Gründen jemand mit dem Begriff "Schnapsidee" um die Ecke käme, würde ich persönlich eher nicht ganz laut widersprechen....

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 22. Sep 2023, 10:45 bearbeitet]
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