Röhren kontra analytisches Hören

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RogerJFX
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 29. Mai 2007, 21:10
Um es kurz zu machen: ich bin u.a. Musiker und hier in letzter Zeit vor allem in Sachen Tontechnik unterwegs. Nun spiele ich aber auch mit dem Gedanken, mir einen Röhrenverstärker zuzulegen (natürlich erst die neuen Röhren plus Messadapter, dann das Gerät - oder eben gleich was teures. Mit anderen Worten: die Entscheidung ist an sich schon gefallen...).
Naja, für einen Musiker gibt es keine Anlage, die nicht auch zum Abhören verwendet wird. Deswegen hier die Frage, die ich zur Diskussion stellen möchte: was macht die Röhre eigentlich? Holt sie mehr aus einer guten Aufnahme heraus oder schönt sie nur auf, also dann auch die schlechteren Aufnahmen?
Ok, jetzt sollte man vielleicht noch definieren, was überhaupt eine gute Aufnahme ist. Wahrscheinlich eher nicht die, die nur mittels Klangverbesserern aufgemöbelt wurde. Hier fände ich das übrigens gar nicht mal schlimm, wenn eine Röhre wenigstens noch einen Rest-Charme evtl. mittles künstlicher Obertöne hinzufügt.
Meine Befürchtung ist eben die, daß irgendwann nur die Röhre gut klingt, egal wie besch... die Aufnahme bzw. der Interpret ist. Kann es sein, daß der Transistor ehrlicher ist? Oder ist er nur messtechnisch ehrlicher (das Maß der Dinge ist schließlich das Ohr)?
Ich denke, ich werde meine Erfahrungen machen. Trotzdem würde ich mich als Röhren-Newbee (nicht wirklich, ich spielte schon diverse Röhrenverstärker als Musiker) über Kommentare dieses Thema betreff freuen.
Best,
Roger
Granuba
Inventar
#2 erstellt: 29. Mai 2007, 21:15
Hi,

wie beim Lautsprecher gilt: Er kann sounden oder nicht, eine gut gemachte Röhre ist von den Messwerten einem Transistorverstärker fast ebenbürtig.
wichtiger sind in deinem Fall die Lautsprecher, die machen den Klang und im Zusammenspiel mit einer Röhre ist darauf zu achten, daß eine Impedanzlinearisierung vorgenommen wurde, ohne diese wird der Klang definitv verfälscht werden, einer der Hauptgründe, warum Röhren meist komplett anders klingen.

Harry
RogerJFX
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 29. Mai 2007, 21:45
Das klingt schon mal aufmunternd. Was die Lautsprecher betrifft: da befürchte ich wenig. Ich habe mir eigens ein paar ELACs (BS 203 Anniversary) zu Eigen gemacht mit dem Vorsatz, die irgendwann an die Röhre zu hängen (M.E sind eben diese Boxen optimal für meine momentan gegebenen räumlichen Verhältnisse - meiner Hackerbude, in der ich vielleicht demnächst mal abhören möchte).
Aber die nämlichen hängen zur Zeit an einem NAD Verstärker, und das zischt manchmal schon recht nervig. Vor allem habe ich den Eindruck, daß ein Transistor einfach kein Verständnis dafür hat, daß ein Bass-Ton sich durchaus auch bis zu 10 Millisekunden später entwickeln darf - das schafft allenfalls mehr Transparenz in den Höhen, vor allem bei den Peaks der Höhen (weil die dann dürfen und nicht vom Bass überlagert werden). Außerdem ist das in der Tat der natürlichen Entwicklung eines Klangs entsprechend. Der Bass kommt nunmal später, zumindest in einer akkustischen Umgebung (klar, wenn ein Brikett in der Bassdrum hängt, dann nicht). Schließlich sind Basswellen länger, meine allzumal .

Tja, eben das brachte mich auf die Frage. Ist das so, daß ein Röhrenverstärker zunächst schlicht die Entfaltung des Basses ein wenig verzögert (bzw. runder macht)? Und: ist das nun als schlecher oder besser einzuschätzen?

Ich werde es wohl einfach ausprobieren, und hernach, versprochen, meine Erfahrungen hier zu Markte tragen.

Cheers,

Roger


[Beitrag von RogerJFX am 29. Mai 2007, 21:52 bearbeitet]
Granuba
Inventar
#4 erstellt: 29. Mai 2007, 21:53
Hi,

bleibt nur noch die Frage, ob die kleine Elac eine Impedanzlinearisierung hat?

Harry
RogerJFX
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 29. Mai 2007, 22:26
Gute Frage. Ich konnte bisher nichts rausfinden.

Aber jetzt mal im Ernst: das glaube ich einfach nicht, daß Impedanzlinearisierung nur Röhrensound optimiert. Ein Transistor hängt letztlich auch nur an einem Widerstand. Ja, kann der vielleicht hellsehen? Oder ist es wirklich so, daß der Transistor auf verschiedene Impedanzlasten (schneller) reagiert?

Ich kann nur soviel sagen: diese ELACs klingen mir einfach zu analytisch an dem NAD-Ding. Kann mir gut vorstellen, daß selbst die kleinen ELACs tatsächlich linearisiert sind. Jedenfalls hatten meine alten B&Ws (irgendwas mit CDX 1000) mit dem NAD keine solchen Schwierigkeiten. Wobei ich gar nicht mal weiß, was mir lieber ist...

Ich werde mich in die Materie zweifellos weiter einarbeiten müssen.

Cheers ,

Roger
Granuba
Inventar
#6 erstellt: 29. Mai 2007, 22:29
Hi,


das glaube ich einfach nicht, daß Impedanzlinearisierung nur Röhrensound optimiert.


mit glauben hat das nichts zu tun, es ist Physik und konkret nachmessbar. Eine Mail an Elac wäre vielleicht hilfreich.

Harry
RogerJFX
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 29. Mai 2007, 22:40
Ok, ok.

Wenn es Physik ist, will ich aber zumindest wissen, warum das so ist. Messbar oder nicht.

Eine Anfrage via Mail an ELAC werde ich selbstverständlich verschicken.

Vielen Dank einstweilen. Ich hoffe doch sehr, mich dereinst revanchieren zu dürfen, in jedwelcher Form (z.B.: ).

Best,

Roger
Granuba
Inventar
#8 erstellt: 29. Mai 2007, 22:47
Hi,


Wenn es Physik ist, will ich aber zumindest wissen, warum das so ist. Messbar oder nicht.


es ist konstruktionsbedingt beim Röhrenverstärker, u.a. ist der Dämpfungsfaktor sehr gering. Auf eine schwankende Impedanz (Normal bei Mehrwegelautsprechern) reagieren sie empfindlich mit Frequenzgangüberhöhungen. Ganz einfach erledigt das man mit einer Impedanzlinearisierung.
Hier ein kleines Bild:



Blau "normal", rot mit IL.
Hier der Text, ganz unten zu finden:

http://www.acoustic-design-magazin.de/html/weiche24.html

Harry
RogerJFX
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 29. Mai 2007, 23:47
Was denn? Schwankende Impedanzen wegen der Weichen? Hoppla, was verbauen die denn da heutzutage?

Oder habe ich schon wieder was mißverstanden. Ich fürchte, ich muß erstmal meine Hausaufgaben machen.

Klar, es müssen wohl die Weichen sein. Immerhin - das habe ich schon mal begriffen. Irgendwann, als ich noch jung war (schön bin ich selbstredend immer noch), habe ich sowas auch mal selbst gebaut... - wenn auch ohne Linearisierung.

Cheers,

Roger

Wobei ich zu bebaupten wage, daß es sich irgendwie immer noch um die Dicke der Kupferdrähte um die Spulen handelt.


[Beitrag von RogerJFX am 30. Mai 2007, 00:31 bearbeitet]
g.vogt
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 30. Mai 2007, 10:06
Hallo Roger,

RogerJFX schrieb:
Was denn? Schwankende Impedanzen wegen der Weichen? Hoppla, was verbauen die denn da heutzutage?

Oder habe ich schon wieder was mißverstanden. Ich fürchte, ich muß erstmal meine Hausaufgaben machen.

selbst ganz ohne Weiche gibt es schwankende Impedanzen, Interaktion von Chassis und Gehäuse, Chassisresonanz und ggf. BR-Tunnel-Resonanz sorgen bereits für frequenzabhängige Impedanzen.

Mit internetten Grüßen
g.vogt
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