Grundrauschen (Rotel RA-980BX)

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Bleihamster
Neuling
#1 erstellt: 17. Jun 2010, 21:45
Hallo,

Ich habe mir vor kurzem einen alten Rotel RA-980BX Vollverstärker zugelegt und betreibe ihn im Moment an einem Paar KEF IQ3. Signalquelle ist ein PC+Juli@-Karte. Nach ein paar Tagen Einspielzeit, in der er sich recht komisch verhalten hat (niederfrequentes Brummen für ca 10 Minuten nach dem Einschalten, nur kratzige und sehr leise Musikwiedergabe in dieser Zeit, heftiges "Knacken" in den Boxen nach dem Ausschalten) war ich eigentlich recht zufrieden.
Inzwischen ist mir aber ein recht lautes Grundrauschen aufgefallen, das bei jeder Lautsärkeeinstellung vorhanden ist. Das Rauschen hängt auch nicht davon ab ob eine Signalquelle an den Verstärker angeschlossen ist. Trennt man den Vorverstärker-Teil von der Endstufe ist das Rauschen verschwunden.

Das Rauschen ist bis in gut 2m Abstand während leiser Musikpassagen zu höhren und damit ziemlich lästig.


Ich wollte fragen, ob jemand weiß, ob das Problem für diesen Verstärker "normal" ist oder ob es sich um einen Defekt handelt.
In jedem Fall würde mich auch interessieren, ob man etwas dagegen unternehmen kann (habe kein Problem damit ein wenig zu basteln).


mfg
Uwe


[Beitrag von Bleihamster am 17. Jun 2010, 22:40 bearbeitet]
oldiefan1
Inventar
#2 erstellt: 17. Jun 2010, 21:56
Hallo Uwe,

Wenn Du den Soundkartenausgang vom Verstärker trennst, ist das Rauschen auch? Dann liegt ein Defekt im Verstärker vor.

Falls dann das Rauschen weg ist, hast Du ggf. eine Brummschleife über den PC (dann sollte die Störung allerdings niederfrequenter sein) oder eine Einstreuung einer Störung, die vom PC herkommt.

Gruss,
Reinhard
Jeck-G
Inventar
#3 erstellt: 17. Jun 2010, 22:13

(niederfrequentes Brummen für ca 10 Minuten nach dem Einschalten, nur kratzige und sehr leise Musikwiedergabe in dieser Zeit, heftiges "Knacken" in den Boxen nach dem Ausschalten)
Wobei das bereits schon auf eine Defekt hinweist, zumindest wenn man Quellen und Anschlussfehler ausschließen kann.

Und: Elektronik muss nicht eingespielt werden!
Lediglich Röhren können ihre Parameter in den ersten Betriebsstunden verändern, was aber auch normal ist.


[Beitrag von Jeck-G am 17. Jun 2010, 22:15 bearbeitet]
Bleihamster
Neuling
#4 erstellt: 17. Jun 2010, 22:39
Die Störung kommt definitiv nicht vom PC und ist eigentlich völlig unabhängig von der Signalquelle.

Der Ausdruck Einspielzeit war wohl etwas unglücklich gewähl.
Jedenfalls haben sich die Fehler aber nach ein paar Tagen im Betrieb gelegt.
Albus
Inventar
#5 erstellt: 18. Jun 2010, 15:04
Tag,

war der Verstärker für markant lange ungenutzt irgendwo herumgestanden, gar im Keller bei jeder Jahreszeit, somit ist davon auszugehen, dass die vielerlei Kontaktstellen angelaufen, teils mehr oder weniger korrodiert sind, Kondensatoren sind +/- reaktionslos. Folglich brummt es, säuselt nur, knallt, wenn ein mechanischer Kontakt gebrochen wird. Eine Wiederinbetriebnahme braucht dann etwas Vorbereitungszeit und Vorlaufleistung. Was du als Einspielen durchaus richtig erlebt hast; je höher die Strom- und Spannungs-mäßige Beanspruchung der Kontakte, Kondensatoren, desto eher ist die gebrauchstaugliche Funktionalität der Apparatur wieder da. Was man auch Burn-In nennen darf: die Zeit und die Aktivitäten der Wiederinbetriebnahme.

Man kann's abkürzen. Man braucht dazu einen Hochlastwiderstand, Werte 50 oder 100 Watt, 8 oder 10 Ohm, der als Dummy Load (Alsob-Last) an die Lautsprecherausgänge gehängt wird - und befeuert. Derartiges findet sich für Kalibrierungszwecke auch in Service Manualen von Endverstärkern. Denn 50 Watt sind viel Leistung für einen Verstärker, der lange herumgestanden war. Derartige Widerstände gibt es als hochwertige Drahtwiderstände, wo es elektronische Bauteile gibt, z.B. Conrad Electronic; Preis einst DM 14,95 (50 Watt/8 Ohm, Toleranz 1%). Unter Last wird eine Dummy Load sehr heiß, nicht auf Holz liegen lassen.

Das sog. Restrauschen (bei Volume linksanschlag, minus unendlich) sollte total stumm sein; die alten Rotels glänzten in dieser Stellung aber noch nie. Hörbarkeit in 2 m Abstand ist eine Art von Unzulänglichkeit. Wenn es nach Abwicklung der Wiederinbetriebnahme dabei bleibt, dann ... Rotel sei Dank. Und so, bis demnächst?

Freundlich
Albus
Jeck-G
Inventar
#6 erstellt: 18. Jun 2010, 16:28
Ups, hatte es überlesen, dass es ein Altgerät ist...
audiophilanthrop
Inventar
#7 erstellt: 18. Jun 2010, 22:06
Hört sich bald danach an, als könne das Gerät hier und da ein paar neue Elkos vertragen, insbesondere die Siebelkos für die Vorstufen-Spannungsversorgung wären verdächtig.

Service-Doku gibt's u.a. hier.

Demnach würde ich C913 bis C918 erneuern, Mindest-Spannungsfestigkeit diesmal 35 V (bei den 100µ paßt platztechnisch vermutlich auch noch mehr), 105° schadet nicht (die 1000µ dürfen auch gern Low-ESR sein), Hersteller mit guter Qualität deutlich bevorzugt. Original sind hier welche mit nur 25 V Spannungsfestigkeit verbaut, was angesichts von anliegenden 18 V gerade langfristig nicht allzu luxuriös ist.

Die "Dicken" mit 10000µ sollte man auch im Auge behalten, denn offenbar hatte mindestens einer schon so seine Probleme mit der Spannungsfestigkeit (anders ist die Sache mit dem Brumm nicht zu erklären), auch wenn er sich wohl nochmal gefangen hat.


[Beitrag von audiophilanthrop am 18. Jun 2010, 22:13 bearbeitet]
Bleihamster
Neuling
#8 erstellt: 19. Jun 2010, 17:29
Vielen Dank für die Antworten.
An die Versorgungsspannung der Vorstufe hab ich auch schon gedacht. Werde alle Elkos in dem Pfad in nächster Zeit austauschen. Es scheint so, als wäre ohnehin schon ein Elko in der Vorstufe geplatzt und ausgetauscht worden. Leider lässt sich nicht sagen welcher. Außerdem ist die Versorgungsspannung des Vorverstärkers bei ca 17,30 V.
Mag auch an der Toleranz der Bauteile liegen.

mfg
Uwe


[Beitrag von Bleihamster am 19. Jun 2010, 17:45 bearbeitet]
audiophilanthrop
Inventar
#9 erstellt: 20. Jun 2010, 21:35

Bleihamster schrieb:
Außerdem ist die Versorgungsspannung des Vorverstärkers bei ca 17,30 V.

Dürfte hinkommen, wenn ich die Schaltung richtig interpretiere und der Regler nicht allzuviel zu tun hat - wie sieht's auf der zugehörigen Negativsupply aus?
Bleihamster
Neuling
#10 erstellt: 21. Jun 2010, 19:09
Habe gerade nochmal nach etwas längerem Betrieb nachgemessen.
Einmal +17,66V und -17,40V und für den anderen Kanal +17,69 und -17,40V ich denk mal das geht in Ordnung.
audiophilanthrop
Inventar
#11 erstellt: 21. Jun 2010, 19:18
Sieht OK aus.

Kritisch für das Thema Rauschen wären übrigens die 1000µ, welche parallel zu den Zenerdioden liegen. Zener sind nämlich exzellente breitbandige Schrotrauschgeneratoren. Die Rauschspannung wird hier "brute force" durch die Elko-Impedanz geschluckt. Funktioniert natürlich nicht mehr so gut, wenn der Elko ausgetrocknet und der ESR astronomisch ist...

Die Effektivität der ganzen Angelegenheit dürfte sich übrigens stark verbessern lassen, wenn man noch einen kleinen Widerstand direkt in Reihe zur Zenerdiode schaltet... vielleicht 10 Ohm oder so. Der Stabilität sollte das nur wenig abträglich sein, wobei man damit natürlich ein wenig aufpassen muß, damit es nicht zu Verkopplungen kommt.


[Beitrag von audiophilanthrop am 21. Jun 2010, 19:32 bearbeitet]
Bleihamster
Neuling
#12 erstellt: 21. Jun 2010, 19:45
Vielen Dank für die Tipps. Neue Kondensatoren sind schon unterwegs. Das mit den Widerständen werd ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.
Bleihamster
Neuling
#13 erstellt: 23. Jun 2010, 17:07
Nun hab ich alle Elkos, die mit der Versorgungsspannung der Vorstufe zu tun haben, ausgetauscht. Leider hat das nichts am Grundrauschen geändert. Vielleicht liegts an den Transistoren bzw. der Schaltung selbst.
audiophilanthrop
Inventar
#14 erstellt: 24. Jun 2010, 21:15
Naja, einen Versuch war's wert...

Na klar - ich Dussel. Lies mal meinen Thread "Rauscharme Verstärker", da findest du den Grund. Das Gerät hat sämtliche Verstärkung nach dem Lautstärkepoti, einmal 16 dB mit AD712 und einmal 19 dB (39 dB?) in der Endstufe. Damit begrenzt letztlich das Rauschverhalten des OPs den Grundrauschpegel - und weil es dort bei geringer Lautstärke niederohmig zugeht, genauer gesagt das Spannungsrauschen.

Nun ist der AD712 mit FET-Input nicht gerade ideal für solche Verhältnisse, er bringt es auf eine Spannungsrauschdichte von schlappen 18 nV/sqrt(Hz). Besorg dir mal zwei Stück LM4562 (oder LME49720) in DIP - 2,7 nV/sqrt(Hz) - und tausche IC501 und IC502. Wenn dir die zu teuer sind, dann meinetwegen 5532er (5 nV/sqrt(Hz)). Sind kanalgetrennt, du kannst also zuerst mal einen tauschen und prüfen, ob's auch was bringt. Sollte aber eigentlich. (Jeweils TONE auf OFF.)

EDIT: Hmm, der LM4562 ist für maximal +/- 17 V zugelassen, der wäre hier schon ganz schön am Limit. Ein 5532er kann bis +/-22 V ab. Und so der Riesenunterschied beim Rauschen wäre das auch nicht, weil bei der jetzigen Widerstandsbestückung eh schon 5 nV/sqrt(Hz) durch (1,8k||10k) anfallen, will heißen selbst ein idealer, rauschfreier OP wäre da nur 3 dB besser als ein 5532er (und das auch nur bei ganz zugedrehter Lautstärke).

Rechnerisch:
Istzustand: 18,7 nV/sqrt(Hz) (am Ausgang ~150 µVeff)
NE5532: 7,1 nV/sqrt(Hz) (8,4 dB besser)
LM4562: 5,7 nv/sqrt(Hz) (10,3 dB besser)
NE5532, 180R und 1k *: 5,0 nV/sqrt(Hz) (10,4 dB besser)
LM4562, 180R und 1k *: 2,8 nV/sqrt(Hz) (16,5 dB besser) **

*) Tauschen von R505...R508, 1k8 und 10k gegen 180 und 1kOhm (Metallfilm, wie zuvor).

**) In der Größenordnung könnte das Rauschen der Endstufe schon nicht mehr ganz vernachlässigbar sein. Auch die Klangregler werden sich irgendwann bemerkbar machen.

Das Thema DC-Offset kann man hier übrigens getrost vergessen, das Gerät ist großzügig mit Koppelelkos versehen, und mehr als gut 100 mV fallen nicht einmal beim 5532er an.

Tante EDITh, die zweite:
Bevor du aber groß ans Modden gehst, prüfe erst einmal, wie sich das Rauschen mit der Lautstärkeeinstellung ändert (oder auch nicht).
Ein gleichbleibender Rauschteppich bis weit über den von dir normalerweise genutzten Bereich ist praktisch das Startsignal für den Lötkolbeneinsatz.
Ist jedoch in diesem Bereich schon ein sehr deutlicher Anstieg des Rauschens mit der Lautstärke festzustellen, wäre das Konzept doch besser ausgereizt als ich dachte, und der begrenzende Faktor wäre das thermische Rauschen.


[Beitrag von audiophilanthrop am 25. Jun 2010, 02:04 bearbeitet]
Bleihamster
Neuling
#15 erstellt: 30. Jun 2010, 01:42
Das Rauschen ist weit über den von mir genutzten Pegel konstant und nimmt dann erst im letzten Drittel des Einstellbereichs deutlich zu. Wird wohl noch n Weilchen dauern bis die neuen OPs ankommen.
Bleihamster
Neuling
#16 erstellt: 02. Jul 2010, 17:35
Habe heute zwei LM4562 erhalten und verbaut. Die Widerstände hab ich auch gegen 180ohm und 1kohm ausgetauscht. Das Grundrauschen ist nun selbst mit dem Ohr an den Lautsprechern praktisch nicht mehr wahrzunehmen. Subjektiv ist auch der Klang etwas "schärfer/genauer", was ich aber eher als positiv empfinde.
Vielen, vielen Dank für die Hilfe.

Grüße
Uwe


[Beitrag von Bleihamster am 02. Jul 2010, 17:35 bearbeitet]
audiophilanthrop
Inventar
#17 erstellt: 03. Jul 2010, 15:06
Sehr schön, so soll es sein. Hoffen wir mal, daß der LM die grenzwertige Versorgungsspannung auf Dauer mitmacht.

Frag mich nicht, was die damals geritten hat, ausgerechnet den AD712 zu verbauen. Vielleicht war der damals ganz neu, und man ist nach dem extrem niedrigen spezifizierten Klirr und der recht hohen Slew-Rate gegangen. (Wobei die letztere hier praktisch ungenutzt verpufft, denn selbst bei Vollaussteuerung sind ausgangsseitig nur 3 Vrms gefragt, und da reichen auch 8 statt 20 V/µs noch für maximal 300 kHz.) 5532er hätte es seinerzeit schon gegeben.


[Beitrag von audiophilanthrop am 03. Jul 2010, 15:14 bearbeitet]
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